Dienstag, 31. Dezember 2024

Haig, Matt "Die Mitternachtsbibliothek"

Haig, Matt "Die Mitternachtsbibliothek" (Englisch: The Midnight Library) - 2020

Wir haben das in unserem internationalen Online-Lesekreis im Dezember 2024 gelesen. Und bevor ich anfange, möchte ich sagen, dass dies neben "Morgen und Abend" (Morning and Evening) mein Favorit in unserer Auswahl dieses Jahres war. Und ich dachte nicht, dass es mir überhaupt gefallen würde, weil das so gar nicht mein Genre ist.

Haben ihr euch jemals gefragt, wie euer Leben verlaufen wäre, wenn etwas Bestimmtes passiert wäre oder auch nicht. Wenn ihr die Schule, auf die ihr gegangen seid, nicht besucht hättet, wenn ihr euch für einen anderen Beruf entschieden hättet, wenn ihr einen anderen Lebenspartner getroffen hättet? Nun, hier könnt ihr herausfinden, wie es sein könnte, wenn ihr euer Leben unter anderen Umständen erkunden könntet.

Stellt euch eine Bibliothek auf dem Weg zwischen Leben und Tod vor. Nora, unsere Protagonistin, findet sich genau dort wieder und probiert einige verschiedene Alternativen aus.

Es ist so wunderbar zu sehen, welche Entscheidungen sie hätte treffen können und wohin sie geführt hätten. Brillante Geschichte.

Buchbeschreibung:

"Stell dir vor, auf dem Weg ins Jenseits gäbe es eine riesige Bibliothek, gesäumt mit all den Leben, die du hättest führen können. Buch für Buch gefüllt mit den Wegen, die deiner hätten sein können.

Hier findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie aus lauter Verzweiflung beschlossen hat, sich das Leben zu nehmen. An diesem Ort, an dem die Uhrzeiger immer auf Mitternacht stehen, eröffnet sich für Nora plötzlich die Möglichkeit herauszufinden, was passiert wäre, wenn sie sich anders entschieden hätte. Jedes Buch in der Mitternachtsbibliothek bringt sie in ein anderes Leben, in eine andere Welt, in der sie sich zurechtfinden muss. Aber kann man in einem anderen Leben glücklich werden, wenn man weiß, dass es nicht das eigene ist?

Matt Haig ist ein zauberhafter Roman darüber gelungen, dass uns all die Entscheidungen, die wir bereuen, doch erst zu dem Menschen machen, der wir sind. Eine Hymne auf das Leben – auch auf das, das zwickt, das uns verzweifeln lässt und das doch das einzige ist, das zu uns gehört."

Montag, 30. Dezember 2024

García Márquez, Gabriel "Der General in seinem Labyrinth"

García Márquez, Gabriel "Der General in seinem Labyrinth" (Spanisch: El general en su laberinto) - The General in His Labyrinth - 1989

Simón José Antonio de la Santísima Trinidad Bolívar y Palacios, der Welt besser bekannt als Simón Bolívar, lebte vom 24. Juli 1783 bis zum 17. Dezember 1830. Er gilt weithin als DER Politiker, der im frühen 19. Jahrhundert die Unabhängigkeit Südamerikas von Spanien herbeiführte. Ich muss zugeben, ich kannte seinen Namen, ich wusste, dass er etwas mit Südamerika zu tun hatte, der Staat Bolivien wurde nach ihm benannt, ebenso wie die bolivianische und venezolanische Währung. Aber das war so ziemlich alles, was ich über diesen Mann wusste, der für einen ganzen Kontinent so wichtig war.

Dieses Buch wurde von einem der größten südamerikanischen Autoren aller Zeiten geschrieben. Obwohl es sich auf Bolívars letzte Reise konzentriert, ist der Roman voller Details über sein ganzes Leben und über Südamerika zu dieser Zeit. Wir können etwas über die Geschichte dieses großen Kontinents erfahren und wie er zu dem wurde, was er heute ist. Wie er von der spanischen Kolonie befreit wurde, mit welchen Hindernissen er zu kämpfen hatte. Auch Bolívar hatte einen Traum. Den Traum von einem vereinten Südamerika. Dass dieser nicht in Erfüllung ging, war nicht sein Fehler, aber er starb sicherlich als enttäuschter Mann.

Alles, was Gabriel García Márquez geschrieben hat, ist lesenswert, egal ob es sich um Fiktion oder, wie in diesem Fall, um historische Fiktion handelt. Selbst für den, der sich überhaupt nicht für Geschichte interessiert, sind die Texte so schön. Ich wünschte, ich könnte sie in der Originalsprache lesen.

Buchbeschreibung:

"Noch heute wird General Simon Bolivar, siegreicher Anführer der südamerikanischen Kolonien im Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien, in ganz Lateinamerika als Befreier verehrt. Vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse schildert Gabriel Garcia Marquez in seinem neuen Roman das faszinierende Leben dieses Mannes, von seinem Aufstieg zur Macht bis zum bitteren Niedergang. Er entwirft dabei das ergreifende Porträt eines Menschen 'im Labyrinth seiner Leiden und verlorenen Träume'."

Gabriel García Márquez erhielt 1982 den Nobelpreis für Literatur "für seine Romane und Erzählungen, in denen sich das Phantastische und das Realistische in einer vielfacettierten Welt der Dichtung vereinen, die Leben und Konflikt eines Kontinents widerspiegeln".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.


Ich habe außerdem noch diese Bücher von diesem Autor gelesen: 

García Márquez, Gabriel "Hundert Jahre Einsamkeit"

García Márquez, Gabriel "Hundert Jahre Einsamkeit" (Spanisch: Cien años de soledad) - One Hundred Years of Solitude - 1967

Mein erstes Buch von Gabriel García Márquez. Nicht mein letztes. Eine Familiensaga, einer dieser fantastischen südamerikanischen Romane des magischen Realismus.

In dieser Geschichte werden sieben Generationen beschrieben, beginnend mit der Einwanderung des ersten Mitglieds nach Kolumbien, und sie umfasst fast ein Jahrhundert südamerikanischer Geschichte während der Kolonialzeit. Es wird viel Symbolik verwendet, was dieses Buch noch interessanter macht.

Ich habe es bereits einige Male gelesen und es ist immer wieder genauso fantastisch wie beim ersten Mal. Dieser Autor überrascht mich jedes Mal wieder.

Wir haben dieses Buch im September 2018 in unserem internationalen Online-Lesekreis besprochen.

Buchbeschreibung:

"Das imaginäre Macondo ist Schauplatz drastischer und geheimnisvoller Ereignisse im Leben der Familie Buendia über Generationen. Macondo ist Heimat der Nachfahren Jose Arcadio Buendias und seiner mehr als hundert Jahre alt werdenden Frau Ursula. Macondo ist ebenso typisch karibisch wie einzigartig; in Macondo erfüllen sich die Prophezeiungen des Melchiades über hundert Jahre. Macondo ist ein Ort voller Phantasie, tropischer Fülle und seltsamer Geschehnisse, hier blühen Absurdes und Verrücktes, steht Komisches neben Trauer und Elend.

Bildhaft und anekdotenreich erzählt der Literaturnobelpreisträger García Márquez die hundertjährige Familiengeschichte der Buendías - eine Geschichte von Siegen und Niederlagen, hochmütigem Stolz und blinder Zerstörungswut, unbändiger Vitalität und ihrem endgültigem Untergang. Die ganze Tragödie Lateinamerikas spiegelt sich in der phantastischen Welt von Macondo. Die Neuübersetzung von Dagmar Ploetz lässt den stilistischen Reichtum des Originals frisch aufleuchten und bietet eine wunderbare Gelegenheit, diesen Klassiker der Weltliteratur neu zu entdecken.
"

Ich habe in meinem internationalen Lesekreis auch "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" (Love in the Time of Cholera"/El amor en los tiempos del cólera) gelesen und es absolut geliebt.

Gabriel García Márquez erhielt 1982 den Nobelpreis für Literatur "für seine Romane und Erzählungen, in denen sich das Phantastische und das Realistische in einer vielfacettierten Welt der Dichtung vereinen, die Leben und Konflikt eines Kontinents widerspiegeln".

