Samstag, 31. Mai 2025

Montefiore, Santa "Der Geisterbaum"

Montefiore, Santa "Der Geisterbaum" (Englisch: Meet Me Under The Ombu Tree) - 2002

Ich dachte, das könnte so etwas wie von den anderen südamerikanischen Autoren sein, die ich gelesen habe, so etwas wie ein Buch von Isabel Allende. Das war es aber nicht. Die Beschreibungen des Lebens in Südamerika, in diesem Fall Argentinien, sind nicht schlecht, aber die ganze Geschichte ist im Grunde eine kitschige Liebesgeschichte. Nachdem ich das Buch und die Autorin recherchiert hatte, war ich nicht überrascht, herauszufinden, dass sie tatsächlich Britin ist und diesen Namen wahrscheinlich gewählt hat, um exotischer zu klingen. Nicht mein Typ Buch, aber sicherlich das einzige, das ich von dieser Autorin lesen werde.

Buchbeschreibung:

"Sofia Solana - wild, hübsch, verwöhnt und eigensinnig - verlebt eine glückliche Kindheit auf der weitläufigen Ranch ihrer Familie in der argentinischen Pampa.

Dass ihr Herz ihrem Cousin Santi gehört, verrät sie jedoch nur einem: dem uralten Ombu-Baum, von dem es heißt, er habe magische Kräfte. Der Zauber wirkt - im Schatten des
Geisterbaums werden die beiden ein Liebespaar. Doch als Sofia schwanger wird, schicken ihre entsetzten Eltern sie fort nach Europa. Ein letztes Mal sehen sich die Liebenden unter dem Ombu und schwören sich ewige Treue. Sofia ahnt nicht, dass ihre Liebe verraten wird. Als eine Familientragödie sie nach vielen ereignisreichen Jahren heim nach Argentinien ruft, trifft Sofia unter dem Baum ihrer Kinheit Santi wieder. Doch kann das Versprechen der Liebe noch gelten, das die beiden einst sehnsüchtig in seine Rinde ritzten?"

Allende, Isabel "Mayas Tagebuch"

Allende, Isabel "Mayas Tagebuch" (Spanisch: El Cuaderno de Maya) - Maya's Notebook - 2011 

Wäre sie nicht schon darauf gewesen, hätte es Isabel Allende mit diesem Buch auf meine Lieblingsautorenliste geschafft. Ich habe dieses Buch absolut geliebt.

Maya ist ein Mädchen mit einer unglaublichen Geschichte. Sie hat einen chilenischen Vater und eine dänische Mutter und wächst bei ihrer chilenischen Großmutter und deren zweiten Ehemann, einem Afroamerikaner, auf. Kann es noch internationaler werden? Kann ein Mädchen, das von einer Großmutter geliebt und so liebevoll umsorgt wird, in Schwierigkeiten geraten?

Ja, das kann sie, wenn sie das Gefühl hat, dass weder ihre Mutter, die sie als Baby einfach verlassen hat, noch ihr Vater, der ständig auf Geschäftsreise ist, sie in ihrem Leben haben wollen, dass sie unerwünscht ist.

Und genau das passiert Maya: Sie gerät in all die Probleme, vor denen uns unsere Eltern warnen. Sex, Drugs and Rock'n Roll – nun ja, leider weniger Rock'n Roll und mehr Drogen. Sie gerät in so große Schwierigkeiten, dass die ganze Welt hinter ihr her zu sein scheint.

Aber ihre Großmutter hat wie immer eine Lösung. Sie schickt Maya einfach zu einer alten Freundin, die auf einer chilenischen Insel mit nur wenigen Dörfern lebt. Niemand weiß, wo sie ist, und das ist auch gut so.

Hier hat sie alle Zeit der Welt, um wieder auf die Beine zu kommen und herauszufinden, wer sie wirklich ist.

Die Beschreibung aller Charaktere, ob aus Mayas früherem oder ihrem neuen Leben, ist einfach fantastisch. Wir können uns sehr gut vorstellen, Teil einer der Gemeinschaften zu sein, in die Maya katapultiert wird. Sie lernt, worum es im Leben geht und dass es viel mehr zu bieten hat, als ein schneller "Schub" ihr bieten kann. Isabel Allendes Stimme ist großartig, und ihre Erzählung ist fantastisch. Sie baut Spannung auf, indem sie von Mayas Leben vor bis zu dem nach ihrer Ankunft in Chile wechselt. Ihr Schreibstil ist poetisch und klingt doch so wahr. Man möchte glauben, dass dies eine wahre Geschichte ist.

Ein paar großartige Zitate (aus dem Englischen übersetzt von mir):
"Auf einem Fundament aus Lügen und Auslassungen kann nichts Starkes aufgebaut werden."
"Unsere Dämonen verlieren ihre Macht, wenn wir sie aus ihren Tiefen ziehen und ihnen am helllichten Tag ins Gesicht sehen."
"Glück ist glitschig, es gleitet einem zwischen den Fingern hindurch, aber Probleme sind etwas, an dem man sich festhalten kann, sie haben Griffe und sie sind rau und hart."

Buchbeschreibung:

"Die neunzehnjährige Maya ist auf der Flucht. Vor ihrem trostlosen Leben in Las Vegas, der Prostitution, den Drogen, der Polizei, einer brutalen Verbrecherbande. Mit Hilfe ihrer geliebten Großmutter gelangt sie auf eine abgelegene Insel im Süden Chiles. An diesem einfachen Ort mit seinen bodenständigen Bewohnern nimmt sie Quartier bei Manuel, einem kauzigen alten Anthropologen und Freund der Familie. Nach und nach kommt sie Manuel und den verstörenden Geheimnissen ihrer Familie auf die Spur, die mit der jüngeren Geschichte des Landes eng verbunden sind. Dabei begibt Maya sich auf ihr bislang größtes Abenteuer: die Entdeckung ihrer eigenen Seele. Doch als plötzlich Gestalten aus ihrem früheren Leben auftauchen, gerät alles ins Wanken. 'Mayas Tagebuch' erzählt von einer gezeichneten jungen Frau, die die unermesslichen Schönheiten des Lebens neu entdeckt und wieder zu verlieren droht. Ein unverwechselbarer Allende-Roman: bewegend, spannend und mit warmherzigem Humor geschrieben."

Ich muss mein Spanisch wirklich verbessern, diese Autorin ist eine der Besten.

Allende, Isabel "Die Insel unter dem Meer"


Allende, Isabel "Die Insel unter dem Meer" (Spanisch: La isla bajo el mar) - Island Beneath the Sea - 2010

Ein weiterer wunderschöner Allende-Roman. Ich liebe alles von ihr, ihre Trilogie "Das Geisterhaus" (The House of the Spirits), "Fortunas Tochter" (Daughter of Fortune) und "Porträt in Sepia" (Portrait in Sepia) ist fantastisch. Wenn euch diese Romane gefallen haben, werdet ihr auch diesen lieben.

Das Setting erinnerte mich an "Das Sargassomeer" (Wide Sargasso Sea), sogar ein Teil der Handlung (zumindest am Anfang), aber nicht zu sehr, um es seltsam zu machen. Eine großartige Beschreibung des Lebens auf einer Plantage, zuerst in der Karibik, später in Louisiana, das Leben der Sklaven und der Freien, viel Geschichte, ein unglaublich gehaltvoller Bericht über das Leben der Menschen. Wie jedes Buch über die Sklaverei hat mich auch dieses manchmal sehr wütend gemacht. Ich mag die Wörter "Mulatte", "Quadroon" usw. nicht. Klingt sehr nach Nazi, wie "Halbjude". Es ist eigentlich egal, wo auf der Skala zwischen "Neger" und "Jude" diese Menschen stehen, sie sind sowieso verdammt.

Ich mochte die Hauptfigur Zarité alias Tété sehr, aber es gab auch viele andere liebenswerte Charaktere in dem Buch. Und einige weniger liebenswerte. Isabel Allende schafft es immer, sie so lebendig zu beschreiben.

Normalerweise habe ich ein kleines Problem mit dem magisch-realistischen Aspekt solcher Geschichten, obwohl ich magisch-realistische Romane sehr mag. Dieses Mal hatte ich jedoch keine Bedenken und konnte den Voodooismus und Tétés Glauben an Erzulie, die Mutter Loa, und ihr Z'étoile sehr gut akzeptieren. Es passte einfach rundum, eine stimmige Geschichte.

