Freitag, 31. März 2023

Erkelius, Per Agne "Das Bild, das ich dir schrieb"

Erkelius, Per Agne "Das Bild, das ich dir schrieb" (Schwedisch: Rembrandt till sin dotter) [Rembrandt to his Daughter/The Picture I Wrote to you] - 1998

Ich fand dieses in Deutschland recht unbekannte Buch auf dem Flohmarkt und nahm es mit, da es sich interessant anhörte. Das war es auch. Ich wusste wenig von Rembrandt's Leben und habe einiges dazugelernt.

Das war es dann aber auch, es war nicht sonderlich interessant geschrieben (oder übersetzt). Trotzdem, für denjenigen, der sich für Rembrandt's Leben interessiert, lohnt es sich schon.

Buchbeschreibung:

"Amsterdam im Jahre 1669: Rembrandt Hermenszoon van Rijn schildert seiner stummen Tochter Cornelia sein bewegtes Leben. Von Kindesbeinen an verspürt er einen unbändigen Freiheitsdrang.Er liebte es, sich in seiner Heimatstadt Leiden von Windmühlenflügeln in die Lüfte heben zu lassen, um über das weite Land zu schauen. Die Stadt Amsterdam, die er dabei in der Ferne vermutet, sollte schon bald seine neue Heimat werden.Dort begründet Rembrandt seine Existenz als Künstler, wurde berühmt - und dort lernte er auch Saskia kennen."

und

"Amsterdam im Jahr 1669: Der berühmte niederländische Maler Rembrandt blickt im Alter auf sein Leben zurück und schildert es seiner Tochter Cornelia. Vom Aufbruch aus der elterlichen Mühle, den Lehrjahren in Leiden und Amsterdam, von beiden Ehefrauen und auch von seiner Suche nach Wahrheit, die ihn zuletzt einsam und von der Gesellschaft gemieden zurück läßt. Aufbauend auf neuesten wissenschaftlichen und kunsthistorischen Erkenntnissen zeichnet Erkelius ein unter die Haut gehendes Bild von Rembrandts Zeit und ihren Vorstellungen und zieht den Leser auf faszinierende Weise in die Bilder und Gefühlswelt des Künstlers hinein."

Donnerstag, 30. März 2023

Pamuk, Orhan "Istanbul"

Pamuk, Orhan "Istanbul - Erinnerungen an eine Stadt" (Turkish: İstanbul: Hatıralar ve Şehir) - Istanbul - Memories of a City - 2003

Ich war 1984 in Istanbul und war sehr beeindruckt von der Stadt. Dies ist nicht mein erstes Buch von Orhan Pamuk und wird sicherlich nicht mein letztes sein, ich liebe seinen Stil, ich liebe seine Gedanken, ich liebe die Art, wie er seine Meinungen und seine Umgebung beschreibt.

Wenn ich Istanbul nicht schon geliebt hätte, würde ich es jetzt sicherlich tun.
Orhan Pamuk wollte Maler werden, ich bin froh, dass er ein Schriftsteller geworden ist, der schöne Geschichten und eine schöne Beschreibung seiner Heimatstadt gemalt hat. Geschichte, Kultur, Leben in der Türkei, er erwähnt alles Nennenswerte, er beschreibt eine Stadt, die so lebendig ist, dass man fast das Gefühl hat, mit ihm durch diese Kopfsteinpflasterstraßen zu gehen, über den Bosporus zu schauen und all die vorbeifahrenden Schiffe zu sehen, man kann fast die verschiedenen Gerüche riechen, die man in dieser Stadt zwischen Ost und West finden kann.

Die Information, dass der Autor Maler werden wollte, halte ich für sehr wichtig, da sie sein Schreiben und die Gegenstände seines Schreibens stark beeinflusst.
Wie in "
My Name is Red" (Rot ist mein Name), wo das Gemälde selbst mehr oder weniger die Hauptfigur war, beschreibt Orhan Pamuk nun seine ganze Stadt als Kunst, die Art von Kunst, die man fühlt, wenn man dort ist.

Nichts entgeht ihm, weder die großen noch die kleinen Geschichten, weder die international bekannten Gebäude noch die Seitenstraßen und die dort lebenden "einfachen Menschen".
Er nimmt uns mit auf viele Spaziergänge durch seine Heimatstadt. Eine Liebeserklärung an eine Stadt.

Wenn Istanbul als Brücke zwischen Ost und West gilt, sollte Orhan Pamuk zum Botschafter zwischen den beiden Welten erklärt werden.


Egal, ob ihr Istanbul noch nicht kennt oder liebt oder schon immer mehr über die einzige Stadt wissen wolltet, die auf zwei Kontinenten liegt, lest Sie dieses Buch.
Dafür hat der Autor sicherlich den Nobelpreis verdient.


Buchbeschreibung:

"Orhan Pamuk ergründet in 'Istanbul' die Geheimnisse seiner eigenen Familie und die seiner Kindheit. Er führt uns an berühmte Monumente und die verlorenen Paradiese der sagenumwobenen Stadt, zeigt uns die verfallenden osmanischen Villen, die Wasserstraßen des Bosporus und des Goldenen Horns, die dunklen Gassen der Altstadt. Pamuk verbindet auf eindringliche Weise Schilderungen von Menschen und Orten und setzt allen ein unvergessliches Denkmal."

Seine Romane sind genauso großartig.

Orhan Pamuk "der auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt Istanbul neue Sinnbilder für Zusammenstoß und Verflechtung der Kulturen gefunden hat" erhielt den Nobelpreis für Literatur 2006.

Orhan Pamuk hat 2005 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Mittwoch, 29. März 2023

Sieg, Sören "Schönen Sonntag 2"

Sieg, Sören "Schönen Sonntag 2. Das Neueste von Leo, Lina und Lukas" [Have a nice Sunday: The latest from Leo, Lina and Lukas] - 2012

Wie ich schon über das erste Buch (Schönen Sonntag: Die 88 besten Geschichten von Leo, Lina und Lukas) sagte, musste ich mich auch hier über die Kinder aber noch mehr über die Eltern ärgern, die manche Eigenheiten ihrer Kinder, die allen anderen bestimmt auf die Nerven gehen, einfach so hinnehmen.

Saukomisch, wie in der Beschreibung angegeben, fand ich die Geschichten bestimmt nicht. Eher als Anregung, wie man es nicht machen sollte.

Beim ersten Buch wusste ich nicht mehr, wie ich daran gekommen war, beim zweiten weiß ich genau: es war in einem Bücherschrank. Und da ich das erste da noch nicht gelesen hatte, habe ich es gleich mitgenommen. Dorthin kommt es auch wieder zurück, genau wie das erste. Vielleicht freut sich jemand anders über diese Anekdoten.

Ein drittes Buch würde ich gleich stehen lassen.

Buchbeschreibung:

"Kann Spuren von Parmesan enthalten.
Lina sucht ihren Kletterbeutel. Eva wird facebooksüchtig.
Leo wünscht sich etwas, das es nur in Singapur gibt.
Lukas chillt. Ich gehe seit Monaten ergebnislos zum Krafttraining.
Und dann geht auch noch die Geschirrspülmaschine kaputt.
Die neuesten Familiengeschichten von Sören Sieg: Temporeich. Mitten aus dem Leben. Und saukomisch.
"

Dienstag, 28. März 2023

Specht, Heike "Die ersten ihrer Art"

Specht, Heike "Die ersten ihrer Art. Frauen verändern die Welt" [The first of their kind, Women are changing the world] - 2022

Ich habe ja vor kurzem das Buch von Hillary & Chelsea Clinton "The Book of Gutsy Women" gelesen. Daraus habe ich u.a. auch das Zitat von Sor Juana Inés de la Cruz entnommen: "Ich studiere nicht , um mehr zu wissen , sondern um weniger zu ignorieren". Aber auch sonst war das Buch fantastisch und ich habe bedauert, dass es nicht auf Deutsch erschienen ist, denn die beschriebenen Frauen sollten eine Inspiration für uns alle sein.

