Samstag, 31. August 2024

Kadaré, Ismail "Ein folgenschwerer Abend"

Kadaré, Ismail "Ein folgenschwerer Abend" (Albanian: Darka e Gabuar) - The Fall of the Stone City (aka Chronicle in Stone) - 1971

Da ich gerne ein Buch über jedes Land der Welt lesen würde (siehe Travel the World Through Books), begann ich nach Romanen aus Ländern zu suchen, über die ich noch nichts gelesen hatte.

Ich war bisher noch nicht auf ein Buch über Albanien gestoßen, fand aber dieses von einem ihrer renommierten Autoren.

Obwohl der Roman 1943 beginnt, reicht er bis in die fünfziger Jahre, in eine Zeit, in der die Außenwelt nicht viel über Albanien wusste.

Es war eine interessante Geschichte. Nach der Besetzung durch die Nazis von den Kommunisten übernommen zu werden, ist wie vom Regen in die Traufe zu kommen. Es war sicherlich kein Fest für unseren Protagonisten, der dafür bezahlen musste, dass er während des Krieges versucht hatte, sein Dorf zu retten.

Wie auch immer, es ist kein dickes Buch, ich hätte gerne mehr darüber gelesen. Ich schätze, ich werde mehr von diesem Autor lesen müssen, der in einem sehr fesselnden Stil schreibt.

Buchbeschreibung:

"'Ein folgenschwerer Abend', dessen tatsächlicher Ablauf unklar bleibt - Ismail Kadares Roman ist voller Mysterien.

Albanien, 1943. Die Deutschen marschieren in das Land ein. In Gjirokastra richtet der große Doktor Gurameto ein Gastmahl für den deutschen Divisionskommandanten Fritz von Schwabe aus, das die ganze Stadt in Aufregung versetzt. Über den Abend wird es mysteriöse Gerüchte geben, die zur Folge haben, dass die albanischen Kommunisten den Arzt der Kollaboration verdächtigen.

Einige Jahre nach der kommunistischen Machtergreifung in Albanien finden sich der große und der kleine Gurameto gemeinsam in einer Gefängniszelle wieder. Mit grausamer Folter versuchen albanische, ostdeutsche und russische Agenten, aus dem großen Gurameto ein Geständnis herauszupressen. Doch was sich bei dem geheimnisvollen Abendessen tatsächlich abgespielt hat, bleibt im Dunkeln. War womöglich ein Toter bewirtet worden?

'Ein folgenschwerer Abend' ist ein fesselnd legendenreicher Roman über eine albanische Stadt im Klima des beginnenden Kalten Krieges."

Ismail Kadaré erhielt den Booker International Prize 2005 als "ein universeller Schriftsteller in einer Tradition des Geschichtenerzählens, die auf Homer zurückgeht".

Freitag, 30. August 2024

Hoffmann, Heinrich "Der Struwwelpeter"

  

Hoffmann, Heinrich "Der Struwwelpeter" - Struwwelpeter - 1845

Dies ist nicht unbedingt mein liebstes Kinderbuch, aber es ist ein klassisches deutsches Buch, das ich aus meiner Kindheit kenne und das es immer noch gibt, darum habe ich es für meine ausländischen Freunde beschrieben. Der Autor war Arzt und heute finden die Leute, dass alles in diesem Buch zu grausam ist. Aber Tausende und Abertausende von Kindern sind mit ihnen aufgewachsen und ich kann mich nicht erinnern, darunter gelitten zu haben - genauso wie bei Märchen, die heute zu grausam sein sollen und beschönigt werden müssen. Im Allgemeinen haben Kinder ein gutes Gefühl für Gerechtigkeit und denken sogar, dass die Charaktere die Strafe verdienen.

Im Buch selbst werden Kinder für ihre "Taten" bestraft. Einige davon klingen nicht so schlimm, aber manche sind wirklich nicht sehr nett, aber die Strafen sind alle ziemlich hart. Da ist zum Beispiel der Junge, der seine Suppe nicht essen will, aber dann gibt es auch einen, der Tiere terrorisiert.

Der Autor hat dieses Buch für seinen eigenen dreijährigen Sohn geschrieben und illustriert.

Das Buch war früher so beliebt, dass es viele Adaptionen/Neufassungen davon gibt, die beliebteste wahrscheinlich "Struwwelliese", die weibliche Version. Es wurde auch in viele verschiedene Sprachen übersetzt.

Einige der Geschichten wurden in die deutsche Sprache übernommen, wenn wir beispielsweise von einem "Zappelphillipp" sprechen, sprechen wir von einem Kind, das nicht stillsitzen kann. Heutzutage sprechen wir im Deutschen vom "Zappelphillipp-Syndrom", wenn wir von ADHS sprechen. Viele der Probleme, die die Kinder im Buch haben, werden auch in der Psychologie berücksichtigt, Dr. Hoffmann war seiner Zeit sicherlich voraus.

Buchbeschreibung:

"Habt Ihr schon einmal etwas vom Struwwelpeter gehört? Dieses Buch gehört zu den erfolgreichsten deutschen Kinderbüchern und wurde in viele Sprachen übersetzt. Es enthält Geschichten über unvorsichtige oder ungehorsame Kinder, die durch ihren Leichtsinn Schaden erleiden."

Donnerstag, 29. August 2024

Falcones, Ildefonso "Die Tränen der Welt"

Falcones, Ildefonso "Die Tränen der Welt" (Spanisch: El pintor de almas) - The painter of souls - 2019

"Ich möchte, dass meine Leser*innen unterhaltsame und spannende Lesestunden genießen." sagt der Autor über dieses Werk. Das ist ihm vollauf gelungen.

Ich habe von ihm ja schon mehrere Bücher gelesen (siehe hier und hier). Sie sind alle sagenhaft. Jedesmal nimmt Ildefonso Falcones sich einen anderen Teil der Geschichte Barcelonas, seiner Heimatstadt vor. Daher vergleiche ich ihn natürlich auch gerne mit Carlos Ruiz Zafón (deutsch und englisch), dessen sagenhafte Romane ja auch größtenteils in Barcelona stattfinden. Eine Stadt, die ich unbedingt einmal besuchen möchte.

In dieser Geschichte geht es nicht nur um die politischen Probleme zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, auch die Kunst kommt nicht zu kurz. So lernen wir nicht nur über die Entstehung der Sagrada Familia und anderer Gaudí-Werke sondern auch über andere berühmte Künstler der Zeit. Es entsteht das Bild einer wunderhübschen Stadt.

Aber in erster Linie handelt es sich hier um die Probleme der Arbeiterschaft, die nicht nur von den Reichen sondern auch von der Kirche unterdrückt wurden. Ihr Kampf für bessere Bedingungen für sich und ihresgleichen ist schwer und wieder immer wieder von denen behindert, die nichts von ihrer Überlegenheit aufgeben wollen.

Ich freue mich schon auf sein nächstes Buch,das hoffentlich bald in einer Übersetzung erscheint: "Esclava de la libertad" (Sklavin der Freiheit).

Buchbeschreibung:

"Ein neues Zeitalter - eine Welt voller Möglichkeiten

Barcelona, 1901. Während soziale Unruhen die Stadt in Aufruhr versetzen, führt der ehrgeizige Maler Dalmau Sala ein Leben zwischen zwei Welten. Tagsüber gestaltet er Kacheln in einer Keramikfabrik und versucht in den elitären Kreisen seines Arbeitgebers seine Kunst zu verkaufen. Nach Feierabend kämpft Dalmau gemeinsam mit Emma, seiner großen Liebe, für die Rechte der Arbeiterklasse. Doch als ein tragisches Unglück geschieht, zerbricht ihre Beziehung. Jeder seiner Versuche, sie zurückzugewinnen, scheitert – bis Emma festgenommen wird. Als die Protestaktionen der Republikaner immer stärker ausarten, muss Dalmau um ihrer beider Leben fürchten und sich entscheiden: Wählt er die Flucht ins Ungewisse oder den Kampf für seine Ideale und für die Liebe?

Meisterhaft, packend und unterhaltsam porträtiert der Autor des Weltbestsellers Die Kathedrale des Meeres die aufstrebende Metropole Barcelona zu Beginn des 20. Jahrhunderts."

Mittwoch, 28. August 2024

Garfield, Simon "Briefe!"

 

Garfield, Simon "Briefe! Ein Buch über die Liebe in Worten, wundersame Postwege und den Mann, der sich selbst verschickte" (Englisch: To the Letter: A Curious History of Correspondence - A Celebration of the Lost Art of Letter Writing) - 2013

Ich habe vor ein paar Jahren ein Buch von Simon Garfield gelesen: "On the Map. Why the World Looks the Way it Does" (Karten! Ein Buch über Entdecker, geniale Kartografen und Berge, die es nie gab).

Ich war wirklich begeistert. Und da ich Briefe genauso liebe wie Karten, musste ich mir dieses Buch einfach besorgen.

Es ist ein interessantes Buch über die Entwicklung von Briefen, wie sie überhaupt entstanden sind, wie sie sich im Laufe der Jahrhunderte verändert haben und was sie heute in einer Welt der E-Mails und Telefonnachrichten bedeuten.