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Samstag, 28. Dezember 2024

McCall Smith, Alexander "Gute Nachbarn in der 44 Scotland Street"

McCall Smith, Alexander "Gute Nachbarn in der 44 Scotland Street" (Englisch: Love Over Scotland(44 Scotland Street #3) - 2006

"Gute Nachbarn" (Love Over Scotland) setzt dort an, wo "Hausgeflüster" (Espresso Tales) aufhört. Wir erfahren mehr über Bertie, den Fünfjährigen und seine schreckliche Mutter, eine Nachbarin von Pat trifft sich mit Piraten in Südostasien, es gibt noch andere kleine und große Probleme mit den Leuten im Buch, aber ich denke, das war es dann auch schon mit der Serie. Es gibt noch mehr Bücher, die die Geschichten unserer schottischen Freunde weiterführen, aber ich denke, die werde ich auslassen. Wer leichte Lektüre mag, wird es wahrscheinlich lieben, Alexander McCall Smith hat eine gute Art, Leute zu beschreiben.

Buchbeschreibung:

"Willkommen zurück in der 44 Scotland Street!

Erneut lässt McCall Smith seine liebenswerten Figuren die Höhen und Tiefen des Alltags durchleben: Während Studentin Pat auf Wolf trifft, der seinem Namen alle Ehre macht und sich als ernsthafte Gefahr für ihr Gefühlsleben erweist, soll Bertie an einem Konzert in Paris teilnehmen. Doch der hochintelligente Sechsjährige amüsiert sich lieber als Straßenmusiker und bringt damit seine Mutter an den Rand eines Nervenzusammenbruchs."


Es gibt noch andere Bücher in der Serie "44 Scotland Street":
2007: The World According to Bertie (Tür an Tür in der 44 Scotland Street)
2008: The Unbearable Lightness of Scones
2010: The Importance of Being Seven
2011: Bertie Plays The Blues
2012: Sunshine on Scotland Street
2013: Bertie's Guide to Life and Mothers
2015: The Revolving Door of Life
2016: The Bertie Project
2017: A Time of Love and Tartan
2019: The Peppermint Tea Chronicles
2020: A Promise of Ankles

McCall Smith, Alexander "Hausgeflüster"

McCall Smith, Alexander "Hausgeflüster" (Englisch: Espresso Tales) (44 Scotland Street #2) - 2005

Dieses Buch ist der Grund, warum ich eine weitere Reihe von Alexander McCall Smith angefangen habe. Ich habe es in einem dieser Büchertauschregale gefunden. Und da mir die "Mma Ramotswe Serie" (The No. 1 Ladies' Detective Agency) gefallen hat, dachte ich, warum nicht. Ich habe das erste und dritte Buch der Reihe gekauft ("Tür an Tür in der 44 Scotland Street" - "44 Scotland Street" und "Gute Nachbarn in der Scotland Street" - "Love Over Scotland").

Einige Teile sind wirklich albern und definitiv übertrieben, aber er bringt mich immer zum Lächeln. Seine Bücher sind definitiv eher meine leichtere Lektüre, aber sie sind nette Gutenachtgeschichten für zwischendurch.

Und ich kann mich über manche Leute und ihr Verhalten aufregen. Da ist diese Mutter eines Fünfjährigen, die ihn wie ein kleines Mädchen behandelt, kein Fußball, kein wildes Spiel, rosa Wände in seinem Schlafzimmer, rosa Latzhosen, nein, Entschuldigung, zerdrückte Erdbeer-Latzhosen. Total irrsinnig. Sie bringt ihn sogar zu einem Psychiater, aber wenn man mich fragt, ist sie diejenige, die dringend einen braucht.

Und dann ist da noch Pat, ein nettes Mädchen ohne Ziel, die sich eine Wohnung mit Bruce teilt, einem narzisstischen Macho, und das ist noch das Beste, was ich über ihn sagen kann.

Also eine nette kleine Geschichte über Nachbarn und Freunde.

Buchbeschreibung:

"Die charmant neurotischen Bewohner der 44 Scotland Street sind zurück!

Wieder gibt es kleine Katastrophen, große Alltagsdramen und bittersüße Glücksmomente. Alexander McCall Smiths Romane verkaufen sich in den USA millionenfach. Nach seiner Serie 'The No. 1 Ladies’ Detective Agency' entwickelt sich auch seine neue Serie '44 Scotland Street' zu einem Bestseller."

McCall Smith, Alexander "44 Scotland Street"

McCall Smith, Alexander "44 Scotland Street" auch "Tür an Tür in der 44 Scotland Street" (Englisch: 44 Scotland Street) - 2005

Ich bin ein Fan von Alexander McCall Smith, seit ich seinen ersten Roman aus der "Mma Ramotswe Serie" (The No. 1 Ladies' Detective Agency) gelesen habe. Aber er hat noch mehr Serien geschrieben, also dachte ich, warum nicht seine Romane über Schottland, sein Heimatland, ausprobieren? Schließlich hat er Botswana so gut beschrieben, dass er mit seinem eigenen Land genauso gut zurechtkommen sollte.

Es war interessant, in der Einleitung zu lesen, dass diese Geschichte auf die gleiche Weise geschrieben wurde, wie Charles Dickens seine vielen großen Werke geschrieben hat, es ist ein Fortsetzungsroman. Der Autor hatte sich gefragt, warum es sie nicht mehr gab, und er war darauf angesprochen worden, also erschien sein Roman sechs Monate lang in Auszügen in "The Scotsman".

Der Roman war wie erwartet lustig und unbeschwert, leicht zu lesen, es passiert nicht viel, aber er wird auch nicht allzu langweilig. Die Kapitel sind kurz, sodass sie, vermute ich, in die Zeitung passen würden. Normalerweise mag ich meine Bücher etwas spannender, aber das hier war ganz nett.

Buchbeschreibung:

"Die kleine große Welt der Scotland Street in Edinburgh: Hier wie überall ereignen sich Katastrophen und Glücksfälle, Dramen und Märchen. Die junge Pat sucht nach ihrer Bestimmung, der schöne Bruce glaubt, sie gefunden zu haben, und der Galerist Matthew hat längst aufgehört zu suchen."

Freitag, 27. Dezember 2024

Hirsi Ali, Ayaan "Ich bin eine Nomadin"

Hirsi Ali, Ayaan "Ich bin eine Nomadin: Mein Leben für die Freiheit der Frauen" (Englisch: Nomad: From Islam to America: A Personal Journey Through the Clash of Civilizations) - 2010

Nachdem wir im Dezember 2009 "Mein Leben, meine Freiheit" (Infidel. My Life) gelesen hatten, konnten wir das nächste Buch über Ayaan Hirsi Alis Leben kaum erwarten. Wir dachten, sie sei eine intelligente und mutige Frau. Eines unserer Mitglieder meinte, jeder, der etwas mit dem Islam zu tun hat, sollte dies lesen, und sie würde gern ein weiteres Buch lesen, das dies ins Gleichgewicht bringt. Irgendwelche Vorschläge?

Die Autorin schreibt klar und deutlich, einige dachten, ihr Leben in Somalia sei der interessanteste Teil, die unterschiedlichen Ansichten und Kulturen. Wir waren alle froh, dies gelesen zu haben.

Wir waren überrascht, dass sie sagt, Christen sollten Muslime bekehren, obwohl sie Atheistin ist. Für sie ist der Gott des Christentums dem Gott des Islam vorzuziehen (obwohl wir hier vom selben Gott sprechen). Für sie ist der Islam nur schwarz und weiß. Es war interessant zu sehen, welche Probleme sie ansprach, die viele Flüchtlinge haben, wenn sie nach Europa kommen. Sie sagt, wer die Ansichten hier nicht akzeptier, sollte nicht kommen. Es gibt etwas, was die Menschen in der westlichen Welt nicht wollen: als Rassisten oder Intolerante bezeichnet zu werden. Ayaan Hirsi Ali sagt, indem wir nachgeben, ermöglichen wir den Flüchtlingen, das fortzusetzen, wovor sie sich ursprünglich abgewendet haben. Wir müssen darüber hinwegkommen. Ein US-amerikanisches Mitglied sagte, ihr ganzes Land sei aus Einwanderern aufgebaut.

