Ich bin einer der größten Joyce Carol Oates-Fans. Ich habe noch nicht alle ihre Bücher gelesen, aber wenn ich ein neues Buch von ihr finde, muss ich es einfach lesen. Daher war ich froh, dieses hier damals im "Neu"-Regal meiner Bibliothek zu finden und musste es mir sofort ausleihen.
Wie alle ihre anderen Geschichten ist auch diese eine hochinteressante, faszinierende Geschichte, die einen von der ersten Seite an fesselt und erst nach der letzten Seite wieder loslässt. Wir lernen die Charaktere alle so gut kennen, ihre Gedanken, ihre Hoffnungen, ihre Ambitionen, ihre Wünsche für die Zukunft. Nur, dass es für einen von ihnen in diesem Roman keine wirkliche Zukunft gibt, er endet immer nach sieben Minuten. Eine der beiden Hauptcharaktere leidet an Amnesie, die andere ist eine Wissenschaftlerin, die das Gehirn des Ersteren im Besonderen untersucht und dadurch hofft, mehr Erkenntnisse über das menschliche Gehirn im Allgemeinen zu gewinnen.
Alle Romane von JCO haben eine eindeutige Besonderheit, sie wiederholt ihr Thema nie, jedes Buch kann für sich stehen und gibt so viele Einblicke in das Gebiet. Die Wörter in ihren Geschichten fließen auf natürliche Weise zusammen, selbst ihre wissenschaftlichen Teile ergeben für jemanden wie mich, die absolute keine Wissenschaftlerin ist, Sinn. Ihre Charaktere sind komplex, nicht einfach, überhaupt nicht fehlerlos, einfach interessant zu beobachten. Während wir die Geschichten von Margot und Elihu verfolgen, können wir versuchen zu verstehen, was Erinnerung bedeutet, warum wir uns an bestimmte Teile unseres Lebens erinnern und an andere nicht und was es bedeuten würde, wenn uns all das genommen würde.
Nach der Lektüre dieses Buches habe ich nur eine Frage, die gleiche, die ich mir jedes Mal stelle, wenn ich einen von JCOs Romanen lese: Wann wird sie endlich den Nobelpreis für Literatur erhalten?
Buchbeschreibung:
"Für ihn ist immer alles Gegenwart: 1965 lernt die junge Neurowissenschaftlerin Margot an der Universität von Darven Park den charismatischen Patienten Eli kennen. Er leidet an Gedächtnisverlust und kann sich nur an Dinge erinnern, die nicht länger als siebzig Sekunden zurückliegen. Margot beginnt, Elis Erinnerungsvermögen mit einer Reihe von Tests zu untersuchen, und kommt dem ungewöhnlichen Patienten im Laufe der Zeit erstaunlich nahe. Eine unmögliche Beziehung, denn er vergisst immer wieder, wer sie ist. Joyce Carol Oates hat einen Roman über Liebe und Erinnerung, über Einsamkeit und imaginierte Nähe geschrieben – luzide, feinsinnig, funkelnd."
Im Roman werden zwei Bücher erwähnt, die dasselbe Thema behandeln:
Luria, Alexander R. "The Man with a Shattered World. The History of a Brain Wound" (Goodreads)
Luria, Alexander "The Mind of a Mnenomist. A Little Book About a Vast Memory" (Der Mann, Dessen Welt In Scherben Ging: Zwei Neurologische Geschichten) (Goodreads)
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