Samstag, 29. Juni 2024

Witzel, Frank "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969"

Witzel, Frank "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969" [The Invention of the Red Army Faction by a Manic Depressive Teenager in the Summer of 1969] - 2015

Ich habe keine Ahnung, wer sich die Lobeshymnen auf der Rückseite des Buches ausgedacht hat und wie dieser Roman den Deutschen Buchpreis erhalten hat, aber das ist kein Roman, sondern das unorganisierte Geschwafel von jemandem, der wahrscheinlich selbst manisch-depressiv ist oder an einer anderen Geisteskrankheit leidet.

Die ganze "Geschichte" ergibt keinen Sinn. Eigentlich gibt es keine Geschichte, nur niedergeschriebene Gedankenschnipsel, jeder Satz wird in eine Tüte gesteckt und dann in die Länge gezogen, um eine Reihenfolge zu finden.

800 Seiten Geschwafel.

Buchbeschreibung:

"Gudrun Ensslin eine Indianersquaw aus braunem Plastik und Andreas Baader ein Ritter in schwarzglänzender Rüstung? Die Welt des kindlichen Erzählers dieses mitreißenden Romans, der den Kosmos der alten BRD wiederauferstehen lässt, ist nicht minder real als die politischen Ereignisse, die jene Jahre in Atem halten und auf die sich der 13-Jährige seinen ganz eigenen Reim macht. Frank Witzel ist es in dieser groß angelegten fantastischen literarischen Rekonstruktion des westlichen Teils Deutschlands gelungen, ein Spiegelkabinett der Geschichte im Kopf eines Heranwachsenden zu errichten. Erinnerungen an das Nachkriegsdeutschland, Ahnungen vom Deutschen Herbst und Betrachtungen der aktuellen Gegenwart entrücken ihn dabei immer weiter seiner Umwelt. Das dichte Erzählgewebe ist eine explosive Mischung aus Geschichten und Geschichte, Welterklärung, Reflexion und Fantasie: ein detailbesessenes Kaleidoskop aus Stimmungen einer Welt, die ebenso wie die DDR 1989 Geschichte wurde."

"Die Erfindung der Roten Armee Fraktion ..." erhielt den Deutschen Buchpreis im Jahr 2015.

Freitag, 28. Juni 2024

Wulf, Britta "Das Rentier in der Küche"

Wulf, Britta "Das Rentier in der Küche. Eine deutsch-sibirische Liebe" [The Reindeer in the kitchen. A German-Siberian love] - 2016

Ich lese ja gerne Bücher über andere Länder und deren Bewohner, besonders wenn es sich um solche handelt, von denen man sonst kaum erfährt.

So wie in diesem Buch. Britta Wulf ist Journalistin und berichtet über ihre Arbeit in Sibirien. Aber nicht nur über ihre Arbeit. Wir erfahren auch von einer romantischen Liebesgeschichte und lernen die Personen und die Gegend kennen. Das Buch ist schön geschrieben, die Darstellung sehr bildhaft. 

Ergänzt wird das alles durch viele Fotos, eine Mischung aus Reiseführer und Familienalbum.

Ich muss wohl auch noch den zweiten Band, "Und der Schamane lacht. Verliebt in Sibirien", lesen.

Buchbeschreibung:

"Während einer Reise für ein Filmprojekt in Sibirien knüpft eine Frau zarte Bande zu einem Einheimischen. So wird aus der Reisereportage der Autorin Britta Wulf allmählich eine persönliche Liebesgeschichte zu dem am Baikalsee lebenden Anatoli. Zwei sehr verschiedene Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturen tasten sich langsam an eine verrückte Fernbeziehung heran, denn immerhin liegen fast 8000 Kilometern zwischen ihnen. Die Reise nach Sibirien war für Britta Wulf eine besondere Reise. Verzaubert von Land und Leuten kam sie zurück und wurde davon überrascht, dass auch sie jemanden bezaubert hatte. Der Sibirier Anatoli hatte sich in sie verliebt. Wie sich diese Beziehung weiterentwickelt hat und welche Erlebnisse sie bei zwei weiteren Reisen an den Baikalsee machte, hat sie in diesem Buch festgehalten. Denn immer wieder merkt sie, dass Freunde und Bekannte sehr interessiert an ihrer Geschichte sind. Ein Buch für Leser, die Sehnsucht nach Abenteuer und Liebe haben, und für Menschen, die sich für Russland und Sibirien interessieren. Bebildert ist das Buch neben zwei Karten mit 28 farbigen und 65 s/w-Reisefotos dieser beeindruckenden Region rund um den Baikalsee."

Donnerstag, 27. Juni 2024

Adams, Richard "Unten am Fluss"

Adams, Richard "Unten am Fluss" (Englisch: Watership Down) - 1972

Als ich die englische Rezension schrieb und nachschaute, in welchem ​​Jahr das Buch erschienen ist, konnte ich es kaum glauben. Fast vierzig Jahre her. Es kommt mir vor wie gestern. Und jetzt, wo fast fünfzig Jahre vergangen sind, ist diese Geschichte noch aktueller als damals.

Ich sah diese Geschichte als Zeichen dafür, wie sorglos wir mit Mutter Natur umgehen, wie leicht wir unseren Heimatplaneten zerstören, wie wenig wir an unsere Mitmenschen und Tiere denken. Eine sehr traurige Geschichte.

Offenbar hat der Autor diese Geschichte auf seinen eigenen Kriegserlebnissen aufgebaut. Kein Wunder, dass sie so düster, aber dennoch real und - deshalb - fantastisch ist. Sie ist voller Symbolik, erzählt Geschichten aus alter Zeit neu und wird so zu einem zeitlosen philosophischen Bericht.

Jeder sollte dies lesen.

Buchbeschreibung:

"Unten am Fluss - nur scheinbar eine Tiergeschichte, doch eigentlich ein Spiegelbild der menschlichen Gesellschaft, eine Parabel über den langen, mühsamen Weg in die Freiheit.

Richard Adams erzählt die spannende Geschichte vom Alltag und Leben in einem Kaninchengehege und von den Helden dieser kleinen Welt, wie dem mutigen Kaninchen Bigwig, dem klugen Hazel und dem hellseherischen Fiver. Sie brechen mit ihren Freunden zu einer gefährlichen und abenteuerlichen Reise auf, um ihr Gehege vor dem Aussterben zu bewahren. Die Kaninchen geraten in einen Krieg mit ihrem gewissenslosen Artgenossen General Woundwort, der seine Untertanen wie Sklaven behandelt und tyrannisiert. Zusammen mit der Möwe Kehaar nehmen sie den Kampfe gegen den General auf und es gelingt ihnen, mehrere Kaninchenweibchen aus seinen Fängen zu befreien. Doch schon nimmt Woundwort die Verfolgung der Flüchtlinge auf und droht, deren Heimat zu zerstören. Wird es ihnen gelingen, Woundwort zu besiegen?"

Mittwoch, 26. Juni 2024

Bontscheva, Antonia "Die Schönheit von Baltschik ist keine heitere"

Bontscheva, Antonia "Die Schönheit von Baltschik ist keine heitere" [The beauty of Balchik is not a serene one] - 2021

An und für sich lese ich Bücher über Menschen, die in einem anderen Land leben, sehr gerne, ich gehörte ja lange Zeit auch zu ihnen.

Dieses Buch versprach auch Einiges. Hat es seine Versprechungen gehalten? Eigentlich weniger. Die Schreibweise war nicht schlecht, die Geschichte an sich, na ja, sie hatte etwas. Aber ich habe schon viel bessere Bücher von Menschen in einer ähnlichen Situation gelesen. Alles in allem fand ich es nicht so prickelnd.

Buchbeschreibung:

"'Von den Interessanten soll man die Finger lassen, man soll einen heiraten, der gut kochen kann.' Wie alle Frauen der Familie Atanassov teilt Oma Denka ihre Lebensweisheiten ebenso gerne, wie ihre Enkelin sie in den Wind schlägt. Sie hat Bulgarien kurz vor der Wende verlassen und lebt nun mit Mann und Tochter in einem Mietshaus in Bremen, wo Lockenwickler und Seifenlauge regieren. Sie fühlt sich fremd und unverstanden, auch in ihrer Ehe. Als ihr Vater stirbt, reist sie in ihre Heimatstadt am Schwarzen Meer. Dort trifft sie mit ihrer Großmutter, Mutter und Schwiegermutter auf dominante Frauen, die seit jeher die Fäden in der Hand halten, und forscht erstmals den blinden Flecken nach, die weit in die kommunistische Vergangenheit zurückreichen. Sie versteht, wie sehr sie eingewebt ist in dieses bunt gewirkte Familiengeflecht und erkennt, welche Verbindungen Halt geben - und welche Fäden es zu lösen gilt."

Dienstag, 25. Juni 2024

Preisendörfer, Bruno "Als Deutschland noch nicht Deutschland war"

Preisendörfer, Bruno "Als Deutschland noch nicht Deutschland war. Reise in die Goethezeit" [When Germany wasn't Germany, yet. A travel to Goethe's Time] - 2015

Genau wie der Titel sagt, ein Buch über das heutige Deutschland zur Zeit Goethes.

Da Deutschland ja früher einfach aus vielen kleinen Stadtstaaten oder ähnlichem bestand, haben wir keine so große gemeinsame Geschichte wie etwa die Franzosen oder die Briten.

Aber dieses Buch vermittelt uns einen Eindruck in die Zeit Goethes. So sah der Alltag der Menschen damals aus.

Ein interessantes Buch.

Buchbeschreibung:

"Über die Goethezeit meint man ja vieles zu wissen. Doch wie wäre es, wenn man diese Zeit hautnah, quasi als Zeitreisender, erleben könnte? Dieses Buch nimmt Sie mit auf die Reise...

'Am Tore wurden wir angehalten. Ein Sergeant kam an den Postwagen und fragte: 'Wer sind Sie? Woher kommen Sie? Werden Sie lange hierbleiben?'' … ... so wurde befragt, wer zur Goethezeit an die Tore von Berlin kam. Das Gepäck wurde durchsucht, man bekam einen Passierschein - musste aber, kaum im Gasthaus angekommen, schon die nächsten Kontrollbögen, diesmal die der Polizei, ausfüllen. Wer mit Bruno Preisendörfer als Zeitreisender unterwegs ist, erlebt aber noch viel mehr: Er steht z. B. am 7.11.1775 morgens um fünf in Weimar vor dem Haus eines Kammergerichtspräsidenten namens von Kalb und sieht zu, wie Goethes Kutsche über das Pflaster rollt. Er besucht eine philanthropische Reformschule oder wird zwischen die Bauernkinder in die Bänke einer Dorfschule gesteckt. Er geht an die Universität, um Kant und Fichte zu lauschen, etwaige Verständnisschwierigkeiten müssen ihm nicht peinlich sein, es ging den Zeitgenossen ebenso. Aber der Zeitreisende lernt nicht nur den philosophischen Zeitgeist kennen, sondern erlebt auch handfeste Abenteuer, übersteht mit dem jungen Eichendorff einen Schiffsunfall auf der Oder, sieht aus E.T.A. Hoffmanns Eckfenster am Gendarmenmarkt Berlin brennen, oder ist bei Georg Lichtenberg in Göttingen, als der durchs Fernglas der Beerdigung von Gottfried August Bürger zusieht. Vielleicht ist er auch bei der Zofe einer Gräfin, die sich ohne fremde Hilfe nicht ankleiden kann, oder er schleicht in den Anatomiesaal von Jena, wo die Selbstmörderinnen obduziert werden, die in Weimar in die Ilm gegangen sind, stiehlt mit fronenden Bauern Korn oder gerät als Knecht mit seinem Brotherrn aneinander. Bruno Preisendörfer hat sich durch Hunderte von Büchern gelesen, Romane, Selbstzeugnisse, Briefe und Tagebücher. Er nimmt den Leser mit auf eine große Reise in die Goethezeit und man erlebt, wie das Lebe damals wirklich war."

Montag, 24. Juni 2024

Remarque, Erich Maria "Im Westen nichts Neues"

Remarque, Erich Maria "Im Westen nichts Neues" - All Quiet on the Western Front - 1928

Der englische Titel dieses Romans lautet "Alles ruhig an der Westfront", was dem Originaltitel ziemlich ähnlich ist, aber man kann das Original auf zwei Arten interpretieren: nicht nur etwas Ruhiges, sondern etwas genauso Normales, in diesem Fall sind Menschen gestorben, genau wie an jedem anderen Tag des Krieges.

Jedenfalls wollte ich dieses Buch schon seit Ewigkeiten lesen, es stand seit Jahrzehnten auf meiner Wunschliste. Ich habe keine Ahnung, warum ich so lange gebraucht habe. Ich erinnere mich, dass ich davon wusste, als ich in der Schule war, und dass ich einen Teil des Films gesehen hatte (ich glaube, sie haben ihn in der Schule gezeigt) und dass es sicherlich dazu beigetragen hat, dass ich ein lebenslanger Pazifist wurde. Das und meine Eltern, die den Zweiten Weltkrieg als Kinder und Teenager überleben mussten.

Aber es ist nicht nur der Teil, der uns vom Krieg erzählt, den Schützengräben, den Kämpfen, der Kälte, der Feuchtigkeit, den Ratten, dem schlechten Essen, davon, wie die Freunde einer nach dem anderen fallen, davon, sich Sorgen zu machen, dass man der Nächste sein könnte ... Der Protagonist hat zwischendurch einen Heimaturlaub und seine Schilderung des Besuchs bei seiner Familie und wie er in Aufruhr ist, weil es ein anderes Leben ist und er ein anderer Mensch, es erzählt uns viel darüber, was diese Soldaten durchgemacht haben, als sie überlebt haben, was Soldaten heute noch durchmachen. Sie sind nie wieder dieselben.

Die Ausgabe, die ich gelesen habe (siehe Bild), enthielt viele zusätzliche Informationen darüber, wie das Buch aufgenommen wurde, wie die Nazis den Film verboten haben (natürlich!) und wie sie allgemein versucht haben, dieses Buch in Misskredit zu bringen.