Buchbeschreibung:

"Die Mulattin Zarité, genannt Tété, ist erst neun Jahre alt, als der junge Plantagenbesitzer Toulouse Valmorain sie als Dienstmagd für seine lebensuntüchtige Frau kauft. Doch in Tété schlummert eine andere Bestimmung als die der willfährigen Sklavin. Selbst als ihr Herr sie in sein Bett zwingt, als man ihr das erste Kind entreißt und ihr Geliebter sie verläßt, um sich den aufständischen Sklaven in den Bergen anzuschließen, verliert Tété ihr Ziel nicht aus den Augen: die Freiheit für sich und ihre Tochter. Der Konflikt zwischen den aufständischen Sklaven und den weißen Herren in Saint-Domingue eskaliert, und Tété muß eine schwere Entscheidung treffen; sie flieht mit Valmorain, dessen kleinem Sohn und ihrer Tochter aus der brennenden Stadt Le Cap nach Kuba und weiter nach New Orleans. In der bunten kreolischen Gesellschaft findet ihr Drang nach Freiheit und Verantwortung für das eigene Leben neue Nahrung, doch müssen Jahre vergehen, bis ihr Traum Wirklichkeit wird."

Freitag, 30. Mai 2025

Nguyễn, Phan Quế Mai "Wo die Asche blüht"

Nguyễn, Phan Quế Mai "Wo die Asche blüht" (Englisch: Dust Child) - 2023

Ein interessantes Thema. Ich habe schon öfter Bücher über die Kinder von Soldaten gelesen, und sie wurden nirgendwo gerne gesehen. In Deutschland waren das meistens Kinder von schwarzen Vätern im zweiten Weltkrieg, bei den anderen fiel es nicht so auf, wenn man nicht gerade in einem Dorf wohnte und es jeder wusste.

Hier geht es um die Kinder von Vietnamesinnen und amerikanischen Soldaten. Egal, ob die Väter schwarz oder weiß waren, es fiel sofort auf. Und die Kinder mussten sehr darunter leiden. In diesem Buch wuchsen sie nicht nur mit der Gewissheit auf, einen ausländischen Vater zu haben, sondern auch, dass ihre Mutter sie nicht wollte, und sie mussten in einem Waisenhaus aufwachsen, ohne die Unterstützung einer Familie.

Es war gut, mehr über das Thema zu lernen aber ich war nicht gerade total begeistert von dem Buch und der Schreibweise. Zu oft fällt sie ins Vietnamesische, häufig übersetzt sie dies anschließend, aber nicht immer. Und auch im ersten Fall stört es den Ablauf. Die Schreibweise ist alls in allem nicht sehr flüssig, vieles bleibt absolut unklar. Man weiß manchmal nicht, wovon sie überhaupt redet. Es ist schön, etwas über die vietnamesische Kultur zu lernen, aber sie setzt zu viel voraus. Vielleicht klar für Leute, die vietnameisch sprechen oder Vietnam kennen, aber für die anderen ist es doch sehr verwirrend.

Außerdem sind etliche Fehler in dem Buch, den ein englischer Muttersprachler hätte ausfiltern müssen. Schade.

Auf Goodreads empfiehlt jemand, auch Bảo Ninhs Buch "Die Leiden des Krieges" (Goodreads) zu lesen, die Geschichte des Krieges aus der Sicht eines vietnameischen Soldaten. Und das erste Buch der Autorin, "Der Gesang der Berge" (Goodreads), das zur Zeit des Krieges spielt.

Obwohl ich oft gelesen habe, dass das erste Buch viel besser ist als dieses, bin ich mir nicht sicher, ob ich so schnell noch ein anders Buch von Phan Quế Mai Nguyễn lesen möchte.

Auch das Zitat, das sie auf Seite 267 bringt, ist nicht genau richtig:

"Wir sind die Unwilligen,
geführt von den Unqualifizierten,
tun das Unnötige,
für die Undankbaren."

Dies ist das richtige Zitat:

"Wir, die Unwilligen,
angeführt von den Unwissenden,
tun das Unmögliche für die Undankbaren.
Wir haben so viel, so lange, mit so wenig gemacht,
dass wir jetzt qualifiziert sind,
alles mit nichts zu tun.
Für immer."
Konstantin Josef Jireček

Den meisten Mitgliedern unseres Lesekreises hat das Buch jedoch ganz gut gefallen, vor allem, weil sie etwas über die Menschen in Vietnam und die Auswirkungen des Krieges auf das Leben der Menschen dort gelernt hatten. Auch haben wir uns über die unterschiedliche Auffassung der Menschen in Asien und in Westeuropa unterhalten. 

Ich habe dies im Mai 2025 mit meinem deutschen Lesekreis gelesen.

Buchbeschreibung:

"Vietnam, 1969: Die beiden Schwestern Trang und Quỳnh wachsen in einem kleinen Dorf im Mekongdelta auf. Als junge Frauen bestellen sie die Reisfelder ihrer verarmten Eltern, der Vater ist als Invalide aus dem Krieg heimgekehrt. Als eine Freundin ihnen erzählt, in Saigon wäre es für Mädchen wie sie leicht, Arbeit als Barmädchen zu finden, fassen sie den Entschluss, in die Stadt zu gehen. Trang lernt dort einen amerikanischen Soldaten kennen und stürzt sich mitten in den Wirren des Krieges in eine Affäre mit ihm, die nicht ohne Folgen bleibt …

Jahrzehnte später kehrt ein amerikanischer Veteran zurück nach Ho-Chi-Minh-Stadt in der Hoffnung, sich von den Schatten der Vergangenheit befreien zu können. Er trifft auf Phong, den Sohn einer Vietnamesin und eines ehemaligen GIs, der in einem Waisenhaus aufwuchs und verzweifelt seine Eltern sucht – kann Phong ihm helfen, seine alte Schuld wiedergutzumachen?"

Donnerstag, 29. Mai 2025

Oz, Amos "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis"

Oz, Amos "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" (Hebräisch: סיפור על אהבה וחושך, Sipur) - A Tale of Love and Darkness - 2002

Amos Oz, ein israelischer Schriftsteller und Journalist, geboren 1939 in Jerusalem, wuchs in den Anfängen des neuen Staates in einer sehr akademisch geprägten Familie aus Litauen auf – eine der vielen Familien, die am Vorabend des schrecklichsten Krieges aller Zeiten aus Europa fliehen mussten.

In diesem Buch erzählt er nicht nur von den Anfängen des neuen jüdischen Staates und seiner Kindheit, sondern erinnert sich auch an die Vergangenheit jüdischer Kultur, Literatur, Sprache und, noch wichtiger, an die Depression und den Selbstmord seiner Mutter. Auf erstaunliche, sehr einfühlsame Weise beschreibt er nicht nur seine eigenen Probleme als Kind und junger Mann, die ihn schließlich in einen Kibbuz führten, wo er mehr als dreißig Jahre seines Lebens verbrachte, sondern auch die Kämpfe aller Erwachsenen in dieser Zeit. Viele von ihnen fanden keine Arbeit in ihrem Fachgebiet und verloren ihr Leben, wie sie es kannten.

Dies ist nicht nur die Geschichte eines jungen Mannes und seiner Familie, es ist eine Saga über das gesamte jüdische Volk von Europa bis Israel. Trotz aller Schwierigkeiten, die sie durchgemacht haben, ist dies eine sehr liebevolle Geschichte, die mit viel Gefühl über einige sehr bewegende Themen erzählt wird.

Buchbeschreibung:

"Die Geschichte des Jungen Amos, der im Jerusalem der vierziger Jahre aufwächst - eine große Familien-Saga, ein Epos vom Leben und Überleben, ein Buch der Enttäuschungen und der Hoffnung.

Sein Buch gebe ein altes Rätsel auf, hat der 65-jährige israelische Schriftsteller Amos Oz über den Inhalt seines stark autobiografisch gefärbten Roman Eine Geschichte von Liebe und Finsternis geschrieben: 'Wie können zwei gute Menschen eine schreckliche Katastrophe herbeiführen? Wie kann es kommen, dass die Heirat zweier Menschen, die einander wollen und einander gutes Wünschen, in einer Tragödie endet?'

Die zwei Menschen, von denen Oz hier spricht, das ist zum einen sein Vater: '
ein sentimentaler und enthusiastischer Mann', der siebzehn Sprachen lesen und elf sprechen kann (alle mit russischem Akzent), ein Universalgelehrter voll mit Magie und Mystik, und doch nach Ansicht der Mutter 'rational sogar noch im Schlaf'. Die andere Person ist die Mutter des Schriftstellers, Fania Klausner, die am Ende der Geschichte von Liebe und Finsternis verzweifelt den Freitod wählt -- und von der der Ich-Erzähler behauptet, 'bis zum Schreiben dieser Seiten' nie über sie gesprochen zu haben. Ihre tragische Geschichte erzählt das Buch -- und die Geschichte der Überlebenden ihrer Familien, die, dem Holocaust entronnen, in den vierziger Jahren ins gelobte Land nach Palästina ziehen, und die doch auch in der ersehnten Fremde nicht recht glücklich wurden."

