Dienstag, 30. April 2024

Noort, Tamar "Die Ewigkeit ist ein guter Ort" - 1923

Noort, Tamar "Die Ewigkeit ist ein guter Ort" [Eternity is a good place] - 2023

Unser Lesekreisbuch für März 2024.

Die Protagonistin ist eine junge Pastorin, die demnächst die Gemeinde ihres Vaters übernehmen soll. Dann bekommt sie Gottdemenz. Das Wort hatte ich noch nie gehört und ich denke, es gab es auch vorher nicht.

Das Interessanteste an der Geschichte ist der Versuch der Hauptfigur, zu sich selbst zu finden. Will sie wirklich Pastorin sein? Oder haben ihr das nur ihre Eltern eingeredet? Das ist sicher immer das Problem, wenn man den Beruf der Eltern wählt.

Das einzige Problem, das ich mit der Geschichte hatte, war die Tatsache, dass ihr Bruder in jungen Jahren ertrunken ist, genau wie der Bruder der Protagonistin eines meiner letzen Bücher. Aber dafür kann die Autorin nichts. Sie hat auf jeden Fall ein gutes Buch geschrieben über die Nöte der Menschen. Wir können gespannt auf ihre nächste Geschichte sein.

Buchbeschreibung:

"Eine Geschichte über Festhalten und Loslassen, Himmel und Erde und das, was dazwischen ist. Elke ist eine junge Pastorin, die in Köln arbeitet. Als sie eines Tages einer alten Dame am Sterbebett das Vaterunser sprechen soll, kommt ihr kein Wort über die Lippen. Sie hat den Text vergessen, und zwar sämtlicher Gebete. Ist das Gottdemenz?

Elke beschließt, in die norddeutsche Provinz zu fahren, an den Ort ihrer Kindheit. Doch auch nach all den Jahren fühlt es sich seltsam an, mit ihren Eltern am Esstisch zu sitzen, wenn der vierte Platz leer bleibt. Elke trifft Eva wieder, die ehemalige Freundin ihres Bruders, der damals zu weit im See hinausschwamm. Und während sie am Ufer sitzt und aufs Wasser schaut, ahnt Elke, wo sie beginnen muss, nach den verloren gegangenen Worten zu suchen. Ein hinreißender Roman voller Leichtigkeit und Tiefe, wortgewandt und fantasievoll. Für einen Auszug aus diesem Debüt gewann Tamar Noort den Hamburger Literaturpreis."

Montag, 29. April 2024

Brontë, Emily "Sturmhöhe"

Brontë, Emily "Sturmhöhe" (Englisch: Wuthering Heights) - 1847

"Wuthering Heights".  Ich liebe klassische Bücher. Ich liebe englische Klassiker. Ich liebe klassische englische Bücher aus dem 19. Jahrhundert. Ich liebe die Brontë-Schwestern. (Brontë sisters).

Ich mag diesen Roman einfach nicht. Es tut mir leid. Ich würde es gerne mögen, und ich bin mir sicher, dass es Romane aus dieser Zeit gibt, die mir gefallen haben, weil sie den Büchern, die ich mag, so ähnlich sind. Ich kann mit diesem einfach nicht.

Wo soll ich anfangen? Ich liebe das Moor. Ich bin im Moor groß geworden. Das kann es also nicht sein. Die Geschichte zwischen Catherine und Heathcliff ist zumindest am Anfang interessant.

Ich stehe einfach nicht auf Geistergeschichten. Nicht, dass ich Angst vor Gespenstern hätte, man kann keine Angst vor etwas haben, an das man nicht glaubet. Also, tut mir leid, Frau Brontë, aber Sie hatten einen guten Start, hatten einen schönen Plan und dann haben Sie "versagt".

Ich weiß, dass viele Leute anderer Meinung sind, aber ich fühle es einfach so.

Ich habe "Jane Eyre" (Jane Eyre) von Charlotte Brontë und "The Tenant of Wildfell Hall" (Die Herrin von Wildfell Hall ) von Anne Brontë gelesen, wundervolle Kreationen. Das hier hat mir einfach nicht gefallen.

Buchbeschreibung:

"Der Findling Heathcliff wächst bei Familie Earnshaw auf dem Gutshof Wuthering Heights in Yorkshire auf. Mit deren stürmischer und leidenschaftlicher Tochter Catherine verbindet ihn eine tiefe Freundschaft. Als der Stiefbruder nach dem Tod des Vaters dem Alkohol und der Spielsucht verfällt und beide terrorisiert, entschließt sich Catherine entgegen ihrer Gefühle, den reichen und angesehenen Nachbarn Edgar Linton zu ehelichen. Der schwer gekränkte Heathcliff schwört, sich daraufhin an beiden Familien zu rächen...

Emily Brontës einziger Roman, zuerst 1847 unter Pseudonym erschienen, gehört als eines der außergewöhnlichsten Werke des viktorianischen Zeitalters längst zum Kanon der Weltliteratur.
"

Freitag, 26. April 2024

Guterson, David "Schnee, der auf Zedern fällt"

Guterson, David "Schnee, der auf Zedern fällt" (Englisch: Snow Falling on Cedars) - 1994

David Gutersons erstes Buch, nicht mein erster Guterson. Ich habe zuerst "East of the Mountains" (Östlich der Berge) gelesen und war total begeistert. Also musste ich dieses Buch lesen, das sein erster großer Erfolg war.

Was kann ich sagen? Absolut brillant. Wenn man in Deutschland aufwächst, hört man alles über den Zweiten Weltkrieg, also über alles, was die Deutschen taten und wohin die Deutschen gingen und über jeden, der nach Deutschland kam usw. Vom pazifischen Teil des Krieges hört man kaum etwas. Was haben die Japaner gemacht? Wir haben alle von Pearl Harbor gehört, aber das ist auch schon alles. Sie erzählen uns nie, was mit den Japanern passiert ist, die vor Kriegsbeginn in den USA lebten und mit der Situation absolut nichts zu tun hatten. Sagenhaft! Was für eine Geschichte. Was für ein erstaunlicher Bericht über einen tragischen Teil der Geschichte.

Ich habe auch "Our Lady of the Forest" (Unsere liebe Frau vom Wald) und "The Other" (Der Andere) sowie "Ed King" (Ed King) gelesen, in denen Guterson weiterhin ein großartiger Autor ist.