Ich war früher eine begeisterte Briefeschreiberin und habe mich sehr auf dieses Buch gefreut. Und obowhl es einen guten Überblick über die Gewohnheit des Briefeschreibens bietet und einige nette Anekdoten enthält, fand ich es manchmal ein bisschen langweilig. Ich habe nichts dagegen, in einer Geschichte hin und her zu springen, aber das hier war alles ein bisschen zu planlos.

Das war vielleicht einer der Gründe, warum ich es nicht in einem Rutsch gelesen habe, ich konnte seine Struktur einfach nicht nachverfolgen.

Außerdem erwähnt er in seinem Werk viele Autoren und Bücher, ein Inhaltsverzeichnis wäre schön gewesen.

Ich schreibe immer noch gern Briefe.

Ein schönes Zitat:

"Heute ist das Morgen, um das wir uns gestern Sorgen machten."

Er erwähnt auch ein Briefabonnement, bei dem man zweimal im Monat einen echten Brief von einem seiner Lieblingsautoren erhält. Das gibt es immer noch und hier bei "The Rumpus" findet man alles darüber. Ich konnte nicht herausfinden, ob sie auch etwas ins Ausland schicken, aber es gibt hier ziemlich viele US-Leser, also vielleicht etwas für sie.

Buchbeschreibung:

"In jedem Brief steckt eine Geschichte im Kleinen und in diesem Buch stecken einige der größten Briefe aller Zeiten. Von Oscar Wildes ungewöhnlicher Methode, seine Post aufzugeben bis zum Versuch des Fahrradfans Reginald Bray, sich selbst zu verschicken - Simon Garfield entdeckt eine Fülle von Geschichten rund um die Kunst des Briefeschreibens. In den Hauptrollen: Plinius d. J., Cicero, Napoleon, J. W. von Goethe, Lewis Carroll, Jane Austen, Virginia Woolf, Albert Einstein, Queen Mum und viele mehr. Dazu eine unterhaltsame Geschichte der Ratgeber, wie man Briefe schreibt - einschließlich einer Anleitung, wann man Fische als Hochzeitsgeschenke verschicken darf. Zwischen den Kapiteln dieser wunderbaren Reise durch die Welt der Briefe entfaltet sich ein fesselnder Briefwechsel eines ganz normalen britischen Paares in Kriegszeiten, der zeigt, wie die schlichtesten Mitteilungen ein Leben verändern können. 'Briefe!' ist Loblied und Schwanengesang zugleich - auf die Kunst der Briefe: von den alten Römern bis zur E-Mail."

Garfield, Simon "Karten!"

Garfield, Simon "Karten! Ein Buch über Entdecker, geniale Kartografen und Berge, die es nie gab" (Englisch: On the Map. Why the World Looks the Way it Does aka: On the Map: A Mind-Expanding Exploration of the Way the World Looks) - 2012

Ich habe Landkarten schon immer geliebt. Sie sind wunderschön, sie erzählen Geschichten von weit entfernten Ländern, exotischen Welten, Menschen, die ich nie treffen werde, vom Leben zu anderen Zeiten. Wie kann jemand Karten nicht mögen? Sie lehren uns so viel, und doch sind sie auch eine Kunstform, die man bewundern und genießen kann.

Simon Garfield hat eine Sammlung von Geschichten über Karten im Laufe der Zeit zusammengestellt. Er erzählt uns nicht nur, welche Karten am interessantesten sind, er erzählt uns die ganze Geschichte. Wie sah die erste bekannte Karte aus, wie hat sie sich im Laufe der Zeit verändert, warum zeichnen wir Karten auf diese Weise, was sagen sie uns?

Jede Karte ist sowohl eine Zeichnung eines Ortes als auch eine politische Aussage. Während die meisten der ersten Karten für Seefahrer gezeichnet wurden und viele Kontinente nur als Umrisse bekannt waren, haben sich die Dinge geändert. Es ist ein langer Weg vom Mercator zur Google Map. Simon Garfield erzählt uns von dieser Reise. Er stellt die älteste und die größte Karte vor, er zeigt uns, wie Karten Krankheiten vorbeugen konnten, wie Reiseführer die Art des Reisens veränderten und wie Satellitennavigation unsere Sicht auf die Welt veränderte.

Wer sich nicht für Karten interessierte, bevor er oder sie das Buch in die Hände bekam, wird sich danach bestimmt dafür interessieren. Hinter jeder Karte stecken Geschichten. Mir hat zum Beispiel die über Phyllis Pearsall sehr gut gefallen, die durch die Straßen Londons lief, um das London A-Z zu veröffentlichen. Und er erwähnt sogar eine Episode aus einer meiner Lieblingsfernsehserien, "The West Wing", in der Pressesprecherin C.J. Cregg und der stellvertretende Stabschef Josh Lyman an einer Besprechung mit Kartografen teilnehmen, die alle Karten in Schulen von der Mercator- auf die Peters-Projektion umstellen wollen, und erklären, dass Grönland viel kleiner als Afrika ist (tatsächlich vierzehnmal kleiner), was man nie vermuten würde, wenn man sich die bekannte Mercator-Karte ansieht.

In einem Artikel beschreibt der Autor, wie viele Computerspiele auf Karten basieren. Das erinnerte mich an eines unserer ersten Lieblingsspiele namens Bushbuck. Es war eine Schatzsuche, man bekam einen Gegenstand, der für eine bestimmte Stadt (normalerweise die Hauptstadt eines Landes) bekannt war, und musste dorthin fliegen. Unterwegs erhielt man Hinweise, bis man die Stadt fand. Es war ein wunderbares Spiel und wir fanden exotische Orte wie Tuvalu und Kiribati. Eine wunderbare Möglichkeit, die Länder und ihre Hauptstädte kennenzulernen, leider scheint es das nicht mehr zu geben.

Wer es bisland noch nicht verstanden hat, ich habe dieses Buch wirklich geliebt.

Eines meiner Lieblingszitate auf Seite 63: "Die meisten [Karten] haben einen gemeinsamen Zweck: Sie waren nicht zum Gebrauch gedacht, zumindest nicht zum Reisen. Vielmehr waren sie Ausdruck philosophischer, politischer, religiöser, enzyklopädischer und konzeptioneller Anliegen."

Buchbeschreibung:

"Es war einmal, da drehte sich alles um die Erde - so dachten die Menschen, bis die Astronomen sie eines Besseren belehrten. Jerusalem stand damals im Zentrum jeder Karte, oder Youzhou, wenn wir in China gelebt hätten. Und heute stehen wir im Zentrum unserer eigenen Welt. Auf unseren Navigationsgeräten planen wir nicht etwa eine Route von A nach B: Jede Entfernung misst sich von dem Punkt an, an dem wir gerade stehen. Wie konnte es nur so weit kommen? Mit einem Blick in die Geschichte gibt Simon Garfield die Antwort - anekdotenreich, persönlich und unglaublich unterhaltsam. Von den alten Griechen bis zu Google Maps erzählt das Buch die Geschichte der Kartografie. Dabei hat es immer die menschliche Seite hinter den Karten im Blick. So erfahren wir, warum Amerika nach dem Falschen benannt wurde, wie der größte kartografische Schatz Britanniens dazu verwendet wurde, ein undichtes Dach zu reparieren, oder auch weshalb Computerspiele die Zukunft der Kartografie sein könnten."

Dienstag, 27. August 2024

Wallraff, Günter "Von einem, der auszog und das Fürchten lernte"

Wallraff, Günter "Von einem, der auszog und das Fürchten lernte" [From the Guy Who Went Forth and Learned to Fear] - 1970

Ist schon ein paar Jährchen her, seitdem ich die Bücher von Günter Wallraff gelesen habe, aber ich finde, sie sind immer noch wichtig.

Nachdem er in "Der Aufmacher" und "Zeugen der Anklage" über die Machenschaften der Boulevardpresse berichtete, geht es hier um viele andere Themen. Wir werden dazu angeregt, nicht einfach immer alles hinzunehmen sondern zu hinterfragen. Und zwar intelligent zu hinterfragen, sich zu engagieren. Leider hat man schon damals nicht auf ihn gehört, sonst hätten wir heute manches Problem weniger.

Das Buch bekam den 1971 auf die Auswahlliste des Deutschen Jugendliteraturpreises in der Kategorie: Besondere Erwähnung. 

Die Jurybegründung lautete:

"In Aufzeichnungen, Reportagen, Protokollen, Presseberichten fasst Günter Wallraff seine subjektiven Erfahrungen mit Schule, Lehre, Bundeswehr, Kirche und Arbeitswelt zusammen. Er zeichnet kein allgemeingültiges, fertiges Bild der Gesellschaft; der Jugendliche wird aufgefordert, selbst zu fragen, neue Antworten zu finden und sich nicht kritiklos anzupassen. Es wird gezeigt, dass persönliches Engagement nicht leicht, oft gefährlich und unbequem, aber unbedingt nötig ist, wenn unsere Welt positiv verändert werden soll.