Dann sah ich, dass unsere örtliche Buchhandlung eine Lesung von Heike Specht anbietet, die das Buch "Die ersten ihrer Art" mit dem Untertitel "Frauen verändern die Welt" herausgegeben hat. Wir erfahren, wie diese Frauen für ihren Platz in der Gesellschaft haben kämpfen müssen, für sich und für alle, die nach ihnen kamen, also auch und vor allem für uns. Noch längst ist Gleichberechtigung nur eine Utopie, noch längst haben Frauen nicht die gleichen Chancen und Möglichkeiten wie Männer. Aber hoffen wir mal, dass wir es mit Frauen dieser Art irgendwann einmal schaffen.

Dies sind wohl die wichtigsten oder bekanntesten Frauen, die sie beschreibt:
Marie-Elisabeth Lüders, Louise Schroeder, Elisabeth Selbert, Erna Scheffler, Ruth Bader Ginsburg, Jutta Limbach, Susanne Baer, Annemarie Renger, Marta Schanzenbach, Käte Strobel, Golda Meir, Simone Veil, Ulrike Meinhof, Ruth Dreifuss, Renate Lepsius, Lilian Uchtenhagen, Renate Schmidt, Petra Kelly, Claudia Roth, Elisabeth Schwarzhaupt, Rita Süssmuth, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Hildegard Hamm-Brücher, Margot Käßmann, Micheline Calmy-Rey, Christine Haderthauer, Andrea Nahles, Margaret Thatcher, Angela Merkel, Ursula von der Leyen, Annalena Baerbock, Hillary Clinton, Jacinda Ardern, Sawsan Chebli, Aminata Touré

Hinzu kommen unter anderem:
Herta Däubler-Gmelin, Marlene Dietrich, Jutta Dithfurth, Marion Gräfin Dönhoff, Nora Ephron , Indira Gandhi, Kamala Harris, Elly Heuss-Knapp, Mely Kiyak, Heilwig von der Mehden, Golda Meir, Frieda Nadig, Nicole, Dolly Parton, Suzi Quatro, Kristina Schröder, Alice Schwarzer, Heide Simonis, Helene Weber, Helene Wessel, Clara Zetkin

Es könnten noch mehr genannt werden. Ich hätte sicher noch erwähnt:
Rosa Parks, Bertha von Suttner, Greta Thunberg, Malala Yousafsai

Und wir brauchen noch mehr dieser Bücher, damit die meisten Frauen aufwachen. Als ich vor ein paar Jahren mit jüngeren Lesekreismitgliedern "Das Goldene Notizbuch" (The Golden Notebook) von Doris Lessing gelesen haben, habe ich mit Schrecken feststellen müssen, dass viele jüngere Frauen überhaupt keine Vorstellung davon haben, wie es noch vor dreißig Jahren ausgesehen hat und wie es auch wieder aussehen könnte, wenn wir nicht dafür kämpfen, dass Frauen endlich als gleichwertige Menschen anerkannt werden.

Der Vortrag war dann auch hervorragend. Herein kam eine junge Frau, frisch und sympathisch. Sie las nicht nur ein paar gute Beispiele aus ihrem Buch vor, sie erzählte auch einiges dazu und munterte den zahlreich erschienenen Damen (und ein paar Herren) dazu auf, Fragen zu stellen oder selbst Anmerkungen zu machen. Es war ein sehr guter Abend. Ich hoffe, dass noch viele Menschen, vor allem Frauen, die Gelegenheit haben werden, diser Autorin zu folgen, als Leser oder Zuhörer.

Auf jeden Fall habe ich mir auch gleich eines ihrer anderen Bücher zugelegt: "Ihre Seite der Geschichte: Deutschland und seine First Ladies von 1949 bis heute" (Goodreads). Und die Autorin hat beide Bücher signiert. Sie war auch bei dieser Gelegenheit äußerst freundlich und zuvorkommend.

Buchbeschreibung:

"Ohne Frauen fehlt die Hälfte

Simone Veil, Margaret Thatcher, Angela Merkel, Kamala Harris: Sie alle eroberten ihren Platz in einer Männerwelt und veränderten sie Stück für Stück. Das Buch führt uns zu diesen und vielen anderen
Ersten ihrer Art. Es zeigt nicht nur, was fehlt, wenn Frauen nicht mit am Tisch sitzen, sondern auch wie sie in den letzten hundert Jahren gegen Widerstände an die Spitze gelangten und neue Themen setzten.

Die Autorin hat viele Erste interviewt und akribisch recherchiert. Sie belegt, dass die Kämpfe noch nicht ausgefochten sind: Die Hälfte der Menschheit hat noch längst nicht die Hälfte der Macht.


'In Die Ersten ihrer Art reist die Autorin durch die Politikgeschichte und veranschaulicht durch akribische Recherche, was Simone Veil, Margaret Thatcher, Claudia Roth, Kamala Harris und Aminata Touré für Gleichberechtigung und unsere Gesellschaft geleistet haben.' (Subway-Magazin)"

Montag, 27. März 2023

Kampfner, John "Warum Deutschland es besser macht"

Kampfner, John "Warum Deutschland es besser macht: Ein bewundernder Blick von außen" (Englisch: Why the Germans Do it Better. Notes from a Grown-Up Country) - 2020

Ein weiteres Weihnachtsgeschenk von einem meiner Söhne. Sie wissen, was mich interessiert.

Dieses Buch gibt uns einen Überblick über die deutsche Politik, Wirtschaft und Sozialgeschichte der Nachkriegszeit. Der Titel mag ein wenig irreführend sein, John Kampfner lobt Deutschland nicht nur für alles. Er vergleicht es hauptsächlich mit dem Vereinigten Königreich und seiner jüngsten Politik, mit der er anscheinend nicht einverstanden ist - nun, ich auch nicht. Wir sollten alle nach mehr Einheit streben und nicht auseinanderdriften. Darin scheine ich deutscher zu sein, als ich je gedacht hätte.

Alles in allem sieht der Autor Deutschland mit den Augen eines Ausländers, der lange genug hier gelebt hat, um das beurteilen zu können. Viele meiner Landsleute beschweren sich über unser Sozialversicherungssystem, unsere Krankenkassen, wirklich alles. Aber sie wissen nicht, wie es anderswo ist. Vor allem die Gesundheitsversorgung hat nach wie vor höchste Priorität und jeder Deutsche hat ein Recht auf medizinische Versorgung. Das ist leider nicht überall so. Aber auch unsere Politik sei vorbildlich, so der Autor. In der englischen Buchbeschreibung werden wir sogar als ewig faszinierendes Land beschrieben. Ich denke, viele Deutsche wären überrascht, das zu hören. Leider würden nicht alle Ausländer John Kampfner zustimmen. Viele leben noch in den 1940er Jahren und sehen uns als den ewigen Feind.

Ein großer Teil des Buches handelt davon, wie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde, wie es zum Aufbau eines vereinten Europas beitrug, wie es sich den Herausforderungen nach der Wiedervereinigung stellte und wie es viel mehr Flüchtlinge aus Syrien aufnahm als die meisten anderen Länder.

