Montag, 10. Juni 2024

Şafak, Elif "Unerhörte Stimmen"

Şafak, Elif "Unerhörte Stimmen" (Englisch: 10 Minutes 38 Seconds in This Strange World) - 2019

"Nun ist er mir auch mit dem Abschied von dieser sonderbaren Welt ein wenig vorausgegangen. Das bedeutet nichts. Für uns gläubige Physiker hat die Scheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur die Bedeutung einer, wenn auch hartnäckigen, Illusion." Albert Einstein zum Tod seines engsten Freundes Michele Besso

Dies ist mein fünfter Roman von Elif Şafak und ich habe sie alle sehr genossen. Nun ja, soweit man von genießen sprechen kann, wenn man über den Mord an einer Frau liest.

Wir folgen Leila von der Minute ihrer Geburt bis einige Minuten nach ihrem Tod und dann ihren Freunden. Wir erfahren, wie sie gelebt hat, wie sie in diese Situation geraten ist, wie ihre Freunde in ihre Situationen gekommen sind. Wir hören von Istanbul und Leilas Heimatstadt Van in Ostanatolien, direkt an der Grenze zum Iran.

Die Idee, dass man mehrere Minuten nach seinem Tod noch bei Bewusstsein sein kann, ist etwas, von dem ich noch nie gehört hatte. Aber dies gibt uns die Möglichkeit, alle Aspekte von Leilas Leben und Tod kennenzulernen, das ihrer Freunde und wie sie sie kennengelernt hat. Sie alle sind soziale Außenseiter, sie bilden ihre eigene Art von Familie und kämpfen dafür, sogar über den Tod hinaus.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert, von denen sich jeder von den anderen unterscheidet, aber alle tragen zu unserem Verständnis dieses Lebens bei.

Im ersten Teil lesen wir über Leilas Gedanken in den ersten Minuten nach ihrem Tod, sie denkt an ihre Familie und ihre Freunde. Alle Erinnerungen sind in die Geschichte eingebunden. Im zweiten Teil ist Leila tot und wir folgen ihren Freunden, die versuchen, sie an einem anständigen Ort zu begraben. Der dritte Teil handelt von Leilas Seele.

Dieser Roman ist außergewöhnlich. Ein außergewöhnliches Buch über eine außergewöhnliche Frau in einer außergewöhnlichen Stadt.

Buchbeschreibung:

"In Istanbul wird eine Prostituierte ermordet. Als sie noch lebte, war Leila trotz einiger Rückschläge stets eine beschwingte Person, die ihren Freunden auch in schweren Zeiten immer zur Seite stand. Und ausgerechnet sie wird begraben auf dem Friedhof der Geächteten, einer schändlichen Stätte für die Einsamen und Unerwünschten der Stadt: Kriminelle, Selbstmordattentäter, aber auch Obdachlose, Opfer von Ehrenmorden, Flüchtlinge und eben Prostituierte. Doch Leila ist der Meinung, sie gehöre nicht an diesen trostlosen Ort, und so fängt sie an, aus ihrem Grab heraus ihre Geschichte zu erzählen eine Geschichte voller Energie, Lebensfreude, Humor und tiefer Freundschaften, die selbst Leilas Schicksal noch verändern können."

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