Stein, Gertrude "Paris Frankreich. Persönliche Erinnerungen" (Englisch: Paris France) - 1940
Ich hatte etwas anderes von diesem Buch erwartet. Kindheitserinnerungen gab es nur sehr wenige. Beobachtungen über Frankreich, gut, man könnte es so nennen. Aber irgendwie dachte ich, dass einige Geschichten über ihren Salon enthalten sein könnten, damit wir mehr über Gertrude Steins Leben in Frankreich erfahren könnten. Oder zum Beispiel eine Anekdote über Ernest Hemingway oder einen der anderen häufigen Besucher, Pablo Picasso. Oder Silvia Beach, Ezra Pound, F. Scott Fitzgerald, alle ihre berühmten Freunde hören würden.
Ich will damit aber nicht sagen, dass mir das Buch nicht gefallen hat. Ihr Stil ist ziemlich einzigartig, im Deutschen haben wir den Ausdruck "sie redet ohne Punkt und Komma" und genau das tut sie auch. Hier zum Beispiel ein Auszug (übersetzt von mir aus dem englischen Original): "Ein Amerikaner, der so weit gelesen hatte, wie es geschrieben war, sagte zu mir, aber Sie erwähnen nicht das Verhältnis von Franzosen zu Franzosen, von Franzosen zu Französinnen von Französinnen zu Französinnen von Französinnen an französische Kinder französischer Männer an französische Kinder französischer Kinder an französische Kinder."
Eine Sache hat mich jedoch verwirrt. Das Buch stammt angeblich aus dem Jahr 1940, aber sie erwähnt oft Dinge, die sie erst nach Kriegsende hätte wissen können, zum Beispiel, wie viele Menschen in dem Dorf, in dem sie lebte, getötet wurden. Oder sogar wann der Krieg endete. Wie kann das sein?
Ich mochte ihre Art, die Franzosen zu beschreiben. Ich habe sie immer als nette, freundliche Menschen kennengelernt, die ihr Essen lieben und ihre Geschichte lieben. Nun, das Essen ist gut, aber meiner Meinung nach ist das Essen in Belgien viel besser. Und ich weiß, was die Franzosen dazu sagen werden: Quel affront!
Ich habe dies im Rahmen des "Read the Year Club"s gelesen.
Buchbeschreibung:
"'Schriftsteller haben zwei Länder, eines, wohin sie gehören, und eines, in dem sie wirklich leben …, um darin frei zu sein.' Paris Frankreich ist eine beredte Liebeserklärung der Amerikanerin Gertrude Stein (1874-1946) an Paris, die Stadt ihrer Wahl, die 'denjenigen von uns entsprach die die Kunst und Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts schaffen sollten', und an das Land insgesamt. Sie beschäftigt sich mit der Hauptstadt ebenso wie mit dem ganzen Land - sowie mit ihren Befürchtungen angesichts des heraufziehenden Kriegs. Paris, France wurde an dem Tag veröffentlicht, als Paris vor den Deutschen kapitulierte, was Gertrude Steins leidenschaftlich vertretenem Selbstbetrug, der sie hatte behaupten lassen, einen (zweiten) Weltkrieg werde es nicht geben, den Garaus machte."
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