Freitag, 13. Mai 2022

Fleischhauer, Wolfram "Das Buch in dem die Welt verschwand"

Fleischhauer, Wolfram "Das Buch in dem die Welt verschwand" [The Book In Which The World Disappeared] - 2003

Bei diesem Buch handelt es sich nicht um einen Krimi sondern es ist ein historischer Roman über das Zeitalter der Aufklärung.

Geheimnisvolle Todesfälle führen einen bekannten Arzt von einer Leiche zu einer Intrige durch Mord und Totschlag, Epidemien, Brandstiftungen und Aberglauben zu den Anfängen einer neuen Zeit, der Aufklärung.

Wenn man sonst nicht viel für Philosophie übrig hat, diese Zeit wird anhand der Geschichte gut erklärt.

Die Geschichte spricht auch die Entwicklung in der Medizin zu dem Zeitpunkt an, u.a. die Bakterien sowie verschiedene neue Untersuchungsmethoden, dann aber auch die Philosophie, Freimaurer, Illuminati, Immanuel Kant.

Wolfram Fleischhauer hat gesagt, er hätte gerade ein ganz anders Buch geplant, als die Attentate in New York am 11.09.01 passierten. Dadurch ist er auf die Idee gekommen. In einem Aufsatz von Heine hatte er gelesen, dass Kant Gott umgebracht habe, und die Tragweite dieser Tat wohl erst in 200 Jahren verstanden werde. Da sind wir jetzt. Aber ich glaube, viele haben es bis heute nicht verstanden.

Das "Verschwinden" der Welt ist auf die Philosophie der Zeit zurückzuführen, der Aufklärung. Wenn eine neue Welt entsteht (und das tat sie ja mit den neuen Gedanken), stirbt eine alte.

Ich habe später das Buch "Schule der Lügen" (oder: Die Inderin) (In a Tender Hold) von dem gleichen Autoren gelesen, auch sehr gut. Dieses handelt vom Einfluss der östlichen Philosophie auf Europa, darüber, wie bestimmte Richtungen eingeschlagen wurden, um die Menschen dorthin zu bringen, wo man sie haben will.

Wir haben dieses Buch im Juni 2008 in unserem deutschen Lesekreis besprochen.

Buchumschlag:

"In einem verschneiten fränkischen Wald macht der Lizenziat Nicolai Röschlaub eine entsetzliche Entdeckung: Inmitten der Spuren eines heftigen Kampfes liegt eine blutüberströmte Leiche ohne Hände und mit schrecklich zugerichtetem Gesicht. Doch der schlimmste Anblick für den jungen Nürnberger Arzt sind die Augen des Toten, die der Mörder mit einem Dolch an den nächsten Baum gespießt hat, auf dessen scharfer Klinge die Mahnung eingraviert ist: "In te ipsum redi -- Schaue in Dich selbst!" Einziger Zeuge der grauenhaften Tat ist eine ebenso geheimnisvolle wie verwirrend verführerische junge Frau ohne Namen, der Nicolai mehr und mehr verfällt.

Doch die schöne Unbekannte ist nicht das einzige Rätsel, das sich der Aufklärung des Falles entgegen stellt. Der dubiose Justizrat Di Tassi, der Nicolai in seine Dienste stellt, arbeitet für Machthaber, deren Motive im Dunkeln liegen, und doch ist auch er nur einer von vielen Spielern und Gegenspielern, die versuchen, am Ende des 18. Jahrhunderts die Herrschaft im Deutschen Reich an sich zu reißen. Während Nicolai versucht, das Geheimnis der jungen Schönen zu lüften, gerät er immer tiefer in den Strudel der Gewalt und den verbissenen Kampf zwischen Aufklärung und Gegenaufklärung, in dessen Zentrum ein Buch steht, das ein neues Zeitalter einläutet und dabei eine alte Welt zum Verschwinden bringt.

Souverän und geschickt bedient sich Wolfram Fleischhauer auch in seinem vierten Buch der Mittel des historischen Romans, um eine ebenso spannend wie intelligent konstruierte Handlung aufzubauen. Zwar wirkt die Mischung aus Aufklärungsschwärmerei, feudalistischer Unterdrückung, religiösem Fanatismus und konspirativen Sekten von den Freimaurern bis zu den Illuminaten nicht gerade neu, doch Fleischhauer gelingt es durchaus, dem Bekannten überraschende Aspekte abzugewinnen. Wie schon in seinen früheren Romanen
Die Purpurlinie, Die Frau mit den Regenhänden und Drei Minuten mit der Wirklichkeit erweist sich Fleischhauer als Regisseur präzise kalkulierter Effekte und einer Geschichte mit großer assoziativer Dichte und voller Anspielungen auf Philosophie, Kunst und Literatur. Auch wenn sein Buch die Welt nicht zum Verschwinden bringt, Zerstreuung auf höchstem Niveau bietet es allemal!"

Ich muss unbedingt mehr von Wolfram Fleischhauer lesen.

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