Montag, 31. Oktober 2022

Grass, Günter "Im Krebsgang"

 

Grass, Günter "Im Krebsgang" (Crabwalk) - 2002

Eine Lesekreis-Lektüre. Dieses Buch war mein Vorschlag, weil wir immer nach Romanen von Autoren aus verschiedenen Ländern suchen. Wir haben nicht viele deutsche Bücher gelesen, also dachte ich, lass uns einen Grass lesen. Dieser Autor war nie ein "einfacher" Mensch, in Danzig als Sohn polnisch-deutscher Eltern geboren, katholisch erzogen, als junger Mann nach Westdeutschland gezogen, er war stark links und sagte, was zu sagen war. Er war Journalist und Bildhauer/Grafiker.

Viele unserer Mitglieder fanden das Buch sehr schwer zu lesen. Warum müssen Übersetzungen von Büchern ins Englische immer so schlecht sein? Diese Erfahrung machen wir immer wieder. Wohlgemerkt, in diesem Fall kann ich dem Übersetzer nicht wirklich einen großen Vorwurf machen, viele der Gespräche, insbesondere mit der Mutter des Erzählers, sind auf Pommersch und sogar in der deutschen Originalversion schwer zu lesen.

Wir hatten einige Mitglieder, die es ein paar Mal angefangen haben, bis sie es schließlich beendeten.  Einige ihrer Bemerkungen: Ich weiß es zu schätzen, dass er es geschrieben hat. Dieses Buch hat bei seinem Erscheinen in Deutschland großes Aufsehen erregt. Ich verstehe den deutschen Schamfaktor. Mir wurde klar, wie bedrückend und belastend es für Kinder ist, mit den Ambitionen der Eltern leben zu müssen. Paul Pokriefke wollte ein normaler Mensch werden, seine Mutter Tulla schrieb ihn komplett ab und übertrug all ihre Ambitionen auf ihren Enkel. Die Deutschen sollten sich nicht mit ihrer Vergangenheit aufhalten. Viele Leute wollen nicht, dass sie vergessen, der Hass ist immer noch da. Sie zeigen es im Fernsehen, erinnern uns jedes Jahr daran. "Viktimisierung gibt ihnen Macht." Ich schätzte die Liebe des Vaters zu seinem Sohn, er steht zu ihm. Sie müssen sich nicht gegen diese Riesenmmaschine stellen. Was ist im Moment los? Wir sprachen über den Neonazismus in mehreren europäischen Ländern. Die Wahrheit ist, dass alle europäischen Länder Nazis hatten und haben.
 
Auch wenn dies für die meisten wahrscheinlich eine der schwierigsten Lektüren war, es war auch eine großartige Grundlage für eine sehr interessante Diskussion. Es führt zu so vielen verschiedenen Themen. Ich denke, es sollte niemanden überraschen, dass der Autor mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Oh, und jemand bemerkte, dass sie erstaunt war, dass es auf der Wilhelm Gustloff sechsmal so viele Tote gab wie auf der Titanic, aber man hört nie davon.

Wir haben dies im August 2012 in unserem internationalen Lesekreis diskutiert.


Buchbeschreibung:

"Es war die größte Katastrophe in der Geschichte der Seefahrt: Am 30. Januar 1945 verließ das ehemalige Kraft-durch-Freude-Kreuzfahrtschiff 'Wilhem Gustloff' mit 6.100 Flüchtlingen an Bord Gotenhafen und wurde vor Stolpermünde von einem sowjetischen U-Boot aufgebracht. Drei der kommunistischen Heimat und ihrem Diktator gewidmete Torpedos durchbohrten das Schiff, das in knapp einer Stunde versank; mehr als 5.000 Menschen kamen ums Leben. Ein Untergang nach dem Untergang: Das Tausendjährige Reich war längst Geschichte, und Roosevelt bereits auf dem Weg nach Jalta, um mit Stalin und Churchill die neuen Grenzen abzustecken.

Die Tragödie in der Ostsee hat Günter Grass seit jeher interessiert. In Romanen wie
Katz und Maus und Die Rättin wird erwähnt, dass die Nebenfigur der Tulla Pokriefke das Unglück knapp überlebte. Nun hat der Autor dem Ereignis auf hoher See eine historische, dabei aktuell-brisante Novelle gewidmet. In Im Krebsgang wird der Sohn von Tulla beauftragt, die längst vergessene Geschichte aus den Fluten des kollektiven Gedächtnisses zu bergen. Eher widerwillig recherchiert der Journalist und Ich-Erzähler im Internet, tummelt sich in den abstrusen Chatrooms der Neonazis, beleuchtet die Biografien des Schweizer NS-Landesgruppenführers Wilhelm Gustloff, seines jüdischen Attentäters David Frankfurter und des U-Bootkommandanten der sowjetischen Rotbannerflotte Alexander Marinesko - und versucht sich schließlich im Erzählprozess ganz 'an Bord der Gustloff zu denken', um die tödliche Katastrophe vor den Augen seiner Leser wieder lebendig werden zu lassen. Dabei fördert er ein menschliches Drama zu Tage, das bis in unsere Gegenwart hineingreift und nicht zuletzt seine eigene Familie betrifft.

In
Katz und Maus war die durch das Dickicht der Wiesen streifende Katze Metapher eines vorsichtig neugierigen, 'lauernden' und ständig die Richtung wechselnden Erzählens. In Grass' neuer Novelle ist es der seitliche, mögliche Feinde täuschende Gang des Krebses, der die stetig zwischen Gestern und Heute wechselnde Erzählperspektive symbolisiert und dem großartigen schmalen Band seinen Namen gab. Entgegen der Bescheidenheit des Ich-Erzählers ('ich berichte nur') ist Grass endlich wieder ein kleines Meisterwerk gelungen. Spannend verwoben, kunst- und humorvoll zugleich. - Thomas Köster"

Günter Grass erhielt den Nobelpreis für Literatur 1999 "weil er in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Samstag, 29. Oktober 2022

Adorf, Mario "Der Dieb von Trastevere"

Adorf, Mario "Der Dieb von Trastevere. Geschichten aus Italien" [The Thief from Trastevere] - 1994

Mario Adorf ist wohl einer der besten Erzähler, die uns Italien nahebringen können. Aufgewachsen in Deutschland, hat er Italien zu seiner Wahlheimat gemacht. Und damit ist er eben genau richtig, uns zu erzählen, was ihm an Italien so gefällt und was auch uns gefallen könnte. Wie schon in der Beschreibung des Buches steht, berichtet er von Land und Leuten, und zwar von allen Leuten, die in einem unserer beliebtesten Urlaubsländer leben.

Und man kann so wunderbar mit ihm schmunzeln.

Buchbeschreibung:

"Geschichten aus Italien

Lieben Sie Italien? Lieben Sie spannende, verblüffende Geschichten? Dann sind die Geschichten aus Italien von Mario Adorf, dem großen deutschen Schauspieler, die richtige Lektüre für Sie. Niemand kann so hinreißend über dieses verrückte, so liebenswerte und reizvolle Land erzählen, über römische Gauner und Carabinieri, über mafiose Filmregisseure oder schlitzöhrige Photographen, über das Leben in kleinen Badeorten oder in der eleganten Toskana-Metropole Florenz. Mario Adorf lebt seit über 30 Jahren in Italien.

In 15 Geschichten stellt er Ihnen sein ganz persönliches Italien vor.
"

Goethe, Johann Wolfgang von "Italienische Reise"

Goethe, Johann Wolfgang von "Italienische Reise" - Italian Journey (aka Letters from Italy) - 1817

Goethe gilt als einer der größten Denker der Welt. Er war nicht nur Autor von Romanen, Gedichten und Theaterstücken, er war auch Wissenschaftler und Künstler. Zu seinen bekanntesten Sachbüchern gehört die 1810 erschienene "Zur Farbenlehre" mit seinem Farbenkreis und einer sehr frühen Studie über die physiologischen Wirkungen von Farben.