Reportage aus der bundesrepublikanischen Arbeitswelt. Sie werden ergänzt durch ein 'Protokoll aus der Bundeswehr, in dem Wehrdienstverweigerer Wallraff schildert, wie man mit seinesgleichen beim Barras unter Mißachtung des Grundgesetzes umspringt', schreibt die Frankfurter Rundschau, 'sowie durch die wohl bestürzenste, seiner unerwünschten Reportagen, in der katholische Geistliche und Moraltheologen einem Napalmfabrikanten Gewissensbisse ausreden."

Buchbeschreibung:

"Reportage aus der bundesrepublikanischen Arbeitswelt. Sie werden ergänzt durch ein 'Protokoll aus der Bundeswehr, in dem Wehrdienstverweigerer Wallraff schildert, wie man mit seinesgleichen beim Barras unter Mißachtung des Grundgesetzes umspringt', schreibt die Frankfurter Rundschau, 'sowie durch die wohl bestürzenste, seiner unerwünschten Reportagen, in der katholische Geistliche und Moraltheologen einem Napalmfabrikanten Gewissensbisse ausreden'."

Montag, 26. August 2024

Keyes, Daniel "Blumen für Algernon"

Keyes, Daniel "Blumen für Algernon" (Englisch: Flowers for Algernon) - 1959

Unser internationales Online-Lesekreisbuch für August 2024.

Ich hatte nicht wirklich Lust, dies zu lesen, ihr wisst, wie wenig ich Science-Fiction mag. Aber das hier ist etwas anderes, ja, es geht um Wissenschaft und es geht um fiktive Wissenschaft, aber es hat nichts mit Außerirdischen oder erfundenen Planeten zu tun, es wäre kein Actionfilm mit lauten Geräuschen, wenn sie einen Film daraus machen würden. Sie haben tatsächlich einen daraus gemacht und es sieht nicht wie ein Actionfilm aus.

Es handelt sich ume eine interessante Geschichte über einen jungen Mann, der kaum seinen Namen schreiben kann, geschweige denn einen anständigen Satz ohne Fehler. Sie führen eine Operation an ihm durch und sein IQ steigt in astronomische Höhen. Wir sehen die Veränderung in Charlie. Phänomenal. Als er immer mehr versteht, was sie ihm angetan haben, bekommt die Geschichte eine andere Perspektive.

Eine ziemlich gute Lektüre.

Buchbeschreibung:

"Charlie Gordon, ursprünglich kaum des Lesens mächtig, ist zu Forschungszwecken operiert worden und entwickelt eine überragende Intelligenz; schließlich überflügelt er intellektuell und fachlich sogar die Professoren, die das Experiment leiten. Zu seinen Freunden zählt die Maus Algernon - das erste Lebewesen, das mit derselben Methode erfolgreich behandelt wurde.

Mit den überwältigenden Fähigkeiten stellen sich für das Genie Charlie jedoch auch die ersten Probleme ein - in der Bäckerei, in der er früher arbeitete, mit seiner Familie, von der er jetzt entdeckt, daß sie ihn nie akzeptiert hat, und im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht, vor dem er unerklärliche Angst hat.

Als Charlie auf einem Fachkongreß als Attraktion vorgeführt werden soll, flieht er zusammen mit Algernon. Kurze Zeit später zeigen sich im Verhalten der Maus erste Verfallserscheinungen.
Charlies Aufzeichnungen für das Forscherteam geben dem Leser einen atemberaubenden Einblick in seine geistige Entwicklung und das Drama seiner Existenz."

Daniel Keyes erhielt für diesen Roman sowohl den Hugo Award als auch den Nebula Award.

Samstag, 24. August 2024

Fontane, Theodor "Frau Jenny Treibel"

  

Fontane, Theodor "Frau Jenny Treibel oder 'Wo sich Herz zum Herzen find't'" - Frau Jenny Treibel - 1892

Theodor Fontane ist einer der deutschen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Sein berühmtester Roman ist "Effi Briest", den ich bereits besprochen habe.

Wie in diesem Roman wird auch hier die Geschichte einer jungen Frau erzählt. Sie ist die Tochter eines Lehrers und in den Sohn eines reichen Industriellen, eines Kommerzienrats, verliebt. Der Kapitalismus gewann an Macht, und Geld regierte die Welt. Die Eltern des Jungen waren also nicht gerade glücklich, nicht einmal die Mutter, die selbst aus einfacheren Verhältnissen stammte.

Während die Geschichte selbst recht klar und einfach gehalten ist, ist die Beschreibung der deutschen Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts die Hauptgeschichte dieses Romans.

Die Sprache ist recht satirisch und die Charaktere könnten heute noch leben, nichts scheint sich so schnell zu ändern.

Buchbeschreibung:

"Dem meisterhaften Gesellschaftskritiker Fontane gelingt es wie in seinen anderen Romanen auch in diesem, 1891 veröffentlichten, die Figuren im Gespräch zu charakterisieren und gleichzeitig zu entlarven. 'Frau Jenny Treibel' hat man oft ein 'Lustspiel über die Sprache' genannt, und Fontante selbst äußert sich in einem Brief wie folgt: Für ihn sei der Roman eine 'humoristische Verhöhnung unsrer Bourgeoisie mit ihrer Redensartlichkeit auf jedem Gebiet, besonders auf dem der Kunst und der Liebe, während sie doch nur einen Gott und ein Interesse kennen: das Goldene Kalb'."

Freitag, 23. August 2024

Sedano, Nina "Die Ländersammlerin"

 

Sedano, Nina "Die Ländersammlerin" [The collector of Countries] - 2014

"Die Ländersammlerin" hat alle 193 Länder besucht, die Mitglieder der UNO sind, oder (wie es in einer meiner Lieblingsquizshows heißt, Pointless  siehe hier) "und mit 'Land' meinen wir einen souveränen Staat, der selbständiges Mitglied der UNO ist".

Dieses Buch ist interessant, aber nicht weltbewegend, aber es hat mir eine Idee gegeben. Ich würde gerne ein Buch über oder von jemandem aus all diesen Staaten lesen. Ich werde durch meine Bücher die Welt bereisen.

From the back cover (translated):

"In 40 Jahren hat Nina Sedano die ganze Welt bereist. Mitreißend erzählt sie von ihren abenteuerlichsten Erlebnissen.

Das Reisen ist Nina Sedanos große Leidenschaft. Ihr Leben in Frankfurt kann sie auf die Dauer nicht erfüllen und sie fasst einen mutigen Entschluss: Sie wird Geld ansparen, ihren Job aufgeben und alle 193 UN -Staaten bereisen. Voller Elan und Lebensfreude macht sie sich auf in die Ferne. Unterwegs erlebt sie Aufregendes, taucht in fremde Kulturen ein, knüpft Freundschaften, stößt manchmal an ihre Grenzen und lernt viel über das Leben, die Welt und sich selbst. Dabei verliert Nina Sedano niemals ihren Humor und vor allem nicht ihr Ziel aus den Augen. Heute sind elf Reisepässe vollgestempelt und die Ländersammlerin kann von sich behaupten, die meistgereiste Frau Deutschlands zu sein."

Auf meinem englischen Blog habe ich auch eine Liste erstellt mit meinen "Reisen: "Travel the World Through Books".

Donnerstag, 22. August 2024

Hamann, Brigitte "Elisabeth, Kaiserin wider Willen"

Hamann, Brigitte "Elisabeth, Kaiserin wider Willen" The Reluctant Empress - 1981

Jeder Deutsche hat die Trilogie über "Sissi", die österreichische Kaiserin, gesehen. Wir haben ein Bild von ihr, und das ist bittersüß. Deshalb war ich froh, dieses Buch über sie zu finden, eine gut ausgearbeitete Biografie, die einen viel tieferen Eindruck von der Deutschen vermittelt, die 1854 im Alter von 16 Jahren den Führer des österreichisch-ungarischen Reiches heiratete. Es ist angeblich eine der besten Biografien über sie.

Ich glaube nicht, dass ich heute in der Position eines Mitgliedes einer königlichen Familie sein möchte, aber damals muss es noch schrecklicher gewesen sein, all diese Regeln, diese Etikette, die man befolgen musste, ständig mit Leuten verkehren, selbst wenn sie einem kritisch gegenüberstanden. Ich glaube, Elisabeth wäre mit ihrem "Franzl" viel glücklicher gewesen, wenn er kein Kaiser gewesen wäre, wie sie vor ihrer Hochzeit sagte.

Wir lernen in diesem Buch nicht nur Elisabeth kennen, wir erfahren auch etwas über die Schwierigkeiten zwischen den Österreichern und dem anderen Land, das ihnen "gehörte". Wir können sogar sehen, wie in diesem Land und in dieser Familie die ersten Anzeichen für den Ersten Weltkrieg gelegt wurden. Wie schade. Wie viele Schrecken wären vermieden worden, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, es hätte wahrscheinlich keinen zweiten Weltkrieg gegeben und Millionen von Menschen wären gerettet worden.

Eine großartige Lektüre über eine beeindruckende Frau. Für den, der sich auch nur ein bisschen für europäische Geschichte interessiert, ist dies ein Muss!

Buchbeschreibung:

"Das übliche süße Sisi-Klischee wird man in diesem Buch vergeblich suchen - Elisabeth, Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn, war eine der gebildetsten und interessantesten Frauen ihrer Zeit. Schon vor dem Attentat, das 1898 ihr Leben beendete, war sie zur Legende geworden. Brigitte Hamann schildert in dieser zum Standardwerk gewordenen Biografie das wirkliche Leben der Kaiserin. Die virtuos erzählte und historisch präzise Geschichte eines ungewöhnlichen Lebens."