Wir haben einige der Probleme angesprochen, die in den verschiedenen Ländern auftreten, ein wenig verglichen, was wir wussten, alles in allem hatten wir eine sehr interessante Diskussion und haben auch noch darüber gelesen.


Wir haben dies in unserem internationalen Lesekreis im Mai 2011 besprochen.

Buchbeschreibung:

"Ayaan Hirsi Alis Glaube an die Freiheit und Gleichheit aller Menschen machte sie zu einer Ikone der Freiheitsbewegung der muslimischen Frauen – und zwang sie zu einem neuen Leben. Davon erzählt sie jetzt, schmerzhaft aufrichtig und sehr persönlich.

Ayaan Hirsi Ali führt seit Jahren einen Kampf gegen den radikalen Islam, gegen den menschenverachtenden Umgang mit muslimischen Frauen. Dieser Kampf hat sie zu einer der berühmtesten und bewundertsten Frauen der Welt gemacht, aber auch zu einer der gefährdetsten. Und er hat sie viel gekostet: Freunde wandten sich ab, ihre Familie verstieß sie, zuletzt verlor sie ihre Wahlheimat Holland. Jetzt sucht sie in den USA ein neues Leben. Sehr persönlich erzählt die Bestsellerautorin, was das für sie bedeutet, verbindet private Erlebnisse mit politischen Beobachtungen über den Islam und seine Frauen. Ihre bittere Analyse: Fortschritte sind kaum zu erkennen.
"

Montag, 23. Dezember 2024

Buck, Pearl S. "Söhne"

Buck, Pearl S. "Söhne" (Englisch: Sons) - 1932

Der zweite Band der "Haus der Erde Trilogie" (House of Earth Trilogy) konzentriert sich auf Wang Lungs Söhne und wie das Leben nach seinem Tod weitergeht. Wieder gelingt es Pearl S. Buck, das Leben aller so detailliert zu beschreiben.

Die Charaktere gefielen mir nicht so gut wie die in "Die gute Erde" (The Good Earth), aber ich fand die Handlungen sehr interessant und spannend. Man kann sehen, wie China der Revolution näher kam. Man kann auch sehen, warum es eine Revolution gab und wie sich die Geschichte von da an entwickelte.

Tolles Buch. Ich suche immer noch nach dem dritten Band "Das geteilte Haus" (A House Divided), der leider vergriffen ist. :-(

Buchbeschreibung:

"Der zweite Teil der berühmten Familiensaga der Nobelpreisträgerin: Der alte Bauer Lang Wung stirbt. Nur der jüngste Sohn scheint die Familienehre retten zu können.

China während der Revolution: Erzählt wird im zweiten Teil der großen Familiensaga der Lebensweg der drei Söhne des Bauern Wang Lung. Die durch die Revolutionswirren und den westlichen Einfluß bedingten Veränderungen erfassen auch die Söhne: sie wenden sich vom traditionellen Weg ihrer Vorfahren ab. Die Familie erfährt fast ihren Untergang.

Nach dem Tod des Vaters wird das Erbe geteilt. Die Söhne ergreifen unterschiedliche Berufe: den des Kaufmanns, den des Gelehrten, und der Jüngste, genannt '
Wang der Tiger', dessen Geschichte im Mittelpunkt steht, den des Kriegers und Offiziers eines Revolutionsheers. Er möchte auch seinen Sohn zum Soldaten erziehen. Diesem ist jedoch zu seiner großen Enttäuschung die Liebe zur Natur und zum bäuerlichen Leben wichtiger."

Pearl S. Buck erhielt den Nobelpreis für Literatur 1938 "für ihre reichen und echten epischen Schilderungen aus dem chinesischen Bauernleben und für ihre biographischen Meisterwerke".

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Samstag, 21. Dezember 2024

Bryson, Bill "Mein Amerika"

 
Bryson, Bill "Mein Amerika: Erinnerungen an eine ganz normale Kindheit" (Englisch: The Life and Times of the Thunderbolt Kid) - 2006 

Ich weiß nicht, was ich an Bill Bryson am meisten liebe, sein Humor ist sicherlich ein großer Anwärter auf Platz eins. Aber es ist nicht nur das, er ist ein brillanter Autor, ich denke, selbst wenn er ein Kochbuch oder eine technische Anleitung schreiben würde, würde es großartig klingen.

Wie auch immer, in diesem Buch gehen wir zurück zu seinen Wurzeln, treffen seine Familie, treffen den kleinen William - oder Billy - Bryson, seine Freunde, seine Feinde, seine Abenteuer als kleiner Junge, seine Abenteuer als älterer Junge.

So können wir mit dem kleinen Billy die Schule besuchen, mit ihm auf den Jahrmarkt gehen und herausfinden, warum er so verzweifelt dreizehn werden will, erfahren, warum er schließlich zu neuen Ufern aufbricht, alles in allem lernen wir den Autor mit jeder Seite ein bisschen besser kennen. Und wer, wie ich, ungefähr zur gleichen Zeit aufgewachsen sind, wird zurückgeführt in all jene Erinnerungen aus der Kindheit, die man fast vergessen hätte.

Bill Bryson denkt viel über Fragen nach, über die ich schon seit Ewigkeiten grüble. Zum Beispiel: "Wie können wir sicher sein, dass wir alle die gleichen Farben sehen? Vielleicht seht ihr das, was ich als grün sehe, als blau. Wer könnte das schon sagen? Und wenn Wissenschaftler sagen, dass Hunde und Katzen farbenblind sind (oder nicht - ich konnte mich nie erinnern, was es war), woher wissen sie das? Welcher Hund wird es ihnen sagen?"

Ich lerne immer etwas von dem Autor, selbst wenn es das amerikanisch-englische Wort für ein gewöhnliches Wurzelgemüse ist: Rutabaga, in Großbritannien wird es Swede genannt, unsere Steckrübe. ;)

Ich kann es nicht oft genug erwähnen, Bill Bryson ist einer der witzigsten Autoren, die je gelebt haben, und es wird schwer sein, seinesgleichen zu finden. Wer noch andere Bücher von ihm lesen möchte,  alle, die ich bisher gelesen habe, sind auf dieser Seite.

Buchbeschreibung:

"Von grünen Caprihosen, Zigarettenwerbung von Ärzten und dem ersten Farbfernseher

Die 1950er Jahre waren Bill Brysons Kindheitsjahre und damit die spannendsten, sorgenfreiesten und idyllischsten Jahre seines Lebens. Weil sie das alles auch für die gesamten Vereinigten Staaten von Amerika waren, hat Bill Bryson gleich zwei Biographien geschrieben: seine eigene und die seines Landes. Denn wer könnte besser und witziger von Lausbubenstreichen und Wirtschaftsboom, von grünen Caprihosen und Hiroshima, von Ärzten, die Zigarettenwerbung machen, und dem ersten Farbfernseher erzählen als Bill Bryson?
"

Bryson, Bill "Straßen der Erinnerung"

Bryson, Bill "Straßen der Erinnerung: Reisen durch das vergessene Amerika" (Englisch: The Lost Continent: Travels in Small-Town America) - 1989

Was gibt es Schöneres, als mit Amerikas witzigstem Reiseschriftsteller eine Reise durch die USA zu unternehmen. Vor allem, wenn er die USA nach mehreren Jahren im Ausland und mit fast fremden Augen sieht. Er beginnt in seiner Heimatstadt Des Moines in Iowa ("woher jemand kommen muss") und reist von Ost nach West.

Wie alle seine anderen Bücher hat mir auch dieses sehr gut gefallen.

Er fängt sein Buch übrigens an mit: "I come from Des Moines. Somebody had to": Ich komme aus Des Moines. Jemand musste es tun.

Buchbeschreibung:

"Bill Brysons amüsante Reise in das Herz Amerikas.

Mit Mitte zwanzig kehrt Bill Bryson dem verschlafenen Mittleren Westen Amerikas den Rücken, um Jahre später voll Heimweh zurückzukehren. In einem alten Chevrolet macht er sich auf die 14.000 Meilen lange Fahrt durch das Amerika seiner Jugend. Und mit liebevoller Ironie beschreibt er die Stationen seiner Reise, erzählt von Begegnungen mit schrulligen Einwohnern und von Orten, die er kurzerhand in Coma oder Dead Squaw umbenennt. Dabei zelebriert er, pendelnd zwischen Witz und Wehmut, auch einmal mehr den amerikanischen Traum von Freiheit und Abenteuer."

