Montag, 29. Dezember 2025

Bennett, Brit "Die verschwindende Hälfte" - 2020

Bennett, Brit "Die verschwindende Hälfte" (Englisch: The Vanishing Half) - 2020 

"Man kann aus einer Stadt fliehen, aber nicht vor dem, was man ist …"

Ich war anfangs etwas skeptisch, was dieses Buch anging. Es war ein Geschenk von einem meiner Söhne, und die wissen normalerweise, was mir gefällt. Dieses Buch gewann 2021 den Women’s Prize for Fiction (und einige andere Buchpreise), und die sind in der Regel recht gut. Aber das Cover. Zu pink, zu kitschig für meinen Geschmack. Und dann noch die Lobeshymnen von Autorinnen, deren Bücher mir nicht besonders gefallen haben. Keine gute Ausgangslage.

Und der Anfang war auch ein bisschen so. Zu viele Klischees. Aber die Geschichte entwickelt sich weiter, bis wir am Ende ein recht gutes Buch über das Leben von Frauen, die Probleme mit Rassismus und Kindererziehung usw. bekommen.

Wird es mein Lieblingsbuch des Jahres oder wenigstens des Monats? Nein.

Werde ich noch ein Buch der Autorin lesen? Wahrscheinlich auch nicht. Es gibt weitaus bessere Autorinnen. In der deutschen Buchbeschreibung wird sie mit Toni Morrison verglichen. Meiner Meinung nach haben diese beiden nur wenig gemeinsam: sie sind Frauen, ihre Hautfarbe und sie haben Bücher veröffentlicht.

Buchbeschreibung:

"Mallard, ein kleiner Ort im ländlichen Louisiana. Seine Bewohner blicken mit Stolz auf eine lange Tradition und Geschichte, und vor allem auf ihre Kinder, die von Generation zu Generation hellhäutiger zu werden scheinen. Hier werden in den 1950ern Stella und Desiree geboren, Zwillingsschwestern von ganz unterschiedlichem Wesen. Aber in einem sind sie sich einig: An diesem Ort sehen sie keine Zukunft für sich.

In New Orleans, wohin sie flüchten, trennen sich ihre Wege. Denn Stella tritt unbemerkt durch eine den weißen Amerikanern vorbehaltene Tür - und schlägt sie kurzerhand hinter sich zu. Desiree dagegen heiratet den dunkelhäutigsten Mann, den sie finden kann. Und Jahrzehnte müssen vergehen, bis zu einem unwahrscheinlichen Wiedersehen.

Ihr Essay 'I don’t know what to do with good white people' [Ich weiß nicht, was ich mit guten weißen Menschen anfangen soll] machte Brit Bennett 2014 in den USA bekannt. Mit kaum 26 veröffentlichte sie dann ihren ersten Roman. Seitdem gilt sie als eine der wichtigsten jungen Stimmen der US-Literatur, und auch bei uns wurde sie gefeiert für die Entschiedenheit, die Anmut und Nonchalance, mit der sie in die großen literarischen Fußstapfen einer Toni Morrison getreten war. 'Die verschwindende Hälfte' – die Generationen umspannende Geschichte einer Emanzipation von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht – ist die eindrucksvolle Bestätigung solcher Erwartungen."

Samstag, 27. Dezember 2025

Yerby, Frank "Spiel mir den Song von der Liebe"

Yerby, Frank "Spiel mir den Song von der Liebe" (Englisch: Speak now) - 1969

Ich entdeckte Frank Yerby Mitte der 1970er-Jahre zufällig in meiner örtlichen Bibliothek. Angeblich war er der erste afroamerikanische Schriftsteller, der durch seine Bücher zum Millionär wurde. Ich finde, er hat es verdient. Nachdem ich "Das Schicksal der Griffins" (Griffin's Way) gelesen hatte und mich für die Geschichte des Südens der USA interessierte, begann ich mit diesem Buch.

Es unterscheidet sich deutlich von "Griffin’s Way", da es nicht in den USA spielt, sondern von der Liebe zwischen einer weißen Frau und einem schwarzen Musiker in Paris. Auch wenn der in ihrer Heimat vorherrschende Rassismus immer noch ein Thema war und leider auch ist, ist es einfach eine wunderschöne Liebesgeschichte.

Buchbeschreibung:

"Die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe, romantisch und bittersüß, zwischen einen farbigen Jazzmusiker und einem weißen Mädchen aus den Südstaaten."

Yerby, Frank "Das Schicksal der Griffins"

Yerby, Frank "Das Schicksal der Griffins" (Englisch: Griffin's Way) - 1962

Ein guter Roman über die Geschichte des Ku-Klux-Klans im Süden der USA nach dem Bürgerkrieg. Frank Yerby war ein sehr bekannter afroamerikanischer Schriftsteller, insbesondere für solche Geschichten.

Dies ist sowohl eine Liebesgeschichte als auch ein historischer Roman, ein Bericht über Rassismus und wie Menschen ihn überwinden oder davon besessen sind. Ein guter Autor, der viel zu diesem Thema beiträgt.

Buchbeschreibung:

"Ein historischer Familienroman aus dem amerikanischen Süden, dem Brennpunkt des seit über hundert Jahren schwelenden Rassenkonflikts zwischen Weiß und Schwarz."

Freitag, 26. Dezember 2025

Jonasson, Jonas "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand"

Jonasson, Jonas "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" (Schwedisch: Hundraåringen som klev ut genom fönstret och försvann) - The Hundred-Year-Old Man Who Climbed Out the Window and Disappeared - 2009

Der in 35 Sprachen übersetzte Roman hatte seinen größten Erfolg, abgesehen von seiner schwedischen Heimat, in Deutschland, wo er über eine Million Exemplare verkaufte. Und dort habe ich dieses Juwel von einem Buch entdeckt. Die Geschichte enthält alles: Krimi, Mord, historischer Roman, alternative Geschichte, Liebe, Drama und jede Menge Humor. Sie ist so urkomisch und spannend. Sie wird in zwei Teilen erzählt: Allan Karlssons Leben bis zu seinem 100. Geburtstag und danach. Beide Teile sind voller Abenteuer.

Dieser Roman ist leicht zu lesen und dennoch voller Informationen und Philosophie. Eine schöne Geschichte über einen Mann, der sich nicht anpassen und nicht aufgeben will.

Auf Jonas Jonassons Website findet ihr alle Länder, die er bereist hat, und die Menschen, die er im Laufe seines Lebens getroffen hat. Er reiste von Schweden nach Moskau, Stalingrad (Wolgograd), Gulag-Lager, Wladiwostok, Los Alamos, ins Weiße Haus, nach Washington, China, in den Himalaya, nach Tibet, Afghanistan, Iran, Nordkorea, Bali und Paris und traf Zar Nikolaus (na ja, das war sein Vater), Gustav Fabergé (auch sein Vater), Wladimir Lenin, Miguel Primo de Rivera, Francisco Franco, Robert Oppenheimer, Harry S. Truman, Song Meiling, Eleonor Roosevelt, Jiang Ping, Winston Churchill, Tage Erlander, Josef Stalin, Kim II. Sung, Kim Jong II., Kirill Merezkow,, Mao Tse Tung, Charles de Gaulle, Lyndon B. Johnson und Richard Nixon.

Buchbeschreibung:

"Eigentlich hat Allan Karlsson allen Grund zum Feiern: Er wird 100 Jahre alt. Das Problem ist nur, dass er im Altersheim festsitzt, noch alle Fünfe beisammen hat und sein Körper sich bisher standhaft weigert, das Zeitliche zu segnen. Zu allem Überfluss hat sich auch noch der Bürgermeister samt Lokalpresse angekündigt. Allan hat auf den ganzen Zirkus überhaupt keine Lust. So steigt er in seinen Pantoffeln kurzerhand aus dem Fenster und stellt bald ganz Schweden auf den Kopf..."

Dienstag, 23. Dezember 2025

Bradley, Alan "Flavia de Luce. Mord im Gurkenbeet"

Bradley, Alan "Flavia de Luce. Mord im Gurkenbeet" (Englisch: The Sweetness at the Bottom of the Pie) (Flavia De Luce Mystery)  – 2009

England 1950. Ein kleines Mädchen lebt mit ihrem Vater und ihren Schwestern in einem englischen Dorf. Als eine Leiche in ihrem Garten auftaucht, geht sie auf Entdeckungsreise.

Ich bin kein großer Fan von Kriminalgeschichten. Noch weniger mag ich Geschichten, in denen kleine Kinder die großen Helden sind, indem sie alles vermasseln und am Ende alles gut wird. Die "Fünf Freunde" habe ich deshalb selbst als Kind nie wirklich gemocht, und ich mag diese Art von Geschichten heute noch weniger als damals.