Mit Ende dreißig begab er sich auf eine Reise nach Italien, keine zweiwöchigen Ferien, wie wir es heute gewohnt sind, nein, er blieb über ein Jahr, reiste durch das Land und beobachtete Kultur und Kunst.

In diesem Buch erzählt er uns alles über seine Besuche in den verschiedenen Teilen Italiens, die Museen und Opern, seine Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung. Da damals nicht viele Menschen reisen konnten, war es so etwas wie eine Reisedokumentation, die man heute im Fernsehen sehen kann über einen Ort, von dem man weiß, dass man ihn nie besuchen wird.

Aber er hat nicht nur eine Stadtrundfahrt gemacht, er hat auch botanische, mineralogische, geologische und geographische Forschungen angestellt und so einiges entdeckt, z.B. über die Vermehrung von Pflanzen.

Also, wer sich für irgendetwas davon interessiert, dem kann ich das Buch wärmstens empfehlen. Schließlich war er ein perfekter Autor und konnte Geschichten erzählen, wie es nicht viele können. Wem das Thema allerdings zu trocken ist, dem empfehle ich andere Werke von Goethe, z.B. "Die Leiden des jungen Werther" (The Sorrows of Young Werther).

Aber es lohnt sich, Goethe zu lesen. Ich hoffe, er ist in den Übersetzungen genauso großartig wie im Deutschen. Im "Land der Dichter und Denker" ist er wahrlich einer der Größten. Seine Gedanken sind immer noch so aktuell wie vor 200 Jahren.

Buchbeschreibung:

"Die wohl berühmteste italienische Reise der deutschen Literatur! 'Früh drei Uhr stahl ich mich aus Karlsbad, weil man mich sonst nicht fortgelassen hätte.' Man schreibt den 3. September 1786. Nur mit 'Mantelsack und Dachsranzen' ausgerüstet, verwirklicht Goethe den seit seiner Kindheit gehegten Wunsch, selber das Land zu betreten, das er schon aus den Beschreibungen seines Vaters kannte. Er bricht nach Italien auf, als die Problematik seiner Weimarer Existenz zur lebensbedrohlichen Krise geworden war - die Unmöglichkeit, gleichzeitig dem öffentlichen Amt und der dichterischen Berufung zu leben; dazu die Anssichtslosigkeit seiner Liebe zu Charlotte von Stein. Von dieser Reise, die Goethe inkognito als 'Filippo Miller, Tedesco, Pittore' unternimmt, kehrt er im Juni 1788 zurück als einer, der 'Arkadien' und sich selbst gefunden hat. Aber erst dreißig Jahre später veröffentlicht er das ursprünglich Charlotte von Stein gewidmete Reisetagebuch in bearbeiteter Form. Ihren Titel erhielt die 'Italienische Reise' schließlich in der Ausgabe letzter Hand von 1829, nun komplettiert mit dem Bericht über den zweiten römischen Aufenthalt."

Freitag, 28. Oktober 2022

Brecht, Bertolt "Der kaukasische Kreidekreis"


Brecht, Bertolt "Der kaukasische Kreidekreis" - The Caucasian Chalk Circle - 1944/45

Die Geschichte beschreibt das Gleichnis über die wahre Mutter, die man an der Liebe zu ihrem Kind erkennt. Die Geschichte wurde schon in der Bibel beschrieben, sie bescherte uns den Austruck "salomonisches Urteil", dann wurde sie auch im 13. Jahrhundert in China als "Der Kreidekreis" erzählt.

Brecht hat die Geschichte in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg versetzt. Es macht Sinn zu jeder Zeit. Manche Menschen denken nur an sich und an Geld. Die Geschichte steht für alles, was in der Gesellschaft falsch läuft.

Buchbeschreibung:

"Die Stadt brennt in der Hitze des Bürgerkriegs und ein Dienstmädchen opfert alles, um ein verlassenes Kind zu beschützen. Aber als der Frieden endlich wiederhergestellt ist, kommt die Mutter des Jungen, um ihn zu holen. Unter Berufung auf die alte Tradition des Kreidekreises macht sich ein komischer Richter daran, den Streit beizulegen. …

Zwei Spiele, zwei große Themen der Weltliteratur werden von Brecht hier zu einem geschlossenen Kreis geführt: Das Spiel von Grusche Vachnadze, der Magd, die mit übermenschlichen Opfern - selbst dem Opfer ihrer Liebe zu dem Soldaten Cachava - in Zeiten der Revolte das Kind der harten Gouverneursfrau rettet, und das Spiel vom Azdak, dem Arme-Leute-Richter, der, betrunken und korrupt, dennoch das Chaos zu einer 'kurzen, goldenen Zeit beinah der Gerechtigkeit' macht.
"

Donnerstag, 27. Oktober 2022

Walker, Alice "Die Farbe Lila"

 

Walker, Alice  "Die Farbe Lila" (Englisch: The Color Purple) - 1982 

Dies ist eine der besten Geschichten, die ich je gelesen habe. Die Geschichte einer Frau, die keinerlei Rechte zu haben scheint und es schafft, aus der Hölle, in der sie lebt, mit Hilfe anderer, aber vor allem dadurch, dass sie selbst sehr stark ist, herauszukommen. Alice Walker erhielt dafür 1983 den wohlverdienten Pulitzer-Preis.

Wer dieses Buch noch nicht gelesen hat, wird sicherlich schon davon gehört oder den Film gesehen haben (der übrigens auch sehr gut ist). Die Geschichte beinhaltet alles, Freude und Schmerz, Familie, Religion, Gewalt, Vergewaltigung, Zerstörung, Auferstehung, Rassismus, Armut.

Das Buch beginnt, als die Hauptfigur Celie vierzehn ist. Sie lebt mit ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihrem Stiefvater zusammen. Sie wird schlecht behandelt, endet in einer schlechten Ehe, in der sie noch schlimmer behandelt wird und nichts scheint jemals gut für sie zu werden.


Mir gefiel, wie Celie sich von einem kleinen Mädchen zu einer starken, unabhängigen Frau entwickelt hat, die Liebe zu ihrer Schwester, ihre Suche nach ihren Kindern. Sie scheint eine sehr sympathische Person zu sein, die so viel aushalten muss und immer wieder aufsteht.

Alice Walker benutzte in diesem Roman viel von ihrem eigenen Leben, schilderte persönliche Erfahrungen. Vielleicht scheint es deshalb so wahr zu sein.

Sie schrieb auch eine Art Fortsetzung
"The Temple of My Familiar" (Im Tempel meines Herzens), wer "Die Farbe Lila" mochte, wird auch diesen Roman lieben.

Und noch eine sehr interessante Lektüre über Alice Walkers Leben: "The Way Forward is with a Broken Heart" (Zugvögel).

Alice Walker erhielt den Pulitzerpreis für "The Color Purple" in 1983.

Buchbeschreibung:

"Einer der bedeutendsten amerikanischen Romane aller Zeiten

Die junge Schwarze Celie wächst Anfang des 20. Jahrhunderts in Georgia auf. Während ihre Mutter im Sterben liegt, wird sie mit vierzehn zum ersten Mal von ihrem Vater vergewaltigt und in den Folgejahren zweimal schwanger. Er gibt die Kinder weg, sie weiß nicht, ob sie noch leben oder tot sind. Als sie in die Ehe mit einem Mann gezwungen wird, der sie schlägt, wendet sich Celie in verzweifelten Briefen an Gott, da sie keinen anderen Ausweg mehr weiß.

