Montag, 24. April 2023

Machfus, Nagib "Die Midaq-Gasse"

Machfus, Nagib "Die Midaq-Gasse" (Arabisch: Zuqaq El Midaq/زقاق المدق) - Midaq Alley - 1947

Dies ist mein fünftes Buch des mit dem Nobelpreis ausgezeichneten ägyptischen Autors Nagib Machfus.
Und jedes scheint noch besser zu sein als das letzte. Aber das liegt wahrscheinlich nur daran, dass es das neueste ist. Sie sind alle brillant. Er war einfach so ein fantastischer Autor. Wir lernen die Menschen in der Midaq-Gasse kennen, als ob wir die meiste Zeit unseres Lebens unter ihnen gelebt hätten.

Ein Krieg tobt in Europa und schlägt auch in Ägypten Wellen, wenn auch nicht so, wie wir vielleicht denken.


Die Gasse liegt im ärmeren Teil von Kairo mit seinen Bewohnern, die der ärmeren Bevölkerung angehören, wahrscheinlich dem unteren Ende der Mittelschicht.
Sie alle haben ihre Träume von einem besseren Leben, von der Straße wegzukommen, obwohl die meisten von ihnen wissen, dass sie hier hingehören und woanders vielleicht nicht leben könnten.

Es ist fast wie in einem Dorf.
Wenn jemand an einem Ende der Straße hustet, ist er laut den Leuten auf der anderen Seite innerhalb von fünf Minuten schon tot. Jeder weiß alles über die anderen, man hat keine Geheimnisse. Das hat natürlich seine Vor- und Nachteile.

Diese Geschichte hätte also woanders stattfinden können, vielleicht sogar vor unserer Haustür, aber der Autor erzählt uns das Leben seiner Landsleute.
Wer noch nichts von diesem Autor gelesen hat, sollte ihn unbedingt versuchen.


Buchbeschreibung:

"'Welches Kairo meine ich? Das Kairo der Fatimiden, der Mamluken oder das der Sultane? Allein Gott und die Archäologen wissen das. Auf jeden Fall ist diese Gasse ein geschichtliches Denkmal, und zwar ein wertvolles. Wie auch nicht, wo doch die mit Steinplatten belegte Straße direkt zur Sanadiquija-Straße hinunterführt, diesem historischen Winkel mit dem berühmten Kirscha-Kafeehaus, mit seinen Wänden voller Arabesken aus längst vergangener Zeit, bröckelig und morsch nun, und mit dem starken Duft uralter Heilkräuter, die mittlerweile zu wohlduftenden Parfums geworden sind. Obwohl die Gasse fast gänzlich ausgeschlossen vom Getriebe der Welt lebte, war sie doch vom Lärm ihres eigenen Lebens erfüllt, einem Leben, das in tiefstem Innern unlösbar im Ganzen, vollen Sein verwurzelt war und erst noch die Geheimnisse der alten, vergangenen Welt in sich barg und bewahrt.'

Kairo, Mitte der vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts: In der Midaq-Gasse tummeln sich alle, etwa Onkel Kamil, der Bonbonverkäufer, oder Abbas al-Hilu, der Friseur; es gibt den alten Dichter, dem das Radio die Zuhörer raubt, und Zita, den Knochenbrecher, dessen Beruf es ist, erfolgreiche Bettler zu schaffen. Doch in der Gasse ist der Rhythmus einer neuen Zeit gefahren. Davon kann Umm Hamida, die Heiratsvermittlerin, erzählen. Manche wollen fort wie Hussein, der zur britischen Armee geht. Die schöne Hamida will nicht in Kleinbürgerlichkeit versauern, sondern mittels Heirat aufsteigen zu Reichtum, Macht und Ansehen. Abbas aber, der  Hamida liebt, würde wohl zufrieden sein mit seinem Leben in der Gasse, aber dann entschließt er sich doch, sie zu verlassen ..."

Nagib Machfus erhielt den Nobelpreis für Literatur 1988 als "Wegbereiter neuer (sozialkritischer) ägyptischer Erzählkunst zwischen Tradition und Moderne".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

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