Freitag, 28. Februar 2025

Pollock, David C. & Van Reken, Ruth "Third Culture Kids"

Pollock, David C. & Van Reken, Ruth "Third Culture Kids. Aufwachsen in mehrere Kulturen" (Englisch: Third Culture Kids: The Experience of Growing Up Among Worlds) - 2001

"In dieser Veröffentlichung erforschen die Autoren die Erfahrungen derjenigen, die als 'Third Culture Kids' (TCKs) bekannt geworden sind – Kinder, die im Ausland aufwachsen oder einen erheblichen Teil ihrer Kindheit dort verbringen."

Dies ist das richtige Buch für alle, die mit ihren Kindern nur ein paar Jahre im Ausland gelebt haben oder in verschiedenen Ländern oder in einem anderen Land als ihre Eltern aufgewachsen sind. Die Autoren untersuchen die Auswirkungen auf Kinder, die von ihrem Heimatland (1. Kultur) in ein anderes Land (2. Kultur) ziehen und eine 3. Kultur hervorbringen. Sie betrachten die Herausforderungen sowohl des Übergangs in die neue Kultur als auch der Rückkehr in die alte. Wir fanden das Buch aufschlussreich und hilfreich, und es gab einige praktische Ratschläge, wie man mit einigen der Herausforderungen umgehen kann.

Alles in diesem Buch trifft auf die Kinder unserer internationalen Lesekreismitglieder zu. Vielleicht ist der Kulturschock nicht so groß, als wenn sie von Asien oder Afrika nach Europa oder Amerika ziehen würden. Oder ist er größer, weil man keinen großen Unterschied zwischen beispielsweise Deutschland und England oder England und den Niederlanden erwartet? Wir waren uns einig, dass unsere Kinder definitiv unabhängiger und besser für ein Leben auf eigene Faust gerüstet sind.

Wir haben dies im September 2007 in unserem internationalen Lesekreis besprochen.

Buchbesprechung:

"Ob in der Auslands-Niederlassung einer Firma, einer Missionsstation oder einer diplomatischen Vertretung – jährlich steigt die Zahl der Kinder, die in unterschiedlichen Kulturkreisen aufwachsen. Authentisch und sorgfältig recherchiert beschreibt dieses Buch, was das Leben dieser sogenannten 'Third Culture Kids' ausmacht, welchen besonderen Problemen sie begegnen und welche speziellen Chancen sich ihnen eröffnen. Denn unmittelbarer als ihre Altersgenossen lernen diese Kinder sowohl die Freuden des Entdeckens als auch die Erfahrungen schmerzhaften Verlustes kennen. Es gelten andere Gesetze für ihren Reifungsprozess, sie gehen andere Wege auf der Suche nach ihrer Identität und sie sind herausgefordert, jenseits aller Ortswechsel eine Heimat zu finden. In Interviews, Gedichten und Berichten lassen Pollock und Van Reken die TCKs zu Wort kommen. Aus ihren Zeugnissen arbeiten sie die charakterlichen und emotionalen Grundstrukturen heraus, die Kinder mit diesem Hintergrund in der Mehrzahl entwickeln.

Für weitere Informationen haben die Autoren eine Website eingerichtet (in Englisch):
TCKWorld: The Official Home of Third Culture Kids (TCKs) 
Und ein interessanter Blog (auch in Englisch): Language on the Move

Donnerstag, 27. Februar 2025

Bergmann, Michel "Herr Klee und Herr Feld"

Bergmann, Michel "Herr Klee und Herr Feld" [Mr. Klee and Mr. Feld] - 2013

Zwei jüdische Brüder stellen eine palästinensische Haushälterin ein, das muss ja zu Reibereien führen. Tut es aber nicht, die drei kommen gut miteinander klar, aber das Drumherum ist leider nicht ganz so, besonders die Vergangenheit der beiden.

Der Autor spricht viele interessante Themen an. Davon will ich nur ein paar ansprechen.

"Der Tod kommt, wenn die Seele ihn ruft."
Das mag stimmen oder nicht. Er kommt, wann er will, nicht wenn wir es wollen.

"Stalin war hochgradig paranoid, wie alle Diktatoren, und hat nur seinem Misstrauen vertraut."
Leider gibt es solche auch noch heute, man braucht gar nicht weit zu schauen.

"Aber nicht alles, was man lernt, stimmt. Lernen ist immer ideologisch verfärbt."
Da muss man leider sehr aufpassen.

"Die Masse hat keine gemeinsame Psyche, sie hat eine Psychose."
Und die Psychose wird immer weiter verbreitet, leider besonders über das Internet, das uns so viele Möglichkeiten gibt, mal über den Tellerrand zu schauen.

"Altwerden ist scheiße! Immer tut dir was weh. Der Rücken, die Gelenke. Ich könnte den ganzen Tag stöhnen."
Stimmt, könnte man, aber dadurch wird es auch nicht besser.

"Milliarden von Menschen werden ungebildet gehalten, um sie manipulieren zu können. Immer haben Diktatoren und Religionsführer Krieg gegen den Geist geführt, gegen Dichter, Philosophen, angebliche Ketzer, gegen das Fremde, gegen die Metropolen, gegen Radiosender, gegen Verlage, Bücher und Zeitungen. Die Moderne ist der Feind."
Ein wahreres Wort kann kaum gesprochen werden. Gebildete Menschen überlegen, was mit ihrem Land geschehen soll, möchten, dass ihre Kinder erzogen werden, wollen anderen Menschen helfen.

Dies war ein Buch, dass wir in unserem örtlichen Lesekreis gelesen haben. Insgesamt hat es uns allen gut gefallen. Es war eine gute Mischung aus Information, Unterhaltung und Humor

Buchbeschreibung:

"Frankfurt am Main, heute. Die Brüder Moritz (77) und Alfred Kleefeld (75) wohnen zusammen in einer Gründerzeitvilla. Alfred ist Schauspieler und nennt sich 'Freddy Clay'. Karriere hat er nie gemacht. Moritz dagegen ist emeritierter Professor für Psychologie. Alfred ist ein Snob und ein Hypochonder, Moritz nur ein Hypochonder. Beide versuchen, sich mit eingebildeten Leiden zu überbieten. Als die langjährige Hausdame Frau Stöcklein schließlich entnervt kündigt, schreiben die Brüder die Stelle aus. Vierzehn Bewerberinnen später scheint mit Zamira endlich die Richtige gefunden. Doch schon bald kommt es zu ersten Reibereien, denn die neue Haushälterin ist nicht nur jung und bildhübsch, sondern auch Palästinenserin. Und während Moritz und Alfred stellvertretend für die israelische Regierung jede Menge verbaler Prügel einstecken müssen, wird Zamira klar, dass es in diesem Haushalt um weit mehr als ums Kochen, Putzen und Waschen geht, nämlich um die Liebe, das Leben und den Tod."

Mittwoch, 26. Februar 2025

Gruen, Sara "Wasser für die Elefanten"

Gruen, Sara "Wasser für die Elefanten" (Englisch: Water for Elephants) - 2006

Der Mehrheit unserer Leser hat dieses Buch gefallen. Mir nicht. Die Pro-Argumente: Es war eine nette, leichte, einfache, schnelle Lektüre. Nicht unbedingt etwas, was ich normalerweise suche.

Jedenfalls erinnert sich ein alter Mann in einem Pflegeheim an sein Leben im Zirkus. Den Lesern, denen das Buch gefallen hat, gefielen die Geschichten über den Zirkus sehr gut, und einige von uns waren Pfleger, und ihnen gefiel diese Beschreibung. Ich bin sowieso kein großer Zirkusfan, und mir gefiel nicht, dass die Hauptfigur ihr Leben mehr oder weniger wegwarf. Ich fand die Geschichte oberflächlich (und ich war nicht die Einzige).

Buchbeschreibung:

"Amerika, 1930. Ein Zug fährt durch die Nacht. Ein verzweifelter junger Mann springt auf - und findet sich in der wunderbaren Welt von Benzinis spektakulärer Show der Welt wieder. Artisten und Arbeiter, Clowns und Kuriositäten, eine ganze Menagerie faszinierender Tiere, unter ihnen die kapriziöse Elefantendame Rosie... Jacob hat ein neues Zuhause gefunden. Aber als er sich in Marlena, die Kunstreiterin der Show, verliebt, macht er sich einen unberechenbaren und mächtigen Feind..."

Wir haben dieses Buch im September 2009 in unserem internationalen Lesekreis gelesen.

Dienstag, 25. Februar 2025

Sobel, Dava "Galileos Tochter"

Sobel, Dava "Galileos Tochter" (Englisch: Galileo's Daughter: A Drama of Science, Faith and Love) - 2000

Ein sehr interessantes Buch. Allerdings fanden wir den Titel nicht ganz richtig, da es in diesem Buch mehr um Galileo selbst als um seine Tochter geht.

