Berlin, Peter "So sind sie, die Schweden: Die Fremdenversteher von Reise-Know-How" [This is how the Swedes are] - 2017
Ein interessantes Buch über Schweden. Da mein Sohn beschlossen hatte, dort für seinen Master dort zu studieren (was inzwischen geschehen ist), hatte ich mir etwas Lesematerial besorgt. Der Autor ist ein Schwede, der die meiste Zeit seines Lebens im Ausland verbracht hat. So ähnlich wie bei uns, na ja, fast.
Mit viel Humor beschreibt er die kleinen und großen Unterschiede zwischen Schweden und anderen Menschen, die natürlich lange nicht so großartig sind wie eben unsere Schweden.
Wie viel von diesen Erzählungen nun wirklich stimmt, weiß ich erst, wenn ich weitere Bücher der Serie "Die Fremdenversteher" gelesen habe, am besten von Ländern, in denen ich auch gelebt habe.
Aber das Buch hat mir so ganz gut gefallen.
Klappentext:
"Geben wir es ruhig zu: Die Schweden sind manchmal seltsam. Sie essen seltsame Dinge. Sie benehmen sich seltsam. Sie sind mal zu steif und mal ein bisschen zu locker. Sie lachen über Dinge, die nicht lustig sind.
Die Fremdenversteher liefern Antworten: Knapp, bissig und voller überraschender Einsichten. Am Ende ist klar: So sind sie eben, die Schweden!
Die Fremdenversteher über die Schweden: 'Die Schweden sind ein geschäftstüchtiges, aufrichtiges Volk, das an einer milden Form von Größenwahn leidet. […] Die Schweden sind in der Hinsicht einzigartig, dass sie eigentlich gegen kein anderes Land etwas haben. Die herablassende Haltung, die sie ihren nordischen Nachbarn gegenüber einnehmen, rührt nicht daher, dass man eine Abneigung gegen sie hätte, sondern von der sicheren Überzeugung, dass Schweden überlegen ist.'
Die Fremdenversteher: Die Reihe, die kulturelle Unterschiede unterhaltsam macht. Mit trockenem englischen Humor, Mut zur Lücke, einem lockeren Umgang mit der politischen Korrektheit - aber immer: feinsinnig und auf den Punkt. Die Fremdenversteher sind die deutsche Ausgabe der Xenophobe's® Guides - bei Reise Know-How.
Die Fremdenversteher: Empfohlen bei leichter bis mittelschwerer Xenophobie!"
Mittwoch, 31. August 2022
Berlin, Peter "So sind sie, die Schweden"
Dienstag, 30. August 2022
Marx, Karl "Das Kapital"
Marx, Karl "Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie" - Capital. Critique of Political Economy - 1867
In meinem englischen Blog nehme ich an einem Thema teil, "Non-fiction November" (Sachbuchlektüre im November). Beim ersten Mal habe ich ein Buch ausgesucht, das ich schon seit Ewigkeiten lesen wollte. "Das Kapital". Als ich vor über einem Jahrzehnt ein Profil bei Facebook erstellte, nahm ich an einigen ihrer Umfragen teil und stellte fest, dass ich sehr liberal bin (keine Überraschung), "so weit links wie möglich, bevor ich in Stalins Hinterhof trete" (as far left as can be before heading into Stalin's backyard). Das war natürlich eine US-amerikanische Umfrage. (Im Vergleich zu ihren Republikanern stimmt das sicherlich.) Aber ich weiß, Karl Marx würde sich im Grabe umdrehen, wenn er sähe, was in vielen Ländern aus seinen Ideen gemacht wurde. Die Skandinavier sind wahrscheinlich die besten Beispiele dafür, was er den Menschen wünschte. Und ich gehöre zu denjenigen, die an öffentliche Gesundheitsversorgung, kostenlose Bildung für alle, einen anständigen Mindestlohn, eine gute Altersvorsorge "glauben" und an alles, was die Leute ablehnen, die meinen, das bringt den "Kommunismus" in ihr Land.
Aber genug davon, ich glaube, ich habe es oft genug gesagt und kenne Leute, die anderer Meinung sind, aber keine bessere Antwort finden. Sie scheinen es zu begrüßen finden, dass die reichen Bonzen niedrige Einkommenssteuern zahlen während andere hungern.
Also das Buch. Als ich es auf der Seite ankündigte, dass ich dies im November lese, erhielt ich viele Kommentare wie "schwer zu lesen", "gut gemacht, wäre mir zu schwer". Eigentlich fand ich es am Anfang eher langweilig. Mein Hintergrund ist mehr oder weniger kaufmännisch, zumindest musste ich während meiner Ausbildung viele Fächer in dieser Richtung belegen. Ich wusste also, wie Nachfrage und Angebot den Preis bestimmen, Material und Herstellung zusammen sind die Basis dafür.
Aber alles in allem steht in diesem Buch viel über die Anfänge der Industrialisierung und was da beim "kleinen Mann" schief gelaufen ist, komischerweise ist vieles davon immer noch schief, der Arbeiter wird immer noch vom Arbeitgeber ausgebeutet. Siehe Diskussionen zum Thema Mindestlohn. Sie haben heutzutage zum Glück mehr Rechte (dank dieser angeblich "besch...enen"-Gewerkschaften, eine weitere Idee, gegen die die meisten Konservativen sind), aber das bedeutet nicht, dass viele Arbeitgeber nicht versuchen werden, diese zu umgehen und, wenn sie sich daran halten müssen es, keinen Schritt weiter gehen, als sie müssen.
Ich bin mir sicher, dass es viele Bücher gibt, die das für unsere Zeit besser und einfacher erklären, damit auch die hartnäckigsten Gegner verstehen, dass sich die Welt nicht nur um sich selbst dreht, dass es so viel schöner wäre, wenn die Menschen ihren Egoismus aufgeben würden Einstellungen. Aber ich bezweifle, dass sie sie verstehen wollen. Dieses Buch und diese Ideologie gibt es jetzt seit mehr als 150 Jahren und vieles hat sich nicht geändert. Leider.
Dies ist auch eine sehr gute Geschichtsstunde.
Zugegeben, das Buch hat einige trockenere Passagen, aber alles in allem finde ich es sehr lesenswert. Ich würde das gerne mit Leuten diskutieren, die es gelesen haben, und sehen, ob sich ihre Meinung geändert hat.
Beschreibung:
"Kaum ein theoretisches
Werk hat die Welt so stark verändert wie Das Kapital von Karl Marx. Marx
zielte bei der Abfassung des Kapitals darauf, die zwanghafte
Gesetzmäßigkeit der kapitalistischen Produktionsweise zu entschlüsseln.
'Sie wissen es nicht, aber sie tun es' - dieser Satz aus dem ersten
Kapitel kann deshalb als Präambel des ganzen Werks gelesen werden, einem
mit ebenso viel theoretischem Scharfblick wie akribischer Genauigkeit
vorgetragenen Versuch, der Gesellschaft ein Bewusstsein ihrer eigenen
materiellen Existenzgrundlage zu vermitteln."