Wie ihr euch vorstellen könnt, hat mir die "Flavia De Luce Mystery" Nr. 1 jedenfalls nicht besonders gefallen, deshalb werde ich die folgenden gar nicht erst lesen. Ich kann verstehen, dass jemand, der solche Geschichten mag, diese hier mag; die Kulisse ist schön, aber ich lese lieber über England und sein Land- und Dorfleben bei Jane Austen, Charles Dickens oder, wenn ihr nach zeitgenössischeren Autoren sucht, Bill Bryson, der zum Beispiel wunderbare Bücher über Großbritannien geschrieben hat, etwas Gehaltvolleres.

Buchbeschreibung:

"Die junge Flavia de Luce staunt nicht schlecht, als sie im ersten Morgenlicht das Opfer eines Giftmordes in ihrem Gurkenbeet entdeckt! Da jeder ihren Vater, den sanftmütigen Colonel de Luce, für den Mörder zu halten scheint, nimmt die naseweise Flavia persönlich die Ermittlungen auf. Hartnäckig folgt sie jeder noch so abwegigen Spur – bis sie einsehen muss, dass ihr Vater tatsächlich ein dunkles Geheimnis hütet. Und so befürchtet Flavia schließlich, dass sie vielleicht eine zu gute Detektivin ist ..."

Montag, 22. Dezember 2025

O'Farrell, Maggie "Judith und Hamnet"

O'Farrell, Maggie "Judith und Hamnet" (Englisch: Hamnet) - 2020

Es war schön, über einen weniger bekannten Teil von Shakespeares Leben zu lesen. Wir wissen, dass sein Sohn jung starb. Dass er Hamnet hieß und dass sein Vater ein Theaterstück namens Hamlet schrieb. Laut dem Buch ist die Schreibweise des Namens austauschbar, also ist es mehr oder weniger derselbe. Ich meine, Shakespeare selbst hatte ungefähr 27 Varianten seines Nachnamens. Oder so.

Die Autorin erwähnt, dass es sich um ein fiktives Werk handelt, das nur auf den wenigen oben genannten Fakten basiert. Sie lässt uns also an ihrer Fantasie teilhaben, und wir können diese ergänzen.

Aber ich habe trotzdem etwas über Shakespeare und insbesondere über seine Frau Anne Hathaway gelernt, die im Roman Agnes heißt. Denn ich suche gerne nach weiteren Informationen, wenn ich ein Buch lese. Manchmal braucht man dafür einen kleinen Schubser.

Besonders gelungen war auch die Schilderung der Trauer, die Eltern beim Verlust eines Kindes durchmachen. Das war herzzerreißend.

Maggie O'Farrell erhielt für dieses Buch mehrere Preise, darunter den Women's Prize for Fiction 2020.

Buchbeschreibung:

"Agnes sieht ihn und weiß: Das wird er sein. Dabei ist der schmächtige Lateinlehrer aus Stratford-upon-Avon noch nicht einmal achtzehn. Egal, besser, sie küsst ihn schnell. Besser, sie erwartet ein Kind, bevor ihr einer die Heirat verbieten kann. Vierzehn Jahre später sind es drei Kinder geworden. Doch wie sollen sie auskommen, solange ihr Mann wer weiß was mit diesen Theaterstücken treibt? Er ist in London, als der elfjährige Hamnet die Beulen am Hals seiner Zwillingsschwester Judith ertastet. Als Agnes im Blick ihres Sohnes den Schwarzen Tod erkennt.

Maggie O'Farrell entdeckt den bedeutendsten aller Dramatiker neu, als Liebenden und als Vater. Vor allem aber erzählt sie zum ersten Mal die unvergessliche Geschichte seiner eigensinnigen, zärtlich kühnen Frau: Agnes."



Samstag, 20. Dezember 2025

Leaf, Munro "Ferdinand der Stier"

Leaf, Munro "Ferdinand der Stier" (Englisch: The Story of Ferdinand) - 1936

Das erste Mal, dass ich von Ferdinand, dem Stier, hörte, war in einem kleinen Pixi-Buch, 10 x 10 cm groß, 24 Seiten. Sie waren schon immer günstig und schöne kleine Geschenke für Kinder. Meine Jungs liebten sie. Sie hatten viele klassische Geschichten, aber auch einige, die speziell für diesen Zweck geschrieben wurden.

Eine der Geschichten, die sie veröffentlichten, war über Ferdinand, den Stier, der friedlich war und lieber auf seiner Weide saß und Blumen roch, als zu einem Stierkampf zu gehen. Es ist eine süße Geschichte für Kinder über Frieden.

Ich wurde daran erinnert, als ich "Blind Side – Die große Chance" (The Blind Side) sah, eine wundervolle Geschichte, die auf einem wahren Leben basiert und von einem obdachlosen Jungen handelt, der von einer Familie aufgenommen wird und ein großer Sportstar wird. Sie lesen das Buch und vergleichen diesen Jungen mit Ferdinand, dem Stier, weil er sich auch Frieden wünscht. So süß.

Auf jeden Fall ist es eine wundervolle Geschichte für Kinder, sie alle lieben sie.

Buchbeschreibung:

"Er hätte der wildeste Stier in der Corrida sein können - wenn er nur gewollt hätte. Ferdinand, der kleine Stier, ist so ganz anders als all seine rauflustigen Freunde. Sie kennen nur eins: Hinein in die Arena und kämpfen! Ferdinand jedoch liebt den Duft von Blumen, dem er sich am liebsten an seinem Platz unter der Korkeiche hingibt. Friedlich geht die Zeit dahin, bis eines Tages ein paar Männer aus Madrid in die Gegend kommen, auf der Suche nach einem feurigen, kämpferischen Stier. Und weil Ferdinand sich just in diesem Moment auf eine Hummel gesetzt hat und sich wie wild gebärdet, ist die Sache klar: Ferdinand muss in die Arena!"

Freitag, 19. Dezember 2025

Cottrell Boyce, Frank "Millionen"

Cottrell Boyce, Frank "Millionen" (Englisch: Millions) - 2004

Ich habe mir dieses Buch von meinem Sohn ausgeliehen, nachdem es vor ein paar Jahren im Lesekreis empfohlen wurde.

Eine ziemlich lustige Geschichte: Zwei Jungen finden eine Tasche voller gestohlenem Geld und müssen es innerhalb von siebzehn Tagen ausgeben, weil – hört euch das an – Großbritannien der Eurozone beitritt und all die Pfund wertlos werden.

Die Jungen haben ihre Mutter verloren, aber das ist nur ein Nebenaspekt der Geschichte. Es hätte jedem Jungen passieren können, der in seinem Garten war, als die Tasche aus einem vorbeifahrenden Zug fiel.

Das Buch ist ziemlich lustig, aber man merkt, dass es für jüngere Kinder geschrieben wurde, vielleicht höchstens zehn Jahre alt. Es ist kein Jugendbuch, das auch Erwachsenen gefällt, sondern ein Kinderbuch.

Interessant, wie der Autor versucht, die alte Frage zu beantworten, was man tun würde, wenn man viel Geld zum Ausgeben hätte. Mir hat gefallen, wie er erklärt, was eine Metapher für ein Kind bedeuten kann: Kinder nehmen alles wörtlich.

Am Ende lernen die Jungen, dass Geld eine große Belastung sein kann. Auch hier ist das Buch eher für Kinder als für Erwachsene geschrieben. Mir hat es also nicht so gut gefallen, aber es ist auf jeden Fall interessant, wenn man etwas Schnelles und Einfaches möchte. Oder wenn man ein schönes Buch für einen Zehnjährigen sucht.

Buchbeschreibung:

"Zugegebenermaßen passiert es eher selten, dass Geld vom Himmel fällt. Doch eines Abends landen Millionen von Pfund vor Damians Füßen. Um genau zu sein: zweiundzwanzig Millionen und neunhundertsiebenunddreißigtausend Pence. Damian glaubt, dass das Geld nur von Gott sein kann. Schließlich hat er dem gerade erzählt, dass Mum tot ist. Und von seinem großen Bruder Anthony weiß er, dass die Leute dir immer was geben, wenn du ihnen das erzählst. Außerdem, wer sonst hätte so einen Haufen Geld? Aber es ist nicht nur erquicklich, so reich zu sein, denn die beiden Brüder haben nur 17 Tage Zeit, um das Geld auszugeben. Und damit fangen die Schwierigkeiten erst an."

Donnerstag, 18. Dezember 2025

de Beauvoir, Simone "Sie kam und blieb"

de Beauvoir, Simone "Sie kam und blieb" (Französisch: L'invitée) - She came to stay - 1943

Paris in den 1930er Jahren, ein Bohemien-Paar. Intellektuelle, Theater, Schriftsteller, Schauspieler, Künstler, Produzenten. Ein Dreiecksroman. Viele Dialoge. Viele Fragen. Es war interessant, Paris kurz vor Kriegsausbruch zu erleben, interessant zu erfahren, dass die Menschen schon Anfang der 30er Jahre von Konzentrationslagern wussten. Ich hätte mir zu diesem Thema etwas mehr gewünscht als die Ideen einiger flatterhafter junger Leute.

