Samstag, 30. November 2024

Shields, Carol "Das Tagebuch der Daisy Goodwill"

Shields, Carol "Das Tagebuch der Daisy Goodwill" (Englisch: The Stone Diaries) - 1993

Ein interessantes Buch über ein interessantes Leben. Bisher hatte ich nur Carol Shields Buch über Jane Austen gelesen, aber irgendwie ist mir dieser Roman von ihr entgangen.

Ich mag Bücher mit einer Karte oder einem Stammbaum am Ende. Dies ist eines davon. Ich liebe es, vor- und zurückblättern zu können und zu sehen, wer mit wem verwandt ist, woher sie kommen, was als nächstes kommt, auch wenn es mich manchmal ärgert, dass mir dadurch ein Teil des Buches verraten wird, weil ich bereits weiß, dass jemand bald sterben oder heiraten wird usw.

Allerdings wäre "The Stone Diaries" auch ohne den Stammbaum verständlich. Daisy Stone Goodwill durchlebt in ihrem Leben viele Härten. Sie wird als Waise unter seltsamen Umständen geboren, meistert ihr Leben aber ganz gut. Sie ist eine kluge Frau und erhält eine Ausbildung zu einer Zeit, in der das für keine Frau normal ist, geschweige denn für eine in ihrer Situation.

Während ich das las, fragte ich mich oft, wie viel von Carol Shields in dieser fiktiven Autobiografie von Daisy Goodfellow steckt. In diesem Buch geht es um alles über das Leben, Geburt und Tod, Heirat und Scheidung, Ausbildung und Arbeit, Probleme mit Eltern und Kindern, einfach alles, was einem im normalen Leben begegnet.

Eine gute Lektüre.

Buchbeschreibung:

"An einem allzu heißen Nachmittag des Jahres 1905 kommt Daisy Goodwill in einer Sturzgeburt auf die Welt. Die Mutter stirbt, und ihr bleibt nur der lebenslang traurige, verträumte Vater. Erst nach einer schwierigen Jugend und einer unglücklichen Ehe findet Daisy die große Liebe und Erfüllung im Schreiben."

Carol Shields erhielt den Pulitzer Prize für "Das Tagebuch der Daisy Goodwill" (The Stone Diaries) in 1995.

Dies ist auch ein Buch über das Lesen. Im Roman werden viele Bücher erwähnt.

Bücher, die Clarentine gelesen hat:
Libby, Laura Jean "Struggle for a Heart"
Alexander, Mrs. "What Gold Cannot Buy"
Warden, Florence "At the World's Mercy"
Brontë, Charlotte "Jane Eyre" (Jane Eyre)
Andere Bücher, die sie erwähnt: (see below in alphabetical order, at least those that I could find)
Black Beauty, Anne of Green Gables (Anne auf Green Gables), Freckles, Twice Told Tales, Beautiful Joe, Mill on the Floss (Die Mühle am Floß), Pocahontas, Elizabeth and Her German Garden, Jane Eyre (Jane Eyre), The Unification of Italy, Beowulf, the Romantic Poets, In His Steps, Wild Geese, Gone With the Wind (Vom Winde verweht), Claudia, The First Six Years, The Grapes of Wrath (Früchte des Zorns), Forever Amber, The Egg and I, Cheaper by the Dozen (Im Dutzend billiger),  Lust for Life, The Web and the Rock, The Skutari Babies, Our Mutual Friend, Nellie's Memories, Helen's Saga, A Brief History of the Orkney Isles, Chekhov's Daughter, The Edible Woman, The Good Earth (Die gute Erde), Murder in the Meantime.

Alphabetische List2:
Arnim, Elizabeth von "Elizabeth and Her German Garden" (Elizabeth und ihr Garten)
Atwood, Margaret "The Edible Woman" (Die eßbare Frau)
Brontë, Charlotte "Jane Eyre" (Jane Eyre)
Buck, Pearl S. "The Good Earth" (Die gute Erde)
Carey, Rosa Nouchette "Nellie's Memories"
Dickens, Charles "Our Mutual Friend" (Unser gemeinsamer Freund)
Donnell, Susan "Pocahontas"
Eliot, George "The Mill on the Floss" (Die Mühle am Floß)
Franken, Rose "The Claudia Novels" (Claudia-Zyklus)
Gilbreth, Frank + Gilbreth Carey, Elizabeth "Cheaper by the Dozen" (Im Dutzend billiger)
Hawthorne, Nathaniel "Twice Told Tales"
MacDonald, Betty "The Egg and I" (Das Ei und ich)
Mitchell, Margaret "Gone With the Wind" (Vom Winde verweht)
Montgomeray, Lucy Maud "Anne of Green Gables" (Anne auf Green Gables)
Saunders, Margaret Marshall "Beautiful Joe" (Beautiful Joe. Der Hund, der die Menschen verändert hat)
Sewell, Anna "Black Beauty" (Black Beauty)
Sheldon, Charles "In His Steps" (In seinen Fußstapfen)
Steinbeck, John "The Grapes of Wrath" (Früchte des Zorns)
Stone, Irving "Lust for Life" (Vincent van Gogh. Ein Leben in Leidenschaft)
Stratton-Porter, Gene "Freckles" (Freckles)
Winsor, Kathleen "Forever Amber" (Amber)
Woolfe, Thomas "The Web and the Rock" (Geweb und Fels)

Freitag, 29. November 2024

Machfus, Nagib "Zuckergässchen"

Machfus, Nagib "Zuckergässchen" (Arabisch: السكرية/Al-Sukkariyya) - Sugar Street - 1957 (Kairo-Trilogie 3) 

Selten war ich so traurig wie beim Beenden dieses Romans. Nicht wegen seines Inhalts, obwohl es nicht nur glückliche Ereignisse gab, sondern weil dies das Ende der Geschichte über die Familie Abd al-Jawad ist. Ich hätte ihr Leben und das ihrer Nachkommen gerne bis in die Gegenwart weiterverfolgt.

Nachdem ich "Zwischen den Palästen" (Palace Walk) und "Palast der Sehnsucht" (Palace of Desire) gelesen hatte, die ersten beiden Romane dieser Trilogie über die Heimatstadt des Autors, Kairo, konnte ich es kaum erwarten, den nächsten zu lesen.

Wie in den beiden vorherigen Büchern lernen wir nicht nur die Familie kennen, sondern erfahren auch etwas über die ägyptische Geschichte. Dieses Buch führt uns durch die Jahre 1935 bis 1944. Wir können den Unterschied in der Gesellschaft zwischen dem Beginn der Saga im Jahr 1917 und dem (fast) Ende des Zweiten Weltkriegs erkennen. Es gibt einen großen Unterschied darin, wie Frauen behandelt werden, was sie tun dürfen, obwohl es immer noch einige Menschen gibt, die im letzten Jahrhundert leben. Das Gleiche wie heute, schätze ich.

Ich würde gerne mehr über Ägypten lesen. Es gibt eine andere ägyptische Autorin, die ich sehr mag, Ahdaf Soueif. Ich habe ihren Roman "Die Landkarte der Liebe" (The Map of Love) und eine Sammlung von Kurzgeschichten "Aischa" (Aisha) gelesen und ich bin sicher, dass ich andere gute ägyptische Autoren finden werde, die diese Geschichte fortsetzen werden. Wenn jemand einen Vorschlag hat, freue ich mich immer über Empfehlungen.

Buchbeschreibung:

"Der einst stolze Herrscher der Familie, Abd al-Gawwad, verfolgt, gealtert und durch Krankheit gezähmt, das Straßentreiben vor seinem Palast. Die gute alte Zeit ist für ihn dahin und die Kinder sind längst Chadiga lebt glücklich verheiratet in der Zuckerstraße; Aisha hat durch Typhus ihren Mann und ihre Söhne verloren; Yasin fühlt sich bei der ehemaligen Mätresse geborgen, während Kamal seine Leiden in den Armen einer Prostituierten zu stillen sucht.Als der Zweite Weltkrieg Ägypten erreicht, beginnt auch für Abd al-Gawwads Familie eine schwierige Zeit, die zur Zerreißprobe wird.."

Nagib Machfus erhielt den Nobelpreis für Literatur 1988 als "Wegbereiter neuer (sozialkritischer) ägyptischer Erzählkunst zwischen Tradition und Moderne".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Machfus, Nagib " Palast der Sehnsucht"

Machfus, Nagib " Palast der Sehnsucht" (Arabisch: قصر الشوق/Qasr el-Shōq) - Palace of Desire - 1957 (Kairo-Trilogie 2)

Teil 2 der Kairo-Trilogie, beginnt 1924, fünf Jahre nachdem "Zwischen den Palästen" (Palace Walk) endet. Die Kinder sind erwachsen geworden, sogar der jüngste Sohn, und die Familie zieht nach mehreren Zwischenfällen weiter. al-Sayyid Ahmad Abd al-Jawad, der Patriarch, versucht immer noch, seine Kinder zu kontrollieren, aber er ist weniger erfolgreich als im ersten Buch.

Wieder treffen wir alle Freunde und Nachbarn der Familie, die Schwiegersöhne, die von den Söhnen verfolgten Mädchen – und den Vater. Eine Geschichte, die den Titel "Saga" wirklich verdient.

