Samstag, 18. November 2023

Proulx, Annie "Schiffsmeldungen"

Proulx, Annie "Schiffsmeldungen" (Englisch: The Shipping News) - 1993

Dieses Buch wurde mir mehrmals empfohlen und die einzige Entschuldigung, die ich hatte, es nicht in die Hand zu nehmen, war, dass es noch viele andere Bücher gab, die darauf warteten, gelesen zu werden.

Ich habe dieses Buch wirklich genossen. Die Geschichte dreht sich um Quoyle, einen gewöhnlichen Mann, man könnte ihn sogar einen Verlierer nennen. Nachdem seine betrügerische Frau bei einem Unfall ums Leben kommt, zieht er mit seiner Tante und seinen Töchtern in das Haus seiner Vorfahren in Neufundland, wo er für eine Lokalzeitung arbeitet.

Hier trifft er viele Menschen, die ihr ganzes Leben in dieser abgelegenen kleinen Gemeinde gelebt haben.

Das Leben dieser einfachen Leute wird auf so liebevolle Weise beschrieben, dass das Lesen so viel Freude macht. Natürlich ist das Leben nicht einfach, die Probleme, mit denen viele kleine Gemeinden konfrontiert sind, wenn ihre wichtigen Broterwerbsjobs verschwinden, lauern immer um die Ecke, die Charaktere haben Probleme sowohl untereinander als auch mit der Außenwelt, aber als sich die Geschichte der Familie entfaltet, treffen wir einige wunderbare, liebenswerte Menschen.

Eine tolle Lektüre. - Und man lernt auch viel über Knoten.

Buchbeschreibung:

"Eine unvergessliche, tragikomische Geschichte, erzählt von der mehrfach preisgekrönten Autorin Annie Proulx, in deren herb-poetischer Sprache jene fremde Gegend zum Sehnsuchtsland wird.

'Schiffsmeldungen' fürs Lokalblatt soll Quoyle jetzt schreiben. Quoyle, der ewige Versager und Pechvogel, den es aus dem Staat New York auf die Felseninsel Neufundland im Osten Kanadas verschlagen hat. Quoyle, der immer schon panische Angst vor dem Wasser hatte. Und doch findet er hier in dieser kargen Landschaft, wo seine Vorfahren siedelten, so etwas wie Glück und für sich und seine beiden Töchter so etwas wie ein Zuhause …

Der Roman, der Annie Proulx berühmt machte!"

Annie Proulx erhielt 1994 einen Pulitzer Preis für "Schiffsmeldungen"

Freitag, 17. November 2023

Chabon, Michael "Die Vereinigung jiddischer Polizisten"

 

Chabon, Michael "Die Vereinigung jiddischer Polizisten" (Englisch: The Yiddish Policemen's Union) - 2007

Dieses Buch wurde für unseren Lesekreis vorgeschlagen, aber nicht ausgewählt. Da mir "Summerland" (Sommerland) gefallen hat und ich alternative Geschichtsromane mag, habe ich es auch mit diesem versucht. Es wurde sowohl als Detektivgeschichte als auch als Science-Fiction eingestuft. Science-Fiction ist noch weniger mein Lesestil und ich bin auch kein großer Fan von Krimis, aber dieser Roman klang einfach sehr interessant. Anstatt sich in Israel niederzulassen, werden jüdische Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere nach der Zerstörung des Staates Israel, nach Alaska geschickt (immer daran denken: "alternative Geschichte"). Sie ziehen nach Sitka, die sich zu einer jiddischsprachigen Stadt entwickelt.

Wir haben hier eine recht interessante Detektivgeschichte mit vielen Rätseln, es ist die Geschichte eines Verlierers, der versucht, etwas zu erreichen und dabei immer scheitert, sowie die Saga eines verunsicherten Volkes, das versucht, ein Zuhause zu finden.
Trotz des negativen Hintergrunds und der düsteren Zukunftsaussichten ist das Buch mit viel guter Laune gewürzt.

Ein Interessanter Roman, guter Schreibstil.

Angeblich wollen die Coen-Brüder das Material für einen Film nutzen, der interessant werden dürfte.

Buchbeschreibung:

"Detektiv Meyer Landsman, abgetakelter Polizist in Sitka, der Hauptstadt der Juden, ermittelt in einem Mordfall. In dem schäbigen Hotel, in dem er wohnt, wurde sein Zimmernachbar erschossen, und gemeinsam mit seinem Partner Berko beginnt er die Untersuchungen, die ihn zu den Gründungsvätern der Stadt, Schachmeistern und in religiöse Randbezirke führen.

Ein irrwitziges literarisches Szenario - auch so hätte die Geschichte verlaufen können. Sechzig Jahre lang haben jüdische Flüchtlinge und ihre Nachkommen den Distrikt Sitka in Alaska aufgebaut und sich nach dem Holocaust und dem Zusammenbruch des Staates Israel im Jahre 1948 eine eigene kleine Welt erschaffen: eine Grenzstadt, in der das Leben trotz der klimatischen Widrigkeiten pulsiert und in der Jiddisch Umgangs- und Amtssprache ist. Doch jetzt soll der Distrikt an Alaska zurückfallen und sich die Geschichte wiederholen - erneut droht den Juden Vertreibung und Heimatlosigkeit.

Aber Meyer Landsman vom Morddezernat hat noch andere Probleme als die bald anstehende 'Reversion'. Seine Ehe ist am Ende, er trinkt und steckt auch beruflich in einer Sackgasse: Nicht mal die Hälfte der Fälle ist gelöst. Sein neuer Chef ist seine Exfrau, und in dem billigen Hotel, in dem er wohnt, wurde ein Mord begangen. Das Opfer ist ein ehemaliges Schach-Wunderkind, und Landsman beginnt mit seinen Untersuchungen aus bloßer Routine und mit dem Gefühl, dass er dadurch vielleicht noch etwas gutmachen kann. Doch als von ganz oben die Anweisung ergeht, dass der Fall sofort zu den Akten gelegt werden soll, ermittelt Landsman mit seinem Partner auf eigene Faust und gerät tief in eine Welt, in der politische Ziele und religiöser Wahn eine gefährliche Allianz eingehen.

Der Roman ist packender Whodunnit, Liebesgeschichte und Hommage an die Krimis der 40er-Jahre in einem und lässt das Jiddische wieder lebendig werden. Er stand monatelang auf den amerikanischen Bestsellerlisten.
"

Mittwoch, 15. November 2023

Wolff, Iris "So tun, als ob es regnet"

Wolff, Iris "So tun, als ob es regnet" [Pretend it's Raining] - 2017

Unsere Buchhandlung veranstaltet von Zeit zu Zeit Wohltätigkeitsverkäufe. Dabei werden die Bücher eingepackt und ein paar Bemerkungen auf den Umschlag geschrieben. Dieses bekam den Hinweis: Vier Generationen. Vier Länder". Das hörte sich interessant an, so dass ich mich dafür entschied.

Und es war kein schlechter Fund. Das Buch ist recht kurz, nur etwa 180 Seiten. Die Figuren scheinen am Anfang nicht viel miteinander zu tun zu haben, aber mit der Zeit dämmert es. Die Protagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein, aber sie alle haben etwas gemeinsam. Und genau das ist es, was diesen Roman so faszinierend macht.

Die verschiedenen Charaktere werden sehr anschaulich dargestellt, ihre Wünsche und Träume, ihr Leben, wer auf sie einen großen Einfluss hat und auf wen sie Einfluss nehmen.

Auch sprachlich ist die Geschichte wunderschön. Ich denke, ich hätte sie auch gerne gelesen, wenn zu jeder Familie mindestens 200 Seiten geschrieben worden wären. Aber das liegt daran, dass ich gerne lange Bücher lese.

Die Autorin wurde in Siebenbürgen geboren, lebt aber seit vielen Jahren in Deutschland. Sie hat noch mehr Bücher geschrieben und etliche Preise erhalten. Ich denke, dies ist nicht das letzte Buch, das ich von ihr gelesen habe.

Buchbeschreibung:

"Über vier Generationen des 20. Jahrhunderts und vier Ländergrenzen hinweg erzählt Iris Wolff beglückend poetisch von Jacob, Henriette, Vicco und Hedda. Sie alle erfahren, wie fragil ihre Lebensentwürfe vor dem Hintergrund der Geschichte sind und dass das Zusammenspiel aus Freiheit und Anpassung, Zufall und freiem Willen stets in Bewegung ist. Es gibt Dinge, die zu uns gehören, ohne dass wir wüssten, woher sie kommen. Und es gibt Entscheidungen, die etwas bedeuten, Wege, die unumkehrbar sind, auch wenn wir nie wissen werden, was von einem Leben und den Generationen vor ihm bleiben wird.

