"Seit tausend Jahren ein Lesevergnügen ersten Ranges
Freitag, 12. Dezember 2025
Murasaki, Lady Shikibu "Die Geschichte vom Prinzen Genji"
"Seit tausend Jahren ein Lesevergnügen ersten Ranges
Donnerstag, 11. Dezember 2025
Strobel, Lee "Der Fall Jesus"
Buchbeschreibung:
"Wie bei einem Kriminalfall nimmt Lee Strobel auf der Suche nach Wahrheit Experten ins Kreuzverhör und konfrontiert sie mit wissenschaftlichen Fakten, anerkannten Beweisen und unangenehmen Fragen. Wie verlässlich ist das Neue Testament? Gibt es außerhalb der Bibel Beweise für die Existenz Jesu? Die 'Gerichtsverhandlung' können Sie in diesem aufregenden Buch nachverfolgen, doch das 'Urteil' müssen Sie selbst fällen …"
Mittwoch, 10. Dezember 2025
Beckett, Samuel "Warten auf Godot"
Buchbeschreibung:
"Ein Autor (Samuel Beckett). Ein Drama (Warten auf Godot). Zwei Akte.
Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.
Dienstag, 9. Dezember 2025
Juster, Norton "Milos ganz und gar unmögliche Reise"
Buchbeschreibung:
"Als Milo eines Tages von der Schule nach Hause kommt, findet er ein großes Paket vor...
Ein geheimnisvolles Mauthäuschen ist darin und plötzlich scheinen Zeit und Raum durcheinandergewirbelt - Milo ist im Land der Weisheit gelandet und steckt mitten in einem turbulenten Abenteuer. Es herrscht Krieg, denn König Azet der Ungekürzte ist mit seinem Bruder, dem Mathemagier, verfeindet. Um wieder Frieden zu stiften, braucht Milo nicht nur seine ganze Fantasie, sondern auch Mut und Verstand. Eine Reise voll herrlicher Verrücktheiten nimmt ihren Lauf. So trifft Milo das 0,4-Kind der 1,4-Kind-Durchschnitssfamilie, holt sich Rat bei der Häckse Minimal Makaber und bringt seinen ganzen Mut auf, um die Prinzessinnen Reines Licht und Klare Logik zurück nach Weisheit zu bringen. Zum Glück gewinnt er dabei treue Freunde, wie die Leberlaus und Wachhund Tack, die Milo in den aufregendsten Situationen beistehen..."
Montag, 8. Dezember 2025
Goethe, Johann Wolfgang von "Faust"
Nachdem ich "Schall und Wahn" (The Sound and the Fury) für unsere Klassiker-Challenge gelesen hatte, dachte ich, ich würde es nie schaffen, Faust rechtzeitig zu lesen, falls das ausgewählt wird. Also fing ich sofort damit an.
Die Geschichte gilt als das größte Werk der deutschen Literatur, und ich kann das wohl glauben. 250 Jahre sind seitdem vergangen, aber ich glaube nicht, dass es ein anderes Buch gibt, das weltweit so bekannt ist.
Obwohl meine Ausgabe über tausend Seiten hatte, kam ich schneller durch als gedacht. Ich habe es schon oft erwähnt: Ich lese nicht gern Theaterstücke, es ist nicht so einfach, der Handlung zu folgen. Dieses hier fand ich aber gar nicht so anstrengend. Vielleicht, weil ich in Deutschland aufgewachsen bin und schon Beschreibungen und Bruchstücke der Geschichte kannte. Und ich entdeckte viele Aphorismen, Metaphern, Symbole und Redewendungen, die wir im Deutschen oft, sehr oft verwenden. Goethe ist unser Shakespeare, er hat die Sprache wie kein anderer geprägt.
Die Geschichte selbst – nun ja, was soll ich sagen? Es zeigt die damalige Sicht auf Frauen, Religion und den Glauben der Menschen. Die Moral der Zeit wird ebenso treffend dargestellt wie die inneren Konflikte der Hauptfigur. Und selbst für Nichtdeutsche bietet das Stück so viel über die Menschen, was überall Gültigkeit hätte.