Freitag, 20. Dezember 2024

Leky, Mariana "Kummer aller Art"

Leky, Mariana "Kummer aller Art" [Sorrow of all kinds] - 2022

Ein nettes, Buch, nicht zu vergleichen mit "Was man von hier aus sehen kann", aber auch gut geschrieben. Ich bin ja kein Fan von Kurzgeschichten und eigentlich sind sie auch miteinander verbunden, trotzdem sind es irgendwie Kurzgeschichten, da nicht eine Geschichte weitergeht, sondern immer wieder die gleichen Personen vorkommen. Wie in einer Kolumne, und dafür wurden die Geschichtchen ja auch zuerst geschrieben.

Aber ich kann mir vorstellen, dass dies vor allem ein schönes Buch ist für Leser, die von langen Büchern abgeschreckt sind.

Buchbeschreibung:

"Alle wirken innerlich blitzblank, nur in unserem Inneren sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa, denkt sich Kioskbesitzer Armin, als er vergeblich versucht, erfolgreich zu meditieren. Und auch im Inneren der anderen Figuren dieser literarischen Kolumnen herrscht Unordnung: Frau Wiese kann nicht mehr schlafen, Herr Pohl ist nachhaltig verzagt, Lisa hat ihren ersten Liebeskummer, Vadims Hände zittern, Frau Schwerter muss ganz dringend entspannen, ein trauriger Patient hat seine Herde verloren, und Psychoanalytiker Ulrich legt sich mit der Vergänglichkeit an. Kummer aller Art plagt die Menschen, die sich, mal besser, mal schlechter, durch den Alltag manövrieren. Aber der Kummer vereint sie auch, etwa, wenn auf Spaziergängen Probleme zwar nicht gelöst werden, aber zumindest mal an die Luft und ans Licht kommen.

Klug, humorvoll und mit großem Sinn für Feinheiten und Absurditäten porträtiert Mariana Leky Lebenslagen von Menschen, denen es nicht an Zutraulichkeit mangelt, wohl aber am Mut zur Erkenntnis, dass man dem Leben nicht dauerhaft ausweichen kann.

Die in Kummer aller Art versammelten Texte erschienen erstmals als Kolumnen in PSYCHOLOGIE HEUTE."

Donnerstag, 19. Dezember 2024

Lamb, Wally "Früh am Morgen beginnt die Nacht"

Lamb, Wally "Früh am Morgen beginnt die Nacht" (Englisch: I know this much is true) - 1998

Mein zweites Wally Lamb-Buch (von vielen), nach "Die Musik der Wale" (She's Come Undone).

Das ist ein sehr bewegendes Buch, wunderbar und schrecklich zugleich. Es ist unglaublich, wie viel ein Mensch ertragen kann, wenn er muss. Dominick muss mit so vielen Problemen fertig werden und es gibt niemanden, der ihm helfen kann, außer sich selbst. Der Autor hat eine sehr talentierte Art, Menschen in jeder Art von Verzweiflung zu beschreiben. Seine Schilderungen sind sehr einfühlsam, man kann die Charaktere wirklich verstehen. Ich fand das toll.

Buchbeschreibung:

"Seit seiner Kindheit kümmert sich Dominick Birdsey um seinen Zwillingsbruder Thomas, der unter Schizophrenie leidet. Unterdessen ist sein eigenes Leben in die Brüche gegangen: Seine Frau hat ihn verlassen, er hat seinen Job verloren und seine Mutter ist gestorben, ohne ihm mitgeteilt zu haben, wer sein leiblicher Vater ist. Als Thomas nun die endgültige Verbannung in eine geschlossene Anstalt droht, unternimmt Dominick den verzweifelten Versuch, ihn davor zu bewahren."

Mittwoch, 18. Dezember 2024

Tokarczuk, Olga "Der Gesang der Fledermäuse"

Tokarczuk, Olga "Der Gesang der Fledermäuse" (Polnisch: Prowadź swój pług przez kości umarłych) - Drive Your Plow Over the Bones of the Dead - 2009

Ich habe ein Buch von Olga Tokarczuk (Ur und andere Zeiten/Primeval and Other Times) gelesen, als sie ihren Nobelpreis für Literatur erhielt. Und seitdem wollte ich mehr von ihr lesen. Ein Mitglied unseres Lesekreises hat mir jetzt eines geliehen und ich habe es mehr oder weniger in einem Rutsch durchgelesen, es ist so spannend. Janina Duszejko ist so eine interessante Figur. Und die Geschichte beginnt so leise, dass man am Anfang gar nicht merkt, dass es sich um einen Kriminalroman handelt, welche nicht meine Favoriten sind.

Obwohl sie die Protagonistin des Romans ist, sieht man sie am Anfang nicht als solche. Janina ist eine etwas seltsame Frau mittleren Alters, die in den Bergen an der polnisch-tschechischen Grenze, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, lebt, wo sie sich um die Sommerhäuser einiger reicher Leute kümmert. Sie arbeitet mit Astrologie und übersetzt Gedichte von William Blake. Sie liebt Tiere und ist Naturschützerin. Eine bemerkenswerte Frau.

Wohin diese Geschichte führt, weiß ich nicht. Aber ich empfehle dieses Buch jedem, der sich für großartige Literatur interessiert.

Buchbeschreibung:

"Im Sommer tummeln sich wohlhabende Städter auf dem Hochplateau an der polnisch-tschechischen Grenze. Im Winter fliehen die allermeisten Einwohner den windumtosten Ort. An den langen dunklen Tagen widmet sich Janina Duszejko der Astrologie und der Lyrik des von ihr verehrten William Blake. Man hält die ältere Dame für verschroben, wenn nicht gar für ver- rückt, auch weil sie die Gesellschaft von Tieren der von Menschen vorzieht. Dann gibt es einen Toten. Janinas Nachbar Bigfoot ist grausam erstickt: In seiner Kehle steckt der Knochen eines Rehs. Und es bleibt nicht bei einer Leiche. Janina ermittelt auf eigene Faust. Kriminalfall, philosophischer Essay, Fabel, literarisches Spiel – auf ebenso komische wie ergreifende Weise zei- gen Olga Tokarczuk und ihre hinreißende Heldin, wie sehr es unserer Gesellschaft an Respekt mangelt, ob der Natur und den Tieren gegenüber oder jenen Menschen, die am Rande stehen."

Und warum die deutsche Übersetzung "Der Gesang der Fledermäuse" heißt, ist mir immer noch ein Rätsel.

Olka Tokarczuk erhielt den Nobelpreis für Literatur 2018 "für ihre narrative Vorstellungskraft, die, in Verbindung mit enzyklopädischer Leidenschaft, für das Überschreiten von Grenzen als eine neue Form von Leben steht".

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Tokarczuk, Olga "Ur und andere Zeiten"

Tokarczuk, Olga "Ur und andere Zeiten" (Polnisch: Prawiek i inne czasy) - Primeval and other Times - 1996

Als 2020 endlich der Name der Person bekannt gegeben wurde, die 2019 den Nobelpreis für Literatur erhielt, wollte ich sofort eines ihrer Bücher lesen. Ich hatte Ur und andere Zeiten" ausgewählt. Mir gefiel der deutsche Titel, weil "Ur" ja im Deutschen wirklich für eine Zeit steht, eine Zeit vor langer, langer Zeit. Und es  ist auch ein vorgeschlagener Superkontinent von vor etwa 3.000 Millionen Jahren.

Aber das Buch war auf Deutsch ausverkauft. Ich beschloss, noch eine Weile zu warten. Dann beschloss unser internationaler Lesekreis, es auf die Liste zu setzen. Und dann habe ich es in der englischen Übersetzung gelesen, "Primeval and Other Times".