Amos Oz hat 1992 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Mittwoch, 28. Mai 2025

Eliot, George "Die Mühle am Floss"

Eliot, George "Die Mühle am Floss" (Englisch: The Mill on the Floss) - 1860

Ich bewunderere klassische Literatur sehr und freue ich mich immer auf ein neues Werk, das ich noch nicht gelesen habe. George Eliot hat uns viele Romane geschenkt, und ich habe bisher "Middlemarch" (Middlemarch) und "Daniel Deronda" (Daniel Deronda) gelesen. Beide haben mir sehr gefallen, so wie auch dieser Roman.

Der erste Teil war besonders interessant, eine Geschichte über eine Kindheit im frühen 19. Jahrhundert, nicht in einer armen, aber auch nicht besonders wohlhabenden Familie. Heutzutage würde man sie vielleicht als Mittelschicht bezeichnen.

In diesem Buch geht es viel um die damalige Ausbildung, aber es ist auch eine großartige Geschichte über eine Familienbeziehung – nicht nur über die Geschwisterrivalität zwischen Maggie Tulliver, unserer Protagonistin, und ihrem Bruder Tom, sondern auch über die ihrer Eltern und deren Geschwister. Wie so oft beim Lesen klassischer Geschichten denke ich, dass sich nicht viel geändert hat.

Dann gibt es da noch die Dreiecksbeziehung, die wir in vielen Romanen sehen, aber hier ist sie besonders ergreifend und regt zum Nachdenken darüber an, was es bedeutet, sich in den Richtigen zu verlieben, der sich auch in einen verliebt und frei ist. Wie viele Zufälle müssen für eine großartige Beziehung zusammenkommen!

George Eliot war eine frühe Feministin, und das kann sie in keinem ihrer Romane leugnen. Genau wie George (oder Mary Ann Evans) kämpft Maggie mit den Einschränkungen, die Mädchen auferlegt werden. In dieser Hinsicht ähnelt sie sehr meiner Lieblingsautorin Jane Austen.

Die Mühle spielt eine große Rolle in der gesamten Geschichte, doch der Floss scheint lange Zeit am Rande des Romans zu fließen, bis er am Ende wiederkehrt und Anfang und Ende verbindet. Kein Happy End, die Geschichte ist nicht wirklich darauf "zugeflossen", aber das hatte ich auch nicht erwartet.

Eine tolle Lektüre.

Buchbeschreibung: 
 
"Das Leben ist nicht leicht für die ungestüme Maggie Tulliver, die ihren Bruder Tom verehrt und verzweifelt versucht, die Anerkennung ihrer Eltern zu gewinnen. Dennoch ist es eine unbeschwerte Kindheit, die sie in der idyllischen Umgebung der Dorlcoter Mühle verlebt – bis der Vater die Mühle verliert und Tom die Schulden der Familie begleichen muss. Zunehmend gerät Maggie zwischen die Fronten der vier Männer in ihrem Leben: des Vaters, ihres Bruders, eines Verehrers und ihres Jugendfreunds, der zufällig der Sohn des Erzfeindes ihres Vaters und Bruders ist.

Die ergreifende Geschichte eines ungleichen Geschwisterpaars, die nach vielen Wirrungen in einer alles verschlingenden Flutkatastrophe endet, gilt als Eliots autobiographischster Roman."

Eliot, George "Silas Marner"

Eliot, George "Silas Marner: Der Weber von Raveloe" (Englisch: Silas Marner) - 1861

Ich habe mehrere Romane von George Eliot gelesen und mochte sie alle. Daher war es keine Überraschung, dass mir auch Silas Marner und sein Leben sehr gefielen. Es gibt viele Bücher, die an diesem Ort und in dieser Zeit spielen (englische Midlands, französische Kriege des frühen 19. Jahrhunderts), und ich vergleiche diesen Autor immer mit Charles Dickens, der zur gleichen Zeit lebte und ähnliche Leben beschrieb.

Man merkt jedoch, dass eine Frau dieses Buch geschrieben hat. Sie macht andere Beobachtungen – ich möchte nicht sagen, sie sind tiefer oder besser, nur anders. Und dadurch trägt sie viel zum Verständnis der Menschen dieser Zeit bei.

Man könnte sagen, dieses Buch handelt von Karma. Wie Oscar Wilde sagte: "Die Guten endeten glücklich und die Bösen unglücklich. Deshalb heißt es ja Dichtung." Geschichten wie diese bestätigen dies.

Ich werde unbedingt noch mehr Bücher von George Eliot (Pseudonym von Mary Ann Evans) lesen müssen.

Buchbeschreibung:

"Silas Marner, ein junger Weber, verliert alles durch eine Intrige seines besten Freundes. Gezwungen, Heimat und Gemeinde zu verlassen, siedelt er sich im Dorf Raveloe an, wo auf wundersame Weise ein Findelkind in sein Leben tritt und ihm die Augen für die Schönheit der Welt öffnet. Doch auch dieses Glück gerät bald erneut in Gefahr."

Dienstag, 27. Mai 2025

Petterson, Per "Pferde stehlen"

Petterson, Per "Pferde stehlen" (Norwegisch: Ut og stjæle hester) - Out Stealing Horses - 2003

"Eine bewegende Geschichte über Gefühle der Isolation, den schmerzlichen Verlust der Unschuld und das Ende traditioneller Lebensweisen."

Eine interessante Geschichte. Ein Mann blickt auf sein Leben zurück. Der Roman beginnt in Norwegens Wäldern und endet dort. Doch er hätte überall spielen können. Nach dem Tod seiner Frau kehrt ein Mann an einen Ort zurück, an dem er in seiner Jugend einen Sommer verbracht hat. Er verarbeitet so viele Ereignisse seines Lebens: Tod, Scheidung, Tragödien, Erwachsenwerden, Älterwerden.

Wie so viele andere skandinavische Schriftsteller ist auch dieses Buch langsam, aber keineswegs langweilig. Es ist ein Buch, das man immer wieder lesen möchte und das einen lange begleiten wird. Ich freue mich auf weitere Bücher dieses Autoren.

Buchbeschreibung:

"Norwegen im Sommer 1948: Der fünfzehnjährige Trond verbringt die Ferien in einer Hütte nahe der schwedischen Grenze. Als in der Nachbarsfamilie ein schreckliches Unglück geschieht, entdeckt der Junge das wohlgehütete Lebensgeheimnis seines Vaters. In den Kriegsjahren hatte dieser zusammen mit der Nachbarin politisch Verfolgte über den Fluss gebracht. Und sich dabei für immer in diese Frau verliebt. Noch ahnt Trond nicht, dass er seinen Vater nach diesem gemeinsamen Sommer nie wiedersehen wird."

Montag, 26. Mai 2025

Multatuli "Max Havelaar"

Multatuli (Eduard Douwes Dekker) "Max Havelaar oder Die Kaffeeversteigerungen der Niederländischen Handelsgesellschaft" (Niederländisch: Max Havelaar of de koffiveilingen der Nederlandsche Handelmaatschappy) - Max Havelaar, or the Coffee Auctions of the Dutch Trading Company - 1859 

Eduard Douwes Dekker alias Multatuli sollte man wohl als den niederländischen Charles Dickens bezeichnen. Zumindest stammt er aus derselben Zeit und ist in den Niederlanden genauso beliebt wie Dickens in Großbritannien.

Sein Buch schien vielen Niederländern damals die Augen für die wahre Bedeutung von Kolonialismus geöffnet zu haben. "Max Havelaar" wird auch "das Buch, das den Kolonialismus tötete" genannt und wurde 2002 zum wichtigsten Buch der niederländischen Literatur gewählt.

Es gibt mittlerweile andere Listen, auf denen es immer noch auf Platz drei steht, hinter "Die Entdeckung des Himmels" (The Discovery of Heaven/De ontdekking van de hemel) von Harry Mulisch und "Das Haus der Moschee" (The House of the Mosque/Het huis van de moskee) von Kader Abdolah, zwei sehr einflussreichen und wichtigen Werken, die ich wärmstens empfehle.

Das Buch wurde in viele Sprachen übersetzt, aber ich habe es im niederländischen Original gelesen. Ich denke jedenfalls, dass es auch heute noch eine Botschaft für uns hat und genauso wichtig ist wie damals. Der Untertitel "Oder die Kaffeeversteigerungen der Niederländischen Handelsgesellschaft“ sagt eigentlich nicht viel mehr über das Buch aus als der bloße Titel, denn es geht viel mehr um das Leben in Indonesien – sowohl der Einheimischen als auch der Kolonialisten damals – als um den Handel selbst. Es ist ein Werk über die Unterdrückung anderer Nationen durch die Europäer, vergleichbar mit dem, was wir in Afrika erlebt haben, oder sogar mit der Sklaverei. Die Einheimischen hatten keinerlei Rechte und arbeiteten nur, um ihr eigenes Leben zu erhalten und so mehr Geld für ihre "Herren" zu erwirtschaften. Das klingt alles sehr vertraut.

