Mittwoch, 30. April 2025

Heidenreich, Elke "Frau Dr. Moormann & ich"

Heidenreich, Elke "Frau Dr. Moormann & ich" [Dr. Moormann & I] - 2023

Elke Heidenreich ist einfach wunderbar. Sie kann selbst über eine unangenehme Nachbarin hervorragend und witzig schreiben. Mit Teddybären und einem Mops lockt sie die grantige Alte aus ihrem Schneckenhäuschen und entfaltet dabei sogar so etwas wie eine Freundschaft. Sagenhaft. Ich bin froh, keine Nachbarin wie Frau Dr. Moormann zu haben, ich weiß nicht, ob ich es so gut anstellen würde wie Elke Heidenreich.

Ein dreifach Hoch an meine Nachbarn. Wir haben es wirklich gut getroffen.

Buchbeschreibung:

"Frau Dr. Moormann nervt. Sie schimpft über den schlecht gefegten Gehweg, den wildwuchernden Garten der Nachbarin, wenn deren Besuch zu laut lacht oder der Hund bellt. Bis Mops Gustav eine Seite an ihr zum Vorschein bringt, mit der nicht zu rechnen war.

Eine nachbarschaftliche Hassliebe voller Leidenschaft.

Mit wunderschönen Bildern von Michael Sowa."

Und ja, die Bilder von Michael Sowa sind wirklich wunderschön und so zutreffend.

Dienstag, 29. April 2025

Hyun, Martin; Kaminer, Wladimir "Gebrauchsanweisung für Nachbarn"

Hyun, Martin; Kaminer, Wladimir "Gebrauchsanweisung für Nachbarn" [Instructions for use for neighbours] - 2024

Ein Buch von Wladimir Kaminer ist meistens sehr lustig, aber man lernt auch etwas daraus. Dieses Mal hat er sich mit dem Schriftsteller Martin Hyun zusammengetan. Von ihm hatte ich noch nichts gelesen, aber das muss ich schleunigst nachholen. Die beiden scheinen sehr gut zueinander zu passen. Ihr Humor ist ähnlich. Vielleicht, weil beide einen "Migrationshintergrund" haben. (Wie ich dieses Wort hasse. Menschen sind Menschen, aber diejenigen mit mehr Auslandserfahrung, auf welche Art und Weise auch immer, sind häufig umgänglicher, zumindest als diejenigen, die sie hier nicht haben wollen.) 

Was soll ich sagen. Ein wunderbares Buch über Nachbarn, über die netten, aber noch mehr über die, die nichts als Ärger bereiten. Über Nachbarn im Haus, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, im Urlaub, eben immer dort, woe man auf Menschen trifft und sich mit denen einen bestimmten Platz teilen muss. Ich habe in meinem Leben meistens Glück gehabt mit meinen direkten Nachbarn. Da habe ich schon andere Geschichten gehört.

Wer also nette Nachbarn hat, sollte zu diesem Buch greifen. Und wer mit ihnen nicht klarkommt, auf jeden Fall. Vielleicht findet ihr ja ein paar Tipps, was man mit solchen Menschen machen kann.

Und hier ein Zitat:

"In Zeiten der Krise bauen die Weisen Brücken, während die Narren Mauern errichten." König T'Challa in "Black Panther"

Und dies war eine Beschreibung von einer Zugfahrt, die mir besonders gefiel:

"Auf einer Bahnfahrt nach Prag befand ich mich plötzlich in einem Abteil mit einer Gruppe junger Politiker der Volt-Partei. Aber zum Glück waren sie äußerst angenehme Reisegefährten. Keine lauten Reden über Kabinettsposten oder die zukünftige Weltherrschaft, sondern höfliche Konversation voller Idealismus und Rücksichtnahme. Ich war beeindruckt. Das erinnerte mich an eine andere Zugfahrt, bei der ich im Ruhebereich eines ICE völlig unerwartet von ehrgeizigen Nachwuchspolitikern einer konservativen Partei umgeben war. Diese Jungpolitiker nahmen so viel Raum im Abteil ein, dass ich dachte, sie hätten ihr ganze Ministerium mitgebracht. Ohne Rücksicht auf die anderen Zuggäste diskutierten sie lautstark über ihre zukünftigen Bundestagsmandate und wer von ihnen wohl asl Erster Kanzler werden würde."

Buchbeschreibung:

"Von singenden Hausnachbarn und nackt schlafwandelnden Zimmernachbarn, raumgreifenden Sitzplatznachbarn  und redseligen Friedhofsnachbarn: Mit charmantem Witz erzählen Wladimir Kaminer und Martin Hyun von ihren Nachbarschaftserfahrungen. Sie erklären, wie man ungeliebte Mitbewohner loswird und erfolgreich kollektiven Projekten ausweicht. Wem im Flugzeug die Armlehne gehört. Und warum Nachbarn nicht nur fürs Gießen der Zimmerpflanzen oder für gemeinschaftliche Straßenfeste wertvoll sind."

Montag, 28. April 2025

Mak, Geert "Große Erwartungen"

Mak, Geert "Große Erwartungen: auf den Spuren des europäischen Traums" (Niederländisch: Grote verwachtingen. In Europa 1999-2019) - The Dream of Europe. Travels in a Troubled Continent - 2019

Dieses Buch war ein Weihnachtsgeschenk meines Sohnes. Normalerweise lese ich niederländische Bücher auf Niederländisch, aber dies war eine englische Ausgabe. Darüber war ich letztendlich nicht unglücklich, denn nun kann ich es an meine Söhne weitergeben. Sie sprechen zwar beide Niederländisch, würden aber ein so umfangreiches Buch in dieser Sprache nicht lesen.

Ich habe einige Bücher dieses fantastischen Journalisten und Autors gelesen. Alle handeln von den Veränderungen unseres Kontinents in der heutigen Zeit. Absolut interessant und sehr gut recherchiert und beschrieben.

Er schrieb dieses Buch vor sechs Jahren und sagte viele Ereignisse voraus, die heute wahr sind. Das zeigt, wie gut er beobachtet. Es kann als Fortsetzung von "In Europa. Reisen durch das 20. Jahrhundert" (In Europe. Travels through the Twentieth Century/In Europa: Reizen door de twintigste eeuw) angesehen werden. Eine sehr verdiente und sehr gut gemachte Fortsetzung. Seine Beobachtungen über die ersten zwanzig Jahre unseres Jahrhunderts sind schockierend und beängstigend. Wir sollten hören, was er über die Zukunft zu sagen hat.

Und hier sind einige wichtige Zitate (von vielen):

"Ich habe Der europäische Landbote geschrieben, um zu zeigen, wie es sein sollte. Die Hauptstadt ist, wie es tatsächlich ist." Robert Menasse

"Aber wenn sich all diese Idioten ohne ausreichenden Widerstand in der Politik zusammentun, entsteht eine Diktatur der Idiotie." Jacques de Kadt, niederländischer Essayist, 1936

"Ihm [einem der republikanischen Kandidaten von 2015] fehlte selbst der grundlegendste Respekt vor Fakten, Institutionen und demokratischen Prinzipien. Für ihn waren politische Gegner Feinde, ein Kompromiss keine würdevolle Übereinkunft, sondern eine Kapitulation …" Trifft das nicht auf alle zu???

Buchbeschreibung:

"Von den Küsten Lampedusas bis zu Putins Moskau, vom störrischen Katalonien bis zu den muslimischen Vororten Kopenhagens: Unser Kontinent ist zum Zerreißen gespannt. Was ist, dreißig Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges, aus dem alten europäischen Traum – Frieden, Freiheit und Wohlstand – geworden, der immer mehr zum Albtraum wird? Geert Mak, der geniale Erzähler unter den Historikern unserer Zeit, schrieb 2005 mit seinem Buch In Europa, einen Klassiker – ein Reisebericht, zugleich die Bestandsaufnahme Europas am Ende eines katastrophenreichen Jahrhunderts, samt all der Euphorie zu Beginn des neuen Millenniums. Wo stehen wir heute, zwanzig Jahre später? Was ist aus den großen Erwartungen geworden? Wie keinem Zweiten gelingt es Mak, das fragile Wesen Europas zu ergründen, es in zahllosen Geschichten sichtbar und sinnlich wahrnehmbar zu machen. Und den Menschen dieses Kontinents eine Stimme zu verleihen."

Mak, Geert "In Europa"

Mak, Geert "In Europa: Eine Reise durch das 20. Jahrhundert" (Niederländisch: In Europa: Reizen door de twintigste eeuw) - In Europe. Travels through the twentieth century - 2004

Das 20. Jahrhundert. Was für ein Jahrhundert! Wenn wir älter als 30 Jahre sind, erinnern wir uns vielleicht an einen Teil davon. Ich erinnere mich an die letzte Hälfte. Die bessere Hälfte, denke ich, die friedliche Hälfte, in der der Krieg nur kurz bevorstand, aber nie präsent war. Zumindest nicht in dem Teil der Welt, in dem ich lebte.

