Montag, 16. September 2024

Orth, Stephan "Couchsurfing in der Ukraine"

Orth, Stephan "Couchsurfing in der Ukraine" [Couchsurfing in Ukraine] - 2024

"Stephan Orth versteht es hervorragend, Land und Leute für den Leser lebendig werden zu lassen." Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Dem kann ich nur zustimmen.)

Ich bin ein Stephan Orth-Fan, seitdem ich sein erstes Buch gelesen habe. Damals ist er durch den Iran gefahren und hat Land und Leute bei ihnen zu Hause kennengelernt. Zwischendrin war er dann noch in Russland, in China, in Saudi-Arabien und in England - während der Corona-Pandemie. Das war ja alles schon abenteuerlich genug. 

Aber dann - wie kommt man auf die Idee, durch ein Kriegsland zu fahren, dort bei Menschen zu übernachten, wo es jeden Tag einschlagen kann, oder bei denen es schon eingeschlagen hat? Na ja, seine ukrainische Freundin hat sicher sehr dazu beigetragen.

So oder so, ich kenne Ukrainer, habe diese aber schon lange nicht mehr gesehen. Erst die Pandemie, dann der Krieg. Einfach furchtbar. Daher finde ich es bewundernswert, dass der Autor diese Strapazen auf sich genommen und uns daher das ukrainische Volk nähergebracht hat.

Das ist überhaupt das Beste an all seinen Büchern, er kann alles so gut beschreiben, dass man den Eindruck hat, selbst dabei gewesen zu sein. Da lernen wir nicht nur Julija und ihre Familie kennen, wir treffen auch Polina und Roman, Lidija und Swetlana, Aleksandr und Natascha, und viele viele mehr. Alle zusammen zeigen, was für ein bewundernswertes Volk das ist, das da um seine Freiheit kämpft. Die Älteren sind noch in der Sowjetunion aufgewachsen, die Jüngeren kennen das nicht. Aber alle haben etwas gemeinsam, sie wollen ihr Land, sie wollen ihre Demokratie, sie wollen Frieden.

Menschen wie Stephan Orth können sicher nicht die Weltpolitik auf den Kopf stellen, leider. Aber sie tun doch einiges, sie wecken die Leute auf, die meinen, es sei ja alles gar nicht so schlimm, sie rütteln an den Gedanken derer, die die Russen als die Opfer ansehen. Auch wenn diese solche Bücher nicht lesen, sie hören davon, und jeder Tropfen höhlt den Stein.

Deshalb, danke an Stephan Orth und alle, die es ihm ermöglicht haben, dieses Buch zu schreiben. Hoffentlich bereist er noch mehr Länder, die ich nie werde kennenlernen können.

Buchbeschreibung:

"Stephan Orth hat den Krieg Russlands gegen die Ukraine von Anbeginn intensiv miterlebt. Durch seine ukrainische Freundin Julija verbindet ihn ein besonderes Band mit dem Land. Wie sieht der Alltag der Menschen aus, die geblieben sind, was ässt die durchhalten? Und was hat das alles mit uns zu tun? Mit diesen Fragen reist er Tausende Kilometer zwischen Kyjiw und Kramatorks, zwischen Charkiw und den Karpaten. Er wohnt bei den Einheimischen. Und liefert uns einen packenden Bericht über das Leben im Ausnahmezustand, die Macht starker Geschichten und eine große Liebe.

Persönliche Einblicke und Begegnungen auf Augenhöhe

Sein bewegender Bericht verleiht den Ukrainerinnen und Ukrainern eine Stimme und ermöglicht uns eine Perspektive, die weit über den Krieg hinausreicht."

Meine englischen Berichte über Stephan Orths Bücher findet ihr hier. Ich finde, die anderen Bücher sollten auch übersetzt werden.

Samstag, 14. September 2024

Stanišić, Saša "Wie der Soldat das Grammofon repariert"

 

Stanišić, Saša "Wie der Soldat das Grammofon repariert" - How the Soldier Repairs the Gramophone - 2006

Ich habe dieses Buch vor einiger Zeit entdeckt und fand den Titel toll. Außerdem spielt die Geschichte in Višegrad am Fluss Drina, über den ich das Buch "Die Brücke über die Drina" (The Bridge on the Drina) von Ivo Andrić gelesen und geliebt habe.

Der Autor wurde in Bosnien-Herzegowina geboren, seine Familie floh nach Deutschland, als er ein Teenager war. Diese Geschichte erzählt teilweise von seinem Leben vor und nach seiner Flucht aus seinem Land. Inzwischen hat er mehrere deutsche Buchpreise für seine Literatur erhalten, die oft über den Krieg in Bosnien berichtet.

Dieser Roman ist halb-autobiographisch. Das Leben des Protagonisten Aleksandar Krsmanovic spiegelt das des Autors Saša Stanišić wider. Die Geschichte ist ein wenig chaotisch, springt von einer Szene zu einer völlig anderen, kommt manchmal darauf zurück, lässt sie manchmal einfach offen. Dadurch zeigt sie, wie chaotisch das Leben eines Kindes in Kriegszeiten sein muss.

Es war keine unangenehme Lektüre, aber ich hätte mir etwas mehr Konsistenz gewünscht. Ich kann jedoch verstehen, warum der Autor so gefeiert wird.

Buchbeschreibung:

"Als der Bürgerkrieg in den 90er Jahren Bosnien heimsucht, flieht der junge Aleksandar mit seinen Eltern in den Westen. Rastlos neugierig erobert er sich das fremde Deutschland und erzählt mit unbändiger Lust die irrwitzigen Geschichten von damals, von der großen Familie und den kuriosen Begebenheiten im kleinen Višegrad. Aleksandar fabuliert sich die Angst weg und 'die Zeit, als alles gut war' wieder herbei.

Aleksandar wächst in der kleinen bosnischen Stadt Višegrad auf. Sein größtes Talent ist das Erfinden von Geschichten: Er denkt gar nicht daran, sich an die Themen der Schulaufsätze zu halten, viel zu verrückt sind die Erntefeste bei seinen Urgroßeltern, viel zu packend die Amokläufe betrogener Ehemänner und viel zu unglaublich die Geständnisse des Flusses Drina. Als der Krieg mit grausamer Wucht über Višegrad hereinbricht, hält die Welt, wie Aleksandar sie kannte, der Gewalt nicht stand, und die Familie muss fliehen. In der Fremde eines westlichen Landes erweist sich Aleksandars Fabulierlust als lebenswichtig: Denn so gelingt es ihm, sich an diesem merkwürdigen Ort namens Deutschland zurechtzufinden und sich eine Heimat zu erzählen. Seinen Opa konnte er damals nicht wieder lebendig zaubern, jetzt hat er einen Zauberstab, der tatsächlich funktioniert: seine Phantasie holt das Verlorene wieder zurück. Als der erwachsene Aleksandar in die Stadt seiner Kindheit zurückkehrt, muss sich allerdings erst zeigen, ob seine Fabulierkunst auch der Nachkriegsrealität Bosniens standhält.