Mittwoch, 21. August 2024

Akçam, Dursun "Deutsches Heim - Glück allein"

Akçam, Dursun "Deutsches Heim - Glück allein. Wie Türken Deutsche sehen" (Türkisch: Alaman Ocağı: Türkler Almanları anlatıyor) - [German Home - Happiness Alone] - 1982

Neben "Ganz schön deutsch. Meine türkische Familie und ich" von Güngör Dilek, das ich sehr gut fand und "Einmal Hans mit scharfer Soße" von Hatice Akyün, das mir überhaupt nicht gefiel, ein drittes Buch über Türken oder auch türkischstämmige Deutsche in Deutschland

Es war nicht unbedingt witzig, aber sehr informativ. Allerdings ist das Buch schon vierzig Jahre alt. Viele Türken beschreiben ihre Situation in Deutschland. Wir hören verschiedene Stimmen, einige sind unzufrieden, andere nicht unbedingt. Es wäre schön, wenn man ein neues Buch auflegen würde mit zeitgenössischen Stimmen.

Das Buch erschien in deutscher und türkischer Sprache.

Buchbeschreibung:

"Die Türken, die in der Bundesrepublik leben, haben etwas zu sagen: sie haben Schmerzen, Sympathien und Sehnsüchte! Was denken also die Menschen, die seit Jahren das Ziel von Angriffen sind, wie haben sie die deutsche Gesellschaft, in der sie leben, und den deutschen Menschen bewertet? Alle Texte auf deutsch und türkisch."

Dienstag, 20. August 2024

Woodward, Bob; Bernstein, Carl "Die Watergate-Affäre"

Woodward, Bob; Bernstein, Carl "Die Watergate-Affäre" (Englisch: All the President's Men) - 1974

Wow, was für eine Geschichte. Unglaublich, was ein Präsident alles kann! Oder doch nicht? Wenn ich mir den Amtsinhaber zur Zeit meines Originalrezension anschaue, gibt es immer noch so manches, was sie machen können …

Watergate. Es war immer ein Name, der bei jedem starke Gefühle hervorrief. Ich habe viel darüber gelesen, aber nicht genug. Ich wollte das Buch immer lesen und dann habe ich es getan. Ich bin froh darüber. Ich denke, es ist aktueller denn je und sollte viele Leute warnen, Politiker mehr als genau zu beobachten.

Die amerikanische Politik ist nicht meine Politik, aber als Weltbürger glaube ich wirklich, dass sie uns alle betrifft. Wenn etwas in Amerika passiert, hat das einen enormen Einfluss auf den Rest der Welt. Und das gilt auch für viele andere große Länder, nur zu wenige Leute erkennen das und denken, sie sind allein und was in ihrem Land entschieden wird, zählt nur für sie.

Bob Woodward und Carl Bernstein sind Helden. Sie haben viel für die Wahrheit riskiert. Noch heute bezahlen Journalisten manchmal mit ihrem Leben, wenn sie bestimmte Geschichten aufdecken.

Das Buch erzählt uns auch, was hinter den Kulissen vor sich geht, wie eine Zeitung geführt wird, wie Geschichten geschrieben werden und wie entschieden wird, was veröffentlicht wird und was nicht. Es ist ein harter Job in einer harten Welt.

Viele Dinge haben mich nicht überrascht, vor allem dieser Absatz:
"Während ihrer Watergate-Untersuchung stellten Bundesagenten fest, dass Hunderttausende von Dollar an Wahlkampfspenden für Nixon zurückgelegt worden waren, um eine umfangreiche Undercover-Kampagne zu finanzieren, die darauf abzielte, einzelne demokratische Präsidentschaftskandidaten zu diskreditieren und ihre Kampagnen zu stören." ("During their Watergate investigation federal agents established that hundreds of thousands of dollars in Nixon campaign contributions had been set aside to pay for an extensive undercover campaign aimed at discrediting individual Democratic presidential candidates and disrupting their campaigns.") Es scheint wirklich, als hätte sich nichts geändert.

Es sieht so aus, als wäre das Buch sehr gefragt. Als ich es aus der Bücherei geleihen habe, regierte Trump, und ich musste fast sechs Monate warten, um es zu bekommen. Es gibt Hoffnung. Man sollte meinen, dass Politiker ihre Lektion aus der Geschichte lernen könnten. Leider nicht. Also müssen wir alle noch wachsamer sein.

Ich bin wirklich froh, dass ich dieses Buch gelesen habe.

Buchbeschreibung:

"Bernstein und Woodward, die beiden jungen Reporter der 'Washington Post', die nach monatelanger Kleinarbeit mit ihren sensationellen Enthüllungen den Polit-Skandal des Jahrhunderts aufgedeckt haben - für diese journalistische Leistung sind sie inzwischen mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden legen hier ihren minuziösen Report über die größte innenpolitische amerikanische Krise seit dem Bürgerkrieg vor.

Ihre Story beginnt am 17. Juni 1972, dem Tag des Einbruchs ms Hauptquartier der Demokraten, durchleuchtet, wie es zum Rücktritt Deans, Haldemans, Ehrlichmans und des ehemaligen Justizministers Mitchell kam, und reicht herauf bis zur jüngsten spektakulären Fernsehrede Richard Nixons, in der der Präsident der Vereinigten Staaten aller Welt öffentlich erklärte: 'Ein Jahr Watergate ist genug... und ich möchte Ihnen ganz klar sagen, daß ich nicht die geringste Absicht habe, aus dem Amt davonzulaufen, das für das Volk der Vereinigten Staaten zu erfüllen, mich Mitglieder dieses Volkes gewählt haben.'

Es ist ein Bericht, der sich nicht damit begnügt, Fakten zusammenzutragen - dem Leser werden auch die Hintergründe klar, die es überhaupt erst möglich machten, daß einer der mädvttfcsten Staaten der Erde in eine solche Krise stürzen konnte. Und - dieses Buch gibt einen informativen Einblick in die vielschichtigen Probleme und die mühevolle Kleinarbeit des Journalismus unserer Tage.

'
Die Watergate-Affäre', der authentische Bericht der jungen Reporter, die gegen den erbittertsten Widerstand, den je eine amen kanische Regierung einer Zeitung geleistet hat, zu kämpfen hatten, darf die vollständigste, kenntnisreichste und spannendste Darstellung der größten Polit-Affäre unseres Jahrhunderts genannt werden."

Die Autoren nahmen Anteil an zwei Pulitzer-Preisen, darunter den der Washington Post für die Watergate-Affäre und den Pulitzer-Preis für öffentliche Verdienste im Jahr 1973.

Montag, 19. August 2024

Steinbeck, John "Die Straße der Ölsardinen"

Steinbeck, John "Die Straße der Ölsardinen" (Englisch: Cannery Row) - 1945

Ich habe einige Romane John Steinbeck gelesen und sie alle geliebt. Bei diesem hier erwartete ich etwas in der Art von "Früchte des Zorns" (The Grapes of Wrath), eine Geschichte über die Menschen, die während der Großen Depression lebten und wie sie damit zurechtkamen. Stattdessen las ich über eine Gruppe widerspenstiger Menschen, die mir absolut egal waren.

Ich habt sicher auch schon Romane gelesen, bei denen eure Gedanken nicht bei der Handlung blieben. Bei denen ihr zurückblättern und ganze Absätze immer und immer wieder lesen musstet. Bei dieser Geschichte war das so, nun, ich würde sie nicht einmal als Geschichte bezeichnen. Es war eine Ansammlung von Charakteren, die nicht eine vernünftige Idee zusammenbringen konnten.

Ich habe mehrfach gehört, dass dies ein lustiger Roman ist. Dem kann ich nicht zustimmen. Ich konnte keinen Humor darin erkennen. Tut mir leid.

Buchbeschreibung:

"Gelegenheitsarbeiter, Taugenichtse, Dirnen und Sonderlinge bevölkern die Cannery Row im kalifornischen Fischerstädtchen Monterey. Sie leben in alten Lagerhallen wie Mack und seine vier Kumpane, denen jede geregelte Arbeit verhasst ist; sie hausen in ausrangierten Dampfkesseln und verrosteten Röhren auf dem 'leeren Platz', der alles andere als leer ist oder wie Henri, der Maler, in einem Boot Marke Eigenbau, an dem er seit zwanzig Jahren herumbastelt und in dem es keine seiner Frauen und Freundinnen lange aushält. Sie treffen sich im unerschöpflichen Kramladen des Chinesen Lee Chong, um auf Pump einzukaufen, in den Kneipen rund um die Fischkonservenfabriken, in Doras Etablissement und im Laboratorium des einsiedlerisch lebenden Meeresbiologen 'Doc', den sie eines Tages mit einer grandiosen Party überraschen. Und das alles spielt sich unter den misstrauischen Blicken der ordentlichen Bürger von Monterey ab ..."

John Steinbeck erhielt den Nobelpreis für Literatur in 1962 "für seine einmalige realistische und phantasievolle Erzählkunst, gekennzeichnet durch mitfühlenden Humor und sozialen Scharfsinn".
 
Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Samstag, 17. August 2024

Camus, Albert "Die Gerechten"

Camus, Albert "Die Gerechten" (Französisch: Les Justes) - The Just Assassins aka The Just - 1949

Ich bin lese nicht gerne Theaterstücke, aber ich liebe Albert Camus. Und was soll ich sagen, dies liest sich fast wie ein Roman. Es hat wahrscheinlich geholfen, dass es um ein Thema geht, das mich sehr interessiert. Anscheinend basiert es auf echten Sozialrevolutionären.

Die große philosophische Frage des Stücks lautet: Kann man für die Revolution töten? Ist es gerecht oder ist es immer noch Mord? Tötet man ein paar, um Tausende oder sogar noch mehr zu retten? Das gilt es zu entscheiden.

Nicht nur mit dem Ort, auch mit dem Thema und der Art, wie er die Fragen stellt, erinnert er mich an meine russischen Lieblingsautoren Dostojewski und Tolstoi.

Auf jeden Fall gibt uns dieses Buch viel Stoff zum Nachdenken. Perfekt.

Buchbeschreibung (es scheint kein deutsches Buch zu geben, in dem nur "Die Gerechten" veröffentlicht wurden):

"Sieben Theaterstücke schrieb Albert Camus neben seiner Prosa, bis heute wird er auf deutschen Bühnen gespielt.

Der Band enthält die Dramen
'Caligula', 'Das Missverständnis', 'Der Belagerungszustand', 'Die Gerechten' und "Die Besessenen' in Neuübersetzung.

Zum ersten Mal auf Deutsch publiziert wird die Calderón-Bearbeitung
'Die Liebe zum Kreuz', eine Familientragödie um Vater, Bruder und Schwester. Die größte Entdeckung ist das Kammerstück 'Impromptu der Philosophen', unter Pseudonym veröffentlicht, in Frankreich erst 2006 erschienen. Camus nimmt darin Jean-Paul Sartre auf die Schippe: Ein Irrer erklärt einem ehrbaren Bürger die Absurdität des Lebens.

Erstmals alle Dramen des großen französischen Autors in neuer Übersetzung vereint.
"

Albert Camus erhielt den Nobelpreis für Literatur 1957 "für seine bedeutungsvolle Verfasserschaft, die mit scharfsichtigem Ernst menschliche Gewissensprobleme in unserer Zeit beleuchtet".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Freitag, 16. August 2024

Achebe, Chinua "Okonkwo"

Achebe, Chinua "Okonkwo oder Das Alte stürzt/Alles zerfällt" (Englisch: Things Fall Apart) - 1958

Eine Geschichte über Nigeria kurz nach der Ankunft der ersten europäischen Kolonisten im späten 19. Jahrhundert.

Ich habe nicht viele afrikanische Romane gelesen, aber dieser ist bei weitem der beste, der die afrikanische Kultur und das, was die Europäer ihnen durch ihre Kolonien angetan haben, darstellt. Okonkwo und sein Dorf führen ein vollkommen gutes Leben mit ihren Stämmen, Traditionen, Religion, Arbeit und Familienleben. Und dann kommen die europäischen Missionare und sagen ihnen, dass alles, was sie bisher getan haben, falsch ist, und zwingen sie zu Veränderungen, die keiner von ihnen wirklich will.

Was würden wir denken, wenn jemand von einem anderen Kontinent käme und uns sagen würde, dass unsere Religion falsch ist, dass unsere Lebensweise falsch ist, dass unsere Arbeitsweise falsch ist, dass wir insgesamt Versager sind? Sie entfremden uns von unseren Kindern, unseren Partnern, stellen unser Bildungssystem in Frage, die Art, wie wir unsere Häuser bauen, unsere Gesellschaft organisieren.

Wir müssen Okonkwo nicht mögen, um zu verstehen, dass der Kolonialismus einfach falsch war. Dies ist keine Möglichkeit, einer anderen Nation, einer anderen Kultur zu helfen, es ist nur eine Möglichkeit, sie und das Leben derer, die darin leben, zu zerstören.

Ein tolles Buch, das ich jedem empfehlen würde, der sich für andere Kulturen interessiert, auch oder gerade wenn es sie so nicht mehr gibt.

Dies ist die erste Geschichte der "Afrikanischen Trilogie" des Autors. "Heimkehr in ein fremdes Land" (No longer at Ease) und "Der Pfeil Gottes" (Arrow of God) sind die Folgeromane.

Buchbeschreibung:

"Chinua Achebe erschuf mit seinem Roman die literarische Stimme Afrikas. In 'Alles zerfällt' erzählt er von den Konflikten eines archaisch lebenden Dorfes, das mit Kolonialherren konfrontiert wird. Es geht um Verrat und Rache, um Leidenschaften, die keine Ruhe finden, und Sehnsüchte, die keine Zukunft haben. Okonkwo, der starke und jähzornige Held, stößt sich an den strengen Stammesregeln und zerbricht an dem Regime der britischen Herren aus Übersee."

Chinua Achebe hat 2002 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Chinua Achebe erhielt 2007 den Booker International Prize, weil er "... den Weg für die Schriftsteller in aller Welt bereitete, indem er nach neuen Worten, neuen Formen für neue Realitäten und Gesellschaften suchte."

Donnerstag, 15. August 2024

Bohjalian, Chris "Das Tagebuch meiner Mutter"

Bohjalian, Chris "Das Tagebuch meiner Mutter" (Englisch: Midwives) - 1997

Dieses Buch lag schon eine ganze Weile auf meinem SUB, und ich bin froh, dass ich es endlich gelesen habe. Ein gut geschriebener Roman über eine Hebamme in Schwierigkeiten, ihre Tochter, die all das durchmacht, und eine alte Frage: Ist es besser, zu Hause oder im Krankenhaus geboren zu werden? Ich wurde zu Hause geboren und einiges ging schief, so dass meine Mutter meine jüngeren Geschwister im Krankenhaus zur Welt brachte. Ich auch.

Ich möchte niemanden verurteilen, der sich für eine Hausgeburt entscheidet, ich finde es eine großartige Idee, wenn Mutter und Baby gesund sind. Ich war froh, dass ich das Krankenhaus am selben Tag nach der Geburt meines zweiten Sohnes in England verlassen konnte, anstatt eine ganze Woche in Deutschland zu bleiben, wo mein ältester Sohn geboren wurde.

Ich denke, dieses Buch ist eine gute Idee, um Diskussionen über Hausgeburten im Vergleich zu Krankenhausgeburten anzuregen, aber letztendlich sollte jeder selbst entscheiden. Ich möchte niemanden verurteilen, wie die Jury in diesem Buch es über die Hebamme tun muss, nachdem eine ihrer Hausgeburten schiefgeht.

Der Autor hat ein großes Talent, sowohl die Gefühle der Hebamme als auch ihrer 14-jährigen Tochter darzustellen. Es ist erstaunlich, dass ein Mann so schreiben kann. Wenn ich sein Bild nicht vorne im Buch gesehen hätte, hätte ich schwören können, dass Chris die Kurzform von Christine sein muss. Auf jeden Fall ein Autor, den man im Auge behalten sollte.

Wie alle anderen Bücher aus der Liste von  Oprahs Book Club, die ich gelesen habe, hat mir auch dieses sehr gut gefallen.

Buchbeschreibung:

"In einem besonders harten Winter muß die Hebamme Sybil Danforth eine schwere Entscheidung treffen: Abgeschnitten von der Außenwelt, inmitten eines heftigen Schneesturms, beschließt sie, das Kind einer Frau zu retten, von der sie annimmt, sie sei schon tot."

Mittwoch, 14. August 2024

Streatfeild, Noel "Balletschuhe"

Streatfeild, Noel "Balletschuhe" (Englisch: Ballet Shoes) - 1936

Drei adoptierte Waisenmädchen nehmen Tanzunterricht. Das ist die Haupthandlung. Sie alle haben unterschiedliche Talente und unterschiedliche Ansichten, was die Geschichte interessant macht.

Ich muss zugeben, dass ich noch nie von dieser Autorin gehört hatte, bevor ich "E-Mail für Dich" (You've Got Mail) gesehen habe. Aber Meg Ryan hat es so schön beschrieben, dass ich es mir einfach ausleihen und lesen musste, als ich das Buch in unserer Bibliothek sah (ich half meinem Sohn, Bücher zu finden). Es ist ein bisschen alt und das merkt man, wenn man es liest, aber es ist eine ziemlich nette Geschichte, die man auch mehr als ein halbes Jahrhundert nach ihrer Entstehung noch lesen kann.

Buchbeschreibung:

"Pauline will eine berühmte Schauspielerin werden, Petrova interessiert sich für Flugzeuge und schnelle Autos und die kleine Posy würde am liebsten Tag und Nacht tanzen. Die drei Fossil-Schwestern sind wirklich ganz schön verschieden. Deswegen geht es in Großonkel Matthews gemütlichem Haus auch oft sehr trubelig zu. Doch in einem sind sich die drei einig: Egal, was passiert, sie werden immer zusammenhalten."

