Freitag, 23. Dezember 2022

Damm, Sigrid "Christiane und Goethe" - 1998

Damm, Sigrid "Christiane und Goethe. Eine Recherche" [Christiane and Goethe. A Research] - 1998

Wie bei der Beschreibung schon gesagt, ist es nicht so schmeichelhaft für den guten alten Goethe, was die Autorin über ihn und seine Ehe berichtet. Aber wir lesen auch über seine Freundschaft mit Schiller, die allerdings auch allgemein bekannt ist.

Auf jeden Fall fand ich das Leben von Christiane Vulpius interessant, wie es immer wieder interessant ist, über das Leben von Frauen in vergangenen Zeiten zu lesen (natürlich auch heute). Frauen hatten es nie leicht, auch nicht diejenigen, die mit berühmten Männern zusammen waren. Oder vielleicht auch gerade die nicht.

Auf jeden Fall ein interessanter Bericht über eine interessante Beziehung.

Buchbeschreibung:

"Es ist für den ehrwürdigen Dichterfürsten aus Weimar wenig schmeichelhaft, was die Autorin Sigrid Damm bei ihren Recherchen über seine Ehe mit Christiane Vulpius zu Tage gefördert hat. In der Literatur wurde Christiane häufig als seine Mätresse oder ein schönes Stück Fleisch beschrieben. 'Gründlich ungebildet', sagte Thomas Mann über sie, für Schiller, der sie zeitlebens ignorierte, war sie 'ein rundes Nichts'.

Wer war diese Frau, die, bevor sie Goethe im Juli 1788 erstmals traf, mit ihrer Tätigkeit in einer Blumenwerkstatt ihre Familie versorgte, da der Vater arbeitslos war, die Stiefmutter sterbenskrank im Bett lag und der Bruder das Gymnasium besuchte? Ganz sicher kein weltfremdes Dummchen, denn sie hat entgegen dem Hofklatsch in Weimar das Wagnis auf sich genommen, ihre große Liebe zu leben, Goethes Sohn August zunächst ohne die Sicherheit einer standesgemäßen Ehe zur Welt zu bringen und großzuziehen.

Christiane führte an der Seite Goethes kein intellektuelles, durchgeistigtes Leben (es ist fraglich, ob sie je eine Zeile seiner Werke gelesen hat), denn sie hatte die Haushalte in Jena und Weimar zu versorgen, seine zahlreichen Gäste zu bewirten und ihm den Rücken für sein Schaffen freizuhalten.

Sehr schäbig wird Goethes Verhalten, als sie 1815 erkrankt. Für ihn ist jede Krankheit eine Arbeitsstörung, die sein ästhetisches Empfinden verletzt. Als sie stirbt, lässt er sie mit furchtbaren Krämpfen und Schmerzen allein. Eine wenig bekannte Seite des Verfassers der schönen Gedichtzeile:
'Edel sei der Mensch, hilfreich und gut'."

Donnerstag, 22. Dezember 2022

Wells, Rebecca "Die göttlichen Geheimnisse der Ya-Ya-Schwestern" und "Wie Himmel und Hölle"



Wells, Rebecca "Die göttlichen Geheimnisse der Ya-Ya-Schwestern" (Englisch: Divine Secrets of the Ya-Ya Sisterhood) - 1996
Wells, Rebecca "Wie Himmel und Hölle" (Englisch: Little Altars Everywhere) - 1998

Eine Geschichte über eine voller Misshandlungen und der Versuch, die daraus resultierenden Tragödien zu verarbeiten- Eine Tochter, die versucht, ihre Mutter zu verstehen, ein schöner Bericht über Freundschaft. Angespannte Beziehungen, Alkoholismus. Ein interessanter Roman, der viele Themen aufgreift, auch wenn ich ihn wohl eher als "Chick-Lit" (seichte Literature) einordnen würde.

Wer dies lesen möchte, sollte unbedingt zuerst "Wie Himmel und Hölle" lesen.

Einige Zitate, die mir gefallen haben (übersetzt von mir):
"
Es ist das Leben. Man versteht es nicht. Man klettert einfach auf das Biest und reitet los."
"
Ich war am Abgrund und habe gelebt, um die Geschichte zu erzählen."
"
Ich lebe in einem Meer von Gerüchen …" (aus "Göttliche Geheimnisse der Ya-Ya-Schwestern")

"Sidda kann nicht anders. Sie liebt Bücher. Sie liebt es, wie sie sich anfühlen, wie sie riechen, sie liebt die schwarzen Buchstaben, die über die weißen Seiten marschieren …"
"
Siehst du, sie geht überall hin, wenn sie liest. Ich weiß alles darüber. Wenn ich lese, bin ich immer woanders." (aus "Wie Himmel und Hölle")


Inhaltsangabe: (Die göttlichen Geheimnisse der Ya-Ya-Schwestern)
"Die vier Mädchen hatten noch Bänder im Haar und Söckchen an, als sie miteinander in Louisiana davon träumten die letzten Überlebenden eines aussterbenden Stammes zu sein - die Ya-Yas.

Zusammen nahmen sie am Shirley-Temple-Nachwuchs-Wettbewerb teil und brachten nicht nur die Jury mit ihrem ungewöhnlichen Benehmen in Verlegenheit, sie waren auch bei der Welturaufführung ihres späteren Lieblingsfilms Vom Winde verweht anwesend. Mitunter wurde ihr Club zu einem Quartett der Peinlichkeiten, doch die vier standen, was auch kommen mochte, felsenfest zusammen.

Gesammelt hat Vivi ihre Erlebnisse in einem Album, das sie
Die göttlichen Geheimnisse der Ya-Ya-Schwestern nannte. Und als sie es, viele Jahre später, ihrer Tochter Sidda zum Lesen gibt, ist ihr Mutter-Tochter-Verhältnis gerade zum Bersten gespannt, denn immerhin hat Sidda in der New York Times bei einem Interview zu ihrem neuen Theaterstück ihre Mutter als "eine Steptanzende, prügelnde Rabenmutter" bezeichnet. Sidda begibt sich auf die schmerzliche Suche nach der Wahrheit, und oft erzählen ihr die fehlenden Personen auf den Fotos mehr als die Bilder selbst."