Mit 'Wie der Soldat das Grammofon repariert' hat Saša Stanišić einen überbordenden, verschwenderischen, burlesken und tragikomischen Roman über eine außergewöhnliche Kindheit unter außergewöhnlichen Umständen geschrieben, über den brutalen Verlust des Vertrauten und über das unzerstörbare Vertrauen in das Erzählen."

Freitag, 13. September 2024

Rutherfurd, Edward "Die Rebellen von Irland"

Rutherfurd, Edward "Die Rebellen von Irland" (Englisch: Awakening: The Rebels of Ireland) - 2006

Ich lese die Fortsetzung eines Buches selten sofort, normalerweise mache ich eine kleine Pause von der Geschichte. Aber dieses Mal konnte ich nicht widerstehen. Nachdem ich "Dublin" (Die Prinzen von Irland) gelesen hatte, musste ich einfach weiterlesen über all die irischen Familien, die die Geschichte dieses interessanten Landes aus erster Hand miterlebt haben.

Dieser Roman beginnt im Jahr 1597, gleich nachdem der erste zu Ende ist. Wir folgen den Nachkommen der tapferen Charaktere aus dem ersten Buch, die den Kampf ihrer Vorfahren fortsetzen, wir folgen ihnen durch die Besatzung durch die Engländer mit den verschiedenen Versuchen, den gesamten Katholizismus von der Insel zu vertreiben, durch die Hungersnot, den Osteraufstand und die Ausrufung der Republik. Was für eine lebendige Geschichte.

Eines lehrt uns dieses Buch mehr denn je: In jedem religiösen Krieg oder Streit geht es nicht wirklich um Religion, sondern um Macht und Geld.

Buchbeschreibung:

"Acht Familien - acht Schicksale, die von Reichtum und Armut, Liebe und Verrat, Glück und Verlust künden. So stellen die Liebesabenteuer der eigenwilligen und leidenschaftlichen Anne den Zusammenhalt der Anwaltsfamilie Walsh, die es im 18. Jahrhundert zu Ansehen und Wohlstand bringt, auf eine harte Probe. Ein farbenprächtiger Bilderbogen zur Geschichte der grünen Insel Irland."

Ich empfehle außerdem besonders "London" (London) und "The Forest" (Der Wald der Könige) vom gleichen Autoren.

Und hier ist ein Link zu all meinen Rezensionen seiner anderen Romane ist hier (englisch) und hier (deutsch).

Rutherfurd, Edward "Die Prinzen von Irland"

 
Rutherfurd, Edward "Die Prinzen von Irland" (Englisch: Dublin: Foundation. The Princes of Ireland: The Dublin Saga) - 2004

Amazon schreibt, dass "nur wenige Autoren so ehrgeizig sind wie Edward Rutherfurd". Dem kann ich nur zustimmen. Die Menge an Recherche, die in seine Romane einfließen muss, kann nur als gewaltig, enorm, gigantisch beschrieben werden. Nachdem ich "London" (London) und "The Forest" (Der Wald der Könige) gelesen hatte, war ich entschlossen, alle seine Bücher zu lesen. Dies war das nächste. Ich liebe Irland genauso wie England, das ich immer noch meine Heimat nenne, obwohl ich schon vor langer Zeit weggezogen bin.

Dieser Roman reicht vom 5. bis ins 16. Jahrhundert und führt uns in das Irland der Druiden und der alten Kelten bis zum Beginn der Herrschaft der Tudors. Rutherfurd zeichnet das Bild eines wilden und stolzen Volkes und führt seine Geschichten durch die Jahrhunderte, indem er Familien vorstellt, denen der Leser durch die Zeit folgen kann. Unglaublich interessant, eine faszinierende Lektüre, die einem nebenbei Geschichte beibringt.

Buchbeschreibung:

"In seinem farbenprächtigen historischen Roman erzählt Rutherford von Blutfehden, Königen und Eroberern, Schlachten und Aufständen, Mönchen und Schmugglern, alten irischen Riten und der dramatischen Liebesgeschichte zwischen Deirdre und dem keltischen Krieger Conall, der die Macht der Druiden herausforderte."

Es gibt einen zweiten Teil dieser Saga, "Awakening" (Die Rebellen von Irland), das uns vom Ende dieses Buches in unsere Gegenwart führt.

Und hier ist ein Link zu all meinen Rezensionen seiner anderen Romane ist hier (englisch) und hier (deutsch).

Donnerstag, 12. September 2024

Leroux, Gaston "Das Fantom der Oper"

Leroux, Gaston "Das Fantom der Oper" (Französisch: Le Fantôme de l'Opéra) - The Phantom of the Opera - 1910

Meine Nichte hat mir dieses Buch hier gegeben. Danke, Jessica. Sie hatte es von einer Freundin bekommen und sagte, sie hätte es noch nie gelesen. Ich sagte, ich liebe Klassiker und würde es gerne lesen. Und ich bin immer daran interessiert, klassische Bücher zu lesen und die meisten davon haben mir sehr gefallen. Also habe ich das Buch auf meine Klassiker-Spin-Liste gesetzt und die Nummer wurde gezogen. Es sieht so aus, als wäre es der richtige Zeitpunkt dafür.

Die Beschreibung der Geschichte sagt, sie sei fesselnd. Vielleicht habe ich schon zu viel darüber gehört, aber ich dachte, ich hätte das Wort falsch verstanden. Aber nein, sie soll absolut fesselnd sein; mitreißend. Nun, es ist mir ein bisschen zu "fantastisch", ein bisschen zu "gothic".

Gut geschrieben und die Charaktere werden lebendig, obwohl mir keiner von ihnen wirklich gefallen hat. Ich liebe die französische Sprache und ich mag die Franzosen wirklich, aber ich scheine mit ihrer Literatur zu kämpfen. Ich habe keine Ahnung, warum.

Ich mag einige der Lieder, die Andrew Lloyd Webber für das Musical geschrieben hat, aber ich habe es nie gesehen. Es muss einen Grund geben.

Wir haben dies in unserem internationalen Online-Lesekreis im November 2023 gelesen.

Einige Anmerkungen aus der Diskussion.

Das Treffen begann mit dem Anhören des Erkennungslieds des Phantoms der Oper von Sarah Brightman und Steve Harley, um eine passende Gothic-Atmosphäre zu schaffen.

Die Originalgeschichte war viel mehr ein Buch als erwartet. Sie hatte eine Hintergrundgeschichte, eine sehr visuelle Erzählweise und einen gruseligen Bösewicht. Natürlich war sie bei alten Geschichten wie dieser in Bezug auf die Gleichberechtigung der Geschlechter nicht so gut gealtert, aber die Mechanik und Psychologie des Phantoms war ziemlich interessant.

Wir waren froh, die Originalgeschichte jetzt zu kennen, im Vergleich zu nur der Musical-Version von Lloyd Webber.