Dienstag, 13. August 2024

Hilliges, Ilona Maria "Die weiße Hexe"

Hilliges, Ilona Maria "Die weiße Hexe. Meine Abenteuer in Afrika" [The White Witch. My Adventures in Africa] - 2000

Eine deutsche Frau heiratet einen Nigerianer und zieht mit ihm nach Afrika. Ich war noch nie in Afrika, habe aber schon viele Bücher darüber gelesen. Sie sind immer wieder faszinierend. In diesem Buch erzählt die Autorin von ihrem eigenen Leben mit ihrem nigerianischen Mann. Es ist zum Teil sehr spannend, versucht sie doch, den Glauben der Afrikaner zu erklären.

Ich habe dieses Buch vor längerer Zeit gelesen, finde es immer noch interessant.

Buchbeschreibung:

"Eine Deutsche erlebt die magische Weisheit des Schwarzen Kontinents und trifft den Mann ihres Lebens. Doch ein mächtiger Clanchef bedroht sie mit Schwarzer Magie. Sie wehrt sich mit den Waffen ihres Gegners und unterwirft sich einem magischen Ritus: Sie wird zur 'weißen Hexe'."

Montag, 12. August 2024

Pamuk, Orhan "Der Blick aus meinem Fenster. Betrachtungen"

Pamuk, Orhan "Der Blick aus meinem Fenster. Betrachtungen" (Türkisch: Manzaradan Parçalar: Hayat, Sokaklar, Edebiyat/To Look Out the Window/Pieces from the View: Life, Streets, Literature) - 2008

Ein interessantes Buch von Orhan Pamuk, in dem er viele Themen bespricht. Ob es um seine Kindheit in Istanbul geht, seine Familie, um Politik oder um seinen Beruf als Schriftsteller, Literatur, Kunst, er hat einfach zu allem etwas Interessantes und Wissenswertes zu sagen.

Das ist sicher der Hauptgrund, dass dieser Autor zu meinen beliebtesten gehört. Ich hoffe, er schreibt bald einen neuen Roman.

Buchbeschreibung:

"Ob der abbröckelnde Putz Istanbuler Häuser oder die türkische Flagge, ob sein Vater oder das Furchterregende an Dostojewskijs Dämonen - bei Orhan Pamuk wird alles zu einem komplexen Universum. Pamuk beobachtet kühl und erzählt bewegend. Autobiographisches, Erzählendes, Politik, Kunst und Literatur: seine Essays sind die Summe unterschiedlicher und widersprüchlicher Erfahrungen - ein unerhörter Glücksfall."

Orhan Pamuk "der auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt Istanbul neue Sinnbilder für Zusammenstoß und Verflechtung der Kulturen gefunden hat" erhielt den Nobelpreis für Literatur 2006.

Orhan Pamuk hat 2005 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Samstag, 10. August 2024

Rees, Siân "Das Freudenschiff"

Rees, Siân "Das Freudenschiff" (Englisch: The Floating Brothel: The Extraordinary True Story of an 18th-Century Ship and Its Cargo of Female Convicts) - 2001

Dieses Buch wurde unserem Lesekreis vor ein paar Jahren empfohlen, sonst hätte ich es wahrscheinlich gleich abgelehnt. Sowohl der Titel als auch der Buchumschlag klangen nicht nach einem Buch, das ich lesen wollte.

Es stellte sich jedoch als sehr interessant heraus. Es ist die Geschichte weiblicher Sträflinge, die England verließen, nun ja, England Ende des 18. Jahrhunderts verlassen mussten, um nach Australien zu gehen. Sie sollten sich dort niederlassen und die neue Kolonie bevölkern. Das Buch gibt einen sehr guten Bericht über das Leben dieser Frauen vor, während und nach ihrer Reise in das neue Land. Tolle Recherche, fast wie ein Roman geschrieben, eine fesselnde Geschichte.

Buchbeschreibung:

"'Das Freudenschiff' erzählt die außergewöhnliche, aber wahre Geschichte von dem ersten Schiff, dessen Fracht das Besiedeln der britischen Kolonien in Australien unterstützen sollte. 1789 werden zweihundertvierzig Frauen aus den Gefängnissen Englands an Bord der 'Lady Julian' gebracht. Sie sollen als Mätressen nach Australien. Sie sind Diebinnen, Betrügerinnen und Prostituierte, und in London bliebe ihnen als Alternative nur der Galgen. Diese ungewöhnliche Schiffsladung dienstbarer Mädchen steht der männlichen Besatzung der 'Lady Julianebenso ungerührt und gern zur Verfügung wie den ausgehungerten Seemännern anderer Schiffe in den Häfen auf der Route des Schiffs. Und nach einem Jahr kommen in Australien Familien an, sogar Babys sind bereits geboren. Anhand von Gerichtsakten und dokumentierten Zeugenaussagen hat Sian Rees eine faszinierende Mischung aus dramatischem Seeabenteuer und einem bislang unbekannten Stück Geschichte geschaffen."

Weitere Geschichten über nach Australien geschickte Sträflinge: "The Secret River" (Der verborgene Fluss) von Kate Grenville und "For the Term of His Natural Life" (Lebenslänglich) von Marcus Clarke.

Freitag, 9. August 2024

Wolf, Christa "Der geteilte Himmel"

  

Wolf, Christa "Der geteilte Himmel" - They Divided the Sky (aka Divided Heaven) - 1963

Ich bin mit dem "Eisernen Vorhang" aufgewachsen. Und so wie die Menschen auf der Ostseite des Vorhangs nicht zu uns kommen konnten, konnten wir im Westen nicht dorthin. Wohlgemerkt, wir hielten uns immer für die Glücklichen und ich erinnere mich an den Tag, als der Vorhang heruntergerissen wurde, den Fall der Berliner Mauer und all das, als wäre es gestern gewesen.

Die Autorin Christa Wolf ist im Osten aufgewachsen, sie war eine große Anhängerin des Sozialismus, aber nicht des Regimes in ihrem Land. Das kann ich ganz gut verstehen, ich würde wahrscheinlich sagen, dass meine politischen Ansichten ihren ähnlich sind.

In diesem Roman, einem ihrer ersten, lernen wir Rita und Manfred kennen, ein junges Paar, das kurz vor dem Bau der Mauer irgendwo in Ostdeutschland lebte. Wir erfahren von ihren Problemen im neuen Staat, ihren unterschiedlichen Ansichten darüber, was getan werden kann und was sie selbst tun.

Sie sind hin- und hergerissen zwischen ihrer Erleichterung, den Krieg überlebt zu haben, und ihrem Wunsch, weiterzumachen. Aber was ist besser? Kapitalismus oder Sozialismus. Eine schwierige Frage, auch heute noch.

Ein brillantes Buch, das beschreibt, wie Deutschland fast ein halbes Jahrhundert lang in zwei Hälften geteilt war. Für diejenigen von uns, die damit aufgewachsen sind, eine Erinnerung daran, was war und was hätte sein können. Ein Einblick in die andere Seite. Für diejenigen, die später geboren wurden und/oder sich selbst nicht daran erinnern (oder nicht in Deutschland gelebt haben), eine gute Geschichtsstunde.

Buchbeschreibung:

"Ende August 1961: In einem kleinen Krankenhauszimmer erwacht Rita Seidel aus ihrer Ohnmacht. Und mit dem Erwachen wird auch die Vergangenheit wieder lebendig. Da ist die Erinnerung an den Betriebsunfall und vor allem die Erinnerung an Manfred Herrfurth. Zwei Jahre sind vergangen, seit sie dem Chemiker in die Stadt folgte, um an seiner Seite und mit ihm gemeinsam ein glückliches Leben zu beginnen. Wann hat die Trennung begonnen? Hat sie die ersten Anzeichen einer Entfremdung übersehen? Denken, Grübeln, Fiebern - Tage und Nächte hindurch! 'Ich gebe Dir Nachricht, wenn Du kommen sollst. Ich lebe nur für den Tag, da Du wieder bei mir bist.' Manfred ist von einem Chemikerkongreß in Westberlin nicht zurückgekehrt in dem festen Glauben, daß Rita ihm folgen wird. Sie muß eine Entscheidung treffen, die sie in eine tiefe Krise stürzt."

Donnerstag, 8. August 2024

Zweig, Stefan "Die Welt von Gestern"

  

Zweig, Stefan "Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers" - The World of Yesterday - 1942

Stefan Zweig ist wahrscheinlich einer der größten österreichischen Schriftsteller. Er hat den Ersten und Zweiten Weltkrieg miterlebt und kann viele Geschichten aus erster Hand erzählen.

In diesem Buch beschreibt er sein Leben als jüdischer Autor sowohl während des Ersten als auch des Zweiten Weltkriegs. Er war ein unglaublicher Mensch, lebte in mehreren Ländern, schrieb über seine Erfahrungen und wie sich die Welt langsam aber sicher veränderte. Nicht zum Besseren, wohlgemerkt.

Stefan Zweig kann uns alles über diese Zeiten auf sehr klare und lebendige Weise erzählen. Er beschreibt nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch die Geschichte unserer Länder und wie sie zu dem wurden, was sie heute sind.

Lasst uns alle daraus lernen.