Meine Ausgabe enthielt nicht nur den Faust, den wir heute kennen, sondern auch den Urfaust, sein Frühwerk. Alle Fassungen sind parallel dargestellt, was es erleichtert, die Änderungen und Ergänzungen zu erkennen. Absolut faszinierend.
Ich kann gern glauben, dass Goethe etwa sechzig Jahre brauchte, um die gesamte Geschichte zu schreiben, beginnend mit der Geschichte um Gretchen und dann weiter mit Helena. Der erste Teil wurde zuerst unter dem Titel "Faust. Eine Tragödie" veröffentlicht.
Alles in allem bin ich sehr froh, dass ich es endlich gelesen habe.
Buchbeschreibung:
"'Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust'
Wer kennt es nicht, das dramatische Schicksal und Handeln des Faust! Es gibt wohl kaum einen Schüler, der ihm nicht einmal in seiner Schulzeit begegnet wäre, für den Bildungsbürger gehört er sowieso zum Kanon. Zurecht! Denn was Johann Wolfgang von Goethe in 60-jähriger Schaffenszeit mit dem Faust zuwege gebracht hat, sucht in der deutschen Dichtung seinesgleichen, lässt sich nur mit dem Begriff der Weltliteratur angemessen fassen und steht auf einer Ebene mit dem 'Don Quijote' oder der 'Göttlichen Kommödie'.
Der Universalgelehrte Faust befindet sich in einer tiefen Krise bei seiner Suche nach dem, 'was die Welt im Innersten zusammenhält'. Eingesperrt in seine Gelehrtenstube drängt es ihn schließlich bis nahe an den Selbstmord. Nur die Osterglocken retten ihn. Beim berühmten Osterspaziergang wird ihm bewusst, dass er sich nach umfassendem Weltwissen gleichermaßen wie nach irdischer Weltlust sehnt. Da er sich aber von allen irdischen Lebenswerten abgeschnitten sieht, verflucht er das Leben. Hier nun wittert der Teufel in Gestalt des Mephisto seine Chance und bietet Faust einen Pakt an: Würde dieser auch nur einen Augenblick das Leben genießen und dabei verweilen wollen, wäre Fausts Seele auf immer verloren.
Faust lässt sich auf den Handel ein und wird von Mephisto nun mit derbsten Sinnesgenüssen überschüttet: Aber sowohl die Studentenrunde in Auerbachs Keller als auch den Spuk in der Hexenküche erträgt Faust nur widerwillig. Erst die Begegnung mit dem nur 14-jährigen Gretchen erweckt in Faust irdisches Verlangen. Nun nimmt das Drama seinen Lauf ...
Bei aller Individualität des Schicksals von Faust, der uns hier in einer Charaktertragödie entgegentritt, verweist das Stück klar über das Einzelschicksal hinaus auf ein allgemeines Menschheitsdrama. Dies macht den Faust zu einem zeitlosen Lese- und Theatererlebnis bis in unsere Zeit."
Samstag, 6. Dezember 2025
Lindgren, Astrid "Das entschwundene Land"
Buchbeschreibung:
"Das entschwundene Land, von dem Astrid Lindgren erzählt, ist das glückliche Land ihrer Kindheit. Sie erinnert sich an die Kinderspiele und daran, wie sie mit ihren Eltern und Geschwistern auf dem Hof nahe der schwedischen Kleinstadt Vimmerby in Sm land aufwuchs. Sie schreibt von Mägden und Knechten, von Armenhäuslern und Landstreichern - und von der Liebesgeschichte ihrer Eltern, die irgendwann im Jahr 1888 begann und ein ganzes Leben lang dauerte ...."
Astrid Lindgren hat 1978 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.
Sie hätte auch den Nobelpreis für Literature verdient gehabt.