Wir erfahren auch wieder etwas über die Sicht der Ägypter auf die britische Besatzung und können sie vollkommen verstehen. Warum sollte ein Land über ein anderes herrschen?

Ich weiß, ich habe erwähnt, dass ich dicke Bücher liebe, aber was ich noch mehr liebe, ist eine Fortsetzung eines dicken Buches, die es noch dicker macht. Dies ist einer dieser Fälle. Und das dritte Buch "Zuckergässchen" (Sugar Street) macht das ganze noch besser.

Buchbeschreibung:

"Kamal, der jüngste Sohn des geliebt-gefürchteten Familienpatriarchen Abd al-Gawwad, bekommt die Härten und Hürden des Erwachsenwerdens deutlich zu spüren: Seine erste, heftige Liebe zur Aristokratentocher Aida bleibt unerwidert und hinterlässt in ihm das Gefühl, lediglich Mittel eines weiblichen Ränkespiels gewesen zu sein. Und seinem Wunsch, Englischlehrer zu werden, seiner Begeisterung für die nationale Unabhängigkeitsbewegung, seinem Interesse für die Wissenschaft, die ihn an den religiösen Bräuchen zweifeln lässt, begegnet der Vater mit schroffer Ablehnung; er verteufelt Kamal als Ketzer. Trotz der Sehnsucht nach Erkenntnis und Befreiung aus den Fesseln überkommener Traditionen fühlt sich Kamal wie gelähmt. Angesichts der herrschenden Doppelmoral droht der Traum von Reinheit und Schönheit zu zerbrechen. Entmutigt beginnt er, sich in Weinbuden zu betrinken und durch Bordellgassen zu streifen, während sein Bruder Jasin und der Vater, ohne es voneinander zu wissen, um die Liebe derselben jungen Lautenspielerin buhlen - Zanuba. Aber diese betörende, fordernde Frau lässt nicht mit sich spielen. Sie will geheiratet und geachtet werden.."

Nagib Machfus erhielt den Nobelpreis für Literatur 1988 als "Wegbereiter neuer (sozialkritischer) ägyptischer Erzählkunst zwischen Tradition und Moderne".

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Machfus, Nagib "Zwischen den Palästen"

Machfus, Nagib "Zwischen den Palästen" (Arabic: بين القصرين/Bayn al-qasrayn) - Palace Walk - 1956 (Kairo-Trilogie 1)

Teil 1 der Kairo-Trilogie. Ich liebe dicke Bücher, ich liebe Familiensagas, ich liebe historische Romane, ich liebe Bücher von Nobelpreisträgern, also sollte das definitiv das Buch für mich sein.

Und das ist es auch. Die Geschichte einer ägyptischen Familie zwischen 1917 und 1919. Wir lernen al-Sayyid Ahmad Abd al-Jawad kennen, der seine Familie wie ein Tyrann regiert, seine Frau, seine Töchter und seine Söhne, sie alle müssen ihm bedingungslos gehorchen. Er selbst ist bei weitem kein perfekter Mensch, erwartet dies aber von allen um ihn herum. Mit der Zeit akzeptiert jeder dies als gottgegebenes Gesetz.

Brillant erzählt. Nagib Machfus ist ein fantastischer Beobachter, er erwähnt so viele Dinge, beschreibt die Gefühle der Menschen auf eine Weise, die einzigartig und höchst lobenswert ist. Wir können uns vorstellen, eine Fliege an der Wand zu sein, die alles bemerkt, was vor sich geht. Ich würde gerne ein Buch lesen, das Machfus jetzt über dieselbe Familie schreiben würde, naja, ihre Nachkommen. Der Autor hat es geschafft, eine Familie zu erschaffen, die so real, so lebendig wirkt. Wir können uns gut vorstellen, ihnen irgendwo zu begegnen. Eine sehr realistische Geschichte.

Ich habe auch die Fortsetzungen "Palast der Sehnsucht" (Palace of Desire) und "Zuckergässchen" (Sugar Street) gelesen.

Dieses Buch steht auch auf der Liste der "Nicht-westlichen Bücher, die jeder Schüler lesen sollte" (The non-western books that every student should read).

Buchbeschreibung:

"Der Nobelpreis für Nagib Machfus galt vor allem auch seiner Kairo-Trilogie. Sie ist das Hauptwerk des Autors, ein Meilenstein der modernen arabischen Literatur. Die westliche Kritik verglich sie mit den 'Buddenbrooks', mit der 'Forsythe Saga', mit der 'Danziger Trilogie', mit der 'Comédie humaine' Balzacs, nannte sie den 'Baedecker zu Ägyptens Seele' ... Über drei Generationen und drei Jahrzehnte hinweg wird das Leben einer Kairoer Kaufmannsfamilie verfolgt und zu einem opulenten Gemälde ägyptischen Lebens verdichtet.

Abd al-Gawwad, der übermächtige Herrscher der Familie, ist gefürchtet und geliebt zugleich: Strotzend vor Vitalität und Lebenslust ist er ein liebenswürdiger Freund und geistreicher Unterhalter, ein Kenner von Kunst und Gesang, und nicht zuletzt ein feinfühliger Liebhaber schöner Frauen. Doch wenn er die Treppe zu seinem Palast hochsteigt, verwandelt er sich zum gnadenlosen Patriarchen, der Ehefrau, Töchter und Söhne an seinen Fäden führt. Als die Wünsche und Hoffnungen jedes einzelnen an die Oberfläche kommen, verstricken sich die Familienmitglieder immer tiefer im Geflecht ihrer verunsicherten Beziehungen. Seine Ehefrau Amina, eine Gestalt von mythischer Tiefe, in der Welt der Geister heimischer als in der Welt der Menschen, wagt sich zum ersten Mal hinaus auf die Straße. Der Sohn wie die Tochter verfallen einer unschicklichen Liebe. Und draußen auf der Straße beginnt der blutige Kampf um nationale Unabhängigkeit, wird mit Demonstrationen und Streiks das Ende des britischen Protektorates gefordert. Abd al-Gawwad's Familie bleibt von der Tragik der Ereignisse nicht verschont..
"

Nagib Machfus erhielt den Nobelpreis für Literatur 1988 als "Wegbereiter neuer (sozialkritischer) ägyptischer Erzählkunst zwischen Tradition und Moderne".

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Donnerstag, 28. November 2024

Knöppler, Florian "Kronsnest"

Knöppler, Florian "Kronsnest" [Kronsnest, name of village] - 2020

Dies war ein wirklich nettes Buch. Es schildert die Jugend von Hannes, in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Er lebt in Norddeutschland, nicht direkt dort, wo ich aufgewachsen bin oder wo meine Großeltern wohnten, aber doch nah genug, dass ich mir vorstellen konnte, dass dies meine Großeltern waren. Das hat den Roman noch spannender gemacht, als er ohnehin schon war.

Und wenn wir die Jugend von damals mit der heutigen vergleichen, muss man feststellen, dass sich soviel gar nicht verändert hat. Die Jugendlichen haben immer noch ähnliche Interessen, aber auch ähnliche Hoffnungen und Ängste. Die Zukunft sah nie gut aus. Und wenn man die Politik vergleicht, findet man auch sehr viel Ähnlichkeiten. Sollten wir aus der Vergangenheit gar nichts gelernt haben???

Wir hatten ein sehr nettes Gespräch über das Buch, unsere Jugend, Nortdeutschland, die damalige und heutige Politk, der Roman griff viele Themen auf. Und er hat uns sehr, sehr gut gefallen.

Ach ja, und das Dorf, in dem der Roman spielt, heißt tatsächlich Kronsnest.

Buchbeschreibung:

"Ein holsteinisches Dorf in den 20er Das Dorf und der kleine elterliche Hof in der Elbmarsch sind seine ganze Der empfindsame Hannes leidet unter seinem gewalttätigen, unberechenbaren Vater und den Schikanen in der Schule. Zuflucht findet er allein in der Natur und in seinen Büchern. Doch Hannes beginnt, sich zu wehren, und unversehens gerät er dabei in die politischen Spannungen der Dorfgemeinschaft. Dabei will er doch eigentlich nur eines – die geheimnisvolle Mara für sich gewinnen, die so ganz anders ist als all die Mädchen im Dorf. Ein anderes Leben, denkt Hannes, ein anderes Leben muss doch möglich sein."

Mittwoch, 27. November 2024

Gabaldon, Diana "Feuer und Stein"

Gabaldon, Diana "Feuer und Stein" (Teil 1 Highland Saga) (Englisch: Outlander/UK: Cross Stich) - 1991

Viele meiner Freunde haben mir gesagt, ich sollte dies lesen, es wurde in meinem Lesekreis vorgeschlagen, aber es hat nie wirklich meine Aufmerksamkeit erregt, ich dachte nicht, dass es mir liegt.

Als ich also sah, dass dies in einem Online-Lesekreis gelesen wurde, ergriff ich die Gelegenheit, es mit einigen anderen Leuten zu besprechen und es zu lesen.

