Ein dystopischer Roman über eine Zukunft, in der die Farbwahrnehmung die Welt bestimmt. Ich mag Farben, ich mag Jasper Ffordes Stil. Ich habe einige seiner "Thursday Next"-Bücher gelesen (Der Fall Jane Eyre/The Eyre Affair, In einem anderen Buch/Lost in a Good Book), also konnte ich nicht widerstehen, als ich dieses Buch sah, obwohl mich der Titel etwas überraschte. Als mein Sohn es auf meinem Lesestapel entdeckte, schaute er neugierig darauf, und ich sagte: "Es ist nicht 50 Shades of Grey", und er lachte und meinte: "Ich hätte auch nicht gedacht, dass du so tief sinkst." Oh, meine Kinder kennen mich so gut. ;)
Wie auch immer, ich finde dystopische Romane (oder "disturbian"/störrische, wie mein Mann sie gerne nennt) großartig. Sie zeigen unsere Gesellschaft mit anderen Augen. Welche Ängste gibt es, wie stellen wir uns die Welt vor, wenn einige davon wahr würden? Oder etwas anderes passiert, das uns dazu bringt, unsere bisherige Lebensweise aufzugeben.
In diesem Fall passiert Etwas (immer großgeschrieben) und die Welt verändert sich, die Menschen verändern sich. Jeder kann nur bestimmte Farben sehen, und selbst darin gibt es Unterschiede, wie gut man "seine" Farbe wahrnimmt. Familien haben sogar Nachnamen, die zeigen, welche Farbe sie sehen können, wie unser Held Eddie Russett, der – offensichtlich – zu den Roten gehört. Dann gibt es noch die DeMauves, die Ockers, die Magnetas, Mr. Yewberry, Mrs. Lapis-Lazuli usw. Die Grauen sehen keine Farben und bekommen deshalb nur eine Nummer.
Aber genau hier wird Rassismus auch noch eingebaut: Man wird nicht nach der Hautfarbe beurteilt, sondern nach der Farbe, die man sehen kann. Die Ultravioletten sind am stärksten, die Roten kommen als Zweitletzte direkt über die Grauen.
Was mir an diesem Roman gefallen hat, ist nicht nur der Stil des Autors – er schreibt interessant und seine Romane sind immer humorvoll –, sondern auch die Art und Weise, wie er einen zum Nachdenken darüber anregt, wie wir diese Welt wirklich wahrnehmen. Das gefällt mir am besten, nicht nur an diesem Roman, sondern an jedem dystopischen Roman.
Buchbeschreibung:"Das Schicksal meint es gut mit Eddie Russett: Seine Rotsicht ist exzellent, und damit ist er in seiner Welt quasi ein gemachter Mann. Denn dort ist das Vermögen, Farbe wahrzunehmen, zu einer seltenen und begehrten Fähigkeit geworden. Mit etwas Glück wird Eddie in die einflussreiche Familie Oxblood einheiraten und sogar ein Bindfaden-Imperium erben. Angenehm ereignislos plätschert sein Leben dahin - bis zu dem Tag, an dem er sich unrettbar und wider jede Vernunft in Jane verliebt. Denn die ist nicht nur temperamentvoll und wunderbar stupsnasig, sie ist auch komplett farbenblind und gehört damit der gesellschaftlichen Unterschicht an: eine Graue!
Laut Wikipedia: "Ffordes Bücher enthalten eine Fülle literarischer Anspielungen und Wortspiele, straff geschriebene Handlungsstränge und spielen mit den Konventionen traditioneller Genres. Seine Werke enthalten üblicherweise Elemente der Metafiktion, Parodie und Fantasy."


Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen