Montag, 28. Februar 2022

Grass, Günter "Beim Häuten der Zwiebel"

 

Grass, Günter "Beim Häuten der Zwiebel" (Autobiographische Trilogie #1) - Peeling the Onion - 2006

Günter Grass, einer der größten deutschen Autoren, hat eine Biographie geschrieben, nicht nur ein Buch, sondern drei Bücher, in denen er über sein Leben spricht, wie er zwischen zwei Kriegen aufwuchs, die das früher bekannte Europa zerstörten, im Zweiten Weltkrieg deutscher Soldat wurde, etliche Jahre in Russland verbrachte, in ein zerstörtes Land zurückkehrte, in einen anderen Teil des Landes als den, aus dem er kam. Seine ersten Schritte als Künstler, seine Lehre als Steinmetz, um Bildhauer zu werden. So viele Geschichten.

Günter Grass verheimlicht nichts. Er erwähnt, wie und warum er sich freiwillig zum Krieg gemeldet hat. Er beschreibt auch viele Ereignisse, die er später in seinen vielen Romanen verwendet. Auch wer keinen seiner Romane gelesen habt, dies ist nicht nur ein großartiger Bericht über das Leben eines Literaturnobelpreisträgers, sondern auch eines einfachen deutschen Jungen, der zur falschen Zeit geboren wurde.

Wer im Nachkriegsdeutschland mit Eltern aufgewachsen ist, die ungefähr im Alter des Autors waren (wie ich), kommen einem viele der Geschichten bekannt vor (bis auf den freiwilligen Teil). Brillanter, bemerkenswerter Schreibstil. Ich bin nicht überrascht, dass dieser Autor den höchsten Preis erhalten hat, den man bekommen kann. Ich freue mich auf die beiden nächsten Teile der Trilogie:


"Die Box. Dunkelkammergeschichten" (The Box: Tales from the Darkroom) (Autobiographische Trilogie #3) - 2008
"Grimms Wörter. Eine Liebeserklärung" (Autobiographische Trilogie #3) - 2010

Buchumschlag:

"Günter Grass erzählt von sich selbst. Vom Ende seiner Kindheit beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Vom Knaben in Uniform, der so gern zur U-Boot-Flotte möchte und sich hungernd in einem Kriegsgefangenenlager wiederfindet. Von dem jungen Mann, der sich den Künsten verschreibt, den Frauen hingibt und in Paris an der 'Blechtrommel' (The Tin Drum) arbeitet. Günter Grass erzählt von der spannendsten Zeit eines Menschen: den Jahren, in denen eine Persönlichkeit entsteht, geformt wird, ihre einzigartige Gestalt annimmt.

Zwischen den vielen Schichten der 'Zwiebel Erinnerung' sind zahllose Erlebnisse verborgen. Grass legt sie frei, schreibt über den Arbeitsdienst-Kameraden, der niemals eine Waffe in die Hand nahm, schildert genüsslich einen Lager-Kochkurs, der mangels Lebensmitteln abstrakt blieb, und berichtet, wie der Kunststudent sein Geld in einer Jazzband verdiente. Zudem zeichnet er liebevolle Porträts von seiner Familie, von Freunden, Lehrern, Weggefährten.

Beim Häuten der Zwiebel ist ein mit komischen und traurigen, oft ergreifenden Geschichten prall gefülltes Erinnerungsbuch, das immer wieder Brücken in die Gegenwart schlägt. Günter Grass faßt den jungen Menschen von damals nicht mit Samthandschuhen an, enthüllt seine Schwächen, legt den Finger auf manches Versagen und noch heute schmerzende Wunden. Daß er die ein oder andere Erinnerungslücke mit Hilfe seiner reichen Phantasie ausgemalt haben könnte, gesteht er offen ein."

Wie jeder gute Autor hat er auch viel gelesen und erwähnt etliche seiner Lektrüren im Buch. Einige davon habe ich auch gelesen und sie z.T. auch schon beschrieben. 
Beecher Stowe, Harriet "Uncle Tom's Cabin" (Onkel Tom's Hütte) - 1852
Coster, Charles de "La légende et les aventures héroiques joyeuses et glorieuses d'Ulenspiegel et de Lamme Goedzak au pays des Flandres et ailleurs" (Tyll Ulenspiegel und Lamme Goedzak. Legende von ihren heroischen/lustigen und ruhmreichen Abenteuern im Lande Flandern und anderen Orts) - 1867
Dahn, Felix "Ein Kampf um Rom" - 1876
Dickens, Charles "David Copperfield" (David Copperfield) - 1849
Döblin, Alfred "Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf" (Berlin Alexanderplatz. The Story of Franz Biberkopf) - 1929
Dos Passos, John "Manhattan Transfer" (Manhattan Transfer) - 1925
Dostoevsky, Fyodor "Die Dämonen" (Бесы/Bessy) - 1872
Dumas, Alexandre "Les Trois Mousquetaires" (Die drei Musketiere) - 1844
Fallada, Hans "Kleiner Mann - was nun?" - 1932
Faulkner, William "Light in August" (Licht im August) - 1932
Fülöp-Müller, René "Der heilige Teufel. Rasputin und die Frauen" - 1927
Goethe, Johann Wolfgang von "Wahlverwandschaften" - 1809
Greene, Graham "The Heart of the Matter" (Das Herz aller Dinge) - 1948
Hamsun, Knut "August Weltumsegler" (August) - 1930
Hamsun, Knut "Hunger" (Sylt) - 1890
Joyce, James "Ulysses" (Ulysses) - 1922
Jünger, Ernst "In Stahlgewittern" - 1920
Keller, Gottfried "Ferien vom Ich" - 1915
Keller, Gottfried "Der grüne Heinrich" - 1853
Lagerlöf, Selma "Gösta Berlings Saga" (Gösta Berling) - 1891
Mereschkowski, Dmitry "Leonardo da Vinci. Historischer Roman aus der Wende des 15. Jahrhunderts" (Воскресшие боги. Леонардо да Винчи) - 1900
Meyer, Conrad Ferdinand "Jürg Jenatsch" - 1876
Miłosz, Czesław "Verführtes Denken" (Zniewolony umysł)) - 1953
Raabe, Wilhelm "Chronik der Sperlingsgasse" - 1856
Raabe, Wilhelm "Hungerpastor" - 1864
Remarque, Erich Maria "Im Westen nichts Neues" (All Quiet on the Western Front) - 1829
Storm, Theodor "Der Schimmelreiter" (The Rider on the White Horse) - 1888
Wilde, Oscar "The Picture of Dorian Gray" (Das Bildnis des Dorian Gray) - 1890