(Wie Himmel und Hölle)
"Wie Himmel und Hölle ist ein nationaler Bestseller, ein Begleiter zu Rebecca Wells gefeiertem Roman Die göttlichen Geheimnisse der Ya-Ya-Schwestern. Wie Himmel und Hölle wurde ursprünglich 1992 veröffentlicht und stellt Sidda, Vivi, den Rest des temperamentvollen Walker-Clans und die unbezwingbaren Ya-Yas vor. Jetzt ist es erstmals als gebundenes Buch erhältlich.

Erzählt abwechselnd von Vivi und ihrem Ehemann Big Shep, zusammen mit Sidda, ihren Geschwistern Little Shep, Lulu, Baylor und Cheney und Willetta - dem schwarzen Paar, das das Leben der Walkers auf eine Weise beeinflusst, die sie vielleicht nie ganz begreifen werden - 
Wie Himmel und Hölle umfasst fast dreißig Jahre des Lebens auf ihrer Plantage in Thorton, Louisiana, wo die stickige Luft des Bayou und ein Netz aus Familiengeheimnissen einst Schutz, Falle und Definition einer völlig ursprünglichen Gemeinschaft von Seelen waren.

Wer kann den reichen Rhythmen von Sidda Walker und ihrer extravaganten, geheimnisvollen Mutter Vivi widerstehen? Hier führt uns die junge Sidda - eine frühreife Leserin und eloquente Beobachterin der Probleme, die ihre Familie spalten - durch ihre schelmischen Abenteuer in der Pfarrschule 'Unsere Liebe Frau der Göttlichen Barmherzigkeit' und darüber hinaus. Als katholisches Mädchen mit makellosen Manieren, Hingabe und provokativen Ideen ist Sidda die Essenz der Freude und des Leids der Kindheit.

In einer Reihe leuchtender Erinnerungen hören wir auch Little Sheps Geschichten über seine exzentrische Großmutter, Lulus nüchternen Bericht über ihre Fähigkeiten als Ladendiebin und Baylors Erinnerungen an Vivi und ihre Freunde, die Ya-Yas.

Hinter dem Humor und den engen Bindungen von Familie und Freundschaft liegen die untersschwelligen Strömungen von Alkoholismus, Missbrauch und Gewalt. Die sich überschneidenden Erinnerungen daran, wie sich das bezaubernde Leben der Walkers entfaltet, um ihre herzzerreißende Verwirrung zu vermitteln, sind gleichzeitig beunruhigend und vertraut. Rebecca Wells schafft ein unvergessliches Porträt und unternimmt witzige Versuche, die Realität auf Distanz zu halten. Durch unser Lachen spüren wir ihren unvermeidlichen Schmerz, mit einem Hoffnungsschimmer auf Vergebung und Heilung. 

Eine fesselnde Kombination aus Umgangssprache, Poesie und Anmut, ist Wie Himmel und Hölle eine aufschlussreiche, durchdringende und unbeirrbare Beschwörung der Kindheit, eine liebevolle Hommage an die transformative Kraft des Glaubens und eine völlig neue Chronik einer Familie, die genauso verfolgt ist wie sie gesegnet."

Wir haben dies im Februar 2002 in unserem
internationalen Lesekreis besprochen.

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Mittwoch, 21. Dezember 2022

Mortenson, Greg & Relin, David Oliver "Der Traum vom Frieden"

 

Mortenson, Greg & Relin, David Oliver "Der Traum vom Frieden. Mein Schulprojekt Für Pakistans Kinder" oder "3 Tassen Tee: Wie aus Fremden Freunde wurden" (Englisch: Three Cups of Tea: One Man's Mission to Promote Peace . . . One School at a Time) - 2006 

Greg Mortenson verirrt sich auf dem Rückweg vom K2. Er erreicht ein kleines Dorf in Pakistan und trifft die hilfsbereitesten Menschen der Welt. Er sieht die Bedingungen, unter denen sie leben, und verspricht, zurückzukommen und ihnen eine Schule zu bauen. Er hält sein Versprechen und baut weiter, über 50 Schulen in Pakistan und Afghanistan.

Dieses Buch handelt von seinem Weg vom sorglosen Single-Bergsteiger zum Familienvater, der viel Zeit damit verbringt, Menschen in abgelegenen Winkeln der Welt zu helfen, die von niemandem Hilfe bekommen.

Was für ein Mensch. Meine Bewunderung für Greg Mortenson stieg mit jeder Seite, die ich las. Ich würde ihn gerne kennenlernen - und seine Frau. Die Leistungen, die nur ein einzelner Mann erreichen kann, es ist unglaublich. Diese Geschichte zeigt, wie Menschen die Welt verändern, dazu beitragen können, die Lebensbedingungen anderer zu verbessern. Nicht alle von uns werden den K2 (oder jeden anderen großen Berg) besteigen können, aber der Autor zeigt uns, dass es immer ein Ziel gibt, das man erreichen kann, einen Berg, den es zu erobern gilt.

Die Beschreibung aller Probleme und Stolperstellen ist herzzerreißend, aber seine Überwindung lässt auf eine bessere Zukunft hoffen. Wenn die Welt voller Greg Mortensons wäre - was für eine Welt wäre das.

Ich mochte auch seine Bewunderung für die Menschen vor Ort, seine Fähigkeit, sich auf ihre Kultur und Sprache einzustellen. Okay, er hat ein Ohr für Sprachen, aber er ist bereit, seinen "Nachbarn" zu verstehen, egal wie weit er entfernt wohnt.

Ich bewundere auch seine Frau. Sie verdient eine Art Medaille.

Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass ich dieses Buch liebe. Es wurde zum Favoriten des Jahres in unserem Lesekreis gewählt.

Wir haben dies in unserem internationalen Lesekreis im Mai 2009 besprochen..

From the back cover:

"Die spannende, bewegende Geschichte des Höhenbergsteigers Greg Mortenson: Er scheiterte dramatisch am K2 und widmet seitdem sein Leben dem Aufbau von Schulen und Krankenhäusern in Pakistan.