Ich habe auch "Das Kommunistische Manifest" (The Communist Manifesto) von Marx und Engels gelesen.
Montag, 29. August 2022
Mann, Thomas "Der Zauberberg"
Mann, Thomas "Der Zauberberg" - The Magic Mountain - 1924
"Buddenbrooks" ist eines meiner Lieblingsbücher überhaupt. Thomas Mann ist ein sehr berühmter deutscher Nobelpreisträger und hat viele lesenswerte Bücher geschrieben. Warum ich nicht mehr Romane dieses fantastischen Autoren gelesen habe, ist mir schleierhaft. Aber das war ein erster Schritt.
"Der Zauberberg". Schon der Titel klingt bezaubernd. Wer würde da nicht gerne einsteigen, auch wenn man dafür 1.100 Seiten durcharbeiten muss, um ans Ende zu kommen? Ich denke, dieses Buch verdient fünf Sterne nur für den brillanten Titel, der sowohl im Original als auch im übersetzten Titel so magisch ist.
"Der Zauberberg" ist viel philosophischer als die "Buddenbrooks", macht aber nicht wirklich mehr Hoffnung. Der Roman ist als "Bildungsroman" einzuordnen, als Bildungs- und Erziehungswerk. Es könnte genauso gut eine Ironie sein.
Thomas Mann lebte in einer sehr schwierigen Zeit, er wurde 1875 geboren, war sich also der Situation in Europa vor dem Ersten Weltkrieg durchaus bewusst und erlebte auch den Zweiten.
Dieser Roman ist eine großartige Idee, ganz Europa in ein Schweizer Sanatorium zu stecken und sie eine Lösung für die Situation finden zu lassen, in der sich der Kontinent befindet. Aber sie können nicht, oder? Der Haufen lungenkranker Menschen unterschiedlichster Bildung, die meisten davon ziemlich reich, sind alle mit ihrem eigenen Problem beschäftigt, wollen mit ihrer Krankheit fertig werden, versuchen, wieder gesund zu werden und in die "normale" Welt zurückkehren.
Die Worte des Autoren sind sowohl weise als auch schön, ironisch und philosophisch, historisch und erstaunlich zeitgenössisch.
Hans Castorp ist ein junger Mann mit Geld, der ein Lebensziel zu haben scheint, das in einer Minute über den Haufen geworfen wird, als er einen Cousin besucht, der sich in einem Schweizer Sanatorium aufhält. So wie wir uns einen Aufenthalt in einem Sanatorium vorstellen, geht es ganz langsam los, so wie man sich vielleicht fühlt, wenn man selbst in einen solchen Ort eingewiesen wird. Aber es wird besser, viel besser, versprochen. Es ist erstaunlich, wie jemand zu Beginn des 20. Jahrhunderts so viel Einblick in die heutige Welt hatte. Wahrscheinlich, weil sich die Geschichte nicht viel ändert.
Die Handlung der Geschichte ist leicht erklärt, da gibt es nicht viel. Das macht es aber nicht uninteressant. Im Gegenteil, dem Buch liegen viele Ideen zugrunde. Man kann dieses Buch nicht schnell lesen, aber vergessen kann man es ebensowenig. Es wird unsfür den Rest unseres Lebens begleiten.
Dies ist ein fantastisches Buch. Gebt ihm eine Chance.
Buchbeschreibung:
"Wenn irgendwann einmal ein Preis für den besten Buchtitel vergeben werden sollte, würde für mich Thomas Manns Zauberberg ganz oben auf die Liste gehören. Noch bevor ich das Buch gelesen hatte, weckte schon das Wort Neugier auf eine magische Welt. Nun, wer den Zauberberg kennt, weiß, daß dies kein Buch von fremden Feenwelten ist, und doch waltet hier eindeutig Magie.
Die erste magische Leistung besteht darin, eine Handlung, die in einem Satz zusammengefaßt werden kann, auf 1.000 Seiten zu packen: Der junge Hamburger Hans Castorp, Sproß einer Patrizierfamilie lebt bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs sieben Jahre in einem Schweizer Luxussanatorium für Lungenkranke, ohne selbst krank zu sein.
Die zweite magische Leistung ist Thomas Manns Sprache, die auch in tausend Jahren nichts von ihrer Kraft verloren haben wird.
Die dritte magische Leistung ist die Behandlung der Figuren, die alle mehr mehr sind als bloße Protagonisten. Sie sind Exponate ihrer Zeit, jede für sich repräsentiert einen Teil geistigen Lebens in einer Ära, deren Ende sich vollzog während Thomas Mann am Zauberberg saß und schrieb.
Die vierte magische Leistung schließlich, die zauberbergigste vielleicht, ist das Spiel mit dem Leser. Oder besser: das Spiel mit der Geschwindigkeit des Lesers. Thomas Mann erreicht, daß dem Leser zehn Minuten Lesen wie eine halbe Stunde Lesen vorkommen, und zwar genau dann, wenn Hans Castorp denkt, er habe eine halbe Stunde geträumt. Wie sich herausstellt, waren es zehn Minuten.
Elf Jahre hat Thomas Mann an dem Buch geschrieben, das doch eigentlich nur eine Weiterführung des Themas aus Tod in Venedig sein sollte. Es wurde einer der meist gelesenen deutschen Romane. Zu recht. Bettina Albert"
Thomas Mann erhielt den Nobelpreis für Literatur 1929 "vornehmlich
für seinen großen Roman 'Buddenbrooks', der im Laufe der Jahre eine
immer mehr sich festigende Anerkennung als ein klassisches Werk der
zeitgenössischen Literatur gewonnen hat".
Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier
finden.
Ich hatte das Glück, das Buddenbrookhaus in Lübeck besuchen zu können, meine Erfahrungen könnt ihr hier nachlesen (in Englisch).
Samstag, 27. August 2022
Lenz, Siegfried "Zaungast"
Lenz, Siegfried "Zaungast" (Edition Welttag) [Spectator over the Hedge] - 2002
Dieses Büchlein wurde 2002 zum Welttag des Buches herausgegeben. Es beinhaltet folgende Kurzgeschichten:
- Kummer mit jütländischen Kaffeetafeln
- Eine Schulstunde auf japanisch
- Das Gelächter des Kukkaburra
- Die Stunde der Taucher
- Sonntag eines Ranchers
- Hinter der Fliegenschnur
- Unter Dampf gesetzt
In der ersten Geschichte erzählt er von seiner Liebe zu Dänemark, der Liebe der Dänen zu Kaffeetafeln, die ja bei allen Skandinaviern beliebt ist. Dann kommt die Höflichkeit der Japaner an die Reihe, danach seine Erkenntnisse aus Australien und die Begnung mit einem komischen Vogel. Die Taucher räumen in Hamburg nach dem Krieg ganze Wracks aus dem Hafen, die Rancher sind natürlich in den USA, bei der Fliegenschnur geht es um einen spanischen Wirt und den Dampf finden wir natürlich in einer finnischen Sauna.