Wenn ihr gerne über die Hintergründe des Theaters mit all seiner Launenhaftigkeit und Eifersucht lest, könnte euch dieser Roman gefallen. Für mich war er interessant, weil ich gerne mein Französisch übe. Aber ich bezweifle, dass dieser Roman die große Simone de Beauvoir "gemacht" hat.

Buchbeschreibung:

"Das schillernde Milieu der Pariser Boheme. Die Schriftstellerin Françoise, eine der schönsten Frauengestalten der französischen Literaturszene, und der Schauspieler und Regisseur Pierre, durch Liebe und geistige Interessen eng verbunden, billigen sich die äußerste Freiheit zu. Diese wird plötzlich zur Bedrohung, als eine reizvolle Unbekannte aus der Provinz in ihre Kreise eindringt."

Mittwoch, 17. Dezember 2025

Mason, Daniel "Oben in den Wäldern"

Mason, Daniel "Oben in den Wäldern" (Englisch: North Woods) - 2023

Ein Buch, das eine Freundin gefunden und mir netterweise geliehen hat. Sie war sich nicht ganz sicher, ob ich lieben würde, aber sie dachte, es könnte mir gefallen. Und sie hatte Recht: ein großartiges und interessantes Buch.

Was mir zunächst nicht bewusst war: Ich hatte vor Jahren schon einmal ein Buch desselben Autors gelesen und es sehr gemocht: "Der Klavierstimmer ihrer Majestät" (The Piano Tuner).

Die Beschreibung auf der Rückseite war nutzlos, da sie mit Lobeshymnen von Kritikern durchsetzt war. Aber hier ist sie (eine bessere Version von Goodreads am Ende):
"Über vier Jahrhunderte hinweg
ist ein einzelnes Haus in den Wäldern Neuenglands
die Heimat von Ausreißern und Visionären, unzertrennlichen Zwillingen, einem unglücklich verliebten Maler, einer verzweifelten Mutter und einem skrupellosen Betrüger.
Jeder von ihnen hat eine Geschichte zu erzählen.
Bereiten Sie sich darauf vor, verändert zu werden
."

Die Geschichte erinnerte mich an ein anderes Buch, das ich sehr mochte, in dem die Autorin das Leben eines Gemäldes beschreibt:
Vreeland, Susan "Mädchen in Hyazinthenblau" (Girl in Hyacinth Blue) – 1999

Und das wiederum erinnerte mich an einen Film über das Leben einer Geige:
"Die rote Violine" (Le Violon Rouge) - 1998

All diese Geschichten erstrecken sich über Jahrhunderte, und wir lernen die Besitzer oder, in diesem Fall, die Bewohner des Hauses kennen. Hier sehen wir die unterschiedlichsten Menschen (und in einem Fall sogar ein Tier), die in dem Haus im Wald leben. Lange Zeit züchten sie dort die besten Äpfel, die es je gab. Wie gern hätte ich einen dieser "Wunderäpfel" probiert!

Ich kann diesen Roman auf jeden Fall wärmstens empfehlen.

Das Buch wurde 2020 mit dem JCO Award ausgezeichnet. Ich hatte von diesem Preis noch nie gehört, obwohl ich ein großer Fan von Joyce Carol Oates bin. Er wird seit 2017 verliehen. Ich sollte mir vielleicht noch weitere Bücher der Preisträger ansehen.

Buchbeschreibung:

"Wer hat hier, wo ich wohne, schon einmal ein Leben geführt – und wer wird diesen Ort nach mir sein Zuhause nennen? Daniel Mason erzählt in seinem neuen Roman die bewegte Geschichte eines Hauses in den Wäldern von Massachusetts. Und mit ihr von den Schicksalen, Geheimnissen und Abgründen der Menschen, die das Haus über die Jahre bewohnen."

Dienstag, 16. Dezember 2025

Mandela, Nelson "Der lange Weg zur Freiheit"

Mandela, Nelson "Der lange Weg zur Freiheit" (Englisch: Long Walk to Freedom) - 1994

Dieses Buch stand schon lange auf meiner Liste, aber erst ein anderer Lesekreis es auf seine Liste gesetzt hat, konnte ich es endlich lesen .

Ich habe Nelson Mandela immer dafür bewundert, wie er sein Leben bewältigte, für seinen Kampf gegen Unterdrückung, für seinen Freiheitskampf. Ich meine, wer würde das nicht? Er ist einer der größten Helden unserer Zeit, und die Welt wäre ein besserer Ort, wenn jeder nur ein bisschen von Nelson Mandela in sich hätte.

Das Buch hat meine Meinung über ihn nicht geändert. Wenn überhaupt, hat es meine Bewunderung verstärkt. Ich habe so viel von diesem Mann gelernt, nur indem ich seinen Gedanken in seiner Autobiografie gefolgt bin. Ich hoffe, ich kann zumindest etwas davon in meinem Leben anwenden.

Wie wird man damit fertig, fast dreißig Jahre lang im Gefängnis zu sein? Und nicht nur die Inhaftierung, auch die Situation in diesen Gefängnissen war nicht gerade ideal, nicht das, was man erwarten würde, wenn man für ein Verbrechen, das man in unseren westlichen Ländern begehen würde, inhaftiert werden müsste, für ein Verbrechen, das man tatsächlich begangen hat, nicht für den Kampf für einige der Grundrechte, die jedem Menschen zustehen sollten.

Von seiner Kindheit bei einem afrikanischen Häuptling über sein Jurastudium bis hin zu seinem Engagement für die Bekämpfung der grausamen Auswirkungen des Rassismus in seinem Land hat sich dieser Mann gegen jedes Unrecht, das der Unschuld zugefügt wurde, zur Wehr gesetzt. Er erhielt den Friedensnobelpreis, und wohl niemand hat ihn mehr verdient.

Was bleibt zu sagen, als: Jeder sollte dieses Buch lesen.

Buchbeschreibung:

"Kaum ein anderer Politiker dieses Jahrhunderts symbolisierte in solchem Maße die Friedenshoffnungen der Menschheit und den Gedanken der Aussöhnung aller Rassen auf Erden wie der ehemalige südafrikanische Präsident und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela, dessen Rolle für seinen Kontinent mit der Gandhis für Indien verglichen wurde. Seine trotz langer Haft ungebrochene Charakterstärke und Menschenfreundlichkeit haben nicht nur die Bewunderung seiner Landsleute, sondern aller friedenswilligen Menschen auf der Welt gefunden. Obwohl als Häuptlingssohn, hochgebildeter und sprachenkundiger Rechtsanwalt gegenüber der schwarzen Bevölkerung privilegiert, war er doch nicht von vornherein zum Freiheitskämpfer und international geachteten Politiker prädestiniert. Erst die fast drei Jahrzehnte währende Gefängnishaft hat ihn zum Mythos der schwarzen Befreiungsbewegung werden lassen. Nelson Mandelas Lebensgeschichte ist über die politische Bedeutung hinaus ein spannend zu lesendes, kenntnis- und faktenreiches Dokument menschlicher Entwicklung unter Bedingungen und Fährnissen, vor denen die meisten Menschen innerlich wie äußerlich kapituliert haben dürften."

Nelson Mandela erhielt 1993 zusammen mit Frederik Willem de Klerk den Friedensnobelpreis "für ihren Beitrag zur Beendigung der Apartheid in Südafrika"

Ich wirke an dieser Seite mit: 
Read the Nobels und ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden. 

Montag, 15. Dezember 2025

Mann, Heinrich "Professor Unrat"

Mann, Heinrich "Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen" - The Blue Angel - 1904

Seitdem ich vor zwei Jahren "Der Untertan" von Heinrich Mann gelesen habe, war mir dieser Schriftsteller eigentlich nur als der Bruder eines meiner Lieblingsautoren, Thomas Mann, bekannt. Aber der Roman hat mir so gut gefallen, dass ich unbedingt noch mehr von ihm lesen wollte.

Und ich war nicht enttäuscht. Das Talent zum Schreiben liegt eindeutig in der Familie und ich freue mich, noch mehr Bücher von diesem Erzähler zu lesen.

Ich habe den Film "Der Blaue Engel" nie gesehen und wusste auch nicht, dass er auf diesem Buch basiert. Die Doppelmoral der wilhelminischen Zeit wird hier sehr detailliert dargestellt, und was passierte, wenn man sich dagegen auflehnte. Heute ist das natürlich anders. Oder hat sich wirklich so viel geändert? Ja, manches ist heute besser geworden, aber wenn man das damalige Milieu mal in die heutige Schwulenszene packt, könnte man den Roman auch jetzt so ähnlich vorstellen. Die Menschen ändern sich doch nicht so schnell.