Was soll ich sagen? Ich hatte die ganze Zeit recht? Ja, ich hatte die ganze Zeit recht. Das ist nicht meine Art von Lektüre. Zugegeben, die Geschichte selbst ist nicht so schlecht, Claire, eine Krankenschwester, die im Zweiten Weltkrieg war, findet sich plötzlich im 18. Jahrhundert wieder. Nun, ich glaube nicht an Zeitreisen, aber ich bin bereit, darüber hinwegzusehen. Sie muss dann anfangen, in dieser Zeit zu leben und kommt mit ihrem medizinischen Wissen und allem ganz gut zurecht.

Die Geschichte über die Menschen im 18. Jahrhundert ist auch nicht ganz uninteressant. Es ist nur so, dass der ganze Schreibstil so sehr seichte "Frauenliteratur" (Chick Lit) ist, so einfach, es wird viel zu viel Wert auf Sex und, sogar im 18. Jahrhundert, auf Kleidung gelegt. Die ganze Geschichte scheint sich um diese Themen zu drehen. Und alles ist völlig vorhersehbar. Keine wirklich überraschenden Fakten. "Das Gute endete glücklich und das Schlechte unglücklich. Das bedeutet Fiktion." Wie Miss Prism in Oscar Wildes fantastischem Stück "Bunbury oder die Bedeutung, Ernst zu sein" (The Importance of Being Earnest) sagt.

Nicht mein Fall. Dies wird mein einziger "Outlander"-Roman gewesen sein, ich weiß, es gibt noch viele weitere zu lesen. Wer daran interessiert ist, hier ist die Liste der Fortsetzungen:

Outlander (Feuer und Stein) - 1991 (UK-Ausgabe: Cross Stitch)
Dragonfly in Amber (Die geliehene Zeit) - 1992
Voyager (Ferne Ufer) - 1994
Drums of Autumn (Der Ruf der Trommel) - 1997
The Fiery Cross (Das flammende Kreuz) - 2001
A Breath of Snow and Ashes (Ein Hauch von Schnee und Asche) - 2005
An Echo in the Bone (Echo der Hoffnung) - 2009
The Exile – An Outlander Graphic Novel (Feuer und Stein. Eine Liebe in den Highlands - Ein Comicroman) - 2010
Written in My Own Heart's Blood (Ein Schatten von Verrat und Liebe) - 2014
Go Tell the Bees That I Am Gone (Das Schwärmen von tausend Bienen) - 2021

Was habe ich hieraus gelernt? Ich weiß oft, ob mir ein Roman gefallen würde oder nicht. Es kommt nicht oft vor, dass ich positiv überrascht bin, selbst wenn ich ein Buch in die Hand nehme, von dem ich denke, dass es nicht zu mir passt. Das sollte doch etwas bedeuten, oder?

Kommentare anderer Mitglieder:
  • Ich habe angefangen, mir das Hörbuch anzuhören, habe es sogar mit zwei verschiedenen Sprechern versucht, konnte mich aber nicht wirklich in die Geschichte hineinversetzen. Ich werde irgendwann versuchen, es zu lesen, aber im Moment habe ich zu viel anderes zu tun.

  • Am Ende habe ich es mir als Hörbuch angehört und es war ein ausgezeichnetes Hörerlebnis. Die verschiedenen Themen wie Sucht, Familientraumata und Beziehungen wurden nur oberflächlich behandelt, sorgten aber für eine unterhaltsame Erfahrung. Ich konnte mich ziemlich in die verschiedenen Schachdramen und die inneren Monologe der Hauptfiguren über die Spiele vertiefen, obwohl ich nicht viel über Schach weiß. Ich würde es empfehlen und überlege, der Fernsehserie eine Chance zu geben, da mir das Buch so gut gefallen hat.

  • Anfangs war ich etwas frustriert, dass das Buch nur oberflächlich behandelt wurde, zum Beispiel die Beziehung zum Personal des Kinderheims, die Adoptiveltern und ihre Beziehungen zu anderen Schachspielern und schließlich das Thema Sucht und wie man damit umgeht ... Ich glaube nicht, dass es das Problem in irgendeiner Weise löst, wenn man von einem nicht so engen alten Freund ins Fitnessstudio mitgenommen wird. Andere Themen: Hochbegabung bei Kindern und Erwachsenen und Gleichberechtigung der Geschlechter im Leben, im Sport, in der Religion usw. Aber dann dachte ich, wenn das Buch tiefer auf diese Themen eingegangen wäre, wäre es überhaupt kein Schachbuch gewesen. Und auch keine leichte Lektüre über Schach, Lernen, Wettkampf und Gewinnen.
Buchbeschreibung:

"Schottland 1946: Die englische Krankenschwester Claire Randall ist in den zweiten Flitterwochen, als sie neugierig einen alten Steinkreis betritt und darin auf einmal ohnmächtig wird. Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich im Jahr 1743 - und ist von jetzt auf gleich eine Fremde, ein 'Outlander'."

Dienstag, 26. November 2024

Tevis, Walter "Das Damengambit"

Tevis, Walter "Das Damengambit" (Englisch: The Queen's Gambit) - 1983

Wir haben dies im November 2024 in unserem internationalen Online-Lesekreis gelesen.

Ich wusste, dass es eine Fernsehserie mit diesem Titel gibt, und dachte, das könnte interessant sein.

Nun, das war es nicht. Ich kann Schach spielen, aber das war mir zu professionell. Jemand, der überhaupt kein Schach spielt, könnte sich sogar noch schneller langweilen. Es wurde zu viel über das Spiel geredet, zu viele Details.

Und obwohl mir die kleine Waise leid tat, mochte ich die Person nicht, zu der sie heranwuchs, ein egoistisches, süchtiges Mädchen, zu viele Drogen, zu viel Sex, einfach nicht mein Ding. Und auch keine der anderen Figuren war liebenswert, außer vielleicht der Hausmeister in der Schule, der Beth Schach beibringt.

Buchbeschreibung:

"Im Methuen-Kinderheim in Kentucky gibt es für die achtjährige Beth Harmon zwei Möglichkeiten, der harten Realität zu entfliehen: die grünen Beruhigungspillen, die den Kindern täglich verabreicht werden, und Schach. Über den grantigen Hausmeister Mr. Shaibel, der ihr bei dem Strategiespiel Mentor und Gegner ist, wächst sie bald hinaus. Das Mädchen ist ein Ausnahmetalent und gewinnt Turnier um Turnier. Mit 16 spielt sie gegen lauter erwachsene Männer um die US-Meisterschaft. Ihr Weg führt steil nach oben, doch bei jedem Schritt droht der Abgrund von Sucht und Selbstzerstörung. Denn für Beth steht viel mehr auf dem Spiel als Sieg oder Niederlage."

Montag, 25. November 2024

Ruiz Zafón, Carlos "Der dunkle Wächter"

 

Ruiz Zafón, Carlos "Der dunkle Wächter" (Spanish: Las Luces de Septiembre) - The Watcher in the Shadows - 1995 (Niebla 3)

Eine Familie in Frankreich im Jahr 1937. Nach dem Tod ihres Vaters zieht Irenes Mutter mit ihren Kindern von Paris an einen abgelegenen Ort in der Normandie, in ein geheimnisvolles Herrenhaus, das von einem Spielzeugmacher bewohnt wird, der dort mit seiner kranken Frau lebt. Schatten, Ruiz Zafón liebt Schatten, es ist erstaunlich, was er mit Schatten machen kann …

Ich mag Geistergeschichten nicht wirklich, aber niemand erzählt sie so schön wie Carlos Ruiz Zafón. Alles, was er braucht, ist eine abgelegene Insel, ein geheimnisvolles Schloss, eine alte Bibliothek, was auch immer, und er macht daraus eine Reise ins Unbekannte.

Ich habe jedes einzelne Werk dieses brillanten Autors geliebt, jedes einzelne davon ein Meisterwerk. Ich konnte es kaum erwarten, das nächste in die Hände zu bekommen. Leider werden wir nie wieder neue Bücher von ihm bekommen, darum müssen wir diese eben immer mal wieder lesen.

Weitere Bücher über diesen großartigen Autor sind hier (in deutsch) und hier (in englisch)

Buchbeschreibung:

"Cravenmoore – so heißt das geheimnisumwobene Anwesen, auf dem der Spielzeugfabrikant Lazarus Jann mit zahllosen seiner Konstruktionen lebt: mechanischen Menschen, die ihm Diener und Gesellschaft sind und ihn vor den dunklen Schatten seiner Vergangenheit bewahren sollen. Familie Sauvelle, die Lazarus aus seiner Einsamkeit reißt, weckt auch sein mörderisches Geheimnis aus jahrelangem Schlaf. Ein brutaler Mord reißt die Familie aus ihrem neuen Glück. Der Sommer an der blauen Bucht, der so strahlend begann, könnte ihr letzter werden.

Nach dem Tod ihres Mannes zieht Simone Sauvelle mit ihrer Tochter Irene und ihrem Sohn Dorian in ein kleines Dorf an der Küste der Normandie. Ihr neuer Job auf dem Anwesen Cravenmoore verspricht nach Jahren der Entbehrung endlich einen glänzenden Neuanfang. Schnell verbindet die Sauvelles eine enge Freundschaft mit dem liebenswerten Spielzeugfabrikanten, doch die prunkvollen Mauern von Cravenmoore werden vor allem Irene und ihrem neuen Freund Ismael immer unheimlicher.