Der Autor regte seine Zeitgenossen zum Nachdenken über die wahre Bedeutung von Kolonialismus an. Und er hat auch heute noch eine Stimme. Gut gemacht. Definitiv ein lesenswertes Buch.

Buchbeschreibung:

"Max Havelaar erzählt von einem Amsterdamer Kaufmann namens Droogstoppel, der von der Kaffeebörse lebt und genau so dröge ist, wie sein Name verheißt. Aber dann dringt ein ehemaliger und mittlerweile mittelloser Bekannter in sein Leben ein und bittet um seine Hilfe bei der Veröffentlichung eines Manuskripts. Dieses Manuskript erzählt seine eigene Entstehungsgeschichte und handelt von der Karriere des Kolonialbeamten Max Havelaar auf Java in Niederländisch-Indien."

Samstag, 24. Mai 2025

Fitzgerald, F. Scott "Zärtlich ist die Nacht"

Fitzgerald, F. Scott "Zärtlich ist die Nacht" (Englisch: Tender Is the Night) - 1934

Ein Amerikaner in Paris, genauer gesagt mehrere Amerikaner in Südfrankreich. Einige reiche Auswanderer leben ein perfektes Leben, allerdings ist eine von ihnen schizophren und heiratet ihren Psychiater.

Man merkt der Geschichte und der Art und Weise, wie sie erzählt wird, an, dass es sich auch um den Autor von "Der große Gatsby" (The Great Gatsby) handelt.

Offenbar war auch die Frau des Autors schizophren, und er hat diese Geschichte auf seinem eigenen Leben basiert. Er beschreibt die ganze Situation sehr gut, sehr lebendig und absolut glaubwürdig. Es wirkt so wahr und doch unendlich traurig.

Ich habe das Buch schon vor Jahren gelesen, aber es berührt mich immer noch. Der Titel hat mir auch sehr gut gefallen.

Buchbeschreibung:

"Dick und Nicole Diver führen das Leben kultivierter Expatriates an der französischen Riviera. In ihrer Villa gehen Künstler und andere Exzentriker ein und aus. Darunter auch die hübsche Schauspielerin Rosemary. Jung und ehrgeizig, hat sie sich in den Kopf gesetzt, den Herrn des Hauses zu verführen. Allerdings weiß sie nicht, worauf sie sich dabei einläßt – welche Geheimnisse der Psychiater und seine zarte Frau verbergen.

Der autobiografisch gefärbte Roman erzählt vom Ringen eines Mannes, der zwischen Liebe und Leidenschaft, zwischen Verantwortung und Glück wählen muss."

Fitzgerald, F. Scott "Der große Gatsby"

Fitzgerald, F. (Francis) Scott "Der große Gatsby" (Englisch: The Great Gatsby) - 1925

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, die Darstellung der Charaktere und ihre gesellschaftlichen Probleme. Es wurde viel darüber gesprochen, und ich dachte oft: Schön, dass wir diese Probleme nicht mehr haben. Aber haben wir sie wirklich nicht mehr? Ich denke, dieses Buch ist eine großartige Grundlage für eine Diskussion über den gesellschaftlichen Wandel.

Es verdient absolut den Titel "Klassiker".

Dies wurde in unserem internationalen Online-Lesekreis im April 2018 besprochen.


Buchbeschreibung:

"New York 1922. Auf seinem Anwesen in Long Island gibt Jay Gatsby sagenhafte Feste. Er hofft, mit seinem neuerworbenen Reichtum, mit Swing und Champagner seine verlorene Liebe zurückzugewinnen. Zu spät merkt er, dass er sich von einer romantischen Illusion hat verführen lassen ...

Der große Gatsby ist ein gesellschaftskritischer Roman, der im New York der 1920er Jahre spielt. Im Mittelpunkt steht die Verkörperung des amerikanischen Traums, das Streben nach Geld, Macht und Liebe, und schließlich dessen Scheitern."

Freitag, 23. Mai 2025

Mitchell, Margaret "Vom Winde verweht"

Mitchell, Margaret "Vom Winde verweht" (Englisch: Gone With the Wind) - 1936

Ich habe dieses Buch vor Ewigkeiten gelesen – ungefähr zur selben Zeit, als ich es zum ersten Mal im Kino sah. Ich liebe diese Geschichte, das Buch und den Film, beide sind großartig. Ich habe diesen Film mindestens ein Dutzend Mal im Kino gesehen (vor der Video-Zeit). Es war auch der erste Film, den ich je auf Englisch gesehen habe. 

Ich habe das Buch dann wieder gelesen und muss sagen, es hat mir genauso gut gefallen wie als Teenager, auch wenn sich meine Ansichten zu einigen Teilen geändert haben. Das mag daran liegen, dass in meiner Jugend in kleineren Dörfern noch bestimmte Werte aus dem tiefen Süden vorherrschten. Ich habe diese Art des Lebens hinter mir gelassen, bin mir aber fast sicher, dass sich auch sie geändert haben.

Ich habe es genossen, über das "Leben" im Krieg zu lesen, die Vorfreude, wie ihn sich jeder aus irgendeinem Grund wünscht, wie sie sich in die Kämpfe stürzten und besiegt und hoffnungslos zurückkehrten. Das macht Krieg mit jedem Volk. Rhett Butler sagt: "Wenn die Menschen, die Kriege begannen, sie nicht heilig machten, wer wäre dann töricht genug zu kämpfen? Doch egal, welche Parolen die Redner den kämpfenden Idioten auftischen, egal, welche edlen Ziele sie Kriegen zuschreiben, es gibt immer nur einen Grund für einen Krieg. Und das ist Geld. Alle Kriege sind in Wirklichkeit Geldstreitigkeiten. Aber so wenige Menschen erkennen das."

Ich bewundere Rhett heute mehr als vor Jahren. Wie er Scarlett und ihre Launen ertragen hat. Aber ich verstehe Scarlett auch besser und kann die Anziehungskraft zwischen den beiden erkennen.

Ein weiterer sehr wichtiger Teil des Buches ist die Liebe zum Land. Als Scarlett aus Atlanta nach Hause zurückkehrt, fragt sie sich: "… Steht Tara noch? Oder ist Tara auch vom Winde verweht, der durch Georgia fegte?" Es überrascht mich nicht, dass dieser Satz als Titel des Buches verwendet wurde.
Und dann die Entschlossenheit, der Wille, den Scarlett dort zeigte, wo die meisten Menschen das Ende fürchten.

"So wahr mir Gott helfe, so wahr mir Gott helfe, die Yankees werden mich nicht besiegen. Ich werde das durchstehen, und wenn es vorbei ist, werde ich nie wieder Hunger leiden. Nein, auch keiner meiner Leute. Wenn ich stehlen oder töten muss – so wahr mir Gott helfe, werde ich nie wieder Hunger leiden.

Das ist noch eindringlicher als der immer (fälschlicherweise) zitierte letzte Satz des Films: "Meine Liebe, das ist mir scheißegal." Das korrekte Ende sowohl des Films als auch des Buches lautet natürlich: "Morgen ist auch noch ein Tag." Scarlett lebt nach dieser Philosophie, aber sie ist nicht immer zu ihrem Vorteil.

Ich habe den Nachfolger "Scarlett" von Alexandra Ripley nicht gelesen und weigere mich auch, ihn zu lesen. Ich finde, die Geschichte hätte von Margaret Mitchell geschrieben werden sollen oder gar nicht (schließlich hat sie die Figuren erfunden). Ich lese nicht gerne Fortsetzungen, die nicht vom Originalautor geschrieben wurden. Ich könnte mir jedoch überlegen, "Rhett" (Rhett Butler's People) von Donald McCaig zu lesen, weil ich nichts dagegen hätte, zu lesen, was Rhett Butlers Familie durchmacht, während "Vom Winde verweht" spielt.

Margaret Mitchell erhielt den Pulitzerpreis for "Gone With the Wind" 1937.

Buchbeschreibung:

"Vom Wind verweht ist ein Klassiker der amerikanischen Literatur, eine abenteuerliche Liebesgeschichte, vor allem aber das große Epos des amerikanischen Bürgerkriegs, ein Pendant zu Krieg und Frieden

Die Südstaatlerin Scarlett O'Hara ist jung und vom Leben verwöhnt. Als Tochter eines Plantagenbesitzers lebt sie im Luxus auf dem Familiengut Tara, und es mangelt ihr nicht an Verehrern. Doch der Ausbruch des Bürgerkriegs verändert mit einem Schlag alles. Plötzlich muss Scarlett mit aller Kraft um die Erhaltung ihres Familienbesitzes kämpfen. Ein Mann taucht immer wieder in ihrem Leben auf und steht ihr in den Wirren der Nachkriegszeit bei: der skrupellose Kriegsgewinnler Rhett Butler. Zwischen ihm und Scarlett entwickelt sich eine große Liebe, doch beide sind auch viel zu stolz und eigensinnig, um diese Liebe zu leben...