Erst als ihr Mann seine Geliebte Shug Avery ins Haus holt, verbessert sich Celies Situation. Sie verliebt sich in Shug und lernt von ihr, dass echte Liebe nichts mit Gewalt zu tun hat. Durch Shugs Liebe und die Freundschaft weiterer Frauen geht Celie endlich gegen alle Widerstände ihren Weg.
"

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Mittwoch, 26. Oktober 2022

Kästner, Erich "Emil und die Detektive"

Kästner, Erich "Emil und die Detektive" - Emil and the Detectives - 1929

Dies ist einer DER deutschen Klassiker und ich hatte es noch nie gelesen. Als der Club "Lies das Jahr" (Read the Year) das Jahr 1929 für seine nächste Aufgabe auswählte, stellte ich fest, dass dieser Roman aus dem Jahr stammte, und beschloss, ihn zu lesen.

Meine beiden Favoriten von Erich Kästner sind "Drei Männer im Schnee" und
"Das doppelte Lottchen" ("Lisa and Lottie" oder "The Parent Trap"). Sie sind sowohl lustig als auch interessant. Trotzdem haben mich Emil und seine Detektive nie so angezogen. Und ich hatte recht. Für mich war diese Geschichte nicht so fesselnd wie die anderen. Wahrscheinlich, weil ich mich nicht so für Krimis interessiere.

Aber die Geschichte lehrt uns etwas. Je härter wir an etwas arbeiten müssen, desto mehr schätzen wir seinen Wert. Und wenn wir Gleichgesinnte finden, ist alles einfacher. Wir können ein gemeinsames Ziel verfolgen und für eine bessere Welt arbeiten.

Das hat Erich Kästner immer versucht zu vermitteln. Und das ist ihm auch hier gelungen.

Buchbeschreibung:

"Emil darf zum ersten Mal allein nach Berlin fahren. Im Zug wird ihm sein ganzes Geld gestohlen. Kaum ist Emil am Bahnhof ausgestiegen, heftet er sich dem Dieb an die Fersen. Zum Glück bekommt er bald Unterstützung von Gustav mit der Hupe und seinen Jungs, die Emil in einer aufregenden Verfolgungsjagd quer durch die große Stadt helfen, den Dieb zur Strecke zu bringen.

Erich Kästners erstes Kinderbuch ist gleichzeitig sein bekanntestes. Die Geschichte um Emil und seine Freunde wurde in Deutschland und im Ausland mehrmals mit großem Erfolg verfilmt, außerdem gibt es ein Musical, eine Theater- und eine Audiofassung zu dem zeitlosen Stoff.
"

Dienstag, 25. Oktober 2022

Kishon, Ephraim "Kein Applaus für Podmanitzki"

Kishon, Ephraim "Kein Applaus für Podmanitzki. Satirisches" [No Applause For Podmanitzki] - 1973

Dieses Mal erzählt der sagenhafte Schriftsteller Ephraim Kishon nicht (so sehr) von der "besten Ehefrau von allen", nein, er nimmt das Theater und vor allem die Theaterkritiker auf die Schippe.

Aber ganz egal, worüber er schreibt, ich glaube, er könnte das Telefonbuch zitieren und nur ab und zu einen Seufzer einfügen, man kann sich immer köstlich über seine Geschichten amüsieren.

Seine Wortspielereien sind einfach fantastisch, seine Erzählungen sowieso. Und wer nach dieser Lektüre keine Lust auf einen Theaterbesuch hat, ist selbst schuld.

Buchbeschreibung:

"Ein hintergründiger Ausflug in die Welt des Theaters an der Seite des Kult-Satirikers. Jarden Podmanitzki ist ein mittelmäßiger Schauspieler, der noch nie allein auf der Bühne gestanden hat. Ephraim Kishon spaziert in dieser Geschichtensammlung durch die Welt des Theaters. Bühne frei - für einen großen Satiriker und das Leben selbst."

Montag, 24. Oktober 2022

Brontë, Charlotte "Shirley" - 1849

Brontë, Charlotte "Shirley" (Englisch: Shirley) - 1849

Man kann nichts von Charlotte Brontë lesen, ohne es mit "Jane Eyre" zu vergleichen. Während dieser Roman von einem armen Mädchen ohne Verwandte handelte, die ihr hätten helfen können, hat das arme Mädchen in dieser Geschichte einen Onkel, der sie großzieht. Und Cousins, die sie mögen. Und eine reiche Freundin. Also eine ganz andere Geschichte - könnte man sagen.

Aber auch Shirley und ihre Freundin Caroline zeigen uns die Situation der Frau im 19. Jahrhundert genauso gut wie Jane Eyre.
Die Geschichte ist vielleicht nicht so dramatisch, aber sie ist auf jeden Fall interessant. Charlotte Brontë zeigt in ihrer Erzählung ziemlich viel Humor. Trotzdem nicht mein Favorit.


Buchbeschreibung:

"Der Schauplatz des Romans ist Yorkshire - Brontës Heimat - zur Zeit der Kontinentalsperre Napoleons und der Arbeiterunruhen im Jahre 1812. Vor diesem historischen Hintergrund wird die Geschichte des zielstrebigen jungen Tuchfabrikanten Robert Moore und seines Bruders Louis sowie der Titelheldin Shirley Keeldar und der Pfarrersnichte Caroline Helstone erzählt. Die zarte Caroline beweist im Laufe des Romans auf ihre Art nicht weniger Lebenskraft und Unbeugsamkeit, etwa in ihrem Ringen um Robert Moores echte Liebe zu ihr, als die finanziell unabhängige, eigenwillige Shirley, die ihre geldgierigen Verehrer abweist, sich über das Standesdenken hinwegsetzt und ungeachtet der gesellschaftlichen Stellung ihrer Neigung folgt und sich zur Ehe mit dem unscheinbaren, aber gebildeteren Louis entschließt.

Nach ihrem Roman '
Jane Eyre', mit dem Charlotte Brontë über Nacht weltberühmt wurde, ist auch 'Shirley' ein von viktorianischen Konventionen erstaunlich unberührtes Buch, das sich mit großer Offenheit und Kühnheit über verkrustete Vorstellungen hinwegsetzt."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Samstag, 22. Oktober 2022

Giordano, Ralph "Deutschlandreise"

 

Giordano, Ralph "Deutschlandreise. Aufzeichnungen aus einer schwierigen Heimat" - 1998

Ich hatte mir nach "Mein irisches Tagebuch" irgendwie etwas anderes vorgestellt, wahrscheinlich eine ähnliche Geschichte. Trotzdem, ein sehr interessantes Buch, in dem Ralph Giordano seine ganz eigene Deutschlandreise mit seinen ganz eigenen Zielen unternimmt. Er besucht viele Orte, die zur Nazizeit eine Bedeutung hatten, darunter auch besonders viele in den neuen Ländern. Und er begegnet vielen Menschen, die etwas zu der Situation zu sagen haben. Das ist auch heute noch interessant.

Diese Geschichte ist sehr nachdenklich geschrieben, gibt viele Denkanstöße, definititv interessant zu lesen, wie alles von diesem Autor.

Buchbeschreibung:

"Fragen an Deutschland, die Deutschen und an sich selbst. Ralph Giordano verflicht historische, ethische und politische Betrachtungen über das eigene Land in einem Glanzstück deutschsprachiger Prosa.

Ein Buch, so wichtig wie '
Die Bertinis' und 'Die zweite Schuld oder Von der Last Deutscher zu sein'."

Büchner, Georg "Woyzeck"

 
Büchner, Georg "Woyzeck" - Woyzeck - 1879

Teil eines Bühnenstücks, unvollendet, unvollständig, posthum veröffentlicht, aber eines der meistgespielten und einflussreichsten Stücke des deutschen Theaterrepertoires.