Warum dürfen sie bestimmte Zimmer nicht betreten und warum ist die schwerkranke Frau des Fabrikanten nie zu sehen? Was hat es mit den geheimnisvollen Septemberlichtern auf sich, die vom Leuchtturm drohen? Als ein brutaler Mord geschieht, versuchen Irene und Ismael das Geheimnis von Cravenmoore aufzudecken und wecken damit die dunklen Schatten der Vergangenheit.
"

Ruiz Zafón, Carlos "Mitternachtspalast"

Ruiz Zafón, Carlos "Mitternachtspalast" (Spanish: El Palacio de la Medianoche) - The Midnight Palace - 1994 (Niebla 2)

Noch ein Jugendbuch von Carlos Ruiz Zafón, das auch von Erwachsenen gelesen werden sollte.

Nachdem ich einige Bücher dieses Autors über seine geliebte Heimatstadt Barcelona gelesen hatte, war ich überrascht, dass diese Geschichte in Indien spielt. Als ich jedoch mit dem Lesen begann, verstand ich, warum er diesen Ort gewählt hatte. Vieles in der Geschichte wäre in Europa nicht so plausibel gewesen. Nicht, dass die Geschichte selbst plausibel gewesen wäre, aber die wahre Geschichte war in Indien glaubwürdiger als in Spanien.

Wie immer hat Carlos Ruiz Zafón eine wunderbare Geschichte geschrieben, die mich das ganze Buch über in Atem hielt. Sie erinnerte mich mehr an ein Märchen als an Fantasy, vielleicht mag ich deshalb seinen Schreibstil, obwohl ich kein Fan von Fantasy an sich bin. Er hält sich eher an die südamerikanischen Autoren und ihren magischen Realismus, auch wenn er diesmal ziemlich übertreibt.

Die Schönheit dieser Geschichte liegt nicht nur in der Erzählung selbst, sondern in den Charakteren, acht jungen Menschen, die die besten Freunde sind, jeder von ihnen ein Held oder eine Heldin für sich, einige Erwachsene, die auch sehr "gut" sind. Viele Wendungen sorgen für Spannung, und wer anfängt, dieses Buch zu lesen, möchte es vielleicht nicht mehr weglegen, bevor man es beendet hat.

Erzählt mir nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.

Buchbeschreibung:

"'Der Mitternachtspalast' erzählt von den Zwillingen Ben und Sheere, die sich nach sechzehn Jahren endlich wiederbegegnen. Doch die Freude währt nicht lang. Der Schrecken der Vergangenheit holt sie wieder ein. Direkt nach ihrer Geburt in Kalkutta wären die Zwillinge beinahe einem Auftragsmord zum Opfer gefallen. Um die Kinder vor dem unbekannten Verfolger zu verbergen, wachsen sie getrennt auf: Ben in einem Waisenhaus, Sheere bei ihrer Großmutter, mit der sie durch ganz Indien irrt. Doch als sie sechzehn werden, spürt eine unheimliche Macht sie auf. Es kommt zu mysteriösen Todesfällen. Ben vermutet eine Verbindung zu ihrem Vater, der bei einem tragischen Unglück ums Leben kam. Auf der Suche nach der Wahrheit geraten die beiden immer tiefer in die düstere Unterwelt Kalkuttas. Es beginnt ein grausiges Spiel um Leben und Tod - mit einem Widersacher, dessen Wahn alles Vorstellbare übersteigt."

Weitere Bücher über diesen großartigen Autor sind hier (in deutsch) und hier (in englisch)

Ruiz Zafón, Carlos "Der Fürst des Nebels"

Ruiz Zafón, Carlos "Der Fürst des Nebels" (Spanish: El príncipe de la niebla) - The Prince of Mist - 1993

Was für eine fantastische Geistergeschichte, sehr mystisch, sehr spannend. Ursprünglich als Jugendbuch geschrieben, wurde es nach den großen Erfolgen des Autors mit "Der Schatten des Windes" und "Das Spiel des Engels" (The Angel's Game) neu aufgelegt.

Eine Familie zieht aus der Stadt an den Strand, um dem Krieg zu entfliehen. Sie ziehen in ein altes Haus, dessen Vorbesitzer gestorben ist. Sobald sie ankommen, beginnen seltsame Dinge zu geschehen. Dann trifft der Sohn einen anderen Jungen und seinen Großvater und das Geheimnis beginnt sich aufzulösen.

Eine ziemlich kurze Geschichte, nur 202 Seiten, an einem Tag gelesen. Wunderbar.

Weitere Bücher über diesen großartigen Autor sind hier (in deutsch) und hier (in englisch).

Buchbeschreibung:

"Carlos Ruiz Zafóns legendärer erster Roman - neu übersetzt und fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Der erste Schauerroman des spanischen Meistererzählers.

In 'Der Fürst des Nebels' fliehen Max und seine Familie vor dem tobenden Krieg. Ein altes Haus am Meer verheißt Frieden und Sicherheit. Doch schon bald legt sich ein dunkler Schatten über den Zufluchtsort, als Max erfährt, dass der Sohn der ehemaligen Bewohner unter mysteriösen Umständen ertrunken ist. Eine geheimnisvolle Macht bedroht nun auch das Leben seiner Familie.

Als er mit seinem neuen Freund Roland zum Wrack der Orpheus taucht, kann Max förmlich fühlen, wie etwas Schreckliches in der Tiefe lauert. Gibt es eine Verbindung zum finsteren 'Der Fürst des Nebels, von dem der Leuchtturmwärter erzählt? Und hat der ihnen wirklich alles gesagt?

Als Max erkennt, welch grauenvolle Gefahr wirklich droht, hat sich bereits ein Sturm zusammengebraut: etwas lange Totgeglaubtes erhebt sein Haupt und macht sich auf die Jagd.

Der spanische Bestsellerautor Carlos Ruiz Zafón, der mit '
Der Schatten des Windes' Millionen von Lesern auf der ganzen Welt begeisterte, ist ein Meister des Unheimlichen, ein Meister des Schauerromans. 'Der Fürst des Nebels' ist Zafóns erster fesselnder Gänsehautgarant."

Samstag, 23. November 2024

Hanff, Helene "84 Charing Cross Road" und "Die Herzogin der Bloomsbury Street"

  

Hanff, Helene "84 Charing Cross Road. Eine Freundschaft in Briefen" (Englisch: 84 Charing Cross Road) - 1970 

und "Die Herzogin der Bloomsbury Street" (Englisch: The Duchess of Bloomsbury Street) - 1973

Obwohl "84 Charing Cross Road" und "The Duchess of Bloomsbury Street" offiziell zwei verschiedene Bücher sind, habe ich sie in einem Bucheinband gekauft, hintereinander gelesen und werde sie hier behandeln, als wären sie eins.

Der erste Teil, "84 Charing Cross Road. Eine Freundschaft in Briefen", (84 Charing Cross Road) besteht komplett aus Briefen, der zweite Teil, "Die Herzogin der Bloomsbury Street" (The Duchess of Bloomsbury Street), ist in Tagebuchform geschrieben.

Welch ein schönes Buch. Eine Schriftstellerin, die gerne liest, bestellt gebrauchte Bücher bei einem Buchladen auf der anderen Seite des Ozeans, zu einer Zeit, als es nicht so einfach war, etwas "online" zu bestellen. Helene Hanff wohnt in den USA und bestellt Bücher bei diesem kleinen Buchladen, "Marks & Co." in London, und beginnt eine schöne Korrespondenz nicht nur mit einer der Verkäuferinnen, sondern mit fast dem ganzen Laden.

Ich liebte alles an diesem Buch. Es drehte sich nicht nur mehr oder weniger ausschließlich um das Thema Lesen, es empfahl viel interessante Literatur, es war auch wunderschön geschrieben. Es ist sowohl lustig als auch liebevoll und fürsorglich. Die Autorin tauscht nicht nur Briefe aus, sie schickt auch Lebensmittel und andere Notwendigkeiten an ihre neuen Freunde im Nachkriegslondon, die immer noch sehr eingeschränkt leben müssen.

Ich wusste, dass ich das richtige Buch gefunden hatte, als ich auf Seite 3 über ihr erstes P.S. stolperte: "Ich hoffe, 'Madam' bedeutet dort nicht dasselbe wie hier." (I hope 'madam' doesn't mean over there what it does here.) Es war eine Erinnerung an das gute alte Sprichwort "Die Engländer und die Amerikaner sind zwei Völker, die durch eine gemeinsame Sprache getrennt sind." (The English and the Americans are two peoples divided by a common language.) Diese Erfahrung kann sicherlich jeder bestätigen, der gleichzeitig mit Menschen aus beiden Nationen zu tun hatte.