Das Leben von Galileo wird jedoch sehr gut dargestellt. Er war ein brillanter Kopf – und seine Tochter auch. Das Buch beschreibt die Zeit und die Schwierigkeiten, mit denen Wissenschaftler zu kämpfen hatten, sowie die unterschiedlichen Umstände, unter denen die Menschen damals lebten. Die Auswahlmöglichkeiten für Frauen waren nicht groß, na ja, fast nicht vorhanden. Sie konnten entweder heiraten oder in ein Kloster gehen. Sie hatten mit vielen Krankheiten zu kämpfen, darunter auch mit der Pest. Die Bewohner des Franziskanerklosters hatten ein hartes Leben zu ertragen, sie verhungerten fast vor lauter Armut. Sie zeigten enormen Mut.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, weil ich gerne über Menschen in anderen Zeiten lese. Wir waren uns einig, dass die meisten von uns dieses Buch nie in die Hand genommen hätten, wenn es den Lesekreis nicht gegeben hätte.

Mein Lieblingszitat: "In der Bibel geht es darum, wie man in den Himmel kommt – nicht darum, wie es im Himmel ist." (übersetzt von mir, Original: The Bible is about how one goes to Heaven - not how Heaven goes.)

Wir haben dieses Buch in unserem internationalen Lesekreis im September 2006 besprochen.

Buchbeschreibung:

"Anfang des 17. Jahrhunderts drohte das katholische Weltbild aus den geordneten Bahnen zu geraten. Giordano Bruno hatte die Behauptung aufgestellt, daß die Erde sich um die Sonne drehe, statt, wie bisher geglaubt, im Zentrum des Universums zu ruhen. Für diese Einsicht wurde er 1600 verbrannt. Im gleichen Jahr wurde Virginia geboren. Sie ging aus der langjährigen unehelichen Beziehung des großen Wissenschaftlers, Philosophen und Schriftstellers Galileo Galilei hervor. Wie Bruno erblickte auch Galilei durch sein Fernrohr nicht den christlichen Himmel, sondern das Firmament der Wissenschaft an der Schwelle einer neuen Epoche. Galilei war es, der das christliche Lehrgebäude seiner Zeit wie kein anderer erschütterte. Dennoch blieb er stets ein tiefgläubiger Christ. So lag es für ihn nahe, seinen illegitimen Sproß samt jüngerer Schwester mit nur dreizehn Jahren in ein Kloster zu geben. Als Nonne legte sich Virginia den Namen Maria Celeste, die Himmlische, zu. Doch Maria Celeste griff nicht nach den Sternen, obwohl sie das Talent ihres Vaters geerbt hatte. Vielmehr unterstützte sie Galilei und erkannte die Bedeutung seines Werkes. 124 Briefe aus ihrer Feder zeugen von der liebevollen Verbundenheit zwischen Vater und Tochter. Galileis Schreiben an Maria Celeste hingegen sind verschollen. Bis zu ihrem frühen Tod mit nur dreiunddreißig Jahren stand Maria Celeste dem umstrittenen Genie näher als jeder andere Mensch. Galilei, der seine Lehre unter dem Druck der Inquisition widerrufen mußte, starb 1642 und wurde neben seiner Tochter bestattet.

Das Erfolgsrezept der amerikanischen Wissenschafts- und Bestsellerautorin Dava Sobels besteht aus einer gelungenen Mischung aus den Briefen von Maria Celeste, lebendig nachgezeichnetem Zeitgeist und der verständlichen Einführung in Fachwissen.
Galileos Tochter ist eine Geschichte von der Wissenschaft, den Sternen und der Liebe, die man so schnell nicht wieder aus der Hand legen wird."

Montag, 24. Februar 2025

Soueif, Ahdaf "Die Landkarte der Liebe"

Soueif, Ahdaf "Die Landkarte der Liebe" (Englisch: The Map of Love) - 1999

Ich habe dieses Buch jetzt schon ein paar Mal gelesen, zuerst mit meinem früheren niederländischen Lesekreis, dann habe ich es dem internationalen vorgeschlagen.

Die Geschichte informiert über die Geschichte Ägyptens, ist eine Familiensaga und eine Liebesgeschichte, nun ja, eigentlich ein paar Liebesgeschichten. Eine Amerikanerin entdeckt alte Dokumente ihrer Familie, sowohl auf Englisch als auch auf Arabisch. Durch einen Freund wird sie an eine Ägypterin verwiesen und die beiden gehen die Dokumente und ihre gemeinsame Geschichte durch. Die meisten Dokumente beziehen sich auf die Liebe zwischen einer englischen Dame und einem ägyptischen Nationalisten im Jahr 1900. Die beiden Frauen finden eine Verbindung zwischen ihren beiden Familien.

Dieses Buch beschreibt den britischen Kolonialismus, den ägyptischen Nationalismus und den Unterschied zwischen den beiden Völkern sowohl vor hundert Jahren als auch heute.

Der Roman enthält alles: Drama, Geschichte, moderne Zeiten, Liebesgeschichte, Politik, was immer man will. Ich fand ihn toll. Er ist heute vielleicht noch wichtiger als bei seinem Entstehen.

Wir haben das in unserem internationalen Lesekreis im September 2002 und in unserem niederländischen International Women's Lesekreis 2000/2001 besprochen.

Buchbeschreibung: 
 
"Ahdaf Soueif gibt uns das volle Abenteuer-Programm: ein Koffer, gefüllt mit Geheimnissen, Tagebücher in verblichener Tinte, gekidnappte Frauen in Männerkleidern, romantische Liebesgeschichten zwischen Europäerinnen und Arabern, Revolte gegen die Kolonialmacht, geheimnisvolle Geistererscheinungen. Doch die ägyptische Autorin ist nicht Karl May: Sie weiß, wovon sie schreibt. Ihre Erzählerin Amal, eine emanzipierte Ägypterin, spürt dem Schicksal von Anna Winterbourne nach. Annas Urenkelin Isabel hat deren Tagebücher in einem Koffer gefunden, und sie liebt Amals Bruder, den Stardirigenten Omar al-Ghamrawi. Isabel lernt durch Amal das moderne Ägypten kennen, erkennt ihre Vorurteile gegenüber Palästinensern und Islamisten und wird mit Kritik an der Politik ihrer Heimat, den USA, konfrontiert. Parallel führt die Spurensuche nach Anna zurück ins 19. Jahrhundert, zu den Wurzeln der zeitgenössischen Konflikte. Das Buch wird so zu einer Art politisch korrekter, episch erzählter und hoch spannender Neuauflage von Karl Mays Durch die Wüste - ein Karawanen- und Harems-Abenteuer aus globalisierungskritischer Sicht."

Ahdaf Soueif stand 1999 für "The Map of Love" auf der Shortlist für den Booker Prize.


Ich habe auch "Aischa" (Aisha) gelesen, eine Sammlung von Kurzgeschichten. Ich bin kein großer Fan von Kurzgeschichten, aber diese sind sehr gut. Man könnte sagen, dass ich ein Fan von Ahdaf Soueifs Werk bin.

Soueif, Ahdaf "Aischa"

Soueif, Ahdaf "Aischa" (Englisch: Aisha) - 1983

Normalerweise sage ich, dass ich Kurzgeschichten nicht mag. Wirklich nicht. Man lernt die Charaktere einfach kennen und die Geschichte ist zu Ende. Ich will mehr, ich will sie besser kennenlernen, die Geschichte sich entwickeln sehen, ich fühle mich am Ende einfach betrogen. Das heißt aber nicht, dass ich es nicht immer wieder versuche und nur ab und zu positiv überrascht werde.

Wie bei diesen hier, seit ich "Die Landkarte der Liebe" (The Map of Love) gelesen habe, bewundere ich diese Autorin wirklich. Sie schafft es, die Menschen so lebendig zu beschreiben. Und ihre Geschichten sind so interessant, sie ist einfach eine großartige Schriftstellerin.

Jedenfalls ist "Aischa" nicht wirklich eine Kurzgeschichtensammlung, sondern die Beschreibung von Aischas Leben und dem der Menschen in ihrem Leben, die in den Kurzgeschichten auftauchen. Es gibt also so etwas wie einen "roten Faden", der sich durch die Seiten zieht. Das gefällt mir.

Auch Ahdaf Soueifs Reise zwischen Ost und West, die Orient und Okzident zusammenbringt, gefällt mir. Gut gemacht.

Buchbeschreibung: (übersetzt von mir)

"Die "Acht Kapitel" von Aischa beginnen mit einer Rückkehr. Sie bilden einen Zyklus, in dem Leben in London zusammenlaufen. Kairo, Alexandria und Paris – in denen Aischa immer wieder aus dem Mittelpunkt gerät und wieder verschwindet, um immer wieder zurückzukehren.

Wir treffen Aischa auf ihrer Heimkehr nach Kairo, eine Szene, die sie sich immer bis ins kleinste Detail vorgestellt hatte und die nun durch die Erinnerungen an ihren entfremdeten Ehemann verzerrt wird. Wir sehen sie mit fünfzehn in London, eine selbsternannte Außenseiterin: mit dem Schottenrock und den Manieren einer verwestlichten ägyptischen bürgerlichen Intellektuellen und der Seele eines Rockers. Wir gehen noch weiter zurück zu den Süßigkeiten und Feuerwerken des Ramadan. Aischa klettert über den Rücken ihrer heiligen Großmutter, die sich im Gebet niederworfen hat, bis sie ihr Lachen nicht mehr unterdrücken kann.