Lindgren, Astrid "Ferien auf Saltkrokan"
Neben "Wir Kinder aus Bullerbü" (The Six Bullerby Children) eine meiner Lieblingsgeschichten von Astrid Lindgren. Ähnlich wie in der Serie gibt es in Schweden zwei Familien mit gleichaltrigen Kindern. Diesmal ist es die Familie Melkerson, die auf einer Schäre, einer kleinen Felseninsel in Schweden, Urlaub macht. Dort trifft Sohn Pelle Tjorven, die Tochter des örtlichen Gemüsehändlers, und ihren Bernhardinerhund Båtsman (Bootsmann). Zusammen mit Stina aus Stockholm verbringen sie traumhafte Ferien. Pelles Brüder Johann und Niklas erleben ihre eigenen Abenteuer mit Tjorvens Schwestern Teddy und Freddy. Und Malin, die ältere Tochter, die sich um ihren Vater kümmert, verliebt sich. Kurz gesagt: die schönsten Ferien aller Zeiten.
Dies ist eine wunderschöne Kindergeschichte, die sicherlich auch heute noch, sechzig Jahre nachdem sie geschrieben wurde, für jüngere Kinder relevant ist. Sie ist sicherlich eine schöne Erinnerung an meine Jugend. Obwohl ich nicht aus Schweden stamme, erlebten wir ähnliche Abenteuer mit Nachbarskindern und Freunden. Ich liebe Astrid Lindgren und lese ihre Bücher gerne von Zeit zu Zeit erneut.
Buchbeschreibung:
"Meeresbrise, duftende Wiesen und Wellengeplätscher: Einen schöneren Sommer kann man sich nicht wünschen! Pelle, seine große Schwester Malin und seine beiden Brüder entdecken auf der kleinen Insel die unberührte Natur der schwedischen Schären. Sie baden im Meer, fangen Fische, sammeln Pfifferlinge und feiern Mittsommer. Nichts aber ist schöner für Pelle, als gemeinsam mit Tjorven, dem Inselmädchen, und ihrem großen Bernhardinerhund Bootsmann über die Felsen und durch den Wald zu streifen und dabei von einem Abenteuer ins nächste zu stolpern."
Astrid Lindgren hat 1978 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.
Lindgren, Astrid "Wir Kinder aus Bullerbü"
"Nirgendwo ist es so schön wie in Bullerbü! Es gibt in dem kleinen Dorf nur drei Höfe, und Lisa, Bosse, Lasse, Inga, Britta und Ole spielen von früh bis spät. Am allerschönsten findet Lisa aber ihren Geburtstag und Weihnachten - und weil sie im Sommer Geburtstag hat und Weihnachten im Winter gefeiert wird, ist immer etwas los in Bullerbü!"
Astrid Lindgren hat 1978 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.
Freitag, 5. Dezember 2025
Sedaris, David "Ich ein Tag sprechen hübsch"
"Was bringen Seminare für Kreatives Schreiben? Eigentlich nichts -- so dachte man. Nun aber lehrt uns ein neuer Erzählband von David Sedaris, dass Seminare für Kreatives Schreiben uns Lesern zumindest etwas bringen: Die Geschichte Die Lernkurve nämlich, in der ein 'Mr. Sedaris' von seinen Erfahrungen als Dozent eben eines solchen Kurses berichtet. 'Aufgrund eines schrecklichen Mißverständnisses' der Universitätsverwaltung plötzlich an eine Horde Schreibhungriger geraten, bringt der ehemalige Kunststudent ihnen (und uns) in entlarvendem Dilettantismus bei, dass Seminare für Kreatives Schreiben eigentlich gar nichts bringen -- außer, wenn man darüber derart komisch wie Sedaris schreibt.
Wie Nackt oder Fuselfieber, so enthält auch Ich ein Tag sprechen hübsch zahlreiche weitere skurrile Fallbeispiele aus Sedaris' Vergangenheit, darunter solche über katastrophische Sprachtherapien und erste Akterfahrungen -- oder jene ebenfalls (angeblich?) autobiografische Erzählung vom jazzfanatischen Vater und seinem aberwitzigen Plan, das 'Zwergentalent' seiner Familie zu Dave-Brubeck-Qualitäten aufzublasen. Und dann gibt es da noch die herrliche Titelgeschichte über die verzweifelten Versuche eines Amerikaners in Paris, der im Alter von 41 Jahren wieder die Schulbank drückt und sich mit der Landessprache sowie den grausamen Erziehungsmethoden seiner Lehrerin herumschlagen muss: Ich ein Tag sprechen hübsch. Da darf man unumwunden sagen, dass dieser Tag für Mr. Sedaris längst gekommen ist. Denn hübsch schreiben, das hat er wieder einmal bewiesen, kann er allemal."