Der Erste Weltkrieg bringt einen österreichischen Soldaten in ein Karpatendorf. Eine junge Frau besucht nachts die 'Geheime Gesellschaft der Schlaflosen'. Ein Motorradfahrer ist überzeugt, dass er sterben und die Mondlandung der Amerikaner versäumen wird. Eine Frau beobachtet die Ausfahrt eines Fischerbootes, das nie mehr zurückkehren wird.

Iris Wolff bindet in 'So tun, als ob es regnet' vier ganz unterschiedliche Protagonisten zusammen und schafft durch die subtilen Querverbindungen ein einzigartiges Geflecht aus Perspektiven auf den je Anderen. Dies erlaubt den Figuren den Blick zurück, auf getroffene Entscheidungen, sowie nach vorne, auf das, was von einem Leben bleibt. Atmosphärisch, bildstark und zart verflicht die vielfach ausgezeichnete Autorin Iris Wolff ihre Romangeschichten zu einem Prosakunstwerk mit einem beeindruckenden Hallraum.

Iris Wolff hat ein poetisches und beglückendes Buch geschrieben, schonungslos, klug und sprachlich brillant.

Mit sensiblen Beobachtungen, atmosphärisch dichten Dialogen und starken, eigenwilligen Figuren zeichnet sie in ihren Erzählungen behutsam eigene Welten, die im Zusammenspiel neue Tiefe entfalten und vielschichtige Perspektiven aufeinander eröffnen."

Samstag, 11. November 2023

Bergel, Hans "Wenn die Adler kommen"

Bergel, Hans "Wenn die Adler kommen" (Rumänisch: Când vin vulturii) [When the Eagles Come] - 1996

Der in Rumänien geborene Schriftsteller erzählt die Geschichte des Jungen Peter aus Siebenbürgen und seiner Familie zwischen den Weltkriegen. Ist auch zu Beginn die Welt noch in Ordnung und lebt es sich einfach und unbedarft fern des übrigen Europas, so tauchen doch mehr und mehr Probleme auf, als die Nationalsozialisten in Deutschland und Österreich an die Macht kommen und die Fühler in alle Ecken ausstrecken.

Sehr viele Beschreibungen der wunderschönen Natur aber auch viele philosophische Überlegungen. Ein Roman, der zu Anfang leicht erscheint, aber doch seine Spuren hinterlässt.

Buchbeschreibung:

"Europa zwischen den Weltkriegen: Im südöstlichen Raum des Kontinents lebt die Familie des jungen Peter Hennerth in Siebenbürgen in erträglichem Miteinander neben Rumänen, Ungarn, Szeklern und anderen Nationalitäten der Karpatenlandschaft. Nicht nur Nachbarschaften, sondern auch Freundschaften bestimmen den Alltag und die Feste. Noch scheint hier die Welt in Ordnung zu sein. Doch am Horizont ziehen Gewitterwolken auf. Peter weiß seit dem Absturz der Schafherde: Wenn die Adler kommen, gefriert dir das Blut im Herzen. Auch die deutschen Soldaten tragen den Wappenadler auf der Uniform.

Hans Bergel erzählt in der Tradition großer Epen. Die Geschichte der Kindheit und Jugend Peter Hennerths weitet sich als Familiensaga zum europäischen Drama aus, in das alle hineingerissen werden.
"

Freitag, 10. November 2023

Biskupek, Matthias "Der Quotensachse"

Biskupek, Matthias "Der Quotensachse. Vom unaufhaltsamen Aufstieg eines Staatsbürgers sächsischer Nationalität" [The Quota Saxon] - 1996

Ein interessantes Buch. Ein lustiges Buch. Mario Claudius Zwintzscher wächst in Sachsen auf, als es die DDR noch gibt und erlebt dann in mittlerem Alter den Fall der Mauer. Der Autor vermag mit viel Humor das Leben vor, während und nach der Wende zu beschreiben. Wir lernen viel darüber, wie es vorher aussah, aber es ist auch interessant zu beobachten, was seither alles geschehen ist.
Ich hatte viel Vergnügen mit diesem Buch.

Buchbeschreibung:

"'Der Winter 89/90 war warm und dunkel. Die Fensterchen am Weihnachtskalender wurden fleißig geöffnet, und jeden Tag gab es auch ein neues Löchlein im deutschen Zaun. Es regnete wiei n jedem der letzten deutsch-deutschen Winter, diesmal aber war es Begrüßungsgeld.'

Eine turbulente Geschichte über den unaufhaltsamen Aufstieg eines Staatsbürgers sächsischer Nationalität. Matthias Biskupek begründet dabei auf heiter-ironische Weise die individuelle Einsetzbarkeit des Sachsen im Zeitalter der Demokratie. Ein Lektürevergnügen voller Hintersinn. Geschichtsbewältigung mit echt sächsischem Humor."

Mittwoch, 8. November 2023

Lippe, Jürgen von der; Cleves, Monika "Verkehrte Welt"

Lippe, Jürgen von der; Cleves, Monika "Verkehrte Welt" [Wrong World] - 2012

Ich bin ja eigentlich kein großer Fan von Kurzgeschichten, habe aber in letzter Zeit ein paar wirklich gute Sammlungen von deutschen Komikern gelesen. Diese hier gehört leider nicht dazu.

Vor einigen Jahren habe ich "Der König der Tiere. Geschichten und Glossen" von Jürgen von der Lippe gelesen, das gefiel mir ganz gut. Aber diese Stories, das war einfach nicht mein Ding. Die meisten waren einfach nicht witzig. Die ein oder andere ware dazwischen, die man lesen konnte, aber der Rest war einfach unterste Schublade. Schade. Ich mochte Jürgen von der Lippe eigentlich immer. Aber nach dieser Lektüre wird es sicher eine ganz Weile dauern, ehe ich mir wieder etwas von ihm vornehme - wenn überhaupt.

Buchbeschreibung:

"Irrwitzige Storys ohne Netz, aber mit reichlich doppeltem Boden. Zusammen mit seiner Gag-Partnerin Monika Cleves beweist Jürgen von der Lippe einmal mehr seine Klasse.

'Ich hatte gerade mein Kärtchen in den Kontoauszugsdrucker gesteckt, als ein maskierter Mann die Bank überfiel.' Das klingt spannend, da will man doch gleich wissen, wie's weitergeht. Aber auf eins kann man sich bei den 52 abgefahrenen Geschichten verlassen: Sie verlaufen immer anders als man denkt, sie nehmen jeweils die garantiert ungeheuerlichste Wendung. Da entpuppt sich die brutalspannende Story unvermittelt als Kinofilm und verwandelt sich zu einem ruppigen Beziehungsstreit, da hören wir den großen Homer im sehr kleinlichen Ehekrach mit seiner Gattin, da werden mit gewissen langbeinigen Models aus Bergisch-Gladbach Interviews geführt, die wir gerne im wirklichen Leben läsen. Das Duo von der Lippe/Cleves entfesselt in diesen geradezu klassischen Short Storys einen irren Witz, den man sonst von den Coen-Brüdern oder Monty Python kennt."

Dienstag, 7. November 2023

Brooks, Geraldine "Insel zweier Welten"

Brooks, Geraldine "Insel zweier Welten" (Englisch: Caleb's Crossing) - 2011

In unserem örtlichen Lesekreis bringen wir immer ein Buch mit, das wir gerade gelesen haben und vorschlagen möchten Dann entscheiden wir, welches die Gruppe lesen wird. Dieses Mal hatte ich "Die Hochzeitsgabe" (People of the Book) mitgebracht, weil es mein Lieblingsbuch des Jahres ist. Aber jemand anderes hatte dieses mitgebracht und wir fanden es lustig, dass wir beide dieselbe Autorin ausgewählt hatten

Wir entschieden uns dann für "Insel zweier Welten" (Caleb's Crossing). Die Geschichte spielt in Martha's Vinyard und am Harvard College. Es erzählt vom Leben des ersten amerikanischen Ureinwohners, der seinen Abschluss am Harvard College machte. Caleb Cheeshahteaumauk wurde um 1646 geboren und lernte Englisch und Latein sowie alle anderen Fächer, die er für seinen Abschluss brauchte.

Die Autorin erklärt, dass ihr Buch auf dem Leben von Caleb basiert und dass die Geschichten über die Wampanoag und die Insel wahr sind, der Rest jedoch Fiktion ist. Dennoch können wir uns gut vorstellen, wie das Leben eines jungen englischen Mädchens damals gewesen sein muss. Und es gibt auch viele Dokumentationen über das Leben der amerikanischen Ureinwohner, um die Geschichte plausibel zu machen.

Ich liebe historische Romane, und dies ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man das Leben in einem vergangenen Jahrhundert sowohl anhand realer als auch fiktiver Charaktere beschreiben kann. Dies war mein viertes Buch von Geraldine Brooks, ich muss mehr von ihr lesen.

