Ich mochte den Schreibstil, aber die Geschichte war ziemlich überwältigend, obwohl ich zuerst "Die Odyssee" (The Odyssey) gelesen habe, was jeder empfiehlt und ich auch tun würde. Die vielen Erklärungen waren hilfreich, aber wer Klassiker im Allgemeinen nicht besonders mag, sollte nicht mit diesem anfangen.
Trotzdem, dies ist das schwierigste Buch, das ich je gelesen habe. Es ist schwer, dem Bewusstseinsstrom zu folgen, eigentlich ist es schwer, dem Strom überhaupt zu folgen. Viele Bücher sind einfacher, wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat, dieses hier nicht. Ich hatte das Gefühl, dass es mit jedem Kapitel verwirrender wurde.
Wie in der Odyssee gibt es drei Teile: Die Telemachiade, Die Odyssee und Der Nostos (Heimkehr). In der Telemachiade kann man dem Lehrer Stephen Dedalus noch in seinem Klassenzimmer folgen und verstehen, was er zu lehren versucht. Dann ändert sich die Geschichte plötzlich und man begegnet dem Protagonisten der Geschichte, Leopold Bloom. Wir sollen ihm den ganzen Tag lang folgen. Und das tun wir, aber wir haben nicht immer eine Ahnung, wohin uns das führt. Wir beginnen am Frühstückstisch, besuchen eine Beerdigung, gehen in ein Restaurant und landen mitten in einem Theaterstück.
Das beste Beispiel dafür, warum wir Satzzeichen brauchen, ist der letzte Absatz, in dem Blooms Frau Molly uns ihre Gedanken über ihr Leben im Allgemeinen und ihre Ehe mit Leopold im Besonderen erzählt. Über vierzig Seiten und keine Satzzeichen. Überhaupt nicht. Kein Komma. Kein Punkt. Kein Absatz. Man kann nicht einmal eine Pause machen.
Je länger ich mich jedoch von diesem Roman distanziere, desto mehr Sinn ergibt er und desto stärker wirkt er auf mich. Ich bin froh, dass ich ihn gelesen habe.
Wer immer noch Zweifel hat, sollte an dieses Zitat von William Faulkner denken:
"Man sollte Joyces Ulysses so angehen, wie der ungebildete Baptistenprediger das Alte Testament angeht: mit Glauben."
Buchbeschreibung:
"Vor gut 100 Jahren, am 2. Februar 1922, wurde Literaturgeschichte geschrieben: An diesem Tag, dem 40. Geburtstag von James Joyce, erschien in einer Auflage von 1.000 nummerierten Exemplaren die Erstausgabe des Jahrhundertwerks Ulysses.
Der Roman wurde zwischen 1918 und 1920 bereits in Auszügen in der amerikanischen Zeitschrift 'The Little Review' abgedruckt; 1921 wurde er wegen obszöner Inhalte verboten. 1922 erschien Ulysses schließlich in Buchform in der Pariser Buchhandlung 'Shakespeare and Company', verlegt durch Sylvia Beach. Als blasphemisches und pornografisches Machwerk verdammt, wurde auch die Buchfassung bald in mehreren Ländern zensiert oder verboten. Den epochalen Erfolg des Ulysses hat dies nicht aufhalten können: Längst gilt das Werk als einer der einflussreichsten Romane der Moderne. Ein Buch, das auch nach mehrfachem Lesen weitere Geheimnisse preisgibt."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen