Benedetti, Mario "Die Gnadenfrist" (Spanisch: La Tregua) - The Truce - 1960
Diana von Thoughts on Papyrus hat mir dieses Buch empfohlen. Es ist nicht sehr lang, deshalb habe ich es gleich zwischendurch gelesen. Trotz seiner Kürze enthält es viel, eigentlich alles für ein langes Leben.
Es handelt sich um einen Mann kurz vor der Rente. Nun ja, wesentlich früher als die meisten Menschen in Rente gehen, aber man die Situation ist trotzdem lebensnah. Er fragt sich, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen soll. Da verliebt er sich in eine Mitarbeiterin und sie sich in ihn. Nachdem er nach dem frühen Tod seiner Frau seine drei Kinder allein aufgezogen hat, ist dies für ihn ein neuer Anfang.
In seinem Tagebuch können wir seine Gedanken mitverfolgen. Dabei geht es auch um Religion, u.a. sagt er: "Offen gesagt, weiß ich nicht, ob ich in Gott glaube. Manchmal denke ich, wenn Gott wirklich existierte, dürften ihn solche Zweifel nicht verstimmen." Ich finde, allein diess Zitat sagt schon viel über das Buch, das mir sehr gut gefallen hat. Es ist eine ruhige Erzählung, die dennoch viel zu sagen hat.
Buchbeschreibung:
"Mario Benedetti (geb. 1920), Uruguayer, der in Spanien lebt, als Romancier und Erzähler nicht weniger bekannt als sein älterer Landsmann Juan Carlos Onetti, veröffentlichte 1959 seinen Roman 'Die Gnadenfrist', der bis Anfang der achtziger Jahre allein in Uruguay und Argentinien siebzehnmal aufgelegt und für Film und Fernsehen bearbeitet wurde.
Worin liegt das Geheimnis des Erfolges gerade dieses Romans? Fragte die Kritik. Vielleicht darin, dass Martin Santomé eine Figur ist, mit der sich der Leser leicht identifizieren kann: Mittlerer Angestellter in einer Firma im Montevideo der fünfziger Jahre, Familienvater, der seine Frau früh verlor und allein für seine Kinder sorgte, überdenkt er, fünfzigjährig, sein glanz- und freudloses Leben, als sich ihm überraschend eine Chance zu bieten scheint, sein leer gewordenes Dasein mit neuem Sinn zu erfüllen. Doch die an eine große Liebe zu einer jungen Frau geknüpfte Hoffnung wird vom Tod zunichte gemacht, der genauso banal erscheint wie Santomés bisheriges Los. Er nimmt ihm die Frau, mit der er ein neues Leben beginnen möchte, und hat damit dieser Liebe nicht mehr als eine Gnadenfrist gewährt."