Freitag, 20. Mai 2022

Zöller, Elisabeth "Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens"

Zöller, Elisabeth "Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens" [Anton or The Time of The Unworthy Life] - 2004

Die Buchbeschreibung beginnt mit "Im Dritten Reich haben Behinderte kein Lebensrecht." Ja, wer hatte überhaupt ein Lebensrecht. Nur diejenigen, die in ein bestimmtes Bild passten.

Dieses ist bestimmt eines der besten Bücher, die über die Opfer des dritten Reiches geschrieben wurde. Sicher kann sich auch der letzte eingefleischte Nazi vorstellen, irgendwann einmal einen Unfall zu haben und dann nicht mehr in das Bild des "perfekten" Deutschen zu passen. Die Frage, die sich uns hier stellt, ist auch, ab wann ist ein Leben unwert? Wenn man eine bestimmte Krankheit hat, ein gewisses Alter erreicht hat, nicht in der Lage ist, seinen Lebensunterhalt zu verdienen? Wann? Meine Antwort darauf ist, man muss immer das Beste aus seinem Leben machen, ganz egal, was uns zugeteilt wird. Sollte jemand aber anfangen zu sortieren, ist immer die Frage, wo fängt man an. Spätestens dann sollte einem der Gedanke kommen, wie blödsinnig die ganze Angelegenheit ist.

Es gibt viele Menschen, die trotz einer Behinderung nicht nur fest im Leben stehen, nein, die meisten senden so viel Liebe und Fröhlichkeit aus, man muss sie einfach gern haben. Und das ist doch das Allerwichtigste.

Anton hatte also einen Unfall und war seither behindert. Keine Krankheit, kein angeborenes Problem. Trotzdem muss die Familie ihn verstecken. Gut, dass sie liebe Verwandte haben, die sich Antons annehmen, als es im eigenen Haus gar nicht mehr geht.

Die Geschichte Antons und seiner Famlie muss einfach jedermann berühren. Sie ist eigentlich für Kinder geschrieben (und beschreibt das Leben des Onkels der Autorin)

Dieses Buch zeigt uns, dass es kein unwertes Leben gibt und dass jedes Leben lebenswert ist.

Wir haben dieses Buch im März 2009 in unserem deutschen Lesekreis besprochen.

Das Buch wurde 2005 mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis ausgezeichnet. Es hätte noch mehr Preise verdient gehabt.

Buchbeschreibung:

"Im Dritten Reich haben Behinderte kein Lebensrecht: Anton kommt im Jahre 1932 in Deutschland auf die Welt. Nach einem Unfall ist er leicht behindert. Er stottert und sein rechter Arm ist gelähmt. Anton hat aber tiefe Gedanken und eine grosse Sensibilität. Er kann wunderschön malen und ist ein kleines Rechengenie. Doch was zählt das in einer Zeit, wo Behinderten kein Wert zuerkannt wird? Einer seiner Lehrer, ein überzeugter Nazi, macht ihm das Leben zur Hölle. Das spornt die Klassenkameraden an, ihn ebenfalls zu schikanieren, ungestraft. Die Zeit der Euthanasie beginnt, Behinderten wird kein Lebensrecht mehr zugestanden. Anton darf nicht mehr zur Schule, die Eltern verstecken ihn zu Hause. Später wird er zu einer Verwandten aufs Land gebracht. Die besorgt für Anton einen Totenschein. Damit kann er überleben, bis der Krieg zu Ende ist. Sachlich und bewegend zugleich erzählt die Autorin über das grosse Unrecht, das den Behinderten im Dritten Reich zugefügt wurde. Die Erzählung über Anton beruht auf der eigenen Familiengeschichte. Er war ihr Onkel."

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