Geert Mak ist ein exzellenter niederländischer Journalist, der mehrere Sachbücher über das Leben im Allgemeinen und insbesondere in diesem Teil der Welt geschrieben hat (ich habe "Wie Gott verschwand aus Jorwerd. Der Untergang des Dorfes in Europa" hier beschrieben).

Mit diesem Werk hat er sich selbst übertroffen. Er reist durch Europa (nicht nur im Buch, sondern auch im wirklichen Leben) und beschreibt jedes Jahrzehnt des Landes, das er gerade besucht. Manche davon muss er natürlich mehrmals besuchen.

Auf jeden Fall gibt er einen brillanten Überblick über das Jahrhundert, das das Leben aller (und nicht nur das der Europäer) für immer verändert hat. Lasst uns aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Die Lektüre eines solchen Buches könnte uns allen helfen, diese Fehler besser zu verstehen und zu versuchen, sie für eine bessere und friedlichere Welt zu vermeiden.

Buchbeschreibung:

"Europa erfahren – Geert Mak auf den Spuren des 20. Jahrhunderts

Geert Mak, der große Erzähler unter den Historikern unserer Zeit, legt mit diesem Buch sein bisheriges Hauptwerk vor. Seine Geschichte des 20. Jahrhunderts ist als ein Reisebericht angelegt und versteht sich als eine Bestandsaufnahme Europas am Ende eines katastrophenreichen Jahrhunderts. Mak sucht die Orte auf, an denen die Geschichte in besonderer Weise Spuren hinterlassen hat. Ein kluges und bewegendes Buch, das uns zu Augenzeugen des letzten Jahrhunderts macht.

Für dieses Buch ist Geert Mak ein Jahr lang kreuz und quer durch Europa gereist. In jedem Monat seiner Reise nimmt sich Mak einen weiteren Abschnitt des 20. Jahrhunderts vor. Im Januar besucht er Paris, wo das 20. Jahrhundert mit der großen Weltausstellung seinen optimistischen Anfang nahm. Im Dezember befinden wir uns in den Ruinen Sarajewos, die das Ende des blutigen Jahrhunderts markieren.

Mak liest die Spuren, die das 20. Jahrhundert auf unserem Kontinent hinterlassen hat, er begibt sich auf die Suche nach der Befindlichkeit Europas, wie sie an historischen Erinnerungsorten und in den Geschichten von Menschen zum Vorschein kommt. Dabei wird erkennbar, in welcher Weise die Vergangenheit unsere Gegenwart prägt, wie sie uns Europäer verbindet, vielfach aber auch trennt.

Mak versteht es wie kein anderer, der Geschichte Europas im 20. Jahrhundert ein Gesicht zu geben, sie in zahllosen Details sichtbar, fühlbar, sinnlich wahrnehmbar zu machen. Auf seiner Reise sprach Mak mit Schriftstellern und Politikern, mit Dissidenten und hochrangigen Offizieren, mit einem Bauern aus den Pyrenäen und mit dem Enkel des letzten deutschen Kaisers sowie mit zahlreichen anderen Europäern, die ihm ihre Erfahrungen und Erinnerungen anvertraut haben."

Samstag, 26. April 2025

Unigwe, Chika "Schwarze Schwestern"

Unigwe, Chika "Schwarze Schwestern" (Niederländisch: Fata Morgana) - On Black Sisters' Street - 2007

4 afrikanische Mädchen leben in Antwerpen, Belgien. Eine schöne Stadt. Aber das Leben der Mädchen ist nicht so schön, sie wurden nach Europa gebracht, um als Prostituierte zu arbeiten, ihr Antwerpen ist das Rotlichtviertel. Wir hören oft Geschichten über diese Mädchen, die wie Sklavinnen gehalten werden, aber nie mit vielen Details.

Chika Unigwe hat uns ihre Welt auf höchst interessante Weise beschrieben, sie ist sicherlich eine Autorin, deren Lektüre es sich lohnt, zu beobachten.

Sisi, Ama, Efe und Joyce kommen alle aus Nigeria (also, Joyce kam aus dem Sudan über Nigeria nach Belgien) und wir erfahren Stück für Stück ihre Geschichten, wie sie in diesem Leben gelandet sind, sogar denken, dass sie dieses Leben selbst gewählt haben, wie ihr altes Leben langsam aber sicher zerbröckelt ist. Wir lernen nicht nur die Mädchen kennen, sondern auch ihre Familien, erfahren etwas über ihren Hintergrund.

Eine herausfordernde, atemberaubende Geschichte. Und natürlich passiert das in jeder Stadt der westlichen Welt. Zeit, etwas dagegen zu tun.

Wie Mariama Bâs "Ein so langer Brief" (So Long a Letter) wurde dieses Buch im Artikel "Die nicht-westlichen Bücher, die jeder Schüler lesen sollte" (The non-western books that every student should read) erwähnt. Ich glaube, ich muss noch mehr darüber schreiben.

Buchbeschreibung:

"Sie hofften auf ein besseres Leben - und erlebten die Hölle!

Chika Unigwe erzählt das Schicksal von vier nigerianischen Frauen, die ins Paradies wollen und als Prostituierte in einem europäischen Rotlichtviertel landen. Und sich dort durch ein großes Unglück unverhofft näherkommen."

Freitag, 25. April 2025

Christie, Agatha "Die Mausefalle"

Christie, Agatha "Die Mausefalle" (Englisch: The Mousetrap) - 1952

Mein Mann und ich sind große Agatha-Christie-Fans. Ich habe zwar nicht alle ihre Bücher gelesen, aber wir haben bestimmt jede Verfilmung gesehen, die es gibt. Die einzige Geschichte, die wir nicht kennen, ist "Die Mausefalle", und ich wusste gar nicht, dass man davon ein Buch kaufen kann. Als der Read the Year Club beschloss, dieses Mal ein Buch aus dem Jahr 1952 zu lesen, bin ich zufällig auf diese Geschichte gestoßen. Ich habe mich riesig gefreut, denn ich glaube nicht, dass wir so schnell nach London kommen, und wer weiß, ob es dann überhaupt möglich ist, das Stück zu sehen.

Wie auch immer, die Geschichte ist typisch Agatha Christie. Viele Verdächtige, jeder könnte der Mörder sein. Und alles ist so rätselhaft und verwirrend. Genau wie jede andere Agatha-Christie-Geschichte.

Also, wer die Möglichkeit hat, sich das Stück anzusehen, sollte das unbedingt tun. Und wer die Möglichekit nicht hat, sollte es lesen. Ich bin lese eigentlich nicht gerne Theaterstücke, aber dieses hier war wirklich leicht zu lesen. Und unterhaltsam.

Buchbeschreibung:

"Auf was für ein Wagnis sich Molly und Giles Davis einlassen, als sie beschließen, Monkswell Manor in eine Fremdenpension zu verwandeln, können sie nicht ahnen. Die Unruhe, mit der sie ihre Gäste empfangen, ist zuerst nur Lampenfieber. Doch als ein Schneesturm das einsame Haus völlig von der Umwelt abschneidet, verwandelt sich ihre Nervosität in beklemmende Furcht. Denn einer ihrer Gäste ist ein Mörder."

Christie, Agatha "Und dann gabs keines mehr"

Christie, Agatha "Und dann gabs keines mehr" (Englisch: And then there were none - früher: Ten Little Niggers) - 1939

Ich liebe Agatha Christie. Aber normalerweise sehe ich sie nur im Fernsehen, da ich nicht viele Krimis lese.

Bei diesem Buch war es anders. Unser Online-Lesekreis beschloss, die Auswahl der Bücher zu verschieben und stattdessen online verfügbare Bücher zu lesen. Eine der Auswahlmöglichkeiten war "Und dann gab's keines mehr". Ich erinnere mich, dass ich den Film in einem örtlichen Theater gesehen habe und die Hälfte der Laienschauspieler persönlich kannte. Ich weiß noch, dass es großartig war, aber ich konnte mich nicht an das Ende erinnern. Komisch, denn so etwas passiert mir sehr selten. Allerdings wurde auch von anderen berichtet, dass sie es vergessen hatten – vielleicht eine weitere tolle Wendung der Autorin?

Wie auch immer, wie bei den Fernsehadaptionen hat mir diese Geschichte sehr gut gefallen. Sie war sehr spannend, die Charaktere waren gut geschrieben und man begann sie wirklich zu mögen. Ich konnte mir keinen von ihnen als den "Bösewicht" (oder die "Bösewichtin") vorstellen, sie wirkten alle so nett und hatten einen guten Grund für die Tat, der sie beschuldigt wurden. Ja, alle hatten angeblich jemanden getötet und wurden deshalb auf die Insel gelockt, um getötet zu werden.

Ich denke, wir alle kennen den Kinderreim, nach dem das Buch ursprünglich benannt wurde (es gab sogar eine deutsche Version und wahrscheinlich noch mehr in anderen Sprachen, manchmal mit anderem Titel/anderen Charakteren):

"Zehn kleine Negerlein, die fuhren übern Rhein;
Das eine ist in's Wasser gefall'n, da waren's nur noch neun.

