Freitag, 3. Januar 2025

Zusak, Markus "Der Joker"

Zusak, Markus "Der Joker" (Englisch: The Messenger/US: I am the Messenger) - 2002

Vor ein paar Jahren habe ich mit meinem Lesekreis "Die Bücherdiebin" (The Book Thief) gelesen und war total begeistert. Nicht nur ich, auch die anderen Mitglieder des Buchclubs waren voll des Lobes. Ich dachte immer, das sei das erste Buch des Autors, aber das ist nicht der Fall und als ich das herausfand, musste ich mindestens noch ein weiteres seiner Bücher lesen. Und das wird wahrscheinlich auch nicht mein letztes sein. Denn dieses hier hat mir noch besser gefallen.

Wir lernen Ed Kennedy und seine Freunde kennen, allesamt mehr oder weniger "Verlierer", die keine glänzende Zukunft in ihrem Leben haben. Eds Geschwister haben studiert, er ist Taxifahrer ohne formale Ausbildung. Seine Freunde sind in ähnlichen Situationen. Da wird Ed zum "Boten"

Ich fand alle seine Botschaften toll, sie waren mitfühlend und zeigten viel Empathie. Und so lernte ich auch, Ed lieb zu haben. Was für ein wunderbarer junger Mann. Und die meisten Empfänger der Botschaften sind auch wunderbar. Wir lernen, dass wir anderen helfen können, indem wir einfach da sind, ihnen zuhören, ihnen ein Eis kaufen … Es braucht nicht viel, um der Held im Leben eines anderen zu sein, und wir brauchen dafür auch nicht immer eine Belohnung. Das Buch selbst enthält eine großartige Botschaft.

Spoiler:

Es ist unnötig zu sagen, dass ich seinen Schreibstil liebe.

Buchbeschreibung:

"In Eds Briefkasten liegt - eine Spielkarte. Ein Karo-Ass. Darauf stehen drei Adressen. Die Neugier treibt ihn hin zu diesen Orten, doch was er dort sieht, bestürzt ihn zutiefst: drei unerträglich schwere Schicksale, Menschen, die sich nicht selbst aus ihrem Elend befreien können. Etwas in Ed schreit: 'Du musst handeln! Tu endlich was!' Dreimal fasst er sich ein Herz, dreimal verändert er Leben. Da flattert ihm die nächste Karte ins Haus. Wieder und wieder ergreift Ed die Initiative - doch wer ihn auf diese eigenartige Mission geschickt hat, ist ihm völlig schleierhaft.

Eine Geschichte über Zivilcourage, ungeheuer spannend und mit viel Situationskomik erzählt."

Donnerstag, 2. Januar 2025

Cather, Willa "Schatten auf dem Fels"

Cather, Willa "Schatten auf dem Fels" (Englisch: Shadows on the Rock) - 1931

Vor ein paar Jahren habe ich mit meinem Lesekreis "Meine Antonia" (My Ántonia) gelesen und war begeistert. Es war eine großartige Beschreibung über neue Siedler in Amerika. Als ich dann auf "Schatten auf dem Fels" stieß, das von Quebec im 17. Jahrhundert handelt, dachte ich, das wäre sicherlich ein großartiges Buch für meine Liste, so ähnlich wie ihr vorheriges Buch, nur über Kanada.

Ich nehme an, die Autorin hatte nicht so viel Erfahrung mit Kanada, kannte nicht so viele Siedler von dort oder was auch immer, aber dieses Buch klang nicht so wahr wie ihr anderes. Es war eine ganz passable Lektüre, aber es hat mein Interesse an der Geschichte nicht so geweckt wie ihr anderes.

Es hat jedoch dazu geführt, dass ich mehr über die realen Personen erfahren wollte, die sie erwähnt, und ich habe im Internet eine Menge Informationen über sie gefunden, das war also schon mal was.

Normalerweise liebe ich historische Romane, aber dieser hier war nichts für mich.

Buchbeschreibung:

"Einfühlsamer Roman über das Heranwachsen eines jungen Siedlermädchens in Quebec

Die Wiederentdeckung einer großen amerikanischen Klassikerin geht weiter: In 'Schatten auf dem Fels' wendet sich Willa Cather der faszinierenden Wildnis Kanadas zu. Mit berührender Anteilnahme und literarischem Feingefühl erzählt sie von einer französischen Einwandererfamilie, die auf dem «Grauen Fels» erst heimisch werden muss.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts beginnt die Pariser Familie Auclair in Kanada ein neues Leben. Als ihre Mutter stirbt, wird die zehnjährige Cécile mit der Führung des Haushalts betraut. Allmählich lernen Vater und Tochter sich mit den langen Wintern zu arrangieren. Sie unterhalten eine kleine Apotheke, und bei der Arbeit zwischen Pulvern und Pasten hören sie die aufregendsten Geschichten von der Jagd in den Wäldern und dem Tauschhandel mit den Indianern. Doch ist Quebec wirklich die richtige Umgebung für ein heranwachsendes Mädchen wie Cécile? Immer öfter denkt Monsieur Auclair daran, nach Frankreich zurückzukehren …

Willa Cather wendet sich in diesem Roman einem der ergiebigsten Stoffe der amerikanischen Literatur zu: der Begegnung von Alter und Neuer Welt."