Er erwähnt, dass "in Deutschland seit langem Konsens über die Prinzipien großzügiger Zuwendungen direkt aus dem Gehaltspaket für hochwertige Leistung besteht. Ähnlich breite Unterstützung gibt es für die Prinzipien, die einer höheren Besteuerung und der Rolle des Staates zugrunde liegen - dass Sie nicht nur für Ihren eigenen Vorteil und den Ihrer Familie zahlen, sondern für die Bedürfnisse der Gesellschaft als Ganzes. Diese Denkweise ist seit Jahrzehnten üblich."

Und über die Herausforderungen der Wiedervereinigung fragt er: "Hätte eine andere Nation eine solche Situation mit so wenig Umbruch bewältigen können?"

Wohlgemerkt, das Buch ist nicht nur mit einer rosaroten Brille geschrieben. Der Autor erwähnt nicht nur die guten Seiten, er beschreibt auch, was besser sein könnte und was in Zukunft zu Problemen führen könnte. So wurde er von vielen Deutschen gebeten, den Titel zu ändern und mehr darüber aufzunehmen, was wir falsch machen.

Trotzdem ein interessantes Buch, das für Deutsche wahrscheinlich noch interessanter ist als für Außenstehende.

Buchbeschreibung:

"Die Deutschen sind Meister der Selbstkritik. Dabei macht das Land es besser, als viele denken, sagt John Kampfner. Der Autor ist Brite und zeigt, wie sehr sich das Deutschland-Bild im Ausland in den letzten Jahren verändert hat. Die deutsche Politik hält er für vorbildlich: Finanz- und Flüchtlingskrise - kaum ein anderes Land navigiere so erfolgreich und souverän durch schwierige Zeiten. Sogar die Corona-Bekämpfung hält er für größtenteils erfolgreich. Während anderswo autoritäre Politiker und Populisten regieren, sei Deutschland ein Bollwerk aus Anstand und Stabilität. Den Grund dafür sieht Kampfner vor allem in der soliden Politik Angela Merkels und in der kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit; darin liegt für ihn der Schlüssel zu einer sensiblen Demokratie. Eine erfrischend andere Geschichte der Bundesrepublik."

Samstag, 25. März 2023

Bode, Sabine "Kriegsspuren"

Bode, Sabine "Kriegsspuren: Die deutsche Krankheit - German Angst" [War Traces] - 2008

Dieses Buch stammt aus dem Jahre 2008. Es geht um die Deutschen und wie sie ihre Zukunft sehen. Ich weiß nicht, was das Ergebnis heute wäre, neben der Geschichte des 2. Weltkrieges kommt ja jetzt Corona and der Krieg vor der Haustür dazu.

Die Autorin hat den Menschen gut zugehört und sicher auch eigene Erfahrungen mit verarbeitet. Ich konnte ihre Schlussfolgerungen gut nachvollziehen. Es ist auch heute nicht einfach, als Deutscher seine Stellung zu beziehen, irgendwie hängt uns der 2. Weltkrieg immer noch an und wird es wohl auch noch eine lange Zeit tun. Helmut Schmidt hat einmal gesagt, wir Deutschen werden so lange als die Schlimmsten angesehen werden bis jemand anders noch etwas Schlimmeres macht. Da hat er wohl recht.

Buchbeschreibung:

"'Die Kölner Journalistin hat sich umgehört unter ihren Landsleuten. Entstanden ist dabei eine Art Collage kurzer Psychogramme der deutschen Seelenlage, gespeist aus Interviews mit Politikern, Managern, Journalisten, Schriftstellern und Wissenschaftlern.' Thomas Speckmann, Die Welt

Unter German Angst verstehen wir eine Mischung aus Mutlosigkeit und Zögerlichkeit, gepaart mit Zukunftsängsten und einem extremen Sicherheitsbedürfnis. Sie ist eine Altlast des Zweiten Weltkrieges und das Resultat einer nicht aufgearbeiteten Trauer über die Leiden, die der Krieg und seine Folgen verursacht haben. Dabei könnten wir eine Menge tun, um die German Angst zu überwinden. Und das wäre nicht einmal teuer.

'Ein Gespenst geht um in Deutschland, die German Angst. Die Kölner Autorin Sabine Bode hat diese spezielle Mischung diffuser Gefühle des Bedrohtseins, der Angst vor dem Rückfall in die Barbarei und der Verelendung sehr eingehend untersucht.' Peer Steinbrück"

Sie hat noch einige Bücher zu dem Thema geschrieben:
"Kriegsenkel. Die Erben der vergessenen Generation" - 2013
"Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen" - 2014
"Nachkriegskinder. Die 1950er Jahrgänge und ihre Soldatenväter" - 2015

Diese Bücher dürften auch nicht uninteressant sein.

Freitag, 24. März 2023

Schulte-Loh, Christian "Zum Lachen auf die Insel"

Schulte-Loh, Christian "Zum Lachen auf die Insel. Als deutscher Komiker in England" [Onto the Island to Laugh. A German Comedian in England] - 2017

Christian Schulte-Loh will es wissen, er ist Komödiant und geht dorthin, wo die "Stand-up Comedy" erfunden wurde. Er hat es geschafft. Nicht trotzdem sondern gerade deswegen. Die Briten haben Humor, sie lachen viel über sich, ihre Witze sind (meistens) tiefgründig. Und sie lachen gerne mit anderen

Der Autor erzählt viel über seine Arbeit in Großbritannien, wie dort Comedy "gemacht" wird, aber er gibt auch einen guten Überblick über die Unterschiede zwischen deutschem und britischem Humor, zwischen Deutschland und Großbritannien.

Wir sehen uns gerne englische Sendungen an, auch und vor allem mit Comedians. Und dort haben wir schon öfter gehört, dass die Deutschen über viel mehr Humor verfügen als ihnen allgemein zugetraut wird.

Ein absolut humorvolles Buch. Ich wünsche dem Autoren noch viel Erfolg in seiner Wahlheimat.

Buchbeschreibung:

"Wie bleibt man gelassen, wenn man zum hundertsten Mal freundlich mit 'Heil Hitler!' begrüßt wird? Oder wenn man auf der Bühne nach den ersten Worten ('I am a German comedian') entweder ausgelacht oder beschimpft wird? Christian Schulte-Loh ist seit Jahren als deutscher Komiker in England erfolgreich und berichtet von seinen Auftritten vor volltrunkenen britischen Hafenarbeitern oder steinreichen Lords. Er erklärt uns die (meist) feine englische Art oder warum sich Londoner freuen, 'nur' 360.000 Pfund für eine Garage zu bezahlen. Trotz Brexit findet er, der Franzose Jacques Chirac hatte Unrecht mit den Worten: 'Man kann Menschen nicht vertrauen, die so schlecht kochen.'"

Zu der Beschreibung des Buches muss ich sagen, dass ich in sechs Jahren nicht einmal den Hitlergruß gehört habe, in den Niederlanden dagegen mehr als mir lieb war. Und nein, man bleibt nicht gelassen, wenn man es hundertmal hört, vor allem, wenn man hört, wie andere Kinder ihn gegenüber den eigenen Kindern benutzen. Vielleicht ist das etwas anderes, wenn man Single ist, aber ich fand es absolut nicht lustig.

Donnerstag, 23. März 2023

Emcke, Carolin "Gegen den Hass"

 

Emcke, Carolin "Gegen den Hass" - Against Hate - 2016

Carolin Emcke ist eine deutsche Journalistin, die mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels   ausgezeichnet wurde. Ich habe "Von den Kriegen. Briefe an Freunde" (Echoes of Violence: Letters from a War Reporter) von ihr gelesen und war sehr beeindruckt.

Dies ist ein weiteres Buch, kein Bericht über die Kriegsgebiete wie in ihren anderen Büchern, sondern ein nachdenklicher Ausdruck dessen, was wir in unserem Leben tun können, was getan werden muss, um unseren Hass auf das Unbekannte loszuwerden, Rassismus loszuwerden, Fanatismus, Sexismus, Homophobie, alles, wo jemand denkt, er sei besser oder habe mehr Rechte als andere, in eine bestimmte Gruppe hineingeboren zu werden.