Und dann sind da noch einige Autoren, bei denen er kein bestimmtes Buch erwähnte.
Aristoteles - 384-322 BC
Dickens, Charles - 1812-1870
Heidegger, Martin - 1889-1976
Spinoza, Baruch - 1632-77
Sudermann, Hermann - 1857-1928
Twain, Mark - 1835-1910

Günter Grass erhielt den Nobelpreis für Literatur 1999 "weil er in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Als ich vor einigen Jahren in Lübeck war, habe ich mich gefreut, dass ich auch das Haus besuchen konnte, in dem Günter Grass gelebt hat. Meine Erfahrung könnt ihr hier nachlesen.

Freitag, 25. Februar 2022

Shakib, Siba "Eskandar"

Shakib, Siba "Eskandar" [Eskandar] - 2009

Ich habe von Siba Shakib ja schon einige Bücher gelesen. Zuerst "Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen" (Afghanistan, Where God Only Comes to Weep), dann "Samira und Samir" (Samira and Samir). Beide haben mir wunderbar gefallen.

Die Autorin wurde in Teheran als Tochter einer Deutschen und eines Iraners geboren. Durch ihre Sprachkenntnisse hat sie lange in Afghanistan gearbeitet. Dadurch entstanden die oben genannten Bücher.

In "Eskandar" beschreibt sie die Geschichte des Iran im letzten Jahrhundert. Als Vorlage diente ihr hierzu ihre eigene Familie. Man konnte merken, wie ihr die Personen ans Herz gewachsen sind, sie machen alle einen sehr sympathischen Eindruck, insbesondere "Eskandar", der nach Alexander den Großen benannt wurde. Eskandar ist Alexander auf Persisch.

Eskandar ist dabei, als die Europäer zum ersten Mal im Iran Gold finden, und damit ändert sich nicht nur sein Leben und das der Bewohner seines Dorfes sondern das des ganzen Landes. Siba Shakib hat ein unglaubliches Talent, die Menschen in diesen für uns unbekannten Gegenden so darzustellen, als ob wir sie persönlich kennen würden. Faszinierend.

Siba Shakib hat noch ein neues Buch geschrieben: "Der Kirschbaum, den sie ihrer Mutter nie schenkte". Ich hoffe, es wird bald als Taschenbuch herausgegeben.

Buchumschlag:

"Wir schreiben das Jahr 1908 - die Sonne brennt gnadenlos auf das Dorf ohne Namen, tief im Süden des Iran. Es ist verboten, aber Eskandar wagt es und klettert über den Berg und entdeckt die Fremden. Die Männer mit dem gelben Haar buddeln Löcher in die Erde seiner Heimat und suchen nach Petroleum. Und sie haben alles, was den Menschen im Dorf fehlt: Wasser und Nahrung. So beginnt das abenteuerliche Leben von Eskandar, der den Fundort der ersten Ölquelle voraussagt und über ein Jahrhundert lang Zeuge wird von Ereignissen, die über die Geschichte des Iran entscheiden."

Donnerstag, 24. Februar 2022

Vreeland, Susan "Mädchen in Hyacinthblau"

 Vreeland, Susan "Mädchen in Hyacinthblau" (Englisch: Girl in Hyacinth Blue) - 1999

Ich bin kein großer Fan von Kurzgeschichten. Aber in diesem Fall wirken sie nicht wie Kurzgeschichten, weil all diese Menschen durch das Bild verbunden sind. Ich habe es gelesen, weil wir "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" für unseren Lesekreis ausgewählt hatten (der in den Niederlanden spielt) und jemand meinte, dies wäre eine gute Ergänzung. Einige von uns haben also beide Bücher gelesen. Ich bin froh, dass ich es getan habe. Ich schätze, wem "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" gefallen hat, wird auch dieses Buch mögen.

Auch hier ist das Hauptthema des Romans ein Gemälde, allerdings wird in diesem Fall das Leben eines fiktiven Vermeer-Gemäldes beschrieben, beginnend mit dem letzten Besitzer. Viele interessante Geschichten, alle wichtigen Zeiträume sind enthalten und der Besitzerwechsel ist fast immer hochdramatisch.

Das Bild wirkt auf jeden Besitzer anders und dadurch können wir ein Gemälde besser verstehen.


Ich habe dieses Buch geliebt, es zeigt Geschichte in ihrer besten Form, durch die Menschen, die sie gelebt haben.
Darüber haben wir im Dezember 2001 in unserem
Internationalen Lesekreis diskutiert.

Klappentext: 
 
"Delft, 17. Jahrhundert: Der Maler Vermeer malt seine Tochter Magdalena in einem hyazinthblauen Kleid - so entsteht ein Bild, das jeden bezaubert, der es im Laufe von 350 Jahren sein Eigen nennen darf. Über Jahrhunderte hinweg wird das 'Mädchen in Hyazinthblau' zum Zeugen großer europäischer Geschichte und der oftmals dramatischen Schicksale seiner wechselnden Besitzer."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Mittwoch, 23. Februar 2022

Hespel, Evelyne "Le Petit Tsar"

Hespel, Evelyne "Le Petit Tsar" [Der kleine Zar/The Little Czar] - 2018

Ein Geschenk einer Freundin, die weiß, dass ich gerne mal ein Buch auf französisch lese, aber nicht so oft etwas finde, das mir gefällt.