Neun kleine Negerlein, die gingen auf die Jagd,
Das eine wurde totgeschossen, da waren's nur noch acht

Acht kleine Negerlein, die gingen in die Rüb'n,
Das eine hat sich totgegessen, da waren's nur noch sieb'n.

Sieben kleine Negerlein, die gingen zu 'ner Hex',
Das eine hat sie totgehext, da waren's nur noch sechs.

Sechs kleine Negerlein, gerieten in die Sümf,
Das eine ist d'rin stecken geblieb'n,da waren's nur noch fünf.

Fünf kleine Negerlein, die gingen mal zum Bier,
Das eine hat sich totgetrunken, da waren's nur noch vier.

Vier kleine Negerlein, die aßen heißen Brei,
Das eine hat zuviel gegessen, da waren's nur noch drei.

Drei kleine Negerlein, die fuhr'n in die Türkei,
Den einen traf der Sonnenstich, da waren's nur noch zwei.

Zwei kleine Negerlein, die fingen an zu weinen,
Der eine hat sich totgeweint, da gab es nur noch einen.

Ein kleines Negerlein, das fuhr mal in der Kutsch,
Da ist es unten durchgerutscht, da war'n sie alle futsch."

Im amerikanischen Originallied, waren es erst Indianer, dann Soldatenjungen, und zuletzt die Negerlein. Aber zum Glück wird das Lied so nicht mehr gesungen. Viele Übersetzungen verwenden immer noch den alten Titel, was ich, besonders heutzutage, völlig inakzeptabel finde. (Hätte damals schon so sein sollen, aber wir wissen ja, wie es war. Leider.)

Es war sehr schön, diese Geschichte zu lesen. Wie immer bei Agatha Christies Büchern ist das Ende völlig überraschend. Es gibt Krimis, bei denen man versuchen kann zu erraten, wer der Verbrecher ist. Bei Agatha ist das selten der Fall. Ich war immer genervt, wenn am Ende ein Detail auftaucht, das die ganze Geschichte verändert. Das kann man unmöglich wissen.

Allerdings habe ich mir inzwischen alle Miss Marple- und Monsieur Poirot-Geschichten (und einige andere) im Fernsehen angesehen und sollte wahrscheinlich ein paar ihrer Bücher lesen. Zumindest dieses hier war sehr gut. Ein toller Krimi.

In der Diskussion wurde über die Handlung gesprochen und darüber, wie der Leser in die Geschichte hineingezogen wurde. Geschichte, Charaktere und ihre Verbrechen, Motivationen, Archetypen. Es scheint auch einige Verfilmungen und Serienadaptionen der Geschichte zu geben, wobei die neue BBC-Adaption offenbar deutlich härter und grausamer ist. Das muss ich mir genauer ansehen.

Wir haben dies im Mai 2020 in unserem internationalen Online-Lesekreis besprochen.

Buchbeschreibung:

"Eine kleine Insel vor der Küste Devons, ein geheimnisvoller Gastgeber und ein gnadenloses Unwetter - sobald das Meer sich beruhigt, werden vom Festland Boote und Menschen kommen. Und sie werden zehn Tote und ein ungelöstes Problem auf der Insel finden..."

Christie, Agatha "Poirot rechnet ab"

Christie, Agatha "Poirot rechnet ab" (Englisch: Poirot Investigates) (Hercule Poirot #3) - 1924 

Bevor ich etwas über das Buch sage: Ich bin kein großer Fan von Kriminalgeschichten. Zumindest nicht in Büchern. Ich liebe sie auf der Leinwand. Und Monsieur Poirot ist eine meiner Lieblingsfiguren in allen Krimiserien, egal ob früher oder heute. Der aktuelle Schauspieler, David Suchet, ist der Beste von allen, er macht einen fantastischen Job, er IST Hercule Poirot.

Deshalb beschloss ich, dass es an der Zeit wäre, ein Buch von Agatha Christie zu lesen, und stieß auf dieses kleine Juwel.

Ich werde Kriminalgeschichten immer noch nicht zu meinem Lieblingsgenre hinzufügen, ich glaube nicht, dass das jemals passieren wird. Aber Agatha Christie war eine großartige Schriftstellerin. Und nachdem ich all diese Geschichten auf der Leinwand gesehen habe, höre ich den französischen Akzent von "Monsieur Poirot" jedes Mal, wenn er ein Wort spricht.

Das ist eine nette Lektüre, wenn man etwas braucht, auf das man sich nicht zu sehr konzentrieren möchte.

Und das sind die Geschichten in diesem Buch:

And these are the stories included in this book:
Die Augen der Gottheit (The Adventure of the Western Star)
Die Tragödie von Marsdon Manor (The Tragedy at Marsdon Manor)
Die mysteriöse Wohnung (The Adventure of the Cheap Flat)
Das Mysterium von Hunter's Lodge (The Mystery of Hunter's Lodge)
Der raffinierte Aktienhandel (The Million Dollar Bond Robbery)
Das Abenteuer des ägyptischen Grabes (The Adventure of the Egyptian Tomb)
Der Juwelenraub im Grand Hotel (The Jewel Robbery at the Grand Metropolitan)
Der entführte Premierminister (The Kidnapped Prime Minister)
Das Verschwinden Mister Davenheims (The Disappearance of Mr Davenheim)
Das Abenteuer des italienischen Edelmannes (The Adventure of the Italian Nobleman)
Das fehlende Testament (The Case of the Missing Will)

Buchbeschreibung:

"Meisterdetektiv Hercule Poirot zeigt sich wieder einmal von seiner besten Seite. Ob er im Grand Hotel einen groß angelegten Juwelendiebstahl im letzten Augenblick aufdeckt, durch ein winziges Detail dem Geheimnis eines berühmten Bankiers auf der Spur ist oder dem Fluch der ägyptischen Gottkönige mit seiner nüchternen Logik beikommt Poirot wirbelt alle durcheinander: die Polizei, seinen Freund Hastings und den gebannten Leser.

- Die Augen der Gottheit
- Die Tragödie von Marsdon Manor
- Die mysteriöse Wohnung
- Das Mysterium von Hunter's Lodge
- Der raffinierte Aktienhandel
- Das Abenteuer des ägyptischen Grabes
- Der Juwelenraub im Grand Hotel
- Der entführte Premierminister
- Das Verschwinden Mister Davenheims
- Das Abenteuer des italienischen Edelmannes
- Das fehlende Testament"

Christie, Agatha "Mord im Orient-Express"

Christie, Agatha "Mord im Orient-Express" (Englisch: Murder on the Orient Express) (Hercule Poirot #10) - 1934

Wer kennt "Mord im Orient-Express" nicht? Ich weiß, ich habe das schon hundertmal gesehen. Zuerst mit Albert Finney als Monsieur Poirot, dann mit Alfred Molina, dann mit DEM Hercule Poirot, David Suchet und nicht zuletzt mit dem großartigen Kenneth Branagh.

Also dachte ich, es wäre an der Zeit, das Buch zu lesen. Alle Filme, die ich gesehen habe, unterscheiden sich ein wenig, und ich habe mich immer gefragt, welcher dem Buch am nächsten kommt. Nun ja, alle haben etwas ausgelassen oder geändert, wer was gesagt hat oder sogar wer wer war. Aber sie bleiben alle nah am Buch. Agatha Christie hatte eine enorme Fantasie, und dieser Roman zeigt uns wieder einmal, wie wunderbar ihre Geschichten sind.

Buchbeschreibung:

"Eigentlich wollte Hercule Poirot die Fahrt in dem weltberühmten Luxuszug genießen, aber seine Mitreisenden verderben ihm das Vergnügen gründlich. Allerdings wird er bald entschädigt, denn eine Leiche wird entdeckt. Ein Toter und ein Zug voller Verdächtiger: ein gefundenes Fressen für den Meisterdetektiv."

Donnerstag, 24. April 2025

Salinger, J. D. "Der Fänger im Roggen"

Salinger, J. D. "Der Fänger im Roggen" (Englisch: The Catcher in the Rye) - 1951

Ich habe diesen Klassiker gelesen, als ich noch zur Schule ging. Das perfekte Alter, um über einen rebellischen Teenager zu lesen, könnte man meinen.

Als ich klein war, hatte ich nicht viele Bücher, also musste ich mir Bücher aus unserer kleinen Dorfkirchenbibliothek und unserer ebenso kleinen Schulbibliothek (verglichen mit heute) ausleihen, also war ich nicht sehr wählerisch, ich habe gelesen, was ich bekam.

Ich hatte nicht viel Sympathie für Holden Caulfield, vielleicht, weil ich auf eine Schule mit vielen Jungs ging und vielleicht auch zu Hause von vielen Jungs umgeben war. Ich liebte die Schule und konnte mir nicht vorstellen, dass jemand das nicht tat. So viele Faktoren.

Alles in allem, ihr habt es vielleicht erraten, hat mir dieses Buch nicht gefallen.

