Freitag, 30. September 2022

Goethe, Johann Wolfgang von "Wilhelm Meisters Lehrjahre"

Goethe, Johann Wolfgang von "Wilhelm Meisters Lehrjahre" - Wilhelm Meister's Apprenticeship - 1795/96

Ich liebe klassische Literatur und ich liebe Wälzer. Und eigentlich wäre dies das perfekte Buch für mich. Ich habe mich also gefreut, dass es in meinem Lesekreis für die Sommerlektüre ausgewählt wurde.

Aber ich habe mich von Anfang an nicht sehr wohl gefühlt mit dem Buch. Die ganze Geschichte scheint interessant zu sein, aber irgendwie schafft der Autor (Goethe!!!) es nicht, die Figuren zum Leben zu bringen. Er ist viel zu ausschweifend, etliche Themen werden angeschnitten, die kaum etwas mit der Geschichte zu tun haben. Man könnte es fast als philosophisches Werk betrachten, wäre da nicht wieder die Erzählung von Wilhelm und seinen Theaterleuten.

Ich weiß, dass dieser Text sehr bedeutend ist, nicht nur für die deutsche Literatur sondern allgemein, aber ich konnte mich einfach nicht mit Wilhelm Meister anfreunden. Ich kann mich nur einer anderen Bloggerin anschließen, die ihn für sexistisch hielt. War wahrscheinlich zu der Zeit so, aber deswegen muss man es trotzdem nicht mögen.

Alles in allem, ein Klassiker, den ich bestimmt nicht noch einmal lesen werde. Schade.

Als ich das Buch halb durchgelesen hatte, meldeten sich auch schon die ersten Lesekreismitglieder, ob wir nicht lieber etwas anderes lesen wollten. Wir haben uns dann statt dessen für "Abschiedsfarben" von Bernhard Schlink entschieden, das war keine schlechte Idee.

Auch in der Besprechung im September 2022 waren alle Lesekreismitglieder der gleichen Meinung. Es fiel das Wort "Geschwafel".

Buchbeschreibung:

"Wilhelm Meisters Lehrjahre, der erste moderne Bildungsroman Deutschlands, schildert eine Selbstfindung, die zeitlos und lebendig ist: Ein junger Mann fühlt sich unwiderstehlich zum Theater hingezogen, er verliebt sich unglücklich und schließt sich einer reisenden Theatertruppe an. Später lernt er eine Gruppe von jungen Menschen kennen, hier findet er schließlich seine Bestimmung, weil er nach einigen Irrwegen endlich ein selbstbestimmtes Leben zu führen imstande ist."

Donnerstag, 29. September 2022

Marx, Karl; Engels, Friedrich "Das kommunistische Manifest"

 

Marx, Karl; Engels, Friedrich "Das Kommunistische Manifest" - The Communist Manifesto - 1848

Es ist unglaublich, dass dieses Buch fast zwei Jahrhunderte alt ist. Es ist so aktuell und genau wie 1848. Ich habe immer gesagt, und ich halte es immer noch für richtig, Marx und Engels würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie sehen würden, was aus ihren Ideen geworden ist. Leider haben sie vergessen, einen Aspekt in ihre Theorien aufzunehmen, den menschlichen Faktor. Wie wir in den Jahren dieser Pandemie gesehen haben, gibt es immer gierige, selbstsüchtige Menschen, die ihre Meinung für das Gemeinwohl nicht ändern werden, oft sind sie nicht klug genug, um das zu verstehen, und können nicht weiter als bis an ihre eigene Nasenspitze denken. Also sollten wir ihnen vergeben. Aber ehrlich gesagt will ich das nicht. Ich hasse Egoismus mehr als alles andere.

Ich lebe in einem Land mit einem guten Gesundheitssystem, das von vielen Außenstehenden als kommunistisch angesehen wird. Wir haben kostenlose Bildung und eine gute Absicherung für den Fall, dass wir unseren Arbeitsplatz verlieren. Wir passen in unserem System aufeinander auf und das freut mich. Aber es gibt immer noch zu viele Reiche, die mehr für den Rest der Bevölkerung tun könnten. Wieder der menschliche Faktor. Aber ich bin froh, dass wir das System haben, das wir haben, und würde nicht in einigen anderen Ländern leben wollen, selbst wenn sie behaupten, mehr Geld zu haben. Mein Sohn lebte eine Zeit lang in Schweden und ihr System ist sogar noch weiter als das deutsche, ein großartiges System mit hohen Steuern, aber die Menschen sind im Allgemeinen viel glücklicher als die in anderen Ländern. Ich denke, das spricht für sich.

Karl Marx ist ein großer Philosoph; er wird als einer der bekanntesten Denker der Welt bezeichnet. Wir sollten seinen Gedanken mehr Beachtung schenken.

Zitate und Gedanken dazu:

"Politische Macht, wie sie eigentlich genannt wird, ist lediglich die organisierte Macht einer Klasse zur Unterdrückung einer anderen." Leider war hier wie immer Karl Marx richtig.

"Die herrschenden Ideen jedes Zeitalters waren immer die Ideen seiner herrschenden Klasse." Das stimmt leider auch, diejenigen, die das Land regieren, sagen uns, was wir denken sollen.

"Dann wird die Welt für die einfachen Leute sein, und die Klänge des Glücks werden die tiefsten Quellen erreichen. Ah! Kommt! Menschen aller Länder, warum wacht ihr nicht auf?" Gute Frage. Wenn die Leute es nicht verstehen wollen, werden sie es nicht tun.

"Sie sind entsetzt über unsere Absicht, das Privateigentum abzuschaffen. Aber in Ihrer bestehenden Gesellschaft ist das Privateigentum bereits für neun Zehntel der Bevölkerung abgeschafft." Auch dies gilt immer noch mehr denn je.

"Lasst die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder vereinigt euch!" Das Problem ist, dass viele der unterdrückten Menschen ihren Unterdrückern glauben, dass dies falsch ist und in einer Katastrophe für sie enden wird. Nein, es wird in einer Katastrophe für die Reichen enden.

"Die Gesellschaft als Ganzes spaltet sich immer mehr in zwei große verfeindete Lager auf." Immer noch das gleiche! (Stichwort: Querdenker)

Zuguterletzt: "Der Kommunismus beraubt niemanden der Macht, sich die Produkte der Gesellschaft anzueignen; er beraubt ihn lediglich der Macht, die Arbeit anderer durch eine solche Aneignung zu unterjochen."


Buchbeschreibung:

"Als Karl Marx und Friedrich Engels Mitte des 19. Jahrhunderts am 'Kommunistischen Manifest' arbeiten, geht es ihnen nicht um einen willkürlichen Umsturz der politischen Verhältnisse: Jene Revolution des Proletariats, die ihnen vorschwebt, soll historisch begründet sein - als notwendige Folge einer geschichtlichen Entwicklung, durch die sich die Frage nach sozialer Gerechtigkeit neu und immer dringlicher stellt. Marx' und Engels kraftvolle Vision einer klassenlosen und dadurch gerechten Gesellschaft macht 'Das kommunistische Manifest' zu einer bis heute äußerst anregenden Lektüre."