Buchbeschreibung:

"Der Roman spielt auf der Insel San Piedro nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein mysteriöser Mordfall läßt alte Familienfehden, Jugendlieben und die im Weltkrieg entstandenen Spannungen zwischen der japanischen und angelsächsischen Inselbevölkerung wieder aufleben. Der Hauptverdächtige, gegen den alle Indizien sprechen, ist der japanische Lachsfischer Kabuo. Ishmael Chambers, Reporter, Redakteur und Herausgeber der einzigen Zeitung der Insel, versucht den Hergang des Verbrechens zu rekonstruieren. Wie der stetig fallende Schnee die Landschaft verändert, so verdichten sich Hinweise und Indizien, bis am Ende von Chambers' geduldiger Suche die Wahrheit steht."

Donnerstag, 25. April 2024

Calvino, Italo "Wenn ein Reisender in einer Winternacht"

Calvino, Italo "Wenn ein Reisender in einer Winternacht" (Italienisch: Se una notte d'inverno un viaggiatore) - If on a Winter's Night a Traveller - 1979

Eines der seltsamsten - aber auch interessantesten - Bücher, die ich je gelesen habe. Ein Leser versucht, ein Buch mit dem Titel "Wenn ein Reisender in einer Winternacht" zu lesen. Das Buch handelt teilweise vom Leben des Lesers und teilweise von den Büchern, die er zu lesen versucht.

Ein interessantes Konzept, so ein Buch habe ich noch nie gelesen. Ich mag keine Kurzgeschichten, aber das sind keine Kurzgeschichten, das sind die Anfänge langer Geschichten, aber wir hören nie das Ende, also müssen wir sie selbst erfinden. Bringt den Leser zum Nachdenken.

Eines meiner Lieblingsbücher.

Buchbeschreibung:

"Wenn ein Reisender eine Buchhandlung betritt und nach dem neuen Roman von Italo Calvino fragt, dann kann er allerhand erleben. Er kauft das Buch und merkt beim Lesen, dass sich die Handlung an der spannendsten Stelle wiederholt. Auch hat die Buchbinderei versehentlich Druckbogen eines anderen Buches mit hineingebunden. Also kauft er das neue Buch und schon ist er mittendrin in einem brillanten Verwirrspiel, bei dem er von einer Geschichte in die nächste gerät, immer auf der Suche nach dem neuen Roman von Italo Calvino.

Mittwoch, 24. April 2024

McCourt, Frank "Die Asche meiner Mutter"

McCourt, Frank "Die Asche meiner Mutter" (Englisch: Angela's Ashes) - 1996

Ich habe dieses Buch vor langer Zeit in meinem ersten Lesekreis in England gelesen. Eine wundervolle Autobiografie, so lebendig. Und elend. Was für ein elendes Leben. Tolstoi beginnt "Anna Karenina" (Anna Karenina) mit: "Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Weise." Frank McCourt fügt sogar hinzu: "Schlimmer als die gewöhnliche unglückliche Kindheit ist die unglückliche irische Kindheit." Nun, diese Familie hat eine sehr elende Kindheit und Frank McCourt hat ein unglaubliches Talent, dies zu beschreiben. Man fragt sich, wie Menschen so leben können. Ein alkoholkranker Vater, kranke Kinder, kein Job, kein Geld, kein Essen.

Aber in diesem Buch steckt auch Hoffnung, und Frank McCourt ist der beste Beweis dafür. Trotz seiner elenden Kindheit gelang es ihm, Lehrer und dann Autor zu werden, der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde.

Wir haben darüber im Juni 1999 in unserem britischen Lesekreis geesprochen.

Buchbeschreibung:

"'Natürlich hatte ich eine unglückliche Kindheit; eine glückliche lohnt sich ja kaum. Schlimmer als die normale unglückliche Kindheit ist die unglückliche irische Kindheit, und noch schlimmer ist die unglückliche irische katholische Kindheit', so beginnt Frank McCourt seine Erinnerungen an die armseligen Kinder- und Jugendjahre in den Slums von Limerick. In seinem Buch, geschrieben mit Humor und Sprachwitz, verbinden sich erschütternde Begebenheiten, skurrile Charaktere, tiefstes Elend und höchste Lebenslust."

Sein zweites Buch "'Tis" (Ein rundherum tolles Land) erzählt uns von seinem Leben in den USA und sein drittes "Teacher Man" (Tag und Nacht und auch im Sommer) von seinem Leben als Lehrer.

Frank McCourt erhielt den Pulitzer Preis für seine Autobiographie in 1997. 

Dienstag, 23. April 2024

Janesch, Sabrina "Sibir"

Janesch, Sabrina "Sibir" [Sibiria] - 2023

Die Geschichte von Josef, der mit 10 Jahren nach Sibirien verschleppt wird. Und von seiner Tochter Leila, die in Deutschland aufwächst. Eine Geschichte über verschiedene Generationen, aber auch über eine Vergangenheit, die diese gemeinsam bewältigen müssen.

Dies ist auch eine Geschichte über Einwanderer, Aussiedler, we auch immer wir sie bezeichnen, und wie sie in der neuen Gegend zurechtkommen müssen. Josef hat dies zweimal erlebt und sieht auch die Neuankömmlinge, die wesentlich später nach Deutschland kommen. Auch wenn wir nicht viel von ihnen hören, so merken wir doch, wie es ihn berührt und was diese Situation für ihn bedeutet.

Ein Buch, das mir ein Lesekreismitglied empfohlen und geliehen hat mit den Worten, "ein Buch über die Vergangenheit, das auch für die heutige Zeit bedeutend ist." Recht hat sie.

Buchbeschreibung:

"Furchterregend klingt das Wort, das der zehnjährige Josef Ambacher aufschnappt: Sibirien. Die Erwachsenen verwenden es für alles, was im fernen, fremden Osten liegt. Dorthin werden Hunderttausende deutscher Zivilisten - es ist das Jahr 1945 - von der Sowjetarmee verschleppt, unter ihnen auch Josef. Kasachstan ist das Ziel. Dort angekommen, findet er sich in einer harten, aber auch wundersamen, mythenvollen Welt wieder - und er lernt, sich gegen die Steppe und ihre Vorspiegelungen zu behaupten.

Mühlheide, 1990: Josef Ambacher wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert, als nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine Woge von Aussiedlern die niedersächsische Kleinstadt erreicht. Seine Tochter Leila steht zwischen den Welten und muss vermitteln - und das zu einem Zeitpunkt, an dem sie selbst den Spuk der Geschichte zu begreifen und zu bannen versucht.

Sabrina Janesch erzählt mitreißend und in leuchtenden Farben die Geschichte zweier Kindheiten, einmal in Zentralasien nach dem Zweiten Weltkrieg, einmal fünfzig Jahre später in Norddeutschland. Dabei spannt sie meisterhaft einen Bogen, der unbekannte, unerzählte Kapitel der deutsch-russischen Geschichte miteinander verbindet. Ein großer Roman über die Suche nach Heimat, die Geister der Vergangenheit und die Liebe, die sie zu besiegen vermag."