Mittwoch, 1. Januar 2025

Bernières, Louis de "Traum aus Stein und Federn"

Bernières, Louis de "Traum aus Stein und Federn" (Englisch: Birds without Wings) - 2004

Vor Jahren war Louis de Bernières' erster Roman "Corellis Mandoline" (Captain Corelli's Mandolin) das erste Buch, das ich mit einem Lesekreis gelesen habe. Wir waren unterschiedlicher Meinung darüber und selbst ich war mir nicht sicher, ob ich es nicht unbedingt auf meine Liste der Lieblingsbücher setzen würde.

Also dauerte es eine Weile, bis ich mich an ein weiteres Buch dieses Autors heranwagte. Was für ein Fehler. Ich war absolut begeistert von diesem Roman. Griechenland und die Türkei zu Beginn des letzten Jahrhunderts mit vielen Informationen über ihre Geschichte, eine großartige Ergänzung zu Victoria Hislops "Eine Geschichte von Liebe und Feuer" (The Thread), den ich kurz zuvor gelesen hatte.

Wie in dem Roman leben Türken und Griechen friedlich nebeneinander, Christen, Muslime und Juden. Sie haben keine Probleme mit ihren Nachbarn, stimmen sogar zu, wenn ihre Kinder einander heiraten oder bitten zum Beispiel jemanden des anderen Glaubens, zu ihren Heiligen zu beten. Bis zum Fall des Osmanischen Reiches, als alle Christen nach Griechenland und alle Muslime in die neu gegründete Türkei umgesiedelt werden. Wir erfahren auch etwas über die Kindheit und die frühen Jahre von Mustafa Kemal, der im Rest der Welt besser als Atatürk bekannt ist.

Ein Zitat, das so viel über die Stimmung hinter diesem Buch aussagt: "Es lässt sich nicht abschätzen, wie viele Armenier bei den Gewaltmärschen starben. Im Jahr 1915 sprach man von 300 000, eine Zahl, die seither unter den Bemühungen wütender Propagandisten immer weiter nach oben korrigiert worden ist. Aber es ist müßig und grausam darüber zu streiten, ob 300 000 oder zwei Millionen Menschen umgekommen sind, denn beide Zahlen sind entsetzlich, und das Leid der einzelnen Opfer auf ihrem Weg in den Tod ist in jedem Fall unermesslich."

Ich habe das immer gesagt über die Todesopfer in jedem Krieg, aber besonders im 2. Weltkrieg, Leute beginnen darüber zu diskutieren, wieviele Juden  tatsächlich getötet wurden. Selbst wenn wir die genaue Zahl wüssten, wüssten wir nie, wie viel Trauer hinter dieser Zahl steckt. Jede Zahl ist zu viel, selbst eine Person, die durch einen Krieg getötet wird, ist nicht das wert, wofür die Menschen, die den Krieg begonnen haben, ihn zu haben glauben. Und es stimmt, ob es nun tausend oder eine Million sind, es bedeutet nur, dass mehr Menschen um ihre Lieben trauern. In jedem Fall zu viele.

In "Traum aus Stein und Federn" bekommen viele dieser Zahlen Gesichter. Und das ist es, was ich am meisten daran liebe, solche Romane zu lesen, es ist so viel einfacher, sich vorzustellen, was die Menschen erlitten haben, wenn man von Einzelfällen hört. Man kann es sich nie wirklich vorstellen, bevor man nicht die Geschichte von jemandem gehört hat.

Stalin soll gesagt haben: "Ein Toter ist eine Tragödie; 1000 Tote sind eine Statistik." Egal, wer es war, es stimmt leider.

Die Charaktere sind absolut bemerkenswert, die meisten von ihnen sind sehr liebenswert. Wir erfahren von wunderbaren Freundschaften und Liebe, die ewig währt. Wir erfahren von Heldentum und sinnlosem Kämpfen. Wir hören von den guten und schlechten Seiten der Menschen. Und wir können auch heute noch viel von ihnen lernen.

Am Ende sehen wir sogar eine Verbindung zu seinem früheren Buch "Corellis Mandoline".

Ein wunderbares Buch, eines meiner Lieblingsbücher.

Und das bedeutet der Originaltitel: "Der Mensch ist ein Vogel ohne Flügel, [...] und ein Vogel ist ein Mann ohne Sorgen."

Buchbeschreibung:

"In einem atemberaubenden epischen Roman macht Louis de Bernières eine vergessene Stadt im Südwesten Anatoliens zur Mitte der Welt. Mit schillernden Farben erschafft er einen Kosmos, in dem vor 100 Jahren Türken und Griechen, Christen und Muslime in Frieden nebeneinander lebten. Louis de Bernières lässt Iskander den Töpfer auftreten, dessen skurrilen Sprichworte als weise gelten, Georgio den Händler, der sein Glück sucht und einen Brunnen stiftet, Rustem Bey, der osmanische Landbesitzer, der eine Frau verliert und in Istanbul eine Mätresse findet, und schließlich die schöne Philotei, an deren Liebe zu Ibrahim sich die Stadt entzweit.

An ihrer Leidenschaft zerreißt das fragile Gewebe aus gemeinsamer Not und karger Freundschaft, aus kleinen Betrügereien und großen Heldentaten. Hatte man bis vor kurzem noch Türkisch mit griechischen Buchstaben notiert, stirbt die Toleranz über Nacht und werden Nachbarn zu Mördern, bis im Untergang des Osmanischen Reiches ganze Völker ihr Land verlieren. Die Stadt wird zerstört und schließlich leben nur noch Eidechsen in den Ruinen."