Dies war eine interessant geschriebene Geschichte. Eine Frau in den Vierzigern. Ein Kind, geschieden, aber seit vielen Jahren mit einem Partner lebend. Sie hat Probleme mit sich selbst, und somit sowohl mit ihrem halbwegs erwachsenen Sohn als auch ihrem Partner.

Der Sohn reist nach Indien, sie hinterher. Sie ist eine sehr besorgte Mutter, möchte ihr Kind am liebsten auch heute noch ständig um sich haben. Gut, zugegeben, welche Mutter freut sich nicht, wenn sie ihre Kinder oft sieht? Aber man kann es auch übertreiben.

Was mir gefiel: Nancy lebt in Strasburg, eine wunderschöne Stadt. Ich habe vieles wiedererkannt. Nancy fährt auch nach Paris, das ich schon oft besucht habe. Sri Lanka und Indien kenne ich nicht, freue mich aber immer wieder, wenn meine Bücher mich in neue Gegenden führen. Wir lernen den Himalaya kenne und ein paar Mönche, die dort oben irgendwo wohnen. Alles sehr interessant.

Was mir nicht gefiel: Nancy ist nicht mein Typ. Sie ist zu nervös, zu bestimmend. Ich könnte nicht so leben wie sie. Ich mag es, wenn ich die Hauptperson mag. Das war hier leider nicht der Fall. Ich konnte auch kein Mitleid mit ihr haben, da viele ihrer Probleme hausgemacht waren.

Aber es hat mir Spaß gemacht, das Buch zu lesen.

Buchumschlag:

"Dites-moi Adil, croyez-vous que certaines personnes soient capables de prémonitions et de pressentir ainsi les routes que nous pourrions choisir de suivre dans la vie ? - En voilà une question. Vous savez, chez nous, en Inde, on ne se pose pas autant de questions ; on nous a appris que le monde est exactementtel qu'il devrait être au moment où il l'est. Ainsi, nous pouvons accepter tout ce qui nous arrive, même, et je dirais surtout, les événements les plus malheureux ». De Strasbourg aux confins de la chaîne hima-layenne, Nancy, biologiste moléculaire, va devoir ffronter ses peurs et remettre ses choix en question en partant à la quête de son passé."

Zitat:
"Les hommes sont comme des livres: tantôt tendres, délicats et féminins, tantôt rudes, maladroit et virils …" murmura-t-elle sans toutefois parvenir à se souvenir de la suite. "Fiche mémoire!"
"Männer sind wie Bücher: manchmal zart, zart und weiblich, manchmal rau, ungeschickt und männlich ...", murmelte sie, ohne sich jedoch daran zu erinnern, was folgte."Speicherkarte!"

Dienstag, 22. Februar 2022

Chevalier, Tracy "Das Mädchen mit dem Perlenohrring"

 

Chevalier, Tracy "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" (Englisch: Girl with a Pearl Earring) - 1999

Eines der ersten Bücher unseres internationalen Lesekreises in den Niederlanden. Wir haben uns hierfür aufgrund des "niederländischen Hintergrunds", also eines Gemäldes des holländischen Künstlers Johannes Vermeer, entschieden.

Die Hauptfigur ist die 16-jährige Griet aus Delft, eine Magd im Haus des berühmten Malers. Sie wird ihm nicht nur zu einer guten Hilfe, sie ist auch das Modell für sein berühmtes Bild "Das Mädchen mit dem Perlenohrring". Obwohl dies Fiktion ist und allgemein angenommen wird, dass das Mädchen auf diesem Gemälde eine von Vermeers eigenen Töchtern ist, ist die Geschichte dennoch sehr interessant.

Der Autor beschreibt die Art und Weise, wie ein Gemälde entsteht, die Politik dahinter, das Leben im 17. Jahrhundert sowohl in armen als auch in reichen Häusern.

Als Ausländer in den Niederlanden brachte uns dieser Roman auch einem der großen Genies dieses Landes näher. Man merkt, dass die Autorin Kunst und Geschichte liebt. Dies ist auch eines der wenigen verfilmten Bücher, bei denen ich den Film nicht ganz ablehnen konnte, obwohl Änderungen vorgenommen wurden.

Ich habe auch Tracy Chevaliers "
The Virgin Blue" (Das dunkelste Blau) gelesen und war absolut begeistert. "Falling Angels" (Wenn Engel fallen) war auch wunderbar.

Wir haben darüber im November 2001 in unserem
Lesekreis diskutiert. Außerdem haben wir im Oktober 2010 über "Remarkable Creatures" (Zwei bemerkenswerte Frauen) der gleichen Autorin diskutiert.

Klappentext:

"Delft 1664. Als der Vater bei einem Arbeitsunfall sein Augenlicht verliert, wird die junge Griet, um die Familie zu unterstützen, als Dienstmagd in den Haushalt des angesehenen Malers Johannes Vermeer gegeben. Die Schikanen von Vermeers eifersüchtiger Gattin ließen sich kaum ertragen, wären da nicht die faszinierenden Bilder des Meisters, die Griet auf magische Weise in ihren Bann ziehen. Immer häufiger ruht der Blick des Künstlers auf ihr; schließlich beginnt Vermeer, sie heimlich zu malen. Doch als er Griet bittet, einen Perlenohrring anzulegen, beschwört er damit eine Katastrophe herauf, die nicht nur für Griet ungeahnte Folgen hat ..."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Andere Bücher der Autorin findet ihr hier.

Montag, 21. Februar 2022

Heidenreich, Elke; Sowa, Michael "Erika oder der verborgene Sinn des Lebens"

Heidenreich, Elke; Sowa, Michael "Erika oder der verborgene Sinn des Lebens" [Erika or the hidden meaning of life] - 2002

Ein Fund in einem Büchertauschschrank. Ich mag Elke Heidenreich und ich mag Plüschtiere, deshalb hat mich das Buch interessiert.