Buchbeschreibung:

"In den geheimnisumwobenen Gewölben der Pariser Oper hält sich ein unsagbar häßlicher Mensch verborgen. Um die Liebe einer jungen Sängerin zu gewinnen, ist ihm jedes Mittel recht; aus der Oper wird ein Tollhaus, die Ereignisse überstürzen sich. Leroux' Kriminalklassiker wurde bereits mehrfach verfilmt. Deutsche Leser, die nach der Gänsehaut erzeugenden Lektüre des Romans noch nicht genug haben, können sich die 'Visionen der Hölle' (FAZ) in Hamburg im eigens hierfür gebauten Flora-Theater mit Wagner-Tenor Peter Hoffmann in der Titelrolle ansehen."

Mittwoch, 11. September 2024

Diffenbaugh, Vanessa "Die verborgene Sprache der Blumen"

Diffenbaugh, Vanessa "Die verborgene Sprache der Blumen" (Englisch: The Language of Flowers) - 2011

Als ich dieses Buch zum ersten Mal sah, war ich von dem Titel angezogen. "Die Sprache der Blumen" lautet der englische Titel. Ich liebe Sprachen, aber ich hatte noch nie gehört, dass Blumen eine Sprache haben. Natürlich wissen wir alle, dass Rosen Liebe bedeuten sollen, aber es scheint so viel mehr dahinter zu stecken.

Ich habe diese Geschichte sehr genossen. Dieses Buch ist wie das Tagebuch eines jungen Mädchens angelegt, das in Pflegeheimen aufwuchs, und es erzählt zwei Geschichten gleichzeitig: die Zeit, die sie bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag in verschiedenen Einrichtungen und Heimen verbrachte, und die Zeit danach. So wie die Zeit das Leben der Protagonistin teilt, ist auch das Buch in zwei Teile gegliedert: die Geschichte des Mädchens und ihrer Probleme, die eine breite Palette psychologischer Probleme abdeckt, die sie mit dieser Welt hat, und die Geschichte der Blumen, wie sie zu etwas Besonderem wurden.

Ich war sehr froh zu erfahren, dass die Stephanotis, die ich vor etwa dreißig Jahren als Hauptblume meines Brautstraußes ausgewählt hatte, Glück in der Ehe versprach, und ich kann sagen, dass dies völlig wahr ist. Mir gefiel die Tatsache nicht, dass meine Lieblingsblume, die Pfingstrose, für Wut steht. Vielleicht ist es gut, dass sie nur für eine sehr kurze Zeit im Jahr erhältlich sind.

Ob man nun an die Sprache der Blumen glaubt oder nicht, dieses Buch bietet so viel mehr als nur das. Es greift viele verschiedene Themen auf, ohne zu verwirrend oder chaotisch zu werden.

Auf der Website von Random House gab es ein ganzes "Blumenlexikon", aber da sie inzwischen ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht haben – "A Victorian Flower Dictionary" (Goodreads) –, wurde es eingestellt. Es gibt jedoch anderswo im Internet eine Liste, hier.

Buchbeschreibung:

"Das Wichtigste im Leben der jungen Victoria sind Blumen. Sie weiß alles über sie und kennt vor allem ihre Bedeutung. Aufgewachsen in Waisenhäusern und Pflegefamilien, rettet dieses Wissen sie immer wieder. Mit achtzehn findet Victoria Arbeit in einem Blumenladen und bindet mit viel Erfolg und Einfühlungsvermögen für jeden Kunden den richtigen Strauß: Myrte für Liebe, Jasmin für Nähe, Maiglöckchen für Rückkehr des Glücks. All das wünscht sich Victoria auch, als sie Grant kennenlernt. Erstaunt stellt sie fest, dass er ebenfalls die Sprache der Blumen versteht – und sie von demselben Menschen gelernt hat wie sie selbst …"

Dienstag, 10. September 2024

Eschbach, Andreas "Eine Billion Dollar"

  

Eschbach, Andreas "Eine Billion Dollar" - One Trillion Dollars - 2001

Dies war ein weiteres Buch aus meinem Stapel Ungelesener Bücher, das ich noch lesen musste, und das vor Ewigkeiten für unseren Lesekreis vorgeschlagen wurde.

Die Geschichte regt zum Nachdenken darüber an, was man tun könnte, wenn man alles Geld der Welt hätte. Was würde man tun, um die Welt zu retten? Das ist eine schwierige Frage, und wenn es eine Antwort darauf gibt, zeigt dieses Buch, wie schwer es ist, eine Antwort zu finden.

Obwohl mir die Idee des Buches und die Geschichte als solche gefallen, war mir der Roman nicht wirklich mein Ding. Es gab keine sympathischen Charaktere und der Schreibstil selbst war nicht mein Fall. Und ich kann nicht einmal einem Übersetzer die Schuld geben, da ich es im deutschen Original gelesen habe.

Jedenfalls nicht uninteressant, aber es verleitet mich auch nicht dazu, weitere Bücher dieses Autoren zu lesen.

Buchbeschreibung:

"Ein hübsches Gedankenspiel: Hätte einer unserer Urahnen vor 500 Jahren ein paar Florin angelegt, könnten wir heute dank Zins und Zinseszins ein Vermögen einstreichen, das für mehr als ein sorgenfreies Leben ausreichen würde. Für John Fontanelli, den armen Schustersohn aus New York, wird dieser Traum Wirklichkeit: Am 23. April 1995 erfährt er, dass sein Vorfahre Giacomo Fontanelli ihm, dem derzeit jüngsten Fontanelli-Spross, über Eine Billion Dollar hinterlassen hat. Gestern fuhr John noch Pizza aus, heute ist er reicher als die zweihundert reichsten Menschen der Welt zusammen. Und trotzdem nicht glücklich.

Denn die Sache hat -- wie kann es anders sein -- einen Haken. In seinem Testament berichtet Giacomo Fontanelli von einer Vision. Sein Erbe soll dank des Vermögens den Menschen ihre verlorene Zukunft zurückgeben. Für John eine drückende Verantwortung : Er, ein Ex-Pizzalieferant, als Retter der Menschheit? Da meldet sich ein mysteriöser Fremder und behauptet zu wissen, wie die Prophezeiung erfüllt werden kann."

Montag, 9. September 2024

Stedman, M L "Das Licht zwischen den Meeren"

Stedman, M L "Das Licht zwischen den Meeren" (Englisch: The Light Between Oceans) - 2012

Ich muss sagen, ich habe etwas mehr von diesem Roman erwartet. Aber ich möchte es für niemanden verderben, der ihn noch lesen möchte. Ich würde mich wirklich über Kommentare von denen freuen, die es gelesen haben.

Spoiler:

Wie ihr der Buchbeschreibung entnehmen könnt, "findet" ein Paar, das kein Kind bekommen kann, eines und beschließt, es zu behalten. Selbst als sie erfahren, wohin es gehört, sagen sie nicht die Wahrheit.