Die Geschichte seines vorbildlichen Einsatzes ist in den USA ein Millionen­erfolg und wurde vielfach preisgekrönt. Mehr Menschlichkeit ist möglich, wenn jeder seinen Beitrag leistet - wie der Bergsteiger Greg Mortenson, der nach einer gescheiterten K2-Expedition von Pakis­tanis gerettet und gesund gepflegt wurde. Mortenson schwor sich, in das entlegene Hochland zurückzukehren und eine Schule für die zu gründen, denen es dort am schlechtesten geht: die kleinen Mädchen. Er hielt sein Ver­sprechen. In seiner Heimat USA sammelte er Spen­dengelder, mobilisierte Hilfsgüter und Freiwillige. Er half beim Brücken- und Schulbau, und bald darauf drückten die ersten Kinder in Baltistan die Schulbank. Heute, 15 Jahre später, ist Mortenson die Hälfte des Jahres vor Ort, trotzt den Anfeindungen der Taliban, erlebt Dankbarkeit und Wärme. Seiner Organisation verdanken über 60 Schulen und Krankenhäuser ihre Existenz - und Pakistans Kinder eine Zukunft
."

Wir haben sein zweites Buch "Stones into Schools: Promoting Peace with Books, Not Bombs, in Afghanistan and Pakistan" in unserem internationalen Lesekreis im April 2011 gelesen. Leider ist dies nicht ins Deutsche übersetzt worden.

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Dienstag, 20. Dezember 2022

Kwalanda, Miriam "Die Farbe meines Gesichts"

Kwalanda, Miriam "Die Farbe meines Gesichts. Lebensreise einer kenianischen Frau" [The colour of my face. Life journey of a Kenyan woman] - 2000

Wie ergeht es einer Afrikanern, die nach Deutschland kommt? Das Straßenmädchen Miriam Kwalanda kann davon erzählen. Das Buch ist schon ein paar Jährchen alt, aber ich denke, es ist immer noch aktuell.

Viele Menschen aus Ländern, denen es finanziell nicht so gut geht, träumen davon, einmal in ein "reiches" Land einzuwandern und hoffen, es ginge ihnen dort besser. Das ist leider nicht immer so einfach, wie sie es sich vorstellen.

Miriam Kwalanda schildert sehr ausführlich, was sie vor und nach ihrer Einwanderung nach Deutschland durchgemacht hat.

Ein sehr anschauliches Buch.

Buchbeschreibung:

"Miriam Kwalanda hat Glück gehabt. Geboren in der kenianischen Provinz, Straßenkind in Nairobi, Hure am Strand von Mombasa, erfüllt sich für sie der Traum vieler kenianischer Mädchen: Umworben von weißen Freiern entscheidet sie sich dafür, als Ehefrau eines 'Stammgastes' aus dem Ruhrgebiet ins 'reiche' Deutschland zu gehen. Damit hat ihre riskante Gratwanderung zwischen den Welten, zwischen Gewalt und Sex, Selbstmordversuchen und unbändiger Lebensfreude ein vorläufiges Happy End gefunden. Miriam Kwalanda und Birgit Theresa Koch erzählen mit authentischer Kraft, ohne Larmoyanz und mit schonungsloser Offenheit. Sie geben damit unserer westlichen Sicht auf die afrikanischen Verhältnisse eine neue Dimension."

Montag, 19. Dezember 2022

Hermann, Judith "Sommerhaus, später"

Hermann, Judith "Sommerhaus, später" - The Summerhouse, Later - 1998

Größtenteils finden diese Kurzgeschichten in Deutschland statt. Wie schon in der Beschreibung steht, handelt es sich um neun verschiedene Charaktere, die alle ein anderes Leben haben. Da ist ein Taxifahrer. Und eine junge Frau, die sich an ihre Urgroßmutter erinnert. Menschen wie Du und Ich, die in Berlin leben. Eine interessante Mischung. Aber wer mich kennt, wird auch wissen, was ich davon halte. Neun einzelne Bücher wären besser gewesen.

Buchbeschreibung:

"Eine Menge Vorurteile werden mit Judith Hermanns Debütwerk beseitigt: Erstens, es gibt doch gute deutsche Nachwuchsautoren, zweitens, die Gattung der Erzählung ist nicht tot, und drittens, deutsches Schreiben ist per se nicht schwerfällig und grüblerisch, sondern kann, so zeigt Sommerhaus, später, sehr leichtfüßig und virtuos daherkommen.

Die Erzählperson schlüpft in neun Geschichten in verschiedene Rollen und Geschlechter: Mal ist sie Enkelin, mal Geliebte, mal Künstler, mal Zuhörer. Und manchmal auch bloß Erzählerin. So schnell sie eine Intimität zum Leser aufbaut, so schnell endet die Geschichte auch wieder und es beginnt eine neue. Personen treten in das Leben der Protagonisten und gehen wieder, reißen kleine Wunden, die lange schmerzen. Da ist der alte, einsame Mann, der seine Klassikkassetten einem jungen Mädchen schenkt, obwohl sie ihn versetzt; oder Sonja, die wie ein naives Kind in einen Maler verliebt ist und dann wie ein Geist wieder aus seinem Leben verschwindet. Gute und Böse gibt es nicht, nur Unvermögen oder Großzügigkeit.

Hermanns Kunst ist unmittelbar: direkte Rede, reale Vergleiche, detaillierte Wahrnehmung. Und doch bleiben die Erzählungen angenehm unvollständig. Als hätte jemand eine Kamera auf ein paar Personen in Berlin oder New York oder sonstwo gehalten und wieder ausgeblendet. 'Du musst lernen zu warten', sagt einer ihrer Protagonisten, 'auch auf die kleinen Ereignisse'.

Judith Hermann hat für Sommerhaus, später den Förderpreis des Bremer Literaturpreises 1999 erhalten. In der Begründung der Jury heißt es: 'J
udith Hermann formuliert in atmosphärisch dichter Prosa und mit großer sprachlicher Sicherheit das Lebensgefühl von Menschen, die in Liebe und Angst befangen, das wirkliche Leben verfehlen und das Scheitern der eigenen Lebenspläne mehr melancholisch beobachten als trauernd erleben.' Bettina Albert"

Samstag, 17. Dezember 2022

Becker, Artur "Die Zeit der Stinte"

Becker, Artur "Die Zeit der Stinte" [The Time of the Smelt] - 2006

Ein interessantes Thema. Ein vielversprechendes Buch. Und doch, irgendwie findet der Autor nicht so richtig den Zugang zu den Protagonisten. Entweder ist dieser ihm zu Entweder ist dieser ihm zu ähnlich oder er hat keine Erfahrung in dieser Kategorie. Es bleibt leider ein fader Geschmack. Eine Leere, die diese Novelle vergeblich versucht zu füllen. Alles in allem fand ich die Geschicht zu oberflächlich. Schade.