Aber, wie gesagt, ein sagenhafter Roman.

Buchbeschreibung:

"Der vorliegende Roman gilt neben Heinrich Manns Werk 'Die kleine Stadt' als eine der besten Schöpfungen aus der Frühzeit des Dichters. Er erschien erstmalig im Jahre 1905 und schildert die makabre Geschichte eines professoralen Gymnasiastenschrecks, einer Spießerexistenz, die in später Leidenschaft einer Kleinstadtkurtisane verfällt und aus den gewohnten bürgerlichen Bahnen entgleist.

Mit diesem Roman, dessen Verfilmung mit Emil Jannings und Marlene Dietrich unter dem Titel 'Der blaue Engel' zu einem der wenigen wirklichen Welterfolge des deutschen Films wurde, gelang Heinrich Mann eine meisterhafte Karikatur der Wilhelminischen Zeit."

Samstag, 13. Dezember 2025

Kaminer, Wladimir "Tolstois Bart und Tschechows Schuhe"

Kaminer, Wladimir "Tolstois Bart und Tschechows Schuhe, Streifzüge durch die russische Literatur" [Tolstoy's beard and Chekhov's shoes, excursions through Russian literature] - 2019

Wladimir Kaminer ist ein großartiger Autor. In Russland geboren, führt er uns seit Jahrzehnten nicht nur durch sein Geburtsland sondern hält uns auch einen Spiegel vor. Ich habe bereits einige seiner Bücher gelesen und nehme mir immer wieder ein neues vor.

Hier stellt er uns ein paar der großen russischen Schriftsteller vor. Wer sie noch nicht kennt, kommt durch dieses Buch vielleicht auf den Geschmack. Und wer sie schon gelesen hat, findet es trotzdem genauso spannend, über das Leben dieser Schriftsteller zu lesen. Außer  Wladimir Majakowski habe ich tatsächlich schon von allen gelesen. Ich kannte den Namen noch nicht einmal. Aber er schrieb Gedichte, und das erklärt es, ich bin kein Gedichtliebhaber, lese ab und zu mal ein oder zwei, aber nie ein ganzes Buch. Aber die russischen Schriftsteller, die liebe ich.

Wie immer bei Kaminer, kommt auch der Humor nicht zu kurz. Einfach ein sehr schönes Buch.

Buchbeschreibung:

"Dieser Streifzug durch die Literatur ist ein Abenteuer voller Überraschungen. Wladimir Kaminers Blick hinter die Kulissen lässt uns sieben faszinierende Schriftsteller entdecken, Verrückte Ideen, große Triumphe, tragisches Scheitern, wilde Leidenschaften und die großen Ereignisse der Weltgeschichte – all das mehr findet sich in diesem Werk über berühmte Autoren aus Wladimir Kaminers russischer Heimat: Fjodor Dostojewski, Leo Tolstoi, Anton Tschechow, Michail Bulgakow, Wladimir Majakowski, Vladimir Nabokov und Daniil Charms."

Nabokov, Vladimir "Lolita"

Nabokov, Vladimir Vladimirovich [Влади́мир Влади́мирович Набо́ков] "Lolita" (Englisch: Lolita) - 1955 

Wie ihr wisst, liebe ich Klassiker. Also habe ich mich an "Lolita" gewagt. Aber – es hat mir überhaupt nicht gefallen. Er erinnerte mich eher an Kerouac und Salinger als an Tolstoi und Dostojewski, was ich wohl erwartet hatte. Schließlich ist er Russe. Aber er sagt es selbst am Ende seines Buches, er versucht, amerikanischer zu klingen. Ich denke, wenn er Kerouac und Salinger für die größten amerikanischen Schriftsteller hält, hat er das geschafft. Leider kenne ich viel bessere amerikanische Schriftsteller als diese beiden.

Nabokov spielt offensichtlich gerne mit Worten, und das schätze ich, ich liebe es auch. Aber das macht noch keine gute Geschichte aus. Warum dieses Buch so ein Klassiker geworden ist, ist mir schleierhaft. Ich konnte den Gedanken und Gefühlen des Protagonisten nicht einmal folgen, ich habe seine Besessenheit von jungen Mädchen nicht "begriffen". Ich glaube, ich verrate nicht zu viel über das Buch, wenn ich verrate, dass es die Geschichte eines Pädophilen ist. Aber das ist noch nicht einmal das Problem. Es geht auch weder um das Mädchen noch um den Mann. Ich habe keine Ahnung, worum es gehen soll. Wie gesagt, ich liebe Klassiker, aber ich verstehe nicht, warum dieser als einer gilt.

Zuletzt noch ein Zitat von ihm: "Es gibt mindestens drei Themen, die für die meisten amerikanischen Verleger absolut tabu sind [das erste sind Bücher wie Lolita mit erotischen Szenen]. Die beiden anderen sind: eine Ehe zwischen Schwarzen und Weißen, die ein vollkommener und glorreicher Erfolg ist und viele Kinder und Enkelkinder hervorbringt; und der totale Atheist, der ein glückliches und nützliches Leben führt und im Alter von 106 Jahren im Schlaf stirbt." Ich denke, hier kann ich dem Autor zustimmen.

Und mir gefällt ein weiteres Zitat von ihm, das ich woanders gefunden habe:
"Ein großer Schriftsteller vereint diese drei – Geschichtenerzähler, Lehrer, Zauberer –, aber es ist der Zauberer in ihm, der überwiegt und ihn zu einem großen Schriftsteller macht."

Buchbeschreibung:

"Vladimir Nabokovs Lolita ist ein Literaturklassiker, der seit seiner Veröffentlichung für Kontroversen sorgt. Die Geschichte erzählt von der obsessiven Leidenschaft des Protagonisten Humbert Humbert für seine minderjährige Stieftochter Lolita. Nabokov erkundet in seinem Meisterwerk die Abgründe der menschlichen Psyche und die zerstörerische Kraft von Abhängigkeit und Machtmissbrauch.

Mit sprachlicher Virtuosität und psychologischer Tiefe zeichnet der Autor das verstörende Porträt einer verbotenen Liebe. Lolita ist ein Buch, das schockiert und den Leser noch lange nach der Lektüre nicht loslässt. Ein provokanter Roman, der zu Recht als Klassiker der Weltliteratur gilt."

Gogol, Nikolai "Gogols Mantel. Erzählungen aus Russland"

 

Gogol, Nikolai (Никола́й Васи́льевич Го́голь, Nikolay Vasilyevich Gogol) "Gogols Mantel. Erzählungen aus Russland" (Russisch: Шинел/Shinyeliь) - The Overcoat. Stories from Russia - 1842 et al.

Dies ist eine Sammlung russischer Kurzgeschichten, beginnend mit "Der Mantel" von Nikolai Gogol. 

Ich lese sehr gerne russische Romane. Auch diese Kurzgeschichten waren fantastisch. Lustigerweise war meine Lieblingsgeschichte die wohl fantastischste von allen: "Pkchenz" von Andrei Sinjawski, der unter dem Pseudonym Abram Tertz schrieb. Das half ihm allerdings nicht viel, denn der KGB fand heraus, wer sich hinter diesem Namen verbarg, und deportierte ihn in ein Arbeitslager.

Als ich das Buch fand, dachte ich, es enthielte mehrere Geschichten von Gogol. Dem war aber nicht so; es enthielt nur "Der Mantel". Die anderen Geschichten sind jedoch ebenfalls fantastisch. Sogar ein Nobelpreisträger war dabei: Iwan Bunin, der als erster Russe diese prestigeträchtige Auszeichnung erhielt.

"Der Mantel" wurde im Oktober 2018 in unserem internationalen Online-Lesekreis besprochen.

Gogol, Nikolai (Никола́й Васи́льевич Го́голь, Nikolay Vasilyevich Gogol) "Der Mantel" (RussischШинель/Shinel) - The Overcoat - 1842
Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob euch russische Literatur gefällt, ist dies ein perfektes Beispiel. Eine einfache Geschichte über einen Mann, der sich einen Mantel kauft, und doch steckt so viel darin über Russland und seine Seele. Unglaublich. Eine Geschichte, die ich wohl immer wieder lesen werde.
Berühmtes Zitat von Dostojewski: "Wir alle stammen aus Gogols 'Mantel'." Treffend formuliert. Klappentext: "Ein aufrichtiger junger Angestellter bringt große Opfer, um einen Mantel von unschätzbarem Wert und großer Macht zu erlangen."

