Mittwoch, 1. März 2023

Ondaatje, Michael "Kriegslicht"

 

Ondaatje, Michael "Kriegslicht" (Englisch: Warlight) - 2018

"Im Jahr 1945 gingen unsere Eltern fort und ließen uns der Obhut zweier Männern zurück, die möglicherweise kriminell waren."

So beginnt der Roman. Am Anfang hatte ich keine Ahnung, ob es mir überhaupt gefallen würde und wie ich mich dabei fühlen würde, es gibt noch ein Zitat, das meiner Meinung nach zu dem Gefühl passt, das ich dabei hatte:

"Gustav Mahler schrieb das Wort 'schwer' an manchen Stellen in seine Partituren. Bedeutet schwierig. Schwer."
Ich denke, das war die Absicht des Autors, er wollte, dass wir genauso verwirrt sind wie die Protagonisten.


Also werden diese beiden Teenager, Nathaniel und Rachel, in der Obhut eines Fremden zurückgelassen, jemand, der für kurze Zeit als Untermieter in ihrem Haus lebte. Ihre Eltern gehen nach Asien. Aber es ist alles ein bisschen seltsam, sie trauen dem Typen nicht, sie trauen den Leuten nicht, die er in sein Haus bringt, sie haben ein komisches Gefühl.

Dem Autoren gelingt es, dem Leser dieses seltsame Gefühl zu vermitteln, was an sich schon eine gute Leistung ist. Und sein Schreibstil ist hervorragend.

Auf den nächsten hundert Seiten beginnt man, den Protagonisten sowie die anderen Charaktere zu mögen und man interessiert sich immer mehr für das, was vor sich geht.

Am Ende wird alles enthüllt und es ist eine hochinteressante Geschichte. Ein außergewöhnliches Buch.

Ich habe auch schon
"Anil's Ghost" (Anils Geist) von Michael Ondaatje gelesen. Eine ganz andere Geschichte, aber ein genauso tolles Buch.

Noch ein Zitat aus dem Buch, das ich kommentieren muss:
"Er sprach Französisch und andere Sprachen, obwohl er sich nie auf diese Fähigkeit bezog. Vielleicht nahm er an, man würde ihn verspotten. Es gab sogar das Gerücht, oder war es ein Scherz, dass er Esperanto kannte, die vermeintliche Weltsprache, die niemand sprach." Erstens, warum sollte jemand jemanden verspotten, weil er mehrere Sprachen spricht? Ich habe dafür immer nur Bewunderung geerntet.

Zweitens gab es schon vor und während des Zweiten Weltkriegs eine große Anzahl von Menschen, die Esperanto sprachen. Sowohl Stalin als auch Hitler gefiel das nicht sehr, da es mehr Menschen ermöglicht, mit Ausländern zu sprechen. Sie verbaten es nicht nur, sondern mehrere der Sprecher landeten in Konzentrationslagern und/oder wurden anderweitig getötet. Das führte nach dem Krieg zu einem Rückgang der Sprecherzahl, die inzwischen aber wieder gewachsen ist. Ich kenne Tausende von Menschen, die es sprechen, mich eingeschlossen. Aber natürlich gibt es wahrscheinlich immer noch Leute, die glauben, dass es niemand kennt und dass es für nichts gut ist, während es in Wirklichkeit eine großartige Sprache ist, die es einem ermöglicht, mit Menschen auf der ganzen Welt zu kommunizieren, jetzt mehr denn je.

Buchbeschreibung:

"Nach Kriegsende wird der vierzehnjährige Nathaniel mit seiner Schwester Rachel von den Eltern in London zurückgelassen. Der geheimnisvolle 'Falter', der sie in Obhut genommen hat, und dessen exzentrische Freunde kümmern sich fürsorglich um sie. Wer aber sind diese Menschen wirklich? Und was hat es zu bedeuten, dass die Mutter nach langem Schweigen aus dem Nichts wieder zurückkehrt? 'Meine Sünden sind vielfältig', wiederholt sie, mehr gibt sie nicht preis. Als er erwachsen ist, beginnt Nathaniel die geheime Vergangenheit seiner Mutter als Spionin im Kalten Krieg aufzuspüren."

Einige der Zitate wurden von mir aus dem Originaltext übersetzt, sie sind vielleicht anders in der deutschen Übersetzung.

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