Montag, 22. April 2024

Ryan Hyde, Catherine "Als ich dich fand"

Ryan Hyde, Catherine "Als ich dich fand" (Englisch: When I found you) - 2009

Ein Mitglied meines Lesekreises sagte, ihr gefielen die Bücher von Catherine Ryan Hyde wirklich gut. Da ich noch nie von ihr gehört hatte, lieh sie mir einen ihrer Titel.

Es sieht so aus, als ob Mrs. Hyde eine sehr fleißige Autorin ist, denn seit 1997 hat sie 24 Bücher veröffentlicht, dieses ist ihr elftes.

Viele Themen werden in diesem Buch angesprochen. Nicht, dass es dadurch oberflächlich wird oder so, die ganze Geschichte ist sehr berührend und die verschiedenen Themen gehen perfekt ineinander über. Aussetzen von Kindern, Pflegekinder, Profisport, frühe Liebe, späte Liebe, Armut. Bei all diesen Themen könnte man meinen, es handele sich eher um ein seichtes Buch, um Chick-Lit, aber das war nicht der Fall. Es hat mir sehr gut gefallen.

Buchbeschreibung:

"Als Nathan McCann ein halbvergrabenes Baby im Wald findet, geht er davon aus, dass es tot ist. Doch dann bewegt es sich, und in einem einzigen kurzen Moment ändert sich Nathans Leben für immer. Der kleine Junge wird zu seiner Großmutter geschickt, um bei ihr aufzuwachsen, aber Nathan kann ihn nicht vergessen, und er stattet der alten Frau einen Besuch ab. Er bittet um ein einfaches dass sie Nathan irgendwann dem Jungen vorstellen und ihm erzählen wird, dass er der Mann ist, der ihn im Wald gefunden hat. Die Jahre vergehen, und Nathan nimmt an, dass die alte Dame ihr Versprechen vergessen hat, bis eines Tages ein wütender, schwieriger Junge mit einem Koffer in der Hand vor seiner Haustür steht …"

Samstag, 20. April 2024

Pleschinski, Hans "Königsallee"

 

Pleschinski, Hans "Königsallee" [King's Alley] - 2013

Ein interessantes Buch über einen Teil des Lebens eines Autors, den ich sehr bewundere.

Wer Thomas Mann mag, kommt eigentlich an diesem Buch nicht vorbei. Keine Biografie, aber doch ein Einblick in sein Leben. In diesem Buch ist er immerhin 79 Jahre alt und steht ein Jahr vor seinem Tod.

Ob sich alles genauso zugetragen hat, können sicher nur die Beteiligten bestätigen, die allerdings mittlerweile wohl nicht mehr unter uns weilen.

Es gibt sicher noch mehr interessante Bücher über diese bekannte Familie und diesen vielgelesenen Schriftsteller. Wenn mir jemand ein gutes empfehlen kann, würde ich das gerne lesen.

Buchbeschreibung:

"Sommer 1954: Thomas Mann kommt zusammen mit seiner Frau Katia nach Düsseldorf, um aus dem 'Felix Krull' zu lesen, der sich zum Bestseller entwickelt. Im selben Hotel, dem 'Breidenbacher Hof', ist gleichzeitig Klaus Heuser, auf Heimaturlaub aus Asien, mit seinem Freund Anwar abgestiegen, ein Zufall, der es in sich hat. Denn Klaus Heuser, den er 1927 kennengelernt hatte, gehört zu Thomas Manns großen Lieben. In der Figur des Joseph hat er ihm ein Denkmal gesetzt. Nun sorgt die mögliche Begegnung der beiden für größte Unruhe, zusätzlich zu dem Aufruhr, den der Besuch des ins Exil gegangenen Schriftstellers im Nachkriegs-Deutschland ohnehin auslöst. Erika Mann mischt sich ein, Golo Mann und Ernst Bertram verfolgen ihre eigenen Ziele, und die Honoratioren der Stadt ringen um Haltung. Dazwischen die ewigen Fragen der Literatur, nach Ruhm und Verzicht, der Verantwortung des Künstlers und dem Preis des eigenen Lebens, nach dem Gelingen und Rang.

Anschaulich und dezent, auf der Folie realer Vorkommnisse und bisher unbekannter Dokumente, dabei mit einem Anklang an '
Lotte in Weimar', lebendig und kenntnisreich, atmosphärisch und voll sprechender Details und unvergesslicher Figuren erzählt Hans Pleschinski in diesem großen Roman von Liebe, Verantwortung und Literatur - und von den 50er-Jahren in Deutschland."

Freitag, 19. April 2024

Moyes, Jojo "Ein ganzes halbes Jahr"

Moyes, Jojo "Ein ganzes halbes Jahr" (Englisch: Me Before You) - 2012 

Eine Freundin hat dieses Buch empfohlen. Als ich die Beschreibung überprüfte, klang sie für mich etwas zu "einfach". Meine Freundin versicherte mir, dass dies nicht der Fall sei, und als ich dann auf das Buch stieß, ging ich davon aus, dass es so bestimmt war, und las es daher.

Hatte sie recht? Ja und nein. Die Geschichte hat einen bestimmten Hintergrund, sie handelt von einer unheilbaren Krankheit/Behinderung und dem Willen zu leben oder nicht zu leben.

Die ganze Geschichte selbst ist jedoch ziemlich oberflächlich, die Charaktere haben mich nicht davon überzeugt, dass dies der Hauptteil des Romans ist. Die Autorin redet für meinen Geschmack etwas zu viel über Kleidung, Schuhe und Alkohol, die Leute wirken so, als wäre das das Einzige, wofür es sich zu leben lohnt.

Obwohl ich die Idee der Geschichte schätze, hätte ich sie lieber etwas ausführlicher und tiefgründiger gehabt. Die Autorin erinnerte mich an Jodi Picoult, deren Roman "My Sister's Keeper" (Beim Leben meiner Schwester) mir ebenfalls nicht gefiel.

Mein Rat: Man sollte nicht versuchen, eine dramatische Geschichte mit einer tieferen Bedeutung in einem oberflächlichen, seichten "Chick Lit"-Roman zu verbergen, das nützt keinem von beiden.

Und ich hätte auf meine innere Stimme hören sollen, die mir sagt: Lies niemals ein Buch, dessen Einband rosa ist.

Buchbeschreibung:

"Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer kleinen Heimatstadt ihren leicht exzentrischen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne als Kellnerin arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt.

Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird – und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt.

Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird, wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will.

Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird.

Eine Frau und ein Mann. Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen. Die Liebesgeschichte von Lou und Will."

Donnerstag, 18. April 2024

Orwell, George "Der Weg nach Wigan Pier"

Orwell, George "Der Weg nach Wigan Pier" (Englisch: The Road to Wigan Pier) - 1937

Ich habe dies für den "1937 Club"  gelesen.

Ich habe bereits einige Bücher von George Orwell gelesen und sie waren alle hochinteressant. Dieses begann ein wenig langwierig, viele Zahlen wären leichter zu verstehen gewesen, wenn man sie in die heutigen Währungen umgerechnet hätte oder wenn man sie zumindest in den Kontext gestellt hätte. Woher soll ich wissen, wie viel 15s. oder 3s. 6d. sind? Wie viel muss man für ein Brot bezahlen? Wie viel bekommt ein guter Verdiener?

Aber das Buch wird besserh, als der Autor die Bedingungen erwähnt, unter denen die Menschen leben.

Wir schreiben das Jahr 1937. Ein Jahr, das sehr wichtig war. Wie ein anderer Blogger schrieb: "In den 30er Jahren ist eine Menge gutes Schreiben entstanden. Turbulente Zeiten neigen dazu …" (siehe hier, danke CyberKitten)

Und ja, wir haben wieder ähnlich turbulente Zeiten und wenn wir nicht aufpassen, könnte sich die Geschichte wiederholen.

Ein Zitat aus dem Buch:

"Sie [die Sozialisten] haben nie hinreichend deutlich gemacht, dass die wesentlichen Ziele des Sozialismus Gerechtigkeit und Freiheit sind. Mit Blick auf wirtschaftliche Fakten gingen sie davon aus, dass der Mensch keine Seele habe, und setzten sich explizit oder implizit eine materialistische Utopie zum Ziel. Dadurch konnte der Faschismus jeden Instinkt ausnutzen, der sich gegen Hedonismus und eine billige Vorstellung von 'Fortschritt' auflehnt. Es gelang ihr, sich als Trägerin der europäischen Tradition zu präsentieren und an den christlichen Glauben, den Patriotismus und die militärischen Tugenden zu appellieren. Es ist weitaus schlimmer als sinnlos, den Faschismus als 'Massensadismus' oder eine andere einfache Formulierung dieser Art abzutun. Wenn wir so tun, als handele es sich nur um eine Verirrung, die bald von selbst vergeht, träumen wir einen Traum, aus dem wir erwachen, wenn uns jemand mit einem Gummiknüppel schlägt."

Und auch diese berühmten Worte von Martin Niemöller sollten wir nicht vergessen.

"Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler.
Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte."

Wenn wir nicht aufpassen, werden wir wieder da sein. Und zwar früher, als wir denken möchten.

Buchbeschreibung:

"The Road to Wigan Pier ist ein Buch des englischen Schriftstellers George Orwell, das erstmals 1937 veröffentlicht wurde. Die erste Hälfte dieses Werkes dokumentiert seine soziologischen Untersuchungen der trostlosen Lebensbedingungen unter der Arbeiterklasse in Lancashire und Yorkshire im industriellen Norden Englands vor dem Zweiten Weltkrieg. Die zweite Hälfte ist ein langer Essay über seine bürgerliche Erziehung und die Entwicklung seines politischen Gewissens, in dem er die britische Haltung zum Sozialismus hinterfragt. Orwell stellt klar, dass er selbst für den Sozialismus ist, hält es aber für notwendig, Gründe aufzuzeigen, warum viele Menschen, die vom Sozialismus profitieren würden und ihn logischerweise unterstützen sollten, in der Praxis wahrscheinlich starke Gegner sind.

Das Buch setzt sich 'mit der sozialen und historischen Realität des Depressions-Leidens im Norden Englands auseinander, - Orwell will nicht einfach Übel und Ungerechtigkeiten aufzählen, sondern das durchbrechen, was er als bürgerliche Vergessenheit ansieht, - Orwells Korrektiv zu solcher Falschheit direkt in die Erfahrung des Elends.' Erster Teil

George Orwell machte sich auf, um über das Leben der Arbeiterklasse in den trostlosen industriellen Kerngebieten der West Midlands, Yorkshire und Lancashire zu berichten. Er verbrachte seine Zeit damit, unter den Menschen zu leben, und als solche sind seine Beschreibungen detailliert und lebendig. Das erste Kapitel beschreibt das Leben der Familie Brooker, ein wohlhabenderes Beispiel der nördlichen Arbeiterklasse. Sie haben einen Laden und eine billige Unterkunft in ihrem Haus. Orwell beschreibt die alten Leute, die in dem Heim leben, und ihre Lebensbedingungen.

Das zweite Kapitel beschreibt das Leben der Bergleute und die Bedingungen in einem Kohlebergwerk. Orwell beschreibt, wie er in ein Kohlebergwerk hinabgestiegen ist, um die Vorgänge zu beobachten, und er erklärt, wie die Kohle verteilt wird. Die Arbeitsbedingungen sind sehr schlecht. Dies ist der Teil des Buches, der am häufigsten zitiert wird.

Kapitel drei beschreibt die soziale Situation des durchschnittlichen Bergarbeiters. Hygienische und finanzielle Bedingungen werden besprochen. Orwell erklärt, warum die meisten Bergleute in Wirklichkeit nicht so viel verdienen, wie man manchmal glaubt.

Kapitel Vier beschreibt die Wohnsituation im industriellen Norden. Es herrscht Wohnungsnot in der Region und deshalb nehmen die Menschen eher Substandard-Wohnungen an. Die Wohnverhältnisse sind sehr schlecht.

Kapitel Fünf beschäftigt sich mit der Arbeitslosigkeit und Orwell erklärt, dass die Arbeitslosenstatistiken der damaligen Zeit irreführend sind.

Kapitel Sechs befasst sich mit der Ernährung des durchschnittlichen Bergarbeiters und wie die meisten Familien, obwohl sie in der Regel genug Geld haben, um Lebensmittel zu kaufen, lieber etwas Leckeres kaufen, um ihr tristes Leben zu bereichern. Dies führt in vielen Familien zu Unterernährung und körperlichem Verfall.

