Mittwoch, 31. Mai 2023

Taha, Karosh "Im Bauch der Königin"

Taha, Karosh "Im Bauch der Königin" - In the Belly of the Queen - 2020

Ein interessantes Buch, nicht ganz einfach zu verdauen, aber schon wert zu lesen. Die Autorin ist eine in Deutschland geborene Kurdin und sie erzählt von dem Leben als Ausländerin in Deutschland aber auch als Kurdin in der internationalen Gemeinschaft.

Das Einzigartige an diesem Buch ist, dass man es von zwei Seiten aus lesen kann, nein, lesen muss. Irgendwo wird es als Wenderoman beschrieben, wobei ich das eigentlich mit der politischen Wende um den Mauerfall verbinde.

Ich habe mich entschlossen, oben anzufangen, so wie die Buchhändlerin mir den Band überreicht und habe dadurch mit dem Teil von Raffiq angefangen, von dem wir nicht erfahren, aus welchem Teil Kurdistans er ist, oder ob er überhaupt aus Kurdistan ist, aber ich bin mal davon ausgegangen. In erster Linie erzählt er von seinen Freunden Younes und Amal, Teenager wie er, die kurz vor dem Schulabschluss stehen und sich überlegen, was sie danach machen wollen. Raffiq erzählt auch von ihrer Kindheit und ihrem Alltag, wo Younes Mutter Shahira eine große Rolle spielt. Sie hält sich nicht an die allgemeinen Regeln der Kurden, und die Eltern der Jugendlichen sind nicht gerade begeistert von ihr.

Die andere Hälfte des Buches wird von Amal erzählt. Ihre Familie stammt aus dem Irak, der Vater hat seine Frau vor vielen Jahren verlassen und in seiner Heimat eine neue Familie gegründet. Amal nimmt sich ein Beispiel an Shahira und lässt sich nicht alles gefallen, was in ihrer Umgebung nicht einfach ist. Es wird von allen als sehr schockierend empfunden, dass sie sich die Haare kurz schneidet.

Man kann das Buch insgesamt als eine Erzählung vom Heranwachsen betrachten, den Problemen mit den Eltern, die größer sind, weil die Eltern in einer ganz anderen Kultur aufgewachsen sind. Ich hoffe, meine Söhne empfinden das nicht so, unsere Kultur war der unserer Gastländer etwas ähnlicher.

Viele der Probleme, die die Jugendlichen haben, sind sicher genau die gleichen wie die anderer deutscher und westeuropäischer Jugendlichen, und so lernen manche vielleicht daraus, dass Menschen überall gleich sind.

Durch die Erzählweise bekommen wir zwei Perspektiven vorgesetzt, die den Anschein haben, als handele es sich um zwei total verschiedene Romane. Das fand ich am Faszinierendsten.

Buchbeschreibung:

"Shahira bricht die Regeln der kurdischen Community mehrfach: Sie ist alleinerziehend, schert sich nicht um die Blicke der Leute, die sie mit ihrer Freizügigkeit auf sich zieht, lebt nicht monogam. Für Amal und Raffiq, die Freunde ihres Sohnes Younes, ist sie Faszination und Provokation zugleich. Sie bewundern Shahira für ihre Kompromisslosigkeit und ihren Umgang mit Sexualität, missbilligen aber auch, wie sie ihre Bedürfnisse scheinbar über die ihres Sohnes stellt. Shahiras Andersartigkeit konfrontiert alle drei mit ihren eigenen Sehnsüchten, ihren Vorurteilen wie auch den Entscheidungen, die sie treffen müssen. Und ändert auf diese Weise ihr Leben für immer."

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