Günter Grass,
einer der größten deutschen Autoren, hat eine Biographie geschrieben, nicht nur ein Buch, sondern drei Bücher, in denen er über sein Leben spricht, wie er zwischen zwei Kriegen aufwuchs, die das früher bekannte Europa zerstörten, im Zweiten Weltkrieg deutscher Soldat wurde, etliche Jahre in Russland verbrachte, in ein zerstörtes Land zurückkehrte, in einen anderen Teil des Landes als den, aus dem er kam. Seine ersten Schritte als Künstler, seine Lehre als Steinmetz, um Bildhauer zu werden. So viele Geschichten.
Günter Grass verheimlicht nichts. Er erwähnt, wie und warum er sich freiwillig zum Krieg gemeldet hat. Er beschreibt auch viele Ereignisse, die er später in seinen vielen Romanen verwendet. Auch wer keinen seiner Romane gelesen habt, dies ist nicht nur ein großartiger Bericht über das Leben eines Literaturnobelpreisträgers, sondern auch eines einfachen deutschen Jungen, der zur falschen Zeit geboren wurde.
Wer im Nachkriegsdeutschland mit Eltern aufgewachsen ist, die ungefähr im Alter des Autors waren (wie ich), kommen einem viele der Geschichten bekannt vor (bis auf den freiwilligen Teil). Brillanter, bemerkenswerter Schreibstil. Ich bin nicht überrascht, dass dieser Autor den höchsten Preis erhalten hat, den man bekommen kann.
Ich freue mich auf die beiden nächsten Teile der Trilogie:
"Die Box. Dunkelkammergeschichten" (The Box: Tales from the Darkroom) (Autobiographische Trilogie #3) - 2008
"Grimms Wörter. Eine Liebeserklärung" (Autobiographische Trilogie #3) - 2010
Buchumschlag:
"Günter Grass erzählt
von sich selbst. Vom Ende seiner Kindheit beim Ausbruch des Zweiten
Weltkriegs. Vom Knaben in Uniform, der so gern zur U-Boot-Flotte möchte
und sich hungernd in einem Kriegsgefangenenlager wiederfindet. Von dem
jungen Mann, der sich den Künsten verschreibt, den Frauen hingibt und in
Paris an der 'Blechtrommel' (The Tin Drum) arbeitet. Günter Grass erzählt von der
spannendsten Zeit eines Menschen: den Jahren, in denen eine
Persönlichkeit entsteht, geformt wird, ihre einzigartige Gestalt
annimmt.
Zwischen den vielen Schichten der 'Zwiebel Erinnerung' sind
zahllose Erlebnisse verborgen. Grass legt sie frei, schreibt über den
Arbeitsdienst-Kameraden, der niemals eine Waffe in die Hand nahm,
schildert genüsslich einen Lager-Kochkurs, der mangels Lebensmitteln
abstrakt blieb, und berichtet, wie der Kunststudent sein Geld in einer
Jazzband verdiente. Zudem zeichnet er liebevolle Porträts von seiner
Familie, von Freunden, Lehrern, Weggefährten.
Beim Häuten der Zwiebel
ist ein mit komischen und traurigen, oft ergreifenden Geschichten prall
gefülltes Erinnerungsbuch, das immer wieder Brücken in die Gegenwart
schlägt. Günter Grass faßt den jungen Menschen von damals nicht mit
Samthandschuhen an, enthüllt seine Schwächen, legt den Finger auf
manches Versagen und noch heute schmerzende Wunden. Daß er die ein oder
andere Erinnerungslücke mit Hilfe seiner reichen Phantasie ausgemalt
haben könnte, gesteht er offen ein."
Wie jeder gute Autor hat er auch viel gelesen und erwähnt etliche seiner Lektrüren im Buch. Einige davon habe ich auch gelesen und sie z.T. auch schon beschrieben.
Beecher Stowe, Harriet "Uncle Tom's Cabin" (Onkel Tom's Hütte) - 1852
Coster, Charles de "La légende et les aventures héroiques joyeuses et glorieuses d'Ulenspiegel et de Lamme Goedzak au pays des Flandres et ailleurs" (Tyll Ulenspiegel und Lamme Goedzak. Legende von ihren heroischen/lustigen und ruhmreichen Abenteuern im Lande Flandern und anderen Orts) - 1867
Dahn, Felix "Ein Kampf um Rom" - 1876
Dickens, Charles "David Copperfield" (David Copperfield) - 1849
Döblin, Alfred "Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Biberkopf" (Berlin Alexanderplatz. The Story of Franz Biberkopf) - 1929
Dos Passos, John "Manhattan Transfer" (Manhattan Transfer) - 1925
Dostoevsky, Fyodor "Die Dämonen" (Бесы/Bessy) - 1872
Dumas, Alexandre "Les Trois Mousquetaires" (Die drei Musketiere) - 1844
Fallada, Hans "Kleiner Mann - was nun?" - 1932
Faulkner, William "Light in August" (Licht im August) - 1932
Fülöp-Müller, René "Der heilige Teufel. Rasputin und die Frauen" - 1927
Goethe, Johann Wolfgang von "Wahlverwandschaften" - 1809
Greene, Graham "The Heart of the Matter" (Das Herz aller Dinge) - 1948
Hamsun, Knut "August Weltumsegler" (August) - 1930
Hamsun, Knut "Hunger" (Sylt) - 1890
Joyce, James "Ulysses" (Ulysses) - 1922
Jünger, Ernst "In Stahlgewittern" - 1920
Keller, Gottfried "Ferien vom Ich" - 1915
Keller, Gottfried "Der grüne Heinrich" - 1853
Lagerlöf, Selma "Gösta Berlings Saga" (Gösta Berling) - 1891
Mereschkowski, Dmitry "Leonardo da Vinci. Historischer Roman aus der Wende des 15. Jahrhunderts" (Воскресшие боги. Леонардо да Винчи) - 1900
Meyer, Conrad Ferdinand "Jürg Jenatsch" - 1876
Miłosz, Czesław "Verführtes Denken" (Zniewolony umysł)) - 1953
Raabe, Wilhelm "Chronik der Sperlingsgasse" - 1856
Raabe, Wilhelm "Hungerpastor" - 1864
Remarque, Erich Maria "Im Westen nichts Neues" (All Quiet on the Western Front) - 1829
Storm, Theodor "Der Schimmelreiter" (The Rider on the White Horse) - 1888
Wilde, Oscar "The Picture of Dorian Gray" (Das Bildnis des Dorian Gray) - 1890
Und dann sind da noch einige Autoren, bei denen er kein bestimmtes Buch erwähnte.
Aristoteles - 384-322 BC
Dickens, Charles - 1812-1870
Heidegger, Martin - 1889-1976
Spinoza, Baruch - 1632-77
Sudermann, Hermann - 1857-1928
Twain, Mark - 1835-1910
Günter Grass erhielt den Nobelpreis für Literatur 1999 "weil er in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat".
Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier
finden.
Als ich vor einigen Jahren in Lübeck war, habe ich mich gefreut, dass ich auch das Haus besuchen konnte, in dem Günter Grass gelebt hat. Meine Erfahrung könnt ihr hier nachlesen.