Dienstag, 15. November 2022

Lenz, Siegfried "Deutschstunde"

 
Lenz, Siegfried "Deutschstunde" - The German Lesson - 1968

Ich kann nicht glauben, dass ich dieses Buch nicht schon früher gelesen habe. Es gibt so viele verschiedene Arten, über den Zweiten Weltkrieg zu schreiben, dieses hier ist ein Aspekt, dem sich wahrscheinlich viele Menschen stellen mussten, ein Familienmitglied (der Vater) definitiv für die Nazis, ein anderes (der Sohn) dagegen. Das muss so schwer gewesen sein. Es erinnert mich an etwas, das mir einige meiner Freunde über ihre Familien in den USA und ihre Auseinandersetzungen zwischen Republikanern und Demokraten erzählen.

Jedenfalls habe ich irgendwo gelesen, dass es hier nicht um den Zweiten Weltkrieg geht, sondern um die Pflicht. Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Natürlich muss man seine Pflicht erfüllen, aber man sollte nicht nur blind gehorchen, sondern immer auch seinen Verstand einsetzen. Das ist meine Meinung. Ich habe schon andere Bücher von Siegfried Lenz gelesen, z.B. 
"Landesbühne" und "Zaungast". Ich habe sie alle genossen.

Ein bemerkenswertes Buch. Was macht ein kleiner Junge, wenn seine sich weitender und forschender Geist und Engstirnigkeit aufeinanderprallen? Der Autor versucht sicherlich, seiner Generation zu helfen, die Beschränkungen zu überwinden, die ihr von der NSDAP auferlegt wurden. Er gehörte zu einer Gruppe anderer Schriftsteller namens Gruppe 47, die gegründet wurde, um die deutsche Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg zu erneuern und jungen Autoren die Möglichkeit zu geben, ein Publikum zu finden. Die Gruppe kann man sicherlich als sehr erfolgreich beschreiben, wenn man bedenkt, dass sehr berühmte deutsche Autoren wie Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll, Günter Eich, Hans Magnus Enzensberger, Erich Fried, Günter Grass, Peter Handke, Uwe Johnson, Erich Kästner, Hans Werner Richter und Martin Walser (um nur einige zu nennen) zu ihren Mitgliedern gehörten. Nicht wenige von ihnen erhielten renommierte Auszeichnungen, zwei von ihnen (Böll und Grass) erhielten sogar den Literaturnobelpreis und zwei den Friedenspreis (Siegfried Lenz und Martin Walser). Ich möchte glauben, dass diese Gruppe auch einen Einfluss auf dieses Buch hatte.

Der Roman ist in einem großartigen Stil geschrieben, es ist absolut schön.


Buchbeschreibung:

"Der Roman Deutschstunde von Siegfried Lenz erschien 1968. Lenz bringt in diesem Werk das zentrale Thema der deutschen Nachkriegsliteratur auf den Punkt: Die Verquickung von Schuld und Pflicht in der Zeit des Nationalsozialismus. Die oft gehörte Entschuldigung, man habe ja nur 'seine Pflicht getan', wird hier kritisch durchleuchtet.

Formal ist der Roman durch zwei verschiedene Zeitebenen strukturiert: Die erste Ebene ist die Gegenwart des Ich-Erzählers Siggi Jepsen, der sich in einer Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche befindet; die zweite Ebene ist Siggis 'Aufsatz', in dem er in Rückblenden seine Geschichte erzählt. Hinzu kommen außerdem gelegentliche Perspektivewechsel durch psychologische Studien über Siggi, die von ihm gelesen und skeptisch kommentiert werden.
"

Siegfried Lenz hat 1988 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

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