Donnerstag, 4. Dezember 2025
Elwell Hunt, Angela "Der Traum der drei Bäume"
"Es waren einmal drei Bäume. Sie wuchsen oben auf einem Hügel. Jeder von ihnen hatte einen ganz besonderen Wunsch, was einmal aus ihm werden sollte, wenn er groß war. Der erste Baum wollte gern zu einer wunderschönen Schatztruhe werden. Der zweite Baum träumte davon, später als stolzes Schiff über die Ozeane zu fahren, und der dritte Baum hatte einen noch ausgefalleneren Wunsch. Viele Jahre vergingen. Die Bäume wuchsen heran und wurden schließlich gefällt. Aber keiner ihrer Träume schien in Erfüllung zu gehen - bis etwas sehr Überraschendes geschah ... Liebevoll hat Angela E. Hunt diese alte Legende nacherzählt, in der es um viel mehr als nur erfüllte Wünsche geht."
Mittwoch, 3. Dezember 2025
Kivi, Alexis "Die sieben Brüder"
Angeblich ist dies das bekannteste und beste klassische finnische Buch. Na ja, ich habe leider noch nicht viel finnische Literatur gelesen, aber dies war auf gar keinen Fall das beste. Wie man schon dem Titel entnehmen und in der Beschreibung lesen kann, geht es um sieben Brüder. Man erwartet, oder ich erwartete die Geschichte einer "normalen" finnischen Familie aus der Zeit. Ich hätte gerne daraus gelernt, wie das Leben einer Durchschnittsfamilie so ablief.
Statt dessen hören wir nur von Raufereien und Saufgelagen. Die Sprache wird als "rustikal" beschrieben, aber "grob" oder "derb" ist selbst bei wohlwollendster Auslegung noch zu schmeichelhaft. Das Verhalten der Brüder untereinander glich eher dem von Kindergarten- oder jungen Schulkindern, sie hatten ein Benehmen am Leibe, das man in den Zwanzigern eigentlich abgelegt haben sollte.
Manche Leser mögen das lustig finden, mir hat es nicht gefallen. Schade.
Und hier einige Kommentare aus der Diskussion:
Das Buch löste keine dramatischen Reaktionen aus, regte uns aber dennoch zum Nachdenken über seine Themen, seinen Stil und seine Bedeutung in der finnischen Literatur an.
Die meisten von uns empfanden den Roman als anspruchsvoll. Die altertümliche Sprache, die langen Passagen und das langsame Erzähltempo erforderten etwas Eingewöhnungszeit.
Es dauerte eine Weile, bis ich mich in die Geschichte eingelesen hatte, aber sobald ich den Rhythmus verinnerlicht hatte, wirkte die Entwicklung der Brüder klar und authentisch.
Insgesamt schätzten viele, wie der Roman das Erwachsenwerden – das Lernen von Verantwortung, Geduld und das Zusammenleben mit anderen – darstellt.
Wir sprachen auch über einige der chaotischeren und schwierigeren Szenen, die den Realismus des Buches unterstreichen:
Die frühen Konflikte mit dem Dorf und den Behörden verdeutlichen, wie unvorbereitet die Brüder auf die Verantwortung Erwachsener sind.
Ihr Rückzug in den Wald ist nicht friedlich: In einem unachtsamen Moment brennen sie ihr eigenes Saunahaus nieder und sind nun obdachlos.
Sie geraten in echte Gefahr, darunter die bekannte Szene, in der sie in Notwehr eine Herde Stiere töten.
Ihre Jahre im Wald waren geprägt von Hunger, gescheiterten Versuchen, Landwirtschaft zu betreiben, übermäßigem Alkoholkonsum und häufigen Streitereien.
Diese Momente zeigen die Schattenseiten des Landlebens und den Weg, den die Brüder – praktisch wie persönlich – zurücklegen müssen, bevor sie in die Gesellschaft zurückkehren können.