Nach dem Vorbild einer Figur aus dem wirklichen Leben ist Woyzeck ein Mann mit vielen Problemen, ein "einfacher" Mann, ein minderwertiger Soldat mit allen Nachteilen, die der Arbeiter seinerzeit hatte. Eine soziale Katastrophe, Armut, Eifersucht, Mord ... das hat alle Elemente einer großen Geschichte.

Er hat eine ganz besondere Art zu sprechen, keine Sätze zu Ende zu bringen oder Fragmente mitten in einen Gedanken zu stecken … Büchner bedient sich der Umgangssprache, Woyzeck redet wie der "Mann von der Straße", was dem Stück mehr Authentizität verleiht.

Das Stück steht auf dem Lehrplan jeder deutschen Schule, es wird ein bis zwei Jahre vor dem Abitur gelesen.
Die meisten Schüler hassen es, weil es so komplex ist, aber es hat etwas, das einen zu dem Stück hinzieht.

Büchner gilt als einer der einflussreichsten Schriftsteller seiner Zeit, des sogenannten Vormärz.

Beschreibung:

"Kaum ein bedeutendes Werk der deutschen Literatur ist in seiner Textfassung so problematisch wie Büchners 'Woyzeck'. Als Büchner im Februar 1837 starb, hinterließ er ein Konvolut von vier Entwurfshandschriften, deren Text diese Studienausgabe auf drei Stufen wiedergibt: 1. als 'Lese- und Bühnenfassung', 2. als 'emendierten' Text in der dem dokumentierten Willen des Verfassers möglichst entsprechenden Gestalt mit zusätzlicher Verzeichnung der Textstellen, die Büchner von einer Entwurfsstufe zur nächsten übernahm; und 3. als typographisch 'differenzierten' Text, der über den Zustand der Handschrift und über Schwierigkeiten und gravierende Unsicherheiten bei der Entzifferung des Dramentextes informiert. Die vorliegende Ausgabe fußt auf den Vorbereitungen Thomas Michael Mayers zu einer kritischen 'Studien- und Leseausgabe nach den Handschriften'.."

Freitag, 21. Oktober 2022

Shakib, Siba "Samira und Samir"

Shakib, Siba "Samira und Samir" - Samira and Samir: The Heartrending Story of Love and Oppression in Afghanistan - 2004

Nachdem ich "Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen" (Afghanistan, Where God Only Comes To Weep) gelesen hatte, wollte ich mehr von dieser Autorin lesen.

Ich bin immer wieder erstaunt über die Herausforderungen, die Frauen durchmachen, um ihr Leben als Mann zu leben. Aber dann bin ich in einer Kultur aufgewachsen, wo der Unterschied nicht mehr so groß ist, ich habe die gleichen Menschenrechte wie Männer usw.

Die Autorin wurde im Iran geboren, hat aber in der westlichen Welt, hauptsächlich in Deutschland, gelebt.
Sie schreibt ihre Bücher auf Deutsch.

Das Buch ist jedenfalls sehr interessant. Und leider noch genauso aktuell wie zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Lest es.


Buchbeschreibung:

"Hochaktuell: Der Kampf einer jungen Frau in Afghanistan um ihre Freiheit In der wilden Bergwelt des Hindukusch wird einem Kommandanten eine Tochter geboren. Um sein Gesicht nicht zu verlieren, beschließt er, das Kind als Junge zu erziehen - und so wird aus Samira mit der Zeit Samir. Die Lüge verschafft dem Mädchen Freiheiten, die sonst nur einem Mann zustehen. Doch als junge Frau ist Samira schließlich gezwungen, ihr Geheimnis preiszugeben, denn sie empfindet eine tiefe Zuneigung zu ihrem Jugendfreund Bashir … • Der Spiegel-Bestseller erstmals im Jugendbuch! • Von der Autorin des Welterfolgs 'Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen'."

Weitere Bücher von Siba Shakib

Donnerstag, 20. Oktober 2022

Follett, Ken "Das Fundament der Ewigkeit"

Follett, Ken "Das Fundament der Ewigkeit" (Englisch: A Column of Fire) - 2017

Ich liebe es, etwas über die Tudors zu lesen. Und ich liebte die beiden ersten Bücher der Kingsbridge-Reihe ("The Pillars of the Earth" - Die Säulen der Erde und "World Without End" - Die Tore der Welt) Das war also definitiv eine Win-Win-Situation.

Dies ist hauptsächlich die Geschichte der Familie Willard. Es gibt eine Romeo-und-Julia-Verschwörung, Bösewichte und Helden, Katholiken und Protestanten, die Königinnen Mary I, Elizabeth I und König James I von England, Maria Stuart, die Geschichte des Massakers am St. Bartholomäus-Tag, die spanische Armada, den Gunpowder Plot (die Pulververschwörung) und viele andere politische Ereignisse. Dieses Buch hat es in sich.

Ein sehr beeindruckender Roman.
Ken Folletts Stil ist fantastisch, seine Liebe zum Detail brillant und die Geschichten in seinem Buch spannend.

Ich fand die Liste der realen Charaktere am Ende des Buches sehr hilfreich. Ich hätte mich auch über eine Chronik der damaligen Ereignisse gefreut. Ja, ich habe das Internet und viele andere Bücher, in denen ich das nachschlagen kann, aber ich finde es sehr hilfreich, es in dem Buch zu haben, das ich gerade lese.

Nun zum Prequel "Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit" (The Evening and the Morning).


Buchbeschreibung:

"1558. Noch immer wacht die altehrwürdige Kathedrale von Kingsbridge über die Stadt. Doch die ist im Widerstreit zwischen Katholiken und Protestanten zutiefst gespalten. Der Glaubensstreit steht auch der Liebe zwischen Ned Willard und Margery Fitzgerald im Weg. Als die Protestantin Elizabeth Tudor Königin wird, verschärfen sich die Gegensätze noch. Die junge Queen kann sich glücklich schätzen, in dieser schwierigen Lage den treuen Ned an ihrer Seite zu haben - als Unterstützer und als ihren besten Spion. Die Liebe zwischen Ned und Margery scheint jedoch verloren zu sein, denn von Edinburgh bis Genf steht ganz Europa in Flammen."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Follett, Ken "Die Tore der Welt"

Follett, Ken "Die Tore der Welt" (Englisch: World Without End) - 2007

Der Nachfolger von "Die Säulen der Erde" (The Pillars of the Earth), den ich absolut geliebt habe. Dies findet 200 Jahre nach dem ersten Buch statt, unsere Helden sind also alle gestorben. Aber sie haben Nachkommen, also kann das Drama von vorne beginnen. The Independent warnt: "Sie werden es nicht aus der Hand legen können", der Daily Express verspricht "Mittelalterliches Leben von seiner besten Seite". Beide haben absolut und vollkommen recht. Was für ein Buch!!!!

Wir erinnern uns an Jack und Tom Builder erinnern, Aliena, die Tochter der Earls und ihren Bruder Richard, William, der Bösewicht und Prior Philip ... nun, sie alle scheinen auferstanden zu sein. wir treffen Caris und Merthyn, Gwenda und Ralph, vier Kinder, deren Leben sich im Laufe der Jahre miteinander verflechten. Sie kämpfen gegen Krieg und Pest, einige zusammen, andere gegeneinander. Der Roman ist voll von Intrigen und Verschwörungen, Leidenschaft, Liebe, Mord, Familienstreitigkeiten, einem Geheimnis um den König, mehr Bauarbeiten in Kingsbridge. Man kann den Roman auch einfach so genießen, aber es ist interessant zu wissen, dass ein Großteil der Geschichte auf historischen Fakten basiert. Während Kingsbridge, Shiring und unsere Helden und ihre Familien fiktiv sind, ist es der Hintergrund nicht. Ich liebe historische Romane.

