Dies ist eine interessante Geschichte, in der man sehen kann, wie sich Leute, die in jungen Jahren befreundet waren, zu völlig anderen Menschen entwickeln. Helmut und seine Frau Sabine haben sich zurückgezogen und genießen ihre Ferien mit ihren Büchern und einem Glas Wein. Klaus hat zum zweiten Mal geheiratet, eine viel jüngere Frau, und sie sind viel aktiver. Sie treffen sich zufällig nach zwanzig Jahren im Urlaub wieder. Keiner von beiden sieht wirklich so aus, wie er zu sein scheint. Sie versuchen beide zu verbergen, wer sie wirklich sind. Und sie haben sicherlich beide eine große Midlife-Crisis zu bewältigen. Ihre Frauen spielen dabei auch eine Rolle, aber alles, was ihre Männer wollen, ist ihre Unterstützung.
Eine gute Geschichte, die uns zum Nachdenken dazu bringt, wie wir von der Welt gesehen werden wollen und was wir bereit sind zu opfern, damit sie uns glauben. Eine Novelle, viel zu kurz für meinen Geschmack, aber ich habe sie wirklich genossen. Martin Walser ist ein bekannter deutscher Autor und dies war mein erstes Buch von ihm. Sicherlich nicht mein letztes.
Buchbeschreibung:
"Helmut Halm, Lehrer an einem renommierten Stuttgarter Gymnasium, und seine Frau Sabine verbringen, wie seit Jahren schon, ihre Ferien am Bodensee. Ein Paar in mittleren Jahren, ein vielleicht wohltuend ereignisloses Leben. Man liest, wandert, schottet sich ab. Diese Ferienidylle wird jäh unterbrochen, als Klaus Buch, ein ehemaliger Mitschüler Halms und dessen junge Frau Helene, Hel genannt, auftauchen.
So wenig spektakulär beginnt Martin Walsers wohl immer noch erfolgreichstes Buch Ein fliehendes Pferd. Die Novelle von 1978 wurde von Lesern und Kritikern gleichermaßen begeistert aufgenommen. Walser stellt parabelhaft die Biographien beider Männer gegenüber, hier der etwas behäbige, Kierkegaard lesende Studienrat Halm, dort der freie Journalist und Aussteiger Klaus Buch und seine Vorzeigefrau Hel, bronzefarben, erfrischend junggeblieben. Halm ahnt, diese Quälgeister wird man in diesem Urlaub nicht mehr los. Klaus Buch, außer sich vor Freude über das unverhoffte Wiedersehen mit seinem alten Studienfreund, beginnt, die Urlaubsplanung zu übernehmen.
Walsers Auge für allerfeinste Details im Zwischenmenschlichen, seine Fähigkeit, scheinbar Banales in große Zusammenhänge zu bringen, macht diese Novelle zu einem Jahrhundertwerk. Alles bleibt klein und erst dadurch wird es groß. Die Schilderung des wachsenden Konfliktes der einstigen Freunde, die grelle, missionierende Aufdringlichkeit des Klaus Buch, auf die Halm nur mit hilfloser Ironie zu reagieren vermag (schließlich gerät beinahe noch Halms Ehe ins Wanken, da sich Sabine von Buchs zupackender Art angezogen fühlt), all dies bringt uns Walser mit einer Wortgewalt herüber, die in der Literatur ihresgleichen sucht.
Martin Walser hat 1998 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels (Peace Prize of the German Book Trade) erhalten.
Ich habe das Buch nie gelesen, aber meine Oma hat es gelesen und kannte Martin Walser persönlich. Sie hat mehrere Autorenseminare von ihm besucht und ihn auch mal im Rheinland mit ihrem Auto durch die Gegend gefahren :).
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