Wir haben im Lesekreis  "Der Himmel meines Großvaters" (War and Turpentine/Original: Oorlog en terpentijn) von Stefan Hertmans gelesen, der uns ungefähr die gleiche Art von Geschichte über seinen belgischen Großvater erzählt hat. Die jungen Männer oder eher Jungen auf beiden Seiten haben viel Leid durchgemacht, während die Politiker in ihren warmen Häusern saßen und immer weiter drängten. Wie üblich. Das ist also wirklich nichts Neues.

Ich denke, dies sollte Pflichtlektüre sein, wenn nicht für alle Schüler, so doch auf jeden Fall für alle Politiker, die glauben, ein Krieg sei eine gute Möglichkeit, ihre Probleme zu lösen.

Wir haben dies im März 2023 in unserem internationalen Lesekreis gelesen.

Ein Kommentar eines der Mitglieder:

"Im Westen nichts Neues war eine ausgezeichnete und zeitgemäße Wahl. Remarque schuf realistische, oft sympathische Charaktere und zeigte uns dann, wie jeder von ihnen sein Leben dem Krieg opferte. Das Buch klingt authentisch."

Buchbeschreibung:

"Mit dem Antikriegsroman 'Im Westen nichts Neues' erlangte Erich Maria Remarque 1928 weltweite Aufmerksamkeit. Das Buch wurde in mehr als 60 Sprachen übersetzt und von Millionen gelesen. Zudem hat es mittlerweile seinen festen Platz im Schulkanon. Der in Osnabrück geborene Autor verarbeitete in seinem Roman die Erlebnisse seiner Generation im ersten Weltkrieg und verdeutlichte durch seine realistisch-subjektivistische Schilderungen die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges. Das Buch ist ein zutiefst berührender Appell an die Menschlichkeit, gegen das Vergessen und gegen den Krieg. Der Roman, der mit dem Heldenpathos brach, wurde 1933 von den Nazis verbrannt. 

'Will man den Wehrdienst verweigern und Zivildienst ableisten, dann sollte man in der Gewissensprüfung darlegen können, warum man sich denn keinen Dienst an der Waffe vorstellen kann. Und mehr als einmal dürfte dann als Begründung die Lektüre von Erich Maria Remarques
Im Westen nicht Neues folgen.

Dieser Roman schildert aufs Eindringlichste die schauerlichen Erlebnisse des Soldaten Paul Bäumer an der Westfront des Ersten Weltkrieges, wo sich Deutsche und Alliierte in einem grausamen Grabenkrieg gegenüberstanden. Aber eigentlich sind Schauplatz und Zeit bedeutungslos, beherrschend ist das sinnlose Töten und die zu reinem Menschenmaterial degradierten Soldaten, die schon lange den Glauben an den 'gerechten Krieg' aufgegeben haben. Hier ist kein Platz für klischeehaft mutige Helden, Verlierer sind sie letztlich alle, die da im Schlamm der Schützengräben liegen.

So mancher Leser wird nach diesem Roman seine Meinung zu Krieg und Militärdienst geändert haben. Wer heute noch glaubt, Krieg könne eine heldenhafte Sache sein, der kennt das Buch wahrscheinlich nicht und sollte einmal einen Blick hinein werfen. Danach ist er entweder eines besseren belehrt oder scheinbar schon völlig abgestumpft.' Joachim Hohwieler"

Samstag, 22. Juni 2024

Böttcher, Jan "Am Anfang war der Krieg zu Ende"

Böttcher, Jan "Am Anfang war der Krieg zu Ende" (Y) - 2016

Ich hatte mir unter diesem Buch etwas anderes vorgestellt, die Beziehungen zwischen einem Deutschen und einer Kosovarin, vielleicht auch das Leben der Kosovaren nach ihrer Flucht und Rückkehr, die Probleme, die vielleicht Kinder einer solchen Beziehung haben. So zumindest habe ich es der Beschreibung entnommen.

Allerdings, es geht hier um ganz andere Themen. Ein Deutscher, der mit sich selbst Probleme hat. Die Geschichte hätte theoretisch auch mit einer anderen Deutschen geschehen können.

Und obwohl auch Besuche im Kosovo vorkommen und das Leben dort beschrieben wird, es wird eher oberflächlich erwähnt. Der Mann (Jakob, aber ich vermute auch der Autor) hat soviele Probleme mit sich selbst, dass er gar keine Empfindung für die Probleme anderer hat, dadurch entstehen dann nur noch mehr Probleme.

Es kommen auf jeden Fall mehr Computerspiele in dem Buch vor als Information über ein uns doch noch sehr fremdes Land.

Ich war auch von der Erzählweise nicht angetan. Sehr sprunghaft.

"'Ich versuche ständig, mit der Fremde warm zu werden. So wie ich nicht anders kann, als mit der Wärme zu fremdeln.' In Deutschland lernen sie sich kennen. Im kriegszerstörten Kosovo können sie nicht zusammenbleiben. Nur ihrem Sohn gelingt es, die alten Grenzen hinter sich zu lassen. Jan Böttcher hat einen großen europäischen Roman geschrieben: die Geschichte einer ungleichen Liebe zwischen Nord und Süd, Heimat und Fremde, Schicksal und Selbstbestimmung."

Dieses Buch erschien auch unter dem Titel "Y".

Freitag, 21. Juni 2024

Weiler, Jan "Das Buch der 39 Kostbarkeiten"

Weiler, Jan "Das Buch der 39 Kostbarkeiten" [The Book of 39 Precious Things] - 2011

Wer Jan Weiler und seine Bücher kennt, muss ihn einfach mögen. Ob er von seiner angeheirateten Familie oder seinen Kindern, den Pubertieren, erzählt, einen beschäftigten Kommissar beschreibt oder durch unser Land reist, alles ist interessant, lustig, und zuweilen auch nachdenklich.

Dieses Buch bietet eine enorme Ansammlung seines Könnens. Kurzgeschichten, Reportagen, Auszüge aus seinen Büchern, jede einzelne Geschichte ist einfach faszinierend. Ich habe mich insbesondere über das letzte Interview mit Vico von Bülow gefreut, aber auch die Frage, warum Männer verwahrlosen, wenn man sie allein lässt, die Krise auf dem Weg nach Goslar und Europa aus dem Kopf, waren total köstlich. Aus der ein oder anderen Kurzgeschichte könnte man eigentlich auch ein gutes Buch machen.

Auf jeden Fall ein Muss für jeden Weiler-Fan.

Buchbeschreibung:

"Die schönsten Kolumnen, Erzählungen und Gedichte der letzten 20 Jahre.

Ein nerviger Patient im Kleinkrieg mit einer hartgesottenen Sprechstundenhilfe, ein eskalierender Ehestreit im Auto auf der Fahrt zur Schwiegermutter, der Leidensbericht eines Nichtschwimmers.

Dieser Band verfsammelt die besten Texte aus zwanzig Jahren. Lustiges steht neben Wissenswertem, Popkulturelles neben Absurdem, Journalistsiches neben Persönlichem.

Erstmals das ganze Spektrum des Autors Jan Weiler sichtbar."

Donnerstag, 20. Juni 2024

Barbal i Farré, Maria "Ein Brief aus der Ferne"

Barbal i Farré, Maria "Ein Brief aus der Ferne" (Katalanisch: Càmfora) [Campher] - 1992

Manchmal stößt man auf einen Roman, von dem man noch nie gehört hat, auf einen Autor, von dem man noch nie gehört hat, aber man sieht das Buch und weiß, dass man es gerne lesen würde. Das war so ein Buch.

