Montag, 28. August 2023

Arnim, Elizabeth von "Verzauberter April"

Arnim, Elizabeth von "Verzauberter April" (Englisch: The Enchanted April) - 1922

Ein Lesekreisbuch. Mein allererster Roman von Elizabeth von Arnim.

Das Buch wirkt teilweise etwas veraltet, aber w
ir hatten eine ausgesprochen nette Unterhaltung darüber. Es ist lustig, hat den Leserinnen sehr gut gefallen, und wir lesen vielleicht bald noch ein Buch von ihr.

Die Autorin hat ein interessantes Leben geführt, zuerst die Ehe mit einem preußischen Adlingen, dann eine Affäre mit H.G. Wells, danach eine zweite Ehe mit einem englischen Adligen. Ihre Geschichte liest sich wie ein Roman.

Zu dem Buch, ich konnte mich nicht wirklich mit den Charakteren identifizieren, aber sie lebten ja auch vor einem ganzen Jahrhundert.

Vier Engländerinnen, die sich kaum kennen, machen gemeinsam Urlaub. Sie mieten zusammen ein Haus und verstehen sich natürlich überhaupt nicht, da jede andere Vorstellungen hat.

Natürlich haben sich die Zeiten geändert - glücklicherweise - und Frauen sehen sich nicht erst dann als vollständig, wenn sie einen Mann in ihrem Leben haben.

Buchbeschreibung:

"'An jene, die Glyzinien und Schonnenschein zu schätzen wissen. Kleines mittelalterliches Castello an der italienischen Mittelmeerküste für den Monat April zu vermieten. Z, Postfach 1000, The Times.' Auf diese Anzeige hin brechen vier ernsthafte englische Damen aus ihrem Alltagsleben auf und entdecken nicht nur die Verzauberungskraft der italienischen Natur, sondern ganz beiläufig auch sich selbst."

Samstag, 26. August 2023

Schlink, Bernhard "Der Vorleser"

 
Schlink, Bernhard "Der Vorleser" - The Reader - 1994

Ich habe das vor ein paar Jahren mit meinem ehemaligen Lesekreis gelesen. Ich habe andere Literatur/Romane zum Holocaust gelesen und glaube nicht, dass dieser zu den besseren gehört. Zum Teil ist es interessant, aber irgendwann wird es wirklich langweilig, das war zumindest mein Eindruck. Die Beschreibung der Charaktere und ihrer Gefühle geht einfach nicht tief genug, um einen guten Überblick über die Fakten selbst zu gewinnen. Vielleicht trägt auch der Grund dazu bei, dass der Autor normalerweise Kriminalromane schreibt (die nicht so mein Ding sind).

Buchbeschreibung:

"Sie ist reizbar, rätselhaft und viel älter als er... und sie wird seine erste Leidenschaft. Eines Tages ist sie spurlos verschwunden. Erst Jahre später sieht er sie wieder - als Angeklagte im Gerichtssaal. Die fast kriminalistische Erforschung einer sonderbaren Liebe und bedrängenden Vergangenheit.

Auf dem Nachhauseweg gerät der fünfzehnjährige Michael Berg in eine heikle Situation. Eine Frau, Mitte dreißig, kümmert sich um ihn. Später kommt der Junge mit einem Blumenstrauß, um sich zu bedanken. Und er kommt wieder. Hanna ist die erste Frau, die er begehrt. Eine heimliche Liebe beginnt. Doch es ist etwas Düsteres, Reizbares um Hanna. Seine Fragen, wer sie war und ist, weist sie schroff zurück. Eines Tages ist sie verschwunden. Aus Michaels Leben, nicht aus seinem Gedächtnis. Als Jurastudent sieht er Hanna im Gerichtssaal wieder. Der junge Mann erleidet einen Schock. Er hat eine Verbrecherin geliebt. Vieles an Hannas Verhalten im Prozess ergibt keinen Reim. Bis es ihm wie Schuppen von den Augen fällt: Sie hat nicht nur eine grauenhafte Tat zu verantworten, sie hat auch ihr verzweifelt gehütetes Geheimnis. Die Vergangenheit bricht auf - die seiner Liebe und die deutsche Vergangenheit. Michael muss erleben, dass er von beiden Vergangenheiten nicht loskommt. Eine Frauengestalt, mit der man auch als Leser nicht einfach fertig wird. Und das Dilemma einer Generation.
"

Montag, 21. August 2023

Wickert, Ulrich "Frankreich muss man lieben, um es zu verstehen"

Wickert, Ulrich "Frankreich muss man lieben, um es zu verstehen" [You have to love France to understand it] - 2017

Wer Ulrich Wickert noch nicht kennt, sollte sich unbedingt das Video ansehen, wo er einfach so gemütlich aber zügig über den Place de la Concorde läuft und allen erklärt, wie man in Paris als Fußgänger durch den Verkehr kommt. Schaut mal hier!!!