Das Buch war interessant, etwas völlig anderes als viele andere Lektüren. Die Elemente des magischen Realismus machen sie surreal, obwohl die Kulisse während und nach dem Ersten Weltkrieg sowie in und nach dem Vorkriegskrieg realistisch genug ist. Die Charaktere waren auch recht lebendig, die Familien wurden bis ins kleinste Detail beschrieben, sodass man sich sie und ihr Leben sehr gut vorstellen kann. Die Autorin versuchte, die Situation sowohl der deutschen als auch der russischen Soldaten zu beschreiben, und das ist ihr auch sehr gut gelungen.

Obwohl die Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielt, scheint sie manchmal viel länger her zu sein. Die magisch-realistischen Teile lassen sie fast wie ein Märchen erscheinen. Es hilft auch, die polnische Kultur und ihren Einfluss durch den Kommunismus zu verstehen. Wir können mit diesen gewöhnlichen Menschen aus einer außergewöhnlichen Zeit leben, lachen und sterben und uns vorstellen, wie ihr Leben ohne den Krieg gewesen wäre.

Die Geschichte ist nur etwa 250 Seiten lang, aber das heißt nicht, dass man sie schnell lesen kann. Sie ist nicht schwierig, aber dennoch sehr komplex. Ich würde dieses Buch auf jeden Fall empfehlen.

Während unserer Diskussion im Lesekreis haben wir viele Aspekte des Buches angesprochen. Ich werde versuchen, sie kurz zusammenzufassen. Für diejenigen, die es nicht gelesen haben, könnte dies Spoiler enthalten.

Spoiler:


Wir haben dies in unserem internationalen Online-Lesekreis im April 2020 besprochen.

Buchbeschreibung:

"Zentrum der Welt und Ort des Geschehens ist das fiktive ostpolnische Städtchen Ur, bewacht von den vier Erzengeln Raphael, Uriel, Gabriel und Michael und bewohnt von den merkwürdigsten Menschen: der jungen Genowefa, dem verarmten Baron, der sein Leben einem kabbalistischen Rätselspiel verschrieben hat, dem wilden Mann, der im Wald lebt, dem Säufer Pawel Göttlich ... Die Erzählung setzt im Jahr 1914 ein und begleitet die historische Entwicklung Polens durch das 20. Jahrhundert. Doch sie könnte auch zu jeder beliebigen Zeit spielen, denn Olga Tokarczuk beschwört nicht in erster Linie die politischen Ereignisse zweier Weltkriege, es sind die ewigmenschlichen Geschichten von Liebe und Hass, Glück und Leid, Geburt und Tod. Das Personal dieser Geschichtenwelt ist das Personal der Märchen und Mythen. Zum Leben erweckt werden all diese menschlichen Urtypen in einer Sprache, die diese junge Autorin perfekt beherrscht: der einfachen Zaubersprache der Märchen mit ihrer poetischen Leuchtkraft und ihrer drastischen Grausamkeit."

Olka Tokarczuk erhielt den Nobelpreis für Literatur 2018 "für ihre narrative Vorstellungskraft, die, in Verbindung mit enzyklopädischer Leidenschaft, für das Überschreiten von Grenzen als eine neue Form von Leben steht".

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Dienstag, 17. Dezember 2024

Austen, Jane "Sanditon"

Austen, Jane "Sanditon" (Englisch: Sanditon) - 1817

Dieses Romanfragment hatte ich schon seit einiger Zeit auf meinem Stapel mit Büchern, die ich noch lesen möchte. Ich war mir nie sicher, ob ich es wirklich lesen wollte. Ich habe "Die Watsons" (The Watsons) und "Lady Susan" (Lady Susan) gelesen und Andrew Davies hat eine Miniserie aus dieser Geschichte gemacht. Er hat bereits andere großartige Serien und Filme aus Jane Austens Romanen und mehreren anderen Klassikern gedreht.

Aber ich wollte es zuerst lesen. Es ist ein sehr vielversprechender Anfang eines weiteren Austen-Romans, die Charaktere sind gut dargestellt, die Szenen wunderbar ausgearbeitet, man kann erkennen, dass es unterwegs ein paar Probleme geben wird, die gelöst werden müssen. Es ist schön zu lesen, wie sie sich über bestimmte Charakterzüge von Menschen lustig gemacht hat, und ich bin sicher, dass es noch mehr davon geben wird. Schade, dass es ihr nicht gut genug ging, um ihrer Schwester zu erzählen, was sie mit der Geschichte vorhatte.

Will ich das Ende wirklich von jemand anderem hören? Oh, Jane, warum konntest du nicht länger leben? Es wäre toll gewesen, Hunderte deiner Geschichten zu haben.

Buchbeschreibung:

"Bei Jane Austen geht es wie immer ums Ehestiften, diesmal ist der Schauplatz der idyllische englische Badeort Sanditon. Als Charlotte Heywood dort eintrifft, gerät sie sofort in eine turbulente Gesellschaft. Als Jane Austen 1817 starb, war der Roman unvollendet. 1975 unternahm es die Austen-Verehrerin Marie Dobbs, die Handlung kunstvoll fortzuspinnen, und brachte auf so unterhaltsame Weise etliche glückliche Paare zusammen, daß es schwerfällt zu glauben, Jane Austen habe nicht selbst den Schlußpunkt gesetzt."

Austen, Jane "Die Watsons"

Austen, Jane "Die Watsons" (Englisch: The Watsons) - 1803/05

Als großer Austen-Fan musste ich das einfach lesen, obwohl es ein unvollendetes Exemplar ist. Am Ende gibt es eine kurze Zusammenfassung dessen, was Jane Austen ihrer Schwester erzählte, wie sie den Roman beenden wollte.

Niemand weiß, warum sie ihn nicht beendet hat, da sie ihn lange vor ihrem frühen Tod damit begonnen hat. Das wäre ein wunderbares Werk geworden, sicherlich genauso gut wie ihre anderen großen Romane. Es ist so traurig, dass sie nicht länger lebte, um weitere fantastische Geschichten zu schreiben.

Ich habe es trotzdem genossen, es zu lesen.

Buchbeschreibung:

"Bis die Hochzeitsglocken für die schöne Emma Watson läuten, müssen mancherlei Verwicklungen gelöst werden. Doch Jane-Austen-Fans lieben das, zumal dieses Werk der erste Roman der berühmten Autorin ist oder vielmehr werden sollte. Durch tragische Umstände blieb er unvollendet, wurde aber nach Entwürfen der Nachkommen ihrer Familie anonym zu Ende geführt. Jane Austen (1775 - 1817) gilt als die große Dame der englischen Literatur, der es als erster gelang, die Komik des Alltäglichen zu gestalten. Nach außen hin führte sie ein ereignisloses Leben im elterlichen Pfarrhaus, mit ihren Romanen erobert sie jedoch bis heute ein Millionenpublikum." 

Austen, Jane "Lady Susan"

Austen, Jane "Lady Susan" (Englisch: Lady Susan) - 1795

Jane Austen hat dieses Buch nie wirklich fertiggestellt. Daher wurde es als Kurzroman veröffentlicht. Obwohl es ein Ende hat, hat die Autorin ihr Werk nie verfeinert.

Ich hätte es gerne als vollständigen Roman gesehen, ich bin sicher, es wäre einer ihrer besten gewesen. Lady Susan ist eine dieser sehr egoistischen Frauen, die nach einem geeigneten Ehemann für ihre Tochter sucht. Es gibt viele Briefe, die den Charakter von Lady Susan zeigen, da sie ihn mit jedem Brief und jeder Person, die diesen Brief erhalten soll, zu verändern scheint.

Ich liebe Austens Briefe. Sie ist die ultimative Briefeschreiberin. Wir sehen nicht nur Lady Susans Briefe, sondern auch die aller anderen Charaktere. Und mit jedem Brief kann man Lady Susans Persönlichkeit ein wenig besser erkennen und verstehen. Ich habe dieses kurze Buch sehr genossen und war traurig, als es zu Ende war.

Buchbeschreibung:

"Die attraktive Lady Susan sorgt für Aufregung in der Gesellschaft: Frisch verwitwet, weiß sie ihre Reize einzusetzen und kokettiert mit ihren Verehrern. Gerüchte über angebliche Affären machen die Runde. Um dem Gerede zu entgehen, zieht sie sich auf das Anwesen ihres Bruders zurück, um in Ruhe ihren Plan weiterzuverfolgen: einen neuen wohlhabenden Ehemann zu finden. Objekt ihrer Begierde ist der adrette Reginald DeCourcy. Es werden fleißig Intrigen gesponnen, um unliebsame Konkurrentinnen aus dem Feld zu schlagen. Doch als eines Tages ihre Tochter Frederica auftaucht, geraten Lady Susans Pläne in Gefahr … Amüsant und scharfzüngig erzählt die beliebte Autorin von amourösen und gesellschaftlichen Verwicklungen."