Kapitel Sieben beschreibt die Hässlichkeit der Industriestädte im Norden Englands. Zweiter Teil

Im Gegensatz zur geradlinigen Dokumentation des ersten Teils des Buches diskutiert Orwell im zweiten Teil die Bedeutung des Sozialismus für die Verbesserung der Lebensbedingungen. Dieser Abschnitt erwies sich als kontrovers. Orwell legt seine Ausgangsprämissen sehr einfach dar:
Sind die im ersten Teil beschriebenen entsetzlichen Zustände erträglich? (Nein)
Ist der Sozialismus, '
von ganzem Herzen als Weltsystem angewandt', in der Lage, diese Bedingungen zu verbessern? (Ja)
Warum sind wir dann nicht alle Sozialisten?

Der Rest des Buches besteht aus Orwells Versuch, diese schwierige Frage zu beantworten.
"

Dienstag, 16. April 2024

Ishiguro, Kazuo "Was vom Tage übrig blieb"

 Ishiguro, Kazuo "Was vom Tage übrig blieb" (Englisch: The Remains of the Day) - 1989

Vor Jahren habe ich mit meinem Lesekreis "When We Were Orphans" (Als wir Waisen waren) gelesen. Es gefiel mir nicht besonders und ich dachte, ich würde vielleicht kein weiteres Buch dieses Autoren lesen. Doch da er 2017 den Nobelpreis für Literatur erhielt, beschloss ich, ihm noch eine Chance zu geben.

Zugegeben, dieser Roman war besser. Allerdings nicht so toll, wie mir einige Leute gesagt haben. Ich fand den Schreibstil sehr langwierig und langweilig, die Sätze schrumpften zu einem Ende hin, das nichts mehr mit dem Anfang zu tun hat. Die Geschichte selbst könnte auf höchstens fünf bis zehn Seiten erzählt werden, der Rest ist das Grübeln und Umherschweifen eines Mannes, der erkennt, dass er älter wird und was hätte sein können.

Ich hätte diesen Gedanken vielleicht folgen können und hätte sogar Mitgefühl mit dem Butler gehabt, aber ich musste feststellen, dass ich es nicht konnte. Der Protagonist scheint kein unsympathischer Charakter zu sein, aber die Art und Weise, wie er beschrieben wird, weckt kein Interesse, die ganze Geschichte fließt einfach dahin, wie ein kleiner Bach, ohne Windungen oder Kurven. Das Buch liest sich eher wie das Protokoll einer Besprechung als wie ein Roman.

Tut mir leid, Herr Ishiguro, ich liebe es, die Bücher von Nobelpreisträgern zu lesen (siehe unten), aber Sie gehören dort nicht zu meinen Favoriten.

Gewonnene Erkenntnisse: Wenn mir das erste Buch, das ich von einem Autor lese, nicht gefällt, wird mir höchstwahrscheinlich auch das andere nicht gefallen, ganz gleich, wie oft mir meine Freunde sagen, dass es sein oder ihr schlechtester Roman sei, oder ob der Autor hochgelobt und beachtet wird oder nicht.

Buchbeschreibung:

"Stevens dient als Butler in Darlington Hall. Er sorgt für einen tadellosen Haushalt und ist die Verschwiegenheit in Person: Niemals würde er auch nur ein Wort über die merkwürdigen Vorgänge im Herrenhaus verlieren. Er stellt sein Leben voll und ganz in den Dienst seines Herrn. Auch die vorsichtigen Annäherungsversuche von Miss Kenton, der Haushälterin, weist er brüsk zurück. Viele Jahre lang lebt ergeben in seiner Welt, bis ihn eines Tages die Vergangenheit einholt. Das kritische Portrait einer von Klasse und Hierarchien geprägten Gesellschaft und eine bittersüße Liebesgeschichte, erzählt von einem, der seinen Stand nie hinterfragt und der nie auch nur geahnt hat, dass er liebte."

Kazuo Ishiguro "der in Romanen von starker emotionaler Wirkung den Abgrund in unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt aufgedeckt hat" erhielt den Nobelpreis für Literatur in 2017.

Kazuo Ishiguro erhielt den Bookerpreis 1989 für "Was vom Tage übrig blieb".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Montag, 15. April 2024

Joyce, Rachel "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry"

Joyce, Rachel "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" (Englisch: The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry) - 2012

Eine leichte Lektüre. Definitiv. Das ist nicht immer gut. In meinen Augen jedenfalls, auch wenn es ebenfalls seine Vorteile hat.

Ich mag Kurzgeschichten nicht besonders und dieses Buch ist voll davon. Ich würde immer gerne mehr darüber erfahren, deshalb bevorzuge ich wirklich lange Romane. Zum Beispiel auf Seite 67 (englisches Original), die "… tätowierte junge Frau, die unter einem Fenster im Obergeschoss heult … und schreit 'Arran! Ich weiß, dass du da bist!'". Ich frage mich immer wieder, warum Arran sie nicht hereinlässt und was mit ihnen geschieht. Oder noch eins, auf Seite 72 "die Frau, die Jane Austen liebt". Da ich selbst ein treuer Jane-Austen-Fan bin, hätte ich mir gewünscht, dass das etwas ausführlicher erläutert wird, aber alles, was gesagt wird, ist, dass sie "alle ihre Filme gesehen hat". Alle ihre Filme gesehen?! Ja, das sagt wohl alles.

Die Idee dieser Geschichte ist gut: Ein Mann wandert durch das Vereinigte Königreich, um eine Freundin vor dem Krebstod zu bewahren. Die Charaktere haben einen Hintergrund, auch wenn dieser nicht oft zum Vorschein kommt. Zu viele Menschen, denen Harold begegnet und die nur Passanten sind, zu wenig über die Hauptfiguren.

Ich denke, was mich zu diesem Roman hingezogen hat, war die Karte von Großbritannien am Ende des Buches. Ich liebe Karten. Ich denke, jedes Buch sollte eine Karte haben, die jederzeit zeigt, wo sich die Protagonisten befinden.

Ansonsten ist das ein gutes Buch, und für Leute, die beim Lesen nicht viel nachdenken wollen, ist es unterhaltsam. Aber ich konnte nichts mehr finden, nichts von den "magischen, erhebenden, bewegenden, bewegenden oder berührenden Gefühlen", die viele der Rezensenten erwähnten.

Buchbeschreibung:

"Eigentlich wollte er nur zum Briefkasten. Dann geht Harold Fry 1000 Kilometer zu Fuß.

Der unvergessliche Roman, der die ganze Welt erobert hat.

'Ich bin auf dem Weg. Du musst nur durchhalten. Ich werde Dich retten, Du wirst schon sehen. Ich werde laufen, und Du wirst leben.'