Die Entscheidung war nicht falsch, die Geschichte ist zwar für meinen Geschmackt viel, viel, viel zu kurz, aber es ist eine nette kleine Weihnachtserzählung, die uns zum Nachdenken bringt. Wie ein Riesenplüschtier ein Lächeln zu den Leuten bringt und ein Leben verändern kann. Und die Illustrationen sind auch einfach hervorragend.

Sehr zu empfehlen.

Klappentext:

"Manchmal weiß man so gar nicht mehr, wo man hingehört im Leben. So wie Betty, die vor den Feiertagen Bilanz zieht: 'Es war, als hätte ich zu leben vergessen.' Wie ein riesiges Plüschschwein namens Erika dem Leben wieder einen - wenn auch verborgenen - Sinn gibt, davon erzählt Elke Heidenreich in einer ihrer schönsten Geschichten. Und keiner kann den melancholisch-versöhnlichen Ton besser ins Bild setzen als Michael Sowa, dessen Erika so anschmiegsam und eigenwillig ist, das man sie sofort lieb gewinnt!"

Freitag, 18. Februar 2022

Sieg, Sören "Schönen Sonntag"

Sieg, Sören "Schönen Sonntag: Die 88 Besten Geschichten Von Leo, Lina und Lukas" [Have a nice Sunday: The 88 best stories of Leo, Lina and Lukas] - 2010

Ich weiß gar nicht mehr, wie ich an dieses Buch gekommen bin. Wahrscheinlich durch einen Bücherschrank.

Sören Sieg ist ein Journalist und hat jahrelang im Weserkurier eine Kolumne zum Thema Familie geschrieben. Über seine eigene Familie. Nun ja, zum Teil musste ich mich über die Kinder aber noch mehr über die Eltern ärgern, die manche Eigenheiten ihrer Kinder, die allen anderen bestimmt auf die Nerven gehen, einfach so hinnehmen. Bei manchen Geschichten habe ich mit den Augen gerollt und war unendlich dankbar dafür, dass meine Kinder SO nicht waren. Wahrscheinlich gab es das bei uns auch, dass andere es so gesehen haben. Ist wohl normal.

Auf jeden Fall überwogen aber die lustigen Geschichten. Ist aber sicher eher in Maßen zu genießen, also als Kolumne, was es ja auch ursprünglich war.

Interessieren würde mich ein anderes Buch vom Autoren, das sich mit Wortspielereien zu befassen scheint: "Ich hab dich rein optisch nicht verstanden".

Buchumschlag:

"Wie überlebt man eine Familien-Radtour durch Sachsen? Wie besänftigt man einen cholerischen Musiklehrer? Was tut man, wenn der Sohn Bayern-Fan wird? Und warum sollte Lukas unbedingt Regierungssprecher werden?

Sören Siegs Familiengeschichten: modern, temporeich, komisch, unwiderstehlich.
"

Donnerstag, 17. Februar 2022

Shaffer, Mary Ann & Barrows, Annie "Deine Juliet"

Shaffer, Mary Ann & Barrows, Annie "Deine Juliet - Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf" (Englisch: The Guernsey Literary & Potato Peel Society) - 2008

Als ich hiermit anfing, dachte ich, es sei ein sehr oberflächliches Buch, aber es ist mir ziemlich schnell ans Herz gewachsen. Ein Roman über die Geschichte der Insel Guernsey während des Zweiten Weltkriegs, wie sich der Krieg auf die Menschen auswirkt, oft auf schlechte und manchmal auf gute Weise, über Freundschaft und Menschen, die füreinander einstehen, ein Buch über Menschn, die zusammenkommen, um ihre Liebe zur Literatur zu teilen und ihrem Bedürfnis nach Kommunikation und Essen nachzukommen, darüber, wie Menschen in Not kreativ werden können, eine Geschichte, die zeigt, wie die Menschen in Zeiten vor dem Internet und vor dem Mobiltelefon zurechtkamen, sogar in Zeiten vor dem Telefon . Die Leute haben sich tatsächlich hingesetzt und Briefe geschrieben, wir haben gesehen, wie schön Briefschreiben ist und wie es uns Geduld lehrt.

Ich mag dieses Buch sehr, es ist schnell und einfach zu lesen mit einer guten Botschaft, lebhaften Charakteren, interessanten Berichten, humoristisch, emotional, sehr anschaulich.


Schade, dass die Autorin schon während der Fertigstellung des Buches gestorben ist, wir werden sie also nur durch dieses eine Werk in Erinnerung behalten können.

Wir haben dieses Buch zuerst in meinem Internationalen Lesekreis im Oktober 2010 und später in meinem Online-Lesekreis im September 2020. besprochen. Die Mitglieder haben es genausogern gemocht.

Buchumschlag:

"London in den späten vierziger Jahren: Die temperamentvolle junge Schriftstellerin Juliet erhält eines Tages einen erstaunlichen Brief. Absender ist Dawsey Adams, ein Bauer von der Kanalinsel Guernsey. Er hat antiquarisch ein Buch erworben, das zuvor ihr gehörte. Zwischen der Literatin und dem Bauern entspinnt sich ein Briefwechsel, durch den Juliet von einem literarischen Club erfährt, den die Inselbewohner gründeten, um sich über die schwere Kriegszeit hinwegzuhelfen: der 'Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf'. Juliet wird neugierig. Sie beschließt, auf die Insel zu reisen. Dort stößt sie auf die Geschichte von Elizabeth und deren großer Liebe zu einem deutschen Offizier. Und sie lernt Dawsey kennen …"

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Mittwoch, 16. Februar 2022

Falcones, Ildefonso "Die Erben der Erde"

Falcones, Ildefonso "Die Erben der Erde" (Spanisch: Los herederos de la tierra/La catedral del mar #2) [The heirs of the earth] (Die Kathedrale des Meeres #2) - 2016

Die Fortsetzung der "Kathedrale des Meeres" (La catedral del Mar/Cathedral of the Sea) hält, was man sich verspricht. Sie ist wirklich hervorragend.

