Hahn, Ulla "Aufbruch" [Departure] - 2009
Wie ich schon über "Das verborgene Wort" sagte, erinnerte mich vieles in Ulla Hahns Fast-Biografie an meine Kindheit. Leider ging es bei mir nach der zehnten Klasse nicht so weiter wie bei Hilla. Ich gehöre mehr zu denen, die dann "etwas gelernt" haben, um mich auf den Beruf der Frau und Mutter vorzubereiten. Nicht, dass ich mir nicht auch ein Studium gewünscht hätte, aber es war niemand da, der mich auch nur ein wenig ermutigt hätte. Und auch im Berufsleben "auf dem Lande" hatte man keine Möglichkeit, irgendwie voranzukommen. In meinem Lehrbetrieb wurde ein junger Mann von außerhalb eingestellt, statt mich zu befördern. Und nur, weil ich ja wohl doch heiraten würde.
Nun aber zu Hillas Geschichte. Ich finde es fabelhaft, wie sie es geschafft hat, ihr Abitur zu machen und zu studieren. Aber wir lernen nicht nur den beruflichen Werdegang Hillas kennen, auch ihre Gedanken und Gefühle und wie sie mit bestimmten Ereignissen fertig wird, tragen zum Gelingen des Buches bei.
Ich hätte dies gerne früher gelesen, als ich selbst noch in der Schule war, es hätte mir vielleicht geholfen. So hoffe ich, dass es anderen auch Anstöße gibt. Wenn es auch für junge Mädchen nicht mehr ganz so schwierig ist wie damals, überhaupt auf die höhere Schule zu kommen, können sie immer noch unsere Unterstützung gebrauchen. Vor allem, wenn es sonst niemand tut.
Buchbeschreibung:
"Ihr Leben scheint vorgezeichnet: Kinder, Küche, Kirche. Doch Hilla träumt sich weg aus dem Dorf am Rhein. Nichts kann dem Kind kleiner Leute die Sehnsucht nach der Freiheit des Geistes austreiben. Unverhofft bietet sich ihr ein neues Leben: Abitur, Studium, ihre selbst gewählte Zukunft liegt vor ihr. Nach 'Das verborgene Wort' hat die Lyrikerin und Bestsellerautorin Ulla Hahn erneut ein imposantes Epos vorgelegt, das feinnervig vom Erwachsenwerden, Wachwerden, Menschwerden erzählt.
Hilla lacht das freieste Lachen der Welt. Es ist der erste Tag nach den Weihnachtsferien im Januar 1963; das Lehrerkollegium des Aufbaugymnasiums hat beschlossen, die Siebzehnjährige noch ins laufende Schuljahr aufzunehmen. Mit diesem Tag beginnt für das wissbegierige Kind 'vun nem Prolete' endlich das lang ersehnte neue Leben, in dem die einfachen Wahrheiten der Eltern nicht mehr gelten, in dem das Buckeln in der Papierfabrik von der Freiheit der Worte abgelöst wird. Doch wird Hilla ihre wahre Heimat wirklich in der Sprache finden?
'Aufbruch' gewährt einen anrührenden Blick in die Seele einer mutigen und doch so verletzlichen Heranwachsenden - und zeichnet sprachübermütig und mit großem epischem Temperament ein detailreiches Sittengemälde von den bundesrepublikanischen Mittsechzigern."
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