Samstag, 13. April 2024

Walls, Jeannette "Schloss aus Glas"

Walls, Jeannette "Schloss aus Glas" (Englisch: The Glass Castle: A Memoir) - 2005

Was würde man tun, wenn die Kindheit mehr als außergewöhnlich wäre, wenn man alles versuchen würde, um ihr zu entkommen und es endlich schaffte, herauszukommen? Jeannette Walls erzählt uns ihre Geschichte, die Geschichte ihrer Eltern, ihrer Geschwister und ihrer selbst. Vom Aufwachsen auf der Straße, nie zu wissen, ob sie am nächsten Tag etwas zu essen hatten, geschweige denn, einen Schlafplatz zu finden, bis hin zur Karriere als Top-Journalistin. Das ist ein extrem langer Weg und Jeanette Walls kann dies so beschreiben, als ob man dort gewesen wäre. Der Bericht über ein Leben, das sowohl verheerend als auch ermutigend ist.

Interessant.

Buchbeschreibung:

"Der innere Konflikt der Autorin, der sie jahrelang schweigen ließ, wird bereits in der Einleitung deutlich. An einem stürmischen Märzabend befindet sich die bekannte Kolumnistin Jeanette Walls auf dem Weg zu einer Party. Ihre Vorfreude weicht schlagartig, als sie vom Taxi aus die zerlumpte alte Frau mit dem verfilzten Haar erblickt, die gerade einen Müllcontainer durchwühlt. Sie erkennt die vertrauten Bewegungen, die Art, wie sie den Kopf schieflegt, um ihren Fund zu begutachten. Schockiert und beschämt kehrt Jeanette Walls in ihr nobles Appartment auf der Park Avenue zurück. 'The Party is over!' -- Die Vergangenheit war zurückgekehrt. Die Pennerin auf der Straße war Jeanette Walls eigene Mutter. Eine Kindheit der etwas anderen Art zieht noch einmal vorüber.

'Wir türmten ständig, meistens mitten in der Nacht!' -- Ob solche Eltern für Jeanette und ihre beiden Geschwister (ein viertes kam später hinzu), eher Segen oder Fluch darstellten, mag der Leser entscheiden. Mit einer Art Hippie-Philosophie und einem nonkonformistischen Besserwissertum, das zuweilen nervt, ausgestattet, hatten Rex und Rose Mary Walls beschlossen, allem Konsum den Kampf anzusagen. Ein naturhaftes Leben 'on the road' sollte den Kindern 'echte Werte' vermitteln. Ein zwiespältiges Unterfangen bei einem Vater, der in lichten Momenten seinen Kindern die Welt erklärte, Sterne vom Himmel holte und ihnen ein 'Schloß aus Glas' versprach, dann wieder klaute wie ein Rabe, und sich in den finstersten Phasen seiner Trunksucht gar in einen regelrechten Berserker verwandeln konnte.

Auch die Mutter, eine vor jeder Arbeit zurückscheuende verhinderte Künstlerin, bot kein rechtes Gegenmodell. Jeanette Walls indes beschloss rückblickend, die positiven Aspekte ihrer 'Erziehung' herauszustellen. Die ständige Flucht vor 'den Handlangern, Blutsaugern, der Gestapo', wie der Vater seine Verfolger verwünschte, die Nahrungsaufnahme aus Müllcontainern, die zerschlissene Kleidung -- das gewählte Außenseitertum gerät bei ihr nicht zum Mangel sondern zum Lebensgewinn.

Wie das elterliche Fantasiegebäude erste Risse bekam und die allmähliche Abspaltung erfolgte, wird mit leisem Humor, großer erzählerischer Kraft und (nicht immer nachvollziehbarer) Liebe abgehandelt."

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