Auch den anderen Leserinnen hat das Buch sehr gefallen. Wir würden gerne ihr erstes Buch "Year of Wonders" (Das Pesttuch) lesen.

Buchbeschreibung:

"Nordamerika, 1660 - auf einer kleinen Insel, die heute Martha's Vineyard heißt: die 12-jährige Bethia wächst in einer puritanischen Siedlung auf. Ihr Vater ist Prediger, ein strenger Mann, dessen Mission es ist, seinen Glauben auf das Eiland vor Cape Cod zu bringen, das sich die englischen Siedler mit den Wampanoag-Indianern teilen. Doch Bethia fühlt sich fast magisch angezogen von diesen Fremden, die sie oft heimlich auf ihren Streifzügen durch die wilde Natur der Insel beobachtet. Eines Tages trifft sie Caleb, den Sohn eines Häuptlings. Auch er ist fasziniert von dem Mädchen mit den blauen Augen und dem wachen Verstand. Die beiden knüpfen ein zartes Band. Doch als sie heranwachsen, kommt der Moment, an dem sie gezwungen werden, für ihre Freundschaft und für ihren Platz im Leben zu kämpfen..."

Montag, 30. Oktober 2023

Voltaire "Candide oder der Optimismus"

 

Voltaire "Candide oder der Optimismus" (Französisch: Candide, ou l'Optimisme) - Candide, or Optimism - 1759

Eine interessante Sicht auf das Zeitalter der Aufklärung.

Candide ist ein junger Mann, der in Deutschland lebt. Er verliebt sich in ein Mädchen, kann sie aber wegen ihrer Eltern nicht heiraten. Er nimmt die Philosophie "Alles ist zum Besten" an und reist mit dieser Überzeugung um die Welt.

Er stößt wahrscheinlich auf ebenso viele Probleme wie Homers Odysseus in der "Odyssey" (Odyssee) und bekämpft sie fast mit der gleichen Energie.

Der Roman verspricht, lustig zu sein, und das ist er auch. Ich habe oft während der Lektüre gelacht. Wie kann ein Buch gleichzeitig lustig und philosophisch sein? Es überrascht mich nicht, dass Voltaire auch mehr als zwei Jahrhunderte später immer noch ein so renommierter Autor ist. 

Dieser Roman erinnerte mich ein wenig an Eichendorffs "Aus dem Leben eines Taugenichts", obwohl es umgekehrt sein sollte, da dieses hier früher geschrieben wurde. Anders als im deutschen Roman konnte ich in diesem Buch mehr Philosophie erkennen.

Buchbeschreibung:

"Mit viel Witz und Ironie entlarvt der französische Philosoph Voltaire (1694 - 1778) in diesem Klassiker der Aufklärung jedes Paradies auf Erden als Illusion. Ein phantastisches Lehrstück über die Grausamkeiten der Welt und die einfachen Wege zum Glück.

In Voltaires scharfsinniger Satire werden Utopien, Heilslehren und jedes Paradies auf Erden als Illusionen entlarvt. Das Buch wurde nach Erscheinen 1759 in Genf öffentlich verbrannt und vom Vatikan auf den Index gesetzt."

Samstag, 28. Oktober 2023

Zaimoglu, Feridun "Siebentürmeviertel"

Zaimoglu, Feridun "Siebentürmeviertel" [Seven Towers Quarter] - 2015

Die Geschichte eines deutschen Jungen in Istanbul. Der Autor wurde in der Türkei geboren, wuchs aber in Deutschland auf.

Interessantes Buch aber teilweise zu bildlich. Ich hatte ein Buch von einem deutschen Jungen erwartet, der in die Türkei geht oder geschickt wird. So ist es auch. Aber es ist weitaus mehr, was man bei einem Buch von 800 Seiten sicher auch erwarten kann. Der Schreibstil macht das Buch nicht gerade zugänglicher. Aber ich habe es trotzdem genossen.

Buchbeschreibung:

"Wolf weiß nicht, wie ihm geschieht. Nach dem Tod seiner Mutter hat er bei seinem Vater gelebt, muss mit ihm aber nach einer Warnung vor der Gestapo plötzlich Deutschland verlassen. Es ist das Jahr 1939, und Wolf findet sich in Istanbul wieder, in der Familie von Abdullah Bey, eines ehemaligen Arbeitskollegen seines Vaters. Das Siebentürmeviertel ist einer der schillerndsten Stadtteile der Metropole, in der Religionen und Ethnien in einem spannungsreichen Nebeneinander leben. Was als vorübergehende Maßnahme gedacht war, wird zu einer Dauerlösung, und Wolf muss sich zurechtfinden in diesem überwältigenden Kosmos. Er wird von Abdullah Bey an Sohnes statt angenommen, besucht die Schule und erobert sich seine Stellung unter den Jugendlichen des Viertels. Als er langsam zu begreifen beginnt, welche Rolle Abdullah Bey wirklich spielt, gerät er in große Gefahr.

Nach '
Leyla', dem Bestseller über den Weg einer jungen Türkin von Anatolien ins Deutschland der 60er-Jahre, wendet sich Feridun Zaimoglu wieder der Türkei zu und greift dabei die deutsche Emigration auf. Mit großer Sprachkraft und Poesie führt er den Leser in eine Welt, in der Kulturen und Religionen, aber vor allem menschliche Leidenschaften und Sehnsüchte aufeinanderprallen."

Freitag, 27. Oktober 2023

Ende, Michael "Die unendliche Geschichte"

Ende, Michael "Die unendliche Geschichte" - The Never Ending Story - 1979

Ich glaube, das ist die einzige Fantasy-Geschichte, die mir je gefallen hat. Allerdings, ich denke, es ist eher ein Märchen und die erinnern mich an meine Kindheit.

Ich habe dieses Buch gelesen, als es gerade erschienen ist.

Bastian Balthasar Bux, ein einsamer Junge, wir würden ihn heute wahrscheinlich einen Nerd nennen, liest ein Buch über Phantásien (Fantastica in der Übersetzung, was für ein komisches Wort) und die Probleme, die sie dort haben, weil die Kinder aufgehört haben, an Märchen zu glauben.

Dieses Buch wurde lange vor Harry Potter geschrieben, aber ich denke, damals stimmte es ziemlich genau, dass Kinder keine Märchen mehr lasen und Erwachsene sicherlich auch nicht. Michael Ende kann man also ein wenig als Pionier der Fantasy-Bücher bezeichnen. An dem Buch hat mir besonders gut gefallen, dass es in zwei verschiedenen Farben geschrieben ist, rot für Phantásien, blaugrün für die Menschenwelt. Der Schreibstil ist so schön, es würde sich schon deshalb lohnen, das Buch zu lesen, wenn die Geschichte nicht so fesselnd und interessant wäre. Einfach ein wunderbares Buch.

Man hat auch einen Film aus der Geschichte gemacht, aber ders war so schrecklich, dass der Autor seinen Namen von diesem Projekt zurückgezogen hat.

Wir haben diese Geschichte dann später in unserem internationalen Online-Lesekreis im Oktober 2019 gelesen.

Buchbeschreibung:

"Der zehnjährige dickliche Bastian Balthasar Bux flüchtet sich vor den Nachstellungen der Schulkameraden in ein Antiquariat, wo ihn der Beginn eines Buches fasziniert, dessen Titel immer währendes Träumen verspricht. Bastian entwendet Die unendliche Geschichte und verliert sich auf dem Schulspeicher immer mehr in deren Lektüre: Die zunehmende Identifikation mit dem Helden Atréju ermöglicht ihm den Eintritt in die 'Anderswelt', in der er zum entscheidenden Protagonisten wird. Als Grenzgänger aus der Menschenwelt kommt ihm die Aufgabe zu, das vom 'Nichts' bedrohte Phantásien und mit ihm dessen sterbenskranke 'Kindliche Kaiserin' zu retten. Nach zahllosen Abenteuern auf dem Weg zu sich selbst, der von fantastischen Gestalten und mystischen Erkenntnissen gesäumt ist, löst Bastian mit Hilfe des 'Wahren Willens' nicht nur seine Aufgabe, ihm gelingt auch die Rückkehr in die Realität, die er nun bewältigen kann."

Mittwoch, 25. Oktober 2023

Schmitz, Ralf "Schmitz' Katze

Schmitz, Ralf "Schmitz' Katze. Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal" [Schmitz's cat. Dogs have masters, cats have employees] - 2008

Nach "Schmitz' Häuschen" musste ich unbedingt noch ein Buch von Ralf Schmitz lesen. Und was soll ich sagen, die Erzählungen über seine Katze Minka sind genauso lustig und abenteuerlich wie die über sein geerbtes Haus.

