Orth, Stephan "Couchsurfing in Russland. Wie ich fast zum Putin-Versteher wurde" - Couchsurfing in Russia: Friendships and Misadventures Behind Putin’s Curtain - 2017
Ich habe (bisher) drei Bücher von Stephan Orth gelesen. Dieses war das erste. Nach "Couchsurfing in China" "Couchsurfing im Iran" bin ich mittlerweile beim vierten angelangt, "Couchsurfing in Saudi-Arabien".
Gerade hat der Autor bekanntgegeben, dass "der
Untertitel [...] aus heutiger Sicht nicht mehr richtig ... klingt. Zu salopp, zu
augenzwinkernd, zu lässig in Anbetracht der Gräueltaten dieses Regimes." Er hat zwar recht, aber 2017 ist schon lange her und sein Buch zeigt auch kein Verständnis für diesen Diktator.
Der Autor tat, was Tausende junger Menschen jedes Jahr tun (oder taten, bevor Covid fast allem ein Ende setzte), er bereiste die Welt durch CouchSurfing. Es gibt den Menschen die Möglichkeit, in anderen Privathäusern zu wohnen und die Menschen auf dem Land viel besser kennenzulernen, als wenn sie in ein Hotel gehen würden. Und natürlich ist es viel billiger. Auch der Gastgeber bekommt seine Belohnung, er kann andere Länder kennenlernen, ohne reisen zu müssen. Ich kenne dieses Konzept seit den 1970er Jahren, als ich anfing, Esperanto zu lernen. Wir nennen es "Pasporta Servo" (Passdienst). Auf diese Weise habe ich viele Leute aus verschiedenen Ländern beherbergt. Es macht immer viel Spaß.
Jedenfalls reist Stephan Orth durch Länder, in denen es nicht einfach ist, alleine und/oder privat zu reisen, meist beides. In diesem Buch ist er durch Russland gereist, aber er war auch in China und im Iran.
"Couchsurfing im Iran: Meine Reise hinter verschlossenen Türen" (Couchsurfing in Iran: Revealing a Hidden World/Couchsurfing in Iran: My journey behind closed doors) - 2015
"Couchsurfing in China. Durch die Wohnzimmer der neuen Supermacht" (Couchsurfing in China. Through the living rooms of the new super power) - 2019
Dies ist ein brillantes Buch. Es ist nicht das übliche Reisebuch, in dem jemand alle Sehenswürdigkeiten auflistet, die ein Land zu bieten hat. Nein, es tut viel mehr, es zeigt uns, wie die einfachen Menschen in diesen Ländern leben, wie sie studieren, ihr Geld verdienen, leben. Wir lernen ihr Leben und ihre Bräuche kennen. Er besucht nicht nur die großen Städte, von denen alle reden, er geht ins "Hinterland", er besucht ungewöhnliche Orte, die immer noch sehr interessant sind, auch wenn (oder gerade weil) sie nicht Millionen von Menschen anziehen. Er hat einen tollen Schreibstil. Humorvoll, witzig, informativ. Es ist schön, ihm auf seiner forschenden und unvoreingenommenen Art durch das Land zu folgen und dabei mehr über dieses große Land zu erfahren als in vielen Geschichts- oder Politikbüchern.
Buchumschlag:
"Das erste Russland-Buch ohne Bären und Balalaikas!
Was ist
Propaganda, was ist echt? Über keinen Teil der Erde ist die
Informationslage verwirrender als über Russland. Da hilft nur: hinfahren
und sich sein eigenes Bild machen. Zehn Wochen lang sucht
Bestsellerautor Stephan Orth zwischen Moskau und Wladiwostok nach
kleinen und großen Wahrheiten. Und entdeckt auf seiner Reise von Couch
zu Couch ein Land, in dem sich hinter einer schroffen Fassade unendliche
Herzlichkeit verbirgt.
'Stephan Orth versteht es hervorragend, Land und Leute für den Leser lebendig werden zu lassen.' Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Eine
Diamantenmine in Jakutien, eine Datscha mitten in der Großstadt, das
Dorf einer Weltuntergangssekte in Sibirien: Es sind Orte wie diese, an
denen Stephan Orth nach dem wahren Russland sucht. Zwischen Moskau und
Grosny, zwischen Sankt Petersburg und Wladiwostok lebt er zu Hause bei
Einheimischen, diskutiert mit ihnen über Politik, Propaganda und Pelmeni
und lässt sich von ihnen ihre Welt zeigen.
Dabei trifft er nicht
nur Putin-Versteher, Wodkatrinker und Waffennarren, sondern auch
herzliche Musiker, einen intellektuellen Pedanten und die schönste Frau
des Landes. Er erfährt, was Pfannkuchen mit dem Gefühlsleben der Russen
zu tun haben, wie grüne Männchen auf der Krim landeten - und entdeckt
sogar das Geheimversteck der sagenumwobenen russischen Seele. Von
Gastgeber zu Gastgeber ergibt sich ein persönliches Bild dieses riesigen
Landes, das derzeit ein zweifelhaftes Comeback auf der weltpolitischen
Bühne feiert. Und gleichzeitig auf der Suche nach sich selbst ist."
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