Kommentare unserer Lesekreismitglieder:
  • Ich habe es vor fast 60 Jahren zum ersten Mal gelesen und Holdens wütende Negativität akzeptiert, aber beneidete ihn um seine Freiheit und seine Möglichkeiten. Als ich es für die Diskussion noch einmal las, studierte ich es sorgfältig, um Hinweise darauf zu finden, was er nicht gesagt hatte, und um Erkenntnisse über die Ursprünge seines scheinbar rücksichtslosen und selbstzerstörerischen Verhaltens zu gewinnen. Mein Eindruck ist, dass Holden Salingers Stimmung und Einstellung darstellt, nachdem sein Vater ihn daran gehindert hatte, eine kreative Karriere zu verfolgen, gefolgt von dem überwältigenden Schrecken dessen, was er während des Zweiten Weltkriegs erlebte. Holdens Besessenheit, dazuzugehören, rührte wahrscheinlich von Salingers Erfahrungen als Sohn eines jüdischen Einwanderers an einer vornehmen Privatschule her und davon, dass solche versnobten Institutionen intellektuelle Fähigkeiten nicht höher schätzten als Geburt, Geld, Einfluss und sportliches Können. Sein Bedürfnis nach Kontrolle rührte von Salingers Kampf her, sein Talent zu verwirklichen, während andere versuchten, ihn zu etwas zu formen, das er nicht war. In seinen späteren Geschichten über die Familie Glass wettert Salinger gegen die gedankenlose, materialistische Kultur des Nachkriegsamerika, ihr Versagen, Intellektualismus und Spiritualität zu schätzen oder die düsteren Lehren des Zweiten Weltkriegs nüchtern zu beherzigen. 
  • Wir hatten eine sehr gute Diskussion über die Hauptfigur, ihre geistige Gesundheit und ihren Reifegrad. Er tat mir leid, da er eindeutig depressiv und ängstlich war und ein Trauma durch den Verlust seines Bruders erlitt. Mir gefiel die Art, wie die Geschichte geschrieben war, und die chaotischen Ereignisse nicht besonders, aber ich war froh, sie gelesen zu haben, und insbesondere die Diskussion mit der Gruppe war sehr interessant.
  • Ich hatte dieses Buch schon viele Male gelesen, aber vor langer Zeit. Als ich es noch einmal las, mit einigen der Erkenntnisse, die ich in der Zwischenzeit gewonnen hatte, insbesondere nach 10 Jahren als Schullehrerin, fand ich es sehr traurig – er tat mir sehr leid. Außerdem scheint mir der ganze Teil der Geschichte, vom Verlassen von Pencey bis zu Phoebes Aussage, dass er in einer Hütte leben wird, sehr charakteristisch für eine bipolare manische Episode zu sein, was mir bei einer früheren Lektüre nicht so klar war. Besonders berührt hat mich der Teil, in dem er jedes Mal, wenn er vom Bürgersteig trat, seinen toten Bruder anrief, ihn zu retten. Ich habe immer mit Holden mitgefühlt (obwohl ich weder männlich noch Amerikaner noch reich bin), aber durch meine Lebenserfahrungen habe ich inzwischen seine Situation besser verstanden, insbesondere was den Verlust betrifft.
  • Ich habe dieses Buch über mehrere Jahrzehnte hinweg ein paar Mal gelesen und es hat mir nie gefallen. Als ich jung war, konnte ich Holdens Privilegien oder Dummheit überhaupt nicht nachvollziehen. Im Laufe der Jahre habe ich Menschen kennengelernt, die Elemente von Holden in sich trugen, die psychisch krank waren und sich deshalb, so dachte ich, immer noch sehr von mir unterschieden. Als ich es für diese Gruppe noch einmal durchlas, konnte ich Holdens Ansichten als gültige Perspektiven auf die Schwierigkeiten, jung in einer verwirrenden Gesellschaft zu sein, eher respektieren. Ich mag das Buch immer noch nicht, aber es wird nicht in Vergessenheit geraten.
Das sind einige sehr gute Erkenntnisse. Vielleicht war einer der Gründe, warum mir das Buch nicht gefiel, dass er alle Möglichkeiten hatte, die ich als Mädchen aus einer armen Familie, das aus so vielen Gründen keine höhere Bildung erlangen konnte, nicht hatte.

Dies war auch die Lektüre unseres internationalen Online-Lesekreises im Mai 2021.

Buchbeschreibung: 
 
"Der 16-jährige Holden Caulfield wird aus Pencey, einem Internat in Pennsylvania, verwiesen, weil er in vier von fünf Fächern durchgefallen ist. Eigentlich soll er bis zu Beginn der Ferien in der Schule bleiben, doch er packt kurzentschlossen seine Sachen und macht sich auf den Weg in seine Heimatstadt New York. Da seine Eltern noch nichts von seinem Rauswurf wissen und ihn erst drei Tage später erwarten, irrt Holden ziellos durch die winterliche Stadt und steigt in einem Hotel ab. Verschiedene Annäherungsversuche an Frauen schlagen fehl. Der Hotelpage vermittelt Holden eine Prostituierte, von deren Zuhälter er verprügelt wird. Am nächsten Morgen verlässt Holden das Hotel, schließt seinen Koffer im Bahnhof ein und verabredet sich mit Sally Hayes, einer ehemaligen Schulfreundin. Sie gehen gemeinsam ins Theater und zum Schlittschuhlaufen. Als Holden ihr vorschlägt, mit ihm auszureißen, zerstreiten sie sich.

Nach einer weiteren desillusionierenden Begegnung mit einem ehemaligen Schulkameraden schleicht Holden sich nachts nach Hause zu seiner neunjährigen Schwester Phoebe. Anschließend geht er zu einem ehemaligen Lehrer, um bei ihm zu übernachten; da er dessen sexuelle Annäherung fürchtet, schläft er schließlich auf dem Bahnhof. Am nächsten Tag trifft er sich mit Phoebe, um ihr zu sagen, dass er nach Westen fliehen will. Weil Phoebe ihn begleiten möchte, verspricht er jedoch nach Hause zu kommen und macht mit ihr einen Ausflug in den Zoo."

Mittwoch, 23. April 2025

Pamuk, Orhan "Diese Fremdheit in mir"

Pamuk, Orhan "Diese Fremdheit in mir" (Türkisch: Kafamda Bir Tuhaflık) - A Strangeness in my Mind - 2014

Orhan Pamuk ist definitiv einer meiner Lieblingsautoren. Ich lese gern Nobelpreisträger und er hat den Nobelpreis gewonnen. Ich lese gern die Gewinner des Deutschen Friedenspreises und er hat den Deutschen Friedenspreis gewonnen (bevor er den Nobelpreis gewonnen hat). Ich lese gern türkische Bücher und er schreibt türkische Bücher. Was kann man also nicht mögen?

In diesem Roman beschreibt er das Leben eines türkischen Mannes, der die Schwester des Mädchens heiratet, in das er sich verliebt hat. Die Charaktere sind ungefähr in meinem Alter, was es noch interessanter macht, mein Leben mit dem ähnlicher Menschen in der Türkei zu vergleichen. Man lernt den Protagonisten und seine Familie und Freunde sehr gut kennen und man fängt an, sie zu mögen, egal was passiert.

Was mir an seinen Büchern auch gefällt, ist, dass er nicht davor zurückschreckt, über politische Probleme im Land zu sprechen. Wie kommen arme Menschen auf der sozialen Leiter nach oben? Das tun sie nicht. Was ist mit den Frauenrechten? Die gibt es kaum. Wie behandeln sie Minderheiten (wie die Kurden)? Nicht gut.

Wie immer spielt Istanbul, die Heimatstadt des Autors, eine große Rolle in diesem Roman. Man merkt an seiner Darstellung, dass er seine Stadt liebt, aber auch die negativen Seiten sieht.

Eine großartige Geschichte über ganz normale Menschen, eine schöne Geschichte, die gut beginnt, aber mit jeder Seite, die man umblättert, immer spannender wird.

Buchbeschreibung:

"Kann man die falsche Frau heiraten und trotzdem die große Liebe finden? Mevlut ist Straßenverkäufer in Istanbul, als er sich Ende der 60er Jahre auf der Hochzeit seines Cousins in die jüngere Schwester der Braut verliebt. Drei Jahre lang schreibt er ihr Liebesbriefe nach Anatolien. Doch dann schickt man ihm die ältere Schwester. Pflichtbewusst heiratet Mevlut Rayiha, und ausgerechnet ein Jugendfreund nimmt seine Angebetete zur Frau. Die beiden Familien leben drei Jahrzehnte in enger Verbundenheit, doch dann nimmt ihr Schicksal eine dramatische Wende. Istanbul aus der Sicht kleiner Leute: Ein großartiger Schelmenroman und ein Familienepos – vor allem aber erzählt der Nobelpreisträger Pamuk eine erstaunliche Liebesgeschichte."

Orhan Pamuk "der auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt Istanbul neue Sinnbilder für Zusammenstoß und Verflechtung der Kulturen gefunden hat" erhielt den Nobelpreis für Literatur 2006.