Wir treffen Arnau Estanyol wieder, wenn auch nur kurz. Die Geschichte geht weiter, 1387. Wir lernen andere Bewohner Barcelonas kennen, vor allem Hugo Llor, Arnaus Patenkind. Er wird zum Weinbauer und -händler und wir sehen eine andere Seite des Lebens im Mittelalter in Katalonien. Wie bereits im ersten Buch, warden auch hier die Juden und ihr Leben bzw. ihre Verfolgung dargestellt. Und ein bisschen spanische/katalanische Geschichte bekommt man auch gleich mit.

Die Erzählung ist sehr gut. Man bekommt den Eindruck, man sei mitten drin. Man lernt die Charaktere gut kennen.

Ich würde mich über ein drittes Buch freuen.

Klappentext:

"Ein großes historisches Panorama und eine Liebeserklärung an die Stadt Barcelona
Barcelona im 14. Jahrhundert: Der junge Halbwaise Hugo Llor muss dabei zusehen, wie der Werftbesitzer Arnau durch die Hand seines Erzfeindes stirbt. Mit Arnau verliert Hugo nicht nur eine Vaterfigur - auch seinen größten Traum, Schiffsbauer zu werden, muss er aufgeben und die Stadt verlassen. Er findet Arbeit bei einem jüdischen Winzer, der ihn in die Geheimnisse des Weinbaus einführt. Und mit der Zeit werden die Weinberge zu einer neuen Heimat für Hugo, besonders als er Dolça, der schönen Nichte des Winzers, begegnet. Doch ihre unterschiedliche Herkunft steht ihrer Liebe im Weg - und Hugo kann dem erbitterten Machtkampf in Barcelona auch außerhalb der Stadtmauern nicht entkommen …
"

Dienstag, 15. Februar 2022

Lewycka, Marina "Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch"

 Lewycka, Marina "Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch" (Englisch: A Short History of Tractors in Ukrainian) - 2005

Die Geschichte zweier ukrainischer Schwestern, Nadezhda und Vera, deren Familie in England Zuflucht gefunden hat

Ich habe diesen Roman vor ein paar Jahren mit meinem Lesekreis gelesen. Ich dachte, es gibt viele Themen in dieser Geschichte, über die man reden kann, Einwanderung, Geschwisterrivalität, Generationenkonflikt, Kalter Krieg, Eifersucht, Soziologie. Es war großartig, einige osteuropäische Mitglieder in der Besprechung zu haben, die ihre Ansichten einbringen konnten.

Dies war ein einfaches Buch, schnell zu lesen, informativ, interessant, unterhaltsam, kraftvoll. Ich fand es nicht sehr lustig, selbst die Autorin war überrascht über diese Beschreibung. Sie verbindet Traktoren mit ukrainischen Menschen. Es gibt viele Hinweise und historische Bewertung über das Leben in den osteuropäischen Ländern vor dem Mauerfall. Die Charaktere waren sehr gut aufgebaut, die Verwendung der englischen Sprache wunderbar, der Einwanderungsteil war auch für mich, die ihr halbes Leben im Ausland verbracht hat, interessant.

Es gibt einige interessante Personen in dem Buch, besonders bemerkenswert ist wohl der Unterschied der beiden Schwestern, eine wurde im Frieden geboren, eine im Krieg, eine ist 10 Jahre jünger als die andere. Bei der Diskussion im Lesekreis sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es sich manchmal lohnt, mit einem Buch weiterzumachen, es kann eine sehr gute Lektüre sein.
 

Buchrücken:

"Als Nadias verwitweter Vater ihr mitteilt, dass er wieder heiraten will, löst er eine gewaltige Familienkrise aus. Die Angebetete ist eine üppige Blondine aus der Ukraine mit einer Vorliebe für grüne Satinunterwäsche und Fertiggerichte. Sonst nicht gerade ein Herz und eine Seele, sind sich Nadia und ihre Schwester hier sofort einig: Ihr Vater muss aus den Klauen der Glücksritterin gerettet werden! Doch auch der alte Mann arbeitet zielstrebig an der Erfüllung seiner Träume ... "

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Montag, 14. Februar 2022

Sendker, Jan-Philipp "Risse in der großen Mauer"

Sendker, Jan-Philipp "Risse in der großen Mauer. Gesichter eines neuen China" [Cracks in the Great Wall] - 2000

Ein ausgezeichnetes Buch über das China von heute, alles über Politik und Wirtschaft, das uns heute interessiert. Jan-Philipp ist ein hervorragender Journalist, der es schafft, die Menschen, denen er begnegnet, so lebhaft zu beschreiben, dass man das Gefühl hat, man ist selbst dabeigewesen.

Er läßt nichts aus, weder den "kleinen Mann" noch den "großen Bonzen", er geht durch alle Schichten und porträtiert das Land in einer ausgezeichneten Art und Weise.

China plant eine große Zukunft und je mehr wir darüber wissen, desto besser.

Buchumschlag:

"Gesichter eines neuen China

Mit welchen Schwierigkeiten kämpft ein katholischer Priester unter dem Kommunismus? Was erlebt ein Mädchen vom Lande als Wanderarbeiterin in der Großstadt? Wie sieht eine chinesische Prostituierte ihre Kunden und die Welt? Jan-Philipp Sendker hat im Land der Mitte hunderte von - unerlaubten - Interviews geführt und schildert eindringlich eine sich rasant wandelnde Gesellschaft, in der Widersprüche das einzig Konstante sind.
"

Freitag, 11. Februar 2022

Erfmeyer, Klaus "Karrieresprung"

Erfmeyer, Klaus "Karrieresprung" [Career Leap/Career Jump] - 2006

Ich habe dieses Buch gelesen, weil es von einer Dortmunder Anwaltskanzlei handelt und mein angeheirateter Neffe in einer Dortmunder Anwaltskanzlei arbeitet. Nicht dass er oder meine Nichte irgendeine Ähnlichkeit mit den Figuren haben.