Harold Fry will nur kurz einen Brief einwerfen an seine frühere Kollegin Queenie Hennessy, die im Sterben liegt. Doch dann läuft er am Briefkasten vorbei und auch am Postamt, aus der Stadt hinaus und immer weiter, 87 Tage, 1000 Kilometer. Zu Fuß von Südengland bis an die schottische Grenze zu Queenies Hospiz. Eine Reise, die er jeden Tag neu beginnen muss. Für Queenie. Für seine Frau Maureen. Für seinen Sohn David. Für sich selbst. Und für uns alle.

Der preisgekrönte Roman von Rachel Joyce über Geheimnisse und lebensverändernde Momente, Tapferkeit und Betrug, Liebe und Loyalität und ein ganz unscheinbares Paar Segelschuhe."

Joyce, Rachel "Miss Bensons Reise"

Joyce, Rachel "Miss Bensons Reise" (Englisch: Miss Benson's Beetle) - 2020

Nachdem ich "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" (The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry) gelesen hatte, beschloss ich, kein weiteres Buch dieser Autorin lesen zu wollen. Dann lieh mir eine Freundin ihr Exemplar dieses Buches und versprach, es sei besser. Nun, das war es, allerdings nur ein bisschen. Ich glaube, mir gefällt der Schreibstil einfach nicht. Und ich bevorzuge Bücher mit Inhalten, in denen ich etwas lernen kann.

Ich wollte dieses Buch unbedingt mögen, konnte es aber nicht. Mir gefielen weder die Charaktere, noch konnte ich mir ihre Probleme und Nöte wirklich erklären, es war alles ein wenig durcheinander und erinnerte mich an die unlogischen Abläufe in Science-Fiction-Geschichten.

Nicht für mich. Und nachdem ich zwei ihrer Bücher nicht mochte, kann ich mit Sicherheit sagen, dass dies mein letztes Buch dieser Autorin war.

Buchbeschreibung:

"Raus aus dem grauen London der fünziger Jahre, hinein ins Abenteuer bis ans andere Ende der Welt. Margery Benson und ihre junge Assistentin Enid Pretty wagen sich auf den Weg nach Neu-Kaledonien, um ihre Lebensträume wahr zu machen. Eine hinreißende Geschichte über Freundschaft und Freiheit, voller Mut, Hoffnung und Humor."

Samstag, 13. April 2024

Walls, Jeannette "Schloss aus Glas"

Walls, Jeannette "Schloss aus Glas" (Englisch: The Glass Castle: A Memoir) - 2005

Was würde man tun, wenn die Kindheit mehr als außergewöhnlich wäre, wenn man alles versuchen würde, um ihr zu entkommen und es endlich schaffte, herauszukommen? Jeannette Walls erzählt uns ihre Geschichte, die Geschichte ihrer Eltern, ihrer Geschwister und ihrer selbst. Vom Aufwachsen auf der Straße, nie zu wissen, ob sie am nächsten Tag etwas zu essen hatten, geschweige denn, einen Schlafplatz zu finden, bis hin zur Karriere als Top-Journalistin. Das ist ein extrem langer Weg und Jeanette Walls kann dies so beschreiben, als ob man dort gewesen wäre. Der Bericht über ein Leben, das sowohl verheerend als auch ermutigend ist.

Interessant.

Buchbeschreibung:

"Der innere Konflikt der Autorin, der sie jahrelang schweigen ließ, wird bereits in der Einleitung deutlich. An einem stürmischen Märzabend befindet sich die bekannte Kolumnistin Jeanette Walls auf dem Weg zu einer Party. Ihre Vorfreude weicht schlagartig, als sie vom Taxi aus die zerlumpte alte Frau mit dem verfilzten Haar erblickt, die gerade einen Müllcontainer durchwühlt. Sie erkennt die vertrauten Bewegungen, die Art, wie sie den Kopf schieflegt, um ihren Fund zu begutachten. Schockiert und beschämt kehrt Jeanette Walls in ihr nobles Appartment auf der Park Avenue zurück. 'The Party is over!' -- Die Vergangenheit war zurückgekehrt. Die Pennerin auf der Straße war Jeanette Walls eigene Mutter. Eine Kindheit der etwas anderen Art zieht noch einmal vorüber.

'Wir türmten ständig, meistens mitten in der Nacht!' -- Ob solche Eltern für Jeanette und ihre beiden Geschwister (ein viertes kam später hinzu), eher Segen oder Fluch darstellten, mag der Leser entscheiden. Mit einer Art Hippie-Philosophie und einem nonkonformistischen Besserwissertum, das zuweilen nervt, ausgestattet, hatten Rex und Rose Mary Walls beschlossen, allem Konsum den Kampf anzusagen. Ein naturhaftes Leben 'on the road' sollte den Kindern 'echte Werte' vermitteln. Ein zwiespältiges Unterfangen bei einem Vater, der in lichten Momenten seinen Kindern die Welt erklärte, Sterne vom Himmel holte und ihnen ein 'Schloß aus Glas' versprach, dann wieder klaute wie ein Rabe, und sich in den finstersten Phasen seiner Trunksucht gar in einen regelrechten Berserker verwandeln konnte.

Auch die Mutter, eine vor jeder Arbeit zurückscheuende verhinderte Künstlerin, bot kein rechtes Gegenmodell. Jeanette Walls indes beschloss rückblickend, die positiven Aspekte ihrer 'Erziehung' herauszustellen. Die ständige Flucht vor 'den Handlangern, Blutsaugern, der Gestapo', wie der Vater seine Verfolger verwünschte, die Nahrungsaufnahme aus Müllcontainern, die zerschlissene Kleidung -- das gewählte Außenseitertum gerät bei ihr nicht zum Mangel sondern zum Lebensgewinn.

Wie das elterliche Fantasiegebäude erste Risse bekam und die allmähliche Abspaltung erfolgte, wird mit leisem Humor, großer erzählerischer Kraft und (nicht immer nachvollziehbarer) Liebe abgehandelt."

Donnerstag, 11. April 2024

Trollope, Anthony "Barchester Chronicles" - Die Chroniken von Barchester

Trollope, Anthony "Barchester Chronicles" - 1855-1867
Trollope, Anthony "
Septimus Harding, Spitalvorsteher" - The Warden - Barchester Chronicles 1 - 1855
Trollope, Anthony "Die Türme von Barchester." - Barchester Towers - Barchester Chronicles 2 - 1857
Trollope, Anthony "Doktor Thorne" - Doctor Thorne - Barchester Chronicles 3 - 1858
Trollope, Anthony "Das Pfarrhaus Framley" - Framley Parsonage - Barchester Chronicles 4 - 1861
Trollope, Anthony "The Small House at Allington" [kdÜ] - Barchester Chronicles 5 - 1864
Trollope, Anthony "The Last Chronicle of Barset" [kdÜ] - Barchester Chronicles 6 - 1867

Ich liebe diese Romane, weil es in der gesamten Reihe so viele verschiedene Themen gibt. Wer auf der Suche nach einer langfristigen Geschicht ist und klassische Romane mag, der findet hier das Richtige.