Die deutsche Ausgabe zeigt eine Sepiafotografie aus einer belebten Einkaufsstraße. Da ich noch nie in Barcelona war, wusste ich nicht, dass das Buch hauptsächlich in dieser Stadt spielt, aber das spielte keine Rolle, es sprach mich an.

Palmira ist die Frau eines Bauern in Katalonien. Ihr Mann hat kein Mitspracherecht, da sein Vater ihr Leben bestimmt. Er war es, der beschloss, dass sie ihr Dorf verlassen und nach Barcelona ziehen sollten, um dort einen kleinen Laden zu betreiben.

Während sich Palmira sehr gut an das Leben in der Stadt gewöhnt, haben ihr Mann und ihr Schwiegervater damit ihre Schwierigkeiten. Letzerer kehrt in sein kleines Dorf zurück, stellt jedoch fest, dass er auch dort nicht mehr zu Hause ist.

Eine gute Geschichte über den Unterschied zwischen dem Leben in einer Stadt und einem Dorf. Ihr Schreibstil fließt wie ein Fluss, er führt einen von einer Person zur nächsten, von einem Drama zum anderen. Eine interessante Lektüre.

Ich freue mich darauf, ihr weiteres Buch "Wie ein Stein im Geröll" (Pedra de Tartera) zu lesen.

Buchbeschreibung:

 "Vom Bergdorf in die große Stadt. Anfang der Sechzigerjahre zwingt Leandre, ein alter Patriarch, seinen Sohn und dessen Ehefrau dazu, mit ihm nach Barcelona zu ziehen und dort ein Lebensmittelgeschäft zu eröffnen. Während der Sohn den Aufgaben, die das neue Leben an ihn stellt, nicht gewachsen ist, blüht Palmira in der Stadt mit den vielen Möglichkeiten vollends auf. Und obwohl der herrische Leandre droht, sie alle in die alte Welt und Ordnung zurückzuzwingen, ist Palmira fest entschlossen, ein selbstbestimmtes Leben fernab des Diktats der Männer zu führen."

Mittwoch, 19. Juni 2024

Abarbanell, Stephan "Morgenland"

Abarbanell, Stephan "Morgenland" - Displaced - 2015

Ein hochinteressantes Buch. Ich lerne immer gerne etwas über die Geschichte und darüber, was in anderen Ländern passiert. Oder auch darüber, was in meinem eigenen Land lange vor meiner Geburt passiert ist.

Nun, dieses Buch hat mir beides gebracht. Eine junge jüdische Frau, die in Palästina aufwuchs, bevor es Israel war. Eine junge Frau, die Mitglied des Widerstands wurde und für ihr eigenes Land kämpfte. Aber jetzt ist es 1946, der Krieg ist vorbei und die Welt ist nicht mehr das, was sie einmal war. So viele Fragen, so viele Probleme. Jemand sucht nach seinem Bruder, glaubt nicht, dass er getötet wurde, viele Bücher haben ihre Besitzer verloren, wem gehören sie? Niemand weiß, wie es weitergeht, vor allem nicht die Briten, die sich mit all diesen Juden auseinandersetzen müssen, die ein Visum für ihr Protektorat bekommen wollen. Die Geschichte führt uns zu vielen Stationen, ehemaligen Konzentrationslagern sowie einigen Kibbuzim in Deutschland, wir treffen viele Menschen, die versuchen, die neue Welt zu organisieren, Amerikaner und Briten, aber auch Deutsche.

Dem Autor gelingt es, Leben in eine dunkle Zeit zu bringen, seine Protagonistin, Lilya Wasserfall, ist eine Frau mit Hoffnung, eine Frau mit Entschlossenheit. Die Geschichte ist faszinierend und spannend, sie fesselt einen und man möchte wissen, wie es weitergeht.

Dies war Stephan Abarbanells erster Roman, er hat seitdem noch mehr geschrieben, von denen ich sicher noch einige lesen werde.

Buchbeschreibung:

"Ein großes Panorama der Zeit, als in der Welt alles auf Anfang stand.

1946: Lilya Wasserfall ist im Widerstand gegen die britische Mandatsmacht in Palästina aktiv und hofft darauf, bei der nächsten großen Sabotageaktion eingesetzt zu werden. Doch sie bekommt einen ganz anderen Auftrag: Im zerstörten Deutschland soll sie nach dem verschollenen jüdischen Wissenschaftler Raphael Lind suchen. Nach Angaben der Briten ist er in einem Konzentrationslager ermordet worden, sein Bruder in Jerusalem hat jedoch Hinweise darauf, dass er noch lebt. Für Lilya beginnt eine abenteuerliche Reise, und bald merkt sie, dass ihr nicht nur der britische Geheimdienst auf den Fersen ist, sondern auch ein mysteriöser Verfolger, der mit allen Mitteln verhindern will, dass sie Raphael Lind findet.

Von den staubigen Straßen Jerusalems über das zerstörte London, von einem amerikanisch verwalteten München über das überfüllte Flüchtlingslager Föhrenwald, von Offenbach bis nach Berlin und in die Lüneburger Heide folgen wir einer so entschlossenen wie liebenswerten Protagonistin bei ihrer spannenden Spurensuche. Ein epischer Roman über die Welt im Schatten einer Katastrophe.
"

Im Buch erwähnt die Protagonistin einige deutsche Bücher, die sie gelesen hat, um ihr Deutsch zu verbessern::
Mann, Thomas "Tonio Kröger"
Kästner, Erich "Fabian"
Stifter, Adalbert "Nachsommer"
Baum, Vicki "Menschen im Hotel", "Tanzpause", "Welt ohne Sünde"

Dienstag, 18. Juni 2024

Küstenmacher, Werner Tiki "Die 3-Minuten-Bibel"

Küstenmacher, Werner Tiki "Die 3-Minuten-Bibel. Vitamine für die Seele" [The 3 Minute Bible] - 2004

Eine nette Einführung in die Bibel, eine schöne Idee, wenn man einmal ein paar Minuten abschalten möchte. Aber natürlich kein Ersatz für das Original.

Buchbeschreibung:

"Bestsellerautor Werner Tiki Küstenmacher stellt die besten Geschichten aus dem Buch der Bücher vor und verknüpft sie mit Erfahrungen und Beobachtungen aus unserem Alltag: Schlaglichter, für deren Lektüre man nicht länger als drei Minuten benötigt. Drei Minuten, die der Seele guttun und ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubern."

Montag, 17. Juni 2024

Paretti, Sandra "Der Wunschbaum"

Paretti, Sandra "Der Wunschbaum" - The Wishing Tree - 1975

Eigentlich nichts weiter als eine Liebesgeschichte, die ich vor vielen Jahren gelesen habe. Hätte auch ein Groschenroman sein können.

Der englische Untertitel sagt eigentlich schon alles: "The Saga of a Woman and Her Family and a Dream That Wouldn't Die": Die Saga einer Frau und ihrer Familie und ein Traum, der nicht sterben wollte. Das Umschlagfoto der englischen Ausgabe tut sein übriges.