Wir haben uns auch erneut damit auseinandergesetzt, warum Sieben Brüder eine so zentrale Rolle in der finnischen Literaturgeschichte spielt:
Das 1870 veröffentlichte Werk gehörte zu den ersten bedeutenden finnischen Werken in einer Zeit, als die finnischsprachige Literatur noch jung und kulturell fragil war.
Viele erwarteten von der finnischen Literatur edle, heroische oder erhebende Themen. Kivi hingegen schrieb über einfache Landbewohner, ihre Schwächen und die ungeschönte Realität ihres Lebens.
Frühe Kritiker empfanden das Buch als zu rau und meinten, es vermittle ein schlechtes Bild des finnischen Volkes.
Im Laufe der Zeit wurde es jedoch als bahnbrechendes Werk des Realismus anerkannt – es schildert das Landleben ohne Idealisierung.
Der allmähliche Weg der Brüder von Isolation und Impulsivität hin zu Verantwortung und Gemeinschaft spiegelt die umfassenderen Veränderungen wider, die sich damals in Finnland vollzogen.
Unser Gesamteindruck war, dass Sieben Brüder keine leichte Lektüre ist, doch das Verständnis des historischen Kontextes und des darin geschilderten Realismus half uns, seine Bedeutung zu erfassen. Die Ecken und Kanten und schwierigen Momente verleihen der letztendlichen Reife der Brüder Gewicht, und der Roman bleibt ein wichtiger Meilenstein der finnischen Literatur, gerade weil er Ehrlichkeit der Idealisierung vorzog.
Dies war unsere Lektüre in unserem internationalen Online-Lesekreis im November 2025.
Buchbeschreibung:
"Schauplatz des Schelmen- und Entwicklungsromans ist der ländliche SüdenFinnlands in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auf humorvoll-realistische Weise wird das urtümliche Leben der sieben Brüder des Jukola-Hofs geschildert; der älteste ist zu Beginn 25-jährig, der jüngste knapp 18 Jahre alt. Nach dem Tod ihres Vaters entfliehen die Brüder den Zwängen der Gesellschaft in die Wildnis und erleben dort zahlreiche Abenteuer. Ungebändigt und frei durchlaufen sie im harten Daseinskampf in den Wäldern eine Persönlichkeitsentwicklung, in derem Zuge sie ihre Rohheit, derben Saufgelage und Schlägereien überwinden und durch eigene Erfahrungen zu innerer Reife gelangen. In der Einöde philosophieren die Brüder über Religion sowie Moral und erzählen einander Sagen, versuchen sich nach zähem Ringen erfolgreich im Schreiben und Lesen. Nach zehn Jahren anarchischen Freiheitsgenusses kehren sie wieder zu ihrem heimatlichen Hof zurück, den sie verpachtet hatten. Die Dorfgemeinschaft nimmt die Heimgekehrten wohlwollend auf und unterstützt sie in ihrer Eingliederung in das Gemeindeleben. Die Brüder wenden sich einem sittsamen Leben zu und gründen Familien; die beiden intelligentesten werden mit Ehrenämtern betraut. Kivi zeigt sich in seinem Roman, in dem er liebevoll die Charaktertypen seines Volks mit all ihren Vorzügen und Schwächen schildert, als Philanthrop. Milde und Verständnis bewirken mehr als Strafe und Reglementierung, Entwicklung ist nur aus sich selbst heraus möglich, nicht durch Druck von aussen - so lautet seine Devise. Der Roman ist ein Volksbuch, da er in realistisch-urtümlicher und humorvoller Weise die typischen Züge des finnischen Menschen, sein Verhältnis zur Gesellschaft und zur Natur in oftmals derber Anschaulichkeit darstellt."
Dienstag, 2. Dezember 2025
Vilar, Esther "Der dressierte Mann"
"In ihrer unkonventionellen Streitschrift dreht Esther Vilar die stereotypen Rollenmuster um und wurde damit zur Bestsellerautorin: Bei ihr ist die Frau der Herr im Haus. Sie dressiert den Mann, lässt ihn für sich arbeiten, für sich denken, für sich Verantwortung tragen. Der Mann ist stark, intelligent, phantasievoll, die Frau ist schwach, dumm und phantasielos. Warum wird trotzdem der Mann von der Frau ausgebeutet und nicht umgekehrt? Esther Vilar enttarnt ihre feministischen Geschlechtsgenossinnen als abgebrühte Ausbeuterinnen, die sich vor allem ihr äußeres Erscheinungsbild zu Nutze machen.