Siehe auch: "Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie" (Capital. Critique of Political Economy) - 1867
Sonneborn, Martin & seine politische Beraterin: Latour, Claudia "99 Ideen zur Wiederbelebung der politischen Utopie. Das kommunistische Manifest" [99 Ideas to Revive the Political Utopia. The Communist Manifesto] - 2021

Dienstag, 27. September 2022

Hesse, Hermann "Siddhartha"

 

Dies ist mit Abstand meine Geschichte von Herman Hesse. Vielleicht, weil es trotz des Themas so viel positiver ist als seine anderen Bücher. Aber ich glaube nicht, dass es das ist. Ich denke, er hat viel über dieses Buch nachgedacht und beschreibt die Reise, die jeder junge Mensch um die ganze Welt machen muss, nicht unbedingt auf die gleiche Weise wie unser Protagonist Siddartha, aber wir alle müssen unser Ziel finden, unseren Sinn des Lebens, die Bedeutung im Leben. 

Im alten Indien wird Siddhartha, der Sohn eines Brahmanen, der höchsten Kaste, Asket. Zusammen mit einem Freund will er die Erleuchtung finden. Wir begleiten ihn auf seiner Suche.

Die Geschichte spielt zwar in der Antike und in einem Land, das ziemlich weit von Hesses Heimat Deutschland entfernt ist, aber sie hätte überall und zu jeder Zeit spielen können. Der Autor selbst lebte tatsächlich wie seine Figur, suchte in hinduistischen und buddhistischen Schriften nach dem Sinn des Lebens.


Dieser philosophische Roman hat einen sehr lyrischen Schreibstil. Ich habe es wirklich genossen, ihn zu lesen. 

Es wäre zu wünschen, wenn jeder dieses Buch mindestens einmal in seinem Leben lesen würde, je früher desto besser. Und ich bin mir sicher, dass jeder seine Freude daran haben wird, egal ob er einer Religion angehört, irgendeiner Religion, oder nicht, ob er an ein höheres Wesen glaubt oder nicht. Denn dies ist kein Buch über Buddha, Gott oder Religion, es ist ein Roman über unsere Seele.

Zwei Zitate aus Siddhartha:

"Weisheit ist nicht mitteilbar. Weisheit, welche ein Weiser mitzuteilen versucht, klingt immer wie Narrheit… Wissen kann man mitteilen, Weisheit aber nicht. Man kann sie finden, man kann sie leben, man kann von ihr getragen werden, man kann mit ihr Wunder tun, aber sagen und lehren kann man sie nicht.
"  

"Wenn jemand sucht, dann geschieht es leicht, daß sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, daß er nicht zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur immer an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist. Suchen heißt: ein Ziel haben. Finden aber heißt: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben."

Muss ich mehr sagen?

Buchbeschreibung:

"Siddhartha, 1953 im Suhrkamp Verlag erstmals erschienen und für Generationen zu einem Kultbuch geworden, ist die Legende von der Selbstbefreiung eines jungen Menschen aus den familiären und gesellschaftlichen Konventionen zu einem eigenständigen Leben, ein Buch über die Erkenntnis, daß Bewußtsein nicht überlieferbar ist durch Lehren, sondern nur durch eigene Erfahrung erworben werden kann. In diesem Text sucht Hesse zu ergründen, 'was allen Konfessionen und allen menschlichen Formen der Frömmigkeit gemeinsam ist, was über allen nationalen Verschiedenheiten steht, was von jeder Rasse und von jedem Einzelnen geglaubt werden kann'."

Ich habe auch "Der Steppenwolf" (Steppenwolf) und "Narziss und Goldmund" (Narcissus and Goldmund) vom gleichen Autor gelesen.

Hermann Hesse erhielt 1964 den Nobelpreis für Literatur "für seine inspirierte Verfasserschaft, die in ihrer Entwicklung neben Kühnheit und Tiefe zugleich klassische Humanitätsideale und hohe Stilwerte vertritt".

Hermann Hesse hat 1950 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Montag, 26. September 2022

Keller, Gottfried "Novellen"

Keller, Gottfried "Novellen" - Novellas - 1855/56

"Romeo und Julia auf dem Dorfe" - 1855/56 (Goodreads)
"Die drei gerechten Kammacher" - 1856 (Goodreads)
"Kleider machen Leute" - 1874 (Goodreads)
"Dietegen" - 1874 (Goodreads)
"Das Fähnlein der sieben Aufrechten" - 1860 (Goodreads)
"Die Berlocken" - 1881 (in "Sinngedicht") (Goodreads)
"Der schlimm-heilige Vitalis" - 1872 (Goodreads)
"Das Tanzlegendchen" - 1872 (Booklooker)

Dieses Buch habe ich schon länger auf meinem SUB. Nachdem ich es gelesen habe, ist mir auch klar, warum. Es ist einfach veraltet. Nicht nur die Schreibweise, auch die Ansichten. Noch dazu sind viele Geschichten "abgekupfert". "Romeo und Julia auf dem Dorfe" sagt es ja schon im Titel, "Kleider machen Leute", kann man sich auch eventuell denken, beruht auf dem Märchen "Der gestiefelte Kater", nur dass hier keine Katze beteiligt ist.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Wälzer durchgelesen hatte, aber so richtig Spaß hat mir kaum eine der Geschichten gemacht, obwohl sie angeblich humorvoll sein sollen.

Buchbeschreibung:

"Unter den Dichtern deutscher Sprache des 19. Jahrhunderts erscheint der Züricher Gottfried Keller als der volkstümlichste, der die Gabe hatte, Menschen und Dinge mit äußerster Schärfe zu beobachten, sie jedoch liebevoll und mit leicht ironischer Distanz zu schildern. Kein Elfenbeinturm, kein Parnass trennte ihn von den Menschen, von denen er und für die er schrieb.

In seinen Romanen, Erzählungen und Gedichten, mit denen er ein breites Publikum innerhalb und außerhalb seines Landes zu erreichen versuchte, griff er Themen und Konflikte von allgemeinem Interesse auf. Welche Themen er aufgriff und wie er sie gestaltete, das macht seine Bedeutung und seine Einmaligkeit in der Literatur seiner Zeit aus.

Am deutlichsten lässt sich dies in seiner 1857 bis 1874 erschienenen Novellensammlung '
Die Leute von Seldwyla' erkennen - jenen Geschichten von schrulligen Käuzen und verworrenen Lebensläufen, die 'irgendwo in der Schweiz, in einem wonnigen Ort, von alten Ringmauern und Türmen umgeben' spielen. Aus diesem Novellenzyklus stellt unser Band einige der besten Erzählungen vor: Die schwermütig-schöne Liebesgeschichte 'Romeo und Julia auf dem Dorfe', den Aufstieg und Fall des Schneidergesellen Wenzel in 'Kleider machen Leute', die Geschichte der drei ehrgeizigen, selbstgerechten Kammmacher' u.a.

Neben weiteren Novellen enthält der Sammelband liebenswürdig-schalkhafte Legenden-Parodien aus den '
Sieben Legenden', darunter das 'Tanzlegendchen', das als das Poetischste gilt, das Keller je geschrieben hat."

Beschreibungen einzelner Geschichten:

"Romeo und Julia auf dem Dorfe" - 1855/56 (Goodreads)

"Das Thema von Romeo und Julia, das bis ins 15. Jahrhundert zurückgeht und durch Shakespeare seine bedeutendste Gestaltung fand (Hamburger Leseheft Nr. 128), verlegt Keller ins dörfliche Milieu. Wiederholt wurde die Liebesgeschichte als die 'schönste deutsche Dorfgeschichte' bezeichnet.