Ich konnte mich mit ihrer "Bildung durch Bücher" identifizieren, besonders als sie anfing zu erzählen, dass sie ihr Literaturstudium Sir Arthur Quiller-Couchs Vorlesungen über englische Literatur verdankte. Sie beschreibt auf Seite 142: "Q hielt Vorlesungen vor jungen Männern, die in Eton und Harrow ausgebildet worden waren. Er nahm daher an, dass seine Studenten – mich eingeschlossen – Paradise Lost [Das verlorene Paradies] ganz selbstverständlich gelesen hatten und seine Analyse der 'Anrufung zum Licht' in Buch 9 verstehen würden. Also sagte ich: 'Warte hier', ging in die Bibliothek und holte Paradise Lost und nahm es mit nach Hause und begann zu lesen und kam bis Seite 3, als ich auf ein Problem stieß:
Milton nahm an, ich hätte die christliche Version von Jesaja und das Neue Testament gelesen und alles über Luzifer und den Krieg im Himmel gelernt, aber da ich im Judentum aufgewachsen war, hatte ich das nicht. Also sagte ich: 'Warte hier' und lieh mir eine christliche Bibel aus …" Ist das nicht die beste Art, etwas zu lernen? Ich habe es immer genossen, eine Enzyklopädie zu "lesen", von einem Eintrag zum nächsten zu hüpfen, und ich kann sie mir mit den Büchern geradezu bildlich vorstellen.

Ein großartiges Beispiel ihrer Beobachtungsgabe findet sich auch auf Seite 172: "Das Hilton hat mehrere Speisesäle, er führte mich in den größten. Er war voll mit eleganten, gepflegten Männern und schön gekleideten Frauen; niemand sah so altbacken aus wie die im Kenilworth. Und die Erdbeeren waren riesig und die Sahne war dick und die Brötchen waren heiß und die Butter war kalt und die Hühnerleber war perfekt zubereitet.
Aber im Kenilworth schickt niemand die Eier zurück. Niemand spricht mit den Kellnern mit der beiläufigen Unhöflichkeit, die sagt: 'Ich bin besser als Sie, weil ich reicher bin.' Und die Kellner antworten nicht mit dieser einstudierten Mischung aus Verachtung und Unterwürfigkeit, und keiner ist unterwürfig – mein Gott, Alvaro könnte es nicht einmal aussprechen. Und niemand an einem Frühstückstisch im Kenilworth sieht verbittert oder unzufrieden aus, keine Männer im Kenilworth trinken launisch ihr Mittagessen, keine Frauen mit hart geschminkten Gesichtern behalten ihre Handtaschen im Auge.
Man sieht die Gesichter im Speisesaal des Hilton und möchte ihnen zuerst eine Ohrfeige verpassen, und dann tut es einem einfach leid, keine Seele im Raum sah glücklich aus."
Das ist lustig und tiefgründig zugleich. Wenn euch dieser Teil gefällt, wird euch der Rest des Buches sicher auch gefallen. Es ist mit seinen 240 Seiten viel zu kurz.

Buchbeschreibung:

"Durch Zufall stößt die amerikanische Bühnenschriftstellerin Helene Hanff Ende der 40er Jahre auf die Adresse eines kleinen Antiquariats in London. Eine neue Quelle für schwer aufzutreibende Bücher? Die Autorin greift zur Feder, ohne zu ahnen, dass diese ersten Zeilen den Beginn einer jahrzehntelangen Brieffreundschaft markieren.

Mit
84, Charing Cross Road hat Hanff dieser außergewöhnlichen Freundschaft ein Denkmal gesetzt und der Nachwelt gleichzeitig ein einzigartiges Zeitdokument der 50er und 60er Jahre hinterlassen.'"

Buchbeschreibung 2:

"'Pure Wonne' bereitete die New Yorkerin Helene Hanff laut Tagesspiegel ihren Lesern mit '84, Charing Cross Road', dem lebendigen Briefwechsel mit einem Londoner Buchhändler. Hanffs Aufzeichnungen über ihre erste London-Reise Anfang der 70er Jahre, sind genauso charmant, skurril und liebenswert. Die verschrobene Amerikanerin ist begeistert von der Stadt, macht sich mit allen und jedem bekannt, leidet unter den Tücken des englischen Alltags, zum Beispiel einer wild gewordenen Dusche oder dem täglichen Regen. Sie tritt in allerlei Fettnäpfe, bekommt herausgeholfen und zeigt London einmal von einer ganz anderen Seite."

Einige der Bücher, die sie erwähnte: Stolz und Vorurteil (Pride & Prejudice ) (Jane Austen), Tristram Shandy (Laurence Sterne), Common Reader (Virginia Woolf), Canterbury Tales (Geoffrey Chaucer)

Freitag, 22. November 2024

Levy, Marc "Wenn wir zusammen sind"

Levy, Marc "Wenn wir zusammen sind" (Französisch: Mes amis mes amours) - London Mon Amour - 2006

Mathias und Antoine sind beide geschieden und ziehen zusammen, um sich die Verantwortung für ihre Kinder zu teilen. Ihre einzige Regel ist, dass keine Frauen im Haus sind. Natürlich wird diese Regel gebrochen, sobald sie ihre neue Wohnung betreten ...

Dieses Buch wurde verfilmt und ich kann mir vorstellen, dass es ein ziemlich guter Chick Flick ist, besonders da einer meiner Lieblingsschauspieler, Vincent Lindon, die Hauptrolle spielt. Was den Roman angeht, habe ich ihn nur deshalb weitergelesen, weil ich ihn auf Französisch gelesen habe. Das hat mir etwas zum Üben gegeben. Ich halte nicht viel von leichter Lektüre und das hier war zu seicht für mich. Trotzdem, wer seichte Frauenliteratur (Chick Lit) mag, für den ist es kein schlechtes Buch.

Buchbeschreibung:

"Mathias und Antoine, beide in den Dreißigern, beide allein-erziehende Väter, beschließen, gemeinsam in einem Haus in London zu wohnen und ihre Kinder zusammen zu erziehen. Zwei Spielregeln stellen sie sich auf: keine Babysitter – und keine Frau im Haus …

Fortan soll das Wohl ihrer Kinder, des kleinen Louis und der reizenden Emily, im Mittelpunkt stehen.
Doch wie das so ist mit den selbst auferlegten Regeln: Sie sind schnell aufgestellt, aber ebenso schnell gebrochen! Eines Tages nämlich tritt die Journalistin Audrey in Mathias’ Leben. Mathias ist sofort fasziniert von dieser Frau. Doch wie soll er seinem Hausgenossen Antoine, der streng auf die Einhaltung der Regeln pocht, klarmachen, dass er sich verliebt hat? Aber auch auf Antoine wartet bereits das Glück – in Gestalt der zauberhaften Floristin Sophie …"

Donnerstag, 21. November 2024

Faulkner, William "Licht im August"

Faulkner, William "Licht im August" (Englisch: Light in August) - 1932

Was für ein Buch. Das könnte siebzig Jahre später eine Fortsetzung von "Vom Winde verweht" (Gone With the Wind) sein. Ein Buch über den tiefen Süden, über das Landleben, Familien, harte Arbeit, Rassismus, Kriminalität, Religion, Moral, alles, was eine Geschichte über diese Region und Zeit haben sollte.

Faulkner hat eine brillante Art zu schreiben, ich mag seinen Stil, auch wenn er von Zeit zu Zeit hin und her springt, folgt er immer noch seinem Weg und man kann ihm gut folgen, ohne dass es zu Verwirrungen kommt. Es gibt ein paar Hauptgeschichten mit mehreren Nebenhandlungen, aber William Faulkner schafft es, sie alle auf eine Weise zu erzählen, dass es nicht schwer ist, ihnen zu folgen. Eine zugängliche Geschichte mit sowohl sympathischen als auch unsympathischen Charakteren.

Es überrascht mich nicht, dass er den Pulitzer-Preis für zwei seiner Werke erhielt, "Eine Legende" (A Fable) und "Die Spitzbuben" (The Reivers), die beide auf meiner Wunschliste stehen.

Buchbeschreibung:

"Mit sinnlicher Leidenschaft entrollt Faulkner in diesem Klassiker der Literatur des 20. Jahrhunderts drei Lebenswege in der weiten Landschaft des Mississippi: Lena Grove, eine junge Schwangere auf einer fremden Landstraße, sucht ihren Geliebten. Am Ende hat sich ihr Schicksal in der Begegnung mit einem anderen Mann erfüllt, aber das Chaos sündhafter Verstrickung entlässt sie wieder fast unberührt. Joe Christmas, ein Wanderarbeiter, der sich seiner Rassenzugehörigkeit nicht sicher ist, findet hingegen keinen anderen Ausweg aus seinem Dilemma, als selbst zum Mörder zu werden. Der Geistliche Gail Hightower durchschaut das Gewebe aus religiösem und rassischem Fanatismus, kann sich aber nicht aus seiner Verklärung der 'glorreichen' Südstaatenvergangenheit befreien ...

Faulkners zwingende Modernität, sein multiperspektivischer, psychologischer Stil machten '
Licht im August', 1932 geschrieben, bereits 1935 bei Rowohlt veröffentlicht, zu einem der wirkungsmächtigsten Romane des 20. Jahrhunderts - hierzulande vor allem nach dem Krieg, als er in einer rororo-Zeitungsausgabe einem breiten Publikum zugänglich wurde."

William Faulkner erhielt den Nobelpreis für Literatur 1949 "für seine kraftvolle und künstlerisch selbständige Leistung in Amerikas Romanliteratur."