Wie in der ersten Beschreibung des Lebens in Kingsbridge liebe ich
Ken Folletts Stil, sein Schreiben ist fesselnd, er baut Vorfreude auf eine Weise auf, wie es nicht vielen Autoren gelingt, das Buch ist in der Tat unschlagbar.

Buchbeschreibung:

"200 Jahre sind in im südenglischen Kingsbridge vergangen, wo Follett seine Geschichte auch diesmal angesiedelt hat. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Nachfahren der Helden von einst. Entlang ihrer Schicksale führt uns der Autor, der sich bei seinen Recherchen von gleich drei Historikern zuarbeiten ließ, ausgesprochen kundig durch die Welt des 14. Jahrhunderts: Durch Caris, die der Verbrennung als Hexe durch den Eintritt in ein Kloster entkommt, lernen wir Manches über die Pest und die mittelalterliche Medizin. Mit der Baukunst der Zeit macht uns der Architekt Merthin, Caris' Geliebter, vertraut."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Follett, Ken "Die Säulen der Erde"

Follett, Ken "Die Säulen der Erde" (Englisch: The Pillars of the Earth) - 1989

Warum habe ich 20 Jahre gebraucht, um dieses Buch in die Hand zu nehmen? Mein Mann hat es gelesen, eine gute Freundin hat mir jahrelang erzählt, dass es mir gefallen würde. Na ja, ich habe keine Ahnung.

Ich bin ein Fan von historischen Romanen und von Wälzern, dies war also ein doppelter Genuss.
Der Bau einer Kathedrale im England des 12. Jahrhunderts. Es gibt so viel in diesem Buch, die Geschichte der Anarchie, der Mord an Thomas Becket, die Entwicklung der Architektur von der Römerzeit zur Gotik, der Einfluss der Kirche, das Leben der einfachen Leute sowie des Adels in dieser Zeit.
Follett schafft es, all dies zu beschreiben, als wäre es gestern passiert und er wäre unter diesen Leuten gewesen. Die Geschichten verschiedener Menschen verweben sich im Laufe der Jahrzehnte, so dass man immer wieder "gute alte Freunde" (und manchmal auch weniger gute) wiedersieht.

Dieses Buch hat alles, Politik, Liebe, Gewalt, Rache und - das Wichtigste - eine großartige Handlung.

Und dann gibt es noch einen wunderbaren Nachfolger: "Die Tore der Welt" (
World Without End).

Buchbeschreibung:

"König Heinrich ist tot, und schon ist im England des 12. Jahrhunderts ein Kampf um seine Nachfolge entbrannt. Der Geistliche Francis, der seine Eltern auf grausame Weise durch marodierende Söldner verloren hat, bittet seinen Bruder Philip, inzwischen erfolgreicher Prior eines einstmals heruntergekommenen und der Sünde anheim gefallenen Klosters, um Hilfe, um eine Verschwörung gegen den inzwischen mit dem Segen der Kirche versehenen Thronfolger zu verhindern. Philip macht sich auf den Weg zum Erzbischof von Canterbury und Abt von Glastonbury, der die Macht hat, die Aufständischen aufzuhalten. Gemeinsam mit dem ebenso mittellosen wie begabten Baumeister Tom, der ebenfalls ein schweres Schicksal hinter sich hat, träumt er den Traum einer Himmel stürmenden Kathedrale, die den Wogen der aufgewühlten Zeit standzuhalten versteht und ein ewiges Zeugnis Gottes auf Erden sowie seiner Barmherzigkeit unter den Menschen ist: die 'Säulen der Erde', das größte Bauwerk des Abendlands."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Mittwoch, 19. Oktober 2022

Gesthuysen, Anne "Sei mir ein Vater"

Gesthuysen, Anne "Sei mir ein Vater" [Be a Father to me] - 2015

Ich war bei einer Lesung der Autorin zu ihrem Buch "Mädelsabend". Es hat mir sehr gut gefallen und ich habe mir dann ihr vorhergehendes Buch zugelegt, das ich nun mit Widmung besitze.

Diese Geschichte gefiel mir genausogut wie die andere, die mir wiederum besser gefallen hatte als ihr Erstlingswerk "Wir sind doch Schwestern". Aber alle drei Romane sind wirklich lesenswert und ich werde mir auch ihr viertes Buch "Wir sind schließlich wer" holen, sobald es als Taschenbuch herauskommt.

Dieser Roman hat mich auch deshalb besonders angesprochen, weil es um die Freundschaft der Protagonistin zu ihrer französischen Brieffreundin geht. Und um Kunst. Und Familie. Alles Themen, zu denen man viel sagen kann und über welche die Autorin auch gut berichtet. Zudem spielt die Geschichte auf zwei Zeitebenen, das gefällt mir auch immer wieder. Und wir erfahren etwas über die Malerin Georgette Agutte, über die man leider viel zu selten etwas hört.

Ein wirklich lesenswertes Buch.

Buchbeschreibung:

"Ein Roman über die Bedeutung von Familie, über die Liebe und über das Glamour-Paar der Pariser Kunstszene Anfang des 20. Jahrhunderts: Georgette Agutte und Marcel Sembat Als Lilie erfährt, dass der Vater ihrer Freundin Hanna schwer erkrankt ist, will sie sich umgehend auf den Weg an den Niederrhein machen, zu den beiden Menschen, die sie bereits vor vielen Jahren zur Ersatzfamilie erkoren hat. Doch in ihrer Pariser Wohnung erwischt sie einen Einbrecher, der ausgerechnet ein altes Bild klauen will, das bislang höchstens sentimentalen Wert für sie besaß. Der Eindringling entkommt, und Lilie findet einen mysteriösen Brief einer Frau namens Georgette Agutte im Bilderrahmen. Da sie weiß, wie sehr Hannas Vater Geheimnisse liebt, nimmt sie das ramponierte Bild und den Brief kurzerhand mit nach Xanten. Als ein Restaurator weitere rätselhafte Entdeckungen macht, drängt Hannas Vater auf eine letzte gemeinsame Reise. Die drei begeben sich auf Spurensuche bis nach Frankreich und auf die Antillen und finden mehr über das faszinierende Leben der Malerin heraus, die Lilies Ururgroßtante war. Über ihre ungewöhnliche Kunstkarriere, ihre bedingungslose Liebe zum sozialistischen Minister Marcel Sembat, über ihre innige Freundschaft zu Matisse, den sie schon förderte, noch bevor er in der Kunstwelt anerkannt wurde, über ihre Abenteuer unter den Künstlern und Politikern im Paris der Belle Époque. Die Geschichte einer in Vergessenheit geratenen Malerin verbindet sich mit einer so anrührenden wie tröstlichen Reise des Abschieds."

Dienstag, 18. Oktober 2022

Bruckner, Karl "Sadako will leben"

Bruckner, Karl "Sadako will leben" - The Day of the Bomb - 1961

Ich habe diese Geschichte schon als Kind gelesen und sie hat einen großen Eindruck auf mich gemacht. Ich habe viel über den Krieg von meinen Eltern gelernt, aber sicher ist dies eines der Bücher, dass dazu beigetragen hat, dass ich mein Leben lang eine Kriegs- und Atomkraftgegnerin war und bin.

Das Buch sollte auf allen Leselisten der Schulen stehen. Wir lernen Sadako und ihr Leben und ihren Willen zum Leben so gut kennen, können uns in sie hineinversetzen und erleben so ihr Drama hautnah mit.

Kein Wunder, dass der Autor den österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis dafür erhielt.