Die feindlichen Väter von Sali und Vrenchen widersetzen sich den Gefühlen der beiden Liebenden zueinander. Als sie für ihre Liebe keine Zukunft sehen können, scheiden die beiden leichten Herzens gemeinsam aus dem Leben.

Das ausführliche Nachwort enthält den ursprünglichen, längeren Schluss der Erzählung sowie eine Abhandlung über das Leben des Dichters und dieses Werk. Die Worterklärungen sind alphabetisch geordnet.
"

"Die drei gerechten Kammacher" - 1856 (Goodreads)

"Im September 1851 notiert Keller sich: 'Geschichte von den drei Schreinergesellen, welche alle rechttaten und desnahen nicht nebeneinander existieren konnten.' Später wurden aus den Schreinergesellen Kammmacher, die mit ihrem unfrohen Erwerbssinn und ihrer humorlosen und beschränkten Rechtlichkeit in dem lebensfrohen Seldwyla scheitern. Ein Wettlauf der drei um das Ziel, eine Lebensstellung in Seldwyla zu erhalten, wird zum Schauspiel für die Bürger der Stadt, und auch der "Sieger" muss seinen Preis zahlen. Bei dieser Novelle Kellers kann sich der Leser ein Lächeln wohl nicht verkneifen."

"Kleider machen Leute" - 1874 (Goodreads)

"Diese köstliche und tiefsinnige Geschichte von einem armen Schneider, der aufgrund seines gepflegten Äußeren für einen Grafen gehalten wird, ist eine der bekanntesten Novellen Kellers.

Die ganze Stadt überbietet sich darin, dem vermeintlichen Grafen, der seine Rolle, aus der er sich eigentlich heraussehnt, immer besser beherrscht, die Aufwartung zu machen. Als er sich jedoch mit Nettchen, der Tochter des Amtsrates, verlobt hat, ist es für ihn unmöglich, aus der Rolle auszubrechen. Gegen den Widerstand ihres Vaters bleibt seine Verlobte ihm treu, auch als er schließlich entlarvt wird. In Goldach bringt es der arme Schneider schließlich zu verdientem Wohlstand.

Diese Novelle Kellers hat eine Reihe berühmter Verfilmungen erfahren.

Neben der Einleitung zu '
Die Leute von Seldwyla' bringt das Heft ausführliche Anmerkungen, die dem Verständnis der Erzählung dienen".

"Dietegen" - 1874 (Goodreads)

"Aus dem Erzählwerk Schulers 'Die Taten und Sitten der Eidgenossen' hat Keller zwei Rechtsbräuche der Begnadigung als Grundlage für seine Novelle entnommen. Meisterhaft entwickelt er aus der ironisch-humorvollen Schilderung der beiden feindlichen Städte Seldwyla und Ruechenstein die Handlung. Dietegen, ein zum Tode durch den Strang verurteilter elternloser Knabe, wird von Küngolt, der Tochter eines Forstmeisters, gerettet. Nach vielen Wirrungen bewahrt am Ende Dietegen die Försterstochter durch Heirat vor ihrer Hinrichtung."

"Das Fähnlein der sieben Aufrechten" - 1860 (Goodreads)

"Aus eigenem Erleben ist diese Novelle gestaltet; denn diesen Bund der Aufrechten, gab es wirklich. Kellers Vater gehörte ihm an. Es ist eine satirische, humorvolle Schilderung der politisch zerrissenen Zustände in der Schweiz nach der französischen Revolution, ganz aus demokratischer Gesinnung heraus geschrieben.

Getragen wird die Handlung von des Schneidermeisters Hediger Sohn und der Tochter des reichen Zimmermeisters Frymann. Ihrer beider Geschicklichkeit und Klugheit und der Hilfe der Mutter ist es zu verdanken, dass die beiden am Ende ein glückliches Paar werden, trotz des Widerstandes ihrer Väter
."

"Die Berlocken" - 1881 (in "Sinngedicht") (Goodreads)

"Das Sinngedicht ist ein Novellenzyklus des Schweizer Dichters Gottfried Keller. Die sieben Sinngedicht-Novellen, deren jede eine glückliche oder unglückliche Liebeswahl zum Thema hat, sind in eine Rahmenerzählung eingeflochten, die selbst eine Liebesnovelle ist. Diese spielt im Deutschland der 1850er Jahre in der romantischen Umgebung einer Universitätsstadt. Von dort reitet an einem schönen Junimorgen der junge Naturforscher Herr Reinhart aus, um - wie er es nennt - wissenschaftliche Beobachtungen anzustellen. Abends gelangt er hoch überm Tal zum Landsitz der bücherliebenden und sprachenkundigen Lucie. Herr Reinhart ist von der Schönheit und dem Witz seiner Gastgeberin bezaubert; zugleich fühlt er sich von ihrer geistigen Selbständigkeit herausgefordert. In dieser Laune teilt er ihr das Logausche Sinngedicht mit, das ihm als erotischer Reiseführer und Anleitung zu Kuss-Experimenten dient. Als er obendrein seine tagsüber gesammelten Erfahrungen zum Besten gibt - eine hat beim Kuss nur gelacht, eine andere ist nur errötet, bei einer dritten hat er den Versuch abgebrochen - straft ihn die erzürnte Lucie mit der Geschichte von einer törichten Person, die sich mit erschlichenen Küssen unglücklich macht..."

"Der schlimm-heilige Vitalis" - 1872 (Goodreads)

"Im Anfang des achten Jahrhunderts lebte zu Alexandria in Ägypten ein wunderlicher Mönch namens Vitalis, der es sich zur besondern Aufgabe gemacht hatte, verlorene weibliche Seelen vom Pfade der Sünde hinwegzulocken und zur Tugend zurückzuführen. Aber der Weg, den er dabei einschlug, war so eigentümlich und die Liebhaberei, ja Leidenschaft, mit welcher er unablässig sein Ziel verfolgte, mit so merkwürdiger Selbstentäußerung und Heuchelei vermischt, wie in der Welt kaum wieder vorkam."

"Das Tanzlegendchen" - 1872 (Booklooker

"Musa ist eine so leidenschaftliche Tänzerin, dass sie, wenn sie nicht betet, tanzt, ja, sie tanzt sogar Gebete."

Samstag, 24. September 2022

Adorf, Mario "Der Mäusetöter"

Adorf, Mario "Der Mäusetöter. Unrühmliche Geschichten" [The Mice Killer] - 1992

Kurzgeschichten sind eigentlich nicht mein Ding. Entweder ist die Geschichte spannend - und dann natürlich viel zu kurz, oder sie ist langweilig, dann ist die Zeit trotzdem zu schade dafür.

Aber Mario Adorf hat so viele schöne Geschichtchen geschrieben. Ich mag ihn ja auch sehr als Schauspieler, darum wundert es mich nicht, dass er auch so gut erzählen kann.

Ein wirklich lesenswertes Büchlein.

Buchbeschreibung:

"Der Mäusetöter - Mario Adorfs Debüt als Schriftsteller

Sofort nach dem Erscheinen seines ersten Buches waren sich Leser wie Kritiker einig: Mario Adorf ist nicht nur einer der ganz großen Schauspieler unserer Zeit, sondern auch ein höchst talentierter Schriftsteller.