Orhan Pamuk hat 2005 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Pamuk, Orhan "Das schwarze Buch"

Pamuk, Orhan "Das schwarze Buch" (Türkisch: Kara Kitap) - The Black Book - 1990 

Ein Mann sucht seine verschwundene Frau. Er streift durch die Straßen Istanbuls, um einen Blick zurück auf ihre Vergangenheit zu werfen. Dabei verlässt er sich vor allem auf die Hilfe zweier Kolumnisten. Das ist auch schon die Handlung dieser Geschichte. Aber es steckt so viel dahinter, so viele "Begegnungen", Gegenwart trifft auf Vergangenheit, Ost auf West, Religion auf Säkularismus.

Orhan Pamuk schafft es, seine Heimatstadt so zu beschreiben, dass man sie unbedingt (wieder) besuchen möchte, er macht sie so interessant, den Wechsel der Menschen und Kulturen. Dieses Buch ist nicht nur ein Roman, es sind viele Kurzgeschichten, die miteinander verwoben sind, verschiedene Personen erzählen die Geschichte, ein Teil davon wurde von den beiden Kolumnisten geschrieben, sodass man im ganzen Roman verschiedene Stimmen hört.

Wie auch seine anderen Bücher hat mir das Buch dieses herausragenden Autors sehr gut gefallen.

Buchbeschreibung:

"Der Held dieses türkischen Romans - ein etwas windiger Anwalt namens Galip - entdeckt eines Tages, daß seine Frau und sein Cousin verschwunden sind. Er macht sich auf die Suche und glaubt zuweilen, ihnen näherzukommen, aber Istanbul wird ihm immer mehr zu einem Labyrinth geheimer Hinweise, in dem er nicht nur die beiden, sondern auch sich selbst verliert. Der eigentliche Protagonist dieses Romans ist die Stadt Istanbul. Orhan Pamuk ergründet für uns ihre Tiefen, ihre Verborgenheiten und ihre sich überlagernden Schichten, er taucht hinab in die unterirdischen Gänge, auf denen die moderne Großstadt sich erhebt - Byzantion, Byzos, Nova Roma, Konstantinopolis - die vielen Gesichter einer Hauptstadt, die am Schnittpunkt zwischen Europa und dem Nahen Osten liegt, zwischen Geschichtsträchtigkeit und moderner Urbanität."

Weitere fantastische Bücher: "Rot ist mein Name"/"My Name is Red" and "Istanbul"/"Istanbul - Memories of a City"

Orhan Pamuk "der auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt Istanbul neue Sinnbilder für Zusammenstoß und Verflechtung der Kulturen gefunden hat" erhielt den Nobelpreis für Literatur 2006.

Orhan Pamuk hat 2005 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Pamuk, Orhan "Cevdet und seine Söhne"

Pamuk, Orhan "Cevdet und seine Söhne" (Türkisch: Cevdet Bey ve Oğulları) - Cevdet Bey and His Sons - 1982

Orhan Pamuk ist nicht nur einer meiner liebsten türkischen Autoren, er ist auch einer meiner Lieblingsautoren überhaupt. Er hat eine besondere Fähigkeit, über Menschen und Ereignisse zu sprechen, die einem das Gefühl gibt, man sei mittendrin. Ob es um einen Mord im Mittelalter geht (Rot ist mein Name/My Name is Red) oder er uns von seinem Leben erzählt (Istanbul/Istanbul - Memories of a City), er bringt uns die Türkei und den Islamismus näher, er lässt uns viele Dinge verstehen, die wir ohne ihn nicht wüssten.

In diesem Buch erzählt er die Geschichte von Cevdet, einem Kaufmann in Konstantinopel (heute Istanbul) zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Er beschreibt sein Leben auf lebendige Weise und geht dann weiter zur nächsten Generation, seinen Söhnen und ihren Freunden im Istanbul vor dem Zweiten Weltkrieg, bis er schließlich 1970 seinen Enkel erreicht. Wir folgen der Familie Bey vom Osmanischen Reich bis zu ihrer Unabhängigkeit, die gesamte Geschichte des 20. Jahrhunderts. Wir lesen über die Kriege, Kemal Attatürk und seine Visionen, die Veränderungen, die die Menschen in dem Land durchmachen, das wir heute Türkei nennen, die Sultane und ihr Reich und wie sie mit ihrem neuen Leben zurechtkamen. Eine Geschichte über eine wohlhabende Familie, aber auch über die Menschen um sie herum, die nicht so viel Glück hatten.

Eine großartige Geschichte von einem großartigen Autor.

Buchbeschreibung:

"Istanbul im Jahr 1905: Cevdet fährt mit der Kutsche kreuz und quer durch die Stadt und wird mit verschiedenen Konfessionen, Nationalitäten, Weltanschauungen und sozialen Verhältnissen konfrontiert. Er versucht, sich über seine Identität und über seine Zukunft klar zu werden. Dreißig Jahre später stehen Cevdets drei Kinder im Mittelpunkt, für die sich alles verändert hat: die Zeitrechnung, die Kleidung, die Schrift, die Gesellschaft, das ganze politische System. Eindringlich und stimmungsvoll schildert Pamuk in seinem großen Familienepos Aufstieg und Fall einer Dynastie. Orhan Pamuk führt in seinem Debüt-Roman durch drei Generationen einer Familie und zeichnet zugleich den Weg der Türkei in die Moderne."

Erwähnte Bücher:
Balzac, Honoré de "Le Père Goriot" (Old Father Goriot/Vater Goriot) (Rastignac)
Karaosmanoğlu, Yakup Kadri "Ankara"
Stendhal "Le Rouge et le Noir" (The Red and The Black/Rot und Schwarz)

Orhan Pamuk "der auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt Istanbul neue Sinnbilder für Zusammenstoß und Verflechtung der Kulturen gefunden hat" erhielt den Nobelpreis für Literatur 2006.

Orhan Pamuk hat 2005 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Dienstag, 22. April 2025

Tolkien, J.R.R. "Der kleine Hobbit"

Tolkien, J.R.R. "Der kleine Hobbit" (Englisch: The Hobbit) - 1937

Ich habe vor Ewigkeiten versucht, "Der kleine Hobbit" zu lesen, weil so viele Leute sagten, ich sollte es lesen. Nicht mein Ding. Ich stehe nicht auf Fantasy, was komisch ist, denn ich liebte Märchen und tue das immer noch. Vielleicht waren es Tolkien und seine Hobbits, die es vermasselt haben, aber das bezweifle ich. Ich finde, sein Schreibstil ist nicht so schlecht, aber ich lese lieber über echte Menschen mit echten Problemen.

Unnötig zu sagen, dass ich nicht mal versucht habe, "Der Herr der Ringe" (The Lord of the Rings) zu lesen.

Meine "Männer" sind übrigens große Fans von Mittelerde und all seinen Bewohnern und Geschichten.

Buchbeschreibung:

"Im friedlichen Auenland verbringt der Hobbit Bilbo Beutlin sein wenig abenteuerliches Leben. Bis eines Tages 13 Zwerge und der legendäre Zauberer Gandalf uneingeladen zum Tee kommen -- von da an sind die geruhsamen Tage des behäbigen kleinen Hobbits vorbei. Ohne Hut und ohne Frühstück bricht er mit den Zwergen auf, um in einem fernen Land einen verlorenen Schatz wiederzugewinnen. Doch vorher begegnen sie Elben, Trollen, Orks und Riesenspinnen, durchwandern das Nebelgebirge und den Nachtwald, bis sie schließlich zum Einsamen Berg gelangen, wo der Drache Smaug den Schatz der Zwerge bewacht.

Der kleine Hobbit ist ein Buch für Kinder ab 10 Jahren, die abenteuerliche Reisebeschreibung eines kleinen Wesens durch eine fremde Welt voller Phantasiegestalten. Aber gleichzeitig ist es auch der Grundstein und Auftakt des einflußreichsten Werkes der Fantasy-Literatur: Der Herr der Ringe. Der englische Sprachwissenschaftler Tolkien, der in seiner Gesellschaft die Verwurzelung in Mythen vermißte, hatte bereits vor dem kleinen Hobbit mit der Erschaffung einer völlig autonomen Phantasiewelt begonnen, die nicht nur eine eigene Schöpfungsgeschichte, sondern auch eine über viele Zeitalter währende Historie aufweist, mitsamt ihren Völkern, eigenen Sprachen und einer eigenen Geographie.

In dieser Welt spielt die Geschichte von Bilbo Beutlin, und auch wenn vieles noch nicht so deutlich ausgemalt ist wie später im Herr der Ringe, so spürt man doch, daß diese Welt existiert -- irgendwo, irgendwann. Die kleine Geschichte ist Teil von weitaus größeren Ereignissen -- was in Der kleine Hobbit passiert, ist erst der Anfang. So trifft z.B. Bilbo Beutlin tief unter den Bergen auf ein einsames, ausgezehrtes Geschöpf namens Gollum, das einen Ring besitzt, der unsichtbar macht. Dieser Ring wird vom arglosen Bilbo gefunden und mitgenommen -- und er ist es, der dem späteren Werk seinen Namen verleiht.

