Samstag, 18. Februar 2023

Holzach, Michael "Das vergessene Volk"

  

Holzach, Michael "Das vergessene Volk. Ein Jahr Bei den deutschen Hutterern In Kanada" - The Forgotten People: A Year Among the Hutterites - 1980 

Eine Freundin fand dieses Buch auf ihrem SUB. Sie erzählte mir davon und da ich zuvor ein Buch über die Amish gelesen hatte ("Plain and Simple" von Sue Bender), sagte ich, es klinge interessant.

Ich weiß nicht, ob ich anhand dieser Bücher die verschiedenen Religionsgruppen vergleichen kann, da der Bericht über die Hutterer etwas früher ist und sich auch dort in den letzten vierzig Jahren viel geändert haben könnte.

Michael Holzach erzählt uns auch von der Geschichte der Hutterer und wie sie nach Kanada kamen. Aber hauptsächlich ist dies ein Bericht über sein Leben unter den Brüdern für ein ganzes Jahr. Wie sie leben, woran sie glauben, wie sie versuchen, an ihrem Lebensstil festzuhalten. Ihr Hauptleben gründet auf der "Gütergemeinschaft nach dem Vorbild der Jerusalemer Urgemeinde", d.h. alle Güter und Erträge gehören der Gemeinschaft und werden unter allen geteilt. Man könnte sie eine christlich-kommunistische Gruppe nennen. Alle haben das gleiche, alles wird geteilt. "Jeder gibt, wos'r kann und kriegt, wos ihm Not ist."


Genau wie die Amish nennen sie die Menschen "außerhalb" die "Engländer". Sie haben ihre eigene Schule, erhalten aber zusätzlichen Unterricht von einem kanadischen Lehrer, der zu den Farmen kommt. Untereinander sprechen sie einen deutschen Dialekt, der hauptsächlich auf süddeutschen/österreichischen Dialekten basiert, gemischt mit englischen Wörtern (genau wie Hochdeutsch), aber es ist ziemlich einfach, sie zu verstehen, wenn man Deutsch spricht.

Es war ein sehr interessantes Buch. Ich dachte immer, es wäre schön, in einer Gesellschaft zu leben, in der jeder an jeden denkt, sich um jeden kümmert, sich niemand besser fühlt als der andere … das versuchen anscheinend auch die Hutterer. Ich glaube nicht, dass ich so eingeschränkt leben könnte wie sie, aber wenn man es nicht besser weiss, ist dies fast wie das Paradies auf Erden.

Ich glaube, ich muss mir ein neueres Buch über die Hutterer suchen. Bei der Suche nach weiterer Literatur bin ich auf zwei Websiten gestoßen, die weitere Informationen geben:

Entstehungsgeschichte der Hutterer

Bilder
Selbstverständnlich findet man auch auf Wikipedia weitere Informationen.
Und dann sind da noch zwei Webseiten von den Hutterern selbst, allerdings nur auf Englisch.
Hutterites
Hutterian Brethren Book Centre

Leider starb der Autor 15 Jahre später an einem tödlichen Unfall, als er versuchte, seinen Hund zu retten. Ich denke, er hätte neben diesem und "Deutschland umsonst. Zu Fuß und ohne Geld durch ein Wohlstandsland" (1982) noch weitere interessante Bücher geschrieben.

Buchbeschreibung:

"Der Autor verbrachte das Jahr 1978 bei den deutschen Hutterern in Nordamerika und schrieb ein Buch über seine Erfahrungen.

Inspiriert von der Lektüre Erich Fromms, der die Hutterer in mehreren seiner Bücher als 'radikale Humanisten' bezeichnete, lebte Michael Holzach ein Jahr lang in zwei brüderlichen Gemeinschaften in der kanadischen Provinz Alberta am Fuße der Rocky Mountains - fast ganz beschnitten weg von der modernen Welt. Er arbeitete, betete und sang mit ihnen, die Frauen nähten ihm die schwarze Uniform, die Männer brachten ihm bei, wie man Schuhe macht, Ferkel kastriert, Seife kocht.

Die Muttersprache dieser 'Auserwählten' ist Deutsch, aber sie haben Deutschland nie gesehen. Vor 450 Jahren zogen ihre Vorfahren ihres Glaubens wegen auf einer schmerzhaften Pilgerreise nach Russland, bevor sie 1874 in die Vereinigten Staaten auswanderten. Heute leben 25.000 Hutterer in 250 Siedlungen abseits der Highways in der nordamerikanischen Prärie. Ihr Gesetzbuch ist die Bibel. Sie sind strenge Pazifisten und lehnen jegliche Art von Privateigentum ab. Michael Holzach entdeckte eine Lebensweise ohne soziale Ungerechtigkeit, ohne Konsum und ohne Gewalt - den christlichen Urkommunismus. Doch wie verkraftet ein Mensch des 20. Jahrhunderts diesen Sprung ins 'Mittelalter'? Gibt es im 'Meer der Sünde' tatsächlich Inseln der Glücklichen? Dieser Bericht gibt Antworten auf die Fragen der Zivilisation, die uns heute drängen - gefunden bei den vergessenen Hutterern.

- Ich brauchte kein Geld, bekam zu essen, hatte ein Dach über dem Kopf. Die Frauen nähten mir die Kleidung, und der Säckelmann Elias gab mir jeden Monat meinen Liter Wein. Mehr braucht ein Hutterer nicht zum Leben und ich 'Weltmensch' fühlte mich bei diesem 'auserwählten Volk' oft so sorglos und geborgen wie selten zuvor, manchmal aber auch schrecklich allein.
"

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