Dabei ist
Der Mäusetöter nicht nur eine Sammlung äußerst unterhaltsamer Geschichten, sondern Mario Adorfs persönlichstes Buch - voller autobiographischer Episoden und Erinnerungen an seine Eifel-Kindheit während der NS-Zeit, seine Jugend- und Studententage nach dem Krieg und seine Anfänge als Schauspieler.

Dass der Erzähler selbst in vielen seiner Geschichten am Ende oft gerade nicht als glänzender Sieger dasteht, dem es zu gratulieren gilt, macht nicht nur den Charme dieser Erzählungen aus, sondern hat dem Buch auch seinen Untertitel eingetragen: Unrühmliche Geschichten.
"

Kaminer, Wladimir "Mein deutsches Dschungelbuch"

Kaminer, Wladimir "Mein deutsches Dschungelbuch" [My German Jungle Book] - 2003

Wladimir Kaminer könnte sich rasch zu einem meiner Lieblingsautoren entwickeln. Er schreibt mit so viel Humor und Verständnis für kulturelle Unterschiede, seine Bücher sind Entspannung pur. Nach "Russendisko", "Ausgerechnet Deutschland" und "Meine Mutter, ihre Katze und der Staubsauger" war dies das vierte Buch, das ich von ihm gelesen habe. Und es wird bestimmt nicht das letzte bleiben.
Ob es seine russische Herkunft ist, die mich so reizt an seinen Schriften (denn russische Schriftsteller mag ich ja auch sehr gerne), oder auch sein Multi-Kulti-Hintergrund, den ich selbst sehr gut nachvollziehen kann, ist mir nicht so klar, aber das ist auch eigentlich egal.

In diesem Buch hat er auf jeden Fall die deutschen durch eine Brille gesehen, wie sie wohl kaum jemand benutzt. Er kam als junger Mann nach Berlin und hat von dem Rest der Republik lange nichts gesehen.

Wie er nun die unterschiedlichsten Ortschaften und Menschen beschreibt, die dort wohnen, ist einfach einmalig. Da ich ja auch einige Gegenden in diesem unserem Lande gut kenne, haben mich gerade die Geschichten, die er in den Ecken erlebt hat, besonders interessiert. Kartoffelsuppe (Aachen), Schweinebraten (Sinsheim), Kohl und Pinkel (Harpstedt) repräsentieren ihre Gegenden sehr gut. Hierher kommen entweder mein Mann oder ich oder wir haben dort zusammen gelebt.

Die Titel sind im Übrigen nicht typische für alle Gegenden, offensichtlich haben wir immer in Gegenden gewohnt, in denen etwas Besonderes gekocht wird, dass den Außenseiter aufhorchen lässt.

Auf jeden Fall ein tolles Buch.

Buchrücken:

"Seine Lesereisen haben Wladimir Kaminer in die entlegensten Winkel des Landes geführt. In 'Mein deutsches Dschungelbuch' berichtet er mit seinem unnachahmlichen Humor von seinen abenteuerlichsten und unglaublichsten Erlebnissen - eine irrwitzige Reise durch ein Deutschland, wie es kaum einer kennt."

Freitag, 23. September 2022

Grass, Günter "Fünf Jahrzehnte"

Grass, Günter "Fünf Jahrzehnte" [Five Decades] - 1999

Ein schönes Buch für alle, die mehr über den Nobelpreisträger wissen wollen. Es berichtet über fünf Jahrzehnte Günter Grass mit vielen Texten, Fotos und Zeichnungen seiner Kunst.

Buchbeschreibung:

"In dem Buch unter dem Titel 'Fünf Jahrzehnte - Ein Werkstattbericht' blickt Literaturnobelpreisträger Günter Grass auf seine künstlerische und literarische Entwicklung zurück."

Günter Grass erhielt den Nobelpreis für Literatur 1999 "weil er in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat".

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Donnerstag, 22. September 2022

Cather, Willa "Meine Antonia"


Cather, Willa "Meine Antonia" (Englisch: My Ántonia) - 1918 

Ich liebe dieses Buch, ich finde die Beschreibung der Charaktere und der Landschaft so wunderbar, es zeigt eine großartige Schreibweise. Eine unserer Lesekreismitglieder hat es mit einem Blumenstrauß verglichen. Dieses Buch ist auf jeden Fall lesenswert.

Eine großartige Beschreibung über neue Siedler in Amerika vor etwa hundert Jahren, aber ich denke, es hat uns immer noch viel zu lehren. Man konnte wirklich spüren, wie hart das Leben war. Es ist erstaunlich, dass sie es geschafft haben. Ein guter Bericht über das harte Leben der Menschen.

Wir hatten einige US-amerikanische Mitglieder, die in diesen Teilen der Staaten gelebt hatten.

Ein sehr sanftes und bekräftigendes Buch, das mir sehr gut gefallen hat. Ich werde auf jeden Fall noch mehr von den Romanen der Autorin lesen.


Wir haben dies im Oktober 2008 in unserem internationalen Lesekreis besprochen.

Buchbeschreibung:

"Die Wiederentdeckung einer großen, zeitlosen Erzählerin


Als Sinclair Lewis 1930 den Literaturnobelpreis erhielt, bemerkte er, dass die Auszeichnung eigentlich Willa Cather gebühre. Die heute fast vergessene moderne Klassikerin schrieb mit „Meine Antonia“ einen der eindrucksvollsten amerikanischen Romane des 20. Jahrhunderts. Es ist die Geschichte einer jener starken, mutigen Frauen, die Amerikas Herzland urbar gemacht haben.


Die unendlichen Weiten des Graslands, die Prärie im Herzen Nordamerikas - hierher zieht es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die böhmische Familie Shimerda. Wie Millionen Menschen aus der Alten Welt erhofft sie sich ein besseres Leben. Als der Nachbarjunge Jim die kleine Antonia zum ersten Mal sieht, lebt deren Familie noch in einem armseligen Erdloch. Doch das Mädchen lässt sich weder von harter Arbeit, vom tragischen Tod ihres Vaters noch von den viktorianischen Rollenvorstellungen daran hindern, die ungezähmte Natur zu erkunden, sich von der Grenzenlosigkeit des Landes mitreißen zu lassen, sich ihrem Lebenshunger hinzugeben. Antonia ist klug, zielstrebig und schön. Wild entschlossen nimmt sie ihr Schicksal in die Hand.

Eine unsentimentale, meisterhaft erzählte Hommage an eine grandiose Natur und an jene Menschen, die in der Neuen Welt für ein freies Leben aus eigener Kraft kämpften.

In der Neuübersetzung von Stefanie Kremer, mit einem Nachwort von Elke Schmitter.
"

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Mittwoch, 21. September 2022

Zeh, Juli "Die Stille ist ein Geräusch"

Zeh, Juli "Die Stille ist ein Geräusch. Eine Fahrt durch Bosnien" [The Silence is a Sound] - 2002

Nachdem ich "Unterleuten" gelesen hatte, habe ich mir vorgenommen, weitere Bücher von Juli Zeh zu lesen. Dieses war ein ganz anderes Buch als ihr letzter Roman, aber trotzdem sehr informativ. Wie die Autorin über Bosnien berichtet, ist einmalig. Dies ist nicht ein einfacher Reisebericht, ein einfaches Tagebuch, eine Kriegs- (oder auch Nachkriegs-)berichterstattung, es ist auch eine wunderschön geschriebene Erzählung, die in einer sehr bildhaften Sprache zum Nachdenken anregt.