Montag, 16. Dezember 2024

Pearson, Allison "Working Mum"

Pearson, Allison "Working Mum" (Englisch: I Don't Know How She Does It: The Life of Kate Reddy, Working Mother) - 2002

Dieses Buch war überhaupt nicht so, wie ich es erwartet hatte. Es wurde von einem Mitglied unseres Lesekreises vorgeschlagen, die selbst eine ganze Weile lang eine berufstätige Mutter war. Also dachte ich, es wäre ein Buch, das die Probleme dieser Mütter behandelt und vielleicht einige Lösungen für die durchschnittliche berufstätige Mutter vorschlägt.

Stattdessen fand ich, dass es eine als Tatsachenbericht getarnte Chick-Lit war. Die durchschnittliche Mutter, die ich kenne, arbeitet nicht in einer Führungsposition und kann sich eine Putzfrau (oder wie auch immer das politisch korrekte Wort dafür jetzt heißt) und ein Au-pair-Mädchen usw. nicht leisten. Ich habe ähnliche Bücher gelesen und sie sind alle gleich. Die Frauen sind Ärztinnen, Anwältinnen usw. und bekommen jede Hilfe, die sie bekommen können. Und dann machen sie sich Sorgen um den Kuchen, den sie zum Schulfest beitragen, oder etwas anderes. Tut mir leid, ich kann sie nicht bemitleiden.

Als ich in England lebte, kannte ich berufstätige Mütter, die ihre Kinder in der Schule absetzten (oft nachdem sie ein anderes im Kindergarten abgesetzt hatten) und eine halbe Stunde blieben, um mit den Kindern zu lesen, dann weiter zu ihrem Arbeitsplatz gingen, nur um kurz vor drei wieder zurück zu eilen, um sie wieder abzuholen, einkaufen zu gehen usw., die Hausaufgaben mit den Kindern zu machen, das Haus zu putzen, die Wäsche zu waschen, das Abendessen zu kochen, bis der Ehemann nach Hause kam. Sie hatten keine Zeit, sich zu beschweren (geschweige denn, ein Buch über ihre Probleme zu schreiben).

Wir haben dieses Buch im Januar 2006 in unserem internationalen Lesekreis besprochen.

2011 wurde daraus ein Film gemacht. Ich habe ihn mir bis heute nicht angesehen.

Nicht zu vergleichen mit Esther Vilars "Der dressierte Mann" (The Manipulated Man).

Buchbeschreibung:

"Kate Reddy hat alles, was eine Frau sich wünschen kann: Zwei entzückende Kinder, einen liebevollen Gatten, ein halbwegs zuverlässiges Kindermädchen und einen anspruchsvollen Job als Top-Fondsmanagerin mit besten Karriereaussichten. Das einzige, was Kate fehlt, sind 24 zusätzliche Stunden täglich.

Denn in Kates Leben ist jede Minute doppelt verplant. Mit Volldampf rast sie durch den Alltag, zerreißt sich zwischen Schreibtisch und Schulaufführung, Klienten und Kinderzimmer. Dennoch kann sie keinem Teil ihres Lebens gerecht werden. Nicht ihren Ansprüchen an eine 'richtige' Mutter, perfekt organisiert und pädagogisch wertvoll. Nicht ihrem Ehemann Richard, der sein Bestes gibt und es ihr doch nie recht macht. Und nicht ihrem Chef, für den jemand schon blau macht, wenn er nur Vollzeit arbeitet. Jeder Bereich schwappt in den anderen hinein und sorgt dort für Chaos. Wie ein tapferer Soldat kämpft Kate an allen Fronten. Bis Richard ihr aus scheinbar heiterem Himmel alles vor die Füße schmeißt und sie verlässt.

Helen Fielding hat Konkurrenz bekommen: Was Bridget Jones (
Schokolade zum Frühstück/Bridget Jones' Diary) für die Singles dieser Welt war, könnte Kate Reddy für die schwer schuftenden Kind-und-Karriere-Mamas werden. Witzig und warmherzig, intelligent und einfühlsam erzählt die britische Journalistin Allison Pearson in ihrem (in England überaus erfolgreichen) Erstling Working Mum all die kleinen und großen Momente, die den Alltag einer Nicht-nur-Mutter so beschwerlich, einsam, chaotisch und auch wunderbar machen. Sie haben Kind(er) und einen Job? Dann investieren Sie ein paar Euro und den kläglichen Rest Freizeit, der Ihnen geblieben ist, in dieses Buch -- nicht einen Cent, nicht eine Minute werden Sie bereuen!"

Wie man aus meiner Rezension sehen kann, stimme ich dem überhaupt nicht zu.

Samstag, 14. Dezember 2024

Ruiz Zafón, Carlos "Das Labyrinth der Lichter"

Ruiz Zafón, Carlos "Das Labyrinth der Lichter" (Spanisch: El laberinto de los espíritus) - The Labyrinth of the Spirits - 2016 
(Der Friedhof der vergessenen Bücher/El cementerio de los libros olvidados #4) 

Es war ein Glückstag im Jahr 2001, als ich zum ersten Mal über mein erstes Buch von Carlos Ruiz Zafón stolperte. Und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich darauf gewartet habe, dass endlich der vierte Band der Reihe "Der Friedhof der vergessenen Bücher" veröffentlicht und war als Taschenbuch in Übersetzung erhältlich wurde.

Und ich wurde nicht enttäuscht. Der vierte Roman war genauso spannend wie die ersten drei, die ursprünglich als Trilogie bezeichnet worden waren, aber der Autor entschied sich glücklicherweise, daraus eine Tetralogie zu machen. Und dann schrieb er noch einen fünften (Der Friedhof der vergessenen Bücher/The City of Mist), den ich natürlich auch lesen musste.

Wir haben viel über die Familie Sempere und die Autoren erfahren, die sie gelesen haben, ihre Freunde und ihr Leben, insbesondere das Leben der Menschen in Katalonien während des Franco-Regimes. Es muss schrecklich gewesen sein. Aber der Autor schafft es, alle Vorfälle akribisch zu beschreiben, mit so vielen Details, dass man sich vorstellen kann, selbst dabei gewesen zu sein.

In diesem Roman blickt er hinter die Kulissen eines Ministers und seiner bösen Taten. Die Familie Sempere gehört wieder dazu, und wir hören auch von einigen der Charaktere aus den vorherigen Episoden. Man kann die Reihe in beliebiger Reihenfolge lesen, es gibt immer einige Informationen aus den anderen Büchern. Ich habe vor, alle Bücher bald noch einmal zu lesen.

Dies sind die ersten Bücher in der Serie:
- "Der Schatten des Windes" (The Shadow of the Wind) (La Sombra del Viento)
- "Das Spiel des Engels" (The Angel’s Game) (El Juego del Ángel)
- "Der Gefangene des Himmels" (The Prisoner of Heaven) (El Prisionero del Cielo)

Buchbeschreibung:

"Packend, rasant und voller Magie - der neue Zafón!

Carlos Ruiz Zafón, Autor des Weltbestsellers 'Der Schatten des Windes', ist zurück! Mit seinen Romanen rund um den Friedhof der Vergessenen Bücher schuf der spanische Bestsellerautor eine der faszinierendsten Erzählwelten aller Zeiten. Die Verheißung, die mit 'Der Schatten des Windes' begann, findet mit seinem neuen großen Roman 'Das Labyrinth der Lichter' ihre Vollendung.