Durch
Aischa werden uns Kapitel aus anderen Leben erzählt. Ihre Amme Zeina, die aus einer Metzgerfamilie stammt und behauptet, sie wisse, 'wie deren Verstand funktioniert', erzählt der verzauberten Achtjährigen von der furchterregenden rituellen Vorbereitung und 'Prüfung', die ihrer Hochzeitsnacht vorausging. In einem anderen Kapitel erinnert sich Zeina an ihre Wut, als ihr Mann eine zweite Frau nahm, und an die raffinierte Rache, die sie sich ausdachte, indem sie das Bett mit ihrer sinnlichen Rivalin teilte. Wir treffen Aischas unglaublich pingelige Freundin Mimi, die eine Parade von Verehrern mit der Begründung ablehnt, ihre Ohren, Hosen oder Schuhe seien inakzeptabel, bis sie ihr Herz an einen echten Schurken verliert und lernt, nachsichtiger zu sein. Es gibt eine Geschichte über den jungen Yosri, der sich einfach nicht auf eine Aufgabe konzentrieren kann, bis er als Lehrling bei Aischas Friseur im Salon Romance aufgenommen wird und nur hofft, dass die Kunden nicht merken, wie leidenschaftlich er es liebt, ihnen die Haare zu waschen.

Das letzte der acht Kapitel dreht sich um das Versprechen einer Rückkehr, einer Neuausrichtung und ist eine Geschichte von Heiligen und Dämonen, in der Aischa in ein Miasma bacchantischer Präsenzen getaucht wird, während sie vergeblich versucht, ihren allgegenwärtigen 'Vertrauten' zu besänftigen. Aischa ist ein Fest vieler verschiedener Geschmacksrichtungen, ein faszinierendes Debüt einer Autorin mit enormem Talent."

Samstag, 22. Februar 2025

Némirovsky, Irène "Suite Française"

Némirovsky, Irène "Suite Française" (Französisch: Suite Française) - Suite Française - 2004

Obwohl Iréne Némirovsky 1942 im Konzentrationslager Auschwitz starb, wurde ihr Roman  "Suite Française" erst entdeckt, nachdem ihre Tochter all ihre Papiere einem französischen Archiv spenden wollte, und 2004, mehr als sechzig Jahre nach ihrem viel zu frühen Tod, veröffentlicht. Ursprünglich hatte sie vorgehabt, dieses Buch in fünf Teilen zu schreiben, leider konnte sie nur zwei davon fertigstellen.

Das Interessante an diesem Roman ist, dass er während des Krieges geschrieben wurde, als alles noch sehr frisch war und niemand das Ergebnis kannte, vor allem nicht die Autorin. Man hat das Gefühl, dabei zu sein, es ist kein Bericht, den jemand ein paar Jahrzehnte später geschrieben hat, er ist "jetzt".

Der erste Teil beschreibt die Flucht der reichen Leute aus Paris, nachdem die Deutschen auf die Stadt vorrücken. Der zweite Teil spielt in einer Kleinstadt während der deutschen Besatzung. Der dritte Teil sollte vom Aufstand handeln, dann einer von den Kämpfen und der letzte vom Frieden. Netter Plan, wäre das beste Buch über Frankreich und seine Rolle während des Krieges geworden, wenn sie es hätte fertigstellen können.

Allerdings können beide Teile für sich stehen (auch wenn die eine oder andere Person wieder auftaucht), man kann es also auch ohne die fehlenden Teile lesen.

Wenn sich auch nur im Geringsten für den Zweiten Weltkrieg interessiert, sollte dieses Buch lesen. Ich habe das französische Original gelesen, aber mir wurde gesagt, dass auch die englische Übersetzung sehr gut ist.

Buchbeschreibung:

"Eine der größten literarischen Wiederentdeckungen der letzten Jahre

Sommer 1940: Die deutsche Armee steht vor Paris. Voller Panik packen die Menschen ihre letzten Habseligkeiten zusammen und fliehen. Angesichts der existentiellen Bedrohung zeigen sie ihren wahren Charakter …

Der wiederentdeckte Roman '
Suite française' von Irène Némirovsky wurde 2005 zur literarischen Sensation. Über 60 Jahre lag das Vermächtnis der französischen Starautorin der 30er Jahre unerkannt in einem Koffer – bis der Zufall dieses eindrucksvolle Sittengemälde aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ans Licht brachte."

Freitag, 21. Februar 2025

Brontë, Charlotte "Villette"

Brontë, Charlotte "Villette" (Englisch: Villette) - 1853

Ich habe diesen Roman wirklich geliebt. Als Fan von Jane Austen und jemand, der alle ihre Romane und Pamphlete gelesen hat, bin ich immer auf der Suche nach mehr Literatur wie ihre. Ich denke, die Brontë-Schwestern gehören zu den nächstbesten. Ich hatte "Villette" vorher nicht gelesen und wäre vielleicht nicht darauf gestoßen, wenn ich nicht "Becoming Jane Eyre" von Sheila Kohler gelesen hätte)

Es könnte ein wenig schwierig sein, wenn jemand kein Französisch sprircht, da viele der Gespräche auf Französisch geführt werden, aber es gibt eine Übersetzung hinten im Buch (zumindest in meiner Ausgabe, aber ich hoffe, sie ist in allen) und es lohnt sich trotzdem, es zu lesen.

Der Roman handelt nicht nur von einem jungen Mädchen, das seine Familie verloren hat und nun für sich selbst sorgen muss, was in einer Zeit nicht einfach ist, in der die einzige anständige Möglichkeit für Frauen, am Leben zu bleiben, eine Heirat ist. Aber Lucy ist niemand, die leicht aufgibt, die ihrer Verzweiflung nachgibt. Sie geht ins Ausland und hofft, etwas zu finden. Und sie wird für ihren Mut belohnt. Ihr Leben ist immer noch nicht einfach, aber zumindest weiß sie, dass sie nicht verhungern wird. Und sie findet einige wunderbare Freunde, die ihr beistehen.

Der Schreibstil ist sehr gut, die Charaktere perfekt beschrieben. Offenbar hat Charlotte Brontë viel Material aus ihrem eigenen Leben verwendet, so dass dies als autobiografische Darstellung ihres eigenen Lebens in Brüssel angesehen werden kann. Das macht die Geschichte noch interessanter.

Es gibt nur eine Frage, die keine Antwort bekommt. Warum erzählt Lucy nichts über ihre Familie, ihren Hintergrund? Wir erfahren nichts über sie, bevor sie auftaucht und bereits in einer Situation ist, in der sie für sich selbst sorgen muss.

Ich kann nicht viel mehr über das Buch sagen, ohne neuen Lesern die Geschichte zu verraten. Wer "Villette" gelesen hat und darüber sprechen möchte, darf es mir gerne mitteilen.

Wenn euch "Jane Eyre" (Jane Eyre) gefallen hat, wird euch auch dieser Roman gefallen. Ich werde sicherlich die anderen Romane von Charlotte Brontë lesen.

Buchbeschreibung:

"Im Mittelpunkt von Charlotte Brontës drittem großen Roman steht erneut eine bewegende Frauenfigur: Nach einer glücklos unsteten Jugend findet die unscheinbare Lucy Snowe in der Fremde Anstellung im Mädchenpensionat der kaltherzigen Madame Beck. Als ihre aufkeimende Liebe zum jungen Schularzt Dr. John unerwidert bleibt, droht die Einsamkeit sie zu erdrücken. Doch dann entdeckt Lucy ihre Zuneigung zu dem eigenwilligen Literaturprofessor Paul Emanuel. 'Villette' (1853) ist der letzte zu Lebzeiten erschienene Roman Brontës, die zuvor mit 'Jane Eyre' einen grandiosen Erfolg feierte."

Brontë, Charlotte "Jane Eyre"

Brontë, Charlotte "Jane Eyre" (Englisch: Jane Eyre) - 1847

Für alle, die (wie ich) ein Fan englischer Klassiker sind, ist "Jane Eyre" ein absolutes Muss.

Charlotte Brontë hat eine wundervolle, starke junge Frau geschaffen. Wenn sie heute noch leben würde, wäre sie sicherlich auf Entdeckungsreise gegangen und hätte die Welt erobert. Aber sie lebt nicht mehr. Sie ist eine Waise im viktorianischen England, die bei einer Tante lebt, die sie nicht mag. Nach dem Schulbesuch muss sie als Gouvernante für die Kinder von Mr. Rochester arbeiten.

Aber ich möchte nicht zu viel verraten, hier beginnt die Geschichte.

Wenn euch diese Geschichte und der Schreibstil gefallen, kann ich auch die Bücher von Charlottes Schwester Anne empfehlen, z. B. "Die Herrin von Wildfell Hall" (The Tenant of Wildfell Hall). Ihre Romane sind genauso interessant und gut geschrieben. Emily Brontës Buch "Sturmhöhe" (Wuthering Heights) hat mir nicht gefallen, obwohl das ebenfalls ein sehr beliebter und berühmter Klassiker ist.