Ein interessantes Thema. Ist es richtig, ein Baby zu behalten, wenn man glaubt, es könnte ausgesetzt worden sein? Ist es richtig, es zu behalten, auch wenn man weiß, dass es nicht ausgesetzt wurde? Ich würde in beiden Fällen nein sagen. Jemand, der keine Kinder bekommen kann, aber gerne welche hätte, denkt vielleicht anders, aber ich denke an die Mutter, deren Baby gestohlen wird. Ja, gestohlen. Ich hätte jeden umgebracht, der mir das angetan hätte.

Ein interessantes Thema, aber der Schreibstil hat mich nicht dazu verleitet, etwas anderes von dieser Autorin zu lesen. Es war mir ein bisschen zu sehr seichte Frauenliteratur.

Buchbeschreibung: 

"Australien. 1920. Als Tom Isabel zum ersten Mal sieht, ahnt er noch nicht, dass sie sein Schicksal verändern wird. Doch er weiß, dass er für diese Frau alles tun würde. Sechs Jahre später - die beiden sind nun glücklich verheiratet und leben auf der einsamen Insel Janus Rock - strandet an der Küste ein Ruderboot. An Bord: die Leiche eines Mannes - und ein zappelndes Baby. Sofort schließt Isabel das kleine Mädchen in ihr Herz, und gegen Toms anfängliche Bedenken nehmen sie das Kind als ihr eigenes an. Doch als sie aufs Festland zurückkehren, müssen sie erkennen, dass ihre Entscheidung das Leben eines anderen Menschen zerstört hat …"

Samstag, 7. September 2024

Vonnegut, Kurt "Frühstück für Helden"

Vonnegut, Kurt "Frühstück für Helden" auch "Frühstück für starke Helden" (Englisch: Breakfast of Champions) - 1973

Ich weiß nicht mehr, wann ich das Wort "vonnegutesque" zum ersten Mal gehört habe, aber ich weiß noch, dass ich dachte: "Was für ein wunderbares Wort". Vielleicht mochte ich es auch, weil es sich nach "gute Wonne" anhörte.

Als ich dieses Buch in die Hand nahm, verliebte ich mich bereits in die Beschreibung: "In einem 'Frolic' - svw. Scherz - aus Cartoon- und Comic-Ausbrüchen gegen Regel und Vernunft, einer wunderbaren Verflechtung von Science-Fiction, Memoiren, Parabel, Märchen und Farce greift Kurt Vonnegut das gesamte Spektrum der amerikanischen Gesellschaft an und lässt einige seiner beliebtesten literarischen Schöpfungen auf die Bühne."

Ein "Frolic", ein anderes schönes englisches Wort, das aus dem deutschen "fröhlich" entstanden ist. Das ist die richtige Beschreibung. Was für ein Wirbelwind! Die Geschichte springt auf lustige Weise hin und her. Es gibt Satire, Magie, eine Mischung aus Comic und Roman, Drama und Tragödie. Das ganze Buch scheint eine Erklärung für Außerirdische zu sein: Würden sie unsere Welt so sehen? Wahrscheinlich, denke ich, zieht Vonnegut eine gute Grenze, seine Kritik an der modernen (amerikanischen) Gesellschaft trifft den Punkt genau. Autsch!

Ich liebe auch sein Spiel mit Worten. Als er den Namen einer LKW-Firma sieht, Pyramid, fragt er: "Warum sollte jemand im Hochgeschwindigkeitstransportgeschäft sein Unternehmen nach Gebäuden benennen, die sich seit Christi Geburt keinen Millimeter bewegt haben?" Die Antwort lautet anscheinend: "Ihm gefiel der Klang." Und mir gefiel der Klang so vieler Worte, die Kurt Vonnegut verwendet hat.

Dieses Buch ist urkomisch, man lacht darüber. Aber es ist auch sehr kritisch. Ich fand es toll.

Buchbeschreibung:

"Mit Sarkasmus, Witz und einer Spur Wehmut schildert Kurt Vonnegut die fatale Begegnung des Autohändlers Dwayne Hoover mit einem Werk des Science-Fiction-Autors Kilgore Trout - eine Begegnung, die dem ohnehin etwas labilen Dwayne buchstäblich den Glauben an die Menschheit nimmt, bevor sie ihn an den Rand des Wahnsinns treibt. Und ein Stückchen darüber hinaus..."

Ich muss auch bald "Schlachthof 5 oder der Kinderkreuzzug" (Slaughterhouse-Five) lesen.

Freitag, 6. September 2024

Frisch, Max "Biedermann und die Brandstifter"

Frisch, Max "Biedermann und die Brandstifter" - The Arsonists (aka "The Firebugs" or "The Fire Raisers: A Morality Without A Moral, With An Afterpiece") - 1958

Eines der Bücher, das fast jeder deutsche Schüler in der Oberstufe lesen muss. Und ich fände es toll, wenn auch andere Schüler das lesen würden. Und Erwachsene. Denn Max Frisch ist ein großartiger Autor, der uns viel beibringt.

Max Frisch ist ein satirischer, düsterer Autor. Das zeigt er in diesem Stück sehr gut. Gottlieb Biedermann ist ein reicher Mann, der sich darüber aufregt, dass Brandstifter in der Stadt sind, die anfangen, in den Häusern der Leute zu leben, während sie vorhaben, sie niederzubrennen. Obwohl er das weiß, nimmt er zwei angebliche Verkäufer auf, die sich genau so verhalten, als ob sie sein Haus niederbrennen wollten. Wir können Biedermanns Untergang langsam aber sicher verfolgen. Die Charaktere entwickeln sich und das können wir auch ganz deutlich sehen.

Wir Deutschen kennen den Namen Biedermann, der vom deutschen Wort "bieder"  kommt, das eine eher satirische/negative Bedeutung von konservativ, konventionell, aufrecht hat. Die richtige Beschreibung für unseren Protagonisten.

Die Moral dieser Geschichte: Wenn du den Leuten die Wahrheit sagst, lassen sie dich alles tun, sogar dein Haus niederbrennen.

Buchbeschreibung:

"Das Stück ist die Geschichte des Bürgers Gottlieb Biedermann, der die Brandstifter in sein Haus einlädt, um von ihnen verschont zu werden. Es entlarvt präzise eine Geisteshaltung, die der Technik des Totalitären zum Erfolg verhilft. Biedermann und die Brandstifter - eine politische Parabel, die ihre kritische Kraft nicht aus der Entlarvung der Lüge bezieht, sondern aus der Inszenierung der biedermännischen Wehrlosigkeit gegenüber Verbrechern, die von Anfang an sagen, was sie wirklich wollen.

Das '
Lehrstück ohne Lehre' wurde am 29. März 1958 am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Die deutsche Erstaufführung mit der Uraufführung des Nachspiels war am 28. September 1958 an den Städtischen Bühnen Frankfurt am Main. Biedermann und die Brandstifter gehört seit Jahren nicht nur zum Theaterrepertoire, sondern auch zum Lekturekanon im Deutschunterricht."

Max Frisch hat 1976 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Ich habe auch "Homo Faber" (Homo Faber) vom gleichen Autoren gelesen.