Carolin Emcke ist eine wunderbare Autorin, man merkt, dass sie weiß, wovon sie spricht und dass ihre Gedanken von Herzen kommen. Ich wünschte, jeder könnte dieses Buch lesen, besonders diejenigen, die Hass im Herzen tragen und offen dafür sind, etwas dagegen zu tun.

Diese Welt wäre so ein besserer Ort, wenn wir alle so denken würden wie sie.

Buchbeschreibung:

"Carolin Emcke, eine der wichtigsten Intellektuellen der Gegenwart, äußert sich in ihrem engagierten Essay 'Gegen den Hass' zu den großen Themen unserer Zeit: Rassismus, Fanatismus, Demokratiefeindlichkeit. In der zunehmend polarisierten, fragmentierten Öffentlichkeit dominiert vor allem jenes Denken, das Zweifel nur an den Positionen der anderen, aber nicht an den eigenen zulässt. Diesem dogmatischen Denken, das keine Schattierungen berücksichtigt, setzt Carolin Emcke ein Lob des Vielstimmigen, des 'Unreinen' entgegen - weil so die Freiheit des Individuellen und auch Abweichenden zu schützen ist. Allein mit dem Mut, dem Hass zu widersprechen, und der Lust, die Pluralität auszuhalten und zu verhandeln, lässt sich Demokratie verwirklichen. Nur so können wir den religiösen und nationalistischen Fanatikern erfolgreich begegnen, weil Differenzierung und Genauigkeit das sind, was sie am meisten ablehnen.

Für alle, die überzeugende Argumente und Denkanstöße suchen, um eine humanistische Haltung und eine offene Gesellschaft zu verteidigen.
"

Carolin Emcke hat 2016 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Mittwoch, 22. März 2023

Choquet, M.;Coulon,Y; Erbin, J. "Idefix und die Unbeugsamen

Choquet, M.;Coulon,Y; Erbin, J. "Idefix und die Unbeugsamen. Römer müssen draußen bleiben" (Französisch: Idéfix et les irréductibles #1. Pas de quartier pour le latin!) [Idefix and the Indomitables. Romans must stay outside] - 2021

Ich habe die Asterix-Bücher ja alle schon mehrfach gelesen, und das seit meiner Schulzeit. Jetzt kam ein Buch über Idefix und seine Tierfreunde heraus, die ihren eigenen Kampf mit den Römern kämpfen.

Nicht geschrieben von den Ur-Asterix-Autoren, René Goscinny und Albert Uderzo, aber sicher ganz in ihrem Sinne weitergeführt. Die Zeichnungen sind genauso gut wie die im Original, und auch die Geschichten erinnern sehr an die von Idefix' Besitzer und seinem Freund.

Das Einzige, was ich zu beanstanden habe, ist das Format, klein und handlich, ja, das ist schon fein, aber die Schrift ist manchmal doch etwas zu klein. Ich bin stark kurzsichtig, so dass es einigermaßen geht, aber ich weiß, dass viele in meinem Alter (und das sind doch die Ur-Fans) bestimmt Probleme damit haben. Da wäre es besser, zur alten Größe zurückzukehren.

Beschreibung:

"Wir befinden uns im Jahr 52 vor Christus. Ganz Lutetia ist von den Römern besetzt … Ganz Lutetia? Nein! Eine Bande unbezwingbarer Tiere, angeführt von Idefix, leistet noch immer Widerstand gegen die Eindringlinge.

An seiner Seite sind die Hunde Turbine und Dertutnix, die Taube Astmatix und die Katze Fardine. Was Idefix erlebte, bevor er auf Asterix und Obelix traf, wurde bisher nie erzählt. In seiner eigenen Comicreihe kommt der treue Gefährte der Gallier endlich ganz groß raus. In drei tierisch spaßigen Kurzgeschichten stellen sich Idefix und seine Freunde den Römern - und ihren Wachhunden - entgegen und zeigen, wem das Revier gehört!
"

Dienstag, 21. März 2023

Ruiz Zafón, Carlos "Der Friedhof der vergessenen Bücher"

Ruiz Zafón, Carlos "Der Friedhof der vergessenen Bücher" (Spanisch: La Ciudad de Vapor ) - The City of Mist - 2020
(El cementerio de los libros olvidados #5)

Ja, eine letzte Reise mit einem wundervollen Autor, der mit seinem Tod ein großes Loch in der Literaturwelt hinterlassen hat. Da können sich seine Fans über einen letzten Gruß freuen. Lauter Geschichten, die irgendwo in seinen Friedhof der vergessenen Bücher hineinpassen. Wie er entstanden ist und wozu er alles beigetragen hat. So erzählt uns Carlos Ruiz Zafón, wie David Martín zum Schriftsteller wurde, und wie Cervantes nach Barcelona kam. Die ein oder ander Geschichte hat man schon vorher lesen können, z.B. "Gaudí in Manhattan" oder "Der Fürst des Parnass", aber das tut der Freude über dieses Buch keinen Abbruch.

Und wer die wunderbare Serie noch nicht gelesen hat, sollte dies schnellstmöglich tun. Diese Geschichten sind auch zum Einstimmen gut geeignet. Man kann alle seine Bücher in irgendeiner Reihenfolge lesen, sie ergänzen sich prima.

Buchbeschreibung:

"Eine letzte Reise in die magische Erzählwelt von Carlos Ruiz Zafón

Der Friedhof der vergessenen Bücher ist der geheimnisvolle Ort, um den das gesamte Erzähluniversum von Carlos Ruiz Zafón kreist: Eine tief unter Barcelona verborgene Bibliothek, in der die Bücher darauf warten, ihre Seele an ihren Leser weiterzugeben. Im 2001 erschienenen Roman
Der Schatten des Windes entführte uns Carlos Ruiz Zafón zum ersten Mal in dieses magische Labyrinth und schuf einen Weltbestseller.

Zafóns letztes Projekt war es, diesen Ort in Erzählungen weiter wachsen zu lassen. Es entstand ein Geheimfach von Geschichten, das hier zum ersten Mal vollständig geöffnet wird. Es war sein großer Wunsch, diese Texte in einem Buch zu sammeln, nun wurde es zum letzten Geschenk an seine Leser und Leserinnen.
"

Und dies sind die Geschichten in dem Buch:

Blanca und der Abschied
Namenlos
Ein junges Mädchen aus Barcelona
Die Feuerrose
Der Fürst des Parnass
Eine Weihnachtsgeschichte 
Alicia im Morgengrauen
Graue Männer
Die Frau aus Dunst
Gaudí in Manhattan
Apokalypse in zwei Minuaten

Montag, 20. März 2023

Nawrath, Bianca "Iss das jetzt, wenn du mich liebst"

Nawrath, Bianca "Iss das jetzt, wenn du mich liebst" [Eat This Now If You Love Me] - 2021

Die Buchhandlung in unserem Ort hat im letzten Jahr eine Aktion zur Hilfe für die Ukraine gestartet. Man konnte Bücher erwerben. Sie waren verpackt und hatten ein oder zwei Stichwörter auf dem Umschlag. Man spendete einen Geldbetrag und konnte sich eines der Bücher auswählen. Ich hatte mich für die Stichwörter "Polen ♥ Türkei" entschieden. (siehe unten) Es hörte sich interssant und und als ich den Titel sah, dachte ich auch, das sei recht vielversprechend.