Margaret Mitchells Klassiker wurde sofort nach Erscheinen im Jahre 1936 zum Bestseller und hat seitdem Millionen Leser auf der ganzen Welt begeistert. Die legendäre Verfilmung drei Jahre später machte Vivien Leigh als Scarlett und Clark Gable als Rhett zum berühmtesten Liebespaar der Filmgeschichte."

Donnerstag, 22. Mai 2025

Pamuk, Orhan "Der naive und der sentimentalische Romancier"

Pamuk, Orhan "Der naive und der sentimentalische Romancier" (Türkisch: Saf ve Düşünceli Romancı) - The Naïve and the Sentimental Novelist;- 2011

Einer meiner absoluten Lieblingsautoren spricht über eines meiner Lieblingsthemen: Bücher. Was könnte da schiefgehen?

Nichts. Orhan Pamuk spricht über seine Sicht des Schreibens, seine Herangehensweise an Literatur, und zwar auf die gleiche bezaubernde Art und Weise, wie er die Figuren in seinen Romanen beschreibt. Er geht auf verschiedene Schreibformen ein und gibt dafür gute Beispiele aus der bekannten Literatur (siehe Liste unten). Er verwendet viel russische Literatur, insbesondere "Anna Karenina".

Dies ist eine Einführung in die Literatur, wie man sie versteht und was man daraus machen kann. Es wäre wahrscheinlich ein großartiges Buch für Lernende jeder Sprache, aber ganz besonders für Literaturstudenten. Ich habe noch kein Buch dieses großartigen Autors gefunden, aus dem ich nicht zumindest etwas gelernt habe. Hier habe ich viel gelernt.

Hätte er ihn nicht schon erhalten, hätte ich ihn schon oft für den Nobelpreis vorgeschlagen, aber ganz sicher besonders nach diesem Buch.

Buchbeschreibung:

"Orhan Pamuk ist nicht nur einer der bedeutendsten Schriftsteller unserer Zeit, Pamuk ist auch ein großer Leser. Wie wirken Romane auf ihre Leser? Muss der Schriftsteller alles erlebt haben, wovon seine Romane erzählen? Warum wird ein Roman erst durch die Mischung aus Phantasie und Wirklichkeit glaubhaft? Um zu wissen, wie Schreiben geht, was alles möglich ist, muss man lesen. Orhan Pamuk, der die Weltliteratur wie kaum ein anderer kennt, erzählt uns in seinem bezauberndem Band Der naive und der sentimentalische Romancier, was das wahre Lesevergnügen ausmacht."

Orhan Pamuk "der auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt Istanbul neue Sinnbilder für Zusammenstoß und Verflechtung der Kulturen gefunden hat" erhielt den Nobelpreis für Literatur 2006.

Orhan Pamuk hat 2005 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Liste der erwähnten Bücher und/oder Autoren:
Abū Nuwās (al-Ḥasan ibn Hānī al-Ḥakamī) (~756-814)
Albrecht, Michael von (1933-)
Alighieri, Dante (1265-1321)
Allston, Washington (1779-1843)
Aristoteles "Physik" (Φυσικὴ ἀκρόασις/Phusike akroasis) ~4th century
Auden, W.H. "Der Schild des Achilles" - 1952
Austen, Jane (1775-1817)
Bakhtin, Michail (1895-1975)
Balzac, Honorée de "Vater Goriot" (Le Père Goriot) - 1835
- "Die menschliche Komödie" (La Comédie humaine) - 1829–48
Barnes, Julian "Eine Geschichte der Welt in 10½ Kapiteln" (A History of the World in 10½ Chapters) - 1989
Beaudelaire, Charles (1821-67)
Beauvoir, Simone de (1908-86)
Benjamin, Walter (1892-1940)
Bhabha, Homi K. (1949-)
Borges, Jorge Luis (1899-1986)
Bourdieu, Pierre (1930-2002)
Broch, Hermann (1886-1951)
Brod, Max (1884-1968)
Bulgakov, Michail "Der Meister und Margarita" (Мастер и Маргарита/Master I Margarita) - 1866-67
Butor, Michel (1926-2016)
Cabrera Infante, Guillermo "Drei traurige Tiger" (Tres tristes tigres) - 1967
Calvino, Italo "Die unsichtbaren Städte" (Le città invisibili) - 1972
- "Wenn ein Reisender in einer Winternacht" (Se una notte d’inverno un viaggiatore) - 1979
Çelebi, Evliya (1611-83)
Cervantes, Miguel de "Don Quijiote von der Mancha" (El Ingenioso Hidalgo Don Quijote de la Mancha) - 1605-1615
Christie, Agatha "Mord im Orient-Express" - 1934
Coetze, J.M. (1940-)
Coleridge, Samuel Taylor "Biographia Literaria" (Biographia Literaria or Biographical Sketches of My Literary Life and Opinions" - 1817
- "Der alte Seefahrer" (The Rhyme of the Anicent Mariner) - 1798
Conrad, Joseph (1857-1924)
Cortázar, Julio "Rayuela. Himmel und Hölle" (Rayuela) - 1963
Defoe, Daniel "Robinson Crusoe" (Robinson Crusoe) - 1719
Desai, Kiran (1971-)
Dick, Philip K. (1928-82)
Dickens, Charles "David Copperfield" (David Copperfield) - 1850
- "Oliver Twist" (Oliver Twist) - 1838
Diderot, Denis (1713-84)
Dikbaş, Nazim (1973-)
Dostoevsky, Fyodor "Die Brüder Karamasow" (Братья Карамазовы/Brat'ya Karamazovy) - 1879-80
- "Die Dämonen" (Бесы/Bésy) - 1871´-72
Eco, Umberto (1932-2016)
Ekrem, Recaizade Mahmut "Araba Sevdazi" - 1896
Eliot, George (1819-80)
Eliot, T.S. "Hamlet und seine Probleme" (Hamlet and his Problems) - 1919
Faulkner, William "Als ich im Sterben lag" (As I lay dying) - 1930
- "Schall und Wahn" (The Sound and the Fury) - 1929
- "Wilde Palmen und der Strom" (The Wild Palms/The Old Man or If I Forget Thee Jerusalem) - 1939
Fielding, Henry "Tom Jones. Die Geschichte eines Findelkindes" (The History of Tom Jones, a Foundling) - 1749
Firdausi, Abu l-Qasem-e (940-1020)
Flaubert, Gustave "Madame Bovary" - 1857
- "Die Erziehung der Gefühle" (L’Éducation sentimentale) - 1869
Forster, E.M. "Ansichten des Romans" (Aspects of the Novel) - 1927
Foucault, Michel "Was ist ein Autor?" (Qu’est-ce qu’un auteur?) - 1969
Frank, Joseph "Dostoevsky: The Miraculous Years" - 1995
García Márquez, Gabriel (1927-2014)
Gautier, Théophile (1811-72)
Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832)
Greenblatt, Stephen (1943-)
Habermas, Jürgen (1929-)
Hakmen, Roza (1956-)
Handke, Peter (1942-)
Hedayat, Sadegh "Die blinde Eule" (بوف کور/Boof-e koor) - 1936
Heidegger, Martin (1889-1976)
Highsmith, Patricia (1921-95)
Homer "Ilias" (Ἰλιάς, Iliás)
- "Odyssey" (Odyssey") (Ομήρου Οδύσσεια, Odýsseia) - 800-600 BC
Horaz "Ars Poetica" (Ars Poetica) ~19 BC
Huyssen, Andreas (1942-)
Iser, Wolfgang (1926-2007)
James, Henry "Die Goldene Schale" (The Golden Bowl) - 1904
Joyce, James "Finnegans Wake" (Finnegans Wake) - 1939
- "Ulysses" (Ulysses) - 1922
Kafka, Franz "Die Verwandlung" - 1912
Kundera, Milan "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" (Nesnesitelná lehkost bytí) - 1984
Le Carré (1931-2020)
Lem, Stanisław (1921-2006)
Leskow, Nikolai "Die Lady Macbeth von Mzensk" (Леди Макбет Мценского уезда Ledi Makbet Mtsenskovo uyezda) - 1865
Lessing, Gotthold Ephraim "Lakoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie" - 1766
Lukács, György "Theorie des Romans" -1974
Mann, Thomas "Buddenbrooks" - 1901
- "Der Zauberberg" - 1924
Manzoni, Alessandro "Die Brautleute" (I Promessi Sposi) - 1827
Melville, Herman "Bartleby, der Schreiber" (Bartleby, the Scrivener) - 1853
-  "Moby-Dick" (Moby Dick or The Whale) - 1851
Molière "Der Geizige" (L'avare) - 1668
Montaigne, Michel de (1533-1592)
Murasaki, Lady Shikibu "Geschichten des Prinzen Genji" (源氏物語/Genji Monogatari) - frühes 11. Jahrhundert
Nabokov, Vladimir Vladimirovich "Lolita" (Lolita) - 1955
- "Fahles Feuer" (Pale Fire) - 1962
Naipaul, V.S. "Finding the Centre" - 1984
- "In a Free State" - 1971
Nerval, Gérard de "Sylvie. Erinnerungen ans Valois" (Sylvie) - 1853
Nietzsche, Friedrich (1844-1900)
Ortega y Gasset, José - 1883-1955
Pamuk, Orhan "Das schwarze Buch" (Kara Kitap) - 1990
- "Cevdet und seine Söhne" (Cevdet Bey ve Oğulları) - 1982
- "Istanbul" (İstanbul: Hatıralar ve Şehir) - 2003
- "Das Museum der Unschuld" (Masumiyet Müzesi) - 2008
- "Rot ist mein Name" (Benim Adim Kirmizi) - 1998
- "Das stille Haus" (Sessiz Ev) - 1983
- "Schnee" (Kar) - 2002
- "Die weiße Festung" (Beyaz Kale) - 1985
Perec, Georges "Das Leben Gebrauchsanweisung" (La vie mode d'emploi) - 1978
Poe, Edgar Allen "Die Philosophie der Komposition" (The Philosophy of Composition) - 1846
 - "Der Rabe" (The Raven) - 1845
Proust, Marcel "Auf der Suche nach der Verlorenen Zeit" (À la recherche du temps perdu) - 1913-27
- "Swanns Welt" (Du côté de chez Swann) - 1913
Rabelais, François (~1483-94-1553)
Robbe-Grillet, Alain (1922-2008)
Rousseau, Jean-Jacques "Die Bekenntnisse" (Les Confessions) - 1782
- "Julie oder die neue Heloise" (Julie ou la Nouvelle Héloïse) - 1761
Rumi "Geistige Zweizeiler" (Masnavi-ye-Ma'navi/مثنوی معنوی‎) ~1273
Sartre, Jean-Paul "Die Wörter" (Les Mots) - 1964
Schiller, Friedrich "Über naive und sentimentalische Dichtung" - 1795
Shakespeare, William "Macbeth" (Macbeth) - 1606
Shklovsky, Viktor (1893-1984)
Şoray, Türkan (1945-)
Stendhal "Die Kartause von Parma" (La Chartreuse de Parme) - 1839
- "Rot und Schwarz" (Le Rouge et le Noir) - 1830
Sterne, Laurence "Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman" (The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman) - 1759-67
- "Yoricks empfindsame Reise durch Frankreich und Italien" (Sentimental Journey through France and Italy) - 1768
Strindberg, August "Der Sohn einer Magd" (Tjänstekvinnans son) - 1886
Sue, Eugène (1804-57)
Tanizaki, Jun'ichirō "Naomi oder Eine Unersättliche Liebe" (痴人の愛/Chijin no Ai) - 1925
Tanpınar, Ahmet Hamdi "Das Uhrenstellinstitut" (Saatleri Ayarlama Enstitüsü) - 1961
Thomas, Bernard "Alte Meister" - 1895
Tolstoi, Leo "Anna Karenina" (Анна Каренина/Anna Karenina) - 1877
- "Krieg und Frieden" (Война и мир/Woina I Mir) - 1868/69
Vargas Llosa, Mario "Tante Julia und der Kunstschreiber" (La tía Julia y el escribidor) - 1977
Woolf, Virginia "Mrs. Dalloway" (Mrs. Dalloway) - 1925
- "Die Wellen" (The Waves) - 1931
Wordsworth, William (1770-1850)
Yourcenar, Marguerite "Die schwarze Flamme" (L'Œuvre au noir) - 1968
- "Ich zähmte die Wölfin. Die Erinnerungen des Kaisers Hadrian" (Mémoires d'Hadrien) - 1951
- "Die Zeit, die große Bildnerin. Essays über Mythen, Geschichte und Literatur" (Aufsatz "Ton et langage dans le roman historique" aus "Le Temps, ce grand sculpteur") - 1983
Zola, Émile "Nana" (Nana) - 1880