Donnerstag, 5. September 2024

Palma, Felix J. "Die Landkarte des Chaos"

Palma, Felix J. "Die Landkarte des Chaos" (Spanisch: El mapa del caos) - The Map of Chaos - 2014

Normalerweise warte ich, bis ein Buch als Taschenbuch erhältlich ist. Das ist leichter, billiger, nimmt weniger Platz weg usw. Und Übersetzungen lese ich lieber ins Deutsche übersetzt, obwohl ich versucht war, dieses Buch auf Englisch zu kaufen, als ich in einem deutschen Buchladen ein herabgesetztes Exemplar mit nur geringfügigen Beschädigungen fand. Ich hätte auch lange warten können, denn selbst nach zehn Jahren kann man das Buch hier immer noch nicht als Taschenbuch erwerben.

Wie auch immer, ich war froh, dass ich es getan habe. Nachdem ich die ersten beiden Ausgaben dieser Trilogie, "Die Landkarte der Zeit" (The Map of Time) und "Die Landkarte des Himmels" (The Map of the Sky), gelesen hatte, wartete ich gespannt auf den dritten Teil.

Nun, ich bin kein großer Science-Fiction-Fan und diese Bücher basieren auf den Romanen von H.G. Wells. Aber Félix J. Palma hat einige Wunder geschaffen. In diesem Roman reist er nicht nur durch die Zeit, er reist durch Welten, Parallelwelten, die leichte Kopien voneinander sind. Die Idee, dass es eine andere Welt mit genau denselben Menschen, aber anderen Schicksalen geben könnte, ist ziemlich erstaunlich. Die Ideen für die Geschichte sind so einzigartig, ich glaube, ich habe so etwas noch nie gelesen.

Während er "Die Landkarte der Zeit" (The Map of Time) auf "Die Zeitmaschine" (The Time Machine) und "Die Landkarte des Himmels" (The Map of the Sky) auf "Krieg der Welten" (War of the Worlds) basierte, basiert dieser letzte Teil auf "Der Unsichtbare" (The Invisible Man). Ich werde alle drei lesen müssen, nur um zu sehen, wo dieser Autor seine Inspiration herbekam.

"Chaos ist unvermeidlich". Das ist das Thema des Buches und es gibt jede Menge Chaos zu finden. Wir besuchen das viktorianische London, treffen viele reale Charaktere aus der Zeit wie die produktiven Schriftsteller H.G. Wells, Lewis Carroll und Arthur Conan Doyle sowie einige gute alte Bekannte aus den früheren Büchern.

Ein wunderbarer Abschluss einer fantastischen Trilogie.

Ich weiß, dass der Autor weitere Bücher geschrieben hat und ich hoffe, dass sie alle eines Tages übersetzt werden.

Buchbeschreibung:

"Nach 'Die Landkarte der Zeit' und 'Die Landkarte des Himmels' ist dies nun der letzte Teil der Trilogie des spanischen Bestsellerautors.

Die Geliebte wiederfinden, die er verloren hat: das ist der große Traum des Millionärs Gilmore. Und bis jetzt ist ihm alles gelungen, was er sich vornahm. Seine Verlobte Emma ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, und um sie wieder zu erwecken werden keine Mittel gescheut. Wie gut, dass wir uns im viktorianischen London befinden, wo soeben der Spiritualismus in Mode kam und die Toten die Lebenden besuchen. Alte Bekannte und neue Freunde sind wieder dabei und nehmen an spirituellen Sitzungen teil: Inspektor Clayton von Scotland Yard hilft tatkräftig mit bei der Suche nach Emma und ist einem falschen Medium und einem echten Geist auf der Spur. H. G. Wells und seine Frau Jane erfinden ein Serum, mit dem man sich vervielfältigen kann, und huschen elegant durch verschiedene parallele Welten. Charles Dodgon, alias Lewis Carroll, der Autor von 'Alice im Wunderland', und Arthur Canon Doyle, der literarische Vater des Detektivs Sherlock Holmes, tragen mit ihrer Fantasie ihren Teil bei, Emma und Gilmore zusammenzubringen. Gemeinsam finden sie einen Weg, um die durch den Tod getrennten Liebenden zu vereinen. Dieser Weg wird durch einen Spiegel führen. Denn: Stärker als der Tod ist die Liebe.

Ein Detektivroman, ein Abenteuerroman, ein Liebesroman: Voller wirbelnder Phantasie, Humor und überraschender Wendungen schreibt Palma im letzten Teil seiner Trilogie über das berauschende Abenteuer der Liebe.
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Palma, Félix J. "Die Landkarte des Himmels"

Palma, Félix J. "Die Landkarte des Himmels" (Spanisch: El mapa del cielo) - The Map of the Sky - 2012

Fantasy und/oder Science-Fiction ist nicht wirklich mein Lieblingsgenre, und das ist noch milde ausgedrückt. Irgendwann bin ich jedoch in der chunky book group (Club der dicken Wälzer) auf "Die Landkarte der Zeit" (The Map of Time) gestoßen, und es hat mir sehr gut gefallen. Wahrscheinlich, weil es ein Spin-off von "Die Zeitmaschine" (The Time Machine) war, dessen Film mir gefallen hat (die alte Version, das heißt, ich habe die neue nie gesehen). Aber vielleicht auch, weil der Autor ein guter Schriftsteller ist. Und sehr kreativ. Nichts ist ihm unmöglich.

Wie in seinem ersten Roman nimmt Félix J. Palma einen Roman von H.G. Wells auf, diesmal war es "Der Krieg der Welten" (The War of the Worlds). Aber er bezieht auch andere Romane wie "Die Zeitmaschine", "Alice im Wunderland" und "Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde" mit ein, und wir sehen viele berühmte Leute, allen voran natürlich H.G. Wells selbst, dann Christoph Kolumbus, Galileo, Karl Gauss, Marco Polo, Robert Louis Stevenson, Jules Verne, um nur die berühmtesten zu nennen.

In diesem Roman müssen wir viele Abenteuer bestehen. Wir stecken auf einem Schiff in der gefrorenen Nordsee fest und müssen gegen außerirdische Maschinen kämpfen, die die ganze Welt erobern wollen. An diesem Punkt gelangen wir in eine dystopische Umgebung. Es gibt kaum ein Genre oder Thema, das in diesem Roman nicht angesprochen wird. Es ist für jeden etwas dabei. Der Autor schafft es sogar, eine Liebesgeschichte einzubauen.

Obwohl dies auch eine brillante Geschichte ist, mochte ich den ersten dieser beiden Romane lieber, freue mich aber trotzdem auf das dritte und letzte Buch dieser viktorianischen Trilogie, das sich anscheinend um die Themen von "Der Unsichtbare" (The Invisible Man) drehen wird. Ich denke, ich sollte in der Zwischenzeit anfangen, H.G. Wells zu lesen.

Buchbeschreibung:

"Fremde Welten, gefährliche Abenteuer und eine große Liebe

Gibt es eine Zivilisation im All, die intelligenter und glücklicher ist als wir Menschen?