Ich habe Ulrich Wickert immer gemocht. Seine Reportagen sind hervorragend, egal, um welches Thema es sich handelt, aber besonders, wenn es um seine zweite Heimat Frankreich geht, die ihn wegen seiner Verdienste um die deutsch-französischen Beziehungen sogar zum Offizier der Ehrenlegion ernannte (Légion d’honneur bzw. L’ordre national de la Légion d’honneur).

Er war lange Jahre Moderator der Tagesthemen, erhielt viele Auszeichnungen für seine Tätigkeit als Journalist, sowohl in Deutschland als auch in Frankreich, hat eine Stiftung für Kinderrechte gegründet, und setzt sich auch sonst für viele gemeinnützige Zwecke ein. Wie gesagt, ein Mann, den man einfach mögen muss.

Nun aber zum Buch. Erst einmal der Titel. "Frankreich muss man lieben, um es zu verstehen". Also, ich liebe es, habe es immer geliebt und habe immer viel über das Land gelesen, musste mich auch für meinen Übersetzerkurs über Land, Leute, Geschichte und Wirtschaft auskennen.

Der Autor berichtet in diesem Buch nicht nur über seine Treffen mit französischen Politkern sowie deren Privatleben, er bringt uns Frankreich wirklich näher. Also, für alle, die nicht so viel von Frankreich wissen oder denen unser Nachbarland nicht so geheuer ist, ist dies ein hervorragendes Buch. Und für Frankreich-Liebhaber sowieso.

Buchbeschreibung:

"Frankreich ist mehr als nur der große Nachbar Deutschlands. Es ist ein Land, das sich vom Erbfeind zum vertrauten Partnerland gewandelt hat, das nach dem Brexit als Pfeiler Europas so wichtig ist wie nie zuvor. Und es ist seit jeher ein Sehnsuchtsland der Deutschen, die seine Eleganz und seinen Stil, die Küche und Kultur bewundern. Aber Frankreich steckt in der Krise: Der Niedergang der Wirtschaft, politische Skandale und Stagnation, der Aufstieg des rechtsradikalen Front National, soziale Spannungen und islamistische Attentate haben das Selbstbewusstsein der Grande Nation erschüttert.
Ulrich Wickert ist der bekannteste Frankreich-Experte Deutschlands, jahrelang berichtete er als Auslandskorrespondent aus Paris, lebt bis heute neben Hamburg auch in Südfrankreich. '
Frankreich muss man lieben, um es zu verstehen' ist das Resümee seiner lebenslangen Faszination und Auseinandersetzung mit einem Land, das uns so vertraut scheint, aber doch viele Geheimnisse birgt."

Samstag, 19. August 2023

Heidenreich, Elke; Schroeder, Bernd "Rudernde Hunde"

Heidenreich, Elke; Schroeder, Bernd "Rudernde Hunde" [Rowing Dogs] - 2002

Ich war ja schon immer ein Elke-Heidenreich-Fan, aber von ihrem Ex-Mann hatte ich noch nie etwas gelesen. Da traf ich in einer Second-Hand-Buchhandlung auf dieses Büchlein und musste es einfach mitnehmen. Was soll ich sagen? Jetzt bin ich auch ein Bernd-Schroeder-Fan. Wie die beiden ihre Figuren beschreiben ist einfach sagenhaft, einzigartig, jeder hat seinen Stil und doch liest sich alles fast wie von einer Person geschrieben.

Am köstlichsten fand ich die Idee, zum gleichen Thema zwei Geschichten zu schreiben und diese dann miteinander zu verbinden.

Ich habe lange hin- und hergegrübelt, welches wohl meine Lieblingsgeschichte aus dem Buch ist, aber ich kann mich einfach nicht entscheiden. Was ich wohl weiß, ich werde noch mehr von den beiden lesen. Bernd Schroeder ist ja mittlerweile leider verstorben, aber da warten schon noch ein paar Ausgaben auf mich. Und Elke schreibt ja noch fleissig, also kann ich mich auch da noch auf einiges freuen.