Pamuk, Orhan "Das Museum der Unschuld"

Pamuk, Orhan "Das Museum der Unschuld" (Türkisch: Masumiyet Müzesi) - The Museum of Innocence - 2008

Bisher habe ich jedes einzelne Buch von Orhan Pamuk geliebt. Daran hat sich auch nach diesem Meisterwerk nichts geändert. Der Autor hat ein wunderbares Auge für Details und schafft es, alles so zu beschreiben, dass man es sich vor Augen stellt und die Gefühle der Figuren nachempfinden kann. Man freut sich mit ihnen und trauert mit ihnen. Ein wunderbarer Autor, der hoffentlich noch viele weitere Bücher schreiben wird.

In dieser Geschichte verliebt sich ein Mann kurz vor seiner Hochzeit in ein anderes Mädchen. Er ist völlig besessen von ihr, sein ganzes Leben verändert sich, er wird zu einem dieser unheimlichen Typen, die einem Mädchen hinterherlaufen, ohne jemals eine Chance zu haben, mit ihr auszugehen. Doch die Jahre vergehen und mit ihnen auch seine Beziehung zur Welt im Allgemeinen und zu dem Mädchen im Besonderen. Der Protagonist sammelt allerlei Dinge, die ihn an das Mädchen und die Beziehung erinnern, stellt sie in einer Wohnung zusammen und gründet schließlich mit seiner Sammlung ein Museum. All dies wird auf einzigartige Weise beschrieben, man spürt, wie die Jahre vergehen, sie scheinen langsam und schnell zugleich zu vergehen, genau wie im echten Leben.

Dieses Buch liest sich fast wie eine Biografie, und ich hatte das Gefühl, der Autor habe Teile von sich selbst weitergegeben. Er erscheint tatsächlich unter seinem richtigen Namen, was ziemlich witzig ist. Auch der Humor kommt nicht zu kurz; er ist traurig und komisch zugleich. Wir folgen dem Protagonisten nicht nur auf seinen Reisen durch das Leben, sondern auch durch seine Seele. Der Ansatz ist stellenweise recht philosophisch. Das Buch lässt einen kurzweilig den Atem rauben. Es ist großartig. Ich liebe den Autor.

Nach dem Erfolg des Buches hat Orhan Pamuk ein richtiges "Museum der Unschuld" gegründet. (Leider ist die Website, die ich gefunden habe, nur auf Türkisch: Museum der Unschuld/Masumiyet Müzesi, aber es gibt eine englischsprachige Galerie im Guardian.)

Buchbeschreibung:

"Als Kemal begreift, wie sehr er Füsun liebt, ist es zu spät: Sie hat einen anderen Mann geheiratet. Kemal besucht sie jahrelang unter fadenscheinigen Vorwänden und versucht, sie zurückzugewinnen. Bei seinen Besuchen entwendet er kleine wertlose Gegenstände, um sich daraus sein ganz persönliches Museum einer unerfüllten Liebe zu erschaffen. Ulrich Noethen begibt sich als warmherziger und feinfühliger Führer mit uns auf einen Rundgang durch dieses Museum der Unschuld und lässt aus den Geschichten der Erinnerungsstücke einen ganzen Kosmos entstehen."

Orhan Pamuk "der auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt Istanbul neue Sinnbilder für Zusammenstoß und Verflechtung der Kulturen gefunden hat" erhielt den Nobelpreis für Literatur 2006.

Orhan Pamuk hat 2005 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Pamuk, Orhan "Der Koffer meines Vaters"

Pamuk, Orhan "Der Koffer meines Vaters: Aus dem Leben eines Schriftstellers" (Türkisch: Babamın Bavulu) - My Father's Suitcase - 2007

Der Titel dieser Sammlung bezieht sich auf die erste Geschichte des Buches, den Vortrag, den Orhan Pamuk in Stockholm anlässlich der Entgegennahme des Literaturnobelpreises hielt. Ich habe die deutsche Übersetzung gelesen, die nicht nur den Zusatz "Aus dem Leben eines Autors" trägt, sondern auch 344 Seiten umfasst – die englische Version hat nur 28 Seiten. Die deutsche Ausgabe enthält deutlich mehr Geschichten. Er hat sie in Unterkategorien zusammengefasst: "Leben", "Istanbul", "Amerika", "Lesen und Bücher", "Meine Bücher sind mein Leben", "Bilder und Texte", "Politik und Staatsbürgerschaft" und "Paris Review", wo er sein Interview für die Paris Review veröffentlicht.

Die Teile dieses Buches ähneln eher Artikeln als Kurzgeschichten. Ich habe viel über einen meiner Lieblingsautoren gelernt. Ich hatte das Gefühl, Orhan Pamuk, dem Schriftsteller, aber auch Orhan Pamuk, dem Privatmann, näher gekommen zu sein. Er spricht mit uns über die Türkei, ihre Geschichte und ihre aktuelle Politik. Istanbul ist, wie immer, da wo Orhan Pamuk ist, nicht weit entfernt. Wir können aber auch erfahren, was er über das Schreiben denkt und wie es ist, ein Schriftsteller zu sein.