Ich weiß aber, dass es Leser gibt, die diese Art Literatur mögen. Denn geschrieben war es ansonsten ganz gut.

Buchbeschreibung:

"Im Jahre 1900 ist sie siebzehn. Das Haus ihrer Eltern steht in Berlin, in Steglitz. Es ist ein großes Haus in einem großen Park; groß ist auch der Lebensstil der Familie, und doch ist alles nur die prunkvolle Fassade zerrütteter Finanzverhältnisse. Der Vater versucht alles, aber der Bankrott ist nicht mehr abzuwenden; das Familienunternehmen wird liquidiert, das Haus verkauft, die Familie bricht auseinander. Für Camilla, die jüngste Tochter, bleibt nichts, nur Erinnerungen und der leidenschaftliche Wunsch, eines Tages in das Haus in Steglitz zurückzukehren, in den Park mit der alten Linde, dem 'Wunschbaum', von dem die Legende erzählt, daß er Wünsche zu erfüllen vermag."

Freitag, 14. Juni 2024

Wickert, Ulrich "Alles über Paris"

Wickert, Ulrich "Alles über Paris" [Everything about Paris] - 2004

In der Buchbeschreibung heißt es: Ein Muss für alle Frankreichfans! Und das ist es auch. Paris ist etwas Besonderes, Paris ist einzigartig. Ulrich Wickert kennt sich dort wunderbar aus und kann so schön über die Stadt und seine Bewohner erzählen.

Dieses Buch steckt voll mit Informationen, die man sonst nicht überall findet. Eigentlich kein Reiseführer, aber doch einer der besten, die man finden kann. Und man bekommt noch historische Hintergründe dazu.

Und humorvolle Stellen findet man auch.

Es wäre mal wieder an der Zeit, Paris zu besuchen.

Buchbeschreibung:

"Ulrich Wickert, langjähriger ARD-Korrespondent in der Seine-Metropole, erzählt in diesem opulent und liebevoll gestalteten Band von seinem Paris: In Aufsätzen, Reportagen sowie unterhaltsamen Anekdoten und Randbemerkungen lässt er die 'Stadt aller Städte' lebendig werden. Leichtfüßig und mit dem sprichwörtlich französischen Charme führt er seine Leser durch die Boulevards und Gassen zu den schönsten Orten der Stadt, die seit jeher Künstler, Schriftsteller und Intellektuelle aus der ganzen Welt magisch anzieht.

Ein einzigartiges Buch über eine einzigartige Stadt und ein Muss für alle Frankreichfans!
"

Siehe auch: "Frankreich muss man lieben, um es zu verstehen"

Mittwoch, 12. Juni 2024

Frisch, Max "Homo Faber"

Frisch, Max "Homo Faber" - Homo Faber - 1957

Ich habe keine Ahnung, warum ich dieses Werk nie gelesen habe. Vielleicht, weil die meisten Schüler in Deutschland jede Art klassischer Literatur hassten, wobei klassisch bedeutet, dass sie etwa zehn Jahre vor unserer Schulzeit geschrieben wurde.

So viele Themen sind in diesem Buch. Max Faber ist Schweizer und arbeitet weltweit als Ingenieur. Seine Kollegen nennen ihn Homo Faber, was so viel heißt wie "der Mann, der Dinge herstellt", eine direkte Übersetzung aus dem Lateinischen.

Man merkt, dass er ein logischer Denker ist, aber seine Welt ist alles andere als logisch. Seine Gedanken wandern vom Zweiten Weltkrieg zur Liebe seiner Jugend oder vielleicht sogar zur Liebe seines Lebens. Seine Reise nach Mexiko endet in einer Vielzahl von Zufällen, die wir, wenn sie uns im wirklichen Leben passieren würden, niemals glauben würden. Max auch nicht. Und das macht ihn blind und lässt ihn das Offensichtliche ignorieren.

Wie auch immer, dieses Buch ist ein philosophisches, ein Denkerbuch. Wir reisen mit Walter durch Zeit und Raum, begleiten ihn aber auch auf seinem Weg zur Weisheit, in den "der, der sehen kann"-Teil seines Lebens.

Eine interessante Geschichte, eine gute Lektüre, ein toller Schreibstil.

Buchbeschreibung:

"Max Frischs Homo faber ist eines der wichtigsten und meistgelesenen Bücher des 20. Jahrhunderts: Der Ingenieur Walter Faber glaubt an sein rationales Weltbild, das aber durch eine 'Liebesgeschichte' nachhaltig zerbricht. Kein anderer zeitgenössischer Roman stellt derart ehrlich wie hintergründig die Frage nach der Identität des modernen Menschen."

Max Frisch hat 1976 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Ich habe ebenfalls "Biedermann und die Brandstifter" (The Arsonists) vom gleichen Autor gelesen.

Dienstag, 11. Juni 2024

Kröger, Theodor "Das vergessene Dorf"

Kröger, Theodor "Das vergessene Dorf. Vier Jahre Sibirien. Ein Buch der Kameradschaft" [The Forgotten Village] - 1934

Eine Geschichte über Russland, von einem Nicht-Russen geschreiben. Es ist nicht sicher, ob es sich hier tatsächlich um eine Autobiographie des Autoren handelt, aber wann ist man sich da schon hundertprozentig sicher.

Auf jeden Fall schafft er es, die Weiten und die Härte Sibiriens zu bschreiben, wie es schon im normalen Leben nicht so einfach ist, aber wenn man ganz von der übrigen Welt abgeschnitten ist, wird es noch furchtbarer.

Das Buch ist sehr mitreißend, sehr bewegend, man fühlt dermaßen mit den Protagonisten mit, dass einem fast selbst kalt dabei wird.

Es ist schon eine Weile her, seitdem ich dieses Buch gelesen habe, aber ich werde es nie vergessen.

Buchbeschreibung:

"10. August 1914. Beim Versuch, über die russisch-finnische Grenze zu fliehen, wird Theodor Kröger verhaftet. Von diesem Augenblick an ist er der Zaristischen Kriegsjustiz unentrinnbar ausgeliefert. Die Anklage lautet auf Mord und Spionage. Trotz härtester Verhörmethoden und systematischer Folterungen gelingt es nicht, ihm ein Geständnis abzuringen. Er wird zum Tode verurteilt. Einflußreichen Freunden im Hintergrund verdankt er jedoch seine Begnadigung zu lebenslänglicher Verbannung nach Sibirien. Hier erwarten ihn neue Abenteuer und Gefahren. Da sind die Mißstände in der kleinen Urwaldstadt Nikitino und die grausame Lage der in der Nähe internierten Kriegsgefangenen - aber auch Fayme, das schöne Tartarenmädchen, das sich seiner Liebe mit zarter und tiefer Leidenschaft öffnet, einer Liebe, die wie ein heiteres Abschiednehmen aus der Bitterkeit des Vergangenen seinem Leben einen neuen, glücklichen Sinn verheißt... So außergewöhnlich die Situationen sind und so entlegen die sibirische Landschaft für unser westliches Auge, die Kröger mit brillanter Schärfe und großer menschlicher Einfühlung beschreibt, so faszinierend gelingt es ihm, den Leser hinter dem Einzigartigen des Erlebten und Erlittenen jene Spur wieder aufnehmen zu lassen, die seine Odyssee durch Sibirien als einen Leidensweg für die vielen, die vor und nach ihm dorthin verbannt wurden, markiert hat."