Ja, so reisen wir mit unserem Autor durch die Welt. Eine nette Sammlung, die Lust auf mehr Lenz macht. Siegfried Lenz hat alle Länder und deren Menschen genau beobachtet und meisterhaft beschrieben.
Buchbeschreibung:
"'Sieben Orte, sieben verschiedene Kulturen mit teilweise fremden Bräuchen ergeben hier sieben esprit- und humorvolle Erzählungen über nicht alltägliche Begegnungen.' Peter Mohr im 'Mannheimer Morgen' Ob er den Kummer mit jütländischen Kaffeetafeln schildert, vom schweißtreibenden Aufenthalt in einer finnischen Sauna erzählt oder eine Schulstunde auf japanisch dokumentiert: es ist eine Freude, mit Siegfried Lenz auf Reisen zu gehen. Man kann es in der Gewißheit tun, etwas Besonderes, Ungewöhnliches zu erleben. Zu finden ist es auf einer Ranch im westlichen Amerika genauso wie in einer spanischen Kneipe. Und man hört förmlich jenen legendären Vogel, auf den der Erzähler vor einer Australienreise neugierig gemacht wird und der ihn prompt als Phantom begleitet. Dieser Vogel kann lachen."
Siegfried Lenz hat 1988 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.
Kafka, Franz "Die Verwandlung"
Kafka war einer der Schriftsteller, die ich in der Schule lesen musste und deren Lektüre ich ganz furchtbar fand. Besonders diese Geschichte hier. Das war wohl der erste Schritt, der jegliche "fantastische Literatur" auf meine Negativ-Liste setzte.
Ich kann mit dieser Art Idee nichts anfangen. Ich habe mir damals sogar gewünscht, dass Kafkas Freund, der ihm versprochen hatte, alle seine Werke nach Kafkas Tod zu vernichten, dies auch eingehalten hätte. Hat er leider nicht und so müssen sich ewig und drei Tage die Schüler mit dem Lesen seiner Geschichten herumquälen.
Was will der Autor uns mit dieser Geschichte sagen? Keine Ahnung. Und ich will es auch wirklich nicht wissen.
Buchbeschreibung:
"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt". Schon der erste Satz aus Kafkas berühmter Erzählung vermittelt schlagartig die Irritation, die sich in das Verhältnis zur empirischen Wirklichkeit eingeschlichen hat, die die problematische Schnittstelle äußerer und innerer Realitäten bestimmt."
Freitag, 26. August 2022
Kleist, Heinrich von "Prinz Friedrich von Homburg"
Kleist, Heinrich von "Prinz Friedrich von Homburg oder die Schlacht bei Fehrbellin" - The Prince of Homburg - 1809/1810
Obwohl es einen echten Prinzen von Homburg gab, der 1675 in der Schlacht bei Fehrbellin kämpfte, ist der Name die einzige Ähnlichkeit mit dem Stück.
Wie bei allen anderen Theaterstücken bevorzuge ich, dass sie aufgeführt werden, da sie dafür gemacht wurden. Es ist jedoch immer sehr interessant, sie auch einmal zu lesen.
Bei diesem muss man definitiv berücksichtigen, dass es zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschrieben wurde, als das Gewinnen eines Krieges das wichtigste Thema war, über das die meisten Menschen sprachen (obwohl sich die Zeiten leider nicht SO sehr geändert haben!)
Das Stück hat alles, Liebe und Krieg. Ich fand den historischen Hintergrund interessant und bin daher froh, dass ich das gelesen habe.
Buchbeschreibung:
"Der Prinz von Homburg, ein junger General in der Armee des Großen Kurfürsten, ist nach einem langen Feldzug erschöpft. Er schlafwandelt und bindet sich dabei einen Lorbeerkranz. Mehrere Adlige bemerken dies, worauf der Große Kurfürst mit dem Prinzen ein Spiel treibt, das damit endet, dass der Prinz der Nichte des Kurfürsten, Prinzessin Natalie, seine Liebe erklärt und einen ihrer Handschuhe ergreift."
Ich habe auch "Die Marquise von O...." (The Marquise of O-) gelesen, eine Novelle, die mir viel besser gefallen hat.
Donnerstag, 25. August 2022
Golden, Arthur "Die Geisha"
Ich habe dieses Buch zweimal gelesen - einmal bei meinem ersten Lesekreis, dann später noch einmal mit dem nächsten. Beim ersten Mal mochte ich das Buch, aber ich dachte nicht, dass ich es noch einmal lesen würde. Beim zweiten Mal hat es mir viel mehr Spaß gemacht. Nachdem ich es bei dem Treffen besprochen hatte, fand ich es sogar noch interessanter.
Dieses Buch zeigt den Unterschied zwischen östlicher und westlicher Kultur sowie die Veränderungen in der Gesellschaft während der paar Jahrzehnte. Es gab so viel zu diskutieren, dieses Buch enthält einfach so viele verschiedene Ideen. Es lohnt sich auf jeden Fall, es (wieder) zu lesen.
Wir haben dies im Mai 1999 in unserem Britischen Lesekreis und im Oktober 2005 in unserem internationalen Lesekreis besprochen.
Buchbeschreibung:
"Laut Arthur Goldens fesselndem ersten Roman bedeutet das Wort 'Geisha' nicht 'Prostituierte', wie ignorante Abendländer zuweilen vermuten - sondern vielmehr 'Kunstgewerblerin' oder 'Künstlerin'. Um das Geisha-Erlebnis für die Erzählkunst einzufangen, trainierte Golden so lange und so hart wie jede Geisha, die die Kunst der Musik, des Tanzes, der klugen Konversation, des cleveren Kampfes mit konkurrierenden Schönheiten und der geschickten Verführung wohlhabender Kunden meistern muß. Nachdem er seinen akademischen Grad in japanischer Kunst und Geschichte an der Harvard und der Columbia Universität erhalten hatte - und seinem M.A. für Anglistik - lernte er in Tokio einen Mann kennen, der der uneheliche Sohn eines angesehenen Geschäftsmannes und einer Geisha war. Diese Begegnung inspirierte Golden dazu, zehn Jahre lang jedes Detail der Geisha-Kultur zu erforschen. Dabei stützt er sich hauptsächlich auf die Erfahrungen der Geisha Mineko Iwasaki, die Jahre damit verbrachte, die ganz Reichen und die ganz Berühmten zu bezaubern.