Und so war es auch. Zwei junge Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturen sind in Detuschland aufgewachsen und lernen sich kennen. Als "Third Culture Kids" haben sie sicher mehr miteinander gemeinsam, als viele vermuten sollte.

Ihre Familien sind aber noch nicht so weit gekommen. Für die katholischen Polen ist ein Muslim undenkbar, genauso wie eine katholische Polin für die türkische Familie.

Bianca Nawrath hat es geschafft, die Gratwanderung der beiden hervorragend zu beschreiben. Es ist zum Teil lustig, vor allem wenn es um die unterschiedlichen Essgewohnheiten geht, darüber kann man oft noch lachen. Aber was noch viel wichtiger ist, das Buch trifft den Nagel auf den Kopf. Wir müssen alle dazulernen und nicht in jedem südländisch aussehenden jungen Mann gleich einen Vergewaltiger, in jedem Polen einen Autodieb sehen. Wir müssen uns bewusst machen, dass uns viel, viel mehr mit diesen Menschen vereint als uns trennt. Ich habe einige türkische Freundinnen, mit denen ich besser reden kann als mit einem AfD-Wähler. Weil wir gemeinsame Interessen haben, weil wir uns füreinander itneressieren.

Das Buch ist kurzweilig und auch recht leicht geschrieben, packt aber ein großes Thema an.

Eine gute Schriftstellerin, die auch schon ihr nächstes Buch geschrieben hat, "Wenn ich dir jetzt recht gebe, liegen wir beide falsch".

Buchbeschreibung:

"Die junge Berlinerin Kinga will heiraten. Und zwar ihren Freund Mahmut, mit dem sie bereits seit einigen Jahren Wohnung und Weltansichten teilt. Das Problem: Kingas Eltern wissen nichts von der Beziehung ihrer Tochter. Alles könnte perfekt sein - wäre da nicht die liebe Familie. Denn Kingas Eltern kommen aus Polen, und in der Heiligen Dreifaltigkeit von Papst, Wodka und Gulasch ist kein Platz für einen muslimisschen Schwiegersohn. Kurzerhand wird der unerwünschte Anhang zum Kennenlernen zu einer Familienhochzeit in der alten Heimat einladen - und da sorgt nicht nur Omas Flaki für Magenschmerzen.

Mit großer Leichtigkeit und präzisem Blick für Details schreibt Bianca Nawrath über das Aufwachsen im Nachwende-Berlin, über Großstadtliebe und Familienbande und streift dabei im Vorbeigehen die Themen Heimat und Herkunft.
"


Samstag, 18. März 2023

Ortheil, Hanns-Josef "Im Licht der Lagune"

Ortheil, Hanns-Josef "Im Licht der Lagune" [In the Light of the Lagoon] - 1999

Ein geheimnisvolles Buch, die Herkunft des Protagonisten scheint unerklärlich (bis zum Schluss), die Erzählung kommt einem etwas kitschig vor.

Trotzdem ist das Buch lesenswert. Eine schöne Sprache, ein interessanter Hintergrund. Man kann einiges über die Geschichte und Kunstgeschichte Venedigs lernen, wie man im Jahre 1786 dort gelebt hat und wie sich die Kunst parallel entwickelte. Das hat mir besonders gut an diesem Roman gefallen.

Buchbeschreibung:

"Venedig im ausgehenden 18. Jahrhundert: ein junger Künstler im Sog dieser faszinierenden und geheinmnsivollen Stadt und im Bann seiner schönen Herin, die ihn als Reisebegleiter engagiert hat.

Nach Faustinas Küsse, dem hoch gelobten Roman um Goethe in Rom, bezaubert Hanns-Josef Ortheil seine Leserinnen und Leser mit einem Roman, der in Venedig spielt und in betörender Weise von der Malerei und von der Liebe erzählt.
"

Freitag, 17. März 2023

Greiner, Lena; Padberg, Carola "Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen"

Greiner, Lena; Padberg, Carola "Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!: Die lustigsten Storys über Lehrer" [Our math teacher teaches from outside - so he can smoke!: The funniest stories about teachers] - 2020

Ich bin auf dieses Buch gestoßen, weil es mich an einen Lehrer meiner Söhne erinnert hat. Der unterrichtete zwar nicht Mathe sondern Biologie (was in meinen Augen noch schlimmer ist, die meinen noch mehr, ihr Fach sei das Wichtigste überhaupt und wenn sich jemand nicht so sehr für Naturwissenschaften interessiert, ist er sowieso ein Versager), aber er musst ein jeder Pause auf den Parkplatz, wo er sein Motorrad geparkt hatte. Dieses hatte einen Dachaufsatz, deshalb "durfte" er darin auch rauchen, denn auf dem gesamten Schulgelände war das ansonsten verboten. Ein tolles Vorbild.

Überhaupt kann einem schlecht werden, wenn man dieses Buch liest. Ich weiß, Lehrer heutzutage haben es nicht einfach (na ja, wann hatten sie das jemals?), aber was die beiden Autorinnen da zusammengesammelt haben, ist wirklich eine Katastrophe. Lehrer, die sich nicht fürs Unterrichten interessieren, die ihre Spleens in die Klasse hineintragen, die den Schülern die Pausenbrote wegnehmen, die Tafel mit der Zunge ablecken, die die Schüler beleidigen … die Beispiele auf dem Umschlag sind noch längst nicht die Schlimmsten. Und witzig fand ich fast keine der Geschichten.

Meine Kinder sind zum Glück längst aus dem Schulalltag heraus und ich schon ewig. Wir alle hatten mal komische Lehrer, Lehrer, die eigentlich keine Ahnung von dem hatten, was sie da unterrichten sollten, aber die meisten, die ich kennengelernt habe, haben sich immer viel Mühe gegeben und waren einfach hervorragend.

Noch ein kleines Beispiel aus unserem Schulalltag. Meine Kinder sind zweisprachig aufgewachsen und konnten Englisch eigentlich immer besser als Deutsch. Mein Ältester hatte eine Lehrerin, die oft Fehler machte, und nicht einsehen wollte, dass es ein Schüler vielleicht besser konnte. Ich habe meinem Sohn geraten, sich einfach ruhig zu halten aber er meinte, er wolle nicht, dass sie den anderen falsches Englisch beibringt. Mein Jüngster hatte eine Lehrerin, die immer zu ihm guckte, wenn sie sich nicht sicher war und fragte ihn, ob das so richtig sei. Vor wem hatten die Schüler wohl mehr Respekt?

So oder so, das Buch ist nicht halb so witzig, wie es vorgibt zu sein.

Buchbeschreibung:

"Schule ist oft anstrengend - aber manchmal auch krass komisch. Hinter geschlossenen Klassentüren spielt sich schließlich das wahre Leben ab, in der Hauptrolle: Schräge Pädagogen, die Schüler ihr Leben lang nicht vergessen. Sie leben mitunter liebenswerte Spleens und eklige Marotten aus, geben absurde Aufgaben oder haben keinen Bock. So guckt manche Klasse ein Schuljahr lang 'James Bond', die nächste schleppt Wassereimer wie im bolivianischen Dschungel oder lässt sich vom Lehrer die Pausenbrote klauen.

Eine witzige Sammlung voller verrückter Lehrer-Anekdoten und Schulzeit-Erinnerungen von SPIEGEL-Lesern.
"

Über das ein oder andere Besipiel konnte man natürlich trotzdem schmunzeln, auch wenn keine der Episoden wünschenswert sind. Hier zum Beispiel:

"Zu Beginn des Schuljahres wurde für den schon etwas älteren Geschichtslehrer ein Sitzplan mit den Schülernamen angefertigt. Auch der Wandpfeiler, der sich im Klassenraum befand, wurde dort eingezeichnet. Bei der Notenvergabe am Schuljahresende sagte der Lehrer: 'Pfeiler: Sagt nicht viel, stört aber auch nicht - 3'."