Ein großartiges Buch. Ich freue mich, dass es ins Deutsche übersetzt wurde. Auch wenn es nie vollständig ins Englische übersetzt wird, sollte man zumindest "Der Koffer meines Vaters" lesen - es ist eine wunderbare Geschichte.

Buchbeschreibung:

"Orhan Pamuk ist ein Augenmensch. Die Bilder eines Bellini faszinieren den in der Türkei lebenden Autor ebenso wie persische Miniaturen. In dieser Sammlung von Essays staunt der Nobelpreisträger für Literatur über die alltäglichen Wunder in New York, huldigt seinen Vorbildern der Literaturgeschichte und gibt Betrachtungen zu Politik und Zeitgeschichte preis. Vielleicht am schönsten sind seine Schilderungen aus dem Alltagsleben - der Tod einer Möwe oder die kindliche Melancholie der kleinen Tochter. Pamuks Essayband ist ein ganzer Kosmos, witzig, verspielt, manchmal provozierend, eine Fundgrube für alle Leser dieses großen Autors."

Orhan Pamuk "der auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt Istanbul neue Sinnbilder für Zusammenstoß und Verflechtung der Kulturen gefunden hat" erhielt den Nobelpreis für Literatur 2006.

Orhan Pamuk hat 2005 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Mittwoch, 21. Mai 2025

Kaminer, Wladimir "Rotkäppchen raucht auf dem Balkon"

Kaminer, Wladimir "Rotkäppchen raucht auf dem Balkon … und andere Familiengeschichten" [Little Red Riding Hood smokes on the balcony … and other family stories] - 2020 

Wladimir Kaminer ist einfach ein fabelhafter Schriftsteller. Ich liebe seine Geschichten. Ob er über seine Kindheit spricht, sein jetziges Leben als Autor, oder - wie in diesem Fall - von seinen Kindern und seiner Mutter. Einfach köstlich, wie er ganz alltägliche Dinge, die uns allen immer wieder passieren, so widergeben kann, dass es nur noch lustig sind und wir darauf kommen, dass vieles einfacher ist, wenn man es mit einem lachenden Auge sieht.

Dieser Autor ist einfach unbeschreiblich. Sein Humor, seine Art, Alltägliches zu beschreiben, seine Familie und alles drumherum zu beobachten. Einfach zu köstlich!

Ich hoffe, er kommt bald mal in unsere Gegend, damit ich eine Lesung von ihm besuchen kann.

Buchbeschreibung:

"Geschichten für Familienmenschen – charmant, kurzweilig und humorvoll.

Verstehe einer die Kinder. Oder die Großeltern. Die einen werden erwachsen, kaufen sich Leitz Ordner für Handyverträge und schwören dem billigen Fusel ab, der gestern noch zu jeder Party gehörte. Die anderen haben eine kindliche Freude daran, die Welt neu zu erobern und ihre Grenzen auszuloten. So mancher Jugendliche bleibt hingegen lieber zu Hause, um zwischen Kühlschrank und Computer nach sich selbst zu suchen. In seinen neuen Geschichten beschreibt Familienmensch Wladimir Kaminer das komplizierte Verhältnis der Generationen mit viel Liebe und Humor."

Dienstag, 20. Mai 2025

Pauly, Gisa "Fräulein Wunder"

Pauly, Gisa "Fräulein Wunder. Sylt-Saga" [Miss Wunder/Wonder] - 2022 

Eine Leihgabe einer Freundin. Eigentlich mögen wir ähnliche Bücher, aber dieses hier hat mir nicht so gut gefallen. Es war alles in allem zu "einfach", zu "seicht". Irgendwo habe ich gelesen, das Buch sei zu "soapig". Das war eine gute Beschreibung.

Vieles in Brits Leben hat mich schon an meine Kindheit in unserem Dort erinnert. Aber es waren einfach viel zu viele Zufälle in dem Buch. Vieles war vorhersehbar, wie in einer der Fernseh-Soaps, die ich auch nicht mag. Auch die Schreibweise der Autorin ist wohl mehr für "Leichtleser" gedacht, ich konnte mich damit nicht anfreunden.

Sicher hat dieses Buch seinen Platz in der Literatur. Aber nicht für mich. Werde ich noch ein Buch von Gisa Pauly lesen? Wahrscheinlich nicht.

Buchbeschreibung:

"1959. Im kleinen Ort Riekenbüren wird Brit von allen 'Fräulein Wunder' genannt. Ihre Eltern sind anständige Leute – und Brit langweilt sich zu Tode. Raus in die weite Welt will sie! Eine Klassenfahrt nach Sylt bringt endlich die ersehnte Freiheit. Sie kann nicht ahnen, dass diese Reise ihr Leben für immer verändern wird. Denn auf der Insel angekommen, verliebt sie sich unsterblich in den Hotelpagen Arne. Doch das Schicksal reißt sie auseinander, und es wird drei lange Jahre dauern, bis Brit auf die Insel zurückkehrt und sich auf die Suche nach der Liebe ihres Lebens begibt. Ohne zu wissen, dass Arne nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat ..."

Montag, 19. Mai 2025

Cornwell, Bernard "Das letzte Königreich"

Cornwell, Bernard "Das letzte Königreich" (Uhtred #1) (Englisch: The Last Kingdom. The Saxon Stories #1) - 2004

Ich liebe historische Romane. Und dieser hier basiert auf der wahren Geschichte Englands. Jemand schlug mir vor, ein Buch dieses Autors zu lesen. Mein Mann liebt ihn, und wir hatten dieses Buch zu Hause, also habe ich es ausprobiert.

Obwohl mir die Geschichte von Uthred und seinen Zeitgenossen gefiel, ging es darin zu sehr um Kämpfe und zu wenig um das "wahre Leben". Vielleicht lag es daran, dass es in dem Buch nur wenige Frauen gab - und noch weniger Geschichten über sie. Aber das war nichts für mich. Ich bezweifle, dass ich mehr von "Uthred" lesen werde, zumindest nicht aus dieser Reihe.

Buchbeschreibung:

"Mit den Drachenbooten kommt der Tod.

Nordengland, im Jahre 866: Mit zehn Jahren erlebt der Fürstensohn Uhtred den Einfall der Wikinger. Sein ungestümer Mut in der Schlacht beeindruckt den Anführer der Dänen so sehr, dass er Uhtred verschont und als Ziehkind aufnimmt. Mit den Jahren wird der Junge fast einer von ihnen. Nach Raub- und Eroberungszügen voller Blut und Gewalt droht auch Wessex, das letzte der fünf angelsächsischen Königreiche, an die Eroberer zu fallen. Doch da wechselt Uhtred wieder die Seiten ..."

Samstag, 17. Mai 2025

Seth, Vikram "Verwandte Stimmen"

Seth, Vikram "Verwandte Stimmen" (Englisch: An Equal Music) - 1999 

Da mir "Eine gute Partie" (A Suitable Boy) sehr gut gefallen hatte, wollte ich dieses Buch desselben Autors lesen. Das Thema ist völlig anders als in seinem anderen Roman. Dieser erzählt die Geschichte eines Geigers und seiner Probleme mit der Liebe, seinem Beruf, seinen Eltern, aber vor allem mit der Liebe.

Man kann dieses Buch überhaupt nicht mit seinem vorherigen Roman vergleichen, aber es war auch sehr gut. Ich kenne mich mit dem Leben eines Musikers nicht besonders gut aus, und man hört sicherlich nicht viel über diejenigen, die in Kammermusikquartetten auftreten, aber es war sehr interessant, auch diesen Teil zu verfolgen.

Buchbeschreibung:

"Michael Holme ist Geiger in einem renommierten Londoner Streichquartett. Zu seinen Kollegen hat er ein fast familiäres Verhältnis, während er die Liaison mit seiner Schülerin Virginie nur halbherzig weiterführt. Eines Abends taucht die Pianistin Julia hinter der Bühne auf, Michaels unvergessene große Liebe. Auch sie liebt ihn noch, doch Julia ist seit Jahren verheiratet und hat einen kleinen Sohn. Nach einigen glücksbeseelten Tagen in Venedig ahnt Michael, dass er Julia ein zweites Mal verlieren wird."

Beim Namen des Protagonisten musste ich ständig an einen bekannten Sänger aus den 70ern denken, den ich sehr gerne mochte.

Seth, Vikram "Zwei Leben"

Seth, Vikram "Zwei Leben" (Englisch: Two Lives) - 2005 

Ich hatte bereits zwei Romane von Vikram Seth gelesen, "Eine gute Partie" (A Suitable Boy) und "Verwandte Stimmen" (An Equal Music), die beide völlig unterschiedlich, aber wirklich gut sind.