Bücher über und/oder im Zusammenhang mit dem Buch:
Fforde, Jasper "Der Fall Jane Eyre" (The Eyre Affair)
Kohler, Sheila "Becoming Jane Eyre"
Rhys, Jean "Sargassomeer" (Wide Sargasso Sea)

In der Zwischenzeit wurde der Roman in unserem Lesekreis ausgewählt und besprochen.

Und dies ist, worüber wir gesprochen haben:

Das Buch wurde vorgeschlagen, weil unser Mitglied sagte, sie lese es alle paar Jahre. Ich glaube, wir waren alle sehr dankbar, dass sie es vorgeschlagen hat, weil es allen sehr gut gefallen hat. Einigen gefiel der Teil in der Schule nicht so gut, aber wir wissen, dass es damals so war. Die Idee der Wohltätigkeit um ihrer selbst willen, weil die Leute jemandem helfen wollen, entstand erst vor kurzem.

Wir fanden Jane sehr reif für ihr Alter, wahrscheinlich ließ die andere Zeit Kinder schneller erwachsen werden, besonders wenn sie für sich selbst sorgen mussten. Die meisten von uns verstanden nicht, wie sie zu ihrer Tante zurückkehren und ihr vergeben konnte. Sie hat da sicherlich viel Stärke gezeigt.

Wir waren uns auch einig, dass Charlotte Brontë eine großartige Feministin war, die bereit war, die Zukunft zu wagen und ein Buch zu einer Zeit schrieb, als Frauen solche Bücher nicht schreiben sollten.

Wir erfuhren auch von einem türkischen Film über Jane Eyre, dessen Geschichte in der Türkei spielt. Er soll die Produktion türkischer Filme verändert haben.

Jemand sagte, das Buch sei leicht zu lesen und leicht zu verstehen. Auch hier waren wir alle einer Meinung.

Wir haben das in unserem internationalen Lesekreis im Januar 2012 besprochen.

Buchbeschreibung:

"'Jane Eyre' ist eine moderne Aschenputtelgeschichte. Das Ringen zwischen Fremdbestimmung und Autonomie ist das Spannungsfeld, in dem sich Jane Eyre von der ersten Seite des Buches an bewegt. Zunächst als Waisenkind fast völlig entrechtet, im Lauf der Entwicklung immer mehr Möglichkeiten gewinnend, und am Ende frei und unabhängig.

Die Erzählstimme des Romans ist stark, leidenschaftlich und überzeugend. Jane ist in ihrem Denken, Auftreten und Handeln eine für die damalige Zeit sehr unkonventionelle Frau, für die man im Laufe der Lektüre immer mehr Sympathien entwickelt.

Der Roman ist keine reale Autobiographie, wie der Untertitel suggeriert, aber er trägt durchaus autobiographische Züge der Autorin Charlotte Brontë. Sie war zu ihrer Zeit die literarisch erfolgreichste der drei hochbegabten Brontë-Schwestern – wiewohl aus heutiger Sicht Emily Brontë mit 'Sturmhöhe' bedeutender erscheint."

Donnerstag, 20. Februar 2025

Bender, Sue "So einfach wie das Leben"

Bender, Sue "So einfach wie das Leben" (Englisch: Plain and Simple: A Woman's Journey to the Amish) - 1991

Unser Lesekreis las und diskutierte dies, da eines unserer Mitglieder das Buch von einer Freundin erhalten hatte. Uns allen hat das Buch gefallen, wir hatten aber auch ein paar Anmerkungen, z.B. Wir dachten, der Titel hätte lauten sollen: "Die Reise einer Frau zu sich selbst" (statt "Ungeschmückt und einfach").

Die Beschreibung des Amish-Lebens ist nicht schlecht. Der Autorin gelang es, eine Zeit lang bei zwei verschiedenen Amish-Familien zu leben, aber sie ging nicht sehr tief in die Religion und Kultur dieser Gruppe ein, die für die Amish sicherlich einen wichtigen Teil ausmacht. Sie schien nicht mehr über ihre Religion wissen zu müssen/wollen, die unserer Meinung nach der wichtigste Teil ihres Lebens war. Bücher zur Lebenserleichterung/Entrümpelung gibt es schon viele, dafür brauchten wir dieses nicht.

Dies ist sicher eine gute Lektüre für diejenigen, die nichts über die Amish wissen, es ist auch nicht sehr lang. Es hätte noch viel mehr sein können. Nicht wenige von uns wussten erst durch den Film "Witness" (Der einzige Zeuge) ein wenig über die Amish.

Ein Gedanke, der dennoch aufkam: Wir fanden den Bericht über das Leben der Amish sehr friedlich, er relativiert die Dinge. Warum müssen wir uns immer beeilen? Die Idee ist die Reise auf dem Weg.

Weitere Diskussionspunkte: Wir haben großen Respekt vor den Amish und hätten gerne gewusst, was die Amish von anderen Christen unterscheidet, was sie zu dem macht, was sie sind?

Es gibt viele Gründe, warum wir ein einfaches Leben führen sollten, Umwelt, Klimawandel usw.

Wir waren fasziniert von ihrem Leben und ihren Quilts, was eigentlich der Hauptgrund für die Autorin war, das Buch zu schreiben.

Es war auch erstaunlich, wie sie es über all die Jahre hinweg schafften, ihre Sprache zu bewahren.

Wir haben dies im April 2007 in unserem internationalen Lesekreis besprochen.

Buchbeschreibung:

"Eine Frau bei den Amish People; die Geschichte einer Wandlung."

Mittwoch, 19. Februar 2025

Munro, Alice "Tricks"

Munro, Alice "Tricks" (Englisch: Runaway) - 2004

Eine brillante Sammlung sehr interessanter Kurzgeschichten, die einen von der ersten Seite an fesseln. Allerdings, und das ist ein großes Aber, bin ich kein großer Fan von Kurzgeschichten und diese Geschichte hat mir wieder gezeigt, warum nicht. Ich liebe lange Romane, Bücher, die langsam in die Geschichte hineinwachsen, die einem genug Hintergrundinformationen geben, damit man die Charaktere kennenlernen und eine Weile mit ihnen leben kann. Kurzgeschichten tun das einfach nicht. Ich musste die Titel noch einmal durchsehen, als ich das Buch fertig gelesen hatte, um zu sehen, worum es ging. Ich hatte Juliet nicht vergessen, aber das lag hauptsächlich daran, dass sich drei Geschichten um sie drehten ("Entscheidung", "Bald" and "Schweigen").

Aber an Carla aus "Ausreißer" konnte ich mich nicht erinnern, da ich nicht wirklich viel für sie empfunden hatte, überhaupt nichts für sie empfand, ich habe immer noch keine Ahnung, warum sie weggelaufen war. "Leidenschaft" – wieder konnte ich keine Verbindung zu den Charakteren aufbauen, nicht genug Zeit, sie kennenzulernen. "Verfehlungen" war so seltsam, selbst während der Geschichte konnte ich keine Verbindung aufbauen, fast wie in "Ausreißer" und "Kräfte" schien eine zufällige Kurzgeschichte aus vielen Kurzgeschichten zu sein. Nicht mein Ding.

"Tricks" war wahrscheinlich mein Favorit, einfach weil es am Ende eine tolle Wendung gab, weil ich mich mit der Heldin Robin identifizieren konnte, ihren Schmerz und ihre Sehnsucht wirklich spüren konnte. Was den Rest angeht, so werden sie, wie bei vielen Kurzgeschichten, für immer Bekannte bleiben, nie Freunde werden.

Ich würde gerne einen Roman von Alice Munro lesen, einen mit mindestens 500 Seiten. Ich bin sicher, es wäre ein großartiger Roman! Und ich habe bereits über ihren Roman "Himmel und Hölle" (Hateship, Friendship, Courtship, Loveship, Marriage) gesagt, dass all ihre Geschichten genug Hintergrund hätten, um einen großen Roman zu schreiben.

Titel der Kurzgeschichten:
Ausreißer
Entscheidung
Bald
Schweigen
Leidenschaft
Verfehlungen
Tricks
Kräfte

Buchbeschreibung:

"Tricks, acht meisterliche Erzählungen von Alice Munro: Geschichten von Frauen und Mädchen, von Bedrohungen, geheimen Sehnsüchten und Leid, von rätselhaften Mustern in vermeintlich unscheinbaren Leben - Geschichten von bestürzender Intensität und Dramatik.

Imponierend bekräftigt '
Tricks' Alice Munros geradezu legendären Ruf als Meisterin der subtilen Erkundung weiblicher Seelenregungen. Dabei erweist sich das besondere Gespür der Autorin für den geheimen, unerschließbaren Wesenskern ihrer Figuren, jenen rätselhaft-dunklen Bereich, wo Selbstbetrug und Lebenslügen, gefährliche Illusionen und Tricksereien ihren Ausgang nehmen und wo all jenes seinen Grund in uns hat, das stärker ist als der eigene Wille."

Alice Munro erhielt 2013 den Nobelpreis für Literatur weil sie eine "Virtuosin der zeitgenössischen Kurzgeschichte" ist.

Alice Munro erhielt 2009 den Booker International Prize für ihr Lebenswerk.

