Theaterstücke lese ich nicht besonders gern, aber "Warten auf Godot" fand ich immer interessant. Meine erste Überraschung war, dass der irische Autor Samuel Beckett das Buch auf Französisch geschrieben hatte. Davon hatte ich noch nie gehört, aber als ich mir ein Exemplar in der Bibliothek bestellte, war es in beiden Sprachen verfasst.
Auf jeden Fall eine interessante Geschichte. Es stimmt, wie Estragon, eine der beiden Hauptfiguren, sagt: "Nichts passiert, niemand kommt", passiert nicht viel. Es gibt zwei Männer, Estragon und Wladimir, die auf diesen anderen Mann, Godot, warten. Das ist so ungefähr der Kern der Geschichte. Aber die Art und Weise, wie sie warten, ist das Interessante. Der Schreibstil ist so gut gelungen, dass die Spannung, obwohl man weiß, dass nichts passiert und höchstwahrscheinlich auch nichts passieren wird, da ist.
Buchbeschreibung:
"Ein Autor (Samuel Beckett). Ein Drama (Warten auf Godot). Zwei Akte.
Zweimal zwei Personen: Wladimir (Didi) und Estragon (Gogo), Pozzo und Lucky (Herr und Sklave) sowie ein Junge.
Landstraße. Ein Baum. Abend.
Man wartet. Auf Godot. Ganze zwei Akte lang. Doch Godot kommt nicht.
Es passiert nichts. Nichts von Belang. Man wartet und langweilt sich. Man tauscht Banalitäten aus, Weisheiten... Man nervt sich. Man könnte sich umbringen, dann würde endlich mal was passieren! Man verzichtet darauf. Godot kommt nicht. Man wartet. Vielleicht morgen...
Absurd!
So eine karge Bühne, so eine karge Handlung und so eine karge Sprache! Was der irische Dramatiker Anfang der 50er Jahre auf die Bühne brachte, war eine schallende Ohrfeige für ein Publikum, das gewohnt war, im Theater vor allem eins zu Gesicht zu bekommen: Stücke mit Sinn.
Das hier hatte keinen, und so rauschte man, ohne den zweiten Akt abzuwarten, in der Pause empört aus dem Theater.
Aber die Gemüter beruhigten sich im Laufe der Zeit. Becketts Drama ist längst ein moderner Klassiker, und sein Autor einer der wichtigsten Autoren des absurden Theaters sowie des 20. Jahrhunderts überhaupt.
Es gibt unzählige Deutungsversuche. Eine Warnung vor der Atombombe. Die Darstellung zweier Fellachen, die auf die Bodenreform warten. Die Frage nach Gott. Die Interpretationen sagen stets mehr über den Interpretierenden selbst aus, als über das Drama. Die Antwort des Autors ist karg wie sein Stück: 'Wenn ich es wüßte, würde ich es sagen.'
Als eine englische Theatergruppe das Stück 1998 mit einer Besetzung, die nur aus Frauen bestand, inszenieren wollte, wurde es ihr mit der Begründung, das entstelle zu sehr den Sinn, untersagt. Vielleicht morgen..."
Samuel Beckett erhielt den Nobelpreis für Literatur 1996 "für eine Dichtung, die in neuen Formen des Romans und des Dramas die künstlerische Aufrichtung des Menschen aus seiner Verlassenheit erreicht". Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.


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