Trollope, Anthony "Septimus Harding, Spitalvorsteher" - The Warden - Barchester Chronicles 1 - 1855

Dieser Roman aus der Mitte des 19. Jahrhunderts beschreibt das Leben der Menschen in der viktorianischen Welt, einer fiktiven Stadt, Barchester, in einer fiktiven Grafschaft, Barsetshire, mit einer Kathedrale und all ihren "Zutaten".

Trollope beschreibt hauptsächlich das Leben der kirchlichen Bevölkerung, die Hauptfigur ist dieses Mal der Aufseher eines Armenhauses und seine Konflikte.

Buchbeschreibung:
"In spritzigen Dialogen und komischen Szenen zeichnet Anthony Trollope ein manchmal bissiges Porträt der englischen Provinz mit ihren Skurrilitäten und Unvollkommenheiten. Im Mittelpunkt: ein liebenswürdiger, aber wenig heroischer Kirchenmann, der sich plötzlich den öffentlichen Angriffen eines Weltverbesserers ausgesetzt sieht.
In Barchester, einem fiktiven Domstädtchen im Westen Englands, genießt der Geistliche Septimus Harding hohes Ansehen. Eines Tages jedoch wird er in aller Öffentlichkeit von einem Mann, den er für seinen Freund und zukünftigen Schwiegersohn hielt, an den Pranger gestellt – und ist sich keiner Schuld bewußt. Als auch noch die Presse das Thema aufgreift, findet sich der stille Mr. Harding plötzlich im Zentrum eines veritablen Medienskandals wieder. Mit der ihm eigenen Integrität setzt er sich gegen das hinterhältige Denunziantentum zur Wehr.
Wie kein anderer beherrschte Anthony Trollope (1815–1882) die Darstellung moralischer Konflikte zwischen individuellen Ansprüchen und gesellschaftlichen Normen. Ein grandioses Figurenkabinett, kluge Menschenkenntnis und feiner, hintergründiger Humor machen diesen Roman des erklärten Schülers von Jane Austen zu einem großartigen Lesevergnügen."

Trollope, Anthony "Barchester Towers" - Barchester Chronicles 2 - 1857
Die Türme von Barchester

Ich habe diesen zweiten und wahrscheinlich beliebtesten Roman der Barchester Chronicles vor mehr als einem Jahrzehnt mit meinem ehemaligen Lesekreis in England gelesen. Mittlerweile habe ich sie alle beendet, daher habe ich die Beschreibungen zu allen in einem Beitrag zusammengefasst.

Der Roman dreht sich um die Ernennung eines neuen Bischofs und alle damit verbundenen Intrigen. Es setzt die Geschichte des Aufsehers aus "Septimus Harding, Spitalvorsteher" (The Warden) und seiner Töchter fort und stellt neue Charaktere vor, die im Verlauf der Geschichte immer wichtiger werden.

Man kann diesen Roman auch einzeln lesen, aber es ist viel besser, sich zuerst "Septimus Harding, Spitalvorsteher" (The Warden) vorzun.
ehmen.

Wie ich bereits sagte, liebe ich diese Romane wirklich, sie sind so vielfältig.

Wir haben dies im Juli 1999 in unserem Britischen Lesekreis besprochen.

Buchbeschreibung:
"Selten wurde das Leben von Provinzgrößen so lustvoll seziert wie in Anthony Trollopes Roman über Adel und Geistlichkeit in der fiktiven englischen Grafschaft Barsetshire. Der feinsinnige Beobachter menschlichen Treibens legt augenzwinkernd den Mechanismus der Macht und dessen Rädchen bloß, die Neid, Geltungssucht und Intrige heißen."

Trollope, Anthony "Doctor Thorne" - Barchester Chronicles 3 - 1858
Doktor Thorne.

Obwohl ich alle Bücher in der Barchester-Reihe mag, ist dies mein Favorit.

Trollope schafft es, die Menschen in seiner fiktiven Stadt so gut zu beschreiben, dass man glaubt, unter ihnen zu leben. Das Leben von Mary Thorne und ihrem Onkel ist ruhig, obwohl im so Schrank einige Leichen liegen.


Buchbeschreibung (von mir übersetzt):

"Doctor Thorne, Trollope betrachtet es als sein bestes Werk und es ist eine aufschlussreiche Untersuchung der Beziehung zwischen Geld und Moral.

Es erzählt die Geschichte des Sohnes eines bankrotten Landbesitzers, Frank Gresham, der trotz ihrer Unehelichkeit und offensichtlichen Armut die Absicht hat, seine geliebte Mary Thorne zu heiraten. Franks ehrgeizige Mutter und seine hochmütige Tante sind jedoch dagegen und drängen ihn, eine gute Ehe mit einer wohlhabenden Erbin einzugehen. Nur Marys liebevoller Onkel, Dr. Thorne, weiß von dem Vermögen, das sie erben wird - glaubt aber, dass sie zu ihren eigenen Bedingungen aufgenommen werden sollte. Das dritte Buch der Chronicles of Barsetshire."

Trollope, Anthony "Framley Parsonage" - Barchester Chronicles 4 - 1861
Das Pfarrhaus Framley.

Wie alle anderen Romane der Barchester Chronicles ist dieses Buch sehr interessant, da es das Leben gewöhnlicher und ungewöhnlicher Menschen zur Zeit des Autors so gut beschreibt. Die Probleme der Hauptfigur scheinen auch anderthalb Jahrhunderte nach seiner Geschichte immer noch bekannt zu sein. Er ist ein junger Geistlicher mit Ambitionen, der sich in die Politik verstrickt. Wie in allen anderen Romanen gelingt es Anthony Trollope, die Geschichte mit viel Einfühlungsvermögen zu erzählen.

Buchbeschreibung:
"Mark Robarts, Geistlicher des Kirchspiels Framley in der Diözese Barchester, kann sich mit Fug und Recht als Glückskind bezeichnen, denn bereits in seiner Kindheit machte er die Bekanntschaft des jungen Lord Lufton, dessen Mutter Lady Lufton schnell Gefallen an dem Schulkamerad und späteren Studiengenossen ihres geliebten Sohnes fand und ihm daher alle in ihrer nicht unerheblichen Macht stehenden Möglichkeiten eröffnete, es in dem kleinen Kirchspiel zu einer gehobenen Stellung zu bringen. Mehr noch, denn neben seinem Amt als Geistlicher hat Mark Robarts Lady Lufton auch seine Gattin Fanny zu verdanken, denn die Ehe war durch tätige Vermittlung dieser Dame zustande gekommen. Und auch gegenwärtig beschäftigen Heiratspläne die Gedanken der verwitweten Lady - diesmal gilt es jedoch, für ihren eigenen Sohn eine passende Frau zu finden, die natürlich geeignet sein muss, ihre Stellung an der Seite eines Lords standesgemäß auszufüllen.