Buchbeschreibung:

"Sadako Sasaki erlebt als Vierjährige den Atombombenabwurf über Hiroshima. Sie wird verschüttet. Ihr Bruder Shigeo kann sie befreien und beiden geschieht nichts. 10 Jahre später: Sadako, eine begeisterte Radfahrerin, wird bei einem Rennen von einer plötzlichen Schwäche befallen und es stellt sich heraus, dass sie an der Strahlenkrankheit leidet. Wie eine alte japanische Sage erzählt, wird man gesund, wenn man 1000 Kraniche aus Papier faltet. Sadako klammert sich an die Sage und an das Leben, selbst als die Ärzte sie aufgegeben haben. Unbeirrt arbeitet sie an den Kranichen, doch beim 990 versagen ihre Kräfte ... Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis."

Und dann gibt es noch ein weiteres Kinderbuch über Sadako und ihre Qualen:
Coerr, Eleanor "Sadako and the Thousand Paper Cranes" - 1977

Montag, 17. Oktober 2022

Kafka, Franz "Das Urteil"

Kafka, Franz "Das Urteil" - The Judgment - 1912

Die Beziehung eines Sohnes zu seinem Vater. Die schlechte Beziehung zwischen Sohn und Vater. Die furchtbare Beziehung zwischen Sohn und Vater. Angeblich die Geschichte, die einer Autobiographie am nächsten kommt. Wenn das so ist, wundere ich mich nicht mehr über die irren Gedanken dieses Schriftstellers. Wie kann ein Vater seinem Sohn den Tod wünschen?

Also, Kafka ist wirklich absolut nicht mein Ding.

Übrigens, der Buchrücken erzählt eigentlich schon die Geschichte. Man kann sich dann den Rest sparen. 😉

Spoiler:

Samstag, 15. Oktober 2022

Fleischmann, Lea "Ich bin Israelin"

Fleischmann, Lea "Ich bin Israelin. Erfahrungen in einem orientalischen Land" [I'm Israeli. Experience in an oriental country] - 1982

Ich habe dieses Buch, genau wie die Vorgeschichte "Dies ist nicht mein Land" vor mindestens vierzig Jahren gelesen habe, aber auch dieses ist mir immer im Gedächtnis geblieben. Hier berichtet Lea Fleischmann ist in Deutschland von ihren Anfängen in Israel, wie es ihr in ihrem neuen Land ergeht und warum es für sie ihr Heimatland geworden ist.

Ja, es ist schon lange her, dass ich dies gelesen habe, aber Lea Fleischmann wohnt immer noch in Israel und ich erinnere mich immer noch gut an ihre Geschichte.

Beschreibung:

"Lea Fleischmann, Kind jüdischer Eltern, die den Holocaust überlebten, ist 1947 in Ulm geboren. Ihre Jugend verbrachte sie in Frankfurt am Main. Nach dem Abitur studierte sie an der Johann Wolfgang Goethe Universität Pädagogik und Psychologie und war von 1973 bis 1979 im hessischen Schuldienst tätig.

Im August 1979 verließ sie Deutschland und wanderte nach Israel ein. Ihre Erfahrungen schrieb sie in dem Buch '
Dies ist nicht mein Land' nieder, das großes Aufsehen erregte und auch längere Zeit auf der Spiegel Bestsellerliste stand.

Heute lebt Lea Fleischmann in Jerusalem. Sie hat das Talent auf anschauliche Weise die Atmosphäre dieser Stadt zu vermitteln und öffnet ihren Lesern und Zuhörern einen Zugang zu einer Kultur, die ihnen sonst verschlossen bliebe. Zur Zeit arbeitet Sie an der Buchreihe: '
Das Judentum für Nichtjuden verständlich gemacht'.

Lea Fleischmann ist eine authentische Vermittlerin der israelischen Kultur und der jüdischen Religion. Ihre Bücher und Veranstaltungen erweitern den Horizont für alle, die an dieser Thematik interessiert sind. Sie dienen der Völkerverständigung und dem Abbau von Vorurteilen. Lesereisen führen die Autorin jährlich in die Bundesrepublik.
"

Droste-Hülshoff, Annette von "Die Judenbuche"

Droste-Hülshoff, Annette von "Die Judenbuche" - The Jew's Beech - 1842

Annette von Droste-Hülshoff ist für Deutschland wohl das, was Jane Austen für Großbritannien ist, die berühmteste Autorin des 19. Jahrhunderts. Sie ist vor allem für ihre Gedichte bekannt, hat aber auch einige Novellen und Kurzgeschichten geschrieben. Sie stand einmal auf dem 20-DM-Schein in Deutschland, dies zeigt, wie wichtig sie ist.

Der Roman ist leicht zu lesen, er ist kurz und wird in Deutschland von Schülern der 8. oder 9. Klasse gelesen.
Es basiert auf der wahren Geschichte eines Mordes, eigentlich zweier Morde, aber sowohl die Geschichte vor als auch nach der Tat ist fiktiv. Ein faszinierender Bericht, nicht nur über das Verbrechen selbst, sondern auch über das Leben in Deutschland oder Mitteleuropa zu dieser Zeit, das wir mit dem Leben in anderen Ländern damals und heute vergleichen können.

Die Sprache ist, wie man es von einer Dichterin erwartet, sehr poetisch. Die Geschichte enthält Symbolik und viel Weisheit.

Dies ist eine gute Lektüre für jemanden, der sich für klassische Literatur interessiert.

Buchbeschreibung:

"Meisterhaft wird hier aufgezeigt, wie ein junger, schwacher Mensch zum Mörder wird und deshalb nach Jahren Selbstmord begeht. Droste-Hülshoff hat das finstere Ereignis, von dem sie in ihrer Kindheit berichten hörte, im Rahmen westfälischer Landschaft und Sitten in eine Dichtung verwandelt und ein Werk geschaffen, in dem verborgene Kräfte schicksalsbestimmend werden.

Das Nachwort befaßt sich mit Leben und Werk der Dichterin. Auf 4 Seiten werden Worterklärungen gegeben.
"

Wer sich für das Leben der Autorin interessiert, dem empfehle ich "Das Spiegelbild" von Irina Korschunow.

Freitag, 14. Oktober 2022

Brecht, Bertolt "Der gute Mensch von Sezuan"

 

Brecht, Bertolt "Der gute Mensch von Sezuan" - The Good Person of Szechwan - 1938-40

Eine Geschichte über gute und böse Menschen. Und wie wir das eine vom anderen unterscheiden können oder nicht. In diesem Stück haben selbst die Götter Schwierigkeiten damit.

Kein Wunder, hatte der Autor doch Mühe, in der Zeit, in der er lebte, auch nur einen guten Menschen zu finden. Aber wäre das heute wirklich so viel einfacher? Wir hören von Unruhen in Ländern, die friedlich und demokratisch sein sollen, wir haben Flüchtlinge von überall her, Kinder hungern oder sterben an allen möglichen Krankheiten, die ihnen durch die Probleme zugezogen werden, die ihren Ländern und Familien von anderen auferlegt werden.

Bertolt Brecht ist einer meiner deutschen Lieblingsautoren, seit ich zur Schule ging und seine Texte lesen musste. (Siehe auch hier: Leben des Galielo/
Life of Galileo). Und wer noch nichts von ihm gehört hat (wobei ich das bei den deutschen Lesern bezweifle), er hat auch die "Dreigroschenoper" geschrieben, die ich eines Tages rezensieren sollte.

Beschreibung:

"Das Stück, eine Parabel, zeigt am Einzelfall des Mädchens Shen Te das allgemeine Gesetz dieser Welt auf, daß es unmöglich ist, 'gut zu sein und doch zu leben'. Drei Götter durchwandern die Welt auf der Suche nach einem guten Menschen. Sie wollen das Gerücht Lügen strafen, wonach die wirtschaftlichen Bedingungen auf Erden zu unerträglich seien, als daß die Menschen die Gebote der Götter zu befolgen vermöchten.'Der gute Mensch von Sezuan' wurde in den Jahren 1938 bis 1940 in der Emigration geschrieben und am 4.2.1943 in Zürich uraufgeführt."

