Montag, 20. Juni 2022

Tucholsky, Kurt "Rheinsberg"


Tucholsky, Kurt "Rheinsberg - ein Bilderbuch für Verliebte" - Rheinsberg - a Storybook for Lovers - 1912

Dies ist eine nette kleine Geschichte über ein junges Liebespaar, nicht weniger und nicht mehr. Es wurde 1912 geschrieben, als niemand an Krieg dachte, aber junge Menschen versuchten, ihr Leben zu genießen. Obwohl es keine Autobiographie ist, enthält es Ausschnitte aus dem Leben des Autors. Er kritisiert aber auch die Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die der Welt ein Bild von Kaiser Wilhelms Zeiten zeigte.

Das Buch war ein Skandal. Ein unverheiratetes Paar, das ein Wochenende lang zusammen Urlaub macht, vorgibt, verheiratet zu sein, und sich ein Zimmer teilt. Aber es war schon immer ein Favorit unter den deutschen Lesern, und heute immer noch,
mehr als hundert Jahre später. 1967 wurde daraus auch ein netter kleiner Film (siehe hier).

Dies war Kurt Tucholskys erster Erfolg, er hatte noch viele weitere, der populärste, "Schloß Gripsholm", ähnelt dieser Geschichte, wurde aber erst später veröffentlicht, 1931. Dann musste er etwas Schlimmeres hinnehmen als die Empörung prüder Leser, er war nicht nur politisch links, ein Pazifist, gegen das Militär (insbesondere nachdem er während des Ersten Weltkriegs dienen musste) und definitiv Anti-Nazi, er war auch Jude. Er schrieb mit vielen verschiedenen Pseudonymen, z.B. Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel, aber vor allem Kaspar Hauser. Trotzdem floh er nach Schweden, wo er an einer Überdosis seiner Schmerzmittel starb, und es ist umstritten, ob dies absichtlich oder versehentlich geschah.

Kurt Tucholsky hat der Welt einige schöne Geschichten geschenkt, aber, was noch wichtiger ist, er hat ein Zeichen gesetzt, dass wir nicht schweigen sollten, wenn wir denken, dass etwas nicht stimmt. Wenn es mehr Tucholskys und weniger Nazis gäbe, wäre die Welt ein besserer Ort.


Buchumschlag:

"Der erotische, selbstbewusste Umgang miteinander, ihr unkonventionelles Auftreten und die vergnüglichen Angriffe auf das kleinbürgerliche Denken und den Nationalismus - das ist der Stoff dieses so erfolgreichen kleinen Büchleins, das seit seinem Erscheinen im Jahr 1912 zu einem Klassiker der Verliebten avancierte. Über allem schwebt die Lebensfreude und herrliche Leichtigkeit der beiden verliebten Großstädter Wolfgang und Claire, die für drei ganze Tage dem Alltag auf Schloss Rheinsberg entfliehen. Wie sie diese Tage genießen, wie sie über die Sehnsucht der Bürger spotten, nicht eine Minute Langeweile aufziehen sehen, faszinierte Generationen von Verliebten. Aber ihr Geplauder ist auch ein vieldeutiges Spiel um Glück, Sehnsucht und Erfüllung. Wohlwissend, dass Liebe nicht ein Leben lang so unbeschwert sein kann, lautet Wolfgangs Credo: 'Glücklich sein, aber nie zufrieden.'"

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