Ich hatte bereits zwei Romane von Vikram Seth gelesen, "Eine gute Partie" (A Suitable Boy) und "Verwandte Stimmen" (An Equal Music), die beide völlig unterschiedlich, aber wirklich gut sind.
In diesem Werk beschreibt der Autor nicht nur das Leben seines Großonkels und seiner jüdischen Frau, sondern auch sein eigenes Leben, das Leben und Sterben einfacher Menschen während des Holocaust sowie das schreckliche Schicksal der Juden. Aber er beschreibt auch das Leben in Indien vor und nach der Unabhängigkeit. Ein ziemliches Unterfangen.
Vikram Seth macht es einem extrem leicht, den Lebenswegen von Shanti und Henny, ihren Familien und Freunden durch ein ganzes Jahrhundert und mehrere Kontinente zu folgen. Er lässt kein Detail aus und stützt sich auf persönliche Erfahrungen sowie Interviews und alte Briefe.
Wir lernen die drei Charaktere – ja, wir müssen auch den Autor einbeziehen – ziemlich gut kennen. Vikram Seth lässt nichts unversucht, lässt keine einzige Figur oder Begebenheit aus, die im Moment vielleicht zu trivial erscheint, aber später wichtig ist. Wir erhalten einen guten Einblick in das Leben vor und während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland und England, in den Krieg selbst und in die Konzentrationslager. Außerdem – und das fand ich noch interessanter, da wir nicht oft darüber lesen – in das Leben nach dem Krieg in England und Deutschland.
Was soll ich sagen, ein fantastisches Buch. Wenn der Autor jemals eine weitere Biografie schreibt, werde ich sie gerne lesen. Eigentlich werde ich alle seine Bücher auf meine Wunschliste setzen.
Buchbeschreibung:
"In Zwei Leben erzählt Vikram Seth zärtlich und präzise von einer wahren Liebe, die ein Jahrhundert umspannt. Mit zurückschauender Sehnsucht berichtet er von zwei Menschen, seinem Onkel Shanti und Tante Henny, die sich an der Wegkreuzung von indischer Diaspora und jüdischem Exil trafen: ein bewegendes Denkmal und erzählerisches Kunststück zugleich. 'Nimm den Schwarzen nicht', sagt Henny zu ihrer Mutter und meint den jungen Inder an der Tür. Doch Shanti, der im Berlin der dreißiger Jahre Zahnarzt werden will, bekommt das Zimmer in der Bleibtreustraße - und das wird Hennys Glück. Shanti, von den Nazis verdrängt, kann erst in London praktizieren, und dort steht 1939 plötzlich Henny an der Victoria Station - als einziger Jüdin aus dem Freundeskreis ist ihr die Flucht gelungen."
Ein Zitat aus dem Buch, das der Autor am Holocaust Memorial Arch im Memorial Garden im Hendon Park in London fand:
"Lezikaron. Die Bedeutung bezieht sich auf die Wichtigkeit, nach vorne zu blicken und sich gleichzeitig an die Vergangenheit zu erinnern." ("Lezikaron. The meaning refers tot he importance of looking forward as well as remembering the past.")


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