Montag, 10. Juni 2024

Şafak, Elif "Unerhörte Stimmen"

Şafak, Elif "Unerhörte Stimmen" (Englisch: 10 Minutes 38 Seconds in This Strange World) - 2019

"Nun ist er mir auch mit dem Abschied von dieser sonderbaren Welt ein wenig vorausgegangen. Das bedeutet nichts. Für uns gläubige Physiker hat die Scheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur die Bedeutung einer, wenn auch hartnäckigen, Illusion." Albert Einstein zum Tod seines engsten Freundes Michele Besso

Dies ist mein fünfter Roman von Elif Şafak und ich habe sie alle sehr genossen. Nun ja, soweit man von genießen sprechen kann, wenn man über den Mord an einer Frau liest.

Wir folgen Leila von der Minute ihrer Geburt bis einige Minuten nach ihrem Tod und dann ihren Freunden. Wir erfahren, wie sie gelebt hat, wie sie in diese Situation geraten ist, wie ihre Freunde in ihre Situationen gekommen sind. Wir hören von Istanbul und Leilas Heimatstadt Van in Ostanatolien, direkt an der Grenze zum Iran.

Die Idee, dass man mehrere Minuten nach seinem Tod noch bei Bewusstsein sein kann, ist etwas, von dem ich noch nie gehört hatte. Aber dies gibt uns die Möglichkeit, alle Aspekte von Leilas Leben und Tod kennenzulernen, das ihrer Freunde und wie sie sie kennengelernt hat. Sie alle sind soziale Außenseiter, sie bilden ihre eigene Art von Familie und kämpfen dafür, sogar über den Tod hinaus.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert, von denen sich jeder von den anderen unterscheidet, aber alle tragen zu unserem Verständnis dieses Lebens bei.

Im ersten Teil lesen wir über Leilas Gedanken in den ersten Minuten nach ihrem Tod, sie denkt an ihre Familie und ihre Freunde. Alle Erinnerungen sind in die Geschichte eingebunden. Im zweiten Teil ist Leila tot und wir folgen ihren Freunden, die versuchen, sie an einem anständigen Ort zu begraben. Der dritte Teil handelt von Leilas Seele.

Dieser Roman ist außergewöhnlich. Ein außergewöhnliches Buch über eine außergewöhnliche Frau in einer außergewöhnlichen Stadt.

Buchbeschreibung:

"In Istanbul wird eine Prostituierte ermordet. Als sie noch lebte, war Leila trotz einiger Rückschläge stets eine beschwingte Person, die ihren Freunden auch in schweren Zeiten immer zur Seite stand. Und ausgerechnet sie wird begraben auf dem Friedhof der Geächteten, einer schändlichen Stätte für die Einsamen und Unerwünschten der Stadt: Kriminelle, Selbstmordattentäter, aber auch Obdachlose, Opfer von Ehrenmorden, Flüchtlinge und eben Prostituierte. Doch Leila ist der Meinung, sie gehöre nicht an diesen trostlosen Ort, und so fängt sie an, aus ihrem Grab heraus ihre Geschichte zu erzählen eine Geschichte voller Energie, Lebensfreude, Humor und tiefer Freundschaften, die selbst Leilas Schicksal noch verändern können."

Samstag, 8. Juni 2024

Hertmans, Stefan "Der Himmel meines Großvaters"

 

Hertmans, Stefan "Der Himmel meines Großvaters" (Niederländisch/Flämisch: Oorlog en terpentijn) - War and Turpentine - 2013

Ich hatte noch nie von diesem Autor gehört, obwohl er in den Niederlanden wahrscheinlich bekannt sein sollte, da es nicht so viele Länder gibt, die auf Niederländisch schreiben. Als er in unserem Lesekreisvorgeschlagen wurde, dachte ich, dies wäre eine gute Wahl, einen anderen belgischen Autor zu lesen.

Und das war es auch. Stefan Hertmans erzählt das Leben seines Großvaters anhand der Memoiren, die dieser geschrieben hat. Es ist eine herzerwärmende Geschichte über einen jungen Mann, der 23 war, als der Erste Weltkrieg begann und in einen Krieg ziehen musste, den niemand wollte. Sein Vater war Maler gewesen und er auch. Wir erfahren viel über diesen Teil seines Lebens, aber noch mehr über sein Leben in den Schützengräben auf den Feldern Flanderns.

Die Geschichte erzählt uns das Leben des Protagonisten als Kind, als junger Mann, als verheirateter Mann und später als alter Mann, teilweise durch sein eigenes Tagebuch. Aber es ist auch eine Geschichte über den Autor und wie er mit seinem Großvater aufwuchs.

Eine schöne Geschichte, gut erzählt, sehr malerisch.

Ich habe dies im niederländischen Original gelesen.

Buchbeschreibung:

"'Man kann alles, wenn man will!', sagt der alte Mann zu seinem Enkel und schwingt sich in den Kopfstand. Die wahre Willenskraft seines Großvaters begreift Stefan Hertmans jedoch erst, als er dessen Notizbücher liest, und beschließt, den Roman dieses Lebens zu schreiben. Eindringlich beschwört er eine bitterarme Kindheit in Belgien, zeigt den 13-Jährigen, wie er bei der Arbeit in der Eisengießerei davon träumt, Maler zu werden, und stattdessen im Ersten Weltkrieg an die Front nach Westflandern gerät. Dass der Mann, der dieses Grauen überlebt, fast am Tod seiner großen Liebe zugrunde geht, ist eines der Geheimnisse, denen der Enkel auf die Spur kommt. Mit seiner Hommage an den Großvater ist Hertmans ein grandioser Roman gelungen."

Wir haben dies in unserem internationalen Lesekreis im Mai 2018 besprochen.

Freitag, 7. Juni 2024

Wahl, Caroline "22 Bahnen"

Wahl, Caroline "22 Bahnen" [22 Lanes] - 2023

Eine sehr rührige Geschichte. Tilda lebt mit ihrer geschiedenen Mutter und ihrer kleinen Schwester in einer Wohnung. Sie studiert und arbeitet nebenher. Das Problem ist, die Mutter ist Alkoholikerin und somit ist Tilda nicht nur die Erzieherin ihrer Schwester als auch die Pflegerin ihrer Mutter. So etwas sollte niemandem zugemutet werden, schon gar nicht einem jungen Mädchen, das noch am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn, am Anfang ihres Lebens steht.

Eine gut geschriebene Geschichte, in der man nachvollziehen kann, wie es in Tilda aussieht, wie sie eigentlich nichts anderes wünscht als ein normales Leben, erst recht für ihre kleine Schwester.

Wenn man die Beschreibung so sieht, denkt man, dieses Buch könne seicht und kitschig sein. Ist es aber nicht. Man fühlt mit Tilda mit.