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels, und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Mittwoch, 20. November 2024

Gao, Xingjian "Der Berg der Seele"

Gao, Xingjian "Der Berg der Seele" (Chinesisch: 灵山, língshān) - Soul Mountain - 1989

Ein außergewöhnliches Buch. Eine Biografie, eine Suche nach der Seele eines Menschen in einer Welt, in der das Individuum nichts bedeutet. Eine Sammlung von Geschichten aus der Gegenwart und der Vergangenheit, die hin und her springen, aber nach einer Weile hat man den Dreh raus. Eine Einführung in die Charaktere, die "ich" und "du", "er" und "sie" sind, aber sie scheinen sich alle zu vermischen. Eine Geschichte über einen Reisenden, der sein eigenes Land entdeckt und dabei sich selbst entdeckt. Und nebenbei führt er den Leser in viel chinesische Kultur, Religion, Politik und Geschichte sowie in seine eigene Geschichte ein, die Geschichte seines Vaters, seiner Vorfahren.

Mir gefiel auch seine Einsicht in viele Probleme, die nicht die seinen sind, man könnte meinen, er hätte andere eigene Probleme, über die er nachdenken muss, aber nein, er liefert Zitate wie "... wenn Menschen die Natur angreifen, rächt sich die Natur unweigerlich." oder "... nicht die Natur ist furchteinflößend, es sind die Menschen, die furchteinflößend sind!"

Eine meiner Lieblingspassagen: "Ich suche ständig nach Sinn, aber was ist Sinn eigentlich? Kann ich die Menschen davon abhalten, diesen großen Damm als Grabinschrift für die Vernichtung ihres Selbst zu bauen? Ich kann nur nach dem Selbst des Ich suchen, das klein und unbedeutend ist wie ein Sandkorn. Ich könnte genauso gut ein Buch über das menschliche Selbst schreiben, ohne mir Gedanken darüber zu machen, ob es veröffentlicht wird. Aber welche Konsequenzen hat es dann, ob ein Buch mehr oder ein Buch weniger geschrieben wird? Ist nicht schon genug Kultur zerstört worden? Braucht die Menschheit so viel Kultur? Und außerdem, was ist Kultur?"

Und dann liebe ich es, als Esperanto-Sprecherin, wenn ich meine Sprache in einem Buch finde: "Er hatte eine tiefe Stimme und konnte Die Internationale auf Esperanto singen."

Dies ist auf jeden Fall keine leichte Lektüre, nichts, was man nebenbei liest, um eine "nette Geschichte" zu hören. Der Autor fordert uns auf, seine Lebensweise und die Lebensweise seiner Kultur zu verstehen. Und indem wir ihn auf seiner Suche nach dem Berg der Seele an der Quelle des Jangtse begleiten, können wirauch viel über uns selbst erfahren.

Buchbeschreibung:

"Der Berg der Seele ist der große autobiographische Roman des Nobelpreisträgers Gao Xingjian. Den Fluss Yangtze hinab von der Quelle bis ans Meer führt ihn eine epische Reise in das Herz eines unbekannten China. 1983 diagnostiziert ein Arzt bei Gao Lungenkrebs und gibt ihm nur noch wenige Monate. Dies stellt sich bald als falsch heraus und mit dem Gefühl, dem Tod durch Finger geschlüpft zu sein, beschließt er, der sich abzeichnenden politischen Repression in der Hauptstadt zu entgehen. Lingshan, der von Legenden umwobene Berg der Seele, wird zum Fluchtpunkt einer Reise, auf der er die leuchtenden Farben einer vom offiziellen Peking an den Rand gedrängten Welt entdeckt. Unterwegs wie Bruce Chatwin in Australien ist er auf der Spur einer anderen, einer sinnlichen Geschichte, begegnet er weisen Frauen, skurilen Helden und den letzten Schamanen."

Xingjian Gao erhielt den Nobelpreis für Literatur in 2000 "für sein Werk von universaler Güte, bitterer Einsicht und sprachlichem Sinnreichtum".

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Dienstag, 19. November 2024

Wharton, Edith "Ethan Frome"

Wharton, Edith "Ethan Frome" oder "Winter" (Englisch: Ethan Frome) - 1911

Das Einstiegsbuch für eines meiner Projekte auf meinem englischen Blog ("Six Degrees of Separation") war "Ethan Frome". Oft habe ich das Einstiegsbuch nicht gelesen oder auch nur davon gehört. Aber ich habe "Das Haus der Freude" (The House of Mirth) gelesen und mochte es, also beschloss ich, dieses hier zu lesen, besonders, da es nur eine Novelle ist, und so konnte ich es zwischendurch lesen.

Eine gute Geschichte über das Leben unter harten Umständen vor etwa einem Jahrhundert. Ich bin sicher, das hätte auch eine gute, dicke Geschichte sein können, aber die Autorin hat sich entschieden, sie kurz zu halten. Und ausnahmsweise hat es mich nicht einmal so sehr gestört.

Ich sollte wahrscheinlich mehr von Edith Wharton lesen. Irgendwelche Vorschläge?

Buchbeschreibung:

"In dem freudlosen, abgeschiedenen Ort Starkfield in Neuengland, der die meiste Zeit des Jahres im Schnee versinkt, sind auch die Gefühle der Menschen zu Eis erstarrt. Die Pulitzerpreisträgerin Edith Wharton erzählt von einer untergegangenen Welt, die in den Figuren ihres berührenden Romans erschreckend lebendig wird. Den Farmer Ethan Frome verbindet eine Dreiecksbeziehung mit seiner Frau und deren jüngerer Cousine Mattie. Ihr Leben ist geprägt von Liebe und Einsamkeit, von sexueller Frustration und moralischer Verzweiflung. Eine archetypische Geschichte von leidenschaftlichem Aufbegehren und tragischer Passivität, von Sprachlosigkeit und der Unfähigkeit, dem Schicksal zu entrinnen. Ein kompositorisches Meisterwerk, pure Erzählmagie!"

Montag, 18. November 2024

Towles, Amor "Eine Frage der Höflichkeit"

Towles, Amor "Eine Frage der Höflichkeit" (Englisch: Rules of Civility) - 2011

Nachdem ich "Ein Gentleman in Moskau" (A Gentleman in Moscow)  gelesen hatte, wollte ich unbedingt mehr von diesem Autor lesen, und als mir eine meiner Lesekreismitglieder anbot, mir ihr Exemplar von diesem Buch zu leihen, sagte ich gerne zu.

Es ist nicht dasselbe wie der oben erwähnte Roman, aber auch sehr gut. Ein völlig anderes Gebiet, eine andere Situation, aber man hat ein ähnliches Gefühl. Dieser spielt in New York und dreht sich um das Leben eines jungen Mädchens, das nach New York kommt.

Wir erfahren nicht viel über die aus Russland eingewanderten Eltern, aber es ist ihre Herkunft, die ihr ihre Jobs verschafft, da sie Russisch sprechen kann.

Wir lernen ihre Freunde kennen, die Kreise, in denen sie sich bewegt. Ein gut geschriebener Bericht über das Leben in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Amor Towles ist sicherlich ein Autor, der weiß, wie man ein Publikum fesselt.

Im Nachwort finden wir eine der wahrscheinlich wichtigsten Zeilen des ganzen Buches (übersetzt von mir):

"Die Sache ist die: 1939 mag in Europa den Beginn des Krieges gebracht haben, in Amerika jedoch das Ende der Depression. Während sie annektierten und beschwichtigten, heizten wir die Stahlwerke an, bauten die Fließbänder wieder auf und bereiteten uns darauf vor, die weltweite Nachfrage nach Waffen und Munition zu befriedigen. Im Dezember 1940, als Frankreich bereits gefallen war und die Luftwaffe London bombardierte, beobachtete Irving Berlin in Amerika, wie die Baumwipfel glitzerten und Kinder den Schlittenglocken im Schnee lauschten. So weit waren wir vom Zweiten Weltkrieg entfernt."

Der Titel basiert auf George Washingtons "Regeln der Höflichkeit" und die finden wir hier.

Buchbeschreibung:

"New York, Neujahr 1937: Die beiden Freundinnen Kate und Eve – zwei Provinzschönheiten, die die Welt erobern wollen – gabeln in einer Jazzkneipe den charmanten Tinker Grey auf. Er trägt Kaschmir und scheint Single zu sein – ein Sechser im Lotto. Eine turbulente Freundschaft à trois beginnt. Die beiden jungen Frauen weisen Tinker in die geheime Kunst des Schnorrens ein, und Tinker revanchiert sich, indem er sie in die feinsten Clubs der City ausführt . Erst als das beschwingte Dauerabenteuer jäh durch einen Unfall beendet wird, stellt sich für Kate die Frage, wer eigentlich in wen verliebt ist – und was das Leben wirklich ausmacht."

Samstag, 16. November 2024

Trivizas, Eugene "Die drei kleinen Wölfe und das große böse Schwein"

 

Trivizas, Eugene "Die drei kleinen Wölfe und das große böse Schwein" (Englisch: The Three Little Wolves and The Big Bad Pig) - 1997 

Es gibt ein schönes Buch über die drei kleinen Schweinchen, das leider nicht ins Deutsch übersetzt wurde: "The True Story of the Three Little Pigs" (Die wahre Geschichte der drei kleinen Schweinchen) von Jon Scieszka. Diess hat einen ähnlichen Hintergrund, und es wurde übersetzt.