Ich mag Katzen, und wenn ich jemanden besuche, der/die eine Katze hat, freue ich mich immer, wenn ich das Vertrauen ihres Taschentigers gewonnen habe. Aber ich weiß auch, dass ich kein Haustiermensch bin. Ralf Schmitz hat mir da auch mit seinem Buch total zugestimmt.

Also, zum einen ist das Buch wirklich köstlich und einfach zu lesen. Und zum anderen glaube ich, ist es auch ein guter Ratgeber, ob man zum Katzenbesitzer taugt bzw. als Diener einer solchen in Frage kommt.

In einer Beschreibung habe ich gelesen: "A must read for every slave - sorry - owner of a fur-bearing and purring animal called cat!" Auf Deutsch: "Eine Pflichtlektüre für jeden Sklaven - sorry - Besitzer eines pelztragenden und schnurrenden Tieres namens Katze!" Ich setze noch dazu: und für alle, die Katzen gern haben.

23 Jahre war Minka alt, als dieses Buch geschrieben wurde. Das ist jetzt 15 Jahre alt. Im Buch steht, dass die damals älteste Katze der Welt inzwischen 38 Jahre alt war. Das wäre das Alter von Minka heute, würde sie noch leben. Ich habe dann mal meinen "besten Freund" Google gefragt und erfahren, dass Minka ist 2012 im sagenhaften Alter von 27 Jahren gestorben ist. Ruhe in Frieden, Minka. Du hast uns durch deinen Sklaven/Besitzer viel Freunde bereitet. Mir auf jeden Fall.

Und da Ralf Schmitz noch einige Bücher geschrieben hat, z.B. über seine Mama, wird dies bestimmt nicht meine letzte Lektüre der Ergüsse dieses Komikers sein.

Buchbeschreibung:

"Manche Männer leben mit einer Frau zusammen - Ralf Schmitz mit seiner Katze. Und das seit 23 Jahren! Dieses eheähnliche Verhältnis wirft natrülich Fragen auf:

- Ist das Zusammenleben mit einer Katze wirklich so anders als mit einer Frau?

- Wer veralbert hier wen den ganzen Tag?

- Was macht die Katze würgend im Schrank?

- Wie eifersüchtig ist die Katze und was hat sie ausgerechnet jetzt in Ralfs Bett zu suchen?

'Schmitz' Katze': Skurrile Geschichten, private Bilder und viele nützliche Tipps - ansteckend lustig!"

Montag, 23. Oktober 2023

Mercier, Pascal "Das Gewicht der Worte"

Mercier, Pascal "Das Gewicht der Worte" [The Weight of the Words] - 2020

Dieses war mein viertes Buch dieses großartigen Autoren, der während meiner Lektüre verstarb. Zum Glück hat er noch mehr Bücher geschrieben, die noch auf meiner Wunschliste stehen, aber traurig ist es natürlich trotzdem.

Wie in allen seinen Büchern kommt die Philosophie nicht zu kurz. Die Geschichte regt zum Nachdenken über den Sinn des Lebens an. Eine hervorragende Erzählung. Was ist uns wirklich wichtig? Was ändert sich, wenn wir mit dem Tod konfrontiert werden?

Aber auch die Sprache und ihre Bedeutung sind ein wichtiger Bestandteil des Buches. Immerhin ist der Protagonist ein Verleger.

Ohne mich wiederholen zu wollen, Pascal Mercier hat immer eine wunderbare Sprache, tiefgehende Gedanken, und seine Geschichten führen uns auch immer in interessante Länder. Ich denke, man kann dieses Buch mehrfach lesen und immer wieder in den Worten schwelgen.

Ein paar Zitate aus dem Buch:

"Poesie, sie hat mit der Erfahrung von Zeit zu tun. Sie ist eine Art, die Gegenwart ganz Gegenwart sein zu lassen." Vielleicht bin ich deshalb nicht der größte Freund von Gedichten, aber in diesem Zitat beschreibt der Autor das schon hervorragend.

"Sprachliche Zeichen sind das Mysterium des Geistes."

"Wörter haben auf der einen Seite eine sachliche, auf der anderen eine musikalische Bedeutung."

Und noch eines von Cesare Pavese

"Schreiben ist schön, weil es die beiden Freuden vereint: zu sich selbst und zugleich zu vielen anderen zu sprechen."

Buchbeschreibung:

"Ein ärztlicher Irrtum wirft den Übersetzer Simon Leyland aus der Bahn - und eröffnet ihm am Ende die Möglichkeit, sein Leben noch einmal völlig neu einzurichten. Pascal Merciers großer philosophischer Roman handelt von der Freiheit, unser Leben zu gestalten, und von der Freiheit, die uns die Literatur verspricht."

Samstag, 21. Oktober 2023

Weiler, Jan "Der Markisenmann"

Weiler, Jan "Der Markisenmann" [The Awning Man] - 2022

Ach, Jan Weiler. Ich liebe seine Geschichten über seinen italienischen Schwiegervater, seine Pubertiere, einfach alles, was er geschrieben hat.

Und so konnte er mich auch nicht mit seinem neuesten Werk enttäuschen. Eine Vater-Tochter-Geschichte, die es in sich hat. Wir blicken hier in eine nicht alltägliche Familie. Die meisten Töchter kennen ihren Vater von Geburt an. Bei Kim ist das anders. Sie ist fünfzehn und hat nur eine geringe Ahnung, wie er wohl aussehen kann.

Als sie dann die ganzen Sommerferien bei ihm verbringen muss, lernen sich die beiden kennen. Langsam aber sicher.

Ein sagenhaft interessantes Buch, das nicht nur die Geschichte dieser Familie beleuchtet sondern auch noch ein Blick in die BRD-DDR-Vergangenheit wirft. Wir lernen Menschen kennen, die am Rande der Gesellschaft stehen und vielleicht gerade deshalb total liebenswert sind.

Ein Buch, das ein sehr positives Gefühl hinterlässt. Danke, Jan Weiler.

Buchbeschreibung:

"Was wissen wir schon über unsere Eltern? Meistens viel weniger, als wir denken. Und manchmal gar nichts. Die fünfzehnjährige Kim hat ihren Vater noch nie gesehen, als sie von ihrer Mutter über die Sommerferien zu ihm abgeschoben wird. Der fremde Mann erweist sich auf Anhieb nicht nur als ziemlich seltsam, sondern auch als der erfolgloseste Vertreter der Welt. Aber als sie ihm hilft, seine fürchterlichen Markisen im knallharten Haustürgeschäft zu verkaufen, verändert sich das Leben von Vater und Tochter für immer. 

Ein Buch über das Erwachsenwerden und das Altern, über die Geheimnisse in unseren Familien, über Schuld und Verantwortung und das orange-gelbe Flimmern an Sommerabenden."

Freitag, 20. Oktober 2023

L’Engle, Madeleine "Die Zeitfalte"

L’Engle, Madeleine "Die Zeitfalte" (Englisch: A Wrinkle in Time) - 1962

Ich habe dieses Buch für den "1962 Club" gelesen.

Diese Buch-Challenge findet zweimal im Jahr statt und konzentriert sich auf ein Jahr und nur auf ein Jahr. Ich nenne es "Read theYear Club". Diesmal wurde 1962 ausgewählt. Weitere Informationen findet ihr bei Simon @ Stuck in a Book.

Ich hatte bereits sieben Bücher aus diesem Jahr gelesen (siehe hier) und dieses war eines, das wir zu Hause hatten, einer meiner Jungs muss es vor langer Zeit gelesen haben.

Fantasy oder Science-Fiction sind nicht wirklich mein Genre, aber ich finde hin und wieder welche, die trotzdem ganz nett sind.

Genauso wie dieses hier. Ich könnte nicht einmal sagen, was den Reiz an diesem Buch ausmacht, da die Science-Fiction völlig erfunden ist und Kinder die Welt zu retten (normalerweise verabscheue ich beide Teile in Geschichten), aber es war eine schöne Lektüre.

Der Stil gehört sicherlich dazu, die Art und Weise, wie die Charaktere beschrieben werden, die Interaktion zwischen ihnen. In dieser Geschichte gibt es viele sympathische Menschen.

Werde ich die anderen Bücher der Reihe lesen? Wahrscheinlich nicht. Aber ich bin froh, dass ich es gelesen habe.