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Munro, Alice "Himmel und Hölle"

Munro, Alice "Himmel und Hölle" (Englisch: Hateship, Friendship, Courtship, Loveship, Marriage) - 2001

Eine Sammlung von Kurzgeschichten. Nicht wirklich mein Ding, ich mag lange Romane, ich lerne die Charaktere gerne kennen, bin Teil ihres Lebens, nicht nur ein Besucher für eine Stunde oder so.

Alice Munro hat einen guten Schreibstil und ich hätte alle neun Geschichten gerne als Buch gelesen, hätte nichts dagegen gehabt, über 500 Seiten zu jeder einzelnen zu lesen. Leider sollte es nicht sein, Kurzgeschichten wollte sie schreiben , und Kurzgeschichten schrieb sie. Zugegeben, gute, und wer Kurzgeschichten mag, sollte diese lesen.

Buchbeschreibung:

"In neun Geschichten, die vordergründig alltäglich-harmlos wirken wie ein Kinderspiel, lässt Alice Munro rätselvolle Beziehungen und verdrängte Schuld aufblitzen, die heimlich weiterwirken. Sie erzählt von bestürzend kühnen Momenten des Ausbrechens aus dem eigenen Leben: das ist der Stoff, aus dem ihre Erzählungen sind.

Die Geschichten entführen den Leser an jenen besonderen Ort, der als Alice Munros ureigenes Territorium gilt - den Ort, wo eine unerwartete Wendung des Geschehens den Bogen eines ganzen Lebens zum Aufleuchten bringen kann."

Wir haben dies in unserem internationalen Lesekreis im April 2005 besprochen.

Ich habe auch "Tricks" (Runaway) gelesen.

Alice Munro erhielt 2013 den Nobelpreis für Literatur weil sie eine "Virtuosin der zeitgenössischen Kurzgeschichte" ist.

Alice Munro erhielt 2009 den Booker International Prize für ihr Lebenswerk.

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Dienstag, 18. Februar 2025

Schnoy, Sebastian "Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt"

Schnoy, Sebastian "Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt" [Learn from Napoleon how to avoid doing the dishes] - 2013

Von Sebastian Schnoy habe ich ja schon zwei Bücher gelesen ("Smørrebrød in Napoli" und "Das bisschen Frieden"), die mir sehr gut gefallen haben. Und auch dieses war hervorragend. Wenn man bedenkt, dass er es bereits 2013 geschrieben hat, so hat er vieles vorhergesagt. Warum hören wir nicht mehr auf Historiker?

Wir hören viel von unseren Vorfahren und denen der anderen Europäer, ihren Errungenschaften und ihren Niederlagen. Anders als im normalen Geschichtsunterricht, geht es hier jedoch weniger um die Kriege, die wir miteinander verbrochen haben, sondern um die ganz normalen Leute und wie sie lebten.

Und, wie in seinen anderen Büchern, kommt auch hier der Humor absolut nicht zu kurz. Sehr zu empfehlen

Ein paar wichtige Worte des Autors:

"Wie bei jeder Obsession gewinnen die Obsessivsten die Show."

"Briten grüßen einen selbst an Orten, an denen man es nicht erwarten würde, u.a. wenn sie in einen Pool steigen. Auch wenn man sich im Zug neben jemanden setzt, sagt man hallo zu seinem Sitznachbarn."

Das gibt es bei uns auch. Jeder, der einem begnet, wird mit Moin begrüßt. Als ich nicht in der Gegend wohnte, haben mich Menschen of sehr seltsam angesehen, wenn ich sie gegrüßt habe, obwohl ich sie nicht persönlich kannte (z.B. Nachbarn, denen man ständig auf der Straße begegnete). Ich musste mich erst daran gewöhnen. Das hat mir in England auch so gut gefallen, Menschen sind freundlicher zueinander.

"Jean-Claude Juncker gehört zu den Engagierten für ein einiges Europe. Er ist ein Freund klarer Worte: 'Wer an Europa zweigelt, wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen. Nirgendwo besser, nirgendwo eindringlicher, nirgendwo bewegender ist zu spüren, was das europäische Gegeneinander am schlimmsten bewirken kann.'"

Als meine Kinder klein waren, haben sie sich mit den Pfadfindern immer um Soldatengräber gekümmert. Ich finde, sie haben eine Menge daraus gelernt. Sollte überall Pflicht sein.

Hier nun noch ein paar Zitate, die entweder von wichtigen Personen der Geschichte stammen oder etwas Wichtiges zum Verständnis der Geschichte beitragen:

"Glaube nie jenen, die die Wahrheit suchen und zweifle an denen, die sie gefunden haben." André Gide

"Revolutionen haben bisher nur eines bewiesen, nämlich, dass sich vieles ändern lässt, bloß nicht die Menschen." Karl Marx

"Engländer sind das diplomatischste Volk der Welt. Wer sonst würde einem mit so freundlichem Lächeln so einen Kaffee vorsetzen?" Bob Hope

Als ich in England wohnte, fragte man mich einmal, was ich denn von ihrem Kaffee halten würde. Über meine Antwort haben alle herzlich gelacht: "Na ja, man gewöhnt sich an alles."

"Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt." Mahatma Gandhi

"Also, jetzt mal abgeschehen von den offenen Grenzen, dem stärksten Binnenmarkt der Welt und dem Euro, hat uns die EU irgendwas ..." - "Den längsten Frieden, den es bei uns jemals gab."

"Viel zu spät begreifen viele
Die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit, die Natur,
Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum Mensch sei zeitig weise!
Höchste Zeit ist's! Reise, reise, reise!
"
Wilhelm Busch

Dazu fällt mir ein Spruch ein, der letztens auf einer Geburtstagsfeier die Runde machte:
"Reise vor dem Sterben, sonst reisen deine Erben."

Buchbeschreibung:

"Konsumsüchtige Italiener, betrunkene Iren, bauwahnsinnige Spanier und Griechen, die siechen - ist das die Wahrheit? Sebastian Schnoy, Deutschlands unterhaltsamster Historiker, blickt zurück und entdeckt zahlreiche Sternstunden in der Geschichte unserer europäischen Nachbarn: Ob Fußbodenheizungen und Kurzparkzonen im alten Rom, Blind Dates und Bildbearbeitung im englischen Mittelalter oder Kreuzfahrtschiffe im antiken Griechenland - jede Nation hat Dinge vorzuweisen, von denen wir heute noch profitieren. Auch Deutsche kamen immer wieder auf geniale Ideen: So erfand ein Berliner um 1900 einen Wecker, der einen nur weckt, wenn draußen schönes Wetter ist.

Sebastian Schnoy entdeckt die besten Momente der europäischen Geschichte und macht so Finanzkrisen, Schuldenlöcher und Euro-Rettungsschirme vergessen."

Montag, 17. Februar 2025

Takahashi, Yuta "Das Restaurant am Rande der Zeit"

Takahashi, Yuta "Das Restaurant am Rande der Zeit" (ちびねこ亭の思い出ごはん 黒猫と初恋サンドイッチ/Chibinekoteino omoidegohan kuronekoto hatsukoisandoitchi) - The Chibineko Kitchen/Meals to Remember at the Chibineko Kitchen #1 - 2020

Dies ist eine interessante Geschichte. Ich bin sicher, wir alle wollten schon einmal ein letztes Gespräch mit einem verstorbenen geliebten Menschen führen. Die Chibineko-Küche macht das jetzt möglich. Man geht dorthin und bestellt ein Erinnerungsessen. Wenn es dann serviert wird, erscheint die betreffende Person und man kann ein allerletztes Gespräch mit ihr führen, bis das Essen kalt wird.

Klingt begehrenswert, oder? Die Geschichte ist herzerwärmend und könnte einigen von uns sogar helfen, den Verlust eines geliebten Menschen zu verkraften.

Und das Buch enthält eine ganze Reihe schöner japanischer Rezepte.

Buchbeschreibung:

"An der fernen Küste Japans steht ein kleines Lokal namens Chibis Kitchen, unscheinbar auf den ersten Blick und doch zieht es verlorene Seelen wie magisch an. Auf der Speisekarte steht ein Gericht, das an keinem anderen Ort der Welt zu haben ist: Eine Suppe, die das Herz erwärmt. Eines Oktobermorgens spaziert Kotoko Niki den Strand des kleinen Küstenortes entlang, das Rauschen der See in den Ohren und ihr Ziel klar vor Augen: Im Chibis Kitchen will sie ihren geliebten Bruder wiedersehen. Denn an diesem außergewöhnlichen Ort wird das Unmögliche möglich. Hier verschmilzt die Welt der Lebenden mit dem Reich der Verstorbenen, hier lässt sich das Herz mit Wiedersehensfreude und Hoffnung füllen. Und Kotoko nutzt ihre Chance."

Samstag, 15. Februar 2025

Woolfolk Cross, Donna "Die Päpstin"

Woolfolk Cross, Donna "Die Päpstin" (Englisch: Pope Joan) - 1996

Ein historischer Liebesroman mit einer interessanten Wendung, egal ob wir glauben, dass es Päpstin Johanna gab oder nicht. Dieser Roman erzählt uns einiges über das Leben im 9. Jahrhundert und ist leicht zu lesen. Nicht mehr und nicht weniger.