Buchbeschreibung:

"Liebenswerte Käuze, sonderbare Spinner, tolpatschige Verehrer, entnervte Mütter, prahlende Väter, tanzende und (gleich zwei Mal) rudernde Hunde - wer mit den Geschichten diese Buches nicht auf seine Kosten kommt, dem ist nicht zu helfen. Die beiden (sich sehr nahestehenden Autoren) haben einen Ton gefunden für ihre Alltagsgeschichten, eine Melodie, die alle komischen und traurigen Episoden zu einem Lesebuch verbindet, das für alle gedacht ist, denen das Leben rätselhaft geblieben ist."

Freitag, 18. August 2023

Guiliano, Mireille "Warum französische Frauen nicht dick werden"

Guiliano, Mireille "Warum französische Frauen nicht dick werden" (Englisch: French Women Don’t Get Fat) - 2004

Ich bin kein Fan von Selbsthilfebüchern. Ich dachte nicht, dass dies eines war, ich dachte, es wäre irgendwie lustig, aber das stimmte nicht. Es war ein Selbsthilfebuch, wie die meisten von ihnen: Nur die Autorin weiß, was das Beste ist, und der Rest der Welt, oder in diesem Fall die Amerikanerin, hat keine Ahnung.

Ich bin keine Amerikanerin und weiß, dass viele Amerikaner und viele Deutsche Gewichtsprobleme haben.
Aber die Art und Weise, wie die Autorin über Amerikaner und amerikanische Frauen spricht, war ziemlich abwertend. Das hat mir überhaupt nicht gefallen. Man kannRatschläge geben, ohne hochnäsig zu sein. Ich liebe Frankreich und habe französische Freunde, die alle sehr nett sind. Und ich habe immer wunderbare Menschen in Frankreich getroffen. Aber das hier hörte sich an, als wollte sie nur das Vorurteil bestätigen, dass alle Franzosen unfreundlich seien. Einfach schade.

Ich muss allerdings zugeben, dass einige ihrer Ratschläge sicherlich nicht falsch sind, nur die Art und Weise, wie sie es ausgedrückt hat.


Buchumschlag:

"Ah, Paris! Sie sitzen in einem Café auf einem der breiten Boulevards, essen eine Brioche und trinken eine Café au lait, oder Sie genießen ein kühles Glas Champagner - wundervoll! Ist Ihnen schon aufgefallen, wie gertenschlank die Französinnen bei diesem Lebensstil bleiben? Wie machen sie das bloß? Et voilà! Endlich wird das Geheimnis gelüftet: Mireille Guiliano, wohnhaft in Paris und New York, weiht uns ein in die Kunst genussvollen Essens und Trinkens, ohne dick zu werden. Und das Beste: Sie müssen nicht einmal auf Schokolade verzichten ... Garçon, encore un verre!"

Mittwoch, 9. August 2023

Orwell, George "Ganz unten in Paris und London oder Erledigt in Paris und London"

Orwell, George "Ganz unten in Paris und London oder Erledigt in Paris und London" (Englisch: Down and Out in Paris and London: A Gritty Memoir on Life & Poverty in Two Cities) - 1933

Nachdem ich "Nineteen Eighty Four" (1984) and "Animal Farm" (Farm der Tiere) gelesen hatte, hatte ich erwartet, nun ja, ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte, aber es war etwas anderes.

Das Buch war gut geschrieben und dies wird nicht das letzte sein, das ich von diesem Autor gelesen habe, es kam mir einfach nicht so vor, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Obwohl ich es hätte wissen müssen. Schließlich handelt es sich hier um Memoiren.

George Orwell gibt uns einen guten Einblick in das Leben auf der Straße. Da das Buch fast 90 Jahre alt ist, kann man leicht davon ausgehen, dass sich die Dinge inzwischen verändert haben. Aber ist das so? Wir sehen immer noch Obdachlose auf den Straßen. Je größer die Stadt, desto mehr Obdachlose gibt es.

Ich vermute, dass die sehr aufschlussreichen Romane des Autors über die Zukunft auf seinen Erfahrungen in den Slums beruhen, darüber muss er beim Schreiben seiner späteren Romane viel nachgedacht haben.
Es zeigt uns auch, wohin es führen kann, wenn wir die Armen vernachlässigen. Nicht lange nach seinen Erlebnissen auf der Straße begann der Zweite Weltkrieg.


Vielleicht sollte dies jeder lesen, insbesondere diejenigen, die kein Mitgefühl für jemanden haben, der weniger gut gestellt ist als sie.

Buchbeschreibung:

"Nach seiner Demission als Polizeioffizier in Burma landet Orwell 1933 in den Slums: bei den Arbeitslosen, Asozialen in Paris, wo er sich als Küchenhilfe in einem Luxusrestaurant verdingt; bei den Pennern von London, mit denen er durch die Gossen und Asyle pilgert. Der unsentimentale, erschütternde Bericht eines Betroffenen."