Buchbeschreibung:

"Ein polnischer Spätaussiedler reist mit einer amerikanischen Journalistin auf Spurensuche nach Polen.

Chrystian ist ein deutsch-polnischer Spätestaussiedler in Bremen. Er lebt von der Hand in den Mund, ein Lebenskünstler, Schnorrer und Taugenichts. Vergeblich versucht er zu begreifen, warum ihn seine Frau rausgesetzt hat. Da tritt eine junge Amerikanerin in sein Leben. Sie ist Journalistin und jüdischer Herkunft und muss etwas klären: Vor fast sechzig Jahren sind drei ehemalige Häftlinge aus dem KZ Stutthof bei Danzig mit einem Flugboot auf dem Geserichsee gelandet und haben Richard Schmidtke hingerichtet, den Kommandanten eines Außenlagers, der sich dort im Wald versteckt hat. Einer der Männer war Monas Großvater.

Gemeinsam fahren Chrystian und Mona auf Spurensuche nach Polen. Für Chrystian wird die Fahrt zur Befreiung von seiner Ehe und von der Geschichte. Endlich, so glaubt er, wird er nicht mehr die Last der Vergangenheit mit sich herumschleppen müssen. Aber dann kommt es anders …

Der vielfach ausgezeichnete Artur Becker hat eine Novelle von spröder Schönheit geschrieben, die uns in eine Welt führt, die jahrzehntelang hinter Grenzen und Stacheldraht lag.
"

Danella, Utta "Der blaue Vogel"

Danella, Utta "Der blaue Vogel" [The Blue Bird] - 1973

Ich habe dieses Buch vor vielen, vielen Jahren gelesen, als es damals in die Buchhandlungen kam. Und es ist eines der Bücher, an dass ich mich ganz genau erinnere, jedes Detail ist in meinem Gedächtnis geblieben. Es kann natürlich sein, dass es daran liegt, dass ich es damals auch mehrfach gelesen habe.

Auf jeden Fall fand ich die Geschichte hervorragend. Der Königsfischer ist seitdem einer meiner Lieblingsvögel, Vermont meine beste Antwort bei allen USA-Quizfragen und Schleswig-Holstein ist sowieso sagenhaft. Genau der richtige Hintergrund für so eine Geschichte.

Buchbeschreibung:

"Als kleines Mädchen musste Christine miterleben, wie ihre geliebte Mutter ermordet wurde. Die furchtbare Erfahrung warf tiefe Schatten auf ihr Leben. Doch auf Breedenkamp, dem holsteinischen Gut ihres Großvaters, fand Christine Heimat und Geborgenheit. Die Liebe jedoch, glaubt sie seitdem, bringt nur Leid und Tod. Wird es dem Journalisten Julian gelingen, das Herz der jungen Frau aus der Starre zu befreien?"

Freitag, 16. Dezember 2022

Brandt, Rut "Freundesland"

Brandt, Rut "Freundesland. Erinnerungen" [Friends' Country] - 1992

Rut Brandt wurde in Norwegen geboren und war die erste Frau unseres vierten Bundeskanzlers, Willi Brandt.

Auch wenn dieses Buch inzwischen 30 Jahre alt ist, ist es dennoch aktuell wie eh und je. Rut Brandt hat hier nicht nur über ihr Leben, ihre Flucht nach Schweden, ihre Heirat, Ehe mit und Trennung von Willi Brandt berichtet, sondern auch hinter die politischen Kulissen geschaut. Und die Geschichte kommt auch nicht zu kurz.

Buchbeschreibung:

"1942 flüchtet die norwegische Widerstandskämpferin vor der Gestapo nach Schweden, wo sie 1944 ihren späteren Mann, Willy Brandt, kennenlernt. Nach dem Krieg siedelt das Paar nach Deutschland über, zuerst nach Berlin, 1966 nach Bonn. Mit Wärme und Anteilnahme schildert Rut Brandt die bewegten Jahre als Frau des Regierenden Bürgermeisters von Berlin und des Bonner Außenministers und Bundeskanzlers."

Donnerstag, 15. Dezember 2022

Joyce, James "Dubliner"

 

Joyce, James "Dubliner" (Englisch: Dubliners) - 1905

Fünfzehn Geschichten bieten lebendige, scharf fokussierte Beobachtungen des Lebens der ärmeren Schichten Dublins.

Stimmt. James Joyce beschreibt
viele verschiedene Menschen in seinen Geschichten. Als wahrer Liebhaber von Romanen hätte ich mir gewünscht, dass er über jeden einzelnen einen Roman schreibt. Kurzgeschichten enden immer, sobald man sich an die Charaktere gewöhnt hat. Das ist meine persönliche Meinung, ich weiß, dass viele Leute Kurzgeschichten lieben. Ich nicht wirklich.

Die Beschreibung der Charaktere war jedoch sehr gut, sie wurden lebendig, die Handlungen waren interessant, die Geschichten haben mir gefallen. Ich hätte mir nur gewünscht, dass sie länger sind.

Es wird empfohlen, "Dubliner/Dubliners" (und "Odyssey/Odyssee") zu lesen, bevor man sich an "Ulysses" versuchen will. Ich stimme dem von Herzen zu.

Inhaltsangabe:

"Die fünfzehn in diesem Band versammelten Kurzgeschichten erschienen erstmals 1914. Sie sind das erste Prosawerk des weltberühmten Schriftstellers. Mit seinen realistisch-psychologischen Miniaturen wirft James Joyce einen kritischen, gleichwohl nie denunziatorischen Blick auf seine Heimatstadt Dublin. Die kleinen Meisterwerke bilden einen Episodenzyklus, der von der Beengtheit des Lebens und der Sehnsucht nach der großen weiten Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts erzählt."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Nietzsche, Friedrich "Jenseits von Gut und Böse"


Nietzsche, Friedrich "Nietzsche, Friedrich "Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft/Zur Geneologie der Moral" - Beyond Good and Evil: Prelude to a Philosophy of the Future/On the Genealogy of Morality - 1886

Ein schwieriges Buch von einem großartigen Geist. Es ist schwer, ihm die ganze Zeit zu folgen, man kann es definitiv nicht in einem Rutsch lesen und so verdauen, man muss es in kleinen Häppchen nehmen. Und auch wenn man seinen Gedanken nicht immer zustimmt, regen sie doch zum Nachdenken an.