Wir haben dies im April 2002 in unserem internationalen Lesekreis besprochen.

Buchbeschreibung:

"Johanna, ein junges Mädchen mit überragenden Geistesgaben, wächst im Frankreich des 9. Jahrhunderts heran. Als Tochter eines strenggläubigen Vaters und einer heidnischen Mutter gelingt ihr, was allen Mädchen im Mittelalter verwehrt blieb: Sie erhält eine fundierte heilkundliche und philosophische Ausbildung. Doch Johanna weiß, daß ihr als Frau die letzten Tore der Weisheit verschlossen bleiben, ja daß sie kaum überleben wird. Als Mönch verkleidet, tritt sie zunächst ins Kloster Fulda ein und macht sich Jahre später auf den Weg nach Rom. Dort gelangt sie als Leibarzt des Papstes innerhalb kurzer Zeit zu großer Berühmtheit. Und schließlich ist sie es selbst, die die Geschicke der katholischen Kirche leitet: Als Papst Johannes Angelicus besteigt sie den päpstlichen Thron."

Freitag, 14. Februar 2025

Bryson, Bill "Mein Afrika-Tagebuch"

Bryson, Bill "Mein Afrika-Tagebuch" (Englisch: Bill Bryson's African Diary. A Short Trip for a Worthy Cause) - 2002

Es war nicht leicht, an dieses Buch zu kommen. Normalerweise suche ich mir ausländische Literatur in lokalen Buchhandlungen, die sie führen. Und es gibt jede Menge Bücher von Bill Bryson. Allerdings nicht das "African Diary". Also bestellte ich es in dem Online-Buchladen, bei dem jeder sein Zeug bestellt, Ihr wisst schon, der, der nach einem südamerikanischen Fluss benannt ist. ;) Selbst sie konnten nicht liefern. Nach einem Jahr war es immer noch nicht zu haben.

Aber ich hatte Glück und fand es schließlich. Natürlich ein Hardcover, das kleiner ist als ein Taschenbuch, aber mindestens so viel kostet wie ein Hardcover. Vielleicht ist es das, was die Leute zurückhält. Aber zum Geld: ALLES Geld geht an CARE International, wir spenden also UND bekommen ein Buch KOSTENLOS.

Und es hat sich absolut gelohnt. Sogar wenn Bill Bryson die ärmsten Menschen, Flüchtlinge und Slumbewohner beschreibt, findet er eine so sanfte Art, sie zu beschreiben, dass er einen sogar von Zeit zu Zeit zum Lachen bringt. Nicht, dass das das Ziel des Buches wäre, er kann einfach nicht anders.

Ich finde es immer noch schade, dass das Buch so kurz ist, aber er deckt alles ab und es könnte Leute dazu bringen, ihn zu lesen oder zumindest etwas über das Thema zu lesen, auch wenn sie nicht so gerne lesen. Wenn das die Idee ist und es funktioniert, stehe ich voll und ganz hinter einem meiner Lieblingsautoren.

Auf jeden Fall ist es, obwohl es so kurz ist, ein MUSS für jeden Bryson-Fan.

Buchbeschreibung:

"Bill Bryson entdeckt Afrika: auf Einladung von CARE International reist er nach Kenia. Mit gewohntem Humor und Scharfblick beschreibt er die extremen Gegensätze dieses Kontinents.Tantieme und Verlagsgewinne gehen als Spende an CARE"

Bryson, Bill "Streiflichter aus Amerika"

Bryson, Bill "Streiflichter aus Amerika: Die USA für Anfänger und Fortgeschrittene" (Englisch: Notes from a Big Country) (US: I'm a Stranger Here Myself) - 1999 

Nach vielen Jahren in Großbritannien kehrt Bill Bryson für eine Weile mit seiner Familie in sein Heimatland zurück. Er ist einer meiner Lieblingsautoren.

Wenn ihr laut lachen müsst, richtig lachen, nehmt ein Buch von Bill Bryson zur Hand und lasst euch mitreißen. Ich habe immer gesagt, mein Lieblingsbuch von ihm sei "Reif für die Insel" (Notes from a Small Island) (später ergänzt durch "It’s teatime, my dear! Wieder reif für die Insel" [The Road to Little Dribbling]), aber nach diesem hier bin ich mir nicht mehr so ​​sicher. Vielleicht, weil ich auch mein Heimatland verlassen habe und etwa ein Vierteljahrhundert im Ausland gelebt habe und mein eigenes Land selbst nicht mehr so ​​gut kenne, vielleicht, weil dieses Buch noch persönlicher zu sein scheint als viele der anderen Bryson-Bücher ... auf jeden Fall hat es mir sehr gefallen.

Ich habe mir damals gewünscht, dass Bill noch mehr Bücher schreibt. Leider hat er inzwischen verkündet, dass er nicht mehr schreiben will. Sehr, sehr schade!

Buchbeschreibung:

"Nach zwanzig Jahren in England kehrt Bill Bryson seiner Wahlheimat den Rücken, um sich mit seiner Familie wieder in Amerika niederzulassen. Mit frischem Blick, geschärft durch die Jahre der Abwesenheit, macht sich Bryson daran, den amerikanischen Alltag unter die Lupe zu nehmen. Mit Witz und Ironie stellt er Betrachtungen an über typisch amerikanische Phänomene: Käse in Sprühdosen, Frühstückspizza, eine 24-Stunden Hotline für Zahnseide und Jahre im voraus programmierbare Videorecorder...."

Bryson, Bill "Shakespeare - Wie ich ihn sehe"

Bryson, Bill "Shakespeare - Wie ich ihn sehe" (Englisch: Shakespeare: The World as a Stage) - 2007

Bill Bryson gehört zu meinen Lieblingsautoren. Ich begann ihn zunächst für seine urkomischen Reisegeschichten zu lieben, bewunderte ihn dann für sein Wissen über die englische Sprache und respektiere ihn schließlich für seine gründliche Recherche aller Arten von Wissen.

Er hat sich wieder einmal selbst übertroffen. Ich wusste, dass wir nicht viel über Shakespeares Leben wussten, aber ich wusste nie, dass wir so wenig wussten. Aber aus dem wenigen, was bekannt ist, ein ganzes Buch zu machen und ein gutes Bild über eine der wichtigsten Personen der Geschichte zu zeichnen, das erfordert ziemlich viel Talent und ich kann mir keinen besseren Autor dafür vorstellen als Bill Bryson.

Er führt uns in die Welt der Dramatiker, quasi in die Anfänge des Theaters, wie wir es kennen. Wir besuchen das England von Elisabeth I. mit all seinem Ruhm und Schrecken, wir sehen, wie die Menschen lebten und starben. Und das alles durch die Beschreibung eines Mannes, über den wenig bekannt ist. Aber was für ein Mann! Er hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf diese Welt, sogar auf die heutige Gesellschaft. Sein Beitrag zur englischen Sprache ist enorm und jeder, der sie lernt, begegnet ihm früher oder später. Allerdings wurden seine Stücke, auch wenn die Leute die englische Sprache nicht lernen, in alle wichtigen Sprachen übersetzt und von mehr Menschen gesehen als die Stücke jedes anderen lebenden oder verstorbenen Autors.

Und wie ich bereits sagte, glaube ich, dass nur Bill Bryson diese enorme Aufgabe bewältigen könnte, über jemanden zu schreiben, der seit fast 400 Jahren tot ist und kaum etwas hinterlassen hat außer seinen Stücken.

Buchbeschreibung:

"Typisch Bill Bryson: eine humorvolle und leicht verständliche Einführung in Shakespeares Leben, seine Werke und seine Zeit

Mensch oder Mythos – wer war William Shakespeare wirklich, der geistige Vater von
Romeo und Julia [Romeo and Juliet], von Hamlet und Macbeth? Gab es den Menschen Shakespeare überhaupt? Ist der Name womöglich das Pseudonym eines Unbekannten, der seine Identität verschleiern wollte? Bill Bryson schließt die Wissenslücken um den bekanntesten und rätselhaftesten Autor der Welt. Dabei lädt er seine Leser ein zu einer vergnüglichen Reise durch das elisabethanische England. Ein echter Bill Bryson: eloquent, klug und mit einem Augenzwinkern geschrieben."

Donnerstag, 13. Februar 2025

Harris, Joanne "Katze, Hut und Regenschirm"

Harris, Joanne "Katze, Hut und Regenschirm" (Englisch: A Cat, a Hat and a Piece of String) - 2012

Ich bin kein Fan von Kurzgeschichten. Und dieses Buch hat meine Meinung nicht geändert. In der Einleitung wird uns gesagt, dass einige der Geschichten miteinander verknüpft sind. Und das ist auch so, aber nur in sehr wenigen und die Verknüpfung ist ziemlich gering (außer bei den Geschichten von Faith and Hope).

Die einzigen Geschichten, die mir gefielen, waren die von den alten Damen, die sich gegen die "Pflegekräfte" im Pflegeheim auflehnten, die sich nur um sich selbst kümmerten (Faith und Hope fliegen in den Süden, Faith und Hope rechnen ab), und die Geschichten über Afrika waren auch nicht schlecht (River Song, Road Song). Ich hätte nichts gegen ein ganzes Buch über diese Charaktere gehabt, aber wie dieses fehlte ihm etwas.

