Mittwoch, 1. Oktober 2025

Schöfer, Maike "Nö: Eine Anstiftung zum Neinsagen"

Schöfer, Maike "Nö: Eine Anstiftung zum Neinsagen" [Nope: An incitement to say no] - 2025

Wir haben dies mit unserem deutschen Lesekreis im September 2025 gelesen.

Ein Buch über das Neinsagen. Die Autorin ist eine evangelische queere Pastorin. Ich hatte eigentlich gedacht, es ginge mehr um Frauen, aber es geht wirklich viel um LGBTQ+. Obwohl ich glaube, dass auch die Betroffenen ähnliche Gedanken haben könnten wie ich.

Im Großen und Ganzen hatte ich auch nicht das Gefühl, dass hier irgendwelche Hilfestellungen gegeben wurden, dass irgend etwas Neues dabei herauskam.

Ich bin kein Fan von Selbsthilfebüchern, und dies hat mich sehr an so ein Geschreibsel erinnert.

Die Autorin erklärt immer wieder, wie sie bestimmte Sachen tun musste, weil sie nicht laut genug Nein gesagt hat. Ja, das haben wir alle. Leider gibt sie kaum einen Hinweis darauf, was wir selbst ändern können. Außer eben "Nein" zu sagen, aber das muss ich nicht 456mal (hat sie selbst gezählt und ist auch noch stolz darauf) auf 215 Seiten lesen, da sollte schon etwas mehr dabei herauskommen.

Auch schreibt sie selbst auf S. 77: "Und auch beim Schreiben dieses Buches bin ich permanent begleitet von dem Gefühl, dass meine Texte zu oberflächlich, zu plump sind, dass sie nicht eloquent genug und nicht edgy sind." Da muss ich ihr leider zustimmen. 

Außerdem "zitiert" sie auf S. 46 die von mir sehr geachtete Carolin Emcke mit "Macht wird meist als Herrschaftsform beschrieben ..." aus ihrem Buch "Ja heißt Ja, und ...?". Bei meiner Suche nach mehr Informationen fand ich allerdings, dass sie das so in dem Buch nicht gesagt hat. Dies ist allerdings ein Buch, dass ich gerne selbst lesen würde.

Den anderen Mitgliedern des Lesekreises ging es auch nicht viel besser. Wir waren alle ziemlich einer Meinung, dass dieses Buch uns nicht (mehr) betrifft und die Autorin einen trotzigen, wütenden Eindruck machte, und insgesamt sehr unzufriedenen mit ihrem eigenen Leben ist. Auch fanden wir die Sprache ungehobelt und flapsig, ...

Eine Anmerkung von einem Mitglied, die leider nicht dabei sein konnte, hätte vielleicht zu einer etwas regeren Diskussion geführt:

"Ich finde, dass die Autorin viele interessante Denkanstöße gibt, was das überall immer noch vorherrschende Patriarchat in allen Lebensbereichen der heutigen Zeit und der letzten 2000 Jahre anbelangt. Mich faszinieren vor allem die religiösen Themenbereiche und vielfach sehe ich die Dinge ähnlich wie die evangelische Pastorin Maike Schöfer.

Teilweise empfinde ich aber ihre feministischen Ansichten als etwas übertrieben, vor allem verherrlicht sie das 'Queer-Sein'  zu sehr.

Manchmal kann ich mit mit der Anhäufung von komplizierten Fremdwörtern wenig anfangen und z. T. ist mir ihre Ausdrucksweise etwas zu flapsig.

Insgesamt gefällt mir das Buch und ich werde auch die zweite Hälfte zu Ende lesen.

Leichte Kost ist es jedenfalls nicht und es lässt sich auch nicht so weglesen… ."

Und noch eine Meinung: "Auch ich bin nicht angetan. Ich fand diesen bemüht lässigen Stil nervig und ich frage mich, welche Zielgruppe sie erreichen möchte. Ich habe den Eindruck, dass sie sich fast für ihren Beruf entschuldigt: hey, ich bin ja trotzdem so cool!"

Ein anderes Mitglied erwähnte den Titel von Herbert Fensterheim "Sag nicht ja, wenn du nein sagen willst. Wie man seine Persönlichkeit wahrt und durchsetzt" (Don't say yes when you want to say no) (Goodreads) sowie das Buch von Susan Jeffers "Selbstvertrauen gewinnen: Die Angst vor der Angst verlieren" (Feel the Fear and Do It Anyway) (Goodreads), die sicher für unsere Gruppe besser gewesen wären.

Buchbeschreibung:

"Wir alle kommen mit einem Nein auf die Welt. Schreien, weil etwas nicht stimmt. Als trotzige Mädchen sind wir erst süß, dann wird uns der Protest abtrainiert. Wir sollen gefallen, keine Probleme machen. Maike Schöfer gibt uns mit diesem Buch das Nein zurück. Ein Nein kann Akt der Selbstbehauptung sein, Ablehnung bedeuten, aber auch etwas viel Größ Widerstand. Ob als befreiendes zu Dingen, die wir nicht tun wollen, oder als wütendes Nein zu festgefahrenen Strukturen und Diskriminierung. Eine inspirierende, persönliche Untersuchung des wohl feministischsten Wortes, das wir wählen können."

Ein anderes Buch zu diesem Thema, dass ich empfehlen könnte:
Adichie, Chimamanda Ngozi "Mehr Feminismus! Ein Manifest und vier Stories" (Englisch: We Should All Be Feminists) - 2014

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