Freitag, 2. Mai 2025

Hansen, Dörte "Zur See"

Hansen, Dörte "Zur See" [At Sea] - 2022

Unsere Lesekreisbuch im April 2025. Nachdem wir alle schon die zwei ersten Bücher von Dörte Hansen gelesen hatten, beschlossen wir, dieses als nächstes zu besprochen. Einige hatten es schon gelesen und warnten uns, es sei nicht das Gleiche.

Stimmt. Der Anfang war etwas holprig, ich wusste zum Teil nicht, von wem jetzt geredet wurde und wie diese Menschen zueinander standen. Aber es wurde mit der Zeit besser. Nach etwas einem Drittel kennt man die ganze Kapitänsfamilie Sander, Hanne und Jens, und die erwachsenen Kinder, Ryckmer, Eske und Hendrik, die auf einer ungenannten Nordseeinsel wohnen. Viele der Bewohner leben vom Tourismus, da der Fischfang nichts mehr hergibt. Man sieht die Welt einmal durch die Augen der Vermieter und der Inselbewohner, die im Sommer all die Touristen über sich ergehen lassen müssen.

Aber auch der Inselpfarrer hat seine Probleme mit dem Leben dort. Das Meer ist so wunderschön, aber nicht unbedingt für diejenigen, die dort leben. Dörte Hansen hat diesen Menschen ein Denkmal gesetzt. Und ihrer Heimat.

Besonders gefallen hat mir Eske, die als Altenpflegerin arbeitet. Sie passt auch nicht so ganz in die Gemeinschaft, aber sie lebt ihr eigenes Leben. Und das ist gut so.

Unter anderem interessiert sie sich für untergehende oder bereits gestorbene Sprachen aus dem Norden Europas. Gàidhlig (schottisch-gälisch), Ingwäonisch (nordseegermanisch), Norn (nordgermanisch). Und genauso für Stätten, die im Meer versunken sind. Atlantis, Rungholt, Doggerland, Vineta. Zu letzterem habe ich ein interessantes Buch gelesen:

"Vineta. Die Wiederentdeckung einer versunkenen Stadt" von Klaus Goldmann und Günter Wermusch.

Dies passt natürlich wieder zum Thema.

Auch mein Lesekreis war ganz begeistert von dieser Geschichte. Jemand sagte, sie hat es geschafft, uns die unterschiedelichen Charaktere so nahezubringen. Und auch das Verschwinden der Natur und Kultur wurde sehr gut dargestellt.

Wir waren uns alle einig, dass wir auch ein viertes Buch der Autorin wieder lesen würden und hoffen, dass sie bald eines schreibt.

Buchbeschreibung:

"Die Fähre braucht vom Festland eine Stunde auf die kleine Nordseeinsel, manchmal länger, je nach Wellengang. Hier lebt in einem der zwei Dörfer seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Drei Kinder hat Hanne großgezogen, ihr Mann hat die Familie und die Seefahrt aufgegeben. Nun hat ihr Ältester sein Kapitänspatent verloren, ist gequält von Ahnungen und Flutstatistiken und wartet auf den schwersten aller Stürme. Tochter Eske, die im Seniorenheim Seeleute und Witwen pflegt, fürchtet die Touristenströme mehr als das Wasser, weil mit ihnen die Inselkultur längst zur Folklore verkommt. Nur Henrik, der Jüngste, ist mit sich im Reinen. Er ist der erste Mann in der Familie, den es nie auf ein Schiff gezogen hat, nur immer an den Strand, wo er Treibgut sammelt. Im Laufe eines Jahres verändert sich das Leben der Familie Sander von Grund auf, erst kaum spürbar, dann mit voller Wucht.

Klug und mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Wandel einer Inselwelt, von alten Gesetzen, die ihre Gültigkeit verlieren, und von Aufbruch und Befreiung."

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