Samstag, 13. Juli 2024

Schaik, Carel van & Michel, Kai "Das Tagebuch der Menschheit"

 

Schaik, Carel van & Michel, Kai "Das Tagebuch der Menschheit. Was die Bibel über unsere Evolution verrät" (Niederländisch: Het oerboek von de mens) - The Good Book of Human Nature: An Evolutionary Reading of the Bible - 2016

Als ich anfing, dieses Buch zu lesen, hatte ich eine bestimmte Vorstellung davon, wie es sein könnte. Vor Jahren las ich eine Erklärung, warum die Menschen koscher leben mussten, warum bestimmte Lebensmittel "unrein" waren und andere anders zubereitet werden mussten. Ich dachte, dies könnte ein solches Buch sein, das die Bedeutung von Teilen der Bibel erklärt.

Und in gewisser Weise ist es das auch. Es stellte sich jedoch als völlig anders heraus, als ich dachte. Es könnte eine großartige Lektüre für alle sein, die denken, man könne entweder an die Bibel oder an die Wissenschaft glauben. Die Autoren dieses Buches zeigen uns, dass dies absolut nicht der Fall ist. Sie ziehen bestimmte Grenzen zwischen den Geschichten des Alten Testaments, des Neuen Testaments und den Erkenntnissen seitdem.

Viele ihrer Erklärungen sind so klar, dass man sich fragt, warum niemand zuvor darüber nachgedacht hat. Wahrscheinlich, weil die Menschen die Bibel einfach so, wie sie geschrieben wurde, als selbstverständlich hinnahmen und nichts in Frage stellten oder nichts finden wollten, was etwas in Frage stellen könnte.

Jedenfalls erklärt ein Teil dieses Buches, dass der Garten Eden das Leben der Jäger und Sammler gewesen sein könnte und dass sich das Leben ziemlich stark veränderte, als die Menschen sesshaft wurden. Mehr Krankheiten, Kämpfe, mehr Regeln. Früher gab es kein Privateigentum, die Menschen lebten in kleinen Gruppen und das Leben wurde nach dem Motto "Einer für alle, alle für einen" geregelt. Das musste sich ändern, als jeder begann, sein eigenes Land zu bewirtschaften.

Die Autoren erklären auch, dass wir eine erste, zweite und dritte Natur haben, wobei die erste angeboren ist, wahrscheinlich vergleichbar mit einem tierischen Instinkt. Die zweite Natur wird uns von Religion und Gesellschaft gegeben, also davon, wie wir uns verhalten sollen. Die dritte Natur hat mit Gesetzen und Regeln zu tun, definitiv viel mehr als das, womit sich die Jäger und Sammler auseinandersetzten.

Auf jeden Fall eine großartige Analyse der Geschichte der Bibel. Sie erklärt sowohl die Entwicklung als auch den Grund für Religion.

Ein brillantes Buch, sowohl faszinierend als auch informativ.

Buchbeschreibung:

"Gott wirft Adam und Eva aus dem Paradies, die Arche Noah übersteht die Sintflut und Jesus von Nazareth erweckt Tote zum Leben - die faszinierenden Geschichten der Bibel sind fester Bestandteil unserer Kultur. Und doch stecken sie voller Rätsel und Widersprüche, die auch jahrhundertelange theologische Kontroversen nicht lösen konnten. Der Evolutionsbiologe Carel van Schaik und der Historiker Kai Michel legen nun erstmals eine verborgene Seite der Bibel frei. Sie lesen die Heilige Schrift nicht als Wort Gottes, sondern als Tagebuch der Menschheit, das verblüffende Einblicke in die kulturelle Evolution des Homo sapiens bietet. Und plötzlich beginnen die alten Geschichten in neuem Licht zu funkeln.

Die Vertreibung aus dem Garten Eden markiert das wohl folgenreichste Ereignis der Menschheitsgeschichte: den Übergang vom Leben als Jäger und Sammler zum sesshaften Dasein mit Ackerbau und Viehzucht, das nicht nur zu Fortschritt, sondern auch zu Ungleichheit, Patriarchat und großen, anonymen Gesellschaften führte. Für die daraus resultierenden Probleme waren die Menschen aber weder biologisch noch kulturell gerüstet. Wie sie sich mühsam anpassten, wie sie versuchten, sich auf das bis dahin ungekannte Ausmaß menschlichen Leids in Gestalt von Ausbeutung, Krieg und Krankheiten einen Reim zu machen, das dokumentiert die Bibel auf erstaunliche Weise. Auch zeigt sie, woher das Bedürfnis nach Spiritualität stammt und weshalb die Menschen nicht schon immer die Angst vorm Tod umtrieb.

Die Autoren nehmen uns mit auf eine Reise voller Überraschungen, die von Eden über den Exodus aus Ägypten bis nach Golgatha und zur Apokalypse führt. Dabei eröffnet sich eine neue Perspektive auf die kulturelle Evolution des Menschen und der Religion. Wir begreifen, warum viele der biblischen Probleme uns bis zum heutigen Tage beschäftigen und warum nicht wenige von uns eine Sehnsucht nach dem Paradies verspüren.
Die Bibel ist tatsächlich das Buch der Bücher. Sie geht uns selbst dann etwas an, wenn wir gar nicht an Gott glauben."

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