Buchbeschreibung:

"Die Nacht, als alles begann, war dunkel und stürmisch ... Die dreizehnjährige Meg ist zwar ein Mathegenie, aber sie hält nicht viel davon, in der Schule auf die Lehrer zu hören. Also hat sie nichts als Ärger. Auch mit ihrem kleinen Bruder Charles, der über merkwürdige Begabungen verfügt und manchmal ihre Gedanken lesen kann. Als die beiden dann noch mitten in der Nacht Besuch von einer merkwürdigen alten Dame bekommen, wird ihr Leben gehörig auf den Kopf gestellt: Denn Meg und Charles erfahren, dass ihr Vater, ein berühmter Wissenschaftler, der seit Jahren verschwunden ist, auf dem weit entfernten Planeten Camazotz gefangen gehalten wird. Dort herrscht ES, das Böse schlechthin, das die Menschen zu willenlosem Gehorsam zwingt. Niemand kann sich seiner Macht entziehen. Doch es gibt einen Weg, ES zu besiegen und ihren Vater zu befreien. Und Meg und Charlie sind die Einzigen, die diese Aufgabe übernehmen können. Das Abenteuer durch Raum und Zeit kann beginnen ..."

Und hier ist Simons Liste mit allen Büchern aus dem Jahr 1962, die andere Blogger gelesen haben.

Montag, 16. Oktober 2023

Chabon, Michael "Sommerland"

Chabon, Michael "Sommerland" (Englisch: Summerland) - 2002 

Da viele von uns damals kleine Kinder/Jugendliche hatten, schlug jemand vor, ein Jugendbuch zu lesen. Mehrere wurden vorgeschlagen und wir entschieden uns für dieses, "Summerland" von Michael Chabon.

Dieser Roman beschreibt eine kleine Insel im Bundesstaat Washington, die während all ihrer Baseballspiele mit perfektem Wetter gesegnet war.
Dafür gibt es einen Grund, und der Leser findet schnell heraus, dass nicht nur Menschen auf diesem kleinen Stück unserer Erde leben und dass es auf unserem Globus mehr gibt als das, was wir unsere Welt nennen. 

Dies ist Fantasy gemischt mit ein wenig Sport und Abenteuer, ein perfektes Buch für junge Teenager und Vorpubertierende, die Magie mögen, aber auch für alle älteren, die Märchen und Fantasy schätzen. Ich bin selbst kein großer Fantasy-Fan, aber dieser kleine Roman hat mir sehr gut gefallen. Und ich habe ein wenig über Baseball gelernt, etwas, das ein Europäer wahrscheinlich nie verstehen wird, zumindest nicht diese Europäerin. ;-)

Wir haben dieses Buch im April 2004 in unserem internationalen Lesekreis besprochen.

Buchbeschreibung:

"Er ist ein lausiger Baseballspieler. Umso merkwürdiger, dass Ethan plötzlich von einem Talentspäher und Abgesandten aus einer anderen Welt dazu ausersehen wird, gegen den Kojoten, den Verursacher alles Bösen, in den Kampf zu ziehen. Eine nicht gerade Furcht erregende, aber sehr absonderliche Truppe aus fantastischen Gestalten zieht mit Ethan und seiner Freundin Jennifer los, um die Welt - nein: die Welten! - zu retten. Das erste Jugendbuch des Pulitzer-Preisträgers bietet fantastische Literatur vom Feinsten."

Wenn euch dies gefallen hat, mögt ihr vielleicht auch Michael Chabon's "Die Vereinigung jiddischer Polizisten" (The Yiddish Policeman's Union).

Samstag, 14. Oktober 2023

Kertész, Imre "Roman eines Schicksallosen"

Kertész, Imre "Roman eines Schicksallosen" (Ungarisch: Sorstalanság) - Fateless oder Fatelessness - 1975

Der Autor ist Holocaust-Überlebender, er war tatsächlich in zwei der großen Konzentrationslager und hat daher viel über seine Geschichte zu erzählen. Aber es ist die einzigartige Art und Weise, wie er uns von seinem frühen Leben erzählt, die seine Arbeit so besonders macht. Er erzählt das Leben eines fünfzehnjährigen Jungen, der während des Zweiten Weltkriegs in Ungarn aufwächst. Trotz vieler Ähnlichkeiten mit seinem eigenen Leben behauptet der Autor, dies sei nur eine Geschichte, die auf seinem Leben basiert.

Jedenfalls sehen wir das NS-Regime und die Konzentrationslager mit den Augen eines Kindes, das nichts anderes kennt.
Das ist sein Leben. Für ihn ist es "normal", dass sein Vater in ein Arbeitslager geschickt wird, dass seine Freunde verschwinden, daher ist er nicht allzu überrascht, wenn er auch dorthin geschickt wird. Er beschreibt seine Zeit im Lager so, als sei alles, was dort passiert, das Normalste auf der Welt. Wie schrecklich muss das gewesen sein! Als er nach dem Krieg nach Budapest zurückkehrt und dort Menschen trifft, deren Leben weiterging und die nicht in die Lager gingen, fällt es ihm schwerer, sich wieder in ein normales Leben einzuleben.

Imre Kertész erntete für seine "naive" Darstellung eines der schlimmsten Völkermorde aller Zeiten viel Kritik.
Ich finde seine Texte sehr interessant. Wer weiß, was ein Kind denkt, wenn es in einer verrückten Welt aufwächst, es ist die einzige Welt, die es kennt. Allerdings bin ich nicht die Einzige, der so denkt, denn:

"Bei seiner Ankunft stellt Gyuri fest, dass er sich nicht mit anderen Juden identifizieren kann und von ihnen wiederum abgelehnt wird. Als Außenseiter seines eigenen Volkes macht ihn seine Entfremdung zu einem übernatürlich scharfsinnigen Beobachter, der dogmatisch darauf besteht, alles, was er sieht, zu verstehen."

Buchbeschreibung:

"Imre Kertesz ist etwas Skandalöses gelungen: die Entmystifizierung von Auschwitz. Es gibt kein literarisches Werk, das in dieser Konsequenz, ohne zu deuten, ohne zu werten, der Perspektive eines staunenden Kindes treu geblieben ist. Wohl nie zuvor hat ein Autor seine Figur Schritt für Schritt bis an jene Grenze hinab begleitet, wo das nackte Leben zur hemmungslosen, glücksüchtigen, obszönen Angelegenheit wird."

Imre Kertész erhielt den Nobelpreis für Literatur 2002  "für ein schriftstellerisches Werk, das die zerbrechliche Erfahrung des Einzelnen gegenüber der barbarischen Willkür der Geschichte behauptet".

Ein weiteres interessantes Buch eines Nobelpreisträgers zum gleichen Thema:
Wiesel, Elie "Night" (Die Nacht)

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Freitag, 13. Oktober 2023

Hamsun, Knut "Pan"

 

Hamsun, Knut "Pan" (Norwegisch: Pan) - Pan - 1894

Wir hatten das Glück, ein norwegisches Mitglied zu haben, die ein großer Fan dieser Autorin ist. Sie war die richtige Vermittlerin zwischen uns und der Welt, in die Knut Hamsun uns führt.

Es fiel ihr schwer, das Lieblingsbuch ihres Lieblingsautors auszuwählen, die anderen ihrer Meinung nach guten: "Victoria" (Victoria. En kjærlighedshistorie), "Hunger" (Sult), "Segen der Erde" (Markens Grøde).
Das hat sie in der Schule gelesen.


Es ist faszinierend, wie der Autor die Natur beschreibt und erlebbar macht. Er riecht den Wald, malt ein Bild, erinnert uns an unsere Jugend, Liebe, Kultur, Natur, Zivilisation. Für einige von uns ist es ein Echo der Kindheit und Jugend, die innere Seele des Menschen, er liebte es, das zu erforschen. Es gibt einen Kampf zwischen Gegensätzen, Männer und Frauen, Natur und Stadt, die Liebesgeschichte ist herausragend, es gibt Hindernisse, Stolz, Eifersucht.

Uns gefielen die Symbolik und die Metaphern, z.B.
die wechselnden Jahreszeiten.


Die Mythologie spielt in dem Roman eine große Rolle, auch die Trennung zwischen seiner Liebe zur Natur und den Menschen. Wir waren von seiner Liebe zur Natur fasziniert.

Die Beschreibungen sowohl der Natur als auch der Charaktere sind wunderschön.
Es gab viele interaktive Beschreibungen sowie psychologische Analogien und Vergleiche.


Jemand näherte sich dem Buch sehr zögerlich, aber sie konnte sich dennoch damit identifizieren.

Fazit: Diese Geschichte verrät uns etwas über den Traum und die Sehnsucht, besser als das Leben selbst.


Und auch wenn nicht alle von uns von der Geschichte mitgerissen wurden, waren wir uns einig, dass es eine sehr interessante Lektüre war.

Es stellte sich die Frage, ob seine Charaktere in anderen Romanen auch dysfunktional sind?
Die Antwort darauf: absolut. Er erforscht den Geist. Seine Liebe zur Natur ist enorm, die Natur oberhalb des Polarkreises ist extrem.