Buchbeschreibung:

"Juli Zeh fährt im Sommer 2001 nach Bosnien: allein, nur ihr Hund als Begleitung. Sie fährt durch ein zerstörtes Land, einen Kriegsschauplatz, bis heute durch zahllose Minenfelder das gefährlichste Terrain Europas. Die Reise führt unter anderem nach Jajce, Sarajevo, Mostar, Sanski Most, Tuzla, Srebrenica, Banja Luka, Bihac: Kriegs-Orte im nunmehr friedlichen Bosnien, verwundete Landschaften, noch immer traumhaft schöne Städte und Plätze voller Geschichte und Geschichten.

Entstanden ist eine der eindringlichsten Reiseschilderungen, geschrieben von einer Autorin, die zeigt, 'dass die Darstellung der Wahrheit immer noch eine lohnende Sache sein kann'.
"

Schön fand ich auch folgende Bemerkung der Autorin:
"Beim Lesen im Reiseführer über Mostar merke ich, dass ich auch fließend Holländisch kann. Eine andere Sprache war nicht vorrätig." Ja, manchmal muss man sich nur auf eine andere Sprache einlassen. Auch wenn Niederländisch dem Deutschen recht ähnlich ist, erfordert es schon eine gewisse Neugier, so etwas in Angriff zu nehmen. Oder eben Notwendigkeit, wie in diesem Fall.

Dienstag, 20. September 2022

Weiler, Jan "Antonio im Wunderland"

Weiler, Jan "Antonio im Wunderland" [Antonio in Wonderland] - 2005

Band zwei der Geschichte von Jan Weilers "italienischer Sippe". Während er in "Maria, ihm schmeckt's nicht!" mehr davon erzählt, wie er von seiner italienischen Frau in ihre Verwandtschaft eingeführt wird, ist dies die Geschichte seines Schwiegervaters Antonio, der - wie so viele Südeuropäer damals - in den Sechzigern nach Deutschland kam.

Wie alle Geschichten Jan Weilers, ist auch diese köstlich und humorvoll, zugleich aber sehr informativ. Probleme, die ein Einwanderer in einem ihm völlig fremden Land hat, mit einer fremden Sprache, von der er auch nur einen kleinen Teil versteht.

Und da Antonio eigentlich nach Amerika auswandern wollte, macht er eine Reise dorthin. Auch die ist mit einigen Überraschungen versehen. Ist das "gelobte Land" wirklich so, wie er es erwartet hatte?

Wie gut, dass Antonio letztendlich in Deutschland gelandet ist, sonst hätten wir sicher viele der Geschichten von Jan Weiler verpasst, so wie diese hier.

Buchbeschreibung:

"Der sizilianische Gastarbeiter Antonio Marcipane hat alles erreicht: Er besitzt ein Reiheneckhaus, ein schönes Auto und vier Dutzend Krawatten. Seine Töchter haben deutsche Männer geheiratet, jetzt wartet eigentlich das entspannte Rentnerdasein auf ihn. Wenn da nicht noch ein unerfüllter Traum wäre: Amerika. Und sein Schwiegersohn muss mit."

Montag, 19. September 2022

Schiller, Friedrich "Kabale und Liebe"


Schiller, Friedrich "Kabale und Liebe" - Intrigue and Love - 1784

Dies ist eines der Bücher, die am an deutschen Gymnasien lesen muss. Da habe ich es zuerst gelesen. Ich bin kein großer Theaterliebhaber, war es auch nie, daher war dies nicht mein Lieblingsbuch, aber ich mochte die Geschichte, in der Schiller die Liebe zwischen dem Sohn eines Adligen und der Tochter eines Musikers beschreibt. Ein modernes "Romeo und Julia", naja, modern im 18. Jahrhundert.  

 Also ja. Es ist eine interessante Geschichte, die bis heute nicht wirklich etwas von ihrer Anziehungskraft verloren hat. In unserem Teil der Welt gibt es so etwas vielleicht nicht mehr so oft, aber wir können jederzeit den Hintergrund der beiden Liebenden ändern, uns vorstellen, dass sie aus verschiedenen Rassen, Kulturen, Religionen stammen … Dann ist das Stück plötzlich nicht mehr so veraltet. Und der Schreibstil hat den Zahn der Zeit auf jeden Fall überstanden.

Ein toller Klassiker.

Buchbeschreibung:

"Die tragische Heldin des Stückes ist, wie die ursprüngliche Titelfassung zeigt, Luise Millerin. Sie und ihr Vater stehen als Vertreter des Bürgertums der Feudalschicht gegenüber. Luise Millerin und Ferdinand von Walter, der Sohn des Präsidenten am Hofe, vermögen nicht, diese Schranken zu durchbrechen, obwohl sie einander lieben. Mit Hilfe vertauschter Briefe wird ihre Liebe erschüttert, die sie erst wiederfinden, als sie in ihrer Todesstunde den Betrug durchschauen können. Dadurch wird aus dem Tendenzdrarna eine echte Tragödie.

Außer der Entstehungsgeschichte enthält das Nachwort '
einige Daten zur Geschichte der bürgerlichen Tragödie'. Umfangreiche Anmerkungen helfen dem Schüler."

Samstag, 17. September 2022

Precht, Richard David "Wer bin ich und wenn ja, wie viele?"

  

Precht, Richard David "Wer bin ich und wenn ja, wie viele? Eine philosophische Reise" - Who Am I and If So, How Many?: A Journey Through Your Mind - 2007

Normalerweise lese ich Sachbücher eher so "nebenher". In der Zeit, die ich dafür brauche, lese ich mindestens 2-3 Romane.

In diesem Fall war es genau umgekehrt.
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die einzelnen Abschnitte waren in sich abgeschlossen, so dass man jeden zweiten Monat ein Kapitel lesen könnte. Aber - ich wollte nicht.

Richard David Precht schafft es, ein Thema so spannend wie einen Thriller zu machen, ein Thema, das auch ziemlich hart und langweilig dargestellt werden kann. Sicher, es ist kein Buch für Philosophiestudenten - obwohl ich sicher bin, dass sie auch daraus lernen können. Aber er bietet viel Wissen für den Durchschnittsbürger, das man sonst nicht so anschaulich und unterhaltsam findet.

Ich würde dieses Buch jedem empfehlen, der sich auch nur im geringsten für Philosophie interessiert und schon immer wissen wollte, wie diese Welt funktioniert.

Das Buch ist sachlich und originell.
Die Tatsache, dass es nach nur wenigen Jahren ins Englische übersetzt wurde, spricht für sich.


Buchbeschreibung:

"'Fragen zu stellen ist eine Fähigkeit, die man nie verlernen sollte.' (Richard David Precht)

Bücher über Philosophie gibt es viele. Aber Richard David Prechts Buch ist anders als alle anderen. Denn es gibt bisher keines, das den Leser so umfassend und kompetent - und unter Berücksichtigung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse - an die großen philosophischen Fragen des Lebens heran geführt hätte: Was ist Wahrheit? Woher weiß ich, wer ich bin? Was darf die Hirnforschung? Prechts Buch schlägt einen weiten Bogen über die verschiedenen Disziplinen und ist eine beispiellose Orientierungshilfe in der schier unüberschaubaren Fülle unseres Wissens vom Menschen: Eine Einladung, lustvoll und spielerisch nachzudenken - über das Abenteuer Leben und seine Möglichkeiten!