Spanien in den dunklen Tagen des Franco-Regimes: Ein Auftrag der Politischen Polizei führt die eigenwillige Alicia Gris von Madrid zurück in ihre Heimatstadt Barcelona. Unter größter Geheimhaltung soll sie das plötzliche Verschwinden des Ministers Mauricio Valls aufklären, dessen dunkle Vergangenheit als Direktor des Gefängnisses von Montjuïc ihn nun einzuholen scheint. In seinem Besitz befand sich ein geheimnisvolles Buch aus der Serie 'Das Labyrinth der Lichter', das Alicia auf schmerzliche Weise an ihr eigenes Schicksal erinnert. Es führt sie in die Buchhandlung Sempere & Söhne, tief in Barcelonas Herz. Der Zauber dieses Ortes schlägt sie in seinen Bann, und wie durch einen Nebel steigen Bilder ihrer Kindheit in ihr auf. Doch die Antworten, die Alicia dort findet, bringen nicht nur ihr Leben in allerhöchste Gefahr, sondern auch das der Menschen, die sie am meisten liebt."

Ruiz Zafón, Carlos "Der Gefangene des Himmels"

Ruiz Zafón, Carlos "Der Gefangene des Himmels" (Spanisch: El Prisionero del Cielo) - The Prisoner of Heaven - 2011
(Der Friedhof der vergessenen Bücher/El cementerio de los libros olvidados #3) 

Das dritte Buch in der Reihe der Geschichten rund um den Friedhof der vergessenen Bücher und die Buchhandlung Sempere & Sons nach "Der Schatten des Windes" (The Shadow of the Wind) und "Das Spiel des Engels" (The Angel's Game). Wir sehen einige bekannte Gesichter wieder und gehen weiter zurück in die Vergangenheit, aber auch weiter nach vorn. Wir treffen Daniel Sempere aus ersterem und David Martín aus letzterem, aber auch ihren gemeinsamen Freund Fermín Romero de Torres, der die Hauptfigur dieses Romans ist und dessen Geschichte vor der Begegnung mit Daniel erzählt wird.

Wie die beiden anderen Bücher ist dies eine fantastische Geschichte. Sie bringt die Charaktere aus den beiden vorherigen zusammen und schafft die Verbindung von einem zum anderen. Das hat mir sehr gut gefallen.

Ich hätte mir jedoch mehr Besuche auf dem Friedhof der vergessenen Bücher gewünscht. 

Buchbeschreibung:

"In seinem jüngsten Roman stürzt Carlos Ruiz Zafón den Leser erneut in ein großes Abenteuer in Barcelona, das geheimnisvolle Herz seiner Bücher. Mit unglaublicher Sogkraft und Humor schildert er die Geschichte von Fermín, der 'von den Toten auferstanden ist und den Schlüssel zur Zukunft hat'. Fermíns Lebensgeschichte gehört in denselben erzählenden Kosmos wie 'Der Schatten des Windes' und 'Das Spiel des Engels' und steht doch für sich. 'Der Gefangene des Himmels' ist ein Meisterwerk, das die Leser rund um die Welt in seinen Bann zieht.."

Carlos Ruiz Zafón ist innerhalb weniger Jahre zu einem meiner Lieblingsautoren geworden. Schade, dass es keine weiteren Bücher von ihm geben wird.

Aber ich muss besser Spanisch lernen, damit ich seine Bücher im Original lesen kann. Und ich würde gerne nach Barcelona fahren und alle Orte besuchen. Eines Tages werde ich das tun und dann werde ich darüber berichten. Bleibt dran. ;-)

Ruiz Zafón, Carlos "Das Spiel des Engels"

Ruiz Zafón, Carlos "Das Spiel des Engels" (Spanisch: El juego del ángel)The Angel's Game - 2008 
(Der Friedhof der vergessenen Bücher/El cementerio de los libros olvidados #2)

Dies ist genau das Richtige für alle, denen "Der Schatten des Windes" (The Shadow of the Wind) gefallen hat. Ein weiteres Buch über Bücher, Geschichte, Mysterien und die fabelhafte Stadt Barcelona. Es hat alles, es ist eine Liebesgeschichte und eine Kriminalgeschichte. Diesmal bringt uns ein Autor zurück zum Friedhof der vergessenen Bücher und in die Buchhandlung Sempere & Söhne, auf einer weiteren Suche nach dem Autor eines Buches.

Ich liebe einfach den Schreibstil von Carlos Ruiz Zafón, die Art, wie er einen dazu bringt, sich zu fragen, was als nächstes passieren wird, wie man versucht, herauszufinden, was hinter der Geschichte steckt, man ist fast da, erreicht es aber nie ganz. Seine Entwirrung des Fadens ist atemberaubend, außergewöhnlich. Ich kann sein nächstes Werk kaum erwarten. Seine Romane wecken in mir den Wunsch, besser Spanisch zu lernen, damit ich sie im Original lesen kann.

Buchbeschreibung:

"Barcelona in den turbulenten Jahren vor dem Bürgerkrieg: Der junge David Martín fristet sein Leben als Autor von Schauergeschichten. Als ernsthafter Schriftsteller verkannt, von einer tödlichen Krankheit bedroht und um die Liebe seines Lebens betrogen, scheinen seine großen Erwartungen sich in nichts auszulösen. Doch einer glaubt an sein Talent: Der mysteriöse Verleger Andreas Corelli macht ihm ein Angebot, das Verheißung und Versuchung zugleich ist. David kann nicht widerstehen und ahnt nicht, in wessen Bann er gerät - und in welchen Strudel furchterregender Ereignisse.

Mit unwiderstehlicher erzählerischer Kraft lockt uns Carlos Ruiz Zafón wieder auf den Friedhof der Vergessenen Bücher: mitten hinein in einen Kosmos voller Spannung und Phantastik, Freundschaft und Liebe, Schrecken und Intrige. In eine Welt, die vom diabolischen Wunsch nach ewigem Leben und Ruhm regiert wird."

Freitag, 13. Dezember 2024

Dostojewskij, Fjodor "Die Brüder Karamazow"

Dostojewskij, Fjodor "Die Brüder Karamazow" (Russisch: Братья Карамазовы/Brat'ya Karamazovy) - The Brothers Karamazov - 1879-80

Ich habe schon immer gern russische Autoren gelesen. Dostojewskij ist da keine Ausnahme. Und dieser Roman hatte mehr als 1.200 Seiten, also das richtige Buch für mich.

Dies ist nicht das erste Buch, das ich von diesem Autor lese, und er hat mich bisher nicht enttäuscht. Brillant geschrieben, das Setting ist immer außergewöhnlich, die Art und Weise, wie sich die Geschichte entfaltet, die vielen verschiedenen Charaktere, die er detailliert beschreibt. Alles ist so gut gemacht. Man ist von der ersten Seite an gefesselt, bis man fertig ist. Was für ein Buch!

Und das Buch ist vollgepackt mit philosophischen und religiösen Fragen, Fragen zur menschlichen Existenz. Die drei Brüder Karamasow vertreten alle eine andere Seite, alle haben unterschiedliche Antworten. Dmitri oder Mitja ähnelt am meisten dem älteren Fjodor. Er ist Soldat und führt ein zügelloses Leben. Ivan hat die Universität besucht und ist ein eher aufgeklärter, geistig orientierter, atheistischer Intellektueller. Alexei oder Aljoscha, der Protagonist, ist ein religiöser Mann, er ist Novize in einem Kloster.

Dann gibt es noch einen vierten, unehelichen Bruder, der als Diener im Haus des Vaters arbeitet.

Wir entdecken die russische Gesellschaft durch diese verschiedenen Männer und ihr Leid. Die Geschichte ist fesselnd, nicht die einfachste Lektüre, aber sicherlich eine der lohnendsten. Es ist sowohl ein philosophisches als auch ein spirituelles Drama, ein Bericht über ein Land, das im Begriff ist, sich in die Moderne zu verwandeln, und was das mit seinen Bewohnern macht. Eine Geschichte, die uns noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird.

Nach "Schuld und Sühne" (Crime and Punishment), "Der Spieler" (The Gambler") and "Der Jüngling" (The Adolescent) ist dies mein vierter Roman dieses fantastischen Autors. Ich bin sicher, es wird nicht der letzte sein.

Buchbeschreibung:

"'Die Brüder Karamasow',das letzte große Werk von Fjodor Dostojewskij, ist nicht nur eine dramatische Familiengeschichte aus dem Russland des 19. Jahrhunderts und eine unerbittliche moralische Erkundung im Gewand eines Kriminalromans, sondern auch ein gewaltiger Spiegel der gesamten dichterischen Welt Dostojewskijs."