Donnerstag, 16. März 2023

Rutherfurd, Edward "London"

Rutherfurd, Edward "London" (Englisch: London - The Novel) - 1997

Ich finde dieses Buch einfach hervorragend. Ich bin ein großer Fan von England, und London ist eine meiner absoluten Lieblingsstädte. Der Autor beschreibt die Geschichte dieser fantastischen Stadt anhand des Lebens von etwa einem halben Dutzend verschiedener Familien. Er schafft es, wie ihr Leben leben zu lassen und etwas über die Entwicklung, die Errungenschaften und die Mängel des Lebens zwischen vor Christus und heute zu erfahren. Aber wir lernen nicht nur die Familien kennen, sondern auch ihre berühmten Zeitgenossen. Wir  treffen Chaucer und Shakespeare, all die verschiedenen Könige und Königinnen von England und Schottland, Sir Christopher Wren, viele Bischöfe und andere wichtige Geistliche. Und indem wir ihr Leben verfolgen, folgen wir dem Leben dieser interessanten Stadt und dem Fluss, der sie geschaffen hat.

Die fiktiven Familien haben alle möglichen Hintergründe, es gibt Fischer und Priester, Kaufleute und Hafenarbeiter, Mägde und Geliebte.
Lest es, es lohnt sich auf jeden Fall. Etwa 1.000 Seiten des Lebens in London. Großartig!

Buchbeschreibung:

"Dieser Roman beschreibt die Geschichte der Stadt London und das Schicksal ihrer Bewohner. Es ist eine gewaltige Saga, eine Zeitreise durch zweitausend Jahre bewegte Vergangenheit, die noch vor der Zeitenwende mit der römischen Siedlung Londinium beginnt und bis zur Sanierung der Docklands in unseren Tagen reicht. Einem Leitmotiv gleich schlängelt sich die Themse, die Lebensader Londons, durch das Romangeschehen, in dessen Verlauf am Beispiel des Schicksals einzelner Personen und Familien ganze Epochen zu neuem Leben erweckt werden."

Hier
sind meine englischen Beschreibungen der anderen Bücher dieses Autoren.

Mittwoch, 15. März 2023

Buck, Pearl S. "Die beiden Schwestern"

Buck, Pearl S. "Die beiden Schwestern. Das Mädchen von Kwangtung" (Englisch: Love and the Morning Calm) - 1951

Wie viele der Bücher von Pearl S. Buck, habe ich dieses vor vielen Jahren gelesen. Auch wenn die Geschichte der beiden Schwestern langsam ewas veraltet sein kann, so zeigt sie doch, wie es ist, wenn zwei unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen, wie Menschen, die in der einen aufwachsen, es manchmal sehr schwer haben, sich in eine andere einzufügen.

Und das ist ein Thema, das heute so aktuell ist wie nie zuvor.

Buchbeschreibung:

"Sie sind in Korea aufgewachsen, die beiden Schwestern Deborah und Mary; das tätige Christentum ihrer Missionar-Eltern und die uralten Weisheitslehren des Ostens haben ihr Weltbild geformt. Als sie, die eine siebzehn, die andere achtzehn Jahre alt, in New York eintreffen, erscheinen sie ihren Verwandten wie blumenhafte Geschöpfe von einem andern Stern, verwirrend und befremdend - so wie sie selber verwirrt und befremdet den seltsamen Rätseln gegenüberstehen, die ihnen das amerikanische Leben aufgibt. Es ist eine mit großer Anmut und einem fast schalkhaft zu nennenden Humor geschilderte Begegnung zwischen Ost und West, die Pearl S. Buck zum Thema dieses kleinen Romans gemacht hat. Doch hinter der Anmut und dem Schalk steht ein sehr ernstes Anliegen, denn das stille, von selbstloser Anteilnahme am Schicksal der Mitmenschen getragene Wirken der beiden Schwestern in ihrer neuen Umgebung enthüllt wie ein reiner, klarer Spiegel die ganze hohle, sinnlose Nichtigkkeit unseres eigenen ichbezogenen Daseins. Eine Erzähling zum Nachdenken also, dargeboten in unterhaltsamster Form."

Andere Bücher, die ich von Pearl S. Buck gelesen habe, sind hier.

Pearl S. Buck
erhielt den Nobelpreis für Literatur 1938 "für ihre reichen und echten epischen Schilderungen aus dem chinesischen Bauernleben und für ihre biographischen Meisterwerke".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Buck, Pearl S. "Die erste Frau"

 

Buck, Pearl S. "Die erste Frau und andere Novellen" (Englisch: The First Wife and Other Stories) - 1933

Einige wunderbar beschriebene Geschichten über das chinesische Leben bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Autorin erzählt vom Aufeinanderprallen der traditionellen chinesischen und der westlichen Lebensweise, die sie selbst als Tochter eines US-Missionars in China erlebt haben muss. Die Titelgeschichte handelt von einem Mann, der ins Ausland geht und keinen wirklichen Bezug mehr zu seiner Frau vom Lande hat, sodass er sich von ihr scheiden lässt und eine neue nimmt, etwas, das vorher nicht passiert wäre.

Aber es gibt auch andere Themen in den verschiedenen anderen Geschichten, einige sprechen über die Revolution und was damals geschah, die Verwüstungen nach einer großen Flut, das damalige tägliche Leben in China.


Dies ist ein großartiges Buch, um zu sehen, was Veränderungen in der Tradition und im Leben den Menschen antun können.
Nicht nur in China. Wenn ich das Leben meiner Kinder mit dem meiner Großeltern vergleiche, gibt es einen großen Unterschied und ich glaube nicht, dass meine Großeltern irgendetwas davon verstanden hätten. 
Pearl S. Buck hat das gesehen, als sie in China lebte, sie hat gesehen, wie die Menschen mit der Neuheit von allem zu kämpfen haben und wie viele von ihnen damit nicht fertig werden konnten.

Eine schöne Geschichtensammlung.

Buchbeschreibung:

"
Diese berühmten Novellen zeigen die amerikanische Nobelpreisträgerin als Meisterin der Kurzform, in der sie Grundprobleme des Frauenlebens im China von gestern und heute schichsalhaft gestaltet, sei es in der Schilderung einer die Scheidung nicht überwindenden, den alten Bräuchen verhafteten jungen Frau oder der alternden Bauersfrau und Mutter, die die modernen Lebensanschauungen des Sohnes nicht zu teilen vermag. Den Hintergrund für diese Erzählungen bilden die asiatische Natur und ihre dämonischen Mächte. "

Inhalt:
Alt und neu:
  • Die erste Frau
  • Die alte Mutter
  • Die Krause
  • Der Streit
  • Repatriiert
  • Der Regentag
Revolution:
  • Wang Lung
  • Die Revolutionärin
  • Vater Andrea
  • Die neue Straße
Flood
  • Unfruchtbarer Frühling
  • Die Flüchtlinge
  • Väter und Mütter
  • Der gute Strom
  • The refugees
Andere Bücher, die ich von Pearl S. Buck gelesen habe, sind hier.

Pearl S. Buck
erhielt den Nobelpreis für Literatur 1938 "für ihre reichen und echten epischen Schilderungen aus dem chinesischen Bauernleben und für ihre biographischen Meisterwerke".