Eine faszinierende Reise in die Welt der Philosophie - Richard David Prechts Buch bietet Antworten auf die großen Fragen des Lebens.
"

Schami, Rafik "Die dunkle Seite der Liebe"

 

Schami, Rafik "Die dunkle Seite der Liebe" - The Dark Side of Love - 2004

Rafik Schami ist es gelungen, mit nur drei seiner Bücher auf meine Liste der absoluten Lieblingsautoren zu kommen. Zum Glück hat er viel mehr geschrieben, also freue ich mich auf weitere großartige Romane.

Rafik Schami hat einmal gesagt, man könne die Geschichte und Gegenwart der Araber ohne das Liebesverbot nicht verstehen. Und mit diesem Buch hat er uns ein hervorragendes Beispiel gegeben und hilft uns hoffentlich dabei, einander besser zu verstehen. Angeblich hat er 30 Jahre gebraucht, um dieses Buch zu schreiben. Gut investierte 30 Jahre, auch wenn dies sein einziges gewesen wäre.


Sein richtiger Name ist Suheil Fadél, sein Pseudonym bedeutet "Freund von Damaskus". Er floh 1970 aus seiner Heimat und ließ sich in Deutschland nieder, wo er noch heute lebt. Alle seine Bücher sind in deutscher Sprache verfasst. Dieses Buch ist leicht autobiografisch.

Dies ist die Geschichte von Farid Mushtak, der 1940 in Syrien als Sohn einer syrisch-christlichen Familie (wie der Autor) geboren wurde. Sein Vater ist Bäcker - wie der des Autoren …

Dies ist die Geschichte von Farids Liebe zu Rana Shahin, einer Liebe, die nicht sein kann, weil ihre Familien Erzfeinde sind.

Dies ist die Geschichte der Familien Mushtak und Shahin, die sich schon so lange verfeindet haben, dass sich kaum noch jemand daran erinnert, wie alles begann.


Dies ist die Geschichte von Damaskus, der Hauptstadt Syriens, einer Stadt, die lange Zeit schwierige Zeiten durchgemacht hat.

Und schließlich ist dies die Geschichte Syriens und seiner Geschichte. Viele Informationen, besonders wenn man noch nie ein Buch über dieses Land gelesen hat.

Das Buch hat ungefähr 1.000 Seiten, aber am Ende denkt man, das war viel zu kurz, hätte doppelt so lang sein können. Es ist einfach so genial!

Buchbeschreibung:

"In seinem opulenten Geschichtenmosaik erzählt Rafik Schami von einer Liebe, die nicht sein darf, von Blutrache, Stammesfehden und Familienzwist, und spannt dabei einen orientalisch-bunten Bilderbogen über ein Jahrhundert syrischer Geschichte, in dem Politik und Religionen ein Volk nicht zur Ruhe kommen lassen. Ein Roman von ungeheurer Wucht und zugleich eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt Damaskus."

Freitag, 16. September 2022

Kingsolver, Barbara "Siebengestirn"

Kingsolver, Barbara "Siebengestirn. Meine Tochter" (Englisch: Pigs in Heaven) - 1993

Dies ist eine Fortsetzung des Romans "Das Bohnenbaumglück" (The Bean Trees), nicht unbedingt mein Lieblingsbuch von Barbara Kingsolver, deren Geschichten ich normalerweise sehr mag. Aber ich denke, der Hauptgrund, warum dies nicht mein Favorit war und es auch nicht sein wird, ist, was mit den Personen in dem Buch passiert.

Zunächst wird ein Baby bei einer jungen Frau zurückgelassen, die dann versucht, es ohne große Hilfe von außen großzuziehen. Ein paar Jahre später stellt jemand fest, dass sie das Kind doch nicht hätte adoptieren dürfen, weil das kleine Mädchen Cherokee ist. Nun, ich verstehe die amerikanischen Ureinwohner, aber ich fühle wirklich mit der Adoptivmutter, die Angst hat, ihr Kind aufgeben zu müssen. Ein so unmögliches Dilemma, das gar nicht so selten zu sein scheint, schließlich basiert die Geschichte auf wahren Begebenheiten.

Ich lese gerne über andere Kulturen, ich lese gerne über problematische Szenarien, vielleicht war das ein bisschen zu viel für mich, ich weiß nicht. Ich mochte den Schreibstil trotzdem und werde auf jeden Fall weitere Bücher von Barbara Kingsolver lesen.


Buchbeschreibung:

"Taylor Greer droht ihre sechsjährige Adoptivtochter, das Indianermädchen Turtle, zu verlieren, seit eine ehrgeizige Stammesanwältin Turtle zu ihrem Cherokee-Stamm zurückbringen will. Taylor flieht mit der geliebten Tochter quer durch den Südwesten von Amerika, begleitet von ihrer junggebliebenen Mutter, die alle Hebel in Bewegung setzt, um Turtle behalten zu können."

Ich habe das englische Original gelesen.

Ich habe auch andere Bücher von Barbara Kingsolver gelesen, meine englischen Rezensionen sind hier, meine deutschen hier. Sie ist und bleibt eine meiner Lieblingsautorinnen.

Kingsolver, Barbara "Das Bohnenbaumglück"

Kingsolver, Barbara "Das Bohnenbaumglück" (Englisch: The Bean Trees) - 1988

Nachdem ich mit dem Buchclub "Die Giftholzbibel/Willkommen in Kilanga" ("The Poisonwood Bible) und "Im Land der Schmetterlinge" (Prodigal Summer) gelesen hatte, musste ich einfach mehr von den Romanen dieser fabelhaften Autorin lesen. Ich erfuhr erst später, dass dies ihr allererster gewesen war.

Eine ziemlich interessante Handlung über eine junge Frau, der einfach ein Baby überlassen wird. Aber auch viele andere Menschen kommen im Roman vor, missbrauchte Frauen und Kinder, illegale Einwanderer, Menschen, die helfen, und Menschen, die es nicht tun.

Ich denke, Barbara Kingsolver kann über jedes Thema schreiben, was auch immer sie wählt, es ist interessant, sie hat einen Schreibstil, der Lust macht, weiterzulesen.


Buchbeschreibung (Übersetzung von mir):

"Taylor Greer wächst im ländlichen Kentucky arm auf und hat zwei Ziele: eine Schwangerschaft zu vermeiden und wegzukommen. Beides gelingt ihr, als sie ein altes Auto kauft und in den Westen fährt. Aber als sie das Land zur Hälfte durchquert hat, holt sie die Mutterschaft ein, als sie die Hüterin eines verlassenen kleinen Mädchens wird, das sie Turtle nennt. In Tuscon treffen sie auf eine außergewöhnliche Vielfalt von Menschen, und mit ihrer Hilfe baut Taylor sich und ihrem süßen, fassungslosen Kind ein Leben auf."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Ich habe auch andere Bücher von Barbara Kingsolver gelesen, meine englischen Rezensionen sind hier, meine deutschen hier. Sie ist und bleibt eine meiner Lieblingsautorinnen.