Eine Expedition in die Antarktis trifft im Jahr 1829 auf ein Wesen von einem anderen Stern. Sechzig Jahre später will der Millionär Montgomery Gilmore für die Frau, die er liebt, im viktorianischen London eine Invasion von Außerirdischen als Überraschung inszenieren. Doch die Show wird zur Wirklichkeit. Was tun, wenn Wünsche in Erfüllung gehen und 
zu Albträumen werden?

Im zweiten Teil der Trilogie jagt uns Félix J. Palma wieder durch ungeheuerliche Parallelwelten. Ein neuer Tornado der Fantasie kommt auf uns zu. Staunen und Schrecken garantiert!
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Palma, Félix J. "Die Landkarte der Zeit"

Palma, Félix J. "Die Landkarte der Zeit" (Spanisch: El mapa del tiempo) - The Map of Time - 2008

Ich fand dieses Buch einfach fabelhaft. Es ist das erste Mal, dass mir ein Buch über Zeitreisen wirklich gefallen hat, normalerweise ist das nicht mein Ding. Einige Gründe könnten die Zeit und der Ort sein, an dem es passiert, ich liebe das viktorianische und vorviktorianische England, die Tatsache, dass es einen Buchhintergrund gibt ... oder vielleicht, weil ich das Gefühl hatte, dass der Autor auch nicht wirklich an Zeitreisen glaubt, aber viel Spaß beim Schreiben dieser Geschichte hatte. Ich habe es genossen, all die verschiedenen Arten von Erklärungen durchzugehen, die es gibt, dass Zeitreisen möglich sein könnten, und würde gerne alle Argumente auseinandernehmen.

Es gibt mehrere verschiedene Geschichten in dem Buch. Ich denke, die erste war die beste, jemand, der in der Zeit zurückreisen wollte, um jemandem das Leben zu retten, und jemand anderes, der alles Mögliche tut, um das Leben dieser Person erneut zu retten (oder eher einige andere, die zusammenarbeiten). Einfach nett.

Ich fand, es war ein guter Anfang für die Geschichte, es wäre nicht so spannend gewesen, wenn der Autor mit einem anderen Kapitel begonnen hätte.

Ich hatte "Die Zeitmaschine" (The Time Machine), die mehr oder weniger die Grundlage für diese Geschichte bildet, vorher nicht gelesen, sondern nur den klassischen Film gesehen. Aber das habe ich inzwischen nachgeholt.

Ich glaube, dass jeder dystopische Roman (und dieser hier ist aus der Sicht der Protagonisten) die Zeit widerspiegelt, in der er geschrieben wurde, er offenbart sozusagen die Angst der Zeit. Die Menschen des späten 19. Jahrhunderts hatten Angst, dass die Technologie die Oberhand gewinnen würde, und das hat sie, sogar mehr, als sie sich je hätten vorstellen können. So wie ich glaube, dass 1984 heute wahr geworden ist, glaube ich, dass die in diesem Buch beschriebene Vision heute wahr geworden ist, auch wenn London noch immer steht. Und dafür bin ich mehr als dankbar, es ist eine meiner Lieblingsstädte.

Letztendlich glaube ich, dass Zeitreisen möglich sind, und wir alle tun es jeden Tag, wenn wir unsere Bücher zur Hand nehmen und uns an Orte und in Zeiten versetzen lassen, die wir nie gesehen haben und wahrscheinlich nie sehen werden, aber wir leben mit jeder neuen Geschichte ein neues Leben.

Ich hoffe, das ist der Beginn einer langen Diskussion ...

Dies ist eines der Bücher vom Chunky Book Club (Club der dicken Wälzer). Wer dicke Bücher lesen möchte, sollte sich ihm anschließen. Es ist eine tolle Gruppe.

Buchbeschreibung:

"Eine Reise durch Jahrhunderte. Eine Liebe ohne Grenzen. Eine Geschichte voller Phantasie.

London, 1896: Andrew, ein wohlhabender Fabrikantensohn, reist in die Vergangenheit, um seine große Liebe wieder zugewinnen. Die junge Claire macht eine Zeitreise aus dem viktorianischen London ins Jahr 2000 und trifft den Mann, den sie in der Zukunft lieben lernte, in ihrer Zeit wieder. Inspektor Garrett jagt einen Mörder, der seine Opfer mit Waffen tötet, die noch gar nicht erfunden wurden. Alle Fäden laufen bei einem dämonischen Bibliothekar zusammen. Nur er kennt das Geheimnis der Landkarte der Zeit.

Ein Fest der Phantasie, in dem der Leser Jack the Ripper begegnet und H.G. Wells, den Erfinder der Zeitmaschine, in einer völlig überraschenden Rolle kennenlernt."

Ich habe auch die Fortsetzungen gelesen, "Die Landkarte des Himmels" (The Map of the Sky) und "Die Landkarte des Chaos" (The Map of Chaos). Beides großartige Romane.

Mittwoch, 4. September 2024

Grossman, David "Eine Frau flieht vor einer Nachricht"

Grossman, David "Eine Frau flieht vor einer Nachricht" (Hebräisch: אשה בורחת מבשורה/Isha Nimletet Mi'Bshora) - To the End of the Land2008

Ein Buch, das sowohl realistisch als auch philosophisch klingt. Vor dem Hintergrund der Situation in Israel versucht der Autor herauszufinden, was der Grund für all das ist. Er beschreibt hauptsächlich das Leben von Ora, aber auch das ihrer beiden besten Freunde Avram und Ilan und das ihrer Söhne Adam und Ofer. Wir lesen über das Leben im modernen Israel und was es bedeutet, wenn jeder für mehrere Jahre zur Armee geht und man sich in einem ständigen Kriegsgebiet befindet.

Der Autor beschreibt jede Situation, jede Person von mindestens zwei Seiten, vergleicht Situationen ständig. Er versucht, ein Bild des Lebens zu zeichnen und ihm auf den Grund zu gehen.

Ora möchte bis ans Ende des Landes, aber ich habe das Gefühl, sie möchte bis ans Ende der Welt und noch weiter, um all die Sorgen zu vergessen.

Sehr nachdenklich stimmend. Der Autor ist ein wunderbar talentierter Schriftsteller, ich bin sicher, ich werde noch mehr von seinen Büchern lesen.

Ich habe erst gelesen, nachdem ich das Buch beendet hatte, dass der Autor dieses Buch schrieb, während sein ältester Sohn beim Militär war. Er sprach viel mit seinem zweiten Sohn Uri darüber, der sich verpflichtete, während sein Vater noch das Buch schrieb. Uri wurde im Krieg getötet und David Grossman beendete das Buch. Er sagte: "Was sich vor allem geändert hat, war das Echo der Realität, in der die Endfassung geschrieben wurde."

Buchbeschreibung:

"Eine Mutter fürchtet sich vor der Nachricht, dass einer ihrer beiden Söhne im Krieg gefallen ist. Sie erzählt dagegen an, erzählt von ihrer Liebe zu zwei Männern, sie kocht süße Auberginen und persischen Reis mit Rosinen und Pinienkernen, alles gegen die Angst. Schreiben und Leben von David Grossman kreuzen sich auf schmerzlichste Weise, als Grossmans Sohn Uri in den letzten Tagen des Libanon-Krieges ums Leben kommt."