Knut Hamsum war und ist einer der Lieblingsautoren vieler seiner Kollegen, sogar anderer Nobelpreisträger wie Thomas Mann, Hermann Hesse und Ernest Hemingway. Er hat alle Arten von Literatur beeinflusst und nicht nur seine eigene geschrieben. Er hat seinen Nobelpreis auf jeden Fall verdient.

Buchbeschreibung:

"Eine Romanze im Nordlandsommer

Der junge Lieutenant Glan erinnert sich eines zwei Jahre zurückliegenden Nordlandsommers. Dort lebte er inmitten der Natur in einer Hütte, fern aller Menschen - gleich Pan, dem Gott der Wälder. Eines Tages begegnete ihm Edvarda, fünfzehn oder sechzehn Jahre alt, mit einem braunen Gesicht, langen, dunklen Händen und einem großen Mund, der leuchtete. Liebestrunken leben sie dahin, bis der Herbst kommt.

'
Pan' spiegelt die tiefe Naturverbundenheit des berühmten norwegischen Erzählers und seine Vorliebe für exzentrisches, individualistisches Dasein am Rande der Zivilisation
."

Wir haben dies im März 2011 in unserem internationalen Lesekreis besprochen.

Knut Hamsun erhielt den Nobelpreis für Literatur 1920 "für sein monumentales Werk 'Segen der ErdeSegen der Erde'". 

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Montag, 9. Oktober 2023

Bennett, Alan "Così fan tutte"

Bennett, Alan "Così fan tutte" oder "Alle Jahre wieder – eine kleine Geschichte" (Englisch: The Clothes They Stood Up in) - 2001

Nachdem wir vor einiger Zeit "Die souveräne Leserin" (The Uncommon Reader) gelesen hatten, beschloss unser Lesekreis, ein weiteres Buch von Alan Bennett zu lesen. Ich hätte lieber etwas länger gewartet, bis ich ein anderes Buch des gleichen Autors gelesen hätte, aber es wurde von der Mehrheit beschlossen und es war kein sehr langes Buch (obwohl das für mich auch keine wirkliche Empfehlung ist).

Die Geschichte lässt uns über die Besitztümer nachdenken, die wir haben, und darüber, wie wichtig sie für uns sind.
Wie viel machen sie in unserem Leben aus?

Aber das ist auch alles.
Die Geschichte hat mir nicht besonders gefallen, weder der Schreibstil noch die Charaktere oder der Inhalt. Es war eine gute Geschichte, aber wie so oft wäre mehr wirklich mehr oder besser gewesen. Zu kurz für meinen Geschmack. Nicht wirklich so lustig wie angekündigt. Es kann eine Weile dauern, bis ich wieder eine Alan-Bennett-Geschichte aufgreife.

Einem einzigen Mitglied in unserer Gruppe gefiel die Geschichte, und ihre Kommentare gaben uns etwas mehr Einblick in die Geschichte. Das ist immer toll an einem Lesekreis.

Buchbeschreibung:

"Bei der Heimkehr nach einem Besuch der Oper 'Cosí fan tutte' finden Mr. und Mrs. Ransome - er Anwalt und Mozart-Liebhaber, sie Hausfrau - ihre Wohnung vollkommen leergeräumt vor...

Eine kleine Geschichte voller Lebensweisheiten, safter Ironie und überraschender Wendungen.
"

Samstag, 7. Oktober 2023

Smith, Dodie "Nur der Sommer zwischen uns"

Smith, Dodie "Nur der Sommer zwischen uns" oder "Sommerschloss" oder "Spiel im Sommer" (Englisch: I Capture the Castle) - 1948

Jeden Monat nehme ich an der Challenge "Six Degrees of Separation" teil. Wir bekommen immer ein Einstiegsbuch und suchen dann ein anderes Buch, das darauf verlinkt, und so weiter. Ich habe das Einsteigerbuch selten gelesen und oft ist es zu spät, es zu besorgen, oder ich habe kein Interesse daran. Aber dieses hier stand schon seit Ewigkeiten auf meiner Wunschliste, also beschloss ich, es zu lesen.

Ich fürchte, es hat mir nicht besonders gefallen.
Die Protagonistin ist ein 17-jähriges Mädchen, das ihr Tagebuch schreibt. Und genau so klingt es, als hätte es ein 17-jähriges Mädchen geschrieben. Und kein kluges 17-jähriges Mädchen, das gut schreibt, sondern nur ein Mädchen, das aus Langeweile einen Satz nach dem anderen aneinanderreiht.

Ich habe keine Ahnung, warum das so vielen Leuten zu gefallen scheint.
Es erinnerte mich an 
"Cold Comfort Farm", das auch von allen gelobt wird, aber ich konnte einfach nichts darin finden, was mich unterhielt.

Buchbeschreibung:

"'Während ich das hier schreibe, sitze ich im Spülbecken', lautet ein Eintrag in Cassandra Mortmains Tagebuch. Die 17-Jährige lebt mit Vater, Stiefmutter, Schwester und Bruder in einem heruntergekommenen Schloss auf dem Land und langweilt sich. Zum Zeitvertreib übt sie sich im Schreiben, und das am liebsten über ihre unkonventionelle verarmte Künstlerfamilie: den Schriftsteller-Vater, dessen erster Roman sich grandios verkauft hat, der aber seither unter einer Schreibblockade leidet und sich in Kriminalromane vergräbt, die einst glamouröse Model-Stiefmutter, die mit Vorliebe nackt durch die Landschaft spaziert, die schöne, aber meist missmutige Schwester Rose und den kleinen, aber schlauen Bruder Thomas. Dann stirbt überraschend der Schlossbesitzer, und als die Erben, zwei amerikanische Gentlemen, auftauchen, nimmt das Leben der Familie eine unerwartete Wendung."

Mittwoch, 4. Oktober 2023

Poe, Edgar Allan "Der Doppelmord in der Rue Morgue"

Poe, Edgar Allan "Der Doppelmord in der Rue Morgue und andere Verbrechergeschichten" (Englisch: The Murders in the Rue Morgue and other stories) - 1841

Unser Buch im internationalen Online Lesekreis im August 2023.

Düster, grausig, schaurig, abgründig, das habe ich irgendwo über die Werke von Edgar Allan Poe gelesen. Ja, dem kann ich nur zustimmen. Ich kenne Leute, die diese Art des Schreibens lieben, aber nicht ich. Ich hatte Angst, dass es mir nicht gefallen würde, habe aber mein Bestes gegeben, um etwas zu entdecken, das mich dazu verleiten könnte, mehr von diesem Autor zu lesen. Leider sollte das nicht so sein. Diesmal war es gut, dass das Buch nicht so dick war. Oder vielleicht trug das zu meiner Unzufriedenheit bei.

Mein größtes Problem bei Geschichten wie diesen ist, dass man daraus nichts lernen kann. Absolut gar nichts. Und das ist mein Hauptgrund zum Lesen. Unser Lesekreis hatte sich für eine Sammlung von Kurzgeschichten entschieden. Das Problem dabei ist immer, dass es in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Zusammenstellungen gibt. Dies waren die Geschichten der finnischen Mitglieder:
Das verräterische Herz (1843)
Der Kobold des Perversen (1845)
Der Doppelmord in der Rue Morgue (1841)
Das Geheimnis der Marie Rogêt (1843)
Der entwendete Brief (1844)
Du bist der Mann (1844)

Und diese waren in der englischen Ausgabe:
Das ovale Porträt
Ligeia
Eleonora
Morella
Berenice
Der Untergang des Hauses Usher
Die Maske des roten Todes
Hopp-Frosch
Die Grube und das Pendel
Das Fass von Amontillado
Der Goldkäfer
Der Doppelmord in der Rue Morgue
Das Geheimnis der Marie Rogêt
Der entwendete Brief

Die Gruppe hatte eine andere Meinung. Es gab eine wirklich gute Diskussion über Poes Werke und Leben. Einige hatten einige der grausamen und schrecklichen Werke gelesen, aber die meisten von uns hatten eine Auswahl einiger verschiedener Arten gelesen, von denen einige wirklich klug und intelligent sind, und man kann deutlich sehen, wie er ein Genre geschaffen hat, das die Literatur für Hunderte von Jahre beeinflusste.

Buchbeschreibung:

"Der Doppelmord in der Rue Morgue. Weitere schaurig-spannende Erzählungen vom Meister des Grauens und der bizarren Verbrechen. Edgar Allan Poes Geschichten gehen unter die Haut und halten einen bis zum letzten Wort in Atem.