Krimis sind nicht mein Ding, deshalb habe ich auch recht lange für dieses Buch gebraucht, es hat mich nicht sonderlich angesprochen.

Buchrücken:

"Junganwalt Stefan Knobel erhält kurz nach seinem Eintritt in eine renommierte Dortmunder Anwaltskanzlei die Chance, den wichtigsten Mandanten der Kanzlei, den Industriellen Tassilo Rosenboom, zu vertreten. Rosenboom, von den Fähigkeiten Knobels überzeugt, überträgt ihm bald die Vertretung in Prozessen, deren Sinn sich der Anwalt nicht erschließen kann. Doch Knobel kommt seinem Mandanten auf die Spur. Unversehens wird er in einen Mord verwickelt und plötzlich erkennt er, dass er selbst von dem Verbrechen profitieren könnte ..."

Donnerstag, 10. Februar 2022

Steinbeck, John "Jenseits von Eden"

Steinbeck, John "Jenseits von Eden" (Englisch: East of Eden) - 1952

Ich habe den Film vor Ewigkeiten gesehen und wollte dann immer das Buch lesen. Irgendwann war es so weit, und ich bin froh, dass ich es getan habe. John Steinbeck ist ein wunderbarer Schriftsteller. Sein Schreiben ist fast Poesie, seine Gedanken philosophisch und doch sind seine Geschichten so lebendig. Man hat das Gefühl, bei den Charakteren zu sein, man lacht und weint mit ihnen.

Steinbeck spricht über Probleme, die so alt sind wie die Menschheit, er erzählt die Geschichte von Kain und Abel nach, nur dass sie hier Caleb und Aaron heißen (der Vater ist aber immer noch Adam), und sie leben in seiner Heimat Kalifornien.

Ein hervorragender Bericht über das Erwachsenwerden, das Wachsen in verschiedene Richtungen, über Gut und Böse, Jung und Alt, eine sehr bewegende Geschichte, so viele Leben, die man fürchtet und mit denen man hofft.

Wir haben dieses Buch in unserem internationalen Lesekreis besprochen. Wir hatten eine wunderbare Diskussion, jeder schien etwas von der Geschichte zu haben, auch wenn wir die Personen nicht mochten.


Einige Kommentare:

  • "Ich habe den Schreibstil geliebt. Atemberaubende, beschreibende Kraft, die erste Seite. Ich gehe normalerweise schnell über beschreibende Dinge der Natur, aber diesmal nicht. Ich mag seinen Schreibstil sehr, so die vielen Details. Wenn man sich nur das erste Kapitel ansieht, kann man sich selbst dort vorstellen, den Geruch riechen, den Wind spüren, die Charaktere sind sehr strukturiert. Auch wenn ich keine traurigen Bücher mag, finde ich dies faszinierend. Er ist ein guter Schriftsteller, trägt einen mit. Er versuchte zu dokumentieren, wie es damals im Salinastal war. Es liest sich wie ein Western. Warum habe ich das nicht schon früher gelesen?
  • Biblische Geschichte: Eine rabbinische Auslegung des freien Willens. Es hat die Personen daran gehindert, sich weiterzuentwickeln. Ich wurde vorsichtig wegen seines Beharrens auf der biblischen Geschichte, ich bin nicht dumm, hatte es satt, dass er sie die ganze Zeit wiederholte.
  • Ich mochte das Gute und das Böse, das Schwarz und das Weiß nicht.
  • Hat er die biblischen Bezüge absichtlich gemacht?
  • Ich dachte, dies sei eine Nacherzählung der Bibel, also mussten die Charaktere so handeln, wie sie handelten.
  • Charaktere: Der Autor zwingt seine Charaktere dazu, sich auf eine bestimmte Weise zu verhalten.
  • Ich habe Adam gehasst. Er kam zu leicht davon.
  • Ruft jeden an, der einen Rückzieher machen könnte, weil er mit sich selbst zu kämpfen hat.
  • Ich hasste die meisten Personen, die, die ich mochte, hatten ein gewisses Rückgrat.
  • Schwere, in Schubladen gesteckte Charaktere, Steinbeck hat sie in eine Kiste gesteckt.
  • Ich liebte die Beziehung zwischen Lee und Samuel.
  • Kate basiert auf seiner Ex-Frau, die ihn seine beiden Söhne nicht sehen ließ. Vielleicht war sie deshalb so negativ.
  • Ich liebte Lee, die Geschichten wiederholten sich.
  • Abra war interessant, ich fragte immer 'Warum hast du den Verlierer von den beiden Brüdern ausgesucht, warum hast du gewartet?' Ich war abgestoßen von den Personen, habe ständig die Seiten umgeblättert. Samuel war zu gut, um wahr zu sein (die Hamiltons waren Steinbecks Familie nachempfunden), seine Kinder waren die einzigen, die eine echte Chance hatten, sich so zu entwickeln, wie sie wollten."

Ich kann dieses Buch sehr empfehlen.

Buchumschlag:

"Von der Mitte des letzten Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs reicht die Zeitspanne, die diese große amerikanische Familiensaga umfaßt. Sie erzählt die Geschichte der Trasks und der Hamiltons: die Geschichte von Charles und Adam, den ungleichen Brüdern, die um die Liebe ihres Vaters buhlen und den Reizen derselben Frau erliegen. Von eben jener Cathy die ihren Mann und die neugeborenen Zwillinge verläßt, um sich ihren Lebensunterhalt in einem Bordell zu verdienen. Und von Aron und Caleb, ihren beiden Söhnen, deren spannungsgeladenes Verhältnis in einer modernen Version des biblischen Kainsmythos gipfelt."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

John Steinbeck erhielt den Nobelpreis für Literatur in 1962 "für seine einmalige realistische und phantasievolle Erzählkunst, gekennzeichnet durch mitfühlenden Humor und sozialen Scharfsinn".
 
Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Mittwoch, 9. Februar 2022

Borrmann, Mechtild "Der Geiger"

Borrmann, Mechtild "Der Geiger" [The Violinist] - 2012

Sascha Grenko hatte eine schwere Kindheit, er wurde zuerst auf eine Sonderschule geschickt, dann ins Heim, als seine Eltern, mit denen er als Kind aus Kasachstan kam, starben, Dann erhält Sascha einen Brief seiner Schwester, der ihn zur Stradivari seines Großvaters führt. Dieser war aufgrund einer Intrige 1948 in ein Arbeitslager geschickt worden, seine Familie wurde verbannt. Sascha weiß von all dem nichts, und wir erfahren es mit ihm.

Mechthild Borrmann hat hier eigentlich drei interessante Geschichten erzählt, die von Ilja, dem Großvater, die von Galina, seiner Frau und die von Sascha, dem Enkel.

Ein spannender Roman, der leider genauso hätte stattfinden können.

Buchumschlag:

"In einer Nacht im Mai 1948 verliert der begnadete Geiger Ilja Grenko seine beiden wertvollsten Schätze: seine Familie und seine Stradivari. Erst dem eigensinnigen Sascha Grenko, Iljas Enkel, wird es viele Jahrzehnte später gelingen, Licht in das grausame Geschehen von damals zu bringen. Doch der Preis dafür ist hoch - viel zu hoch …"

Dienstag, 8. Februar 2022

Kingsolver, Barbara "Die Giftholzbibel"


Kingsolver, Barbara "Die Giftholzbibel" oder "Willkommen in Kilanga" (Englisch: The Poisonwood Bible) - 1998

Eines meiner Lieblingsbücher überhaupt. Diese Geschichte wird in Tagebuchform von der Frau und den vier Töchtern eines Predigers erzählt. Er nimmt sie mit nach Afrika, wo alle fünf unterschiedliche Erfahrungen machen und das Land mit unterschiedlichen Perspektiven sehen. Der Vater ist ziemlich gewalttätig, nicht das, was man von einem religiösen Mann erwarten würde (obwohl eine meiner Freundinnen sagt, dass sie einen Mann genau wie ihn kennt und deshalb den Roman nicht mag).

Dieses Buch erzählt nicht nur die Geschichte einer Familie und verschiedener Frauen, sondern auch die Geschichte Belgisch-Kongos und die Unterschiede der Kulturen.

Buchumschlag:

"Idealistisch, mutig und von grenzenlosem Gottvertrauen beseelt, verlässt Reverend Price mit seiner Frau und seinen vier jugendlichen Töchtern die amerikanische Heimat, um im Kongo zu missionieren. Doch als das Land seine Souveränität erklärt, erlebt die Familie die ganze Kraft Afrikas: Sie muss um ihr Überleben kämpfen, aber vor allem die Töchter lieben längst die Schönheiten und Verlockungen des geheimnisvollen Kontinents. Ein hinreißendes Afrika-Epos und eine großartige Familiensaga."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Ich habe inzwischen mehrere andere Kingsolver-Romane gelesen und mochten sie alle, meine Beschreibungen sind hier. Obwohl dieser neben "The Lacuna" (leider immer noch nicht ins Deutsche übersetzt) immer noch mein Favorit ist.

Barbara Kingsolver wurde 1999 mit "The Poisonwood Bible" für den Pulitzer-Preis nominiert.

Montag, 7. Februar 2022

Schnoy, Sebastian "Das bisschen Frieden"

Schnoy, Sebastian "Das bisschen Frieden: Eine heitere Geschichte Europas in drei Revolutionen und einem Geistesblitz" [That Little Bit of Peace] - 2019

Ein Buch über Europa für Anhänger der Europäischen Union, aber noch mehr für Gegner davon.

Was hat uns die EU alles beschert? Freie Grenzen, ein Zahlungsmittel, das (fast) überall gilt, wir können wohnen und arbeiten, wo wir wollen. Aber, und das vergessen viele, fast 80 Jahre Frieden auf einem Kontinent, in dem es einen Krieg nach dem anderen gab.

Sebastian Schnoy versucht, das hier aufzuzeigen.

Wir sollten es lesen und weitererzählen. Europa ist nicht das Problem, sondern die Lösung.

Klappentext:

"Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an einen unterschätzten Kontinent, denn in Europa wurde gezeigt, wie aus Erzfeinden ziemlich beste Freunde werden konnten. Den dabei benutzten Friedensrezepten spürt Historiker und Kabarettist Sebastian Schnoy nach und zeigt: Frieden schließen ist verblüffend einfach. Als Trüffelsucher der Geschichte findet Schnoy mutige Frauen und Männer, die sich von 1525 bis heute mit großen und kleinen Tagen für einen bessere Welt einsetzten. Mindestens so wichtig wie Frieden und Freiheit waren dabei aber auch die Erfindung von Waschmaschine, Hakenpflug und WC-Knie. Denn nichts ist so befreiend wie die Befreiung von Mühsal. Sebastian Schnoys Geschichte des Friedens und der Geistesblitze zaubert jedem Pessimisten ein Lächeln ins Gesicht und liefert neue Argumente für müde Aufklärer."

Samstag, 5. Februar 2022

Lee, Harper "Wer die Nachtigall stört"

Lee, Harper "Wer die Nachtigall stört" (Englisch: To Kill a Mockingbird) - 1960

Sicherlich eines der besten Bücher überhaupt, auch nach langer Zeit bleibt er einem im Gedächtnis.

