Freitag, 3. Mai 2024

Melandri, Francesca "Alle, außer mir"

Melandri, Francesca "Alle, außer mir" (Italienisch: Sangue giusto) [Right Blood or Everyone but me] - 2017

Wieviel wissen wir von Äthiopien? Dass es in Nordostafrika liegt, am Horn von Afrika. Dass die Hauptstadt Addis Abeba ist. Dass es mal Abessinien hieß. Das die Italiener dort eine Kolonie hatten. Dass der letzte Kaiser Haile Selassie hieß. Und damit hört es dann auf, das ist dann wohl schon viel.

Ich hätte das Buch vielleicht nicht gefunden, hätte es nicht den Buchpreis der unabhängigen Buchhandlungen bekommen. Ich habe bisher alle als Taschenbuch erschienenen Bücher gelesen und fand sie alle fantastisch.

Was ist nun mit diesem? Eine interessante Erzählweise. Die Geschichte einer italienischen Familie, die mehr in die Geschichte Äthiopiens/Abessiniens verstrickt ist, als sie vermuten.

Ich habe mit diesem Buch viel über die Geschichte dieses Landes erfahren. Das war schon sehr gut.  Die Personen haben mich nicht wirklich gefesselt, irgend etwas fehlte. Würde ich es trotzdem weiterempfehlen? Unbedingt.

Ein Zitat muss ich aber noch erwähnen:

"Ich glaube, mein Vater hatte wie alle Menschen, die einen Krieg erlebt haben, ganze Räume mit Büchern in sich, in die er nie wieder hineingeschaut hat. Und wir Nachgeborenen, die diese Kriege nicht erlebt haben, hätten sie, selbst wenn wir sie gelesen hätten nicht verstehen können. Denn sie sind einer Sprache geschrieben, die uns fremd ist, ein Vehikel weit zurückliegender Erlebnisse."

Buchbeschreibung:

"Der große Roman der römischen Autorin Francesca Melandri: eine Familiengeschichte, ein Porträt Italiens im 20. Jahrhundert, eine Geschichte des Kolonialismus und seiner langen Schatten, die bis in die Gegenwart reichen.

Kennen Sie Ihren Vater? Wissen Sie, wer er wirklich ist? Kennen Sie seine Vergangenheit? Die vierzigjährige Lehrerin Ilaria hätte diese Fragen wohl mit 'ja' beantwortet, und auch ihre Angehörigen glaubte sie zu kennen - bis eines Tages ein junger Afrikaner auf dem Treppenabsatz vor ihrer Wohnung in Rom sitzt und behauptet, mit ihr verwandt zu sein. In seinem Ausweis steht: Attilio Profeti, das ist der Name ihres Vaters … Der aber ist zu alt, um noch Auskunft zu geben.

Hier beginnt Ilarias Entdeckungsreise, von hier aus entfaltet Francesca Melandri eine schier unglaubliche Familiengeschichte über drei Generationen und ein schonungsloses Porträt der italienischen Gesellschaft. Und sie holt die bisher verdrängte italienische Kolonialgeschichte des 20. Jahrhunderts in die Literatur: die Verbindungen Italiens nach Äthiopien und Eritrea bis hin zu den gegenwärtigen politischen Konflikten verknüpft Melandri mit dem Schicksal der heutigen Geflüchteten - und stellt die Schlüsselfragen unserer Zeit: Was bedeutet es, zufällig im 'richtigen' Land geboren zu sein, und wie entstehen Nähe und das Gefühl von Zugehörigkeit?"

"Alle, außer mir" wurde 2018 von den Deutschen Unabhängigen Buchhandlungen zum "Lieblingsbuch der Unabhängigen" gewählt und erhielt den Literaturpreis der Europäischen Union.

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