Der amerikanische Schriftsteller und Dichter E. A. Poe (1809-1849) gilt als Erfinder des fantastischen Kriminalromans. In seinen grausamen, tragischen und spannenden Werken spürt man sehr deutlich den Einfluss der englischen und deutschen Romantik, besonders den von G. G. Byron und E. T. A. Hoffmann. Die Eigenart des Stils von E. A. Poe fand keine Nachfolger in seiner Heimat, sondern im Ausdruck des Schaffens von Charles Baudelaire und im Symbolismus und in der Dekadenzdichtung.
"

Montag, 18. September 2023

Westover, Tara "Befreit"

Westover, Tara "Befreit. Wie Bildung mir die Welt erschloss" - Educated - 2018

Dieses Buch steht schon seit einiger Zeit auf meiner Wunschliste. Aber wie ihr alle wisst, zu viele Bücher, zu wenig Zeit. Aber ein Lesekreismitglied hat es in letzter Zeit mehrmals empfohlen und so musste ich einfach zugreifen.

Sie hatte recht,es war ein hochinteressantes Buch. Die Autorin stammt aus einem Mormonenhaushalt und wurde zu Hause unterrichtet – oder besser gesagt nicht unterrichtet. Ich bin kein großer Fan von Heimunterricht, da ich zu viele negative Beispiele gesehen habe. Dies hier ist eines der Schlimmsten. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch ein paar gute Beispiele kenne, aber sie überzeugen mich immer noch nicht davon, dass es eine gute Idee ist. In diesen Fällen waren die Eltern selbst sehr gebildet und konnten dies sehr gut weitergeben. Ich habe vielen Kindern geholfen, in der Schule in Sprachen und Mathematik aufzuholen, aber ich hätte meine Kinder bemitleidet, wenn ich ihnen irgendein naturwissenschaftliches Fach hätte beibringen müssen.

Wie auch immer, Tara ist in einer Familie mit vielen Problemen aufgewachsen. Sie glaubt, dass ihr Vater bipolar war, und ich glaube, sie hatte Recht. Ihr Bruder war gewalttätigt, er missbrauchte seine jüngeren Geschwister sowohl körperlich als auch geistig, er behandelte niemanden gut, was sie erst erfuhren, als sie erwachsen waren.

Tara schaffte es, eine Ausbildung zu machen, sie besuchte sogar die Universität. Ganz alleine. Das zeigt, was für ein starker Charakter sie war, denn die meisten ihrer Geschwister kamen nicht weit. Und ich bin mir sicher, dass die meisten Menschen das auch nicht geschafft hätten. Dafür kann ich ihr nur applaudieren und sie bewundern. Und ich hoffe, dass einige Leute nach der Lektüre Hilfe bekommen. Auf jeden Fall ist es ein sehr lesenswertes Buch.

Buchbeschreibung:

"Tara Westover ist 17 Jahre alt, als sie zum ersten Mal eine Schulklasse betritt. Zehn Jahre später kann sie eine beeindruckende akademische Laufbahn vorweisen. Aufgewachsen im ländlichen Amerika, befreit sie sich aus einer ärmlichen, archaischen und von Paranoia und Gewalt geprägten Welt durch - Bildung, durch die Aneignung von Wissen, das ihr so lange vorenthalten worden war. Die Berge Idahos sind Taras Heimat, sie lebt als Kind im Einklang mit der grandiosen Natur, mit dem Wechsel der Jahreszeiten - und mit den Gesetzen, die ihr Vater aufstellt. Er ist ein fundamentalistischer Mormone, vom baldigen Ende der Welt überzeugt und voller Misstrauen gegenüber dem Staat, von dem er sich verfolgt sieht. Tara und ihre Geschwister gehen nicht zur Schule, sie haben keine Geburtsurkunden, und ein Arzt wird selbst bei fürchterlichsten Verletzungen nicht gerufen. Und die kommen häufig vor, denn die Kinder müssen bei der schweren Arbeit auf Vaters Schrottplatz helfen, um über die Runden zu kommen. Taras Mutter, die einzige Hebamme in der Gegend, heilt die Wunden mit ihren Kräutern. Nichts ist dieser Welt ferner als Bildung. Und doch findet Tara die Kraft, sich auf die Aufnahmeprüfung fürs College vorzubereiten, auch wenn sie quasi bei null anfangen muss … Wie Tara Westover sich aus dieser Welt befreit, überhaupt erst einmal ein Bewusstsein von sich selbst entwickelt, um den schmerzhaften Abnabelungsprozess von ihrer Familie bewältigen zu können, das beschreibt sie in diesem ergreifenden und wunderbar poetischen Buch."

Samstag, 16. September 2023

Nadolny, Sten "Die Entdeckung der Langsamkeit"

 

Nadolny, Sten "Die Entdeckung der Langsamkeit" - The Discovery of Slowness - 1983

Eine interessante Geschichte basierend auf dem erfolgreichen Polarforscher Sir John Franklin.

Ein wunderbarer Bericht über sein Leben und seine Entdeckungen, aber auch eine großartige Beschreibung, wie etwas, das normalerweise als negativ angesehen wird, in diesem Fall eine "Langsamkeit", die als "geistige Behinderung" angesehen wird, zum Guten von etwas genutzt werden kann.
In diesem Fall ermöglicht die "Langsamkeit" der Figur, sich besser auf das zu konzentrieren, was sie erreichen möchte.

Sehr gut geschrieben, interessante Perspektive, mir hat dieses Buch wirklich gefallen.

Buchbeschreibung:

"'Die Entdeckung der Langsamkeit' ist Seefahrer-, Abenteuer- und Entwicklungsroman zugleich. Unnachahmlich erzählt er von der Langsamkeit als Lebensprinzip. Zum 65. Geburtstag Sten Nadolnys in neuer Ausstattung und mit ausführlichem Nachwort des Autors. Sten Nadolnys vielfach preisgekrönter Roman über den Arktisfahrer John Franklin ist seit seinem Erscheinen 1983 zum Weltbestseller und modernen Klassiker geworden. 'Die Entdeckung der Langsamkeit' erzählt die abenteuerliche Lebensgeschichte des Seefahrers John Franklin, der von der Entdeckung der legendären Nordwestpassage träumt und dem die Bedächtigkeit zum erfolgreichen Lebensprinzip wird. Bis heute fand Nadolnys zeitloser Roman über die Kunst der Langsamkeit allein in Deutsch­land mehr als 1,5 Millionen Leser."

Freitag, 15. September 2023

Gavalda, Anna "Zusammen ist man weniger allein"

Gavalda, Anna "Zusammen ist man weniger allein" (French: Ensemble c'est tout) - Hunting and Gathering - 2006

Noch ein Lesekreisbuch. Den meisten in der Gruppe gefiel dieser Roman wirklich gut, aber als ich sagte, dass das nicht gerade mein Stil sei, meinte eines unserer Mitglieder: "Das war doch zu einfach, oder?" Natürlich hatte sie Recht. Obwohl ich das wahrscheinlich nicht als typischen "Chick-Lit" bezeichnen würde, war es für meinen Geschmack nicht tief genug. Für mich war es kein "unwiderstehlicher Roman, der ein Genie des Geschichtenerzählens mit lebendigem, exquisitem Schreiben und Charakteren verbindet, die aus den Seiten springen".

Das einzige Vergnügen, das ich an diesem Buch hatte, war, dass ich es auf Französisch las.


Übrigens waren wir uns alle einig, dass der englische Titel "Jagen und Sammeln" total dumm war. Der deutsche kommt dem Originaltitel schon näher.


Buchbeschreibung:

"Anna Gavalda ist eine Art literarische Fachfrau fürs Verlassen und Verlassenwerden, für missglückte Leben und Lieben - Lieben, in denen sich nicht zuletzt die Dinge selbst gegen zwischenmenschliche Beziehungen verschwören. In ihrem Überraschungserfolg Ich wünsche mir, daß irgendwo jemand auf mich wartet waren es unter anderem ein Handy, ein Sportwagen und ein IKEA-Bett, die das Zusammenleben zwischen Mann und Frau auf recht unterschiedliche Arten und Weisen zumindest im Wege standen. Und in dem Nachfolgeband Ich habe sie geliebt muss die Protagonistin erfahren, dass sie sich mit ihrem Mann (wegen eines knarrenden Bettgestells) wohl allzu diskret geliebt hat, um ihr gegenseitiges Begehren über die Jahre zu retten. In Gavaldas - im Übrigen wieder einmal wundervoll einfühlsam von Ina Kronenberger ins Deutsche übertragenen - Roman Zusammen ist man weniger allein nun geht es einmal mehr um die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit: an Hand von Menschen, die in einer Pariser Wohngemeinschaft eher zufällig zusammengekommen sind.