Dostoevskij, Fjodor "Die Sanfte" (RussischКроткая/Krotkaja) - A Gentle Creature (aka The Gentle Spirit) - 1876
Dostojewski ist einer meiner Lieblingsautoren aus Russland, und diese Kurzgeschichte steht seinen großen Romanen in nichts nach. Darin schildert er Anfang und Ende einer Beziehung und wie es dazu kam. Unglaublich, wie viel er auf so wenigen Seiten ausdrücken kann.
Klappentext: "In dieser packenden Studie über Verzweiflung, die auf einem wahren Ereignis beruht, trauert ein Pfandleiher um seine Frau, ein stilles, sanftes junges Mädchen. Warum hat sie sich das Leben genommen? Hätte er es verhindern können? Diese Fragen quälen den Pfandleiher, während er vergangene Ereignisse und kleine Begebenheiten, Stimmungsschwankungen und flüchtige Blicke zusammensetzt, auf der Suche nach einer Antwort, die seinen Schmerz lindern kann. In dieser Kurzgeschichte schildert Dostojewski meisterhaft Verzweiflung, Gier, Manipulation und Selbstmord."

Tolstoi, Leo (Толстой, Лев Николаевич) "Der Tod des Iwan Iljitsch" (RussischСмерть Ивана Ильича/Smert' Ivána Ilyichá) - The Death of Ivan Ilyich - 1886

Ich habe dies schon einmal gelesen, da es in Tolstois "Gesammelten Werken" enthalten war. Wieder einmal ein sehr russisches Werk. Eine Betrachtung über den Tod und seine Auswirkungen nicht nur auf den Sterbenden, sondern auch auf seine Angehörigen. Es gibt Menschen, die versuchen, das Leben so gut wie möglich zu genießen, es in vollen Zügen auszukosten, andere, die aufgeben und nichts mehr haben.
Wenn ihr russische Literatur in ihrer schönsten Form erleben möchtet, aber keine langen Geschichten mögt, versucht es mit diesem. Es ist ein großartiges Werk dieses brillanten Autors.
Klappentext: "Tolstois berühmteste Novelle ist eine intensive und bewegende Auseinandersetzung mit dem Tod und der Möglichkeit der Erlösung. Iwan Iljitsch ist ein Mann mittleren Alters, der sein Leben seiner Karriere als Beamter gewidmet und sich emotional von seiner Frau und seinen Kindern distanziert hat. Nach einem Unfall steht er am Rande eines vorzeitigen Todes, den er als schreckliche Ungerechtigkeit empfindet. Angesichts seiner Sterblichkeit beginnt Iwan, alles, was er über den Sinn des Lebens zu glauben glaubte, infrage zu stellen. Der Tod des Iwan Iljitsch ist ein Meisterwerk psychologischen Realismus und philosophischer Tiefe, das Generationen von Lesern inspiriert hat."

Chekhov, Anton Pavlovich (Антон Павлович Чехов) "Die Dame mit dem Hündchen" (RussischДма с собачкой/Dama s sobachkoy) - The Lady with the Dog - 1899
Ach, die Probleme der Oberschicht (heute würden wir wohl sagen: Luxusprobleme), die nichts von den Problemen des kleinen Mannes wissen, der sich abrackern muss, damit seine Familie nicht verhungert. Oft liest man über Letzteres, aber dies ist eine Geschichte über Ersteres. Großartig geschrieben.
Ich habe diese Geschichte schon einmal in der Sammlung "In der Sommerfrische" (Summer Holidays)  gelesen.
Klappentext: "Diese Kurzgeschichte beschreibt eine außereheliche Affäre zwischen einem unglücklich verheirateten Moskauer Bankier und einer jungen verheirateten Frau, die beginnt, als beide allein Urlaub in Jalta machen. Sie ist eine von Tschechows berühmtesten Kurzgeschichten, und Wladimir Nabokow hielt sie für eine der größten Kurzgeschichten aller Zeiten."

Babel, Isaak Emmanuilowitsch (Исаак Эммануилович Бабель) "Die Reiterarmee" (RussischКонармия/Konarmiya) - Red Cavalry - 1926
Isaak Babel, ein Augenzeuge des Bürgerkriegs, als die Kosakenkavallerie nach dem Ersten Weltkrieg in Polen einmarschierte, beschreibt den Angriff auf einen Zug und die darauffolgende Tötung von neun Gefangenen. Dies ist nur eine der Geschichten aus dieser Sammlung, die allesamt großartig sein müssen.
Klappentext: "Basierend auf Babels Tagebüchern aus dem Russisch-Polnischen Krieg von 1920 ist 'Die Reiterarmee' eine lyrische, schonungslose und oft erschreckend ironische Schilderung der Gewalt und des Schreckens des Krieges. Als Klassiker der modernen Literatur sind die Kurzgeschichten heute noch genauso kraftvoll wie vor fast einem Jahrhundert, als sie die russische Literaturlandschaft eroberten. Der Erzähler, ein russisch-jüdischer Intellektueller, ringt mit den Spannungen seiner doppelten Identität: Realität und Fiktion verschmelzen; die derbe Sprache der Soldaten trifft auf einen gehobenen literarischen Stil; Kulturen, Religionen und unterschiedliche Gesellschaftsschichten prallen aufeinander. Schockierend, bewegend und innovativ – 'Rote Kavallerie' ist eines der Meisterwerke der russischen Literatur."

Charms/Kharms, Daniil (Дании́л Ива́нович Хармс) "Interruption" (Russisch: помеха/Pomeha)
Samlung: Russian Absurd und Даниил Хармс. В двух томах. Том 1/Daniil Kharms. V dvukh tomakh. Tom 1
Artikel: Three New Decrees (Авиация превращений/Aviacija prevrashhenij) (original: Собрание сочинений в 3 томах/Sobraniye sochineniy v 3 tomakh)
Eine weitere Kurzgeschichte aus einer Sammlung. Sehr futuristisch.
Es ist nur eine sehr kurze Geschichte, drei Seiten lang. Ich habe einige Kurzgeschichtensammlungen von Daniil Charms gefunden und hoffe, dass sie in einer davon enthalten ist.
Meiner Meinung nach war sie viel zu kurz; ich hätte gern mehr gelesen.
Klappentext: "Daniil Charms, ein Schriftsteller, der sich jeder Kategorisierung entzieht, gilt heute als einer der wichtigsten Künstler der modernen Avantgarde. Sein Werk, das Performance-, Erzähl-, Gedicht- und visuelle Elemente vereint, wurde zu seinen Lebzeiten weitgehend unterdrückt. Er starb während der Leningrader Blockade in einer psychiatrischen Klinik an Hunger. Sein Werk, das größtenteils in Notizbüchern erhalten ist, zählt heute zu den Säulen der absurden Literatur, die in den 1920er und 30er Jahren in der Sowjetunion am deutlichsten durch die Gruppe OBERIU zum Ausdruck kam. Diese führte das Erbe des russischen Futurismus von Dichtern wie Wladimir Majakowski und Welimir Chlebnikow fort. Diese Auswahl an Prosa und Lyrik bietet das bisher umfassendste Porträt des Schriftstellers in englischer Übersetzung, zeichnet den Verlauf seiner Karriere nach und enthält eine besonders großzügige Auswahl seiner späteren Werke."

Bunin, Ivan Alekseyevich (Иван Алексеевич Бунин) "In Paris" (Russisch: в Париже/v Parizhe) - 1943
Sammlung: Dunkle Alleen/Dark Avenues (oder Dark Alleys) (RUS: Тёмные аллеи/Tyomnyie alleyi)
Ivan Bunin war Emigrant und kannte die russische Kultur daher aus der Ferne. "In Paris" erzählt die Geschichte russischer Emigranten – genau – in Paris, wo er lange lebte.
Da ich selbst lange im Ausland gelebt habe, konnte ich viele seiner Anspielungen nachvollziehen. Diese Kurzgeschichte ist sehr interessant, und ich würde gerne mehr von diesem Autor lesen.
Klappentext: "'Dunkle Alleen' eines der größten Werke der russischen Emigrantenliteratur des 20. Jahrhunderts, führte Bunins poetische Sprachbeherrschung zu neuen Höhen. Die zwischen 1938 und 1944 entstandene und vor dem Hintergrund der russischen Kultur- und Geschichtskrisen der vorangegangenen Jahrzehnte angesiedelte Kurzgeschichtensammlung kreist um düstere, erotische Beziehungen. Die Liebe – in ihren vielfältigen Formen – ist das verbindende Motiv in einer reichen Bandbreite von Erzählungen, die sich durch die eindringliche, elegische und elegante Prosa auszeichnen, für die Bunin berühmt ist."
Iwan Alexejewitsch Bunin erhielt 1933 den Nobelpreis für Literatur "für die strenge Kunstfertigkeit, mit der er die klassischen russischen Traditionen im Prosaschreiben fortgeführt hat". Er war der erste russische Autor, dem diese Ehre zuteil wurde.

Terz, Abram (Абрам Терц), Andrei Donatowitsch Sinjawski (Андрей Донатович Синявский) "Pchenz" (RussischПхенц/Pkhenz) - 1959
Sammlung: Fantastic Stories 
Eine Science-Fiction-Geschichte. Normalerweise nicht so mein Genre, obwohl ich schon einige gelesen habe, die mir wirklich gut gefallen haben. So wie diese hier. Wahrscheinlich die Geschichte, die jedem Leser dieser Sammlung am längsten im Gedächtnis bleiben wird.