Ob man den kleinen Hobbit als Kind liest oder als Erwachsener -- auf jeden Fall ist es eine spannende, liebenswerte Geschichte, sprühend vor Phantasie. Eine Geschichte, die Sehnsucht erweckt nach mehr Geschichten von fremden Ländern, Abenteuern, Zauberringen und nach einem Wiedersehen mit jenem Wesen, dessen Erschaffung vielleicht Tolkiens größtes Verdienst ist: dem Hobbit.
"

Montag, 21. April 2025

Brooks, Geraldine "Das Pesttuch"

Brooks, Geraldine "Das Pesttuch" (Englisch: Year of Wonders) - 2001

Meine Güte, was für eine Geschichte! Ich habe schon mehrere Bücher über die Pest gelesen oder Romane, in denen die Pest eine Rolle spielte. Aber dieses hier drehte sich nur um das Buch. Zumindest bis auf die letzten paar Seiten, wo ein anderes Buch mehr oder weniger in ein einziges Kapitel gezwängt wurde.

Trotzdem hat mir dieses Buch über ein Dorf, das während der Pest zu kämpfen hatte und auf die Idee kam, sich vom Rest der Welt abzuschotten, um diese schreckliche Krankheit nicht weiterzugeben, sehr gut gefallen. Das Dorf existierte, die Personen im Buch basierten auf realen Personen aus dieser Zeit. Aber es war trotzdem ein Roman.

Offenbar war dies Geraldine Brooks' erstes Buch. Ich glaube, sie hat inzwischen gelernt, kein so schnelles Ende zu setzen, aber ich fand es trotzdem sehr gut. Die Autorin ist eine großartige Schriftstellerin. Und ich denke, die Covid-19-Pandemie hat uns die Geschichte noch näher gebracht.

Buchbeschreibung:

"Eine Frau gegen den Schwarzen Tod. Als in einem kleinen Dorf im Norden Englands die Pest ausbricht, übernehmen Angst, Hysterie und Hexenwahn die Herrschaft. Der Schwarze Tod wütet unerbittlich. Die Dorfbewohner haben dem Pfarrer gelobt, den Ort nicht zu verlassen, ehe nicht die Seuche besiegt ist. Mehr als einmal sind sie kurz davor, einander gegenseitig zu meucheln. Die junge Witwe Anna Frith beweist in dieser schlimmen Zeit Mut, sie schenkt Leben und findet Liebe und privates Glück. Eines Tages hat das Grauen ein Ende. Aber Anna Frith steht die schwerste Prüfung noch bevor ..."

Brooks, Geraldine "Auf freiem Feld"

Brooks, Geraldine "Auf freiem Feld" (Englisch: March. A Love Story in a Time of War) - 2006

Wer hat "Eine glückliche Zeit/Betty und ihre Schwestern" (Little Women) noch nicht gelesen und würde gerne mehr über die Familie March erfahren? Hier ist eure Chance!

Ich bin kein großer Fan von Fortsetzungen, die von anderen als der Autorin selbst geschrieben wurden, vor allem nicht Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte später. Geraldine Brooks bildet jedoch eine Ausnahme; sie schreibt ihre Romane eher wie Biografien. So auch in diesem Fall. Der Protagonist ihrer Geschichte ist John March, der Vater von Meg, Jo, Beth und Amy, Marmees geliebtem Ehemann. Vieles von seinem Werk wird in "Little Women" im Hintergrund erzählt; hier sehen wir ihn selbst, seine Ideale, seine politische Einstellung. Er war ein Abolitionist und ein Verfechter der Frauenrechte, ein Träumer von einer besseren Welt. So wie Louisa May Alcott die Geschichte ihrer Familie erzählt hat, ist dies die Geschichte ihres Vaters, Amos Bronson Alcott. Er war ein bemerkenswerter Mann, seiner Zeit weit voraus, und seine Geschichte ist lesenswert.

Buchbeschreibung:

"Eine kraftvolle Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges.

Als Mr. March, liebender Gatte und Familienvater, im Krieg lebensgefährlich verwundet wird, scheint das Band zwischen ihm und seiner Frau zerrissen. Er verliebt sich in eine andere und stürzt damit nicht nur sich selbst ins Unglück, sondern auch noch seine Familie und die Geliebte. Ein Roman über die Leidenschaft zwischen einem Mann und einer Frau, über die Liebe zwischen Eltern und Kindern und die lebensgestaltende Kraft des Glaubens."

Geraldine Brooks erhielt 2006 den Pulitzerpreis für "March" (Auf freiem Feld).

Samstag, 19. April 2025

Coelho, Paulo "Brida"

  
Coelho, Paulo "Brida" (Portugiesisch: Brida) - Brida - 1990

Nachdem ich "Der Alchimist" (The Alchemist) gelesen hatte, musste ich unbedingt noch ein Buch von Coelho lesen. Wäre es dasselbe gewesen, wenn ich mit diesem angefangen hätte? Sicherlich nicht. Obwohl das Thema einigermaßen verwandt ist, konnte ich keine Verbindung zu den Charakteren aufbauen. Ein junges Mädchen, das eine Hexe oder Zauberin werden will und bereit ist, dafür die Liebe ihres Lebens aufzugeben.

Obwohl es sich auch hier um eine Suche nach dem Sinn des Lebens handelt, hat es mich nicht auf die gleiche Weise angesprochen. Es muss einen Grund geben, warum es 18 Jahre gedauert hat, bis dieses Buch ins Englische übersetzt wurde (obwohl es normalerweise etwas länger dauert, bis ausländische Bücher ins Englische übersetzt werden, aber Paulo Coelho ist ein international hochgelobter Autor).

Vielleicht ist es nicht fair, dies mit einem Meisterwerk wie "Der Alchimist" zu vergleichen, aber es ist schwierig, dies nicht zu tun. Wenn es von einem anderen Autor geschrieben worden wäre und meine Erwartungen nicht so hoch gewesen wären, hätte ich dieses Buch vielleicht tatsächlich geliebt.

Buchbeschreibung:

"'Aber woran erkennt man den Mann oder die Frau seines Lebens?', fragte Brida. 'Du musst etwas riskieren', war die Antwort. 'Dabei wirst du oft scheitern, du wirst enttäuscht werden, desillusioniert. Aber wenn du nie aufhörst, nach deiner Liebe zu suchen, wirst du sie am Ende finden.'"

Freitag, 18. April 2025

Smiley, Jane "Lidie Newton. Oder die wahre Geschichte eines abenteuerlichen Frauenlebens"

Smiley, Jane "Lidie Newton. Oder ein abenteuerliches Frauenleben" (Englisch: The All-true Travels and Adventures of Lidie Newton) - 1998 

Nachdem ich "Tausend Morgen" (A Thousand Acres) gelesen hatte, musste ich einfach einen weiteren ihrer Romane lesen. Dieser hier handelt von einem völlig anderen Thema und war genauso gut wie ihr preisgekrönter Roman. Ich mochte die Hauptfigur, alles, was sie durchmacht, wird so explizit und mit so viel Gefühl erzählt. Wer amerikanische Geschichte mag, wird fasziniert sein. Wer bisher kein Interesse hatte, bei dem könnte dieses Buch das Interesse wecken. Probiert es aus!

Buchbeschreibung:

"Lidie wächst in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts in Illinois heran. Von Kindheit an sperrt sie sich gegen die traditionelle Frauenrolle und lernt statt der typisch weiblichen Fertigkeiten Reiten und Schiessen, wie die Jungen ihres Alters, beschäftigt sich mit Büchern und entwickelt sich zu einer ausgezeichneten Schwimmerin.

Als 20jährige nutzt sie die Gelegenheit, der als erstickend empfundenen Familienatmosphäre bei ihren älteren Schwestern zu entfliehen, und heiratet einen durchreisenden Neuengländer, Thomas Newton, der als künftiger Siedler unterwegs nach Kansas ist. Sie geht mit ihm in die neugegründete Stadt Lawrence, um dort ein Stückchen Land urbar zu machen und sich eine kleine Farm aufzubauen.

Beide sind Gegner der besonders in den Südstaaten propagierten Sklavenhaltung; Thomas ist sogar aktiv am Kampf beteiligt und versorgt die Anti-Sklaverei-Partei insgeheim mit Waffen. Als sich die Feindseligkeiten zwischen den Parteiungen zuspitzen, gerät Thomas in einen Hinterhalt marodierender Südstaatenfreischärler und wird erschossen.

Lidie macht sich in Männerkleidern auf, die Mörder zu finden und ihren Mann zu rächen. Dieser Weg ist mühselig, abenteuerlich und gefährlich, und er führt zu einem anderen Ziel, als sie gedacht hatte. Unter anderem auch zu der Erkenntnis, dass eine solche Rache, die weiteres Töten nach sich zieht, doch nur wieder eine Lösung der Männerwelt wäre, wie sie Lidie auf ihrem 'Feldzug' in Männerkleidern kennengelernt hat, und dass der Kampf um Menschlichkeit subtilere Mittel verlangt.