Es gibt auch eine Fortsetzung: "Siebengestirn. Meine Tochter" (Pigs in Heaven)

Donnerstag, 15. September 2022

Stockett, Kathryn "Gute Geister"

Stockett, Kathryn "Gute Geister" (Englisch: The Help) - 2009

Eine gute Geschichte über drei Frauen in Jackson, Mississippi. 1962, Sklaven und Sklavenhalter. da ist Skeeter, eine Tochter aus einem reichen Haus, und es gibt Aibileen und Minny, zwei schwarze Dienstmädchen. Skeeter versucht herauszufinden, wie es sich anfühlt, eine schwarze Frau zu sein, und schreibt ein Buch über das Leben ihrer Freundinnen.

Eine sehr interessante Geschichte, das erste Buch von Kathryn Stockett. Eine neue Autorin, bei der die Leser auf ihr nächstes Buch warten werden. Sie schafft es, einen sehr packenden Stil zu schreiben, man möchte wirklich wissen, was als nächstes kommt. Die Geschichte wechselt zwischen den drei Frauen, jede hat ihre eigene Sprache und ihren eigenen Stil, was das Buch noch interessanter macht.

Man merkt, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht, dass ein Teil von ihr in dieser Geschichte steckt. Sie ist Skeeter und schreibt ihr Buch über die Dienstmädchen.

In gewisser Weise bin ich sehr froh, dass ich dieses Buch gefunden habe, bevor es so berühmt wurde. Ich bin immer etwas vorsichtig, wenn zu viel Werbung über ein Buch gemacht wird, besonders wenn es sich um einen neuen Autor handelt. Dies ist sicherlich ein Buch, das ich meinen Lesefreunden empfehlen werde.

Und den Film, den man daraus gemacht hat, fand ich auch sehr gut.

 
Buchbeschreibung:

"Jackson, Mississippi, 1962: Die junge Skeeter ist frustriert. Nach dem Studium verbringt sie die Tage auf der elterlichen Baumwollfarm, als einzige ihrer Freundinnen ohne einen Ring am Finger. Sehr zum Missfallen der Mutter. Doch der Mann, mit dem ihre Freundinnen sie verkuppeln wollen, ist ein hochnäsiger Snob. Und dann ist auch noch ihr schwarzes Kindermädchen, bei dem sie stets Trost fand, spurlos verschwunden. Skeeter wünscht sich nur eins: Sie will weg aus dem engen Jackson und als Journalistin in New York leben. Und um diesem Ziel näher zu kommen, verbündet sie sich mit zwei Dienstmädchen, die ebenso unzufrieden sind wie sie: Aibileen zieht inzwischen das siebzehnte weiße Kind auf. Doch nach dem Unfalltod ihres einzigen Sohnes ist etwas in ihr zerbrochen. Und Minny ist auf der Suche nach einer neuen Stelle. Sie ist bekannt für ihre Kochkünste, aber sie ist auch gefürchtet: Denn Minny trägt das Herz auf der Zunge. Und gemeinsam beschließen die drei außergewöhnlichen Frauen, gegen die Konventionen ihrer Zeit zu verstoßen und etwas zu wagen. Denn sie alle haben das Gefühl zu ersticken und wollen etwas verändern - in ihrer Stadt und in ihrem eigenen Leben."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Mittwoch, 14. September 2022

Heidenreich, Elke "Nero Corleone"

Heidenreich, Elke "Nero Corleone" [Nero Corleone] - 1995

Ein Buch zum Wohlfühlen.

Elke Heidenreich schreibt sagenhaft lustige Geschichten. Aber auch rührende. Wie diese hier. Nero ist ein italienischer Kater, der ein deutsches Ehepaar adoptiert, die ihn mit nach Hause nehmen. Was er dort so alles erlebt, wird uns hier wunderbar beschrieben. Natürlich kommt er als italienischer Macho daher und wirbelt die Katzenwelt ziemlich auf. Und selbstverständlich bringt uns der freche Kater auch zum Lachen. Danke, Elke.

Buchbeschreibung:

"Nero nennen sie den kleinen Kater auf dem italienischen Bauernhof, weil er ganz schwarz ist, nur mit einer weißen Vorderpfote. Nero fürchtet sich vor nichts und niemand, nicht einmal vor Robert und Isolde, dem deutschen Ehepaar, das in den Ferien das Häuschen auf dem Hügel bewohnt. Und weil er meint, das Zeug zu einem Chef zu haben, beschließt er, den Hof zu verlassen, um mit den beiden nach Köln am Rhein zu gehen. Dort tobt das wahre Leben! Quint Buchholz hat diese Katzengeschichte mit wunderbaren farbigen Bildern versehen."

Dienstag, 13. September 2022

Pausewang, Gudrun "Die letzten Kinder von Schewenborn

 
Pausewang, Gudrun "Die letzten Kinder von Schewenborn oder … sieht so unsere Zukunft aus? (The Last Children) - 1983

Ein Jugendbuch aus den frühen Achtzigern. Als wir mitten im Kalten Krieg waren. Als unsere größte Angst die Atombombe war. Dieses Buch zeigt das Worst-Case-Szenario, den Super-GAU. Mehrere Bomben über mehreren europäischen Städten. Die ersten Opfer. Die Folgen.

Ich habe dieses Buch vor ein paar Jahrzehnten gelesen, aber es ist eines, das mich immer noch begleitet. Ich glaube nicht, dass es veraltet ist, wir haben heute viele andere Probleme und Ängste, aber die nukleare Bedrohung ist heute so lebendig wie damals.


Buchbeschreibung:

"'Als wir durch Lanthen fuhren, war noch alles wie immer. Aber im Wald, gerade in der Kurve am Kaldener Feld, blitzte es plötzlich grell auf, daß wir die Augen zupressen mußten. Meine Mutter stieß einen Schrei aus, und mein Vater trat so fest auf die Bremse, daß die Reifen quietschten. Sobald der Wagen stand, sahen wir am Himmel, hinter den Wipfeln, ein blendendes Licht, weiß und schrecklich, wie das Licht eines riesigen Schweißbrenners oder eines Blitzes, der nicht vergeht. Ich schaute nur einen Augenblick hinein. Trotzdem war ich danach eine ganze Weile wie blind.'

Über Deutschland explodieren Atombomben. Von nun an beherrschen Krankheit, Todesangst und Kriminalität den Alltag. Eine Zukunft gibt es nicht mehr.
Gudrun Pausewang entwirft ein fiktives Szenario, das erschüttert und zum Nachdenken zwingt."

Gudrun Pausewang erhielt 1984 den Gustav-Heinemann Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher.

Montag, 12. September 2022

Bowman, W.E. "Die Besteigung des Rum Doodle"

Bowman, W.E. (William Ernest) "Die Besteigung des Rum Doodle" (Englisch: The Ascent of Rum Doodle) - 1956

Ich hätte diese Rezessiog gerne mit "Yogistan" markiert, dem Land, in dem sich der Berg Rum Doodle befindet. Er soll viel höher sein als der Mount Everest (>40.000 im Gegensatz zu 29.031,7 Fuß = 8.848 Meter, das ist ja wohl ziemlich viel).