Ich kann den Vergleich mit Kafka nachvollziehen, obwohl mir diese hier deutlich besser gefällt. Klappentext: "Abram Terz ist das Pseudonym von Andrei Sinjawski, dem sowjetischen Dissidenten im Exil, dessen Werke mit denen von Fabulierern wie Kafka und Borges verglichen wurden. Terz’ Schauplätze sind exotisch und doch vertraut und ebenso fesselnd wie die von Wahnsinnigen und Mystikern. Diese Ausgabe enthält die alptraumhafte Geschichte 'Pchenz', die in der ersten englischen Ausgabe fehlte."

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Tolstoi, Aleksei "Fürst Serebriany"

Tolstoi, Aleksei Konstantinowitsch "Fürst Serebriany. Roman aus der Zeit Iwans des IV." oder "Iwan der Schreckliche" (Russisch: Князь Серебряный/Knjaz' Sserebrjanyi) - Prince Serebrenni: An Historical Novel of the Times of Ivan the Terrible and of the Conquest of Siberia  (aka The Silver Knight or The Silver Prince) - 1882

Ich glaube, ich wäre diesem Roman nie begegnet, wenn es nicht einen neuen Lesekreis gegeben hätte, der von einer begeisterten Leserin gegründet worden war, die sich über Esperanto-Literatur austauschen wollte. Aber ab und zu möchte man auch eine Übersetzung lesen, die nicht so bekannt ist.

Ich hatte nicht nur noch nie von dem Buch gehört (obwohl es ins Englische und Deutsche übersetzt wurde), ich wusste auch nichts über den Autor. Offenbar war er ein Cousin zweiten Grades von Leo Tolstoi, einem Autor, den ich sehr bewundere.

Ich würde diesen Roman nicht mit denen von Leo Tolstoi vergleichen; sie scheinen fast aus einer anderen Generation zu stammen, obwohl sie nur elf Jahre auseinander geboren wurden. Genau wie sein Cousin diente auch dieser Tolstoi im Krimkrieg.

Wahrscheinlich war es ein Glück, dass Iwan der Schreckliche bereits tot war, als dieses Buch veröffentlicht wurde; ich bezweifle, dass der Autor es überlebt hätte. Der Hauptgrund, warum es überhaupt veröffentlicht werden konnte, war wahrscheinlich, dass die Menschen zu seiner Zeit ein größeres Bewusstsein für Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit hatten.

Nicht unbedingt eine leichte Lektüre, aber äußerst interessant. Ich lese sehr gern über Russland und seine bewegte Geschichte, aber diese Epoche war mir bisher unbekannt.

Zar Iwan IV. Wassiljewitsch, auch bekannt als "Iwan der Schreckliche", "Iwan der Furchteinflößende" oder "Iwan der Furchtbare", der 28 Jahre lang über Russland herrschte, war offenbar nicht so schrecklich, wie er oft dargestellt wird. Er war hochintelligent und religiös, aber auch psychisch labil. In diesem Roman sehen wir jedoch hauptsächlich seine Schattenseiten, da der Autor den Herrscher bewusst nicht positiv darstellen wollte.

Das Leben am Hof ​​und das der armen Bevölkerung werden ausführlich geschildert, ihre Kämpfe und wie sie versuchen, diese zu bestehen. Wie bereits erwähnt, ein äußerst interessanter Roman.

Buchbeschreibung:

"Der Roman beginnt im Jahr 1565, während der Herrschaft Iwans des Schrecklichen. Der Zar hatte gerade die gefürchtete Opritschnina, eine Art Polizeitruppe aus Emporkömmlingen, ins Leben gerufen, die Iwans persönlichen Krieg gegen die alten Bojarenfamilien des russischen Adels führten. Der Held dieser Geschichte, Fürst Serebriany (was übersetzt 'Silber' bedeutet), kehrt nach fünf Jahren Krieg an der litauischen Front nach Russland zurück und findet die Welt völlig verändert vor. Iwans Paranoia bildet einen perfekten Kontrast zu Fürst Serebrianys moralischer Integrität; niemals zweifelt er an der Autorität des Zaren, niemals verstößt er gegen seinen Ehrenkodex, während Iwan irrational Massenhinrichtungen anordnet und jeden zum Tode verurteilt, über den ihm seine Berater zuflüstern. Nach einem Konflikt mit der Opritschnina, in Ungnade gefallen, flieht der Fürst aus Moskau und wird zum Anführer einer Bande von Geächteten gewählt.

Der Silberne Fürst war Alexej Konstantinowitsch (allgemein bekannt als A. K.) Tolstois erster Roman. Tolstoi (1817–1875), der vor allem als Dichter und Dramatiker bekannt ist, war ein Romantiker inmitten der dominanten realistischen Bewegung. Das Lesepublikum im Russland des 19. Jahrhunderts – und bis heute – liebte den Roman für seine dramatischen Szenen aus dem Leben der Geächteten und des Hofes, in denen Gier und Tugend aufeinanderprallen. Zeitgenössische Schriftsteller hingegen, die den Grundsätzen der realistischen Literatur verhaftet waren, lehnten ebendiese Romantik ab, die das Publikum so schätzte. Als enger Vertrauter der Kaiserin Maria Alexandrowna, die sein Interesse an Mystik teilte, las Tolstoi ihr während des Schreibens Teile des Romans vor; es ist das einzige Prosawerk, das er ihr widmete.

Die erste englische Übersetzung erschien 1892 unter dem Titel "Prince Serebrenni", später, 1927, unter dem Titel "Prince of Outlaws". Diese Übersetzung entstand aus purer Liebe zur Geschichte und ihren lebendigen Beschreibungen."

Solschenizyn, Alexander "Große Erzählungen"

Solschenizyn, Alexander (Александр Исаевич Солженицын/Aleksandr Solzhenitsyn) "Große Erzählungen: Iwan Denissowitsch; Zum Nutzen der Sache; Matrjonas Hof; Zwischenfall auf dem Bahnhof Kretschetowka" (Russisch: Оди́н день Ива́на Дени́совича/Odin den' Ivana Denisovicha; Для пользы дела/ lja pol'zy dela; Матрёнин двор/Matrjonin dvor; Случай на станции Кречетовка/Sluchaj na stancii Krechetovka) - His Great Stories: One Day in the Life of Ivan Denisovich - 1962; For the Good of the Cause - 1963; Matryona's House - 1963; An Incident at Krechetovka Station - 1963 - 1962/63

Ich bin ja kein großer Fan von Kurzgeschichten, wollte aber schon immer mal etwas von Solschenizyn lesen. Als ich dann dieses Buch fand, das mit einer seiner größten Erzählungen, "Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch", beginnt, dachte ich, ich versuche es einfach mal.

Buchbeschreibung:

"Die hier neu veröffentlichten Erzählungen begründeten den Ruhm des modernen russischen Klassikers und Nobelpreisträgers Alexander Solschenizyn."

Aber auch die anderen Geschichten sind hervorragend, deshalb beschreibe ich sie hier alle, aber keine Angst, es sind nur vier.
"Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch" (Russisch: Оди́н день Ива́на Дени́совича Odin den' Ivana Denisovicha) - 1962 

Wir hören immer wieder vom Gulag, von den Gefangenen, die nach Sibirien deportiert wurden und dort arbeiten mussten usw. Aber wir wissen nie wirklich, was dort vor sich geht, wie die Arbeit aussieht, wie die Gefangenen gehalten werden.

Es sei denn, wir lesen über einen Tag im Leben von Iwan Denissowitsch Schuchow, vom Moment des Aufwachens bis zum Schlafengehen.

Und wenn wir das gelesen haben, verstehen wir, warum dieser Schriftsteller den Nobelpreis für Literatur erhielt. Selbst wenn er nichts anderes geschrieben hätte, wäre er einer der größten Autoren der Welt. Beim Lesen fühlt man sich an Iwans Seite, leidet mit ihm, begleitet ihn. Er scheint ein geborener Überlebenskünstler zu sein, jemand, der vieles ertragen kann und sich die extra Portion der schrecklichen Suppe sichert, nach der sich alle sehnen.

Dies ist ein sehr bewegender Roman von jemandem, der den Gulag selbst erlebt hat. Er verbrachte acht Jahre dort und wurde dann lebenslang nach Kasachstan verbannt.

Eine fantastische Geschichte, brillant geschrieben.

Buchbeschreibung:

"'Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch' über den Alltag in einem stalinistischen Arbeitslager war das aufsehenerregendste Buch, das nach dem Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion veröffentlicht wurde. Die in seiner Folge entstandenen und in diesem Band neu vorgelegten Erzählungen begründeten den Ruhm des russischen Nobelpreisträgers."