Wenn sich die Suche nach einer geeigneten Kandidatin auch nicht sonderlich schwer gestaltet, stehen Lady Lufton dennoch schwere Zeiten bevor, denn ihr Sohn Ludovic möchte sich zum einen partout nicht wie geplant in die bildhübsche Griselda Grantly verlieben, er verbringt zum anderen auch noch auffallend viel Zeit mit Lucy, Mark Robarts' Schwester - und als ob das noch nicht genügt, beginnt der Geistliche auch noch, eine Vorliebe für Fuchsjagden zu entwickeln und in dem Bestreben, im gesellschaftlichen Ansehen noch einige höhere Stufen zu erklimmen, die Bekanntschaft mit Kreisen zu suchen, mit denen nach Lady Luftons Ansicht kein Gentleman verkehren sollte und die ein Geistlicher erst recht um jeden Preis zu meiden hat. Sollte die Lady doch einen schweren Fehler begangen haben, als sie Mark Robarts zum Seelsorger ihres Kirchspiels machte?
"

Trollope, Anthony "The Small House at Allington" [Das kleine Haus in Allington] - Barchester Chronicles 5 - 1864
keine deutsche Übersetzung

In diesem Roman passieren viele Ereignisse, die heute wahrscheinlich nicht passieren würden, zumindest nicht auf diese Weise. Doch wie alle anderen Bücher dieser Reihe gelingt es Trollope, einige sehr lebendige und moderne Persönlichkeiten darzustellen, das Leben am Ende des 19. Jahrhunderts auf sehr interessante und einfühlsame Weise zu beschreiben und eine faszinierende und spannende Geschichte zu schreiben.

Leider liegt hier wohl keine deutsche Übersetzung vor. Zumindest habe ich keine gefunden. Sollte jemand von einer wissen, wäre ich sehr dankbar, wenn man mir Bescheid gibt.

Buchbeschreibung (übersetzt von mir):
"Lily Dale ist mit dem ehrgeizigen und eigennützigen Adolphus Crosbie verlobt und ist am Boden zerstört, als er sie wegen der aristokratischen Lady Alexandrina im Stich lässt. Obwohl Lily von seiner Treulosigkeit niedergeschlagen ist, glaubt sie immer noch, dass sie ein Leben lang an ihren unwürdigen ehemaligen Verlobten gebunden ist und daher dazu verdammt ist, nach seinem Verrat Single zu bleiben. Und als ein würdigerer Verehrer sich bewirbt, kann sie ihre Gefühle für Crosbie nicht überwinden.

"The Small House at Allington" wurde geschrieben, als Trollope auf dem Höhepunkt seiner Popularität war, und enthält in Lily Dale seine am meisten bewunderte Heldin - eine junge Frau mit unabhängigem Geist, die sich dennoch danach sehnt, geliebt zu werden - und ist eine bewegende Dramatisierung der Art und Weise, wie persönliche Dilemmata entstehen unterliegen gesellschaftlichen Zwängen."

Trollope, Anthony "The Last Chronicle of Barset" [Die letzte Chronik von Barset] - Barchester Chronicles 6 - 1867
keine deutsche Übersetzung

Wie der Titel vermuten lässt, ist dies das letzte Buch der Reihe. Es beinhaltet ein paar Skandale und viele andere soziale Probleme. Wir sehen viele unserer alten Freunde wieder und lernen einige neue kennen. Dies ist der längste der Romane, fast 900 Seiten, sehr detailliert und beschreibend. Zusammen mit "Doktor Thorne" ist dies einer meiner Favoriten.

Leider liegt hier wohl keine deutsche Übersetzung vor. Zumindest habe ich keine gefunden. Sollte jemand von einer wissen, wäre ich sehr dankbar, wenn man mir Bescheid gibt.

Buchbeschreibung (übersetzt von mir):
"Als Reverend Josiah Crawley, der verarmte Pfarrer von Hogglestock, des Diebstahls beschuldigt wird, löst das einen öffentlichen Skandal aus, der Schockwellen durch die Welt von Barsetshire sendet. Die Crawleys versuchen verzweifelt, ihre Würde zu bewahren, während sie von der Gesellschaft gemieden werden, doch der Skandal droht, sie und die Gemeinschaft auseinander zu reißen.

Trollope greift auf seine eigene Kindheitserfahrung mit vornehmer Armut zurück und schildert auf akribisch realistische Weise die Prüfungen einer Familie, die um jeden Preis versucht, ihre Standards aufrechtzuerhalten. Mit seiner einfühlsamen Darstellung der stolzen und selbstzerstörerischen Figur Crawley ist dieser letzte Band der düsterste und komplexeste aller Barsetshire-Romane.
"

Ich bin froh, dass ich die Serie gelesen habe.

Mittwoch, 10. April 2024

Ryan, Donal "Die Sache mit dem Dezember"

Ryan, Donal "Die Sache mit dem Dezember" (Englisch: The Thing About December) - 2013

Wir haben dies im März 2024 in unserem internationalen Online-Lesekreis besprochen.

Ich glaube, ich habe etwas anderes von diesem Buch erwartet. Etwas Typisches für Nordirland, schätze ich. Nun, dies hätte überall stattfinden können. Die Geschichte war weder besonders gut erzählt noch in irgendeiner Weise spannend.

Ein Junge mit irgendeiner Geisteskrankheit wird als Waise zurückgelassen und erbt die Farm seiner Eltern. Das Dorf möchte, dass er es verkauft, weil dann alle einen großen Gewinn machen können. Es gibt einige Mobber im Dorf, aber er findet auch einen Freund. Das ist es in aller Kürze. Allerdings konnte ich keinen interessanten Zugang zur Geschichte finden, sie war mir viel zu langweilig.

Wirklich nicht mein Ding.

Buchumschlag:

"Der seltsame und stille Johnsey Cunliffe, der kaum je ein Wort sagt, erbt die Farm seiner kürzlich verstorbenen Eltern. Das Land soll das Kernstück eines millionenschweren Bauprojektes sein. Gerade als sich Johnsey das Glück zuwendet, wird er von allen Seiten unter Druck gesetzt. Er soll verkaufen. Doch genau das will er nicht."