Mittwoch, 2. August 2023

Ernaux, Annie "Die Jahre"

Ernaux, Annie "Die Jahre" (Französisch: Les années) - The Years - 2008

Wie so oft hatte ich vor Erhalt des Nobelpreises noch nie von Annie Ernaux gehört. Und deshalb warte ich immer sehnsüchtig auf die Auszeichnungen, in 99 % der Fälle ist die Auswahl hervorragend.

Und das war auch dieses Mal der Fall.
Annie Ernaux ist etwas älter als ich, aber ich konnte viele ihrer Erfahrungen in meinem Leben wiederfinden. Ich denke, die meisten Frauen, die Mitte des letzten Jahrhunderts geboren wurden, teilen sie, egal woher sie kommen. Vielleicht hat mir dieses Buch deshalb gefallen.


Es war überhaupt nicht das, was ich erwartet hatte. Während die Autorin heranwächst, vergleicht sie ihr Leben mit ihrem Land, seiner Politik, seinen Entwicklungen, insbesondere für Frauen (immer zu langsam). Ihre Erinnerungen sind zufällig, immer in Fragmenten, wie eine Collage oder ein Sammelalbum. Sie verwendet die dritte Person Singular. Ich denke, das erleichtert uns den Zugang zu ihrer Geschichte, sie erweckt nicht den Eindruck, als würde sie nur über sich selbst sprechen.

Dies ist also nicht nur eine Biografie über das Leben von Annie Ernaux, sondern eine Geschichte Frankreichs nach dem Zweiten Weltkrieg.
Und eine Erinnerung daran, über unser eigenes Leben nachzudenken und darüber, was unser Land für uns getan und uns angetan hat.
Ich bin also sicher, dass es auch für jüngere Menschen interessant ist, die gerne etwas über die Generationen vor ihnen erfahren möchten.

Ich habe Französisch nicht studiert (wohl aber gelernt), aber viele Kurse besucht und viel über französische Geschichte und Politik gelesen, das Land besucht und habe Freunde dort. Für mich war also nicht viel völlig neu. Aber es hat mir trotzdem Spaß gemacht zu erfahren, was Geschichte und Gesellschaft mit einer einzelnen Person gemacht haben, wie sie so aufgewachsen ist, wie sie es getan hat, und zu der Frau geworden ist, die sie heute ist. Ich werde sicherlich noch mehr von ihr lesen.

Buchbeschreibung:

"Das Schwarz-Weiß-Foto eines Mädchens in dunklem Badeanzug auf einem Kieselstrand. Im Hintergrund eine Steilküste. Sie sitzt auf einem flachen Stein, die kräftigen Beine ausgestreckt, die Arme auf den Felsen gestützt, die Augen geschlossen, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Sie lächelt. Ein dicker brauner Zopf fällt ihr über die Schulter, der andere verschwindet hinter ihrem Rücken. Offensichtlich imitiert sie die Pose der Filmstars aus Cinémonde oder aus der Werbung für Ambre-Solaire-Sonnenmilch und will so ihrem demütigend unreifen Kleinmädchenkörper entfliehen. Auf ihren Schenkeln und Oberarmen zeichnet sich der helle Abdruck eines Kleides ab, ein Hinweis darauf, dass ein Ausflug ans Meer für dieses Kind eine Seltenheit ist. Der Strand ist menschenleer. Auf der Rückseite: August 1949, Sotteville-sur-Mer.

Kindheit in der Nachkriegszeit, Algerienkrise, die Karriere an der Universität, das Schreiben, eine prekäre Ehe, die Mutterschaft, de Gaulle, das Jahr 1968, Krankheiten und Verluste, die so genannte Emanzipation der Frau, Frankreich unter Mitterrand, die Folgen der Globalisierung, die uneingelösten Verheißungen der Nullerjahre, das eigene Altern. Anhand von Fotografien, Erinnerungen und Aufzeichnungen, von Wörtern, Melodien und Gegenständen vergegenwärtigt Annie Ernaux die Jahre, die vergangen sind. Und dabei schreibt sie ihr Leben - unser Leben, das Leben - in eine völlig neuartige Erzählform ein, in eine kollektive, 'unpersönliche Autobiographie'.

Geschichte ihrer selbst, Gesellschaftsporträt, universelle Chronik: Annie Ernaux hat ein melancholisches Meisterwerk der Gedächtnisliteratur geschrieben und einen schillernden roman total.
"

Annie Ernaux erhielt den Nobelpreis für Literatur 2022 "für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Fesseln der persönlichen Erinnerung aufdeckt."

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