Da ist der schüchterne Philibert, von Geburt her von Adel, aber im Verhältnis zu Frauen eher ein Kretin: ganz im Gegensatz zu Franck, einem gutmütigen Koch, der seine geliebte, schon etwas sehr altersschwache Großmutter Paulette durchs Leben bringt. Und da ist natürlich noch Camille, die den Gaumenfreuden Francks krankhaft widersteht - und im Alltag zwar als Putzfrau arbeiten muss, eigentlich aber eine künstlerische Karriere verdient hätte. Eine verrückte Vierergruppe, die das Leben zusammengespült hat.

Zusammen ist man weniger allein ist eine Art moderner Variante von Goethes Wahlverwandtschaften, wobei nie so ganz sicher ist, ob die Chemie zwischen den Figuren stimmt, und eigentlich auch ohne Wahl. Aber es ist nicht nur dicker, sondern auch etwas fröhlicher und glücklicher als Gavaldas frühere Bücher. Und das tut der Geschichte keinen Abbruch - ganz im Gegenteil. Überaus vergnüglich, witzig, und nur manchmal traurig. - Stefan Kellerer"

Wir haben dies im Februar 2007 in unserem internationalen Lesekreis besprochen.

Mittwoch, 13. September 2023

Akyün, Hatice "Einmal Hans mit scharfer Soße"

Akyün, Hatice "Einmal Hans mit scharfer Soße. Leben in zwei Welten" [Once Hans with Hot Sauce. Living in Two Worlds] - 2005

Ich hatte mir von diesem Buch etwas anderes versprochen. Ich habe schon oft Bücher von Immigranten und Immigrantenkindern und Menschen mit "Migrantenhintergrund" gelesen (zuletzt "Das Geheimnis meiner türkischen Großmutter" von Dilek Güngör) und fand sie eigentlich immer recht gut. Aber dieses hier. Nun ja, vielleicht gefällt mir die Autorin nicht. Zum einen ist das halbe Buch voll von Beschreibungen ihrer Schuhe und Kleidung, mit so etwas kann ich erst mal gar nichts anfangen. Das ist für mich "Chick Lit", billigster Liebesromankitsch.

Zum anderen hat sie Wünsche, die mache vielleicht noch nachvollziehen können, die aber genauso unerfüllbar sind wie ein Flaschengeist. Sie möchte einen Deutschen, der aber türkische Manieren hat, abe rnicht zu türkisch, bloß nicht zu türkisch, sie will ja einen Deutschen. Also was nun? Und auch, wenn sie für den Wunsch ihrer Eltern, sie so schnell wie möglich unter die Haube zu bringen, kein Verständnis aufbringt, ist sie doch dauernd auf der Suche nach ihrem "Traumhans". Überhaupt der Name Hans und Helga für alle Deutschen. Ich kenne vielleicht mal zwei Männer mit Namen Hans und zwei Frauen mit Namen Helga. Elisabeth oder Maria für Frauen der Helga-Generation, Josef und Peter statt Hans, hätte ich noch verstanden, aber Hans und Helga? LOL

Na ja, es war nicht mein Ding. Und ich glaube auch nicht, dass ich mir den Film antuen möchte.

Buchbeschreibung:

"Der Multikulti-Alltag einer selbstbewussten Deutsch-Türkin - erfolgreich verfilmt von Grimme-Preisträgerin Buket Alakus

1001 Geschichten aus einem Leben zwischen Berlin und dem Bosporus: Amüsant und pointiert rückt Hatice Akyün den Eigenarten von Türken und Deutschen zu Leibe.

'
Hans und Helga heißen alle Deutschen bei uns Türken', schreibt Hatice Akyün, 'und jedes Mal, wenn ich in die Türkei fahre, heißt es: ‚Hast du jetzt endlich einen Hans gefunden?‘ Natürlich habe ich ihn noch nicht gefunden. Ein Hans, der galant genug wäre, mir beim ersten Date - wie in der Türkei üblich - die Autotür aufzuhalten, ist mir noch nicht begegnet. Und türkische Männer trauen sich nicht mehr in meine Nähe. Seither bin ich das Sorgenkind meiner Familie. Sie kennen meine Familie noch nicht? Dann kommen Sie her, und setzen Sie sich, und vergessen Sie nicht, etwas zu essen mitzubringen, denn das macht man so bei uns. Ich entführe Sie in ein Deutschland, das Sie unter Garantie noch nicht kennen. Geschichten aus 1001 Nächten im Ruhrpott, nachdem mein Vater nach Deutschland gekommen ist, um hier zu arbeiten. Stellen Sie sich auf eine längere Reise ein, denn es geht um so etwas wie den Eintritt in ein anderes Universum.'

Hatice Akyüns autobiographisch gefärbter Bestseller wurde 2014 von Grimme-Preisträgerin Buket Alakus mit großartigen Schauspielern, viel Humor und spürbarer Liebe zu den Figuren als charmante deutsch-türkische Komödie erfolgreich verfilmt
."

Montag, 11. September 2023

Moggach, Deborah "Die Liebe einer Tochter"

Moggach, Deborah "Die Liebe einer Tochter" (Englisch: The Carer) - 2019

Ich habe "Tulpenfieber" (Tulip Fever) von der gleichen Autorin gelesen und fand es sehr gut. Als mir ein Freundin dieses zum Leihen anbot, nutzte ich die Gelegenheit.

Man kann die beiden Bücher überhaupt nicht vergleichen.
Nicht nur, weil es sich um ein anderes Thema handelt. Es liest sich einfach eher wie seichte Mädelsliteratur, getarnt als ernster Roman.


Während dies ein großartiger Roman über das Altern und darüber sein könnte, wie die Pflege eines senilen Vaters alle Ressourcen und Energie in Anspruch nehmen kann, entwickelte sich die Geschichte mehr und mehr zu einer Seifenoper voller Familiengeheimnisse. Ich hätte auf all das verzichten können und es wäre vielleicht ein brillanter Roman geworden. Dies ist einfach sehr unwirklich. Fehlt nur noch ein Mord und die Landung eines außerirdischen Raumchiffes, dann wären alle Genres abgedeckt.

Laut Goodreads ist der Roman humorvoll.
Das konnte ich nicht erkennen.


Buchbeschreibung:

"Mehr als eine Haushaltshilfe hat der 80-jährige emeritierte Hochschullehrer James bereits in die Flucht geschlagen - bis Mandy kommt, mit Leggings und Glitzer-Oberteilen, ein bisschen zu laut und zu bunt. Warmherzig und pragmatisch bringt sie frischen Wind nicht nur in James‘ zurückgezogenes Leben. Phoebe und Robert erkennen ihren Vater kaum wieder: Er, der sich dem Familienleben meist entzogen, niemals eine Sportveranstaltung seiner Kinder besucht oder Freizeit mit ihnen verbracht hat, schwärmt von den Ausflügen mit Mandy, von Zoo-Besuchen und Einkaufsbummeln und schaut sich Quizsendungen im Fernsehen mit ihr an. Mandy scheint ihn komplett um den Finger gewickelt zu haben. Zunächst erleichtert, werden die Geschwister misstrauisch ...

Doch dann geschieht etwas völlig Unerwartetes … und alle müssen ihr Leben und ihre Beziehungen zueinander neu überdenken.
"

Samstag, 9. September 2023

Taschler, Judith W. "Sommer wie Winter"

Taschler, Judith W. "Sommer wie Winter" [Summer and Winter] - 2011

Ich habe von der Autorin bereits "Roman ohne U" gelesen und fand ihn hervorragend. Ich dachte, dies sei ein neuer Roman, als ich ihn in meiner Buchhandlung fand. Nachdem ich ihn beendet hatte, stellte ich fest, dass dies ihr erstes Buch war. Respekt. Ich wundere mich nicht, dass noch mehr dazukamen.

Ich kann wenig zum Verlauf der Geschichte erzählen, die Buchbeschreibung sagt schon fast zu viel. Das Buch ist wirklich total spannend und man will wissen, was in dem Dorf passiert ist, wie es dazu kam, dass alle im Krankenhaus liegen und den Vorfall nun erzählen müssen. Das Buch ist hervorragend geschrieben, spannend wie ein Krimi. Oder ein Psychothriller. Obwohl es beides nicht ist. Aber eben total interessant.

Ich kann dieses Buch nur empfehlen und werde sicher noch mehr Bücher von Judith W. Taschler lesen.

Buchbeschreibung:

"In einem Krankenhaus in der österreichischen Provinz wird eine Familie behandelt, sechs Menschen, zwei von ihnen schwer verletzt. Sie alle erzählen einem Therapeuten ihre Geschichte.

In einem Bergdorf führten sie einen Hof mit einer Pension für Touristen, die sie beneideten um ihr einfaches, naturverbundenes Leben. Doch unter der scheinbaren Idylle brodelte es.

Zorn, Neid und Eifersucht herrschten, auch wenn neimand darüber sprach. Bis es zu spät war und etwas Schreckliches passierte …"