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Dienstag, 14. März 2023

Tannous, Samer; Hachmöller, Gerd "Kommt ein Syrer nach Rotenburg"

Tannous, Samer; Hachmöller, Gerd "Kommt ein Syrer nach Rotenburg (Wümme): Versuche, meine neue deutsche Heimat zu verstehen" [When a Syrian comes to Rotenburg (Wümme): Trying to understand my new German homeland] - 2020

Ab und zu gibt es bei uns im Ort interessante Vorlesungen von Schriftstellern. So war letzte Woche eine angekündigt von den beiden Autoren Samer Tannous und Gerd Hachmöller. Hörte sich sehr interessant and und ich habe auch gleich Tickets für eine Freundin und mich besorgt.

Leider, leider war ich aber total krank an dem Tag und konnte nicht teilnehmen. Aber ich hatte vorher das Buch gelesen, daher kann ich wenigstens darüber etwas erzählen.

Es handelt sich hier mehr oder weniger um mehrere Artikel, die in einer Tageszeitung erschienen sind und mache Themen werden öfter angesprochen. Aber ich fand das Buch trotzdem sehr interessant, erzählt es uns doch von unserem Land aus der Sicht eines hierher Geflüchteten. Und wir kommen gar nicht mal so schlecht dabei weg.

Zum Teil sind die Beschreibungen echt komisch, vor allem, wenn es um Missverständnisse zwischen den Kulturen geht. Aber im Großen und Ganzen freue ich mich, dass Samer Tannous und seine Familie in Deutschland "gut angekommen" sind.

Viele der Dinge, die Samer Tannous in Deutschland aufgefallen sind, konnte ich gut nachvollziehen, da ich ja dreißig Jahre im Ausland gelebt habe. Und auch, wenn Belgien, England und die Niederlande Deutschland von außen her recht ähnlich sind, findet man doch immer wieder Dinge, über die man sich wundert.

Wie muss es da einem Araber gehen, der sozusagen aus einer ganz anderen Welt kommt?

Ja, das beschreibt Samer Tannous sehr gut. Wie er langsam gelernt hat, warum die Deutschen bestimmte Dinge tun oder lassen. Wie unterschiedlich Gepflogenheiten sein können. Wenn einem in Deutschland etwas zu essen angeboten wird und man lehnt ab, dann war es das. In Syrien ist es unhöflich, gleich zuzugreifen. So kann man leicht aneinander vorbeireden. Auch die Zeitangaben können leicht zu Missverständnissen führen. Wenn bei uns 8 Uhr gesagt wird, meint man auch 8 Uhr und nicht irgendwann danach. Hier hat er ein paar gute und zum Teil sehr lustige Beispiele gebracht. Zum Beispiel auch, wie verwirrt er am Anfang war, wie wir uns begrüßen. Wem gibt man die Hand, wen nimmt man in den Arm? Wen duzt und wen siezt man? Kann ich mir gut vorstellen.

In einem kann ich Samer Tannous aber nicht zustimmen. Er erzählt, wie zufrieden er mit der Deutschen Bahn ist und wie wir Deutschen doch zu sehr darüber meckern. Na ja, er wohnt an einer vielbefahrenen Strecke, bei der die Bahn offensichtlich meistens recht pünktlich ist. Bei uns ist das leider nicht so. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass der Zug, den man bucht, auch wirklich einigermaßen pünktlich ankommt. Wenn unsere Söhne uns besuchen, sind sie schon froh, wenn der Zug überhaupt fährt. Dass er dann so pünktlich ankommt, dass sie den Anschlusszug erreichen, passiert so gut wie nie. Und wenn man dann für eine Strecke, für die man mit dem Auto etwa vier Stunden braucht, zwölf unterwegs ist, kann man nicht mehr wirklich sagen, dass das ja alles nicht so schlimm ist. Und wenn man nicht zu einer üblichen Zeit irgendwo in der Stadt mit der Arbeit anfängt (z.B. wenn man im Krankenhaus arbeitet, um sechs Uhr morgens anfangen muss und es vom Bahnhof aus keinen Bus dahin gibt), kann man die öffentlichen Verkehrsmittel auch ganz vergessen, da fahren die nämlich nicht.

Aber es freut mich, dass der Autor eine gute Verbindung hat und annimmt, dass das im Rest des Landes dann wohl auch so sein muss (wie es die meisten Städter ja auch vermuten).

Aber ansonsten war das Buch sehr humorvoll aber auch anregend. Wenn wir uns alle bemühen, ein wenig mehr auf unsere neuen Mitbürger zuzugehen, könnte das Leben so schön und einfach sein. Die Geschichten der beiden Autoren könnten sehr dazu beitragen. Man versteht viele Unterschiede und weiß, dass manches absolut nicht böse gemeint ist sondern einfach auf der anderen Kultur beruht.

Es wird uns auch ein Spiegel vorgehalten, so dass wir selbst merken können, was wir einfach automatisch tun und was wir vielleicht ein wenig ändern könnten, um Neulinge willkommen zu heißen. Leider fürchte ich, werden nur Menschen dieses Buch lesen, die die anderen auch verstehen wollen, die aktiv an einer Integration mitarbeiten wollen.

Insgesamt, ist der Blick des Autoren auf Deutschland jedoch sehr positiv, positiver als ich es vielleicht selbst sehen würde. Das lässt doch hoffen.

Buchbeschreibung:

"Samer Tannous kam 2015 mit seiner Familie aus Damaskus und lebt seitdem im beschaulichen Städtchen Rotenburg an der Wümme. Dass das Leben in Deutschland deutlich anders sein würde als in der syrischen Heimat, darauf war Tannous vorbereitet. Aber wie vielfältig die kleinen und die grundsätzlichen Unterschiede zwischen Arabern und Deutschen sind, das erstaunt ihn immer wieder. Anknüpfend an alltägliche Beobachtungen und Begegnungen hat er kurz nach seiner Ankunft begonnen, gemeinsam mit Gerd Hachmöller seine Gedanken über die neue Heimat in Deutschland aufzuschreiben. Die Kolumne, die aus diesen Texten hervorging, hat deutschlandweit viele Fans - auch weil es Tannous und Hachmöller immer wieder gelingt, die mitunter seltsamen Eigenheiten der Deutschen ebenso treffend wie warmherzig einzufangen."

Montag, 13. März 2023

Baker, Jo "Im Hause Longbourn"

Baker, Jo "Im Hause Longbourn" (Englisch: Longbourn) - 2013

Ich halte nicht viel von Romanen, die auf der Arbeit von jemand anderem basieren (sogenannte Fan-Fiction), und ich hätte vielleicht nie angefangen, diesen zu lesen, wenn nicht eine Freundin gewesen wäre, die dies zu Ende gelesen und mir das Buch ausgeliehen hätte.

Was soll ich sagen, es war eine interessante Lektüre, etwas über die Diener in Longbourn, dem Haus der Bennets aus "Pride & Prejudice" (Stolz & Vorurteil), zu erfahren. Ich denke, wir wissen mehr über ihr Leben, seit wir "Downton Abbey" gesehen haben.

Obwohl es hilfreich ist, die Originalgeschichte zu kennen und dadurch dem Leben der Hills, Sarah, Polly und James zu folgen, denke ich nicht, dass man sie unbedingt gelesen haben muss.

Allerdings ist die Autorin mit einigen ihrer Annahmen etwas zu weit gegangen, und ich bezweifle, dass Jane Austen dieser Beschreibung, nein diesem Verrat an der Familie zugestimmt hätte. Ich kann der Autorin nur viel Fantasie zugestehen. Sie hätte ein Buch über ein fiktives Haus in der Regency-Periode mit dem Hauptaugenmerk auf die Bediensteten schreiben sollen. Das hätte viele dumme Anspielungen auf die Familie Bennet vermieden.

Ja, wie ich schon sagte, ich bin kein Fan von Büchern, die über andere Bücher geschrieben wurden. Wenn einem Autor selbst keine Handlung einfällt, sollte er/sie es lassen. Ich bin mir sicher, es wird noch lange dauern, bis ich wieder Fan-Fiction in die Hand nehme.