Esther Vilar ist mit Der dressierte Mann das beste Beispiel dafür, dass auch provozierende Bücher zu Klassikern werden können."
Montag, 1. Dezember 2025
Shreve, Anita "Das Gewicht des Wassers"
Buchbeschreibung:
"Der Segeltörn der Fotoreporterin Jean mit ihrer Familie, ihrem Schwager und dessen Freundin sollte eigentlich der Recherche eines über 100 Jahre zurückliegenden Mordes an zwei jungen Norwegerinnen dienen. Doch schon bald entsteht an Bord des Bootes eine Atmosphäre von erotischer Spannung und Eifersucht, die unweigerlich in einer dramatischen Katastrophe endet …"
Samstag, 29. November 2025
Shakespeare, William "Macbeth"
Ich habe das Buch dann auch gerne gelesen, obwohl "genießen" nicht wirklich das Richtige ist, wenn es um Mord und Gemetzel geht, oder?
Buchbeschreibung:
"So Macbeth im letzten Stadium des Überdrusses, kurz vor seiner Ermordung, die ihm willkommen ist wie eine Befreiung. Vorausgegangen ist ein beispielloses Spektakel von Machtgier, Verführung und Mord; Shakespeares kürzeste, konzentrierteste, eingängigste Tragödie.
Drei Hexen prophezeien Macbeth, er werde einst König sein. Sogleich steigen Mordgedanken in ihm auf, die er vergeblich zu unterdrücken sucht. Bestärkt durch den blutigen Ehrgeiz seiner Frau Lady Macbeth, bringt er schließlich den amtierenden König Duncan im Schlaf um. Macbeth wird König, fürchtet aber weiterhin um seinen Rang. Nun muß der Feldherr Banquo dran glauben, dessen Geist bald darauf während eines Festmahles erscheint und Macbeth vollends verunsichert. Ein weiteres Mal sucht er die Hexen auf, die ihn in trügerischer Sicherheit wiegen: 'Keiner, den ein Weib gebar', wird ihm je schaden. Doch das Unglaubliche geschieht: als Rächer tritt Macduff auf, der einst 'vor der Zeit aus dem Mutterleib geschnitten' ward. Macbeth, der nie die Anteilnahme des Zuschauers verloren hat, weil ihm seine Taten zu sehr auf der Seele lasten, geht unter, ebenso wie Lady Macbeth, die zuvor schon dem Wahnsinn verfallen war."
Shakespeare, William "Hamlet"
Buchbeschreibung:
Hamlet ist ein Schauspiel von William Shakespeare. Claudius, der Bruder von König Hamlet, ermordet den Herrscher, reißt die Krone an sich und heiratet Gertrude, die Witwe des Königs. Prinz Hamlet strebt danach, seinen Vater zu rächen und stürzt dabei alle Beteiligten ins Unglück. Der Stoff des Stückes geht auf eine mittelalterliche nordische Erzählung zurück."
Shakespeare, William "Viel Lärm um nichts"
Inzwischen habe ich auch eine Theaterversion sehen können. Einfach fantastisch.
"Zwei Paare, so manche Intrige, zahlreiche Verwicklungen und ein strahlendes Happy End - dies sind die Zutaten, die Shakespeare Ende des 16. Jahrhunderts in seiner herrlich flirrenden Komödie Viel Lärm um nichts verarbeitete. Während der tapfere Kriegsheld Claudio das Herz der schönen Hero zu gewinnen sucht, spinnt der böswillige Don Juan eine finstere Intrige, um das Glück der beiden Liebenden zu zerstören. Beatrice und Benedikt hingegen, beide überaus scharfzüngig und um keine spitze Bemerkung verlegen, sind sich derweil zunächst alles andere als zugetan, doch schon bald fassen ihre Freunde den Entschluss, ihrem Glück ein wenig auf die Sprünge zu helfen ..."