Wie der Titel schon andeutet, sind die Wölfe klein und das Schwein böse, also ist die ganze Geschichte genau das Gegenteil eines üblichen Märchens. Sie zeigt Kindern, dass jede Geschichte zwei Seiten haben kann und dass man jede Geschichte auch anders verstehen kann.

Der Anfang ist derselbe, die Wölfe wollen ein schönes Haus kaufen und das Schwein zerstört sie. Nur sind die Wölfe schlau und bauen ihre Häuser aus Ziegeln und Beton, aber das Schwein kommt mit Vorschlaghammer und Dynamit. Erst als sie ein Haus aus Blumen bauen und das Schwein den schönen Duft riecht, hört es auf, sie zu verfolgen.

Wir könnten auch sagen, dies ist eine "Make Love Not War"-Geschichte für Kinder, die ihnen zeigt, dass es besser ist, nett zueinander zu sein, als zu kämpfen.

Buchbeschreibung:

"Ein böses, garstiges Schwein zerstört das Haus, in dem drei kleine Wölfe leben. Diese sind untröstlich. Als sie sich dann aber ein neues Haus ganz aus Blumen bauen, geschieht etwas Unerwartetes: Das Schwein labt sich an dem herrlichen Blumenduft und macht einen Sinneswandel durch. Schwein und Wölfe werden die besten Freunde."

Freitag, 15. November 2024

Ibsen, Henrik "Peer Gynt"

Ibsen, Henrik "Peer Gynt" (Norwegian: Peer Gynt) - Peer Gynt - 1867

Ich habe die Musik "Peer Gynt" von Edvard Grieg immer geliebt und daher klang allein der Titel dieses Stücks für mich gleichzeitig geheimnisvoll und bezaubernd.

Ich habe es schon einmal erwähnt, ein Stück zu lesen ist nur die halbe Freude und ich würde mir viel lieber ein Stück ansehen, aber das ist nicht immer möglich. Also habe ich mich nach langem Überlegen endlich an dieses hier gewagt. Ich finde es noch schwieriger zu lesen, wenn es – wie hier – in Gedichtform geschrieben ist.

In diesem Stück gibt es Trolle, aber auch Reisen nach Nordafrika (Marokko und Ägypten), wir werden Zeugen einer Entführung und eines Mordes, Liebe und Verrat, Leben und Tod, diese Geschichte hat alles. Sie ist sowohl satirisch als auch mystisch.

Peer Gynt ist jedoch nicht die Art von Charakter, die man gerne hätte. Warum sogar seine Mutter ihn mag, weiß niemand. Er ist überhaupt nicht sympathisch, er ist zu niemandem nett, wir alle wären ohne ihn besser dran.

Sicherlich nicht mein Lieblingsbuch des Jahres, aber ich bin froh, dass ich es endlich gelesen habe.

Und inzwischen habe ich auch eien (sehr moderne) Aufführung des Stücks im Theater gesehen. Einfach sagenhaft!

Buchbeschreibung:

"'Peer, du lügst!', lässt Henrik Ibsen zu Beginn seines glanzvollen 'dramatischen Gedichts' Peer Gynts Mutter Aase ausrufen und ein Lügner ist ihr Sohn in der Tat: ein Prahlhans, ein Fabulierer, der sehnsüchtig alles Fantastische über die nüchterne, elende Wirklichkeit stellt. Zusehends verschwimmen die Grenzen zwischen Träumerei und Realität, und schon bald gerät der abenteuerhungrige Bauernsohn auf der Suche nach Ansehen und Wohlstand in das dämonisch-mythische Reich der Trolle ... Ibsens 'Peer Gynt', 1876 uraufgeführt, wurde zu Recht oft mit 'Don Quijote' und 'Faust' verglichen. "

Donnerstag, 14. November 2024

Falcones, Ildefonso "Das Lied der Freiheit"

Falcones, Ildefonso "Das Lied der Freiheit" (Spanisch: La Reina Descalza) - The Barefoot Queen - 2013

Wie schon in seinen früheren Büchern "Die Kathedrale des Meeres" (Cathedral of the Sea) und "Die Pfeiler des Glaubens" (The Hand of Fatima) enttäuscht Ildefonso Falcones auch mit seinem neuesten Roman nicht. Ob er nun über Barcelona im 14. Jahrhundert, Muslime im 16. Jahrhundert oder Zigeuner im 18. Jahrhundert spricht, er scheint alle Charaktere persönlich zu kennen und führt uns in ihr Leben und ihre Kämpfe ein. Diesmal sind es die Zigeuner und ihre Probleme in einem Land, in dem sie nicht willkommen sind, na ja, wo sind sie das schon? Sie können ihren Lebensunterhalt nicht verdienen, indem sie irgendwo bleiben, weil sie viele, viele Jobs nicht ausüben dürfen, aber sie können auch nicht reisen. Und als die spanische Krone beschließt, sie alle einzusperren, um den perfekten Völkermord durchzuführen. Nun, zum Glück gibt es keinen perfekten Völkermord, es gibt immer Angehörige einer Rasse, die bereit sind, bis zum Ende zu kämpfen.

Ildefonso Falcones ist ein großartiger Geschichtenerzähler. Er kann uns in die Charaktere verlieben und mit ihnen fühlen lassen, während sie ihr dramatisches Leben durchleben. Und darüber hinaus ist es auch eine fantastische Geschichtsstunde. Wir lernen nicht nur etwas über Spanien im 18. Jahrhundert, sondern auch über Sklaven in Kuba, Tabakanbau und -verarbeitung, Handel und Schmuggel. Es gibt so viel in dieser Geschichte. Obwohl Caridad, eine ehemalige Sklavin, die Protagonistin sein soll, sind ihre Freundin Milagros mit ihrem Großvater Melchor und ihre Familie auch ziemlich wichtig für die Geschichte.

Alle seine Bücher sind einfach hervorragend. Hoffentlich schreibt er bald mehr.

Buchbeschreibung:

"Sevilla 1748: Die freigelassene Sklavin Caridad findet Zuflucht bei der Zigeunerfamilie Vega. Hier freundet sie sich mit der schönen Sängerin Milagros an. Beide wissen, was es heißt, einem unterdrückten Volk anzugehören – noch dazu als Frau in einer von Männern beherrschten Welt. Ihre von Schicksalsschlägen gezeichneten Lebenswege führen sie von den sonnenverbrannten Ebenen Andalusiens in die prunkvollen Straßen und Theater der Königsresidenz Madrid.

Ildefonso Falcones’ opulenter Roman ist wie der Flamenco: Er erzählt von Schmerz und Trauer, Liebe und Freundschaft, Hass und Verrat, Sehnsucht und Hoffnung – und von der Freiheit.
"

Falcones, Ildefonso "Die Pfeiler des Glaubens"

Falcones, Ildefonso "Die Pfeiler des Glaubens" (Spanisch: La mano de Fátima) - The Hand of Fatima - 2009

Nachdem ich "Die Kathedrale des Meeres" (Cathedral of the Sea) gelesen und geliebt hatte, musste ich mir einfach den nächsten Roman dieses Autors besorgen. Ich liebe historische Romane, besonders wenn sie mir etwas über eine Zeit beibringen, über die ich nichts oder kaum etwas weiß. Ich wusste, dass die Alhambra von den Mauren erbaut wurde und dass es in Spanien viele Muslime gab, aber das war es auch schon.

1564 vereint Hernando Ruiz, ein uneheliches Kind einer muslimischen Frau, die von einem katholischen Priester vergewaltigt wurde, beide Kulturen, wird aber von keiner akzeptiert. Er verbringt sein ganzes Leben damit, die beiden Religionen zusammenzubringen und opfert dabei fast alles. Vom Aufstand der Morisken (zum Christentum konvertierte ehemalige Muslime) in Granada bis zur Vertreibung aller Muslime aus Spanien.

Aber der Autor liefert auch einen wunderbaren Bericht über Liebe und Hingabe, Entscheidungen, die getroffen werden müssen, Macht und deren Verlust, die Weitergabe des eigenen Erbes, die Themen sind endlos. Manche würden sagen "Genau wie dieses Buch." Ich war traurig, mich nach 972 Seiten davon verabschieden zu müssen.

Ein Zitat muss ich hinzufügen: "Wir Menschen sind es, die sich voneinander trennen, die interpretieren, die wählen. Gott bleibt derselbe; ich glaube, das bestreitet niemand."

Da mein Spanisch nicht "so gut" ist, habe ich die englische Übersetzung gelesen. Entgegen dem Gefühl, das ich oft habe, fühlt es sich nicht wirklich wie eine Übersetzung an, auch wenn ich die Originalsprache nicht spreche.

Dies ist ein MUSS für alle, die lange Bücher und/oder historische Romane lieben.

Buchbeschreibung:

"Andalusien 1568. Nach Jahren der Unterdrückung erheben sich die Mauren gegen ihre christlichen Peiniger. Unter den Aufständischen ist auch Hernando Ruiz, ein junger Mann mit auffallend blauen Augen, gezeugt bei der brutalen Vergewaltigung einer Muslimin durch einen Priester. Von Geburt an als Außenseiter gezeichnet, führt Hernando einen einsamen Kampf, bis die Liebe zu einer Frau ihm Hoffnung auf ein neues Leben schenkt, aber auch eine schreckliche Entscheidung abverlangt ..."