Dies war das erste Buch seit langer Zeit, das ich weglegen wollte. Ich habe einfach immer gehofft, die Geschichten würden besser werden. Das wurden sie nicht.

Buchbeschreibung:

"Würziger Pinienduft, das Rauschen des Meeres und der Zuckerguss eines Törtchens, der süß auf der Zunge zergeht. Joanne Harris‘ Geschichten entführen die Leser in eine Welt genussvoller Sinneseindrücke – wer könnte dies besser, als die Autorin des Weltbestsellers Chocolat [Schokolade: Eine himmlische Verfürung]? Die rüstigen Freundinnen Faith und Hope sind empört und traurig, als sie vom Sommerausflug ihres Seniorenheims ausgeschlossen werden. Doch zum Glück ist der erfinderische Chris für ihre Betreuung eingeteilt worden. Er nimmt sie mit auf eine Phantasiereise an die französische Atlantikküste, die so viel amüsanter ist als der Ausflug im 'Inkontinenz-Express'. Joanne Harris zeigt uns die Magie des Alltags und erinnert uns daran, wie viel schöner die Welt mit ein bisschen Phantasie ist."

Harris, Joanne "Wie Wilder Wein"

Harris, Joanne "Wie Wilder Wein" (Englisch: Blackberry Wine) - 2000

Ich habe mehrere Bücher von Joanne Harris gelesen. Mein erstes war "Schokolade: Eine himmlische Verfürung" (Chocolat), von dem ich ein wenig enttäuscht war, aber wahrscheinlich aufgrund des damaligen Theaters darum hatte ich einfach mehr erwartet. Ihre Bücher sind nett, das ist wahrscheinlich das Beste, was ich über sie sagen kann. Sie erzählen ein wenig über das französische Leben, normalerweise mit einem Ausländer dazwischen, enthalten Rezepte, sind ein wenig in Richtung Chick Lit, aber nicht ganz, denn sie handeln selten von Liebe.

Bisher habe ich auch "Fünf Viertel einer Orange" (Five Quarters of the Orange) und "Die blaue Muschel" (Coastliners) gelesen, und letzteres war mein Favorit.

Bis ich dieses hier gelesen habe. "Blackberry Wine" ist eine interessante Geschichte über alten Wein, einen alten Bauernhof, eigentlich alles alt. Es hat mich ein wenig an Isabel Allende und ihre magisch-realistischen Geschichten erinnert.

Leichte, aber gute Lektüre.

Buchbeschreibung:

"Die Erinnerung an den schrulligen Jackapple Joe und die köstlichen Weine, die er in seiner Kindheit bei ihm zu kosten bekam, veranlassen den Bestsellerautor Jay Macintosh, sein Leben auf den Kopf zu stellen. Dabei gerät er nicht nur mitten in die Intrigen eines kleinen Dorfes im Bordeaux, sondern verliebt sich in die Winzerin Marise, deren edle Trauben allerdings nicht darüber hinwegzutäuschen vermögen, dass sie für sein Werben nur wenig übrig hat ..."

Mittwoch, 12. Februar 2025

Tyler, Anne "Der leuchtend blaue Faden"

Tyler, Anne "Der leuchtend blaue Faden" (Englisch: A Spool of Blue Thread) - 2015

Das erste Buch von Anne Tyler - "Die Reisen des Mr. Leary" (The Accidental Tourist) - hat bei mir keinen großen Eindruck hinterlassen, das zweite - "Engel gesucht" (A Patchwork Planet) war auch nicht viel besser, aber das nächste - "Tag der Ankunft" (Digging to America) - war wunderbar. Es hat mir sehr gut gefallen. Als mir eine Freundin ihr neuestes Buch, "Der leuchtend blaue Faden" (A Spool of Blue Thread), empfahl, habe ich es ausprobiert.

Es ist ein wirklich gutes Buch, eine Geschichte über vier Generationen einer Familie. Eine Familie, die aus all den üblichen Mitgliedern besteht, den gewöhnlichen und den nicht so gewöhnlichen. Anne Tyler erzählt von ihnen, als ob man dabei wäre, als ob man Teil des Clans wäre. Es klingt alles so vertraut. Und schön, auch wenn nicht alles schön ist, was passiert, so ist das Leben nun einmal.

Ich kann dieses Buch empfehlen, wenn man Familiengeschichten mag, besonders aus dem 20. Jahrhundert.

Buchbeschreibung:

"Sie glaubten, die perfekte Familie zu sein – doch gibt es die perfekte Familie? Abby und Red werden immer älter, ihre vier Kinder scheinen immer eigenständigere Leben zu führen, und wer soll sich um das nunmehr viel zu große Haus kümmern? Noch ist es der Mittelpunkt, hier treffen die einzelnen Familienmitglieder aufeinander, hier versuchen sie alle, ihre individuellen Vorstellungen durchzubringen. Anne Tyler schaut tief in die Seele ihrer Figuren, entlarvt deren Sehnsüchte und seziert die familiären Beziehungen, wie nur sie es kann. Brillant beobachtet, mit feinem Witz und herzzerreißend – und so nahe am Leben, dass sich jeder im geschilderten Familienleben wiedererkennen kann."

Anne Tyler stand 2015 auf der Shortlist für den Booker Prize fürr "A Spool of Blue Thread".

Tyler, Anne "Engel gesucht"

Tyler, Anne "Engel gesucht" (Englisch: A Patchwork Planet) - 1998

Die Geschichte eines Mannes, der gesellschaftlich als "Loser" gilt, sein Versagen, die Enttäuschung seiner Familie. Wie "Die Reisen des Mr. Leary" (The Accidental Tourist), das ich vor Ewigkeiten gelesen habe, hat mich das Buch aber nicht besonders beeindruckt. Nett erzählt, aber mit den Charakteren konnte ich mich nicht anfreunden.

Buchbeschreibung:

"Barnaby Gaitlin ist ein 'Loser': die Frau ist samt Tochter auf und davon,und mit dem College hat es auch nicht geklappt. Er arbeitet bei der Bizeps-Vermietung AG, einer Firma, die älteren Menschen einen 'starken Arm' vermittelt. Als Teenager stieg er zusammen mit seinen Kumpels in die Häuser reicher Nachbarn ein; während die anderen auf Geld oder Alkohol aus waren, saß Barnaby im Wohnzimmer und blätterte fasziniert in fremden Fotoalben oder stahl Liebesbriefe. Seitdem ist er unten durch bei seiner Familie. Kurzum: Barnaby braucht dringend einen Engel. Da macht er eines Tages die Bekanntschaft von Sophia, einer grundsoliden Bankangestellten Mitte Dreißig mit streng frisiertem Dutt, die seine Dienste für ihre alte Grace bestellt. Sophia ist von seiner halbkriminellen Vergangenheit beeindruckt, er von ihrer Zuverlässigkeit. Da verschwindet Tante Grace' gesamtes Vermögen aus dem Mehlkasten in der Küche. Barnaby glaubt sich sofort verdächtigt, doch die alten Menschen halten zu ihm, und Sophia deponiert die vermißte Summe im Mehlkasten, bis Tante Grace die Barschaft in der Bademanteltasche wiederfindet. Jetzt muß Barnaby das Geld 'zurückstehlen' ..."

Absolut nicht wie "Tag der Ankunft" (Digging to America), das mir sehr gut gefallen hat.

Dienstag, 11. Februar 2025

Morrison, Toni "Gnade"

Morrison, Toni "Gnade" (Englisch: A Mercy) - 2008

In meinem (englischen) Beitrag über Antirassismus (Anti-Racism) habe ich viele, viele Bücher aufgelistet, die uns viel über das Leben von Schwarzen in Vergangenheit und Gegenwart erzählen. Dies ist ein weiteres Buch aus der Vergangenheit, das ich dieser Liste hinzugefügt habe.

Heutzutage sollte niemand mehr darunter leiden müssen, "anders" zu sein (egal, was das bedeutet), und dennoch tun es so viele immer noch. Wenn ich all die Vorwürfe gegen den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama sehe, zeigt das, auch wenn man sich hochgearbeitet hat und eine hervorragende, qualifizierte Person ist, dass es einem nichts nützt, wenn einem anderen die Hautfarbe nicht gefällt. Man bekommt trotzdem keinen Respekt.

In dieser Geschichte erzählt uns Toni Morrison alles über ein kleines Sklavenmädchen namens Florens. Sie hat in gewisser Weise Glück, in diese Familie aufgenommen zu werden. Ihr "Herr" misshandelt sie nicht. Das heißt aber nicht, dass man sie beneiden sollte. Wenn man sich nicht entscheiden kann, wo man leben möchte, ob man bei seiner Familie bleiben möchte (und welcher Achtjährige würde das nicht?) oder welche Art von Arbeit man machen möchte, ist man nicht zu beneiden.

Abgesehen davon habe ich gleichzeit noch ein anderes Buch gelesen ("Das Kapital" von Karl Marx) und, soweit wir das erfahren, waren die armen Menschen in Europa auch nicht in einer viel besseren Lage. Das ist jedoch keine Entschuldigung.