Das Ergebnis ist ein Roman mit der breiten gesellschaftlichen Leinwand (und der Liebe zum Zufall) eines Charles Dickens und der Beobachtungsgabe für die Feinheiten des erotischen Manövrierens einer Jane Austen. Der Leser erlebt das gesamte Leben einer Geisha mit, von ihren Anfängen 1929 als verwaistes Mädchen in einem Fischerdorf, über die triumphale Versteigerung ihrer 'Mizuage' (Jungfräulichkeit) als Teenager zu einem Rekordpreis, bis hin zu ihren späten Jahren als die angesehene Geliebte ihres mächtigen Traumkunden mit einem Hang zur Nostalgie. Wir erfahren, daß eine Geisha eher mit der abendländischen Idee einer Frau als Statussymbol vergleichbar ist als mit einer Prostituierten - und daß, wie bei Austen, unverholene Prostitution und früher Tod für eine Frau die Alternative zum repressiven, obskuren System der Brautwerbung sind. In einfacher, eleganter Prosa führt uns Golden direkt zur Geisha in die Teestube; wir sind dabei, während sie - in einer gesellschaftlichen Situation, in der durch eine geistreiche Bemerkung, eine allzu offenherzige (oder zuwenig offenherzige) Zurschaustellung von nackter Haut unter dem Kimono oder ein boshaftes Gerücht, das von einer Rivalin 'so gemein wie eine Spinne' verbreitet wird, Karrieren gemacht oder zerstört werden - anmutig um ihr Leben kämpft.
Goldens Netz ist fein gesponnen, doch sein Buch hat einen ernsthaften Makel: die wahre Romanze der Geisha klingt hohl - die Liebe ihres Lebens ist ein Symbol, nicht eine Figur. Ihre niederträchtige Geisha-Nemesis ist scharf gezeichnet, aber sie wäre deutlicher erkennbar, wenn wir einen tieferen Blick in die Gründe für ihre motivlose Bösartigkeit bekämen - in das Elend, das alle Geishas teilen. Trotzdem, Golden hat den Grand Slam der Belletristik gewonnen. Er hat eine überzeugende Protagonistin in einer anschaulichen, mittlerweile untergegangenen Welt geschaffen. Großartig fängt er die Kultur Japans ein, indem er seine Gedanken in authentischen fernöstlichen Metaphern zum Ausdruck bringt."
Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.
Mittwoch, 24. August 2022
Lessing, Gotthold Ephraim "Nathan der Wise"
Lessing, Gotthold Ephraim "Nathan der Wise" - Nathan the Wise - 1779
Ich habe meinen internationalen Freunden, die auf der Suche nach einem nicht-englischen Klassiker sind, diese Erzählung empfohlen. Sie hat alle Zeitenwechsel überstanden und ist heute so aktuell wie in der Vergangenheit. Ein Meisterwerk über Philosophie, über Juden, Christen, Muslime und dass sie alle gleich sind, anscheinend war es 1779 revolutionär, nun, ich denke, es ist heute noch revolutionär.
Die Art und Weise, wie die drei monotheistischen Religionen dargestellt und die Probleme zwischen ihren Anhängern gezeigt werden, ist präzise und leider immer noch so wahr wie eh und je.
Ein großer, wichtiger Teil der Literatur. Lest es, ihr werdet es genießen.
Buchbeschreibung:
"Kernstück dieser Dichtung ist die 'Parabel von dem Ring', dessen Besitz den Erben der wahren Religion kenntlich machen soll. Lessing will im 'Nathan' zeigen, dass 'nicht die Wahrheit, in deren Besitz ein Mensch ist oder zu sein vermeint, sondern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit zu kommen, den Wert des Menschen macht'.
Im Nachwort wird der 'Nathan' literaturgeschichtlich eingegliedert und auf Textgeschichte und Textgestaltung eingegangen."
Dienstag, 23. August 2022
Kishon, Ephraim "Beinahe die Wahrheit"
Kishon, Ephraim "Beinahe die Wahrheit" - 1985
Mit Ephraim Kishon verbinde ich immer Ferienanfang. Unser Deutsch- und Klassenlehrer hat uns nämlich immer am letzten Schultag eine Geschichte von diesem tollen Schriftsteller vorgelesen. Wie er das geschafft hat, ohne ständig laut aufzulachen, ist mir ein Rätsel.
Wir haben seine Geschichten geliebt. Wenn er von der "besten Ehefrau von allen" erzählte, oder von seinen Problemen mit Handwerkern (die ich heute leider nur zu gut nachvollziehen kann), war er einfach köstlich. Als ich einige Jahre später sein geliebtes Israel besuchte, fühlte ich mich fast in seine Geschichten versetzt.
Hier erzählt er uns, wie er zu seinen Geschichten kommt und wie dicht sie an der Wahrheit sind. Auch das ist ein herrliches Buch zum Schmunzeln.
Ganz egal, in welcher Stimmung man ist, wenn man ein Buch von Kishon anfasst, danach ist man auf jeden Fall immer guter Laune.
Buchbeschreibung:
"Wie lebt ein echter Satiriker, hat es seine Familie immer lustig mit ihm, eilt er als Pointenfeuerwerk durch die Welt, mit einem Schmunzeln um den Mund, erzählt er, was er wirklich erlebt hat - oder ist alles nur Blendwerk seiner dichterischen Phantasie? Auf diese Fragen gibt Ephraim Kishon hier die 'beinahe' ehrliche Antwort. Vor dem Hintergrund einiger seiner Lieblingsgeschichten, die er 'in einer demokratischen Umfrage mit sich selbst' ausgesucht hat, erzählt er von den Abenteuern seiner literarischen Kinder und so erstmals auch von sich. Er gibt Einblicke in seine Werkstatt und in sein Privatleben, aber er entdeckt auch seine Gedanken über die zeitgenössische Realität aus seiner originellen satirischen Sicht."
Montag, 22. August 2022
Dürrenmatt, Friedrich "Der Besuch der Alten Dame"
Dürrenmatt, Friedrich "Der Besuch der Alten Dame" - The Visit - 1956
Eine geistreiche Geschichte, die zudem auch sehr philosophisch ist und mit viel Humor durchsetzt.
Eines der Bücher, die wir in der Schule lesen mussten. Das auch heute noch in der Schule gelesen wird. Und zu recht. Die Erzählung ist nicht nur gut geschrieben, sie beinhaltet auch viele Themen. Wie sehr Menschen sich doch ändern können, wenn es zu ihrem Vorteil ist. Besonders ins Negative. Was sind Menschen bereit, für Geld zu tun?
Dies ist eine der wichtigsten Fragen, die hier gestellt und auch beantwortet werden. Das Buch ist schon mehr als ein halbes Jahrhundert alt, könnte aber genauso gut heute stattfinden.
Ich schaue mir Theaterstücke ja lieber an als dass ich sie lese. Ich habe dieses Schauspiel nicht nur in der Schule meines Sohnes gesehen, wo es von der Oberstufe aufgeführt wurde - und das sehr gut, ich habe es inzwischen auch als Musical genießen können. Wer die Gelegenheit dazu hat, sollte es unbedingt wahrnehmen. Und natürlich das Buch lesen.