Shakespeare, William "Romeo und Julia"
Buchbeschreibung:
"Julia liebt Romeo und Romeo liebt Julia. Doch die Liebe darf nicht sein, denn zwischen den Familien des Paares herrscht seit Generationen bittere Feindschaft. Beim ersten Ton der Lerche muss Romeo aus Verona fliehen. Um die erzwungene Hochzeit mit dem adeligen Paris zu verhindern, nimmt Julia einen Schlaftrunk. Alle halten sie für tot - auch Romeo, der daraufhin eine schicksalhafte Entscheidung trifft.
Die Sehnsucht nach Liebe, nach einem friedlichen Zusammenleben bleibt aktuell - auch in unserer Gegenwart."
Freitag, 28. November 2025
Rutherfurd, Edward "Paris"
Wie in seinen anderen Geschichten treffen wir auf Familien aus allen möglichen Epochen und mit den unterschiedlichsten Hintergründen – Adelige ebenso wie einfache Leute, Reiche und Arme, Christen und Juden, die sich über die verschiedenen Generationen hinweg vermischen. Anhand dieser Familien können wir sehen, wie die Menschen in dieser berühmten Stadt lebten und wie sich die Geschichte dieser Stadt und ihres Landes entwickelt. Es gibt viel über die Franzosen zu lernen, und Edward Rutherfurd macht es uns leicht.
Buchbeschreibung:
"Fünf Familien, deren Schicksale sich mit der großen Historie dieser Stadt über Jahrhunderte verweben: Die adligen Le Cygnes sind mit den armen Le Sourds seit der Niederschlagung der Pariser Kommune in einer Rachegeschichte unheilvoll verbunden. Die Brüder Gascon, die in den Hinterhöfen von Montmartre zu Hause sind, erleben bei der Errichtung des Eiffelturms Glanz und Elend – und, was den älteren der beiden Gascons betrifft, die große Liebe. Und schließlich sind da die Blanchards, die im Napoleonischen Zeitalter im Kunsthandel ihr Glück machten, ebenso wie Kunsthändlerfamilie Jacob, die aber 1940 im Zuge der deutschen Besatzung alles zu verlieren drohen."
Donnerstag, 27. November 2025
Fitzgerald, Penelope "Die Buchhandlung"
Buchbeschreibung:
"Florence Green erwirbt in dem kleinen verschlafenen Dorf am Meer das Old House als zukünftiges Domizil für ihre Buchhandlung. Daß das Gebäude von einem Poltergeist besessen und bis auf die Grundmauern feucht ist, bringt sie von ihrem Vorhaben ebensowenig ab wie die Tatsache, daß sie von finanziellen Dingen keine Ahnung hat. Als Florence Green ein gerade erschienenes Buch mit dem Titel 'Lolita' von einem Autor namens Nabokov verkauft, ist der Skandal in dem kleinen Städtchen perfekt..."
Penelope Fitzgerald stand 1978 mit "The Bookshop" auf der Shortlist für den Booker Prize.
Mittwoch, 26. November 2025
Grisham, John "Das Fest"
Buchbeschreibung:
"Das amerikanische Ehepaar Luther und Nora muss einen regelrechten Spießrutenlauf überstehen, als es beschließt, mit den gesellschaftlichen Konventionen ihres kleinen Dorfes zu brechen und Weihnachten auf eine besondere Weise zu begehen. Bis zum Morgen des 24. Dezember halten sie durch...."
Dienstag, 25. November 2025
Shute, Nevil "Eine Stadt wie Alice"
Buchbeschreibung (übersetzt):
"Nevil Shutes beliebtester Roman, eine Geschichte von Liebe und Krieg, folgt seiner unternehmungslustigen Heldin aus dem malaysischen Dschungel während des Zweiten Weltkriegs ins raue australische Outback.
Montag, 24. November 2025
Keneally, Thomas "Schindlers Liste"
Thomas Keneally gewann 1982 den Booker Prize für "Schindler's Ark".
