Samstag, 11. Oktober 2025

Dai, Sijie "Wie ein Wanderer in einer mondlosen Nacht"

 
Dai, Sijie "Wie ein Wanderer in einer mondlosen Nacht" (Französisch: Par une nuit où la lune ne s’est pas levée) - Once on a Moonless Night - 2007

Ich finde es immer schwierig, einem Roman zu folgen, der in der weiblichen Hauptform geschrieben ist, wenn der Autor männlich ist. Umgekehrt ist es wahrscheinlich dasselbe, aber ich persönlich kann dem nicht so gut folgen.

In diesem Fall war es jedenfalls überhaupt nicht schwierig. Ob das daran liegt, dass der Autor Asiate ist und in Europa lebt, oder ob er einfach jemand ist, der andere so gut einfühlen kann, weiß ich nicht. Ich weiß nur, es funktioniert.

Diese tiefgründige und komplexe Geschichte dreht sich um einen französischen Studenten in China und einen chinesischen Gemüsehändler. Doch es sind viele kleine Geschichten darin verwoben, die Geschichte von Kaiser Puyi, der eine alte Schriftrolle verliert, und einem französischen Linguisten, der sie findet. Der Roman führt uns vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1990er Jahre, von China über Laos und Myanmar bis nach Frankreich. Er umspannt die halbe Erde und fast ein ganzes Jahrhundert. Er erzählt von Geschichte und Archäologie, Sprache und Politik, aber vor allem erzählt er von der Liebe zwischen Mann und Frau – eine Geschichte, die sowohl philosophisch als auch mythisch ist. Und vor allem ist die Sprache so schön, fast poetisch. Es ist ein stilles Buch, eines von denen, die nicht voller Action sind, aber dennoch ist immer etwas los. Es ist ein friedliches Buch trotz all des Bösen in der Welt, das alle unsere Protagonisten betrifft. Es gibt Hoffnung.

Ich habe dieses Buch geliebt, es gibt einem so viel Stoff zum Nachdenken. Es ist eines dieser Bücher, von denen man beim Lesen weiß, dass es eines Tages ein großer Klassiker werden wird. Weil es zeitlos ist. Dai Sijie wird als wunderbarer Geschichtenerzähler in die Geschichte eingehen.

Der Titel stammt aus der alten Geschichte "Einst wanderte in einer mondlosen Nacht ein einsamer Wander im Dunkeln, als er auf einen langen Pfad stieß, der in die Berge und die Berge in den Himmel führt. Auf halbem Weg stolperte er jedoch an einer Biegung des Pfades. Beim Fallen klammerte er sich an ein Grasbüschel, wodurch er kurzzeitig vor tödlichen Folgen geschützt wird, doch bald konnten ihn seine Hände nicht mehr halten und wie ein Verurteilter in seiner letzten Stunde wirft er einen letzten Blick nach unten, wo er nur die Dunkelheit dieser unergründlichen Tiefen sehen konnte. Werden diejenigen, die auf der Suche nach diesem Text sind, auch vor ihrem Wahnsinn bewahrt, seine Geheimnisse lüften zu wollen? Der Mensch, der von Glauben oder Verlangen beseelt ist, muss den Schritt wagen, weil er weiß, dass er auf die Seite der Heimat zurückfallen wird." (Ich habe keine deutschen Text dafür gefunden, dies ist von mir übersetzt, das Original lautet: "Par une nuit où la lune ne s'est pas levée", un voyageur solitaire progresse sur un chemin escarpé, fait un faux pas et tombe. Par qui, par quoi sera-t-il sauvé de cette chute? Ceux qui sont en quête de ce texte seront-ils sauvé eux aussi de leur folie à vouloir en percer les mystères? Habité par la foi ou le désir, l'homme doit franchir le pas car il sait qu'il retombera 'du côté de chez soi'.") So eine schöne Geschichte.

Buchbeschreibung:

"Schicksalhaft kreuzen sich in Peking die Wege einer französischen Studentin und eines chinesischen Gemüsehändlers. Beide sind auf der Suche nach der verlorenen Hälfte einer uralten, seidenen Schriftrolle. Denn diese birgt nichts Geringeres als die geheimnisumwobenen Anfänge des Buddhismus. Fasziniert vom Zauber der Schrift und ihrer Macht begeben sie sich auf eine entbehrungsreiche Reise."

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