Buchbeschreibung:

"Friedrich Nietzsche, der sehr religiös erzogen wurde, stellt Moral per se in seinem Werk 'Jenseits von Gut und Böse' als Fehler, bzw. Übel in der Menschheitsgeschichte dar und erläutert, dass vor der Erfindung und der Verbreitung von Moral unter den Menschen, diese Handlungen nur nach deren Nutzen bewertet haben - nicht, ob sie böse oder gut sind.

Nietzsche tritt dafür ein, sich auf die Vorstellungen solcher von ihm beschriebenen vormoralischen Zeiten zurückzubesinnen.

Zugleich übte Nietzsche eine grundlegende Kritik an der Gesellschaft seiner Zeit, aus der heraus er eine Umwertung aller Werte forderte, die sich am Willen zur Macht und einem vornehmen Leben orientiert.

Die vorliegende Edition ist erweitert um Nietzsches Streitschrift Zur Genealogie der Moral, die bereits von Nietzsche in engen Zusammenhang mit seinem Werk
Jenseits von Gut und Böse gebracht wurde."

Mittwoch, 14. Dezember 2022

Fleischmann, Lea/Noll, Chaim "Meine Sprache wohnt woanders"

Fleischmann, Lea/Noll, Chaim "Meine Sprache wohnt woanders. Gedanken zu Deutschland und Israel" [My Language Lives Elsewhere. Thoughts About Germany and Israel] - 2006

Genau wie in "Dies ist nicht mein Land" und "Ich bin Israelin. Erfahrungen in einem orientalischen Land" berichtet Lea Fleischmann hier von ihrem Weggang aus Deutschland und ihrem Leben in Israel. Dieses Mal bringt sie auch noch die Erfahrungen eines anderen Deutschen ein, der aus dem östlichen Teil des geteilten Landes auswanderte.

Wie die beiden ihr neues Land sehen und auf ihr altes zurückblicken ist in beiden Fällen sehr kritisch und auf jeden Fall hochinteressant.

Zum Titel. Dass die eigene Sprache woanders wohnt und welche Probleme das aufwerfen kann, weiß wohl jeder, der mal in einem anderen Land gelebt hat. Andererseits bietet es auch viele Vorteile, in mehr als einer Sprache "denken" zu können.

Buchbeschreibung:

"Sie wanderten aus in das Land, in dem Milch und Honig fließen. Doch in Israel fanden sie nicht nur eine neue spirituelle Heimat. Lea Fleischmann und Chaim Noll erleben ihr Land jeden Tag in seiner ganzen Widersprüchlichkeit, und beziehen leidenschaftlich Stellung. Trotzdem sind sie ihrer alten Heimat verbunden, dem Land, in dem ihre Sprache wohnt. Ihre Erinnerungen sind auch die Erinnerung an zwei deutsche Staaten: Lea Fleischmann wuchs in der BRD auf, Chaim Noll in der DDR. Sie sehen Deutschland und Israel mit kritischer Anteilnahme und schonungsloser Offenheit. Ein einzigartiges Zeitdokument und gleichzeitig Literatur von hohem Rang."

Dienstag, 13. Dezember 2022

Buck, Pearl S. "Fremd in fernem Land"

Buck, Pearl S.  "Fremd in fernem Land" (Englisch: Kinfolk) - 1949

Eine Geschichte, die uns von der Frage erzählt, die sich jeder stellt, der in einem anderen Land gelebt hat, besonders diejenigen, die in einer anderen Welt als ihre Eltern geboren wurden oder dorthin gezogen sind als sie klein waren. Gehöre ich dem Land an, in dem ich wohne, oder dem Land, das mein Pass zeigt? Dies ist eine Geschichte über eine chinesische Familie in New York, die "zurück" nach China zieht.

Meine Kinder haben ihr Leben lang in verschiedenen Ländern gelebt, der Jüngste ist noch nicht einmal in Deutschland geboren. Und obwohl der Unterschied zwischen mehreren europäischen Ländern wahrscheinlich nicht so groß ist wie zwischen Ländern verschiedener Kontinente, weiß ich, dass sie sich nicht genau einem bestimmten Land zugehörig fühlen, sie sind einfach "europäisch". 

Für die Kinder von Dr. Liang ist das nicht so einfach, sie sind Amerikaner, aber ihre Vorfahren sind Asiaten, und sie müssen den Unterschied zwischen diesen beiden Ländern entdecken. 

Wie alle Bücher von Pearl S. Buck ist dies ein hochinteressantes Buch über eine Kultur, die uns ziemlich fremd ist. Aber sie hat es wie immer so gut dargestellt. Die Charaktere sind so lebendig und jeder einzelne von ihnen zeigt uns sein Leben.

Inhaltsangabe (Übersetzung):

"Fremd in fernem Land ist die Geschichte einer chinesischen Familie. Dr. Liang zieht auf der Suche nach einem besseren Leben nach Amerika, aber seine Kinder sehnen sich danach, nach China zurückzukehren. Jeder reagiert anders auf sein neues Leben in China und bietet einen reichen Einblick in die Kämpfe zwischen östlicher und westlicher Kultur und die Unterschiede zwischen den Generationen.

Eine Geschichte von vier chinesisch-amerikanischen Geschwistern in New York und ihrer verwirrenden Rückkehr zu ihren Wurzeln
in
Fremd in fernem Land, einer scharfen Analyse der Auswanderer-Erfahrung, entfaltet Pearl S. Buck die Geschichte einer chinesischen Familie, die in New York lebt. Dr. Liang ist ein wohlhabender Professor für konfuzianische Philosophie, der die Vorstellung einer reinen und unveränderlichen Heimat verbreitet. Unter seinem Einfluss beschließen seine vier erwachsenen Kinder, nach China zu ziehen, obwohl sie ihr ganzes Leben in Amerika verbracht haben. Während die Geschwister auf verschiedene Weise versuchen, sich an einen neuen Ort und eine neue Kultur anzupassen, lernen sie, dass die Definition von Heimat ganz anders ist als erwartet."