David Grossman hat 2010 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Dienstag, 3. September 2024

Lahiri, Jhumpa "Das Tiefland"

Lahiri, Jhumpa "Das Tiefland" (Englisch: The Lowland) - 2013

Ich habe ein paar Bücher von Jhumpa Lahiri gelesen, und dieses hier lag schon seit einiger Zeit auf meinem Stapel ungelesener Bücher. Ich habe keine Ahnung, warum ich so lange gebraucht habe, um damit anzufangen. Oh, Moment mal, das müssen die Hunderte anderer Bücher auf dem Regal sein. LOL

Obwohl ich viele Bücher über Indien gelesen habe, und ziemlich viele über die Unabhängigkeit (z. B. Mitternachtskinder - Midnight's Children - von Salman Rushdie) und den Kampf dafür, wusste ich nicht viel über die Naxaliten, nur eine allgemeine Vorstellung davon, dass sie existierten. In diesem Buch lernen wir die Organisation und ihre Anhänger kennen. Und die Geschichte berührt auch den Grund, warum Inder ihr Land verließen, sowie die Rolle der Frauen in der damaligen Gesellschaft, sowohl in Indien als auch in den USA.

Ich wusste, dass es eine gewalttätige Zeit war, aber es ist anders, wenn man von Einzelpersonen hört und wie es ihnen unter bestimmten Umständen erging, selbst wenn diese fiktiv sind. Da ich immer gerne die Hintergründe meiner Bücher recherchiere, besonders wenn es historische sind, erfuhr ich, dass die Gruppe immer noch existiert und es immer noch viele Konflikte mit ihnen gibt und jedes Jahr zahlreiche Menschen getötet werden. Davon hört man im Rest der Welt kaum etwas. Wie schade!

Und dann gibt es in dem Buch auch noch eine "nächste Generation" und all die Implikationen, die sich daraus ergeben, in einem Land aufzuwachsen, in dem die eigenen Eltern nicht geboren wurden.

Ich fand diesen Roman äußerst interessant und gut geschrieben.

Buchbeschreibung:

"Nach sechs Jahren meldet sich die Autorin der wunderbaren Liebesgeschichte 'Einmal im Leben' mit einem neuen Roman zurück: Am Rande eines mit Wasserhyazinthen über­wucherten, zu Monsunzeiten überschwemmten Tieflands in einem Vorort von Kalkutta wachsen die Brüder Subhash und Udayan Mitra auf. Sie sind unzertrennlich, aber auch sehr verschieden. Beide interessieren sich für Wissenschaft und Politik. Aber Subhash, der Pflichtbewusste, entzieht sich den wirren politischen Verhältnissen der sechziger Jahre und zieht in ein ruhiges Küstenstädtchen im Osten der USA, um sich dort der Wissenschaft zu widmen. Udayan hingegen lässt sich mit militanten Maoisten ein und riskiert alles für seinen Traum von einer gerechteren Welt … Aber als Subhash erfährt, was seinem Bruder in jenem mit Hyazinthen überwucherten Gewässer zugestoßen ist, kehrt er nach Indien zurück, um die Wunden zu heilen, die Udayan, nicht zuletzt im Herzen seiner jungen, schwangeren Frau, geschlagen hat. Es entspinnt sich ein mitreißendes familiäres Drama über Kontinente und Generationen. Dieser beeindruckende Roman war in den an­gelsächsischen Ländern ein großer Bestseller. Lahiris Kunst liegt in der Verbindung von weiter Perspektive mit intimster persönlicher Geschichte. Ihre Charaktere, ihre Sätze und Bilder funkeln: Sie ist eine literarische Meisterin, eine der faszinierendsten und erfolgreichsten Autorinnen in den USA von heute."

Lahiri, Jhumpa "Der Namensvetter"

Lahiri, Jhumpa "Der Namensvetter" (Englisch: The Namesake) - 2003

Ein sehr interessantes Buch über eine Einwandererfamilie und ihre in ihrem neuen Land geborenen Kinder. Die Autorin hat denselben Hintergrund wie die Protagonisten und das merkt man ihrem Schreibstil an.

Jeder, der in einem anderen Land als dem lebt, aus dem er ursprünglich stammt, hat ähnliche Erfahrungen und obwohl die Unterschiede in meinem Fall nicht so groß sind, konnte ich den Hintergrund ziemlich gut verstehen.

Mir hat alles an dem Buch gefallen, die Charaktere, ja, alle, die Geschichte selbst, wie das bengalische Paar versucht, sich ein Leben in den Vereinigten Staaten von Amerika aufzubauen, wie ihre Kinder versuchen, ihr Leben zwischen dem indischen und dem amerikanischen Leben zu jonglieren, wie sie versuchen, ihre Identität zu finden.

Es gibt so viele verschiedene Charaktere in der Geschichte, Ashoke, der beschließt, sein Land zu verlassen, Ashima, die ihn begleitet, weil das eine Ehefrau so macht, Gogol, der mit seinem Vornamen nie glücklich ist, der ein Problem hat, wenn er sich in Indien nicht als Inder fühlt und in den USA, wo er sich nicht als Amerikaner fühlt oder zumindest nicht wie ein Amerikaner aussieht, seine Schwester Sonia, die weniger Probleme zu haben scheint als ihr älterer Bruder. Und dann sind da noch die Freunde, die anderen indischen Familien, die Amerikaner.

Das Buch enthält auch einige lustige Geschichten, zum Beispiel die, wie Gogol zu seinem Namen kommt, dass das alles nicht so gedacht war.

Alles in allem eine denkwürdige Lektüre, ich würde es jedem empfehlen.

Ich habe gelesen, dass daraus ein Film gemacht wurde, einer, der zum Buch passt, den ich mir gerne ansehen würde.

Buchbeschreibung:

"Voller Ungeduld wartet das bengalische Ehepaar Ashima und Ashoke auf einen Brief von der Großmutter aus Kalkutta. Denn sie muss für den Erstgeborenen des nach Amerika ausgewanderten Paares einen Namen auswählen, so will es die Tradition. Doch welcher Name dem Enkel zugedacht war, wird die Familie nie erfahren. Der Brief ist verloren gegangen und die Großmutter kurz nach der Geburt gestorben. Ashoke nennt seinen Sohn aus einem Impuls heraus Gogol, nach Nikolai Gogol, seinem Lieblingsautor. So beginnt der Junge sein Leben unter falschen Vorzeichen. Eine großes Unglück, glauben seine Eltern, denn nur der richtige, der schicksalhafte Name kann dem Leben Halt geben. Und schließlich wird es das Kind, das in einem fremden Land aufwachsen muss, schon schwer genug haben.