Beschreibung:
"Die Milliardärin Claire Zachanassian besucht die verarmte Kleinstadt Güllen (in Wirklichkeit Ins, im Schweizer Kanton Bern) in der sie einst ihre Kindheit und Jugend als Klara ('Kläri') Wäscher verbracht hat. Während die Einwohner auf finanzielle Zuwendungen und Investitionen hoffen, will Claire vor allem Rache für ein altes Unrecht: Als sie im Alter von 17 Jahren von dem 19-jährigen Güllener Alfred Ill ein Kind erwartete, leugnete dieser die Vaterschaft und gewann mit Hilfe bestochener Zeugen den von Klara gegen ihn angestrengten Prozess. Entehrt, wehrlos und arm musste Klara Wäscher ihre Heimat verlassen, verlor ihr Kind, wurde zur Prostituierten, gelangte jedoch später durch die Heirat mit einem Ölquellenbesitzer (der noch acht weitere Ehen folgten) an ein riesiges Vermögen.
Spoiler:
Als Ill schließlich, von Schuld und Angst zermürbt, fliehen und nach Australien auswandern will, stellen sich ihm die Güllener auf dem Bahnsteig in den Weg, und der Zug fährt ohne ihn ab. 'Ängstlich wie ein gehetztes Tier' erkennt Ill: 'Ich bin verloren.' Wenig später bringt ihm der Bürgermeister ein geladenes Gewehr und lässt es, zum Selbstmord einladend, in Ills Laden zurück. Der jedoch zögert, wächst über sich selbst hinaus und besinnt sich anders. Aus seiner Resignation wird Einsicht und er beschließt, sich seinen Mitbürgern auszuliefern. Stolz lässt der Bürgermeister in der Presse verkünden, Frau Zachanassian habe durch Vermittlung ihres Jugendfreundes Ill der Stadt eine Milliardenstiftung geschenkt. Vor laufenden Kameras bilden die Bürger eine Gasse für Ill. Die schließt sich immer enger um ihn. Als sie sich wieder öffnet, liegt Ill tot am Boden. 'Herzschlag' und 'Tod aus Freude' sind die Kommentare von Amtsarzt und Presse. Claire lässt den Toten in einen mitgebrachten Sarg legen - 'Er ist wieder so, wie er war' -, händigt dem Bürgermeister den Milliardenscheck aus und reist noch am selben Tag ab nach Capri, wo bereits ein Mausoleum auf Ills Leichnam wartet.
Samstag, 20. August 2022
Weiler, Jan "Die Ältern"
Weiler, Jan "Die Ältern" [The Elders] (Pubertiere #4) - 2020
Wie schon die letzten Pubertier-Bücher fand ich auch diese Geschichte von Jan Weiler über seine Kinder und seine Familie höchst amüsant, wenn ich auch hie und da mit etwas Wehmut zu kämpfen hatte. Meine Kinder sind ja nun schon lange aus dem Haus und auch weit weg (im Gegensatz zu denen vieler Verwandter, Nachbarn und Freunden) und so kann ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge über Clara und Nicks Erlebnisse nachdenken.
Wie immer, frage ich mich natürlich, wieviel von den Geschichten wirklich in der Familie Weiler passiert sind und wieviel aus anderen Sippen dazu gepackt wurde.
So oder so, Jan Weiler hat mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich vermute, das war das letzte Buch zum Thema Pubertiere, aber er hat ja schon ein neues Buch geschrieben, "Der Markisenmann". Gerne würde ich es gleich lesen, aber das es wohl noch eine Weile dauert, bis es als Taschenbuch herausgegeben wird, muss ich mich wohl noch ein wenig gedulden.
Buchbeschreibung:
"Jan Weilers neue, hinreißend amüsante Geschichten über Eltern, deren Nachwuchs flügge wird
Irgendwann ist es soweit: Wenn aus Pubertieren Erwachsene werden, ist es an Papa und Mama, sich zu verwandeln. Eben noch Gegner mutieren sie zu den milde belächelten, ahnungslosen: Ältern. Und natürlich sind sie darauf ganz schlecht vorbereitet, denn ist ja so: Man ist 49, fühlt sich wie 29 - wird aber behandelt, als sei man 79. Und sieht einer ungewissen Zukunft ohne Wäscheberge, Jungs-Deo und leeren Chipstüten entgegen. Beunruhigt fragt man sich vielleicht: Werden die in die Freiheit entlassenen Pubertiere noch einmal den Weg zurück in den heimischen Stall finden? Und was wird eigentlich, wenn sämtliche Lastschriftaufträge für die Kinder einmal erloschen sein werden? Ist man dann für immer allein?"
Rhue, Morton "Die Welle"
Rhue, Morton "Die Welle. Bericht über einen Unterrichtsversuch, der zu weit ging" (Englisch: The Wave)" - 1981
"Macht durch Disziplin! Macht durch Gemeinschaft! Macht durch Handeln!
Ein junger Lehrer entschließt sich zu einem ungewöhnlichen Experiment. Er möchte seinen Schülern beweisen, dass Anfälligkeit für faschistoides Handeln und Denken nicht etwas ist, das nur andere Menschen betrifft - Faschismus ist hier mitten unter uns und in jedem von uns. Doch die 'Bewegung', die er auslöst, droht ihn und sein Vorhaben zu überrollen: Das Experiment gerät außer Kontrolle."
Dies ist nur der Anfang dieses Romans, den der Lehrer Ben Ross, der das Experiment begann, unter einem Pseudonym schrieb. Das Buch basiert auf einer wahren Lebensgeschichte, die sich in einer High School in Palo Alto, Kalifornien, zugetragen hat.
Dieser Roman ist hochinteressant. Ich habe es in der Schule gelesen und wir haben darüber gesprochen, und ich habe es meine Söhnen lesen lassen, als sie alt genug waren. Ich denke, jeder sollte es lesen, weil es viel erklärt. Da ich im Nachkriegsdeutschland geboren wurde und mein ganzes Leben mit unserer Geschichte leben musste, hat es mir geholfen, einige Dinge zu verstehen, die ich vielleicht so nicht verstanden hätte.
Der Autor hat einen großartigen Weg gefunden, jedem beizubringen, warum man ins Böse hineingezogen werden kann und warum wir nie vergessen sollten, wie das passieren kann, aber auch nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen, weil wir nie wissen, was wir getan hätten.
Ich bezweifle das Datum des Romans, ich war mir sicher, dass ich ihn in der Schule gelesen hatte, diese aber eine ganze Weile vor 1981 verlassen habe.
Freitag, 19. August 2022
Kästner, Erich "Das doppelte Lottchen"
Lisa ist eine verwöhnte Göre und lebt mit ihrem alleinerziehenden Vater in Wien. Als sie neun Jahre alt ist, wird sie in ein Sommerlager in Norddeutschland geschickt. Dort entdeckt sie, dass sie ein Doppelgänger zu sein scheint. Während sie anfangs so wütend ist, dass die Mädchen die ganze Zeit streiten, obwohl Lottie ein ruhiges Mädchen ist, entdecken sie bald, dass etwas nicht stimmt. Ihr Geburtstag ist am selben Tag, Lottie hat nur eine Mutter, so viele seltsame Einzelheiten. Sie gehen davon aus, dass es sich um getrennte Zwillinge handelt, weil sich die Eltern scheiden ließen. Also beschließen sie, die Plätze zu tauschen, Lisa geht als Lottie nach München, um bei der Mutter zu bleiben, während Lottie in Wien die Rolle der Lisa übernimmt.