"Zum Nutzen der Sache" (Russisch: Для пользы дела/Dlja pol'zy dela) - 1963

Eine weitere großartige Geschichte über die Schattenseiten der Sowjetunion. Eine Geschichte über Bürokraten, die über das Ziel hinausschießen. Die nicht das Wohl des Volkes im Sinn haben, sondern nur ihren eigenen Vorteil.

Es handelt sich um eine kurze Novelle mit weniger als hundert Seiten, und ich möchte nicht zu viel verraten, aber die Sprache ist genauso brillant wie in "Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch", und die Charaktere sind genauso treffend beschrieben.

Einzeln habe ich diese Geschichte allerdings nur in Englisch gefunden.

Buchbeschreibung:

"In 'Zum Nutzen der Sache' zeichnet Solschenizyn ein bemerkenswertes Bild des sowjetischen Lebens. Er schildert die gesamte Bandbreite, von einfachen Schülern, Arbeitern und Lehrern bis hin zu den allmächtigen Beamten in Moskau, deren gesichtslose, kafkaeske Anonymität Furcht einflößt. Wie seine weltberühmten Romane 'Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch', 'Der erste Kreis' und 'Die Krebsstation' ist auch 'Zum Nutzen der Sache', an einer neuen Provinzschule angesiedelt, eine vernichtende Anklage gegen die Unterdrückung einfacher, anständiger Menschen durch karriereorientierte sowjetische Bürokraten. Solschenizyn präsentiert die Konflikte zwischen Recht und Unrecht, zwischen der Freiheit des Einzelnen und der Härte des Systems mit absoluter Aufrichtigkeit und Überzeugung."
"Matrjonas Hof" (Russisch: Матрёнин двор/Matrjonin dvor) - 1963

Eine weitere großartige Geschichte, in der wir den "kleinen Mann" – oder in diesem Fall die "kleine Frau" – kennenlernen, der mit dem auskommen musste, was ihm gegeben oder erlaubt war. Diese Geschichte basiert auf Solschenizyns eigenen Erfahrungen als Lehrer nach seiner Entlassung aus dem Gulag.

Buchbeschreibung:

"1956, nachdem er seine Qualen im Gulag hinter sich gelassen hatte, wollte Alexander Solschenizyn in einem ruhigen Winkel der UdSSR untertauchen und bewarb sich als Mathematiklehrer. Auf der Suche nach einer Unterkunft in der Stadt, in die er versetzt worden war, sah er die Hütte von Matrona, einer älteren Witwe, die dort mit einer lahmen Katze und einer Ziege lebte, und beschloss, dort zu bleiben.

'
Matrjonas Haus' ist die Geschichte einer alten Bäuerin, deren zäher Kampf gegen Kälte, Hunger und gierige Verwandte von einem jungen Mann beschrieben wird, der sie erst nach ihrem Tod versteht."
"Zwischenfall auf dem Bahnhof Kretschetowka" (Russisch: Случай на станции Кречетовка/Sluchaj na stancii Krechetovka) - 1963

Offenbar basiert diese Geschichte auf wahren Begebenheiten, genauer gesagt auf einem Unfall im Zweiten Weltkrieg. Ich kann mich nur wiederholen: Der Autor ist ein großartiger Erzähler.

Buchbeschreibung:

"In 'Ein Zwischenfall am Bahnhof Krechetowka' trifft ein Leutnant der Roten Armee auf einen verstörenden Nachzügler und muss entscheiden, was er mit ihm anfangen soll."

Alexander Solschenizyn erhielt den Nobelpreis für Literatur 1970 "für die ethische Kraft, mit der er die unveräußerliche Tradition der russischen Literatur weitergeführt hat". 

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Solschenizyn, Alexander "August Vierzehn"

Solschenizyn, Alexander "August Vierzehn, aus dem Zyklus 'Das Rote Rad'" (Russisch: Узел I - «Август Четырнадцатого», Красное колесо/August 1914) - August 1914  - 1971

So ein episches Werk! Eine Erzählung über den Ersten Weltkrieg – oder den Großen Krieg, wie er vor dem Zweiten Weltkrieg genannt wurde – aus russischer Sicht. Ich habe viele Bücher über den Ersten Weltkrieg von Autoren aus verschiedenen Ländern gelesen: Ägypten, Belgien, Bosnien-Herzegowina, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Kanada, den Niederlanden, Österreich, Serbien, den USA und sogar Russland (Doktor Schiwago). Aber keines befasste sich so explizit mit Russland oder gar mit dem Krieg selbst, mit Ausnahme von "Im Westen nichts Neues".

Solschenizyn beginnt und endet mit Geschichten über die einfachen Menschen, die zurückblieben und ihre Angehörigen in den Krieg schicken mussten. Dann erzählt er uns, was allein in einem Monat geschah, im August 1914. Einem Monat von über fünfzig.

Er konzentriert sich ausschließlich auf einen bestimmten Abschnitt, ein kleines Gebiet in Ostpreußen, das von den Deutschen verlassen wurde und nun zwischen Russen und Deutschen umkämpft ist. Viele Fehler passieren, und am Ende siegen die Deutschen. 153.000 Deutsche und 191.000 Russen verloren ihr Leben.

Wie schon in "Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch" und vielen anderen Erzählungen lässt uns Solschenizyn die Figuren hautnah miterleben, mit ihnen hoffen und verzweifeln und uns über die Generäle ärgern, die Fehlentscheidungen treffen und so viele Soldatenleben kosten.

Dies ist ein hervorragendes Buch über die Schlacht bei Tannenberg, die ihren Namen der Tatsache verdankt, dass sie eine Racheschlacht für eine 500 Jahre zuvor verlorene deutsche Niederlage war. Sie war in Wahrheit die Schlacht von Allenstein.

Keine leichte Lektüre, aber wer mehr über den Ersten Weltkrieg oder Schlachten im Allgemeinen erfahren möchte, findet hier eine großartige Geschichte.

Besonders gut gefiel mir an der Aufmachung des Buches die Karte am Anfang und die Liste aller Figuren. Die realen Personen sind in Großbuchstaben, die fiktiven in Kleinbuchstaben geschrieben. Das ist sehr hilfreich, gerade bei einem so detailreichen Buch mit so vielen Charakteren.  

Buchbeschreibung:

"In seiner monumentalen Erzählung über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und der unglückseligen russischen Offensive in Ostpreußen hat Solschenizyn geschrieben, was Nina Krushcheva in The Nation 'eine dramatisch neue Interpretation der russischen Geschichte' nennt. Die Ermordung des zaristischen Premierministers Pyotr Stolypin, ein entscheidendes Ereignis in den Jahren vor der Revolution von 1917, wird aus den entfremdenden Blickpunkten historischer Zeugen rekonstruiert. Die alleinige Stimme der Vernunft unter den Beratern des Zaren Nikolai II. Stolypin starb durch den Anarchisten Mordko Bogrov, und mit ihm verbrachte Russlands letzte Hoffnung auf Reform."

Alexander Solschenizyn erhielt den Nobelpreis für Literatur 1970 "für die ethische Kraft, mit der er die unveräußerliche Tradition der russischen Literatur weitergeführt hat". 

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Gorki, Maxim "Die Mutter"

Gorki, Maxim (Максима Горького) "Die Mutter" (Russisch: Мать/Matj) - Mother - 1906/07
 
Ich liebe die russische Literatur. Ihr Stil ist einzigartig. Dieses Buch bildet da keine Ausnahme. Der Autor war nicht nur in der aufkommenden marxistisch-kommunistischen Bewegung aktiv, er begründete diesen Stil, die literarische Methode des sozialistischen Realismus. Wir lernen Pelagea kennen, die von ihrem Mann misshandelt wird. Nach dessen Tod beginnt ihr Sohn Pawel, gegen das zaristische Regime zu kämpfen. Seine Mutter ist anfangs zögerlich und ängstlich, doch dann unterstützt sie die jungen Leute, weil sie erkennt, dass es so nicht weitergehen kann. Sie nimmt alle Freunde ihres Sohnes unter ihre Fittiche und wird für sie zu einer zweiten Mutter, manchmal sogar mehr als ihre eigene.

Wir erfahren, wie hart das Leben in einem russischen Dorf um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert ist und wie schwer es für den einfachen Mann ist, seine Familie zu ernähren. Sie hatten nichts, nicht einmal Hoffnung, dass sich unter dieser Regierung jemals etwas für sie bessern würde. Ich weiß nicht, was viele von uns heutzutage in solchen Umständen tun würden.

Das Buch handelt hauptsächlich von den Revolutionären, dem Untergrundwiderstand und warum sie gegen ihre Zaren kämpften. Wir können es uns gut vorstellen, aber dieses Buch bringt es für alle verständlich aufs Papier. Es geht auch um die Liebe ihrer Mutter zu ihrem Sohn und wie weit sie gehen würde, um ihn zu unterstützen und zu verteidigen.

