Mittwoch, 7. August 2024

Rosendorfer, Herbert "Briefe in die chinesische Vergangenheit"

Rosendorfer, Herbert "Briefe in die chinesische Vergangenheit"Letters Back to Ancient China - 1983

Ich habe mich immer gefragt, was meine Großmutter, die 1981 starb, sagen würde, wenn sie auf die Erde zurückkäme. Würde sie sich fragen, warum die Leute in kleine schwarze Kästen mitten auf der Straße sprechen? Und was verkaufen all diese komischen Läden, in denen man eigentlich nichts anderes als schwarze oder andere bunte Kästen sieht? Warum gibt es keine Schallplatten? Und viele andere Fragen.

Nun, in diesem Buch bekommen wir einen Einblick in das, was passieren würde. In diesem Fall ist es keine Frau aus unserer Zeit dreißig Jahre später, sondern ein Mann aus China, der sich mit einer Zeitmaschine auf den Weg gemacht hat, tausend Jahre gereist ist und über alles, was er sieht, mehr als überrascht ist. Er kennt keine Autos, kein Telefon, keine Gebäude, die mehr als ein Stockwerk hoch sind.

Aber er stellt sich nicht die Frage, wozu all die neuen Maschinen gut sind oder warum sie erfunden wurden. Er stellt die Frage, was sie mit unserem Lebensstil gemacht haben, wie die Menschen den Bezug zur Natur und zu den Grundbedürfnissen verloren haben. Er kann nicht glauben, wie schnell alles geht, wie sich niemand mehr Zeit für die Freuden des Lebens nimmt.

Obwohl dieses Buch ein großartiges philosophisches Werk ist, ist es auch ziemlich humorvoll. Allein die Umschreibung der Namen vom Deutschen ins Chinesische ist urkomisch.

Wir wüssten nicht so viel über seine Erfahrungen und Gedanken, wenn er nicht regelmäßig Briefe an einen im alten China zurückgebliebenen Freund geschrieben hätte, der seine Berichte über die moderne Welt erhält. Er scheint Deutsch ziemlich schnell zu lernen (ein bisschen zu schnell, aber das macht nichts, es macht das Buch nur viel unterhaltsamer), und während er die Sprache lernt, lernt er mehr über das Land und die Menschen.

Während des gesamten Buches sorgen seine Bemühungen, die moderne Welt zu verstehen und sie seinem Freund zu beschreiben, für viele Lacher. Ein unterhaltsames Buch mit erstaunlicher Tiefe.

Nicht viele deutsche Romane werden ins Englische übersetzt, es überrascht mich nicht, dass dieser dazu gehört.

Buchbeschreibung:

"Ein chinesischer Mandarin aus dem 10. Jahrhundert gelangt mittels Zeitmaschine in das heutige München und sieht sich mit dem völlig anderen Leben der 'Ba Yan' und ihren kulturellen und technischen Errungenschaften konfrontiert. Die grotesken Erlebnisse und witzigen Kommentare des der deutschen Sprache und modernen Lebensweise zunächst unkundigen Chinesen ergeben eine vergnügliche Lektüre."

2 Kommentare:

  1. Das Buch habe ich und ich habe, als ich es zum ersten Mal gelesen habe, sehr viel gelacht! Es ist so lustig.

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