Pearl S. Buck erhielt den Nobelpreis für Literatur 1938 "für ihre reichen und echten epischen Schilderungen aus dem chinesischen Bauernleben und für ihre biographischen Meisterwerke".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Buck, Pearl S. "Das Mädchen Orchidee"

 

Buck, Pearl S. "Das Mädchen Orchidee" (Englisch: Imperial Woman) - 1956

Eine Mischung aus Belletristik und Sachbuch, eine Biografie, aber auch ein Roman. Tzu Hsi, die letzte Kaiserin von China. Ihr Leben und ihr Tod.

Pearl S. Buck gelingt es wie immer, das Leben dieser außergewöhnlichen Stadt auf packende Weise zu beschreiben. Eine faszinierende Beschreibung einer längst vergangenen Welt, der Lebensweise der Menschen im Fernen Osten.

Es ist in unserer modernen Welt schwer zu verstehen, wie Familien ihre Töchter als Konkubine zu einem Mann schicken konnten, selbst wenn er der Kaiser einer riesigen Dynastie werden sollte.

Ich liebe dieses Buch absolut, es schwingt auch noch Jahre nach dem letzten Lesen mit.

Inhaltsangabe:

"Sie ist die einzige Frau in der Verbotenen Stadt, die es wagt, dem Kaiser direkt in die Augen zu schauen. Und sie ist es, die ihm schließlich den ersehnten Thronfolger schenkt. Mit Klugheit und Tatkraft gelingt es dem einfachen Bürgermädchen Tsu Hsi, von der kaiserlichen Konkubine zur Herrscherin über ein Weltreich emporzusteigen. Um den Preis ihrer einzigen und ersten Liebe, der Liebe zu ihrem Vetter Jung Lu …

Die Nobelpreisträgerin Pearl S. Buck hat aus dem Leben der Kaiserin Tsu Hsi ein atemberaubendes Panorama des alten China geschaffen.
"

Andere Bücher, die ich von Pearl S. Buck gelesen habe, sind hier.

Pearl S. Buck
erhielt den Nobelpreis für Literatur 1938 "für ihre reichen und echten epischen Schilderungen aus dem chinesischen Bauernleben und für ihre biographischen Meisterwerke".

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Montag, 12. Dezember 2022

Hesse, Hermann "Narziss und Goldmund"

  

Hesse, Hermann "Narziss und Goldmund" - Narcissus and Goldmund - 1930

Ein Freundin war überrascht, dass ich dieses Buch nie gelesen habe. Nun, wir können nicht alle verfügbaren Bücher gelesen haben und ich hatte zuvor drei andere Bücher von Hermann Hesse gelesen. Trotzdem hatte sie eine DVD des Films, der sie 2020 gedreht haben (siehe hier), und dann hat sie mir ihr Exemplar des Buches geliehen. Danke Elisabeth.

Es sind beides großartige Werke, aber wie so oft bei Filmen kann man die beiden nicht vergleichen. Das Ende ist ziemlich anders und es gibt Teile und Szenen, die im Buch wichtiger und größer sind als im Film und umgekehrt. ich wundere mich immer wieder, warum sie das machen müssen.

Dies ist ein viel gelobtes Buch und angeblich eines der besten von Hesse. Das kann ich gut nachvollziehen. Es ist ein großartiger vielschichtiger Roman mit vielen Informationen über das Leben im Mittelalter. 

Ich habe das Buch sehr genossen, obwohl es mir schwerfällt, den Grund zu nennen. Sicher, das Schreiben ist auf jeden Fall hervorragend und die Beschreibung nicht nur der beiden Hauptfiguren, sondern auch aller anderen ist fantastisch. Vielleicht sage ich einfach, es ist magisch und - wie Magie - nicht erklärbar.

Buchbeschreibung:

"Hesses Roman 'Narziß und Goldmund' setzt mit großer sprachlicher Schönheit ein und scheint in einer mittelalterlichen Zeitlosigkeit zu schweben, die dem poetischen Bedürfnis dieser rohen Aktualität widerstrebenden Geistes entspricht, ohne darum seine schmerzliche Fühlung mit den Problemen der Gegenwart zu leugnen.... ein wunderschönes Buch mit seiner Mischung aus deutsch-romantischen und modern-psychologischen, ja psychoanalytischen Elementen....eine in ihrer Reinheit und Interessantheit durchaus einzigartige Romandichtung. (Thomas Mann)"

Hermann Hesse erhielt 1964 den Nobelpreis für Literatur "für seine inspirierte Verfasserschaft, die in ihrer Entwicklung neben Kühnheit und Tiefe zugleich klassische Humanitätsideale und hohe Stilwerte vertritt".

Hermann Hesse hat 1950 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

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Samstag, 10. Dezember 2022

Mercier, Pascal "Lea"

 

Mercier, Pascal "Lea" - Lea - 2007

Dies ist mein drittes Buch von Pascal Mercier. Er ist ein so hervorragender Schriftsteller, die beiden nächsten Werke ("Der Klavierstimmer" und "Das Gewicht der Worte") muss ich auch noch lesen, und dann muss er dringend mehr schreiben.

Pascal Merciers Schreibstil ist fast wie Poesie, auch wenn er sehr nah an seinem Thema bleibt. Man merkt ihm an, dass er in seinem "ersten Leben" ein Philosoph ist, er bringt viel Sachverstand in die Geschichte ein.

Hier hören wir von einem Vater, dessen Tochter Geige spielen lernt und ein großes Talent ist. Dieses Talent zerstört das Leben aller um sie herum, einschließlich ihres eigenen. Ihre Leidenschaft wird auf eine Weise beschrieben, die leicht nachzuvollziehen, aber schwer zu verstehen ist. Man will in ihr Gehirn eindringen, was denkt sie, was denken alle anderen.

Der Autor erschafft eine wunderbare Geschichte mit fantastischen Figuren. Der Geschichtenerzähler ist eine dritte Person, eine geniale Idee, um ein wenig Abstand zu den Hauptfiguren zu bekommen.

Eine perfekte Geschichte, eine perfekte Lektüre.


