Mittwoch, 9. November 2022

Mandelstam, Ossip "Das Rauschen der Zeit"

Mandelstam, Ossip "Das Rauschen der Zeit" (Russisch: Шум времени/Shum vremeni) - The Noise of Time/The Din of Time - 1925

Die Geschichte einer Kindheit um die Jahrhundertwende, der Autor wurde 1891 geboren. Seine Erinnerungen an Vater und Mutter, Ledergeruch im Bücherregal, Erinnerungen an Poesie, Erinnerungen an jüdische Bräuche und Feste. Der Autor gibt uns einen guten Überblick über das Leben zu Beginn des 20. Jahrhunderts, das seiner Zeitgenossen und seines eigenen, die Widerspiegelungen seines Gefühls der Entfremdung im Sowjetsystem.

Während dieses Buch nur eine Zusammenstellung von Kurzgeschichten ist, gibt es uns doch Einblicke in das Leben eines jüdischen Jungen in einem Land, das keine Kritik wollte und sein Leben für seinen Glauben gab: "Nur in Russland wird Poesie respektiert, sie erreicht die Menschen Gibt es irgendwo sonst, wo Poesie so häufig ein Motiv für Mord ist?"

Er erwähnt den "besitzlosen Intellektuellen, der keine Erinnerungen braucht. Es soll ihm genügen, von den Büchern zu erzählen, die er gelesen hat."

Und dann erwähnt er noch in den "Menschewiken in Georgien" (geschrieben 1922-1927): "Alle, Georgier, Armenier, Griechen, Perser, Engländer und Italiener sprachen russisch. Ein wildes Volapük, ein russisches Schwarzmeer-Esperanto schwirrte in der Luft." Esperanto wurde 1887 geschaffen, und für Ossip Mandelstam schien es ganz normal zu sein, dass jeder weiß, wovon er spricht.

"Das Rauschen der Zeit" ist eine interessante Sammlung von Geschichten, die sicher nicht nur Anhängern der russischen Literatur gefallen wird.

Buchbeschreibung:

"Eine Kindheit in Petersburg, in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis zur Revolution von 1905 - ein Petersburg der prunkvollen Paraden, der Begräbnisfeierlichkeiten und der Studentenunruhen. Sommeraufenthalte in Finnland und in Riga. Der Bücherschrank in der Petersburger Wohnung, die durch ihren Geruch charakterisiert ist (der Vater handelt mit Leder). Die prägende Erfahrung der klangvollen russischen Sprache der Mutter. Eine Fülle präziser Erinnerungen - und doch ist die hier versammelte Prosa des russischen Lyrikers Ossip Mandelstam nur bedingt 'autobiographisch- zu nennen.

'Das Rauschen der Zeit' (1925), ein atmosphärisches Porträt des vorrevolutionären Russland, wie es in keinem Geschichtsbuch vermittelt werden kann; 'Feodosia' (1925), vier Prosastücke aus einer Stadt auf der Krim zur Zeit der Bürgerkriegswirren 1918-20, 'Reiseskizzen und Erinnerungen' (1922-27) aus der nachrevolutionären Zeit; 'Die Ägyptische Briefmarke' (1928), die bizarre Geschichte des kleinen Mannes Ponak, dem im Sommer zwischen der Februar- und der Oktoberrevolution 1917 der Ausgehanzug gestohlen wird - eine Parabel der aus den Fugen geratenen Welt; 'Ein Dichter über sich selbst' (1928) und 'Vierte Prosa' (1929-30), Mandelstams Antwort auf die 1928 unter Stalin gegen ihn entfachte Hetzkampagne - Texte, die in der Sowjetunion immer noch nicht veröffentlicht werden dürfen und in zahlreichen Abschriften unter Künstlern und Intellektuellen kursieren. Dieser erste Band einer deutschsprachigen Werksausgabe stellt Ossip Mandelstams faszinierende, einmal lyrische und tiefernste, dann wieder schelmische und beißend ironische Prosa in deutscher Übersetzung vor."

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