Donnerstag, 13. Oktober 2022

Steinbeck, John "Früchte des Zorns"

Steinbeck, John "Früchte des Zorns" (Englisch: The Grapes of Wrath) - 1939

Ich habe diesen Roman vor ein paar Jahren mit meinem Lesekreis gelesen. Was für ein Buch! Ich liebe Steinbecks Art zu schreiben, seine beschreibende Malerei von Menschen, Szenen, Umgebungen, Situationen. Fabelhaft.

Zugegeben, es war traurig. Aber ich fand es toll, wie die Leute sich gegenseitig halfen, wie sie das Wenige, das sie hatten, teilten, wenn es mehr war als andere besaßen. Ich liebte die Beschreibungen von allem, sei es das Land, die Menschen, Handlungen, die Situation. Auch die kleinen Kapitel dazwischen haben mir sehr gut gefallen.

Als Lesekreis haben wir viel aus diesem Buch gelernt.

Unsere Gesellschaft wird zu einem Konglomerat, wir haben keine Möglichkeit, das Problem zu lösen. Gemeinschaften in Gemeinschaften entstehen auch heute noch. Die ärmsten Menschen sind die humansten Menschen. Wir gehen bis zum Äußersten, um unsere Kinder zu behalten, aber für diese Menschen ging es um Leben oder Tod. Es gibt so viel über die Geschichte, die intensive Armut; der Beginn der Gewerkschaften, die Tricks der Leute, um Geld zu verdienen. Man kann den Staub, den Hunger, die Angst, die Hoffnung und die Stärke sofort spüren. Wie eine Teilnehmerin sagte: Man konnte die Sandkörner in seinem Mund schmecken. Das Buch hatte tonnenweise Symbolik, sehr gut entwickelt. Es gab so viele grundlegende Fragen, Macht, Kapitalismus, Finanzkrise. Die verantwortungslose Nutzung des Landes führte zur Dust Bowl, der Dürre zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise.

Der Autor hat seine Figuren hässlich gemacht, auf soziale Ungerechtigkeit aufmerksam gemacht, all diese Klagen über die Gewerkschaften jetzt und weiter darüber, wie es überhaupt dazu kam.

Mit effektiven, kurzen Einführungskapiteln führte er in die Szene ein und ging dann in die Tiefe.
Der Vorteil davon war, dass wir mehr wussten als die Charaktere, ein gutes literarisches Mittel und eine interessante Perspektive für den Leser.

Die wichtigste Lektion: Es gibt immer Hoffnung, die Kraft der Hoffnung, die Menschen durchzubringen. Und außerdem: Die Geschichte hätte heute geschrieben werden können.

Ich glaube, ich wiederhole mich, aber dies ist definitiv ein lesenswerter Roman. Ich habe auch "Jenseits von Eden" (East of Eden) und seine Kurzgeschichte/Novelle "Von Mäusen und Menschen" (Of Mice and Men) sehr genossen.

Wir haben diesen Roman im März 2009 in unserem internationalen Lesekreis besprochen.

Buchbeschreibung:

"'Ein Roman, der so dicht und dabei so schrecklich ist, daß man vor der unmenschlichen Dimension des steinbeckschen Werks erschaudert.' Stuttgarter Zeitung

Verarmte Landarbeiter finden in Oklahoma kein Auskommen mehr. Da hören sie vom gelobten Land Kalifornien und machen sich durch Hitze und Staub auf den Weg. Doch auch hier erfahren sie die Macht und Unterdrückung durch die Großgrundbesitzer.

John Steinbeck hat mit diesem Buch seinen literarischen Ruhm begründet. Das Echo in Amerika war bei der Veröffentlichung gewaltig: Gegenschriften wurden verfasst, Politiker und Erzbischöfe verdammten es, der Autor wurde als Volksverhetzer und Klassenkämpfer verurteilt - und als Stimme der Unterdrückten und Ausgebeuteten gefeiert.

Sein Roman, der auf ausführlichen Recherchen beruhte, wurde zur Basis von soziologischen Untersuchungen und diente als Vorlage für den gleichnamigen Film von John Ford.
"

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

John Steinbeck erhielt den Nobelpreis für Literatur in 1962 "für seine einmalige realistische und phantasievolle Erzählkunst, gekennzeichnet durch mitfühlenden Humor und sozialen Scharfsinn" und den Pulitzerpreis für "The Grapes of Wrath" in 1940.
 
Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Mittwoch, 12. Oktober 2022

Roth, Charlotte "Als der Himmel uns gehörte"

Roth, Charlotte "Als der Himmel uns gehörte" [When heaven belonged to us] - 2015

Eine neue Geschichte von Charlotte Roth, eine Erzählung über zwei Frauen, die an den olympischen Spielen teilnehmen wollen. Eine in Berlin im Jahre 1936, die andere in London 2012. Eine Gegenüberstellung, eine Weiterführung der Geschichte.

Genau wie in "Als wir unsterblich waren" hat die Autorin es wieder geschafft, von einem Ort an den anderen, von einer Zeit in eine andere zu springen. Sie bringt Spannung in ein Buch, verbindet es mit Geschichte und macht die Charaktere liebenswert.

Buchbeschreibung:

"London 2011. Die junge Läuferin Jennifer will an den Olympischen Spielen teilnehmen. Jetzt aber drohen Panikattacken ihren Traum zu gefährden. Mit ihrem Trainer, dem Iren Gregory, der sie heimlich liebt, reist Jennifer nach Mandeville, auf den Landsitz ihrer Familie. Sie hofft, sich bei ihrer fast hundertjährigen Urgroßmutter Alberta Rat holen zu können. Auch diese hat einmal an einer Olympiade teilgenommen, damals in Berlin, im Jahr 1936. Auf den Spuren ihrer Familiengeschichte wird Jennifer lernen, worum es im Leben wirklich geht."

Roth, Charlotte "Als wir unsterblich waren"

Roth, Charlotte "Als wir unsterblich waren" [When we were Immortal] - 2014

Eine Geschichte, die einen sehr mitnehmen kann. Es geht hier nicht nur um eine junge Ostberlinerin zur Zeit der Wende sondern vor allem auch um ihre Großmutter zur Zeit des ersten Weltkriegs.

Die Autorin kann wirklich wunderbar erzählen, man ist sofort mittendrin und fühlt mit den Charakteren mit. Sie nehmen uns mit zu einem Ausflug durch unsere Geschichte und wir können viel dabei lernen. Eine wahre Zeitreise. Sie kann so hervorragend hin- und herspringen.

Buchbeschreibung:

"November 1989. 'Willkommen in Westberlin', dröhnt es aus einem Lautsprecher, als die Ostberliner Studentin Alexandra von der Menschenmenge in die Arme eines jungen Mannes gedrängt wird. Liebe auf den ersten Blick!

Berlin vor dem Ersten Weltkrieg. Die junge und mutige Paula setzt sich leidenschaftlich für Frauen- und Arbeiterrechte ein. Ihre Träume von einer neuen, gerechteren Welt teilt sie mit dem charismatischen Studentenführer Clemens, mit dem sie Seite an Seite kämpft.

Damals, als sie unsterblich waren, beginnt ihre dramatische Geschichte, die auch die Geschichte unseres Landes ist und die Jahrzehnte später Alexandras Welt für immer verändern wird."