Jane Smiley hat einen grossen Frauenroman geschrieben. Sie datiert ihn in der amerikanischen Geschichte zurück bis in eine Zeit erbittertster ideologischer Auseinandersetzungen, um die Frage nach der historischen Wahrheit neu zu beantworten."

Smiley, Jane "Tausend Morgen"

Smiley, Jane "Tausend Morgen" (Englisch: A Thousand Acres) - 1991

"König Lear" in Iowa. Ein sehr interessanter Roman über eine Familie und ihre Probleme. Auch wenn wir nicht alle auf einer riesigen Farm leben, können wir uns diese Familie und ihre Probleme vorstellen. Dieses Buch behandelt fast jedes Thema und ist von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd. Erstaunlicher Schreibstil. Eines meiner absoluten Lieblingsbücher.

Buchbeschreibung:

"Der tyrannische Laurence Cook lebt mit seinen Töchtern Ginny und Rose auf einer Farm in Iowa. Um die Erbschaftssteuer zu sparen, beschließt er, ihnen den Millionenbesitz noch zu Lebzeiten zu überschreiben. Für die Töchter ist das der Augenblick der Rache und der Befreiung: Gewalt, Mißhandlung, Inzest, alles, was der Vater ihnen angetan hat, wollen sie ans Licht der Öffentlichkeit bringen ...

Jane Smileys dramatischer Roman mit seinen präsize gezeichneten Charakteren wurde mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet."



Jane Smiley erhielt 1992 den Pulitzer-Preis für "A Thousand Acres".

Donnerstag, 17. April 2025

Mandino, Og "Der beste Verkäufer der Welt"

Mandino, Og "Der beste Verkäufer der Welt: Die Erfolgsgeschichte des Kaufmanns Hafid" (Englisch: The Greatest Salesman In The World) - 1968

Eine Freundin hat mir dieses Buch geliehen und gesagt, es sei ein großartiges Buch, das unser Leben verändern könne.

Nun, es war nicht schlecht, aber es war auch nicht eines der großartigsten Bücher, die ich je gelesen habe. Mir gefielen die Bezüge zur Bibel und die Botschaft, aber ich glaube nicht, dass es mein Leben verändert hat.

Buchbeschreibung:

"10 Stufen zu mehr persönlichem und beruflichem Erfolg!

Superbestseller 'Der beste Verkäufer der Welt' - ein echter Verkaufshit! Hier ist eines der am besten anregenden, motivierenden und inspirierenden Bücher aller Zeiten.

Über 50 Millionen Bücher von Og Mandino wurden bereits verkauft und in mehr als 25 Sprachen übersetzt. 'Der beste Verkäufer der Welt - ist eine hervorragende Verkaufsanleitung, die sowohl für Anfänger als auch für die erfahrenen Verkäufer nützlich und interessant sein wird! Interessanter Inhalt, einfache Sprache und erstaunlich aktuelle Informationen – das ist, was dieses Buch so populär gemacht hat. Og Mandino – eine außergewöhnliche Persönlichkeit, ein begabter Verkäufer, einer der meist gelesenen Autoren der Welt. Er hat Millionen von Menschen geholfen, an die eigenen Kräfte zu glauben, hat gelehrt, wie man Schwierigkeiten überwindet, zum Erfolg kommt und Wohlstand erreicht. Hören Sie zu und entwickeln sich!

Og Mandino erzählt die Geschichte von Hafid, einem armen Kamelhirten, der zu Reichtum und Wohlstand gelangt. Das Buch dient als Anleitung zu einer Philosophie des Verkaufens und des Erfolgs.

Das Werk ist in 10 sog. Schriftrollen unterteilt, die von Hafid, der Hauptfigur des Buchs gelesen werden.

Jede Schriftrolle ist so geschrieben, dass alle Tipps leicht verinnerlicht werden können, wenn die Schriftrolle nur oft genug gelesen wird. Die Schriftrollen enden immer mit den wichtigsten Hinweisen, wie zum Beispiel 'I will win. I will persist. I will win.' (zu Deutsch 'Ich werde gewinnen. Ich werde ausharren. Ich werde gewinnen.').

In den Schriftrollen finden sich nicht nur Tipps zum Verkauf. Mandino gibt hier Weisheiten weiter, die jeder – egal ob Verkäufer oder nicht – im eigenen Leben verwenden kann und sollte."

Mittwoch, 16. April 2025

Collins, Wilkie "Der rote Schal"

Collins, Wilkie "Der rote Schal" (Englisch: Armadale) - 1866

Meine Lieblingsliteratur sind englische Klassiker. Ich habe die beiden berühmtesten Bücher von Wilkie Collins gelesen, "Die Frau in Weiß" (The Woman in White) und "Der Mondstein" (The Moonstone), dieser Roman wurde zwischen diesen beiden geschrieben.

Wie in seinen anderen Büchern lässt der Autor seine Charaktere teilweise seine verschiedenen Charaktere die Geschichte erzählen, entweder durch ihre Briefe oder ihre Tagebücher. Es führt uns vom Sterbebett eines alten Mannes in Deutschland an verschiedene andere Orte in Europa, ist aber definitiv durch und durch ein englischer Roman.

Auch wenn die Einleitung etwas langsam erscheinen mag, baut Collins seine Charaktere und seine Geschichte sorgfältig auf, er gibt uns alle Aspekte, damit wir der Geschichte gründlich folgen können. Das liebe ich. Sein Schreibstil ist fantastisch, jeder Satz ist sowohl spannend als auch beschreibend, seine Geschichte ist sensationell, voller Betrug, Verrat und Rache. Seine Charaktere sind lebendig und einprägsam. Die Tatsache, dass es in der Geschichte vier Allan Armadales gibt, ist leicht zu erklären, verleiht einer eher düsteren Geschichte aber einen komischen Effekt.

Wilkie Collins wird oft mit Charles Dickens (deutsche Übersetzungen) verglichen, er gilt als der Dickens des armen Mannes. Ich habe irgendwo gelesen, er sei "Dickens ohne die übertriebenen Charaktere und lächerlichen Namen". Ich liebe diesen Vergleich, obwohl ich beide mag.

Definitiv ein Buch für jeden, der viktorianische Literatur mag. Es wäre eine gute Lektüre für einen kalten Winterabend.

Buchbeschreibung:

"Zwei Freunde, die beide den verhängnisvollen Namen Allan Armadale tragen, stehen unter dem Fluch ihrer Väter, Rivalen bis zum Mord. Die Szene ist Wildbad, das Jahr1832, und die Stadthonoratioren warten in festlichem Aufzug auf die ersten Kurgäste der Saison. Unter ihnen befindet sich der reiche, sterbenskranke Plantagenbesitzer Allan Armadale, dessen einziger Wunsch es ist, noch vor seinem Tod einen Brief für seinen Sohn zu beenden, in dem er die verhängnisvolle Geschichte seiner Familie erzählt und vor dem Namensvetter warnt: 'Lege Gebirge und Meere zwischen Dich und jenen anderen Armadale. Nie dürfen sich die beiden auf dieser Welt begegnen - nie, nie, nie!' Doch ehe der Inhalt des Briefes dem Sohn enthüllt wird, kreuzen sich die Wege der beiden Armadales, und die schöne Unbekannte mit dem roten Schal löst eine Kette mysteriöser Verwicklungen aus, in die die Namensvettern bald verstrickt sind.

Wilkie Collins hat nicht nur eine spannende, glänzend konstruierte Handlung erfunden, der Roman fasziniert auch durch seine gekonnte Milieuschilderung und die meisterhafte Personendarstellung: der grüblerische, sensible Midwinter, der fröhliche, optimistische Allan, die Intrigantin Lydia, die hübsche, verliebte Majorstochter, die es auf unschuldig-raffinierte Art versteht, Allan den Kopf zu verdrehen. Aber auch die Nebenfiguren - der schrullige Major, die alte Gaunerin Mutter Oldershaw, die Jammerfigur des alten Bashwood, die gewitzten Anwälte Pedgift und Sohn, die Witwe Pentecost und ihr geistlicher Sohn Sammy - sind mit sicherer Hand ausgeführt.

Viele Spannungs- und Gruseleffekte, Liebe und Verstrickungen durchziehen die Handlung bis zur Lösung des Rätsels. Der rote Schal erschien 1866, lange erwartet, sechs Jahre nach Die Frau in Weiß und wurde, ebenso wie jener, ein Erfolgsroman."

Collins, Wilkie "Der Mondstein"

Collins, Wilkie "Der Mondstein" (Englisch: The Moonstone) - 1868

"Der Mondstein" gilt als die erste englische Detektivgeschichte. Ich bin kein großer Fan von Krimis, aber ich liebe klassische englische Briefromane, und dieser hier ist ein herausragender. Seine Methode der "Mehrfacherzählung", die Art und Weise, wie alle verschiedenen Charaktere ihren Teil der Geschichte erzählen, ist einfach faszinierend. Auf diese Weise erzählt er uns jeden Aspekt der Geschichte, ohne alles zu verraten.

Ein großartiger Stil, eine fesselnde Art, den Blick auf den Ball, ähm, den Diamanten zu richten.