In diesem Werk beschreibt der Autor nicht nur das Leben seines Großonkels und seiner jüdischen Frau, sondern auch sein eigenes Leben, das Leben und Sterben einfacher Menschen während des Holocaust sowie das schreckliche Schicksal der Juden. Aber er beschreibt auch das Leben in Indien vor und nach der Unabhängigkeit. Ein ziemliches Unterfangen.

Vikram Seth macht es einem extrem leicht, den Lebenswegen von Shanti und Henny, ihren Familien und Freunden durch ein ganzes Jahrhundert und mehrere Kontinente zu folgen. Er lässt kein Detail aus und stützt sich auf persönliche Erfahrungen sowie Interviews und alte Briefe.

Wir lernen die drei Charaktere – ja, wir müssen auch den Autor einbeziehen – ziemlich gut kennen. Vikram Seth lässt nichts unversucht, lässt keine einzige Figur oder Begebenheit aus, die im Moment vielleicht zu trivial erscheint, aber später wichtig ist. Wir erhalten einen guten Einblick in das Leben vor und während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland und England, in den Krieg selbst und in die Konzentrationslager. Außerdem – und das fand ich noch interessanter, da wir nicht oft darüber lesen – in das Leben nach dem Krieg in England und Deutschland.

Was soll ich sagen, ein fantastisches Buch. Wenn der Autor jemals eine weitere Biografie schreibt, werde ich sie gerne lesen. Eigentlich werde ich alle seine Bücher auf meine Wunschliste setzen.

Buchbeschreibung:

"In Zwei Leben erzählt Vikram Seth zärtlich und präzise von einer wahren Liebe, die ein Jahrhundert umspannt. Mit zurückschauender Sehnsucht berichtet er von zwei Menschen, seinem Onkel Shanti und Tante Henny, die sich an der Wegkreuzung von indischer Diaspora und jüdischem Exil trafen: ein bewegendes Denkmal und erzählerisches Kunststück zugleich. 'Nimm den Schwarzen nicht', sagt Henny zu ihrer Mutter und meint den jungen Inder an der Tür. Doch Shanti, der im Berlin der dreißiger Jahre Zahnarzt werden will, bekommt das Zimmer in der Bleibtreustraße - und das wird Hennys Glück. Shanti, von den Nazis verdrängt, kann erst in London praktizieren, und dort steht 1939 plötzlich Henny an der Victoria Station - als einziger Jüdin aus dem Freundeskreis ist ihr die Flucht gelungen."

Ein Zitat aus dem Buch, das der Autor am Holocaust Memorial Arch im Memorial Garden im Hendon Park in London fand:
"Lezikaron. Die Bedeutung bezieht sich auf die Wichtigkeit, nach vorne zu blicken und sich gleichzeitig an die Vergangenheit zu erinnern." ("Lezikaron. The meaning refers tot he importance of looking forward as well as remembering the past.")

Seth, Vikram "Eine gute Partie"

Seth, Vikram "Eine gute Partie" (Englisch: A Suitable Boy) - 1993

Dieser Roman ist einer der umfangreichsten, die ich je gelesen habe. Er umfasst rund 1.500 Seiten. Die Geschichte spielt im Indien der 1950er Jahre, obwohl das Buch 1993 als "Epos über das Leben in Indien" erschien. Ich habe inzwischen einige indische Romane gelesen, aber dieser ist mit Abstand der positivste, obwohl er auch eine gute Sammlung über das indische Leben und die indische Politik zu sein scheint.

Obwohl der Schwerpunkt auf der Familie liegt, die für eine ihrer Töchter einen "geeigneten Jungen", d.h. eine "gute Partie" (zum Heiraten) sucht, dreht sich der Roman um vier Familien mit unterschiedlichem Hintergrund, sowohl Hindus als auch Muslime.

Es heißt, der Autor hat etwa ein Jahrzehnt daran geschrieben. Und es hat sich gelohnt. Die Geschichte entfaltet sich sehr schön, man merkt, dass er sich Zeit genommen hat, das Leben der Figuren zu beschreiben. Nach dieser Veröffentlichung wurde Vikram Seth mit Tolstoi, Dickens und Eliot verglichen.

Das ist wirklich ein großartiges Buch und es lohnt sich, alle Seiten zu lesen.

Buchbeschreibung:

"Savita heiratet Pran, einen jungen Mann, den sie kaum kennt. Die prunkvolle Zeremonie ist noch nicht beendet, da widmet die Mutter der Braut sich schon ihrer nächsten Aufgabe: eine gute Partie für ihre jüngste Tochter zu finden. Denn die schöne Lata wird schon neunzehn, aber der passende Mann muss natürlich der richtigen Kaste entstammen, und hellhäutig soll er auch noch sein. In dieser einfachen Konstellation findet Vikram Seth alles, um uns Indien, seine Tänze und Tränen, vor Augen zu stellen, seine Farben und Stoffe, sein Glück und sein Leid."

Freitag, 16. Mai 2025

Naipaul, V.S. "Ein halbes Leben"

Naipaul, V.S. "Ein halbes Leben" (Englisch: Half A Life) - 2001 

Nachdem ich "Ein Haus für Mr. Biswas" (A House for Mr. Biswas) gelesen hatte, musste ich einfach mehr von diesem wunderbaren Autor lesen. Dieser Roman spielt in vielen verschiedenen Teilen der Welt – in Indien, Afrika und Europa.

Ein privilegierter Sohn verlässt seine Heimat und geht ins Ausland, um dort ein Leben in Armut zu führen. Ein interessanter Blick auf das Leben in verschiedenen Kontexten. Viele Informationen über Indien, Afrika und Europa nach der Unabhängigkeit Indiens, ein Vergleich und ein Blick auf völlig unterschiedliche Kulturen und Lebensstile. Eine brillante Lektüre, oft als der beste Roman des Autors bezeichnet.

Buchbeschreibung:

"In einer Region Indiens, die von der Auflehnung gegen die Kolonialmacht unberührt bleibt, fristet Willie Chandrans Vater ein Dasein nach den Vorstellungen seiner Vorfahren. Insgeheim träumt er jedoch von Taten, die seine wahre Größe bezeugen könnten. Vergebens: Seine kärglichen Versuche spiritueller Erneuerung führen ins Verstummen, und auch seine Heirat mit einer Frau aus einer niederen Kaste, die er nicht einmal liebt, hat nur ein Ergebnis: Chandran wird Opfer seiner eigenen Rebellion. Aus dieser unglücklichen Verbindung geht Willie Chandran hervor..."

Es gibt eine Fortsetzung "Magische Saat" (Magic Seeds), die ich aber noch nicht gelesen habe.

V.S. Naipaul erhielt den Nobelpreis für Literatur 2001 "für seine Werke, die hellhöriges Erzählen und unbestechliches Beobachten vereinen, und uns zwingen, die Gegenwart verdrängter Geschichte zu sehen".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Naipaul, V.S. "An der Biegung des großen Flusses"

Naipaul, V.S. "An der Biegung des großen Flusses" (Englisch: A Bend in the River: His Great Novel of Africa) - 1979

Salim, ein Afrikaner indischer Abstammung, lässt sich als Ladenbesitzer in einer namenlosen Stadt an der Flussbiegung nieder. Mit seinen "fremden" Augen sehen wir einen Teil der afrikanischen Geschichte nach dem Abzug der Kolonisten: die Veränderungen in Politik und Gesellschaft, die wirtschaftlichen Probleme, die kriegsähnlichen Zustände. Die Veränderungen für die lokale Gemeinschaft ebenso wie für Außenseiter wie Salim, die nie wirklich dazugehören. Als Auswanderer kann ich die Probleme, mit denen er konfrontiert wird, voll und ganz nachvollziehen, auch wenn sie von Land zu Land unterschiedlich sind.

Ein weiterer hochinteressanter Roman dieses Autors, der den Nobelpreis wirklich verdient hat.

Buchbeschreibung:

"Naipauls legendärer Afrikaroman führt mitten ins Herz des schwarzen Kontinents, in ein Land, aus dem die Kolonialmacht gerade abgezogen ist. Der junge Salim, Sohn einer angesehenen indischen Händlerfamilie, die seit Generationen an der afrikanischen Ostküste lebt, übernimmt in einer Provinzstadt am großen Fluss einen kleinen Laden. Konsequent und virtuos erzählt Naipaul von der unendlichen Einsamkeit eines Grenzgängers aus einer anderen Kultur in einer Zeit des radikalen politischen Umbruchs."

V.S. Naipaul erhielt den Nobelpreis für Literatur 2001 "für seine Werke, die hellhöriges Erzählen und unbestechliches Beobachten vereinen, und uns zwingen, die Gegenwart verdrängter Geschichte zu sehen".

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