Buchbeschreibung:

"Tildas Tage sind strikt durchgetaktet: studieren, an der Supermarktkasse sitzen, sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern - und an schlechten Tagen auch um die Mutter. Zu dritt wohnen sie im traurigsten Haus der Fröhlichstraße in einer Kleinstadt, die Tilda hasst. Ihre Freunde sind längst weg, leben in Amsterdam oder Berlin, nur Tilda ist geblieben. Denn irgendjemand muss für Ida da sein, Geld verdienen, die Verantwortung tragen. Nennenswerte Väter gibt es keine, die Mutter ist alkoholabhängig. Eines Tages aber geraten die Dinge in Bewegung: Tilda bekommt eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt, und es blitzt eine Zukunft auf, die Freiheit verspricht. Und Viktor taucht auf, der große Bruder von Ivan, mit dem Tilda früher befreundet war. Viktor, der - genau wie sie – immer 22 Bahnen schwimmt. Doch als Tilda schon beinahe glaubt, es könnte alles gut werden, gerät die Situation zu Hause vollends außer Kontrolle.

'22 Bahnen' ist eine raue und gleichzeitig zärtliche Geschichte über die Verheerungen des Familienlebens und darüber, wie das Glück zu finden ist zwischen Verantwortung und Freiheit."

"22 Bahnen" wurde 2023 von den Deutschen Unabhängigen Buchhandlungen zum "Lieblingsbuch der Unabhängigen" gewählt.

Donnerstag, 6. Juni 2024

Becker, Jurek "Jakob der Lügner"

Becker, Jurek "Jakob der Lügner" - Jacob the Liar - 1969

Ich kenne den Autor dieses Buches durch andere Werke, z.B.
seine Fernsehserien in Deutschland. Seine Geschichten waren immer gut, aber dies ist das beste Werk seines Lebens. Ein Bewohner des Warschauer Ghettos versucht, seinen jüdischen Mitbrüdern zu helfen, zu überleben, indem er ihnen Lügen erzählt, dass die Russen fast da seien, um sie zu befreien. Die Art und Weise, wie dieser gewöhnliche Mensch, der genauso viel zu verlieren hat wie alle anderen, Menschen in ihren verzweifeltsten Momenten motiviert, ist so fesselnd.

Auf jeden Fall ist das Buch wirklich großartig, der Versuch des Autors, die Seele der Menschen in schwierigen Zeiten zu beschreiben, ist einzigartig und er leistet dabei hervorragende Arbeit.
Es gibt einen Film, den ich nicht gesehen habe, aber der soll auch sehr gut sein.


Buchbeschreibung:

"Die Rote Armee ist nur noch wenige hundert Kilometer entfernt, das hat Jakob Heym zufällig erfahren. Und er erzählt es den anderen, die mit ihm eingeschlossen sind im Ghetto einer polnischen Stadt und schon fast alle Hoffnung verloren haben. Und damit die anderen ihm auch glauben, behauptet Jakob, er habe ein Radio. Nun kommen alle zu ihm, um nach Neuigkeiten zu fragen, die Mut machen, weiter auszuhalten in einer Welt, in der die Deutschen die Vernichtung der Juden betreiben. So wird aus ihm Jakob der Lügner; er lügt, um den Menschen wieder Hoffnung zu geben und damit die Kraft zu widerstehen.

'Jurek Becker erzählt ohne Pathos und ohne Sentimentalität. Er zeigt nicht etwa den Widerstand, den heroischen Kampf, sondern den Alltag in einer Welt, in der sich beide Seiten - die Verfolger und die Verfolgten . an das Entsetzlichste gewöhnt haben. [...] Dieser Jakob, ein eher simpler Mensch, doch nicht ohne Phantasie und Humor, gibt den Bewohnern des Ghettos, was sie am meisten brauchen - etwas Hoffnung.' Marcel Reich-Ranicki, Frankfurter Allgemeine Zeitung"

Mittwoch, 5. Juni 2024

Krall, Hanna "Herzkönig"

Krall, Hanna "Herzkönig" (Polnisch: Król kier znów na wylocie) - Chasing the King of Hearts - 2006

Wir haben dies im Mai 2024 in unserem internationalen Online-Lesekreis besprochen.

Die Lebensgeschichte einer Jüdin, die im Holocaust ihre gesamte Familie verliert. Außer ihrem Mann. Sie ist sicher, dass er noch lebt und sucht überall nach ihm.

In der Beschreibung steht, dass es sich um eine wunderschöne Liebesgeschichte handelt. Und es ist eine. In gewisser Weise. Nur nicht das, was man normalerweise von einer Liebesgeschichte erwarten würde. Und der Stil ist völlig anders. Es liest sich wie ein Tagebuch. Aber es ist mehr als das. Ziemlich interessant.

Es ist erstaunlich, was ein Mensch tun kann, um seine Lieben zu retten.

Ein gutes Buch über eine starke Frau.

Buchbeschreibung:

"'Das ist der letzte Abschnitt meiner Reise, und es wäre dumm, wenn ich jetzt verrückt werden würde.'

Diese nüchterne Feststellung stammt von Izolda Regensberg alias Maria Pawlicka. Seit der Deportation ihres Mannes nach Auschwitz besteht der Sinn ihres Lebens allein darin, ihren Herzkönig zu befreien. Die fieberhaften Bemühungen werden von Absurditäten und Zufällen, von glücklichen und unglücklichen Fügungen begleitet. In Zeiten der Vernichtung wundert sich Izolda über keine Grausamkeit - auch nicht über die eigene.Bis Izolda schließlich im Mai 1945 im Lager Ebensee auf ihren Ehemann trifft, hat sie eine Odyssee von Lagern und Gefängnissen hinter sich. Das Paar kehrt mit 'polnischen' Pässen nach Polen zurück. Jahre später fliegt die geborgte Identität auf, und die beiden erhalten jüdische Pässe, die sie zur Ausreise nach Wien zwingen.

Izolda, die hervorragende Spezialistin im Überleben, muss erkennen, dass sie das Leben nach dem Überleben nicht in den Griff bekommt. Sie empfindet zunehmend Fremdheit gegenüber der Welt, deren Fixpunkt ihr verloren gegangen ist. Sie zieht zu den Töchtern nach Israel. Umgeben von alltäglichen politischen Ausnahmezuständen und unverständlichen Wortfetzen lebt sie in ihrer Erinnerung noch im Zweiten Weltkrieg.

'Herzkönig' handelt vom Schicksal polnischer Juden - jener, die durch den Holocaust umkamen, und jener, die ihn mit Verletzungen unterschiedlichster Art überlebten. Erschütternde historische Situationen korrespondieren mit persönlichen Katastrophen. Und für jede findet die Autorin knappe Sätze, die beim Leser einen tiefen Schrecken hinterlassen. So einfach und zugleich poetisch schreibt nur Hanna Krall."

Dienstag, 4. Juni 2024

Erpenbeck, Jenny "Aller Tage Abend"

Erpenbeck, Jenny "Aller Tage Abend" - The End of Days - 2012

Jenny Erpenbeck ist eine ziemlich bekannte deutsche Autorin, also dachte ich, es wäre an der Zeit, eines ihrer Bücher zu lesen. Ich wurde nicht enttäuscht. Was für ein interessantes Buch.