Samstag, 22. November 2025
de Winter, Leon "Der Himmel von Hollywood"
Buchbeschreibung:
"Der einst vielversprechende Schauspieler Tom Green kehrt nach einem Knastaufenthalt nach Hollywood zurück mit zweihundert Dollar in der Tasche und kaum einer Perspektive. Zufällig trifft er auf zwei Schauspielerkollegen, die wie er schon bessere Tage gesehen haben. Auf einer nächtlichen Sauftour finden die drei sympathischen Loser einen Toten ƒ und planen den Coup ihres Lebens."
de Winter, Leon "Zionoco"
Wenn man nicht wüsste, dass Leon de Winter Jude ist, würde man es nach der Lektüre einiger seiner Bücher vermuten. In den meisten scheint die Hauptfigur auf die eine oder andere Weise nach ihren jüdischen Wurzeln zu suchen, was mich fragen lässt, ob der Autor selbst dahintersteckt.
Buchbeschreibung:
"De Winter beschreibt mitreißend und ergreifend die tragikomische Suche nach dem unerreichbaren Vater. Rabbi Sol Mayer verkauft in New York absolute Wahrheiten und zweifelt dennoch: an Gott, an seiner Ehe und am selbst erlebten Wunder, das den Lebemann und Taugenichts bewogen hatte, Rabbi zu werden wie sein Vater. Als er sich in eine junge Sängerin verliebt, bringt das nicht nur seine Hormone durcheinander.
Freitag, 21. November 2025
Bâ, Mariama "Ein so langer Brief"
Vor einiger Zeit schickte mir eine Freundin einen Artikel mit dem Titel "Nicht-westliche Bücher, die jeder Student lesen sollte" (The non-western books that every student should read). Ich leitete ihn an meinen Lesekreis weiter, und wir beschlossen, mindestens eines der Bücher aus der Liste zu lesen. Wir entschieden uns für dieses.
Es ist wirklich ein sehr lesenswertes Buch. Wir hören selten von Frauen, die in Polygamie leben, und noch weniger davon, was mit ihnen passiert, wenn der Ehemann stirbt. Dies ist nur einer dieser Fälle, und die Autorin hat die Situation der Protagonistin so gut beschrieben. Offenbar ist es mehr oder weniger ihre eigene Geschichte – kein Wunder, dass sie uns allen die Situation so gut erklären kann.
Wir erhalten zwei verschiedene Lösungen, die beide nicht besonders gut sind, aber das ist alles, was die Frauen haben, wenn ihr Mann eine zweite Frau nimmt. Sie können ihren Mann entweder verlassen oder zurückbleiben und die "alte" Frau sein. Keine der beiden Lösungen ist besonders verlockend.
Es ist interessant, wie kurz diese Novelle ist und wie viel sie uns erzählt. Ich kann dieses Buch nur empfehlen, es ist beeindruckend.
Wir haben dies in unserem internationalen Lesekreis im Februar 2017 und in unserem internationalen Online-Lesekreis im August 2019 besprochen.
Buchbeschreibung:
"Nach dreißig scheinbar glücklichen Ehejahren wird eine Frau von ihrem Mann verlassen. Aber nicht wegen einer Geliebten: Er heiratet ein zweites Mal; ein Schulmädchen, das die selben Rechte haben wird wie sie.
Dieser preisgekrönte Briefroman ist ein erschütternder Aufruf zum Kampf gegen die Tradition der Polygamie."
Donnerstag, 20. November 2025
Haruf, Kent "Flüchtiges Glück"
Buchbeschreibung:
"Es ist ein einfaches, oft raues Leben, das die Bewohner von Holt führen. Hier, in der kleinen Stadt in den Ebenen von Colorado, umgeben von der Prärie und einem endlosen Himmel, ist der Alltag bestimmt vom Rhythmus der Jahreszeiten. Doch so unspektakulär die Schicksale der Menschen scheinen mögen, so haben sie doch alle eine Geschichte – und es zeigt sich, dass unter der scheinbar so ruhigen Oberfläche des Ortes Geschehnisse von großer Dramatik verborgen liegen…"

















