Mittwoch, 13. November 2024

Adiga, Aravind "Der weisse Tiger"

Adiga, Aravind "Der weisse Tiger" (Englisch: The White Tiger) - 2008

Obwohl dieses Buch viele Informationen über das Leben eines durchschnittlichen Inders enthält, der in Armut lebt, war es nicht mein Lieblingsbuch über Indien. Bei weitem nicht, vielleicht sogar das, das mir am wenigsten gefallen hat.

War es der Stil? Vielleicht. Hatte ich den Protagonisten nicht gemocht? Natürlich nicht. Konnte ich mich mit einem der anderen anfreunden? Sicherlich nicht.

Dennoch bin ich sicher, dass es ein Bild des wahren Indiens ist, zumindest eines Teils davon. Aber selbst in der schlimmsten Gesellschaft gibt es normalerweise jemanden, der gutherzig ist, es gibt Menschen, die nicht nur selbstsüchtig und egoistisch sind. Ich konnte in der ganzen Geschichte keinen solchen finden. Und ich kenne viele wirklich nette Inder. Keiner von ihnen taucht in diesem Buch auf.

Alles in allem konnte ich den Charakteren nicht wirklich "glauben", sie hatten keine Stimme, sie hatten keine Seele.

Ich habe versucht, den Grund herauszufinden, warum dieses Buch den Booker-Preis gewonnen hat. Angeblich ist "Balrams Reise aus der Dunkelheit des Dorflebens ins Licht des unternehmerischen Erfolgs völlig amoralisch, brillant respektlos, zutiefst liebenswert und insgesamt unvergesslich."

Vielleicht ist es unvergesslich, aber nicht, weil es so ein großartiges Buch ist. Zumindest nicht in meinen Augen. Dies ist nicht der erste Booker-Preisträger, den ich nicht mochte. Vielleicht sollte ich mich in Zukunft von ihnen fernhalten. Wohlgemerkt, es gibt einige, die ich mag, aber sie sind eher die Ausnahme als die Regel.

Dies war unsere Lektüre im internationalen Online-Lesekreis im April 2021.

Kommentare aus der Diskussion:

  • Mir gefällt die Art sehr, wie er schreibt und die Geschichte erzählt. Ich stimme jedoch zu, dass es eine schreckliche, negative Geschichte ist, die hoffentlich keine Grundlage in der realen Welt hat.
  • Vielleicht kenne ich nur Leute aus dem "leichten Indien"?
  • So oder so erweitert es auf jeden Fall meinen Horizont und meine Lektüre.
  • Ich habe dieses Buch sehr genossen. Besonders gefiel mir das Gefühl, das Undenkbare zu tun, um sich von Zwängen zu befreien und seinem Leben einen Sinn zu geben. Ich fühlte mich beim Lesen dieses Buches befreit.

Übrigens spricht der Protagonist immer über die vier größten persischen Dichter und erwähnt "Rumi, Iqbal, Mirza Ghalib und einen anderen Kerl, dessen Namen er vergessen hat". Ich frage mich immer wieder, wer der vierte sein soll.

Buchbeschreibung:

"Balram - der 'weiße Tiger' - kommt aus einem Dorf mitten in Indien. Seine düsteren Zukunftsaussichten hellen sich auf, als er, der klügste Junge im Dorf, als Fahrer für den reichsten Mann am Ort engagiert wird und mit ihm nach Delhi kommt. Vom Steuer eines Honda City aus entdeckt Balram eine neue Welt. Alkohol, Geld, Mädchen und Macht - das Indien der Kakerlaken und Callcenter, der Prostituierten und Gläubigen, der alten Traditionen und der Internetcafés, der Wasserbüffel und des mysteriösen 'weißen Tigers', der vom Diener zum Philosophen, Unternehmer und schließlich zum Mörder wird."

Aravind Adiga hat 2008 den Booker Prize für "Der weisse Tiger" gewonnen.

Dienstag, 12. November 2024

Tremain, Rose "Und damit fing es an"

Tremain, Rose "Und damit fing es an" (Englisch: The Gustav Sonata) - 2016

Dies ist mein zweites Buch dieser Autorin. Ich habe zuvor "Music and Silence" (Melodie der Stille) gelesen, das in Dänemark im 17. Jahrhundert stattfindet. Dieses hier handelt von der Schweiz im 20. Jahrhundert. Nun, insbesondere von einem Jungen. Er wird kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs geboren und wir sehen ihn ohne seinen Vater aufwachsen, der kurz nach der Geburt Gustavs stirbt, mit einer Mutter, die verbittert ist, ohne dass ihr Sohn weiß, warum. Er findet es nach vielen Jahren heraus.

Dies ist eine schöne Geschichte über Freundschaft, die alles übersteht – Liebe, Verrat, Leben und Tod. Kurz und leicht zu lesen.

Buchbeschreibung:

"Und damit fing es an ist ein zarter, bewegender Roman, der davon erzählt, dass es manchmal fast ein ganzes Leben dauert, bis man das Glück findet – in dem einen Menschen, den man zum Leben braucht.

Gustav Perle ist ein zurückhaltender Mann. Schon in den 40er-Jahren, als Kind in ärmlichen Verhältnissen, hat er gelernt, nicht zu viel vom Leben zu wollen. Als Anton in seine Klasse kommt, ein Junge aus einer kultivierten jüdischen Familie, hält mit ihm auch das Schöne in Gustavs Leben Einzug. Seine Mutter Emilie sieht das nicht gerne, aber für Gustav ist Anton alles, was er braucht, um glücklich zu sein. Doch das Leben treibt sie auseinander und es wird lange Jahre dauern, bis beide sich wiedersehen – und erkennen, dass das Glück vielleicht schon immer direkt vor ihnen lag."

Tremain, Rose "Melodie der Stille"

Tremain, Rose "Melodie der Stille" (Englisch: Music & Silence) - 1999

Man kann das fast eine Saga nennen, so viel steckt in dieser Geschichte vom dänischen Hof im 17. Jahrhundert. Was ich an historischen Romanen am meisten liebe, ist der Hintergrund, und ich lese immer im Nachhinein mehr darüber, wenn ich etwas noch nicht wusste. Ich halte nie einen Teil einer solchen Geschichte für selbstverständlich, bis ich in einer zuverlässigen Quelle darüber gelesen habe.

In diesem Fall erfuhr ich Fakten über den dänischen Hof und König Christian IV., von denen ich noch nie zuvor gehört hatte. Sehr interessant.

Der Roman selbst ist ziemlich fesselnd, viele (teilweise fiktive) Nebenfiguren tragen zur Spannung bei. Die Autorin verwendet eine großartige Sprache, ihre Sätze sind fast poetisch, ihre Geschichte fließt gut, sie wechselt zwischen verschiedenen Figuren, sogar verschiedenen Geschichtenerzählern und verschiedenen Schreibformen, Briefen und Tagebucheinträgen werden der Geschichte selbst hinzugefügt.

Natürlich liebe ich auch, dass dies eine ziemlich lange Geschichte ist.

Buchbeschreibung:

"Peter Claire, ein junger Lautenspieler aus England, kommt an den Hof Christians IV. von Dänemark. Bald wird er zum Vertrauten des Königs, mit dem er nicht nur über Musik, sondern auch über Politik, die desolaten Staatsfinanzen und die Abgründe der Liebe diskutiert. Christian wird von einer Leidenschaft zerfressen: für seine eigene Frau, Kirsten Munk, die ihm in 15 Jahren Ehe zwölf Kinder geboren hat, aber nichts mehr von ihm wissen will. Sie nutzt jede Gelegenheit, um sich - nicht sehr heimlich - mit ihrem Liebhaber zu treffen. Als Kirsten es zu weit treibt und mit ihrer Hofdame Emilia in die Provinz verdammt wird, ist Peter hin- und hergerissen zwischen seiner Treue zum König, dem er versprochen hat, als sein 'Schutzengel' bei ihm zu bleiben, und Emilia, in die er sich unsterblich verliebt hat. Ein großes Märchen, eine opernhafte Komposition und ein unvergleichliches Lesevergnügen."

Einige meiner Lieblingszitate:

"... wenn wir entdecken, ..., dass unsere Liebe nicht erwidert wird, sollten wir aufhören, uns nach dieser Erwiderung zu sehnen, sondern stattdessen danach streben, die Liebe in unseren Herzen zu zerlegen. Und dann wird sich mit der Zeit die Verwirrung auflösen und auf beiden Seiten wird Ruhe herrschen."
(... if we discover, ..., that our love is not reciprocated, we should cease to yearn for this reciprocation, but strive instead to dismantle the love in our hearts. And then in time the confusion will be unravelled and on both sides there will be quietness.)

"Deutsch ... die Art und Weise, wie das Verb sich in fast jedem Satz bis zum letzten Moment seiner eigenen Vervollständigung zurückhält und so allen sprachlichen Konstruktionen einen hängenden Faden des Mysteriums verleiht."
(German ... the way the verb withholds itself from its own completion until the last moment in almost every sentence, thus imparting to all linguistic constructions a hanging thread of mystery.)
Ich liebe es. Es ist soooo wahr.