Dostojewskij, Fjodor "Schuld und Sühne"

Dostojewskij, Fjodor "Schuld und Sühne" (Russisch: Преступление и наказание = Prestupleniye i nakazaniye) - Crime and Punishment - 1866

Ich kann es nicht oft genug erwähnen. Ich liebe klassische Romane und ich liebe russische Autoren. Die Art, wie sie jede Situation, jedes kleine Detail beschreiben, ist unbezahlbar und einzigartig.

In "Schuld und Sühne" gelingt es Dostojewski, so viele verschiedene Themen einzubringen. Es ist ein klassischer Kriminalroman, aber auch ein historischer Roman und auch ein psychologisches und philosophisches Werk. Kein Wunder, dass er rund 800 Seiten braucht, um ein Verbrechen und seine Sühne zu beschreiben.

Man fühlt sich immer wie der Protagonist oder eine der anderen Figuren im Roman, man kann so denken wie sie. Der Autor ist einfach so großartig. Diese Geschichte wirft viele Fragen über den Sinn des Lebens, über die Gesellschaft und darüber auf, wie wir alle miteinander umgehen. Im Laufe der Jahrhunderte gab es viele Antworten, da bin ich mir sicher, aber jeder muss seine eigenen Lösungen, seine eigenen Antworten finden.

Buchbeschreibung:

"Unter den fünf meisterhaften Romanen des großen russischen Dichters ist 'Schuld und Sühne' neben 'Die Brüder Karamasow' der wohl berühmteste und wirkungsmächtigste. In berauschender Sprache und ergreifenden Bildern erzählt der 'größte Kriminalroman aller Zeiten' (Thomas Mann) die atemberaubende Geschichte des mittellosen Studenten Raskolnikow, der in fortschrittsgläubiger Verblendung einen Doppelmord begeht - und daran zerbricht. Er, der Verbrecher, sehnt sich fortan nach Strafe, um seine Untat zu sühnen, doch wahrhafte Rettung verspricht ihm allein seine Liebe zu der Prostituierten Sonja."

Donnerstag, 12. Dezember 2024

Chevalier, Tracy "Die englische Freundin"

Chevalier, Tracy "Die englische Freundin" (Englisch: The Last Runaway) - 2013

Ich mag Tracy Chevalier seit meinem ersten Roman von ihr, "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" (Girl with a Pearl Earring). Seitdem habe ich mehr von ihren Büchern gelesen, aber anscheinend immer noch nicht genug.

Ihre Geschichte über ein englisches Quäkermädchen, das Mitte des 19. Jahrhunderts in die Vereinigten Staaten auswandert, ist absolut fantastisch. Ich denke, vor dem heutigen Hintergrund können wir alle die Gefühle und Gedanken von Honor Bright nachvollziehen und mit ihren Taten mitfühlen. Sie war ziemlich mutig, ihr Heimatland zu verlassen, um ihre Schwester zu begleiten, die dort heiraten sollte. Selbst mit der ganzen Familie hätten das viele nicht getan, wenn sie die Wahl gehabt hätten.

Ich denke, die Autorin hat den Hintergrund ziemlich gut recherchiert. Keiner von uns hat damals gelebt, aber ich habe ziemlich viele Bücher über Sklaverei, die Underground Railroad (die die Sklaven in Sicherheit gebracht haben), und Quäker gelesen, alles wichtige Themen in diesem Buch. Wir bekommen eine lange Liste von Büchern, die Tracy Chevalier als Hintergrundinformationen verwendet hat, was mich glauben lässt, dass wir darauf vertrauen können, dass das, was sie in ihrer Geschichte schreibt, wahr ist. Dies ist definitiv ein gut geschriebenes und glaubwürdiges Buch.

Ich mochte Honor Bright, aber ich mochte Belle Mills und Mrs. Reed genauso sehr, wenn nicht sogar noch mehr. Ich könnte sogar einigen der anderen Charaktere verzeihen, was sie getan haben. Heute wäre das inakzeptabel, aber damals war es so.

Ich fand es auch toll, dass sie eine Karte eingefügt haben. Ich meine, ich weiß, wo Ohio liegt, aber ich hätte nicht gewusst, wo die erwähnten Städte liegen sollen.

Am Ende des Buches erwähnt Tracy Chevalier, dass es uns immer noch Hoffnung gibt, dass wir auch unter extremen Umständen immer noch das Richtige tun würden. Ja, hoffen wir das, zumindest für uns, denn wir können jeden Tag sehen, dass viele, viele Menschen nicht das Richtige tun, und oft wird auch denen applaudiert, die es nicht tun.

Am Ende des Romans gibt die Autorin einige Empfehlungen für weitere Lektüre. Ich habe zwei der vier erwähnten Bücher gelesen und kann diese Meinung nur bestätigen.

Über den amerikanischen Bürgerkrieg:
Frazier, Charles "Cold Mountain" (Unterwegs nach Cold Mountain) - 1997
Jiles, Paulette "Enemy Women" - 2002
Olmstead, Robert "Coal Black Horse" - 2007

Über die Auswirkungen der Sklaverei:
Morrison, Toni "Beloved" (Menschenkind)

Buchbeschreibung:

"Als die Sklavenfrage Amerika entzweite – ein großer Frauenroman von Bestsellerautorin Tracy Chevalier

Die junge Quäkerin Honor verlässt 1850 aus Liebeskummer ihre Heimat, um in Amerika ein neues Leben zu beginnen. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft wird sie von einer harten Realität eingeholt, die Frage der Sklaverei spaltet die Nation. Zu ihrer einzigen Vertrauten wird die temperamentvolle Hutmacherin Belle. Dass sich ausgerechnet der Sklavenjäger Donovan für Honor interessiert, bringt sie in eine schwierige Lage, und sie muss sich zwischen schönen Worten und mutigem Handeln entscheiden."

Chevalier, Tracy "Der Kuss des Einhorns"

Chevalier, Tracy "Der Kuss des Einhorns" (Englisch: The Lady and the Unicorn) - 2003

Mein fünftes Buch dieser bemerkenswerten Autorin. Tracy Chevalier schafft es wie keine andere, Geschichte in ihre Romane einzuflechten. Selbst wenn ihre Figuren nicht existierten, hat man das Gefühl, als hätten sie existiert.

In diesem Fall erzählt sie die Geschichte der Einhorn-Wandteppiche, die irgendwann im 16. Jahrhundert gewebt wurden. Über sie ist wenig bekannt, aber man kann sich fast vorstellen, dass alles so, wie Tracy Chevalier es uns erzählt, tatsächlich passiert ist.

Dies ist die Geschichte echter Wandteppiche namens "Die Dame und das Einhorn", sechs Wandteppiche, von denen jeder einen unserer fünf Sinne darstellt: Sehen (La Vue), Hören (L'Ouïe), Riechen (L'Odorat), Tasten (Le Toucher), Schmecken (Le Goût) und ein sechster namens Mon Seul Désir (Mein einziger Wunsch).

Aber auch für diejenigen, die sich überhaupt nicht für Geschichte oder Kunst interessieren, ist dies eine nette Geschichte über das Leben im Mittelalter. Oder, wenn doch, dann kann man die Wandteppiche im Musée National du Moyen Âge (ehemals Musée de Cluny) in Paris besichtigen.

Für mich war der Teil, der in Brüssel geschah, der interessanteste. Ich habe früher in Brüssel gelebt und heute wohnt einer unserer Söhne da, so wir besuchen die Stadt immer noch so oft wie möglich. Es ist eine der schönsten Städte überhaupt, und man kann immer noch alle Gildehäuser und die meisten anderen Teile sehen, über die man heute spricht.

Buchbeschreibung:

"Eine Fülle von Blumen, leuchtenden Farben, ein gezähmtes Fabeltier und ein geheimnisvolles Lächeln - was verbirgt sich hinter der rätselhaften 'Dame mit dem Einhorn', die der wohl berühmtesten Teppichserie der Renaissance ihren Namen gab? Eine faszinierende Geschichte über die Macht von Kunst und Schönheit und die geheimnisvolle Kraft menschlichen Begehrens."