Vielen kommt die Geschichte bestimmt vertraut vor. Ich denke, fast jeder hat schon einmal einen Film darüber gesehen. Zuerst kam der deutsche Film (siehe hier auf IMDb) von 1951, der als erster mit dem Deutschen Filmpreis
ausgezeichnet wurde. Das Drehbuch wurde von Erich Kästner selbst geschrieben. Und die Zwillinge werden von echten Zwillingen gespielt. Deshalb ist er natürlich auch viel besser als die amerikanischen Versionen, aber die sind international bekannter. Entweder der von 1961 mit Hayley Mills, die beide Rollen spielte, oder der von 1998 mit Lindsey Lohan, die ebenfalls beide Zwillinge vertritt. Es gibt noch viele weitere Anpassungen, aber diese sind wahrscheinlich die international bekanntesten.
"Das doppelte Lottchen" wurde bereits 1942 geschrieben, aber da der pazifistische Autor von den Nazis verboten wurde, dauerte es eine Weile, bis es veröffentlicht wurde.
Schon damals führte dies zu vielen Diskussionen. Scheidung galt als kein gutes Thema für ein Kinderbuch und eine alleinerziehende, erfolgreiche berufstätige Mutter war nicht gerade das Bild, das die Leute sehen wollten.
Erich Kästner war ein sehr erfolgreicher deutscher Autor. Dieses Buch unterscheidet sich ein wenig von seinen anderen Büchern, da die Hauptfiguren Mädchen sind und die Mutter eine starke Frau ist.
Ich habe dieses Buch gelesen, als ich ziemlich jung war und es wirklich geliebt. Ich habe es noch einmal gelesen, als meine Kinder klein waren. Dabei spielt es keine Rolle, wie alt man ist und man Kinder hat oder nicht. Es ist ein großartiges Buch zum Lesen.
Buchbeschreibung:
"Es ist schon merkwürdig,
wenn sich zwei Mädchen in einem Ferienheim gegenüberstehen und
feststellen, dass sie sich gleichen wie ein Ei dem anderen. Luise Palfy
aus Wien hat zwar lange Locken und Lotte Körner aus München zwei
geflochtene Zöpfe - das ist aber auch wirklich der einzige Unterschied.
Sie beschließen, dem Geheimnis ihrer Ähnlichkeit auf den Grund zu gehen:
Luise fährt als Lotte nach München zurück und Lotte als Luise nach
Wien."
Donnerstag, 18. August 2022
Bernières, Louis de "Corellis Mandoline"
Bernières, Louis de "Corellis Mandoline" (Englisch: Captain Corelli's Mandolin) - 1994
Dies war das erste Buch, das ich jemals mit einem Lesekreis gelesen habe. Während ich es las, hätte ich nicht gesagt, dass es mir schwergefallen ist, es zu verstehen, aber ich könnte wahrscheinlich sagen, dass es mir schwergefallen ist, es zu begreifen. Nachdem ich darüber gesprochen hatte, sah ich den Roman mit anderen Augen. Deshalb bin ich seitdem Mitglied in einem Lesekreis.
Ich denke, diese Geschichte verdient mehr als einen Hollywood-Film, es gibt so viele Themen im Buch selbst, so viele Fragen, die auftauchen. Es ist sicherlich eines dieser Bücher, die man öfter als einmal lesen kann.
Das Einzige was mir nicht gefallen hat, ist das Ende. Es war auf eine Weise zu lang, auf eine andere zu kurz. Wer es gelesen habt, weiß sicher, was ich meine.
Wir haben dieses Buch im Mai 1999 in unserem britischen Lesekreis besprochen.
Buchbeschreibung:
"Wo weiße Felsen das Meer vom Himmel trennen, erscheint alles idyllisch: Die Männer schwimmen mit den Delphinen, der Landarzt weiß über alles und jeden Bescheid, und dessen schöne eigenwillige Tochter Pelagia ist mit einem jungen Fischer verlobt. Doch dann greift die Historie nach der kleinen Insel und Mussolini marschiert ein: Krieg und Verrat bedrohen Liebe und Freundschaft. Die jungen Männer schließen sich den Partisanen an, die Deutschen kommen, und alle Versuche des italienischen Offiziers Antonio Corelli, den militärischen Drill mit Musik und Arien zu beantworten, schlagen fehl. Er gewinnt zwar die Herzen, aber keine Schlacht."
Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.
Mittwoch, 17. August 2022
Storm, Theodor "Pole Poppenspäler"
Storm, Theodor "Pole Poppenspäler" - Paul the Puppeteer - 1874
Eine Novelle eines berühmten deutschen Autors, der als eine der wichtigsten Figuren des deutschen Realismus bekannt ist.
Er wurde mit Thomas Hardy verglichen. Ich finde den Vergleich nicht schlecht. Theodor Storm ist auf jeden Fall einen Blick wert.
In dieser Geschichte erzählt er uns von einem Mann namens Paul (plattdeutsch: Pole), der ein Puppenspieler ist (es hat sicher jeder erraten, Poppenspäler auf Plattdeutsch).
Das war natürlich eine Novelle, die wir in der Schule lesen mussten. Ich habe es sehr genossen und selbst nach all den Jahren ist es mir immer noch lebhaft in Erinnerung. Als ich beim Umzug auf mein altes Exemplar stieß, beschloss ich, es noch einmal zu lesen.
Und es hat sich nichts verändert. Das Buch ist immer noch so gut, wie damals, ich es zum ersten Mal gelesen habe. Wir erfahren vom Wandel der Welt, wie das Marionettentheater aus dem Alltag verschwindet, wie so andere Dinge, die mit dem Aufkommen des Fernsehens abhanden kamen. Aber wir hören auch vom Leben derer, die reisen und den Menschen Freude bereiten.
Der Autor wurde in Husum geboren, einer liebenswerten Stadt an der Nordsee, in der man noch heute sein Haus besichtigen kann. Er nannte es "Die graue Stadt am Meer". Aber sie ist überhaupt nicht grau, es hat einige schöne (hauptsächlich rote Backstein-) Gebäude, und die Lage am Meer macht Husum noch attraktiver.
Buchbeschreibung:
"Pole Poppenspäler
ist die erste Künstlernovelle Storms. Er erzählt darin die Geschichte von der Tochter des Puppenspielers Tendler, der Lisei, und dem Kunstdrechsler und Mechanicus Paul Paulsen. Als die Puppenspieler einmal in Pauls Heimatstadt ein Gastspiel geben, faßt Paul starke Zuneigung zu dieser fremden Welt und besonders zu der Puppenspieler-Tochter. Nach Jahren trifft er die Lisei wieder, hilft ihr aus einer schwierigen Lage und heiratet sie schließlich, obwohl er daheim Widerstand gegen die unstandesgemäße Heirat erwarten muß. Das bringt ihm den Spitznamen 'Pole Poppenspäler' ein.