Ein großartiges Buch.

Der Dichter wurde anscheinend fünfmal für den Nobelpreis für Literatur nominiert. Wie schade, dass er ihn nie erhalten hat. Er hätte ihn wahrlich verdient gehabt.

Buchbeschreibung:

"Russland im frühen 20. Jahrhundert: Arbeiter und einfache Bauern quälen sich durch den armseligen Alltag. Fabrikbesitzer und reiche Bauern halten die Arbeiter und Bediensteten mit einem Hungerlohn gerade so am Leben. Doch es keimt Hoffnung auf. Einige junge Leute kämpfen mutig gegen die katastrophalen Verhältnisse. Unter ihnen auch der Sohn der Arbeiterwitwe Pelagea Nilowna. Diese Mutter, ihr Leben lang nur abgeplagt und in ihr Schicksal ergeben, schöpft durch ihren Sohn Pawel Hoffnung auf ein besseres Leben und verschreibt sich mit ihm und den anderen jungen Leuten den Zielen des Aufstandes. Doch der Preis ist hoch für sie und ihren Sohn."

Tschechow, Anton "In der Sommerfrische"

Chekhov, Anton/Tschechow, Anton/Чехов, Антон Павлович/Anton Pavlovič Čechov "In der Sommerfrische: Meistererzählungen" (Russisch: Дачники) - Summer Holidays - 1880/87

Anton Tschechow wurde etwa ein Jahrhundert vor mir geboren (1860–1904), daher ist es interessant zu sehen, wie die Menschen damals lebten. Ich wollte schon immer einen seiner Romane lesen, aber als ich zufällig auf diese Kurzgeschichtensammlung stieß, dachte ich, das wäre ein guter Anfang.

Und das war es auch. Ich liebe russische Autoren und wurde bisher von keinem enttäuscht. Sie haben einfach eine großartige Art zu erzählen, jede Geschichte ist einzigartig und fesselnd.

Wie bei anderen russischen Autoren hört man auch hier viel über das Elend des russischen Lebens. Die Geschichten sind alle recht kurz, und normalerweise mag ich kurze Geschichten nicht so gern. Ich hätte mir sogar ein paar längere gewünscht, aber Tschechow schafft es, innerhalb weniger Seiten auf den Punkt zu kommen und die ganze Lebensgeschichte einer Figur und ihr gesamtes Umfeld zu erzählen.

Da es verschiedene Sammlungen gibt und keine der anderen gleicht, hier die Liste aller enthaltenen Geschichten.

1886: Eine Bagatelle (Kleiner Zwischenfall; russ. Житейская мелочь)
1886: Grischa (russ. Гриша)
1887: Zu Hause (russ. Дома)
1887: Die Jungens (russ. Мальчики) 
In der Sommerfrische (russ. Дачники)
1886: Der Redner (russ. Оратор) 
1886: Ein Glücklicher (russ. Счастливчик) 
1884: Eine schreckliche Nacht (russ. Страшная ночь) 
1885: Der Gast (russ. Гость) 
1883: Der Dicke und der Dünne (russ. Толстый и тонкий) 
Aus dem Regen in die Traufe
1884: Das Drama auf der Jagd (russ. Драма на охоте)
Mnemotechnik
1899: Die Dame mit dem Hündchen (russ. Дама с собачкой)
1886: Agafja (russ. Агафья)
1887: Ohne Auslagen (russ. Хороший конец) 
Was Fräulein N.N. erzählt 
1886: Die Plappertasche (russ. Длинный язык) 
1886: Ein bekannter Herr (Ihr Bekannter, russ. Знакомый мужчина) 
Der Dramatiker 
1885: Die letzte Mohikanerin (russ. Последняя могиканша) 
Eine Schutzlose (russ. Беззащитное существо) 
1887: Wolodja (russ. Володя) -
1887: Typhus (russ. Тиф) 
1886: Gram (russ. Тоска) 
1883: Die Verleumdung (russ. Клевета) 
In den Chambregarnies (russ. В номерах)
Der böse Knabe (russ. Злой мальчик)
1884: Ein Chamäleon (russ. Хамелеон) 
1884: Der Orden (russ. Орден)
1884: Die Rache einer Frau (russ. Месть женщины)
Misslungen 

Buchbeschreibung:

"In seinen Kurzgeschichten vermag TschechowMomentaufnahmen aus dem Leben zu skizzieren und so eindrücklich und lebhaft zu vermitteln, dass der Leser sich in die verschiedensten Lebenssituationen und Menschen im Russland des späten 19. Jh. versetzt sieht. Bei Tschechow kommen Charaktere jeder sozialen Schicht und Berufsgruppe, jeden Alters und jeder Lebenslage zu Wort - der studierte Arzt schöpft dabei aus seinem Umgang mit Patienten und seinen zahlreichen Reisen."

Freitag, 12. Dezember 2025

Murasaki, Lady Shikibu "Die Geschichte vom Prinzen Genji"

Murasaki, Shikibu "Die Geschichte vom Prinzen Genji" (Japanisch: 源氏物語 Genji Monogatari) - The Tale of Genji - frühes 11. Jahrhundert

Eine hochinteressante, aber anspruchsvolle Lektüre. Wie war das Leben vor einem Jahrtausend in einem ganz anderen Teil der Welt?

Dieses Buch wird oft als der erste Roman aller Zeiten angesehen. Das war einer der Gründe, warum ich mich dafür interessierte.

Und ich habe es nicht bereut, dies gelesen zu haben. Die Geschichte von Genji handelt von einem jungen japanischen Prinzen und seinem Leben am Hof. Ganz anders als das heutige Leben konzentriert sich diese Erzählung aus erster Hand auf die Beziehung zwischen Genji und den vielen weiblichen Mitgliedern des Hofes, von älteren Damen bis hin zu jungen Mädchen.

Gibt es eine bessere Möglichkeit, herauszufinden, wie die Menschen früher lebten, als in einem Buch darüber zu lesen? Das ist die beste Art einer Zeitreise.

Buchbeschreibung:

"Seit tausend Jahren ein Lesevergnügen ersten Ranges

Psychologie, sprachliche Eleganz, Spannung und das alles schon vor tausend Jahren! 'Die Geschichte vom Prinzen Genji' schwelgt in den Liebesabenteuern des schönen Helden und erzählt in unvergesslichen Szenen vom Leben am kaiserlichen Hof der Heian-Zeit.

Geboren in der Hauptstadt des damaligen Reiches, dem heutigen Kyoto, wächst Prinz Genji mit einem ausgefeilten höfischen Zeremoniell auf. Insbesondere Musik und Dichtung verleihen scheinbar Alltäglichem den Glanz der Ewigkeit. So verzaubert der hochgebildete, empfindsame Mann die Frauen von Jugend an mit einem gelungenen Bogenschuss oder einem geistvollen Gedicht zur rechten Zeit. Selbst Machtintrigen können ihm nichts anhaben. Erst als seine Favoritin stirbt, verlässt Genji der Lebensmut. Tausend Jahre nach Entstehen des 'Genji-monogatari' macht der Manesse Verlag die noch immer unübertroffene, einzig vollständige Übersetzung von Oscar Benl wieder verfügbar. In der prachtvollen Ausstattung mit edlem japanischem Leinen, Goldprägung, Leseband und Schmuckschuber ist dieses weltliterarische Juwel ein Muss für jeden Bücherfreund."

Donnerstag, 11. Dezember 2025

Strobel, Lee "Der Fall Jesus"

Strobel, Lee "Der Fall Jesus: ein Journalist auf der Suche nach der Wahrheit" (Englisch: The Case for Christ: A Journalist's Personal Investigation of the Evidence for Jesus) - 1998

Ein atheistischer Journalist versucht, die Wahrheit über Christus und seine Auferstehung herauszufinden. Er reist durch die gesamten Vereinigten Staaten, um mit Experten aus Wissenschaft, Religion, Geschichte, Recht und Philosophie zu sprechen. Sie alle legen ihm einen Fall vor und erläutern, wie sie zu ihren Beweisen gelangt sind.

Es ist erstaunlich, wie viele Fakten diese Männer anführen, aber am Ende behaupten sie immer noch, es sei jedem selbst überlassen, ob er glaubt oder nicht. Interessantes Buch, ideal für Diskussionen.

Buchbeschreibung:

"Wie bei einem Kriminalfall nimmt Lee Strobel auf der Suche nach Wahrheit Experten ins Kreuzverhör und konfrontiert sie mit wissenschaftlichen Fakten, anerkannten Beweisen und unangenehmen Fragen. Wie verlässlich ist das Neue Testament? Gibt es außerhalb der Bibel Beweise für die Existenz Jesu? Die 'Gerichtsverhandlung' können Sie in diesem aufregenden Buch nachverfolgen, doch das 'Urteil' müssen Sie selbst fällen …"