Kampfner, John "Warum Deutschland es besser macht: Ein bewundernder Blick von außen" (Englisch: Why the Germans Do it Better. Notes from a Grown-Up Country) - 2020
Ein weiteres Weihnachtsgeschenk von einem meiner Söhne. Sie wissen, was mich interessiert.
Dieses Buch gibt uns einen Überblick über die deutsche Politik, Wirtschaft und Sozialgeschichte der Nachkriegszeit. Der Titel mag ein wenig irreführend sein, John Kampfner lobt Deutschland nicht nur für alles. Er vergleicht es hauptsächlich mit dem Vereinigten Königreich und seiner jüngsten Politik, mit der er anscheinend nicht einverstanden ist - nun, ich auch nicht. Wir sollten alle nach mehr Einheit streben und nicht auseinanderdriften. Darin scheine ich deutscher zu sein, als ich je gedacht hätte.
Alles in allem sieht der Autor Deutschland mit den Augen eines Ausländers, der lange genug hier gelebt hat, um das beurteilen zu können. Viele meiner Landsleute beschweren sich über unser Sozialversicherungssystem, unsere Krankenkassen, wirklich alles. Aber sie wissen nicht, wie es anderswo ist. Vor allem die Gesundheitsversorgung hat nach wie vor höchste Priorität und jeder Deutsche hat ein Recht auf medizinische Versorgung. Das ist leider nicht überall so. Aber auch unsere Politik sei vorbildlich, so der Autor. In der englischen Buchbeschreibung werden wir sogar als ewig faszinierendes Land beschrieben. Ich denke, viele Deutsche wären überrascht, das zu hören. Leider würden nicht alle Ausländer John Kampfner zustimmen. Viele leben noch in den 1940er Jahren und sehen uns als den ewigen Feind.
Ein großer Teil des Buches handelt davon, wie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde, wie es zum Aufbau eines vereinten Europas beitrug, wie es sich den Herausforderungen nach der Wiedervereinigung stellte und wie es viel mehr Flüchtlinge aus Syrien aufnahm als die meisten anderen Länder.
Er erwähnt, dass "in Deutschland seit langem Konsens über die Prinzipien großzügiger Zuwendungen direkt aus dem Gehaltspaket für hochwertige Leistung besteht. Ähnlich breite Unterstützung gibt es für die Prinzipien, die einer höheren Besteuerung und der Rolle des Staates zugrunde liegen - dass Sie nicht nur für Ihren eigenen Vorteil und den Ihrer Familie zahlen, sondern für die Bedürfnisse der Gesellschaft als Ganzes. Diese Denkweise ist seit Jahrzehnten üblich."
Und über die Herausforderungen der Wiedervereinigung fragt er: "Hätte eine andere Nation eine solche Situation mit so wenig Umbruch bewältigen können?"
Wohlgemerkt, das Buch ist nicht nur mit einer rosaroten Brille geschrieben. Der Autor erwähnt nicht nur die guten Seiten, er beschreibt auch, was besser sein könnte und was in Zukunft zu Problemen führen könnte. So wurde er von vielen Deutschen gebeten, den Titel zu ändern und mehr darüber aufzunehmen, was wir falsch machen.
Trotzdem ein interessantes Buch, das für Deutsche wahrscheinlich noch interessanter ist als für Außenstehende.
Buchbeschreibung:
"Die Deutschen sind Meister der Selbstkritik. Dabei macht das Land es besser, als viele denken, sagt John Kampfner. Der Autor ist Brite und zeigt, wie sehr sich das Deutschland-Bild im Ausland in den letzten Jahren verändert hat. Die deutsche Politik hält er für vorbildlich: Finanz- und Flüchtlingskrise - kaum ein anderes Land navigiere so erfolgreich und souverän durch schwierige Zeiten. Sogar die Corona-Bekämpfung hält er für größtenteils erfolgreich. Während anderswo autoritäre Politiker und Populisten regieren, sei Deutschland ein Bollwerk aus Anstand und Stabilität. Den Grund dafür sieht Kampfner vor allem in der soliden Politik Angela Merkels und in der kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit; darin liegt für ihn der Schlüssel zu einer sensiblen Demokratie. Eine erfrischend andere Geschichte der Bundesrepublik."
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