Ich konnte es nicht weglegen.

Buchbeschreibung:

"Spannung auf höchstem Niveau erwartet den geneigten Leser bei dieser Lektüre: Wilkie Collins ist mit der Geschichte vom Verschwinden des Mondsteins und von der verwickelten Suche nach dem Täter ein Meisterstück gelungen.

Ein großer, gelb schimmernder Diamant, der die Statue des indischen Mondgottes geschmückt hat, ist auf höchst merkwürdige Weise in den Besitz der schönen Rachel Verinder gelangt. Doch nach wenigen Stunden ist der kostbare Stein unauffindbar. Der Verdacht fällt auf drei Inder, die in der Gegend aufgetaucht sind, um den Edelstein um jeden Preis zurückzuholen. Aber auch die bucklige Dienerin Rosanne ist nicht unverdächtig.

Franklin Blake, der um Rachels Hand anhält, schaltet Scotland Yard ein. Inspektor Cuff sammelt Indizien, aber die Lösung des Falles scheint aussichtslos.

Familiäre Verwicklungen im englischen Adel und orientalische Fremde, Liebe, Intrige und religiöser Eifer, Standesprobleme und Dienstbotentreue sind das vielseitige Instrumentarium, mit dem Wilkie Collins, der Erfinder des Detektivromans, sein Handlungslabyrinth entwirft. Jeder weiß ein bisschen, jeder weiß etwas anderes, keiner weiß die ganze Wahrheit. Und doch gibt es des Rätsels Lösung.
"

Auch die anderen Bücher von Wilkie Collins sind absolut lesenswert: "Die Frau in Weiß" (The Woman in White) und "Der Mondstein" (The Moonstone).

Collins, Wilkie "Die Frau in Weiß"

Collins, Wilkie "Die Frau in Weiß" (Englisch: The Woman in White) - 1859

Nachdem ich "Der Mondstein" (The Moonstone) gelesen hatte (was mir sehr gut gefallen hat), musste ich dieses Buch einfach lesen. Ich könnte nicht sagen, welches mir besser gefallen hat, sie sind beide wunderbar.

Erstens gefällt es mir, dass Wilkie Collins die Geschichte mit so vielen Stimmen erzählt, sie durchgehend in einer "Ich"-Version erzählt und uns trotzdem die beste Sicht auf jede Szene bietet. Das mag ich an seinen Geschichten.

Dann hat mir auch die Geschichte selbst gefallen, die Charaktere, sie wurden wirklich zum Leben erweckt. Ich konnte mir einfach vorstellen, wie sie aussahen. Die Beschreibung sowohl der Charaktere als auch der Landschaft usw. war einfach großartig.

Was für ein fabelhafter Autor!

Buchbeschreibung:

"Wilkie Collins veröffentlichte seinen berühmtesten Roman 1860, mit dem er das zwischen Kriminalgeschichte und Phantastik changierende Genre des 'Mystery Thrillers' begründete: Im Zentrum des umfangreichen Romans steht eine geheimnisvolle, stets in Weiß gekleidete Frau ohne Namen und Vergangenheit. Wie aus dem Nichts taucht sie immer wieder auf, wobei sich bei jedem neuen Erscheinen Schritt für Schritt die Geschichte einer dramatischen Verwandtschafts-, Ehe- und Erbschaftsintrige enthüllt."

"... Der Roman um die geheimnisvolle Frau in Weiß gilt als der erste moderne Detektivroman der Weltliteratur. Noch ermittelt kein Profi, aber der junge Zeichenlehrer Walter Hartright setzt seine scharfe Beobachtungsgabe, sein psychologisches Gespür und seine kombinatorischen Fähigkeiten ein, um die verbrecherischen Vorgänge aufklären und das Rätsel der weißen Dame lösen zu können.

Mit Begeisterung haben sich seit 1860 unzählige Leser auf die Folter spannen lassen, denn durch eine raffinierte Verflechtung der Handlungsfäden lenkt der englische Schriftsteller Wilkie Collins den Leser immer wieder auf falsche Fährten. Wer dieses kriminalistische Meisterwerk noch nicht verschlungen hat, sollte nicht länger säumen."

Dienstag, 15. April 2025

Green, Hannah "Ich hab dir nie einen Rosengarten versprochen"

Green, Hannah (Joanne Greenberg) "Ich hab dir nie einen Rosengarten versprochen" (Englisch: I Never Promised you a Rose Garden) - 1964

Joanne Greenberg hat diesen halb-autobiografischen Roman unter dem Pseudonym Hannah Green geschrieben.

Was für ein faszinierendes Buch. Ein Teenager, der an Schizophrenie leidet. Was geht in so einer Person vor?

Hannah Green versucht, diese psychische Krankheit aus der Sicht verschiedener Menschen zu erklären, vor allem der Betroffenen selbst, ihrer Zeit vor, im und nach dem Krankenhaus, ihrer Eltern, Familie, Freunde, Ärzte, Therapeuten.

Ich denke, dieses Buch ist für jeden hilfreich, der psychische Krankheiten verstehen möchte und was sie für alle Beteiligten bedeuten können.

Buchbeschreibung:

"Die Flucht vor der Realität, vor Krankheit und familiärer Isolation endet für die sechzehnjährige Deborah in der geschlossenen Abteilung einer Psychiatrie. Befund: Schizophrenie. Unter dem Pseudonym Hannah Green schildert die Autorin in diesem ermutigenden autobiographischen Roman den mühsamen Kampf des Mädchens um ihre Heilung. Sie gewährt einen Blick in die Alptraumwelt psychotischen Fühlens, in die fragmentarischen Beziehungen, aber auch in die Solidarität unter den Kranken. Sicher wägt sie die Argumente für ein Leben in unserer unvollkommenen Realität ab gegen die Argumente für einen Rückzug in die Sicherheit der Krankheit. Die Heilung schließlich ist überzeugend. Mit ihr wird die Krankheit nicht zu einem Stück abgelehnter Vergangenheit, sondern nachträglich akzeptierter persönlicher Geschichte. Deborah ist gesund, als sie wieder bereit ist, den Herausforderungen der Realität standzuhalten."

Montag, 14. April 2025

Campbell, Jen "Verkaufen Sie auch Bücher?"

Campbell, Jen "Verkaufen Sie auch Bücher? - Kuriose Kundenfragen in Buchhandlungen" (Englisch: Weird Things Customers say in Bookshops) - 2012 

Der englische Titel lautet "Komische Dinge, die Kunden in Buchhandlungen sagen". Was ist komisch (weird)? Mir fallen da komisch-lustig, komisch-seltsam, komisch-dumm, komisch-verrückt, komisch-eigenartig ein ...

Im Merriam-Webster-Wörterbuch gibt es 182 Synonyme und Antonyme für das Wort "weird" (ich habe sie nicht gezählt, es steht aber auf der Website): Sie unterteilen es in seltsam als bizarr, unheimlich, magisch, ungewöhnlich.

Nun, zu diesem Buch gibt es Kommentare von Kunden, die auf alle zutreffen. Da ist der Witz auf der Rückseite: "Haben Sie dieses Kinderbuch, von dem ich gehört habe? Es soll sehr gut sein. Es heißt 'Lionel Richie und der Kleiderschrank'." ("Lionel Richie and the Wardrobe", gemeint ist "The Lion, the Witch and the Wardrobe" von C.S. Lewis, deutscher Titel: "Der König von Narnia").

Aber es gibt noch viel mehr, viele richtig dumme. Es beginnt mit dem Kunden, der in den Sechzigern ein Buch gelesen hat, das ihn zum Lachen gebracht hat. Er erinnert sich nicht an den Titel, nur daran, dass es grün war.

Und andere Kunden, die nichts über das gesuchte Buch wissen, aber erwarten, dass der Buchhändler es findet. Oder der Kunde, der nicht mit dem ersten Band der Reihe anfangen will und sich dann beschwert, dass er das vierte oder fünfte nicht versteht …

Und dann gibt es noch die Leute, die mit ihren Kindern kommen und meinen, sie hätten jedes Recht, sich daneben zu benehmen, Bücher oder Teile der Ausstattung zu zerstören. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie die Verkäufer da die Ruhe bewahren.

Ehrlich gesagt, ich könnte ewig so weitermachen. Aber ich belasse es dabei: Lest das Buch!

Buchbeschreibung:

"Nicht selten führen Buchhändler absurd-komische Kundengespräche. Dieses Buch gewährt einen lustigen und amüsanten Einblick in den Buchhandelsalltag und ist ein absolutes Muss für alle Fans von Zitatesammlungen und Humorbüchern.

Kostprobe gefällig?

"Haben Sie auch Pop-up Bücher zum Thema Aufklärung?"

Kunde (hält ein Jamie Oliver Kochbuch hoch): "Würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich dieses Rezept fotokopiere?"

'Haben Sie Taliban und Liebe?' (gemeint ist: Kabale und Liebe)

'Ich suche das Buch Nazis in Dortmund!' (gemeint ist: Narziß und Goldmund)"