Kommen wir zurück zu dieser Geschichte. Es ist nicht nur die Geschichte von Florens, sondern die aller weiblichen Mitglieder dieser Familie, der Indianerin Lina, der Schiffbrüchigen Sorrow und Rebecca, der Frau des Besitzers, die aus England herübergeschickt wurde und ihren Mann vor ihrer Hochzeit nicht kannte. Sie alle haben ein unterschiedliches Schicksal, aber sie stecken alle gemeinsam in dieser Situation.

Toni Morrison versteht es gut, die Gefühle ihrer Figuren zu beschreiben, man kann ihren Geschichten folgen, als wäre man ein Familienmitglied, als wäre man eine der Personen in ihrem Buch.

Ihre Bücher sollten Pflichtlektüre in allen Schulen werden. Vielleicht, nur vielleicht, würden wir dann alle Rassismus ein bisschen besser verstehen. Ihr Nobelpreis ist wohlverdient.

Florens‘ Mutter beschreibt ihre Ankunft in Barbados nach ihrer Gefangennahme in Afrika und einer langen Seereise:

"Dort lernte ich, dass ich weder eine Person meines Landes noch meiner Familie war. Ich war eine Negrita. Alles. Sprache, Kleidung, Götter, Tanz, Gewohnheiten, Schmuck, Gesang – all das vereint in der Farbe meiner Haut." (übersetzt von mir)

Ich denke, das sagt alles. Was definiert uns? Sicherlich nicht die Farbe unserer Haut. Man könnte genauso gut sagen, dass jemand mit dunklem (oder hellem) Haar weniger wert ist als jemand mit hellem (oder dunklem). Was ist der Unterschied? Der Unterschied ist nur das, was einige von uns daraus machen.

Buchbeschreibung:

"Milton, Delaware, 1682: Gegen seine Überzeugung nimmt der Pflanzer Vaark aus Mitleid ein junges Sklavenmädchen in Zahlung. Doch bald stirbt er, und das Mädchen bleibt mit drei anderen Frauen, die das Schicksal dort zusammengeweht hat, allein auf seiner Farm zurück. Zusammen kämpfen sie gegen die Wildnis – die der harschen Natur um sie herum und die in ihnen selbst ...

Eine ergreifende Geschichte über Freiheit, Unabhängigkeit und die geschichtlichen Ursprünge des Rassismus."

Toni Morrison erhielt den Nobelpreis für Literatur 1993 "für ihre literarische Darstellung einer wichtigen Seite der US-amerikanischen Gesellschaft durch visionäre Kraft und poetische Prägnanz".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels, und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Morrison, Toni "Paradies"

Morrison, Toni "Paradies" (Englisch: Paradise) - 1998

Ich liebe Toni Morrison, wirklich. Aber ich hatte Schwierigkeiten, dieses Buch durchzulesen, und ich habe es immer noch nicht ganz verstanden.

Es gibt einfach zu viele unbeantwortete Fragen in diesem Szenario. Zum Beispiel: Wer ist das weiße Mädchen mit dem die Geschichte anfängt? Das habe ich immer noch nicht herausgefunden.

Ich liebte die Geschichte selbst, die Beschreibung des Kleinstadtlebens. Ich kenne es zu gut, da ich vor etwa einem halben Jahrhundert in einem kleinen Dorf aufgewachsen bin. Sie hat das richtig getroffen.

Am Anfang habe ich nicht verstanden, wer zu wem gehört. Also habe ich einen alten Trick von mir angewandt und eine Liste aller Personen gemacht, eine kleine Notiz zu ihrer Geschichte und wie sie zueinander in Beziehung standen. Es wurde etwas einfacher, aber ich habe immer noch nicht herausgefunden, wer das weiße Mädchen war ...

Allerdings ist dies ein völlig typisches Toni Morrison-Buch, die Beschreibung der Personen, die Handlung, der Alltag, die Beziehung, der Unterschied zwischen den Rassen, den Geschlechtern, den Reichen und den Armen. Toni Morrison ist DIE Autorin, wenn es um Rassismus in den Vereinigten Staaten geht, ich glaube, niemand kann dieses Gefühl besser darstellen als sie. Also, jedes ihrer Bücher ist lesenswert. Sogar mehr als einmal. Aber es ist sicherlich kein Roman, den man "zwischendurch", "unterwegs" oder "am Strand" lesen kann. Es verdient etwas mehr Aufmerksamkeit.

Buchbeschreibung:

"Toni Morrisons großes Epos über eine von Rassismus und Bigotterie bedrohte Gruppe von Frauen und die Folgen der Versklavung. 

Oklahoma, Mitte der siebziger Jahre: In einem verlassenen Kloster suchen Frauen, Schwarze und weiße, Zuflucht. Sie sind Ausgestoßene aus der amerikanischen Gesellschaft, die sich im Umbruch befindet, voller Gegensätze wie Rassismus und Bürgerrechtsbewegung, Misogynie und Feminismus, Individualismus und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Das friedliche Leben im Kloster findet bald ein brutales Ende: Die Einwohner der benachbarten Stadt Ruby, Nachfahren ehemals versklavter Menschen, selbstgerecht und zutiefst patriarchal organisiert, nehmen Anstoß an der Freiheit und vermeintlichen Freizügigkeit der Frauen. 

Nach Beloved und Jazz bildet Paradies den krönenden Abschluss von Toni Morrisons grandioser Trilogie über die Nachwirkungen der Versklavung in den USA. Ein so poetisches wie engagiertes literarisches Meisterwerk."

Toni Morrison erhielt den Nobelpreis für Literatur 1993 "für ihre literarische Darstellung einer wichtigen Seite der US-amerikanischen Gesellschaft durch visionäre Kraft und poetische Prägnanz".

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Montag, 10. Februar 2025

Abel, Susanne "Stay Away from Gretchen"

Abel, Susanne "Stay Away from Gretchen. Eine unmögliche Liebe" [Stay Away from Gretchen] - 2021

Dieses Buch wurde mir von einer guten Freundin in die Hand gedrückt, weil sie meinte, es könnte mir gefallen. Und das tat es auch.

Die Geschichte handelt nicht nur von einer dementen Frau, sondern vor allem um ihre Jugend zur Zeit des 2. Weltkrieges. Und um Flüchtlinge, die sich, aus dem Osten kommend, irgendwo in Westdeutschland niederlassen mussten. Außerdem es geht um die schwarzen US-Soldaten, die immer ausgegrenzt wurden (und auch heute noch werden). Und um die Babys, die sie in Deutschland hinterließen.

Dieses ist alles hervorragend beschrieben und man kann die Probleme der Familie nachvollziehen, auch die der anderen Protagonisten. Was mir nicht gefallen hat, war die Erzählung über ihren Sohn, das war einfach ein Lackaffe, mit dem ich nichts anfangen konnte. Die Teile mit ihm hatten etwas Groschenromanähnliches. Sollte es wohl spannender machen, aber ich fand es so schon spannend genug.

Ein paar gute Zitate:

"Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten." August Bebel
Stimmt genau. Dazu fällt mir ein anderes Zitat ein:
"Wer die Vergangenheit vergisst, ist verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana
Warum vergessen so viele die Vergangenheit? Oder wollen sie nicht wahrhaben. Wir sehen doch im Moment genau, wohin das führt.

"Ich glaube an den gesunden Menschenverstand wie an ein Wunder; doch der gesunde Menschenverstand verbietet mir, an Wunder zu glauben." Erich Kästner
Ja, das is so eine Sache. Und auch Erich Kästner erkannte die Zeichen der Zeit gut, aber niemand wollte auf ihn hören.

"Zu guter Letzt danke ich Angela Merkel, die ich nie gewählt habe, für die menschlichen Entscheidungen, die sie im Sommer 2015 getroffen hat."

Stimmt, auch ich habe sie nie gewählt. Sie war für mich einfach in der falschen Partei. Aber die Entscheidungen zu den Flüchtlingen oder auch zur Atomkraft waren schon bemerkenswert und man konnte eigentlich gar keine andere Treffen. Nur sollte man sich in ihrer eigenen Partei mal darauf besinnen, was von ihr (und damit von der eigenen Partei) beschlossen wurde und es nicht den Grünen vorwerfen.

Buchbeschreibung:

"Eine große Liebe in dunklen Zeiten. Der bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath macht sich Sorgen um seine 84-jährige Mutter Greta, die immer mehr vergisst. Was anfangs ärgerlich für sein scheinbar so perfektes Leben ist, wird unerwartet zu einem Geschenk. Nach und nach erzählt Greta aus ihrem Leben – von ihrer Kindheit in Ostpreußen, der Flucht vor den russischen Soldaten im eisigen Winter, der Sehnsucht nach dem verschollenen Vater und ihren Erfolgen auf dem Schwarzmarkt in Heidelberg. Als Tom jedoch auf das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut stößt, verstummt Greta. Zum ersten Mal beginnt Tom, sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter zu befassen. Nicht nur, um endlich ihre Traurigkeit zu verstehen. Es geht auch um sein eigenes Glück."