Buchbeschreibung:

"Die achtjährige Lea hat sich nach dem Tod der Mutter in eine eigene Welt zurückgezogen, zu der auch der Vater keinen Zutritt hat. Erst der Klang einer Geige holt sie ins Leben zurück. Lea erweist sich als außerordentliche musikalische Begabung, und schon bald liegen ihr Publikum und Musikwelt zu Füßen. Doch während Lea von Erfolg zu Erfolg eilt, treibt es ihren anfangs überglücklichen Vater Martijn van Vliet immer tiefer in die Einsamkeit. Bei dem verzweifelten Versuch, die Liebe und Nähe seiner Tochter zurückzugewinnen, verstrickt er sich in ein Verbrechen, das alles verändert …"

Außerdem habe ich gelesen::
Mercier, Pascal "Perlmanns Schweigen" (Perlmann's Silence) - 1995
Mercier, Pascal "Nachtzug nach Lissabon" (Night Train to Lisbon) - 2004

Kästner, Erich "Als ich ein kleiner Junge war"

Kästner, Erich "Als ich ein kleiner Junge war" - When I was a little boy - 1957

Erich Kästner ist ein berühmter deutscher Autor, auch außerhalb Deutschlands. Er hat hauptsächlich Kinderbücher geschrieben, die auf der ganzen Welt übersetzt und gelesen und auch in vielen Filmen verfilmt wurden. Er ist Autor von "Emil und die Detektive" (Emil and the Detectives) sowie "
Das doppelte Lottchen" (Lisa and Lottie), "Das fliegende Klassenzimmer", "Die Konferenz der Tiere" und "Drei Männer im Schnee" (um nur einige zu nennen) und wurde dafür mehrmals für den Nobelpreis nominiert, erhielt ihn jedoch nie. Alle seine Geschichten sind liebevoll, immer mit einem Hauch von Sarkasmus und Kritik an unserer Gesellschaft.

Aber in diesem Buch beschreibt er sein eigenes Leben. Sein Leben als kleiner Junge. Emil Erich Kästner wurde 1899 geboren, und seine Kindheit dauerte vierzehn Jahre, als sie mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs endete.

Erich Kästner beschreibt sein Leben als kleiner Junge kurz nach der letzten Jahrhundertwende. Wir sehen ihn in Dresden als einziges Kind eines Sattlers und einer Friseurin aufwachsen. Sie waren arm, aber sie waren glücklich.

Wir sehen den kleinen Erich mit seinen Freunden spielen, in der Schule lernen, seiner Mutter bei der Arbeit helfen, wir sehen, wie Familien vor hundert Jahren lebten.

Erich Kästner hat die Gabe, auch noch nach vielen Jahren alle Details zu beschreiben. Er schrieb dieses Buch 1957, vor so langer Zeit. Er erwähnt, dass man seine Heimatstadt Dresden nicht mehr besuchen kann, weil sie zerstört wurde. Er hätte sich gefreut zu sehen, dass nach dem Fall der Mauer viel davon wieder aufgebaut wurde. Es ist jetzt eine schöne Stadt, wir waren dort und ich hoffe, dass wir nochmals dorthin gehen werden. Und das nächste Mal denke ich an Erich Kästner und all seine wunderbaren Romane.

Buchbeschreibung:

"'Die Monate haben es eilig. Die Jahre haben es eiliger. Und die Jahrzehnte haben es am eiligsten. Nur die Erinnerungen haben Geduld mit uns. Besonders dann, wenn wir mit ihnen Geduld haben', schreibt Erich Kästner in seinem Nachwort zu seinen Kindheitserinnerungen 'Als ich ein kleiner Junge war'.

Kästner, 1899 in Dresden geboren, erzählt von den Jahren 1907 bis 1914 in seiner Heimatstadt, aber auch sehr anschaulich von der Kindheit seiner Eltern und seiner Großeltern.

Er beschreibt das Alltagsleben seiner Familie, die gesellschaftlichen Zwänge und Konventionen, das Treiben auf den Straßen und Plätzen Dresdens. Besonders liebevoll erinnert sich Erich Kästner an seine Mutter, der er mit diesem Buch ein Denkmal setzt.


Seine Autobiographie Als ich ein kleiner Junge war beginnt mit einer Klage für Dresden (zitiert aus der englischen Übersetzung): 'Ich wurde in der schönsten Stadt der Welt geboren. Selbst wenn dein Vater der reichste Mann der Welt wäre, er könnte dich nicht dazu bringen, es zu sehen, weil es nicht mehr existiert ... In tausend Jahren wurde ihre Schönheit gebaut, in einer Nacht wurde sie völlig zerstört.'"

Freitag, 9. Dezember 2022

Mann, Thomas "Herr und Hund"

Mann, Thomas "Herr und Hund. Ein Idyll" - A Man and his Dog - 1918

Wer mich kennt, weiß, dass ich ein großer Anhänger von Thomas Mann bin. Und dass ich keine Kurzgeschichten mag. Also, hier ist eine Kurzgeschichte von einem meiner Lieblingsautoren. 95 Seiten.

Ich bin auch kein Tiermensch, habe noch nie eins besessen und wenn ich eins haben wollte, hätte ich lieber eine Katze als einen Hund, also hätte ich diese Geschichte wahrscheinlich nicht angerührt, wenn der Autor nicht gewesen wäre.

Der Untertitel lautet "Ein Idyll". Ist es wirklich so idyllisch? Nun, zumindest schafft Thomas Mann es, dies so zu beschreiben. Lange Spaziergänge mit seinem Hund, wunderschöne Landschaftsbeschreibungen, eine gute Geschichte, wie ein Mensch und sein Hund zusammenwachsen, die Psychologie seines Hundes. Und des Eigentümers. Es ist eine Geschichte zum Wohlfühlen. Es passiert nicht viel, aber man kann ihnen durch ihren Alltag folgen und sich vorstellen, mit ihnen auf ihren Spaziergängen zu sein.

Das Buch wurde 1918 geschrieben und veröffentlicht, gerade als die Leute über den Ersten Weltkrieg hinwegkommen mussten, vielleicht kein schlechter Zeitpunkt, um eine Novelle wie diese zu schreiben.

Das Titelbild erinnert mich an Monet und andere Impressionisten. Nun, es ist von
Henry Moret, einem französischen impressionistischen Maler. Ich hatte noch nie von ihm gehört, also habe ich mehr von seinen Werken gegoogelt und sie alle sind wunderschön. Viele Meereslandschaften, die ich immer mag.