Ein wunderbarer Schreibstil, eine packende Geschichte, ein Thema, über das man auch heute noch nachdenken muss. Es kombiniert wichtige Themen über Rasse und Menschlichkeit und schafft eine sehr berührende Geschichte über Charaktere, die wir einfach lieben müssen.

Ein Freundin sagte: "Dies sollte von allen gelesen werden. Es sollte ganz oben auf einer Pflichtlektüre für die Menschheit stehen." Dem muss ich voll und ganz zustimmen.

Es gehört sicherlich zu den klassischen Büchern, die für immer auf der Klassikerliste bleiben werden und zu meinen absoluten Favoriten gehören.

Und dann gibt es da ja auch noch den wunderbaren Film mit Gregory Peck.

Wir haben dieses Buch in unserem internationalen Lesekreis im November 2010 besprochen und nochmal in unserem Online-Lesekreis im Januar 2018.

Klappentext:

"Amerika in den 30er Jahren. In die idyllische Südstaaten-Kindheit der achtjährigen Scout und ihres älteren Bruders Jem drängt sich die brutale Wirklichkeit aus Vorurteilen und Rassismus. Scouts Vater Atticus, ein menschenfreundlicher Anwalt, soll den schwarzen Landarbeiter Tom Robinson verteidigen, der angeblich ein weißes Mädchen vergewaltigt hat. Tapfer versuchen Scout und ihr Bruder, das demokratische Gerechtigkeitsempfinden ihres Vaters zu unterstützen, und geraten dabei selbst in große Gefahr."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Harper Lee erhielt den Pulitzer-Preis für "To Kill A Mockingbird" in 1961.

Freitag, 4. Februar 2022

Weiler, Jan "Das Pubertier"

Weiler, Jan "Das Pubertier" [Teenosaurus Rex/Wordplay: The Puberty-Animal] - 2014

Ein tolles Buch. Ich habe ja schon einiges von Jan Weiler gelesen (Maria, ihm schmeckt's nicht, Antonio im Wunderland, Drachensaat, Kühn hat zu tun) und fand alle seine Bücher gut. Aber "Das Pubertier" hat alle noch übertroffen. Ich habe zwei Söhne, die sich ganz anders benommen haben in ihrer Teenagerzeit als Jan Weilers Tochter Carla (und ich wette, er hat auch arg übertrieben und alles aufgeschrieben, was ihm irgendwie von anderen Teenagern zu Ohren gekommen ist), aber manches kam mir doch bekannt vor and ich habe mich köstlich amüsiert. Ich muss nun unbedingt sehen, wie es mit seinem Sohn Nick aussieht. Den treffe ich vermutlich "Im Reich der Pubertiere". Ich freue mich schon.

Mittlerweile hat man das Buch auch schon verfilmt. "Teenosaurus Rex" ist hoffentlich genausogut wie das Buch.

Buchrücken:

"Sie waren süß. Sie waren niedlich. Jeden Milchzahn hat man als Meilenstein gefeiert. Doch irgendwann mutieren die Kinder in rasender Geschwindigkeit von fröhlichen, neugierigen und nett anzuschauenden Mädchen und Jungen zu muffeligen, maulfaulen und hysterischen Pubertieren. Aus rosigen Kindergesichtern werden Pickelplantagen. Nasen, Beine und Hinterteile wachsen in beängstigendem Tempo. Stimmen klingen wie verstimmte Dudelsäcke, aber die Kommunikation scheint ohnehin phasenweise unmöglich, denn das Hirn ist wegen Umbaus vorübergehend geschlossen. Und doch ist da ein guter Kern. Irgendwo im Pubertier schlummert ein erwachsenes Wesen voller Güte und Vernunft. Man muss nur Geduld haben, bis es sich durch Berge von Klamotten und leeren Puddingbechern ans Tageslicht gewühlt hat. Verdammt noch mal."

Donnerstag, 3. Februar 2022

Kerkeling, Hape "Frisch hapeziert"

Kerkeling, Hape "Frisch hapeziert. Die Kolumnen" [Freshly "hallpapered"] - 2018

Ich habe Hape Kerkeling gemocht, seitdem ich ihn das erste Mal im Fernsehen gesehen habe. Er war und ist total witzig. Wer erinnert sich nicht an "lecker Mittagessen", "Hurz" und die "Mitropa-Kaffeemaschine"?

Seine Bücher "Ich bin dann mal weg" (I'm off then) und "Der Junge muss an die frische Luft" fand ich genauso köstlich, deshalb konnte ich auch an "Frisch hapeziert" nicht vorbeigehen. Ich interessiere mich eigentlich nicht für das Leben sogenannter Promis, deshalb lese ich auch die entsprechenden Blättchen nicht, auch nicht biem Arzt oder Friseur, man kann gut ein Buch mitnehmen.

Deshalb hatte ich auch die Kolumnen nicht gelesen. Und bin froh, dass der Autor und seine Zeitschrift beschlossen haben, sie in einem Buch herauszugeben.

Sie sind, wie alles von Hape, köstlich. uch wenn man sich nicht für das Leben der Promis interessiert, die Art wie der Autor darüber erzählt, ist schon einmalig.

Klappentext:

"Hape Kerkeling liebt Entertainment, stilvollen Klatsch und die Royals. Als Gesellschaftsreporter sinniert er über Blaublütige und Celebritys, plaudert er aus dem Nähkästchen seiner Erfahrungen mit Stars und Sternchen. Darüber, was einen echten A-Promi vom 'Adabei' unterscheidet und wie die europäischen Königshäuser miteinander verwandt sind. Über Tücken im Urlaub, die List mancher Fernbedienung, seine persönlichen Lieblingssportarten (Billard und Mau-Mau) und darüber, wie einfach Facebook-Fasten geht.

Mit neuen exklusiven Texten zur Faszination gekrönter Häupter und einem Loblied auf die deutsche Sprache.
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