Man muss dazu, die höchste Erhebung in unserem Bezirk misst 479 Fuß (= 146 m) und ich wäre erstaunt gewesen, wenn sie den Gipfel dieses kleinen Maulwurfshügels oder die höchste Erhebung in den Niederlanden mit 1.058 Fuß (=322,5 m) erreicht hätten.

Diese Persiflage eines Reiseberichts ist einfach urkomisch. Sieben Leute machten sich auf den Weg, Rum Doodle zu erobern. Nicht sieben erfahrene Bergsteiger, nur sieben Männer, die alle ein gewisses Fachwissen haben sollten, aber am Ende nichts von ihrem Fach verstehen. Weil der Übersetzer kein Yogistani spricht, stellen sie 30.000 statt 3.000 Träger ein und die sind alle genauso unzuverlässig wie die Bergsteiger selbst – kein Wunder, wenn sie sich nicht mit ihnen verständigen können.

Dies ist ein kleines Buch, nur 182 Seiten, also ein schönes Buch für eine kurze Reise. Passt immer in die Handtasche. Ich bin sicher, dass ich es noch öfter lesen werde.

Ich habe keine Ahnung, wie ich das Buch gefunden habe, vielleicht hat es jemand erwähnt, vielleicht lag es daran, dass Bill Bryson es so sehr empfohlen hat. Ehrlich gesagt, wenn ein Autor, den man liebt, ein Buch lobt, sollte man dies tun. Ich war so glücklich, dass ich es diesmal getan habe. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Auf jeden Fall lieben Bergsteiger dieses Buch und es gibt sogar eine Bar in Kathmandu, die Rum Doodle heißt.

Buchbeschreibung:

"Die Besteigung des Rum Doodle ist eine grandiose Bergsteigersatire aus den 50er Jahren, die niemals auf Deutsch erschienen ist. Das Buch genießt Kultstatus in Alpinistenkreisen und führte sogar dazu, dass ein ganzer Berg in der Antarktis 'Rum Doodle' getauft wurde. Erzählt wird die abenteuerliche Geschichte einer Expedition, bei der so gut wie alles schief geht. Der Expeditionsleiter, ein ehrgeiziger und nicht zu beirrender Herr, ist mit der Zusammenstellung eines geeigneten Teams beauftragt. Er rekrutiert sieben sehr britische Gentlemen. Doch bald zeigt sich, dass keiner von ihnen seiner Aufgabe gewachsen ist. Der Navigator findet trotz Einsatz eines Kompasses nicht zum Ort der Vorbesprechung in London. Der Arzt ist ständig krank. Der Hauptkletterer leidet an Antriebslosigkeit. Die Qualitäten des Kochs spotten jeder Beschreibung. Der Übersetzer versteht die Sprache der Einheimischen nicht, und es werden 30 000 statt 3 000 Träger engagiert. Ein Missgeschick jagt das nächste und am Ende, na klar, haben sie den falschen Berg bestiegen."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Samstag, 10. September 2022

Oelker, Petra "Zwei Schwestern"

 

Oelker, Petra "Zwei Schwestern. Eine Geschichte aus unruhiger Zeit" [Two Sisters: A story from troubled times] - 2017

Eine interessante Zeit. Luthers Reformation hatte eine wohlwollende Grundlage aber hat genausoviel Unheil geschaffen wie jede Religion.

In diesem Buch geht es um zwei Schwestern, die ihren Weg in dieser Welt voller Tumulten finden müssen. Für Frauen war das nie einfach. Für alleinstehende noch weniger.

Mich hat das Thema interessiert. Die Geschichte ist interessant geschrieben. Und da ich historische Romane mag, hat es mir gut gefallen.

Buchbeschreibung:

"Ein faszinierendes Bild der Hamburger Reformationszeit.

Martin Luther hat zur Reformation aufgerufen, die Hamburger sind ihm gefolgt - eine neue Zeit bricht an. Das gilt auch für Reimare Hogenstraat: Sie war Nonne, jetzt ist sie nur noch eine Jungfer ohne den Schutz des Ordens, ohne den vertrauten Halt ihrer Gemeinschaft, ohne das Reglement des alten Glaubens. All ihrer Aufgaben beraubt, muss sie ihr Leben neu ordnen, einen neuen Sinn finden. Ist eine Heirat die Lösung?

Die wohlhabende Witwe Anna Bünnfeld unterstützt ihre jüngere Schwester nach Kräften. Auch sie sucht ihren Weg in dieser unsicheren Zeit. Ein Testament muss geschrieben, ihr Vermögen neu geordnet werden - gilt es, selbst darin neuen Werten zu folgen?

Beide Schwestern stehen vor der Entscheidung ihres Lebens ...
"

Plenzdorf, Ulrich "Die neuen Leiden des jungen W."

  

Plenzdorf, Ulrich "Die neuen Leiden des jungen W." (The New Sufferings of Young W.) - 1972

Jeder Deutsche, der nach 1972 die Schule besucht hat, wird dieses Buch ebenso gelesen haben wie Goethes "Die Leiden des jungen Werther" (The Sorrows of Young Werther) (das wahrscheinlich jeder deutsche Schulbesuch nach 1774 gelesen haben wird).

Genau wie das Original "Leiden" sprachen die "neuen Leiden" zu den Menschen. Ulrich Plenzdorf wuchs in der DDR auf. Sein Stück ist keine nostalgische Erinnerung an eine der größten Geschichten, die je in deutscher Sprache geschrieben wurden, es ist eine Gesellschaftskritik.

Wir hören von einem jungen Mann, der
Goethes Meisterwerk liest und viele Ähnlichkeiten mit seinem eigenen Leben findet. Der Autor verwendet den Slang der damaligen Jugendsprache, was zu dem vertrauten Gefühl beiträgt, das man bekommt, wenn man von diesem jungen Mann und seinen Probleme liest.

Das Stück war in beiden Teilen Deutschlands ein sofortiger Erfolg und gehört sicherlich zu den Hauptwerken deutscher Autoren.


Buchbeschreibung:

"Der 17-jährige Edgar Wibeau nimmt einen Streit mit seinem Vorgesetzten zum Anlass, seine Lehre in einem Metall verarbeitenden Betrieb abzubrechen und geht nach Berlin. Dort richtet er sich in einer verlassenen Gartenkolonie ein und findet ein Reclamheft. Dass es sich dabei um Goethes Roman Die Leiden des jungen Werther handelt, weiß er nicht, weil er Titelblatt und Nachwort als Toilettenpapier benutzt. Von der Lektüre beeindruckt, verwendet Edgar fortwährend Zitate aus dem Werk. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich bei einer Malerkolonne. Nachdem deren Projekt, die Entwicklung eines Farbspritzgeräts scheitert und Edgar beinahe aus der Kolonne fliegt, baut er in seiner Laube an einem eigenen Gerät. Bei dessen Inbetriebnahme erleidet er schließlich einen tödlichen Stromschlag.

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Die ›neuen‹ Leiden des jungen W. sind die alten: Liebe, die als Eifersucht schmerzt, gestörtes Verhältnis zur Mitwelt, das als verletzter Ehrgeiz quält. Auch Werther 1972 liebt eine verlobte, später verheiratete Frau namens Charlotte, die er nicht wie sein Vorgänger Lotte, sondern ›Charlie‹ nennt.' FAZ"