Buchbeschreibung:

"Diese Erinnerungen eines Europäers zeigen noch einmal die Gelöstheit und Heiterkeit Wiens und Österreichs in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, die Welt der Sicherheit, die Stefan Zweig selbst wie einigen, wenn auch nicht allen, die individuelle Freiheit zu garantieren vermochte; sie zeigen Glanz und Schatten über Europa bis zum Sonnenuntergang, bis zu Hitlers Machtausübung, bis Europa 'sich zum zweiten Mal selbstmörderisch zerfleischte im Bruderkriege'. Stefan Zweig hat 'die Welt von Gestern' als Zeitzeuge aufgezeichnet und dabei nicht so sehr sein eigenes Schicksal festgehalten, sondern das seiner Generation; er hat mit diesem Buch, weit über das Persönliche hinaus, ein Kompendium der geistigen Welt in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts erstellt."

Mittwoch, 7. August 2024

Rosendorfer, Herbert "Briefe in die chinesische Vergangenheit"

Rosendorfer, Herbert "Briefe in die chinesische Vergangenheit"Letters Back to Ancient China - 1983

Ich habe mich immer gefragt, was meine Großmutter, die 1981 starb, sagen würde, wenn sie auf die Erde zurückkäme. Würde sie sich fragen, warum die Leute in kleine schwarze Kästen mitten auf der Straße sprechen? Und was verkaufen all diese komischen Läden, in denen man eigentlich nichts anderes als schwarze oder andere bunte Kästen sieht? Warum gibt es keine Schallplatten? Und viele andere Fragen.

Nun, in diesem Buch bekommen wir einen Einblick in das, was passieren würde. In diesem Fall ist es keine Frau aus unserer Zeit dreißig Jahre später, sondern ein Mann aus China, der sich mit einer Zeitmaschine auf den Weg gemacht hat, tausend Jahre gereist ist und über alles, was er sieht, mehr als überrascht ist. Er kennt keine Autos, kein Telefon, keine Gebäude, die mehr als ein Stockwerk hoch sind.

Aber er stellt sich nicht die Frage, wozu all die neuen Maschinen gut sind oder warum sie erfunden wurden. Er stellt die Frage, was sie mit unserem Lebensstil gemacht haben, wie die Menschen den Bezug zur Natur und zu den Grundbedürfnissen verloren haben. Er kann nicht glauben, wie schnell alles geht, wie sich niemand mehr Zeit für die Freuden des Lebens nimmt.

Obwohl dieses Buch ein großartiges philosophisches Werk ist, ist es auch ziemlich humorvoll. Allein die Umschreibung der Namen vom Deutschen ins Chinesische ist urkomisch.

Wir wüssten nicht so viel über seine Erfahrungen und Gedanken, wenn er nicht regelmäßig Briefe an einen im alten China zurückgebliebenen Freund geschrieben hätte, der seine Berichte über die moderne Welt erhält. Er scheint Deutsch ziemlich schnell zu lernen (ein bisschen zu schnell, aber das macht nichts, es macht das Buch nur viel unterhaltsamer), und während er die Sprache lernt, lernt er mehr über das Land und die Menschen.

Während des gesamten Buches sorgen seine Bemühungen, die moderne Welt zu verstehen und sie seinem Freund zu beschreiben, für viele Lacher. Ein unterhaltsames Buch mit erstaunlicher Tiefe.

Nicht viele deutsche Romane werden ins Englische übersetzt, es überrascht mich nicht, dass dieser dazu gehört.

Buchbeschreibung:

"Ein chinesischer Mandarin aus dem 10. Jahrhundert gelangt mittels Zeitmaschine in das heutige München und sieht sich mit dem völlig anderen Leben der 'Ba Yan' und ihren kulturellen und technischen Errungenschaften konfrontiert. Die grotesken Erlebnisse und witzigen Kommentare des der deutschen Sprache und modernen Lebensweise zunächst unkundigen Chinesen ergeben eine vergnügliche Lektüre."

Dienstag, 6. August 2024

Rutherfurd, Edward "Russka"

Rutherfurd, Edward "Russka" (Englisch: Russka. The Novel of Russia) - 1991

Ich habe Edward Rutherfurds verschiedene epische historische Geschichten über Großbritannien, Irland und Paris gelesen und freue mich auf all seine anderen Bücher. Jetzt war Russland an der Reihe.

Was für ein Buch. Wie in seinen anderen Romanen hat der Autor viel recherchiert, was zu einer hervorragenden Erzählung des Lebens und der Geschichte eines Landes geführt hat.

Wie üblich beschreibt er das Leben von vier verschiedenen Familien und ihren Nachkommen, beginnend im Jahr 180 und endend fast 2 Jahrtausende später im Jahr 1992, und erzählt uns damit die Geschichte dieses großen und riesigen Landes, das die Weltgeschichte so lange beeinflusst hat, aber auch von ihr beeinflusst wurde. Die Familien umfassen verschiedene Ethnien, sie gehören zu den Leibeigenen und dem Adel, sodass man einen guten Einblick in alle möglichen Leben bekommt. Wenn wir die Charaktere kennenlernen, können wir ein besseres Verständnis für die russische Geschichte und Politik bekommen, angefangen von Dschingis Khan über Iwan den Schrecklichen bis hin zu Peter und Katharina, beide die Großen, dann weiter zu Lenin und Stalin während der Revolution im 20. Jahrhundert. Aber wir erfahren auch etwas über russische Kunst, Literatur, Musik, alles, was dieses Land zu bieten hat. Ich habe kürzlich erfahren, dass Sie diese Art von Geschichten "Generationenromane" (multi-generational sagas) nennen. Auf jeden Fall eine so einfache Möglichkeit, etwas über Geschichte zu lernen. Und das wird immer wichtiger.

Es ist natürlich auch ein sehr dickes Buch, wie alle seine anderen Romane, 945 Seiten, wunderbar geschrieben, brillant komponiert. Da sind so viele Informationen auf diesen Seiten, ich kann kaum glauben, dass er tatsächlich fertig war, bevor er 1.000 Seiten erreicht hatte.

Jetzt muss ich "Sarum" (Sarum) und "New York" (New York. Im Rausch der Freiheit) lesen, und dann "China" (Das Reich der Mitte: Der große China-Roman) am Ende des Jahres, nachdem ich alle seine anderen Romane gelesen habe.

Buchbeschreibung (Übersetzung von mir):

"Der Autor des phänomenal erfolgreichen Buches 'Sarum: The Novel of England' (Sarum) wendet sein bemerkenswert großes Talent nun einer noch größeren Leinwand zu.

Diese großartige Saga, die 1800 Jahre russischer Geschichte, Bevölkerung, Politik und Kultur umspannt, ist so facettenreich wie das Land selbst: rau und doch exotisch, stolz und doch voller Angst vor Feinden, durchdrungen von uraltem Aberglauben, aber immer bestrebt, seine Spuren in der aufstrebenden Welt zu hinterlassen.

In '
Russka' verwandelt Edward Rutherfurd die epische Geschichte einer großen Zivilisation in eine menschliche Geschichte aus Fleisch und Blut, Mut und Tatkraft und erzählt die Geschichte von vier Familien, die ethnisch getrennt sind, aber vereint das Schicksal ihres Landes bestimmen."

Einen Link zu allen meinen Rezensionen seiner anderen Romane findet ihr hier und hier.

Montag, 5. August 2024

Allende, Isabel "Die Stadt der wilden Götter"


Allende, Isabel "Die Stadt der wilden Götter" (Spanisch: La ciudad de las bestias) (Las memorias del Águila y del Jaguar #1) - City of the Beasts (Memories of the Eagle and the Jaguar #1) - 2002

Ich habe dieses Buch vor einer halben Ewigkeit gefunden, aber mein Stapel ungelesener Bücher ist so groß, dass ich erst ein halbes Jahrzehnt gebraucht habe, bis ich mich an dieses Buch gemacht habe. Nicht aus Mangel an Interesse. Ich liebe Isabel Allende.

Mir war nicht bewusst, dass es sich hier um ein Jugendliteraturbuch handelt, aber es ist definitiv auch für Erwachsene wie mich geeignet. Ich liebe diese Geschichte über einen Teenager, der aus seinem gewohnten Lebensraum gerissen wird und sich in einer völlig anderen Welt zurechtfinden muss. Zuerst muss er ohne Hilfe, aber mit vielen Hindernissen eine Adresse in New York finden. Aber das wahre Abenteuer beginnt, als er mit seiner Großmutter in den Regenwald aufbricht. Zusammen mit der Tochter ihres einheimischen Führers erkundet er die Gegend. Sie verlassen sich auf ihr unterschiedliches Wissen und er wird erwachsen.

Das ist das Schöne an dieser Geschichte. Sie ist magisch, sie treffen nicht nur die Einheimischen, sondern auch deren Geister, etwas, das ihnen und uns als Lesern völlig fremd ist.

Es gibt noch zwei weitere Bücher über Alex und Nadia: "Im Reich des Goldenen Drachen" (El Reino del Dragón de Oro/Kingdom of the Golden Dragon) und "m Bann der Masken" (El Bosque de los Pigmeos/Forest of the Pygmies). Ich habe fest vor, sie beide zu lesen.