Ashima und Ashoke setzen alles daran, ihren Sohn in der indischen Kultur zu verwurzeln. Doch für Gogol gilt nur eines: Er möchte ein richtiger Amerikaner werden. Er drängt seine Eltern dazu, Thanksgiving zu feiern und isst lieber Roastbeef statt Samosas. Später studiert er Architektur, hat immer wieder neue Freundinnen und trinkt Alkohol - alles gegen den Willen der Eltern. Bis sein Vater stirbt. Mit Ashokes Tod beginnt Gogols so umsichtig konstruierte amerikanische Fassade zu bröckeln.
"

In diesem Buch werden auch viele andere Bücher erwähnt, die sowohl der Protagonist als auch sein Vater gerne lesen.

Buck, Pearl S. "The Good Earth" (Die gute Erde) - 1931
Crane, Stephen "The Red Badge of Courage" (Die rote Tapferkeitsmedaille) - 1895
Fitzgerald, F. Scott "The Great Gatsby" (Der große Gatsby) - 1925
Gogol, Nikolai "The Overcoat" (Gogols Mantel) - 1842
Maupassant, Guy de  "The Necklace" (Der Schmuck) - 1884
Wharton, Edith "Ethan Frome" (Ethan Frome/Winter) - 1911

Lahiri, Jhumpa "Melancholie der Ankunft"

Lahiri, Jhumpa "Melancholie der Ankunft" (Englisch: Interpreter of Maladies) - 1999

Wie die meisten meiner Freunde wissen, bin ich kein großer Fan von Kurzgeschichten. Ich habe jedoch kürzlich "Der Namensvetter" (The Namesake) von derselben Autorin gelesen und war wirklich begeistert. Und mehrere meiner Freunde hatten mir "Melancholie der Ankunft" empfohlen, eine hatte mir sogar ein Exemplar hinterlassen, als sie umzog, ich musste es einfach lesen.

Ich war angenehm überrascht. Was für eine schöne Sammlung von Kurzgeschichten, einige davon sind sogar miteinander verknüpft, sodass es nicht so scheint, als wären es hundert kleine Geschichten, die man sofort vergisst. Im Gegenteil, Jhumpa Lahiri hat einige wundervolle Charaktere geschaffen, die man nicht so schnell vergisst. Sie bezieht alle möglichen Probleme mit ein, mit denen jeder konfrontiert werden kann, der in einer anderen Kultur lebt als der, in der er oder seine Eltern aufgewachsen sind. Sie beschreibt einige nette Menschen (und einige nicht so nette), die alle mit einem Leben in zwei verschiedenen Teilen dieser Welt konfrontiert sind. Da die Autorin selbst Inderin ist und in den Vereinigten Staaten aufgewachsen ist, ist dies der Hintergrund für fast alle ihre Geschichten. Da ich selbst fast die Hälfte meines Lebens im Ausland gelebt habe (allerdings nicht in einer so anderen Kultur wie die Charaktere im Buch), kann ich mich mit einigen von ihnen durchaus identifizieren.

Jhumpa Lahiri hat einen guten, eleganten Stil, ihre Geschichten fließen einfach, ich werde sicherlich noch mehr von ihren Werken lesen.

Jhumpa Lahiri erhielt im Jahr 2000 den Pulitzerpreis for "Melancholie der Ankunft".

Buchbeschreibung:

"Als Jhumpa Lahiri für ihr Debüt mit dem Pulitzerpreis 2000 ausgezeichnet wurde, ging ein Raunen durch die literarische Welt. Seit 1945 wurde kein so junger Autor mehr ausgezeichnet wie die in New York lebende Tochter bengalischer Eltern. Doch die Begeisterung von Lesern und Kritikern gab den Juroren Recht. Niemand kann sich der Suggestion und Schönheit von Lahiris Geschichten entziehen. Ihre leisen Helden leben allesamt zwischen den Welten. Da ist die Inderin Mrs. Sen, die ihre Sehnsucht nach der verlorenen Heimat mit der Freundschaft zu einem amerikanischen Jungen kompensiert. Da sind Shoba und Shukumar, die durch eine Fehlgeburt ihr lang ersehntes Baby verloren haben. Brillante Geschichten über Menschen im Spannungsfeld der sinnlichen Magie Indiens und der Verrücktheiten des amerikanischen Alltags (buch.de)."

Montag, 2. September 2024

Huxley, Aldous "Schöne neue Welt"

Huxley, Aldous "Schöne neue Welt" (Englisch: Brave New World) - 1931

Ich habe schon einige dystopische Romane gelesen. Und in allen steckt ein Körnchen Wahrheit. Wenn wir uns überlegen, wann das Buch geschrieben wurde und was die größte Angst der Zeit war, erkennen wir die Grundlage ihres Themas. Und je mehr Zeit vergangen ist, desto besser können wir beurteilen, ob der Autor Recht hatte oder nicht.

Interessanterweise sind wir hier, achtzig Jahre später, und wir sprechen immer noch über dasselbe Thema, Genmanipulation. Dieses Buch ist so aktuell, es hätte genauso gut gestern geschrieben werden können. So großartig ist es, man erkennt gute Schreibkunst.

Es gibt noch viele weitere Ideen, vor denen Huxley Angst hatte, z. B. der "hypnopädische Prozess", bei dem Kinder mit hypnotischen Botschaften überschwemmt werden, bei dem sie für das Leben, das sie führen sollen, "vorkonditioniert" werden. Andere Prozesse sorgen dafür, dass sie zum Beispiel Blumen oder Bücher nicht mögen. Natürlich kann man diese Erkenntnisse positiv nutzen, z. B. indem man sein Baby auf den Schoß nimmt, während man ihm vorliest. Und würde ich mich dafür entscheiden, meinen Kindern mein Migräne-Gen zu entfernen? Auf jeden Fall!

Aber im Großen und Ganzen bin ich mehr als froh, nicht in dieser "Schönen neuen Welt" leben zu müssen und die Wahl zu haben, was ich sein und mit wem ich zusammen sein möchte. Aber wie gesagt, wie in den meisten dystopischen Romanen steckt immer ein Körnchen Wahrheit darin. Wir müssen sie lesen, um zu wissen, was wir tun können, damit diese Theorien nicht zur Realität werden.

Wir haben dies im Oktober 2017 in unserem internationalen Online-Lesekreis besprochen.

Buchbeschreibung:

"Die schöne neue Welt, die Huxley hier beschreibt, ist die Welt einer konsequent verwirklichten Wohlstandsgesellschaft 'im Jahre 632 nach Ford', einer Wohlstandsgesellschaft, in der alle Menschen am Luxus teilhaben, in der Unruhe, Elend und Krankheit überwunden, in der aber auch Freiheit, Religion, Kunst und Humanität auf der Strecke geblieben sind. Eine totale Herrschaft garantiert ein genormtes Glück. In dieser vollkommen 'formierten' Gesellschaft erscheint jede Art von Individualismus als 'asozial', wird als 'Wilder' betrachtet, wer - wie einer der rebellischen Außenseiter dieses Romans - für sich fordert: 'Ich brauche keine Bequemlichkeit. Ich will Gott, ich will Poesie, ich will wirkliche Gefahren und Freiheit und Tugend. Ich will Sünde!'"