Dienstag, 11. Oktober 2022

Schami, Rafik "Eine deutsche Leidenschafts names Nudelsalat"

Schami, Rafik "Eine deutsche Leidenschafts names Nudelsalat: und andere seltsame Geschichten" [A German Passion Called Noodle Salad: and Other Strange Stories] - 2011

Rafik Schami ist ein ausgezeichneter Schriftsteller. Seine Gabe, Menschen zu beobachten und ihre kleinen und großen Eigenarten und Macken widerzugeben, ist einmalig.

Ich bin ja kein Fan von Kurzgeschichten, aber wenn sie solche lustigen und interssante Einblicke in das Leben anderer (oder auch uns) geben, kann man das mal übersehen.

Ich teile diese Leidenschaft für Nudelsalat übrigens nicht. Ich liebe Salat aber er sollte zum größten Teil aus Salat, also Grünzeug, Gemüse bestehen. Sobald mehr als die Hälfte Nudeln sind und der Rest eine pampige Mayonnaisemasse mit Fleisch ist, ist es für mich kein Salat mehr. Bin ich jetzt nicht deutsch?

Buchbeschreibung:

"Seit beinahe vierzig Jahren lebt Rafik Schami nun schon in Deutschland, seinen staunenden und kritischen Blick auf den deutschen Alltag hat er dabei nicht verloren. Unnachahmlich charmant erzählt er in den teilweise erstmals veröffentlichten Erzählungen aus den Jahren 1990 bis 2010 von den Deutschen und ihren sprachlichen Eigenheiten, wundert sich über die unerschütterliche Konsequenz, mit der deutsche Gäste bei Einladungen selbst gemachten Nudelsalat mitbringen, muss erfahren, dass ein Kaufhaus kein Basar ist, verrät, warum er kein Amerikaner wurde, und schließt - beinahe - Freundschaft mit der sprechenden Stubenfliege Subabe."

Montag, 10. Oktober 2022

Gotthelf, Jeremias "Die schwarze Spinne"

Gotthelf, Jeremias "Die schwarze Spinne" - The Black Spider - 1842

Eine Geschichte, die wohl so alt ist wie die Menschheit. Mehrere alte Sagen werden hier verarbeitet. Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse wird beschrieben. Der Teufel versucht, die Menschen zu bestechen. Und wer sich an den Pakt mit ihm nicht hält, wird eben bestraft. Mich wundert, dass man daraus noch keinen Film gemacht hat. Oder vielleicht doch?

Beschreibung:

"Für seine Hilfe beim Frondienst versprechen Bauern dem Teufel ein ungetauftes Kind. Als sie ihn um seinen Lohn prellen, rächt sich der Teufel mit einer Spinnenplage, der Mensch und Vieh zum Opfer fallen. Eine Mutter findet schliesslich die Kraft, des Unglücks Herr zu werden. Jahrhunderte später bricht die Plage durch Gottlosigkeit jedoch erneut aus.

Als Vorlage diente dem Dichter eine Volkssage, von der zwei Varianten in dem Heft gebracht werden. Daten zur Entstehung der Novelle, eine Selbstbiografie des Dichters, sowie ausführliche Anmerkungen runden das Heft ab.
"

Samstag, 8. Oktober 2022

Regener, Sven "Herr Lehmann"

Regener, Sven "Herr Lehmann" - Berlin Blues - 2001 

Dies ist die Geschichte eines Mannes, den viele wahrscheinlich als Versager bezeichnen würden. Frank kommt aus Bremen, lebt aber in Berlin und arbeitet in einer Kneipe. Seine Eltern denken, er könnte es besser machen, sein Bruder findet das jedenfalls. Seine Freunde nennen ihn Herr Lehmann, ein Mädchen nach dem anderen verlässt ihn.

Man könnte meinen, dieses Buch sei langweilig, aber das ist es nicht, es beschreibt das letzte Jahr vor dem Mauerfall in einer jahrzehntelang geteilten Stadt. Es ist sowohl humorvoll als auch philosophisch, ein schwieriger Grat zu wander, aber Sven Regener hat das ganz gut hinbekommen. Ganz ironisch spricht er über Sprache und Leben, über all die kleinen Dinge, die das Leben schwer, aber auch wunderbar machen.

Eine schöne Geschichte, gut geschrieben, eine realistische Geschichte über das Leben der "kleinen Leute". Ich werde weitermachen und die beiden anderen Bücher dieser Trilogie lesen, "Neue Vahr Süd" und "Der kleine Bruder".

Buchbeschreibung:

"Kreuzberger sind schon komische Vögel. Sie sitzen Abend für Abend am Tresen, trinken Kristallweizen ohne Zitrone und gehen erst ins Bett, wenn Mutti in Bremen schon wieder aufsteht. Und wenn draußen die Mauer fällt, bestellen sie erst mal in Ruhe noch ein Bier. Denn was ist schon das Ende der Geschichte (denkt sich der Leser am Ende dieser Geschichte) gegen die Frage, ob die Zeit schneller oder langsamer vergeht, wenn man betrunken ist?

Herr Lehmann ist Kreuzberger. Kreuzberger sind Menschen, die irgendwann einmal aus Schwaben, Achim oder Herford nach Berlin gekommen und dort 'hängen geblieben' sind. Herr Lehmann kommt ursprünglich aus Bremen und möchte eigentlich Frank genannt werden, aber das ignorieren seine Freunde: denn bald ist Herrn Lehmanns dreißigster Geburtstag. Und 30 Jahre alt zu werden, weiß Herr Lehmann, ist Scheiße, weil man da langsam "beginnt, eine Vergangenheit zu haben, eine gute alte Zeit und den ganzen Scheiß." Und weil auf einmal alle anfangen zu fragen, was man denn bitte schön anfangen wolle mit dem eigenen Leben. Denn dass jemand zufrieden damit ist, Kellner zu sein, ist in dieser Stadt, in der alle 'eigentlich Künstler' sind, nicht vorgesehen - 'aber was ist das für ein trauriger Umgang mit dem, was man tut, wenn man es immer nur als Zwischenlösung ansieht, als nichts Richtiges?'

Sven Regener kennt, wovon er schreibt. Als Sänger und Texter der Berliner Band Element of Crime ist er seit genau jenen Spätachtzigern, in denen die Romanhandlung spielt, immer auch genauer Chronist eines Kreuzberger Lebensgefühls jenseits von '
Kreuzberger Nächte sind lang' gewesen. Mit Herr Lehmann ist ihm das erstaunliche Kunststück gelungen, jene zärtlich-rotzige Nonchalance, die seine Lieder auszeichnet, umstandslos in die lange Form zu überführen - und das gleich in seinem literarischen Erstlingswerk!

Mit seinem Roman setzt Regener jenem merkwürdig zeitlosen Kreuzberg der Vorwendezeit, das einem heute so weit weg erscheinen will, so etwas wie ein Denkmal - für die Zeit
Damals hinterm Mond. Doch trotz so schöner Einsichten wie 'Der Elekrolytmangel ist der größte Feind des Trinkers. Von der Dehydrierung einmal abgesehen', geht es hier keineswegs nur ums Bohème-Leben im Allgemeinen und ums Trinken im Besonderen. Das Ganze ist nämlich auch eine Art Entwicklungsroman - freilich zu Kreuzberger Bedingungen: Muss doch der Held - für den es anfangs noch eine Qual ist, wenn er auf dem Weg von Kreuzberg nach Kreuzberg durch Neukölln muss - gegen Ende des Romans immerhin zur Kenntnis nehmen, dass es auch hinter der Oberbaumbrücke noch Menschen gibt. Das Ende der Geschichte? Erst mal losgehen, denkt sich Herr Lehmann. 'Der Rest wird sich schon irgendwie ergeben.
Pflichtlektüre für die Jahrgänge 1959-1969, für Kreuzberger sowieso. Axel Henrici
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