Wir haben dieses Buch im Februar 2021 in unserem internationalen Online-Lesekreis besprochen.

Einige Gedanken:

  • Es war wieder ein ganz anderes Buch als das, was wir bisher gelesen haben, und der Schreibstil auch ganz anders. 
  • Viele dachten, die Sprache sei zu lang und schwierig, mit zu vielen Details. Wie ein Monolog, den man sich anhört, wo man fragen möchte, was sonst im Leben außerhalb des Bildes vor sich geht, aber nicht kann.
  • Einigen gefielen einige Teile der Landschaftsbeschreibungen sehr, aber sie waren in weiten Teilen der Geschichte sehr traurig für den Hund.
  • Der Kontrast, wie wir heutzutage Hunde lieben und pflegen, im Vergleich dazu, wie Bauschan damals gepflegt wurde, schien riesig zu sein.
  • Das Buch machte mich neugierig darauf, wie es im Vergleich zu Manns anderen Werken abschneidet und was sonst zu dieser Zeit vor sich ging.

Ich kann diese Punkte gut nachvollziehen. Mein Lieblingsbuch von Thomas Mann ist nach wie vor "Buddenbrooks" (Buddenbrooks).

Buchbeschreibung:

"In seinem berühmten 'Idyll' aus dem Jahr 1919 erzählt Thomas Mann von den täglichen Spaziergängen mit seinem deutschen Hühnerhund Bauschan in der Umgebung des Münchner Wohnhauses und in den Isar-Auen. Mit unnachahmlicher Ironie zeichnet er das anrührende Porträt einer Hundeseele, deren Schwächen und Schrullen allzu menschlich scheinen. Doch bei aller Gewohnheit und Sympathie - stets bleibt dem Erzähler bewusst, wie fremd der Hund am Ende bleibt: ein treuer Freund und unheimlicher Gast zugleich."

Thomas Mann erhielt den Nobelpreis für Literatur 1929 "vornehmlich für seinen großen Roman 'Buddenbrooks', der im Laufe der Jahre eine immer mehr sich festigende Anerkennung als ein klassisches Werk der zeitgenössischen Literatur gewonnen hat".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Donnerstag, 8. Dezember 2022

Mulisch, Harry "Die Entdeckung des Himmels"

 

Mulisch, Harry "Die Entdeckung des Himmels" (Niederländisch: De ontdekking van de hemel) - The Discovery of Heaven- 1992

Ein außergewöhnliches Buch, das viele verschiedene Themen berührt. Wissenschaft, Technologie, Krieg, Religion, Philosophie, soziale Werte, Politik, Intelligenz, Jugend, Familienleben.

Die Geschichte von zwei Männern und einer Frau, einem Kind, einer Suche nach dem Sinn des Lebens.

Eine fast epische Geschichte. Nicht gerade eine leichte Lektüre, aber es lohnt sich.

Einige Zitate, die mir sehr gut gefallen haben (meine Übersetzungen werden wahrscheinlich nicht die gleichen sein wie im Buch, daher füge ich den niederländischen Originaltext in Klammern hinzu):

Wenn das Außergewöhnliche zur alltäglichen Norm wird, ist eine Revolution im Gange. (Wanneer het onmogelijke het dagelijkse wordt, is er een revolutie aan de gang.)

Über politische Parteien
In Kuba konnte man die Bedeutung von Radikalismus lernen. In den Vereinigten Staaten war der linke Flügel der Demokratischen Partei immer noch rechter als eine rechte Partei in den Niederlanden, und eine so rechte Partei wie die Republikanische Partei, geschweige denn ihr rechter Flügel, existierte hier nicht ernsthaft, aber in Kuba war das Regime wesentlich linker als selbst die kommunistische Partei in den Niederlanden.
(Op Cuba kon je de betekenis van het woord radicaliteit leren. In de Verenigde Staten was de linkervleugel van de Democratische Partij altijd nog rechtser dan een rechtse partij in Nederland, en een partij zo rechts als de Republikeinse Partij, laat staan haar rechtervleugel, bestond hier helemaal niet op een serieuze manier; maar op Cuba was het bewind nog aanzienlijk linkser dan in Nederland zelfs de communistische partij.)

Über Menschen in verschiedenen Jahreszeiten
Die Leute sahen mürrisch und unglücklich aus ... Kann man in einem solchen Klima an Chopin oder Strawinsky denken?
Sie hätten sowieso nicht existiert, und außerdem wurde nie etwas Wichtiges erdacht oder erfunden ...
(De mensen keken nors en ontevreden … Waren Chopin of Strawinsky denkbaar in zo'n klimaat?  Ze waren er in elk geval niet verschenen, en ook verder was er nooit iets belangrijks bedacht of uitgevonden … )

Über den Sinn des Lebens
Warum war da eigentlich etwas und nicht nichts? Wenn doch alles zu Ende ging, welchen Sinn hatte es dann, dass es jemals etwas gegeben hatte? War da eigentlich etwas gewesen? Wenn es eines Tages keine Menschen mehr geben würde, niemanden, der sich an etwas erinnern könnte, könnte man dann sagen, dass jemals etwas passiert ist?
...
(Waarom was er eigenlijk iets, en niet niets? Als alles toch voorbij ging, wat had het dan voor zin dat her er ooit was geweest?  Was het er dan eigenlijk wel geweest? Als er op een dag geen mensen meer zouden zijn, niemand meer die zich nog iets kon herinneren, kon je dan zeggen dat er ooit iets was gebeurd? …)

Buchbeschreibung:

"Eine in das umtriebige und abgründige 20. Jahrhundert ausschwärmende Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, eine Liebe, die aufmüpfigen Sechziger, die pragmatischen Siebziger und die windigen Achtziger Jahre und den langen Nachhall der Kriegs- und Nachkriegszeit; über ein ungewöhnliches Kind, das einen noch ungewöhnlicheren 'Auftrag' hat; einen Astronomen und Don Juan, der nie zur Ruhe kommt, und ein Sprachgenie, das in der Politik Karriere macht."

Ich habe das niederländische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Dieser Roman wurde zum besten niederländischen Buch aller Zeiten gewählt.

Wir haben darüber im Februar 2004 in unserem
internationalen Lesekreis gesprochen.