Buchbeschreibung:

"Ein Millionenpublikum liebt Jane Austens 'Stolz und Vorurteil', ihren berühmten Roman über die Sorgen der Familie Bennet, für die fünf Töchter geeignete Ehemänner zu finden. Doch niemand weiß, was sich in Küche und Stall des Hauses Longbourn abspielt: Hier müht sich die junge Sarah über Wäschebottichen und Töpfen ab. Aber sie hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das Leben mehr für sie bereithält. Ist die Ankunft des neuen Hausdieners James ein Zeichen? Während Elizabeth Bennet und Mr Darcy von einem Missverständnis ins nächste stolpern, nimmt im Hause Longbourn noch ein ganz anderes Liebesdrama seinen Lauf - denn James hütet ein Geheimnis von großer Sprengkraft.

Jo Baker erzählt Jane Austens bekanntesten Roman von einer ganz anderen Seite: der der Dienstboten. Und zeigt, dass deren Dramen jenen der Herrschaften in nichts nachstehen.
"

Freitag, 10. März 2023

Fröhlich, Alexandra "Dreck am Stecken"

Fröhlich, Alexandra "Dreck am Stecken" [A Skeleton in the Closet] - 2019

Unser Lesekreisbuch für Februar 2023.

Eigentlich hatten wir gerade darüber gesprochen, dass wir kein Buch über den 2. Weltkrieg lesen wollten, da schlug ein Mitglied dieses Buch vor. Hörte sich ganz interessant an, darum wurde entschieden: das lesen wir.

Nun ja, da hat sie doch so ganz klammheimlich ein Buch vorgeschlagen, in dem es doch um den zweiten Weltkrieg geht. Oder zumindest um seine Nachwirkungen. Und die kann man immer noch nicht unter den Tisch kehren. Die vier Enkel von Opa Heinrich müssen dies am eigenen Leib erfahren.

Ich habe von der Autorin bereits "Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen" gelesen, das mir gut gefallen hat.

Was soll ich sagen, dieses hier war nicht so richtig tiefgehend, auch nicht so richtig witzig, und man konnte die verschiedenen Menschen nicht so richtig nachvollziehen. Eine zerrüttete Familie, die allein schon genug Stoff für einen brisanten Roman liefern könnte, ohne Vergangenheitsbewältigung, ohne skurrile Verwandtschaft. Aber irgendwie kommen einem die Figuren nicht nahe.

Die meisten anderen Lesekreismitglieder waren da der gleichen Meinung.

Buchbeschreibung:

"Eine Familie, die sich fremd geworden ist. Ein unerwartetes Erbe, das sie wieder zusammenführt. Und jede Menge Dreck am Stecken ...

Opa Heinrich ist tot. Sein Vermächtnis: ein vergilbtes Tagebuch. Johannes und seine Brüder beschließen erst mal, seine Vergangenheit ruhen zu lassen. Doch zur Beerdigung erscheinen lauter Menschen, die sie noch nie gesehen haben, eine alte Dame ist sogar aus Argentinien angereist. Was hatte der Großvater mit diesen Leuten zu schaffen? Aus Neugierde beginnt Johannes, das Tagebuch zu lesen. Danach ist klar: Die vier Brüder müssen ihrer Familiengeschichte auf den Grund gehen. Denn Opa hatte Dreck am Stecken. Und zwar nicht zu knapp ...
"

Mittwoch, 1. März 2023

Ondaatje, Michael "Kriegslicht"

 

Ondaatje, Michael "Kriegslicht" (Englisch: Warlight) - 2018

"Im Jahr 1945 gingen unsere Eltern fort und ließen uns der Obhut zweier Männern zurück, die möglicherweise kriminell waren."

So beginnt der Roman. Am Anfang hatte ich keine Ahnung, ob es mir überhaupt gefallen würde und wie ich mich dabei fühlen würde, es gibt noch ein Zitat, das meiner Meinung nach zu dem Gefühl passt, das ich dabei hatte:

"Gustav Mahler schrieb das Wort 'schwer' an manchen Stellen in seine Partituren. Bedeutet schwierig. Schwer."
Ich denke, das war die Absicht des Autors, er wollte, dass wir genauso verwirrt sind wie die Protagonisten.


Also werden diese beiden Teenager, Nathaniel und Rachel, in der Obhut eines Fremden zurückgelassen, jemand, der für kurze Zeit als Untermieter in ihrem Haus lebte. Ihre Eltern gehen nach Asien. Aber es ist alles ein bisschen seltsam, sie trauen dem Typen nicht, sie trauen den Leuten nicht, die er in sein Haus bringt, sie haben ein komisches Gefühl.

Dem Autoren gelingt es, dem Leser dieses seltsame Gefühl zu vermitteln, was an sich schon eine gute Leistung ist. Und sein Schreibstil ist hervorragend.

Auf den nächsten hundert Seiten beginnt man, den Protagonisten sowie die anderen Charaktere zu mögen und man interessiert sich immer mehr für das, was vor sich geht.

Am Ende wird alles enthüllt und es ist eine hochinteressante Geschichte. Ein außergewöhnliches Buch.

Ich habe auch schon
"Anil's Ghost" (Anils Geist) von Michael Ondaatje gelesen. Eine ganz andere Geschichte, aber ein genauso tolles Buch.

Noch ein Zitat aus dem Buch, das ich kommentieren muss:
"Er sprach Französisch und andere Sprachen, obwohl er sich nie auf diese Fähigkeit bezog. Vielleicht nahm er an, man würde ihn verspotten. Es gab sogar das Gerücht, oder war es ein Scherz, dass er Esperanto kannte, die vermeintliche Weltsprache, die niemand sprach." Erstens, warum sollte jemand jemanden verspotten, weil er mehrere Sprachen spricht? Ich habe dafür immer nur Bewunderung geerntet.

Zweitens gab es schon vor und während des Zweiten Weltkriegs eine große Anzahl von Menschen, die Esperanto sprachen. Sowohl Stalin als auch Hitler gefiel das nicht sehr, da es mehr Menschen ermöglicht, mit Ausländern zu sprechen. Sie verbaten es nicht nur, sondern mehrere der Sprecher landeten in Konzentrationslagern und/oder wurden anderweitig getötet. Das führte nach dem Krieg zu einem Rückgang der Sprecherzahl, die inzwischen aber wieder gewachsen ist. Ich kenne Tausende von Menschen, die es sprechen, mich eingeschlossen. Aber natürlich gibt es wahrscheinlich immer noch Leute, die glauben, dass es niemand kennt und dass es für nichts gut ist, während es in Wirklichkeit eine großartige Sprache ist, die es einem ermöglicht, mit Menschen auf der ganzen Welt zu kommunizieren, jetzt mehr denn je.

Buchbeschreibung:

"Nach Kriegsende wird der vierzehnjährige Nathaniel mit seiner Schwester Rachel von den Eltern in London zurückgelassen. Der geheimnisvolle 'Falter', der sie in Obhut genommen hat, und dessen exzentrische Freunde kümmern sich fürsorglich um sie. Wer aber sind diese Menschen wirklich? Und was hat es zu bedeuten, dass die Mutter nach langem Schweigen aus dem Nichts wieder zurückkehrt? 'Meine Sünden sind vielfältig', wiederholt sie, mehr gibt sie nicht preis. Als er erwachsen ist, beginnt Nathaniel die geheime Vergangenheit seiner Mutter als Spionin im Kalten Krieg aufzuspüren."

Einige der Zitate wurden von mir aus dem Originaltext übersetzt, sie sind vielleicht anders in der deutschen Übersetzung.