Theodor Storm, der die Meinung vertritt: 'Wenn du für die Jugend schreiben willst, so darfst du n i c h t für die Jugend schreiben!', hat mit dieser Erzählung einen der wertvollsten Lesetexte für die Jugend geschaffen.
Ausführliche Anmerkungen sowie Storms Nachwort zur ersten Buchausgabe vervollständigen das Heft."
Dienstag, 16. August 2022
Heidenreich, Elke - Die "Else Stratmann" Bücher
Heidenreich, Elke "Darf's ein bisschen mehr sein? Else Stratmann wiegt ab" - 1984
Buchbeschreibung:
"Abgewogene Weisheiten der bekanntesten Metzgersgattin Deutschlands
Watt halten Sie dennu von diese Idee mitte Eliteschulen? Stimmt watt nich mitte deutsche Hausfrau? Fragen wie diese stellt sich die Metzgersgattin mit dem Herzen auf dem rechten Fleck, die Elke Heidenreich elf Jahre lang in Hörfunk und Fernsehen verkörperte. Die Großen nimmt Else Stratmann ebenso aufs Korn wie die Zustände im 'trauten Heim'. Jeder kriegt bei ihr ordentlich sein Fett weg."
Heidenreich, Elke "Geschnitten oder am Stück?" - 1985
Buchbeschreibung:
"Legendär: Elke Heidenreich erklärt als Else Stratmann die Welt.
Mit
Else Stratmann durchs Leben: Ob es um unerwünschte Weihnachtsgeschenke,
Männermode oder Liebesbriefe nach Paris geht - Else Stratmann weiß
Bescheid. Sogar, wenn es um so schwierige Dinge wie Demokratie geht:
'Demmokratie, datt is datt, watt wir hier so ham, nä, alle Dingens- äh-
Staatsgewalt geht vonnet Volk aus, also eigentlich regieren Sie un ich,
aber datt is schwer zu begreifen, au Mann.'"
Heidenreich, Elke "Mit oder ohne Knochen?" - 1986
Buchbeschreibung:
"Für alle Fans von Elke Heidenreich: Else Stratmanns Monologe über Gott und die Welt
Oft
versteh ich se nich, de Welt. Früher konntich immer alles sofort
erklären, aber datt lässt auch nach, Sie, seit einige Zeit binnich mit
mein Latein am Ende, un ich sach Ihn’ eins: Wenn Else Stratmann schon de
Welt nich mehr versteht, dann doch SIE ers recht nich, da machense sich
ma nix vor."
Danke, Elke, für diese wunderbaren Geschichten.
Montag, 15. August 2022
Fallada, Hans "Jeder stirbt für sich allein"
Fallada, Hans "Jeder stirbt für sich allein" - Every Man Dies Alone - 1947
Ein sagenhafter Wälzer. Eine sagenhafte Geschichte. Ein sagenhafter Erzähler.
Hans Fallada hat über das Leben und den Tod der Eheleute Elise und Otto Hampel erfahren und ihre Lebensgeschichte wiedererzählt. Er hat sie als Anna und Otto Quangel unsterblich gemacht und damit nicht nur ihnen, sondern auch all den anderen kleinen Widerstandskämpfern ein Denkmal gesetzt. All denjenigen, die nicht einfach zusehen wollte, wie die Gesellschaft vor die Hunde ging. Die sich nicht später vorwerfen lassen wollten, nichts getan zu haben.
Ja, es hat sie gegeben, die Annas oder Elises und Ottos. Verzweifelt haben sie versucht, ihre Nächsten wachzurütteln, vielleicht doch den ein oder anderen zu bewegen, nicht einfach alles hinzunehmen oder - schlimmer noch - es auch noch für gut zu befinden.
Ich kann es bis heute nicht wirklich verstehen, wie Menschen einfach zusehen konnten. Meine Eltern haben mir andere Geschichten erzählt, vom Versuch ihrer Eltern, sich nicht mitreißen zu lassen und trotzdem ihren Kindern eine Zukunft zu bieten. Heute sehe ich, wie vieles sich wiederholt. Wie Menschen irgendeine Geschichte glauben, nur weil sie oft genug wiederholt wird.
Bringt Hans Fallada und andere Schriftsteller wie ihn wieder in die Schulen. Lasst Kinder daran teilhaben, was alles falsch laufen kann. Sonst sind wir ganz schnell wieder da, wo wir schon einmal waren und wo wir nie, nie wieder hinwollten.
Buchbeschreibung:
"Ein einzigartiges Panorama des Berliner Lebens in der Nazizeit: Hans Falladas eindringliche Darstellung des Widerstands der kleinen Leute avancierte rund 60 Jahre nach ihrer Entstehung zum überragenden Publikumserfolg in Deutschland und der Welt. Millionen Leser sind berührt von der Geschichte des Ehepaars Quangel, das nach dem Kriegstod des Sohnes einen ganz privaten Weg findet, sich gegen das unmenschliche Regime zur Wehr zu setzten und so die eigene Seele zu retten.
Ein Berliner Ehepaar wagte einen aussichtslosen Widerstand gegen die Nazis und wurde 1943 hingerichtet. Von ihrem Schicksal erfuhr Hans Fallada aus einer Gestapo-Akte, die ihm durch den Dichter und späteren Kulturminister Johannes R. Becher in die Hände kam. Fieberhaft schrieb Fallada daraufhin diesen Roman nieder und schuf ein Panorama des Lebens der 'normalen' Leute im Berlin der Nazizeit: Nachdem ihr Sohn in Hitlers Krieg gefallen ist, wollen Anna und Otto Quangel Zeichen des Widerstands setzen. Sie schreiben Botschaften auf Karten und verteilen sie in der Stadt. Die stillen, nüchternen Eheleute träumen von einem weitreichenden Erfolg und ahnen nicht, dass Kommissar Escherich ihnen längst auf der Spur ist."
Donnerstag, 11. August 2022
García Márquez, Gabriel "Liebe in Zeiten der Cholera"
Wir haben dieses Buch im November 2008 in unserem internationalen Lesekreis diskutiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass es für uns westeuropäische Frauen schwierig ist, einen lateinamerikanischen Mann zu verstehen. Wir fanden es am Anfang etwas langsam oder sogar schwierig, haben nicht verstanden, warum wir den ersten Teil brauchten, weil Jeremiah de Saint-Amour, der Fotograf, nichts mit der Geschichte zu tun hatte. Und wir haben nicht verstanden, warum der Arzt so sauer auf ihn war, obwohl er selbst eine Affäre hatte.
Wie auch immer, ich mochte diesen Roman und die meisten unserer Mitglieder auch. Wir mochten den Stil des Buches, aber nicht die Charaktere, was es schwierig machte, das Buch im Großen und Ganzen zu mögen. Wir hassen es immer noch, wenn eine Frau keine Kontrolle über ihr Leben hat.