Wie lange wird ein Kind leben, was für ein Leben wird es sein? Wer wird da sein, wer wird um es trauern, wenn es stirbt. In diesem Buch bekommen wir ein Gefühl dafür, wie unterschiedlich ein Leben verlaufen kann und wie unterschiedlich das Ende sein kann. Ein sehr interessantes Konzept, das beschreibt, wie bestimmte Entscheidungen ein Leben beenden oder verlängern können.

Eine brillante Geschichte, die mit so viel Gelassenheit und Hingabe geschrieben ist, dass es fast so ist, als würde die Autorin über jemanden schreiben, den sie selbst persönlich kennt.

Ein sehr bewegendes Buch, ein großartiger Roman von einer großartigen Autorin.

Buchbeschreibung:

"Wie lang wird das Leben des Kindes sein, das gerade geboren wird? Wer sind wir, wenn uns die Stunde schlägt? Wer wird um uns trauern? Jenny Erpenbeck nimmt uns mit auf ihrer Reise durch die vielen Leben, die in einem Leben enthalten sein können. Sie wirft einen scharfen Blick auf die Verzweigungen, an denen sich Grundlegendes entscheidet. Die Hauptfigur ihres Romans stirbt als Kind. Oder doch nicht? Stirbt als Liebende. Oder doch nicht? Stirbt als Verratene. Als Hochgeehrte. Als von allen Vergessene. Oder doch nicht? Meisterhaft und lebendig erzählt Erpenbeck, wie sich, was wir 'Schicksal' nennen, als ein unfassbares Zusammenspiel von Kultur- und Zeitgeschichte, von familiären und persönlichen Verstrickungen erweist. Der Zufall aber sitzt bei alldem 'in seiner eisernen Stube und rechnet'."

Montag, 3. Juni 2024

Abulhawa, Susan "Während die Welt schlief"

Abulhawa, Susan "Während die Welt schlief" (Englisch: Mornings in Jenin - aka The Scar of David) - 2010

Jeder, der sich auch nur im Geringsten für den Weltfrieden interessiert, sollte dies lesen und sehen, wie viel Kummer es geben kann, wie viel Ärger Dinge verursachen können, wenn sie nicht gut genug durchdacht sind.

Das Problem begann lange bevor die Juden nach Palästina geschickt wurden, in "ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land". Das Problem dabei war, dass es kein Land ohne Volk war, die Palästinenser hatten dort viele, viele Jahre gelebt. Und man hätte es verstanden, wenn sie ihre neuen Siedler in die Gemeinden hätten integrieren lassen, aber das passiert nicht, und uns wird etwas völlig anderes beigebracht als das, was sie uns immer wieder beibringen.

Wer dieses Buch liest, wird die Welt nicht mehr in Schwarz und Weiß sehen, die Palästinenser als die Bösen und die Juden als die armen Leute, die nur Frieden wollen.

Ich war in Israel und habe viele jüdische Freunde. Ich liebe sie alle, ich liebe das Land, wäre sogar gerne dort geblieben. Ich habe mehrere andere Bücher und Artikel über Israel und seine Nachbarländer gelesen, sowohl von der jüdischen als auch von der palästinensischen Seite, also bin ich nicht hier, um zu urteilen.

Aber dieses Buch öffnet einem die Augen und zeigt einem, dass es in Israel viel mehr Politik gibt, als wir je erfahren werden.

Es ist ein herzzerreißender Roman, der Hass und Tränen, aber auch Liebe und Freude zeigt, der zeigt, wie Menschen sich selbst durch die größten Härten kämpfen und manche es trotzdem schaffen. Die Charaktere sind so gut beschrieben, dass man jeden einzelnen von ihnen ins Herz schließt.

Es ist so schwierig, dieses Buch zu beschreiben und ihm wirklich die volle Anerkennung zu geben. Ich kann nur sagen: Lest es!

Die Filmrechte wurden gekauft, aber noch nicht verwertet.


Buchbeschreibung:

"Jenin im Blumenmonat April: Früh morgens, bevor die Welt um sie herum erwacht, liest Amals Vater ihr aus den Werken großer Dichter vor. Es sind Momente des Friedens und des Glücks, die Amal ihr Leben lang im Herzen trägt - ein Leben, das im Flüchtlingslager beginnt, nach Amerika führt und dennoch stets geprägt ist vom scheinbar ausweglosen Konflikt zwischen Israel und Palästina.

Über vier Generationen erzählt Susan Abulhawa eine tief berührende Geschichte über den Verlust der Heimat, eine zerrissene Familie und die immerwährende Hoffnung auf Versöhnung.
"

Leseempfehlungen aus dem Buch und einige Ergänzungen von mir (nicht alle über Israel, aber wahrscheinlich alle lesenswert):
Barakat, Ibrisam "Tasting the Sky: A Palestinian Childhood" - 2007
Barghouti, Mourid "I Saw Ramallah" - 1997
Hosseini, Khaled "The Kite Runner" (Drachenläufer) - 2003
Hosseini, Khaled "A Thousand Splendid Suns" (Tausend Strahlende Sonnen) - 2007
Hosseini, Khaled "And the Mountains Echoed" (Traumsammler) - 2013
Karmi, Ghada "In Search of Fatima: A Palestinian Story" - 2002
Laird, Elizabeth "A Little Piece of Ground" (Ein Kleines Stück Freiheit: Eine Kindheit In Ramallah) - 2003
LeBor, Adam "City of Oranges" - 2006
Nusseibeh, Sari "Once Upon a Country: A Palestinian Life" (Es war einmal ein Land: Ein Leben in Palästina) - 2007
Said Makdisi, Jean "Teta, Mother, and Me: Three Generations of Arab Women" - 2004
Said, Edward "Out of Place: A Memoir" (Am falschen Ort) - 1999
Shehadeh, Raja "Palestinian Walks: Forays into a Vanishing Landscape" (Wanderungen in Palästina) - 2008
Tolan, Sandy "The Lemon Tree: An Arab, a Jew, and the Heart of the Middle East" - 2006

Ich habe für alle Bücher nach deutschen Übersetzungen gesucht. Dort, wo ich keinen Titel in Klammern gesetzt habe, gibt es keine deutsche Übersetzung. Noch nicht, hoffe ich.

Samstag, 1. Juni 2024

Rückert, Friedrich "Am Abend zu lesen"

Rückert, Friedrich "Am Abend zu lesen. Texte zum Nachdenken" [To Read in the Evening. Texts to Think About] ~ 1850/1860

Wer gerne Gedichte liest, ist hier gut bedient. Ob es um den "Herbsthauch" geht oder dem "Bäumlein, das andere Blätter gewollt", oder vielleicht das "Abendlied des Wanderes" aufgesagt wird, seine Beispiele und Parabeln sind alle sehr schön, vor allem, wenn man sie, wie empfohlen, am Abend liest. Man kann dann noch so schön nachdenken.

Ein Untertitel lautet auch "Aus der Weisheit des Brahmanen", d.h. es sind hier Auszüge aus seinem Werk "Die Weisheit des Brahmanen".

"Kein eitler Kummer frommt; sonst wird die Frist verfließen, und du wirst nicht einmal auch hier dein Reich genießen."

Buchbeschreibung:

"Rückerts 'kleine Gedichte' aus dem Nachlaß bilden das größte Poesie-Werk des 19. Jahrhunderts: ein Protokoll zuletzt einer ganzen Epoche und ihres Vergehens."