Buchbeschreibung:

"Der Amazonas-Dschungel ist voller Geheimnisse. Aber gibt es dort, bei den Wasserfällen des Orinoko, wirklich ein riesenhaftes, menschenähnliches Wesen, die Bestie, die einen alle Sinne betäubenden Geruch verströmt und jeden tötet, der ihrer ansichtig wird? Das soll die Expedition herausfinden, der auch der 15-jährige Alex aus Kalifornien angehört. Er darf seine Großmutter, die Reiseschriftstellerin Kate Cold, begleiten. Doch die Expedition steht unter keinem guten Stern: Ein Professor nervt mit seiner Besserwisserei, der Indio, den er als Diener engagiert hat, wirkt unheimlich in seiner Verschlossenheit - vor allem aber haben alle das Gefühl, von fremden Augen beobachtet zu werden.

Tatsächlich wird die Expedition beobachtet: von den Nebelmenschen, steinzeitlich lebenden Indios die als gefährlich gelten und von denen es heißt, sie könnten sich unsichtbar machen. Sie entführen Alex, und mit ihm Nadia, die Tochter des brasilianischen Expeditionsleiters, mit der Alex sich angefreundet hat. Nadia und Alex glauben sich in Todesgefahr, doch die Nebenmenschen wollen ihnen nichts Böses. Sie fühlen sich nur bedroht von der Expedition – und sie haben allen Grund dazu. Die Expedition ist Teil eines bösen Plans, die Indios am Orinoko zu vernichten. Nadia und Alex werden den Nebelmenschen helfen, diesen Plan zu vereiteln. Und sie werden auch das Geheimnis der Bestie lüften."

Samstag, 3. August 2024

Lennox, Judith "Das Haus in den Wolken"

Lennox, Judith "Das Haus in den Wolken" (Englisch: Before the Storm) - 2008

Ich würde dieses Buch nicht unbedingt als schlechte Frauenliteratur (Chick Lit) bezeichnen, aber ich bin sicher, dass die Beschreibung "Sommerlektüre" sehr gut zu ihm passt. Die Geschichte eines jungen Mannes, der sich in eine junge Frau verliebt, die Familie, die sie später gründen, Probleme mit Verwandten, ein bisschen über den Krieg, und fertig ist die Geschichte. Es war eine nette Lektüre, die ich jedem empfehlen kann, der keine allzu große Herausforderung sucht. Aber das war es auch schon.

Buchbeschreibung:

"Der reiche Frauenschwarm Richard verliebt sich 1909 in Isabel, eine junge Frau aus kleinen Verhältnissen. Gegen alle Konventionen werden die beiden ein Paar und bekommen vier Kinder.

Doch Isabel liegt ein dunkes Geheimnis auf der Seele, eine falsche Entscheidung, die sie vor Jahren traf und nicht vergessen kann. Und die sie und ihre Liebsten eines Tages einholen wird...
"

Freitag, 2. August 2024

Clarke, Marcus "Lebenslänglich"

Clarke, Marcus "Lebenslänglich" (Englisch: For the Term of His Natural Life) - 1870-72

Dieser Roman wurde mir von einer meiner australischen Freundinnen empfohlen. Er beschreibt das Leben eines Sträflings von seiner Verurteilung über die Reise auf den neuen Kontinent bis hin zu seinem restlichen Leben. Die Geschichte ist sehr fesselnd und der Autor hat eine großartige Art, das Leben dieser armen Geschöpfe zu beschreiben. Mir wäre es allerdings lieber gewesen, wenn es ein "normaler" Sträfling gewesen wäre, jemand, der einen kleinen Diebstahl begangen hat, aber zu arm war, um sich zu verteidigen, es sei denn, der durchschnittliche Sträfling war von edler Geburt und hatte in seinem Leben nichts Unrechtes getan. Mir gefiel auch nicht, wie am Ende alles zusammenkam, einfach ein bisschen zu glatt für meinen Geschmack.

Allerdings war die Beschreibung des Lebens der Gefangenen sehr interessant und ich habe sicherlich kein Buch zu diesem Thema gelesen, das so detailliert ist. Was für ein schreckliches Leben diese armen Menschen führen mussten. Kein Wunder, dass diejenigen, die all diese Torturen überstanden haben, die besten Nachkommen haben, die es je gab. Ich habe viele Australier kennengelernt, und sie sind alle sehr warmherzig und freundlich. Das ist einer der Hauptgründe, warum ich mehr über ihre Geschichte lesen möchte.

Dies ist nicht mein erstes Buch über Australien und seine ersten Siedler. Kate Grenvilles "The Secret River" (Der verborgene Fluss) ist ebenfalls brillant, und dann gibt es noch "English Passengers" (Englische Passagiere) von Matthew Kneale und "The Floating Brothel" (Das Freudenschiff) von Siân Rees, die beide ebenfalls sehr lesenswert sind. Ich suche immer noch nach einem Buch, das ich vor langer Zeit über jemanden gelesen habe, der zu den ersten Sträflingen gehörte, die freigelassen wurden und sich auf dem Land niederließen, als die Aborigines nicht in der Gegend waren, und sich ihnen dann stellen mussten, als sie zurückkehrten. Wenn jemand einen Vorschlag für den Titel dieses Buches hat, wäre ich sehr dankbar.

Buchbeschreibung:

"Im Jahr 1834 wird die Strafkolonie Vandiemensland, die 'natürliche Besserungsanstalt' Seiner Britischen Majestät, zum Schauplatz eines aufsehenerregenden Geschehens. Zehn Gefangene bemächtigen sich in einem tollkühnen Handstreich der Brigg Osprey und suchen mit ihr das Weite, nachdem sie Mrs. Vickers, die Frau des Kommandanten von Macquarie Harbour, ihre zwölfjährige Tochter Sylvia und die beiden Schiffsoffiziere an der unbewohnten Küste ausgesetzt haben. Die schwerktanke Frau stirbt; in Sylvia, die tagelang in tiefer Bewußtlosigkeit liegt, ist jede Erinnerung an gute und böse Erlebnisse ausgelöscht. Wie der entflohene Sträfling Rufus Dawes zu der kleinen Gemeinschaft stieß, welche Rolle er spielte und wer den Bau des rettenden Bootes bewerkstelligte, das zu erklären, bleibt Leutnant Frere vorbehalten, den alle Welt als den heldenmütigen Retter der kleinen Sylvia feiert."

Donnerstag, 1. August 2024

Dickens, Charles "David Copperfield"

 Dickens, Charles "David Copperfield" (Englisch: David Copperfield) - 1850

Vollständiger Titel: Die persönliche Geschichte, Abenteuer, Erfahrungen und Beobachtungen von David Copperfield dem Jüngeren von Blunderstone Rookery (die er auf keinen Fall veröffentlichen wollte)

Jedes Mal, wenn ich ein neues Buch von Charles Dickens lese, habe ich den Eindruck, dass dies definitiv mein Lieblingsbuch ist. Aber ich glaube, ich habe jetzt das beste Buch aller Zeiten gefunden. Es soll das Leben von Charles Dickens von all seinen Büchern am besten widerspiegeln.

Irgendwo habe ich gelesen: "In meinem tiefsten Herzen habe ich ein Lieblingskind, und sein Name ist David Copperfield." Dem kann ich nur zustimmen.

Ich liebte alle netten Charaktere und hasste alle bösen, so wie es sein sollte, aber dies war wirklich eine Geschichte, in die man eintauchen konnte. Die Sprache ist so schön wie der Fluss der Geschichte, die Details so großartig wie die englische Landschaft. Wir können unserem Helden von seiner Kindheit bis ins Erwachsenenalter folgen und jeden kennenlernen, der in seinem Leben wichtig ist. Obwohl das Buch über 150 Jahre alt ist, können wir immer noch seine Schritte zurückverfolgen, mit dem Protagonisten und seinen Gefährten mitfühlen. Das ist es, was einen echten Klassiker ausmacht.

Wie immer sind seine Namen immer urkomisch. Aber keiner übertrifft Uriah Heep!

Der Nachteil beim Lesen eines so dicken Buches mit 1.000 Seiten ist natürlich immer, dass man sich fühlt, als hätte man einen Freund verloren, wenn man es zu Ende gelesen hat.

Ich muss mir unbedingt bald mein nächstes Buch von Dickens besorgen!

Auch wer nicht so auf Klassiker oder dicke Bücher steht: Wer jemals erwogen hat, einen Roman von Dickens zu lesen, sollte dieses nehmen.

Buchbeschreibung:

"Kein Autor hat sich so sehr in die Perspektive eines Kindes versetzen können wie Dickens. Ich mag etwa neun gewesen sein, als ich zum erstenmal David Copperfield las. Die Atmosphäre der Anfangskapitel leuchtete mir so unmittelbar ein, dass es mir vorkam, als wären sie von einem Kind geschrieben. Und doch, wenn man das Buch als Erwachsener wiederliest und Charaktere wie etwa die Murdstones von gigantischen Figuren zu halb-komischen Monstern schrumpfen sieht, so haben diese Stellen nichts eingebüßt. Dickens konnte die kindliche Psyche von innen wie von außen darstellen, so dass dieselbe Szene wilde Burleske oder düstere Realität sein kann, je nach dem Alter, indem man sie liest. George Orwell."