Der Schreibstil war großartig, die Vorstellungskraft wunderbar, die Charaktere sehr lebhaft beschrieben, die Details verblüffend. Der Autor ist offensichtlich ein großartiger Geschichtenerzähler. Richtig, ich war mit dem Lebensstil der Protagonisten nicht einverstanden, aber das bedeutet nicht, dass sie völlig unsympathisch sein müssen. Und sie alle suchten nach der "Großen Liebe". Wir waren uns alle einig, dass wir uns nicht sicher sind, ob es nur eine Person gibt, mit der man ein wunderbares Leben führen kann. Es gab viele Arten von Liebe: Untreue, unerwiderte, leidenschaftliche, langjährige eheliche Liebe.
Ich vermute, das macht dieses Buch zu einer Liebesgeschichte - und sicherlich zu einer der großartigsten, die je geschrieben wurden. Da wir daran interessiert waren, hat eine unserer Mitglieder die Diagnose Cholera nachgeschlagen und, siehe da, es gibt Ähnlichkeiten zwischen der Liebe und dieer Krankheit.
Dieser Roman wurde von innen heraus in der lateinamerikanischen Kultur geschrieben, aus männlicher Sicht, wir konnten wir uns nicht vorstellen, dass eine Frau so schreibt. Wir haben es jedoch nicht bereut, es gelesen zu haben, obwohl es nicht das war, was wir erwartet hatten. Dies ist sicherlich ein Buch, das man erneut lesen und anderen Lesekreisen empfehlen kann.
Wir waren uns alle einig, dass es am realistischsten war, als der Autor über das Alter sprach.
Angeblich ist der Film eine der engsten Darstellungen eines Buches.
Buchbeschreibung:
"Nichts auf der Welt ist schwieriger als die Liebe. Das erleben Fermina Daza und Doktor Juvenal Urbino tagtäglich in ihrer mehr als fünfzigjährigen Ehe. Und niemand erfährt das schmerzlicher als Fermina Dazas ewiger Verehrer Florentino Ariza, der 51 Jahre, 9 Monate und 4 Tage auf sie gewartet hat. Schwärmerisch hat er in poetischen Briefen um sie geworben, sie in aller Keuschheit gewonnen und wieder verloren, aber nie aufgehört, sie zu lieben. Während Fermina Daza an der Seite ihres Mannes, eines hoch geachteten Arztes, ein großbürgerliches Leben führt, bringt es Florentino Ariza durch beruflichen Erfolg zu großem Wohlstand. Er ist ein nimmermüder Schürzenjäger, im Herzen aber Fermina Daza immer treu geblieben, und noch am Abend der Beerdigung ihres Mannes erklärt er ihr erneut seine Liebe.Ein großer Liebesroman, eine Geschichte voller Lebenskraft und Poesie.
'Ohne die reichen Bücher von García Márquez wäre unsere Welt entschieden ärmer.' Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Mein erster Roman von García Márquez war "Hundert Jahre Einsamkeit" (One Hundred Years of Solitude), den ich diesem immer noch vorziehe.
Gabriel García Márquez erhielt 1982 den Nobelpreis für Literatur "für seine Romane und Erzählungen, in denen sich das Phantastische und das Realistische in einer vielfacettierten Welt der Dichtung vereinen, die Leben und Konflikt eines Kontinents widerspiegeln".
Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.
Mittwoch, 10. August 2022
Kaminer, Wladimir "Russendisko"
Nachdem ich ein anderes Buch von Wladimir Kaminer gelesen hatte (Ausgerechnet Deutschland. Geschichten unserer neuen Nachbarn), erinnerte ich mich daran, dass ich eine andere Erzählung dieses wunderbaren Autors gelesen habe, das ich noch nicht rezensiert habe. Nun, los geht's.
Der Autor ist einer der vielen Russlanddeutschen, die kurz nach dem Mauerfall nach Deutschland kamen. Dies ist ein Buch über all seine Landsleute, die - wie er - in Berlin gelandet sind. Seine Kurzgeschichten erzählen uns, wie er seine neue Heimat kennenlernte, indem er Berlin erkundete und seinen Weg in die Diskotheken fand, die oft von Russen geführt wurden.
Es ist eine lustige Art zu versuchen, unsere neuen Mitbürger zu verstehen. Während seine Geschichten oft unsere Vorstellungskraft übersteigen - er ist ein Meister des Sarkasmus - bringen sie uns alle zum Lachen.
Ich habe dieses Buch letztes Jahr erneut gelesen, mindestens ein Jahrzehnt, nachdem ich es zum ersten Mal in die Hand genommen hatte. Es war immer noch genauso lustig. Seine Geschichten über seine Anfänge in Deutschland, das Leben vieler Russen in Deutschland und besonders in Berlin sind entzückend und großartig zugleich. Ich liebe den skurrilen Humor des Autors und wie er seinen ehemaligen und neuen Landsleuten das Micky nimmt. Niemand hat eine solche Beobachtungsgabe wie er. Man könnte ihn den "deutschen" Bill Bryson nennen.
Buchbeschreibung:
"Wladimir Kaminer erzählt vom ganz normalen Blues und Alltag vor seiner Haustür. Die kleinsten Geschichten sind dabei die größten und so richtig ernst wird es noch nicht einmal dann, wenn der Autor seinem herrlich urrussischen, fatalistischen Schwermut freien Lauf lässt.
Berlin ist im Aufbruch, sagt man. Wenn man Kaminer liest, erahnt man, was damit wohl eigentlich gemeint sein sollte: Der Aufbruch führt ins Chaos und hat viele schöne Begleiterscheinungen. Willkommen in Absurdistan... die nächste Tram fährt direkt dorthin. Berliner, lest dieses Buch, so kennt Ihr Eure Stadt noch nicht! Und Nicht-Berliner, packt vorher schon mal Eure Koffer! Darauf einen Wodka, 'meine kleinen Freunde'!"
Dienstag, 9. August 2022
Goethe, Johann Wolfgang von "Iphigenie auf Tauris"
Ein Theaterstück von Goethe, eines der Bücher, die man im deutschen Gymnasium lesen muss. Iphigenie ist die Tochter von Agamemnon, die sie der Göttin Artemis anbietet. Obwohl die Göttin Iphigenie rettet und sie auf die Insel Tauris bringt, führt dies zu vielen Konsequenzen.
Ich bin kein großer Fan von Theaterstücken, ich schaue sie mir lieber an. Dies ist jedoch eine sehr interessante Geschichte, die viel über die griechische Mythologie lehrt.
Buchbeschreibung:
"Das Werk knüpft an die alte Sage von Orest an, der den Gattenmord an seiner eigenen Mutter rächen muß. Von den Erinnerungen verfolgt, wird er ruhelos umhergetrieben. Seine Schwester Iphigenie vermag durch reine 'Menschlichkeit' ihrem Bruder zu helfen. Die Seelengröße der lphigenie verhilft der Tragödie zu Formenschönheit und Vollkommenheit, die sie zur klassischen Dichtung macht.
Das Nachwort gibt Aufschluß über das Entstehen des Werkes. 5 Seiten Anmerkungen helfen dem Schüler."