Freitag, 19. Mai 2023

Dangarembga, Tsitsi "Der Preis der Freiheit"

Dangarembga, Tsitsi "Der Preis der Freiheit" oder "Aufbrechen" (Englisch: Nervous Conditions) - 1988

Die erste Zeile "I was not sorry when my brother died" (Ich war nicht traurig, als mein Bruder starb) sollte in die Liste der besten ersten Zeilen aufgenomen werden.

Diese Geschichte gibt uns einen Einblick in das Leben der 13jährigen Tambudzei, ein Mädchen in den 1960er Jahren aus Simbabwe, das damals noch Rhodesien hieß. Man liest selten Bücher von afrikanischen Frauen. Die Autorin ist 1945 geboren und kann von den traditionallen Strukturen berichten, in denen allein Männer zählen. Der Roman ist halbautobiographisch. Die Protagonistin ist schlau und wünscht sich, ihre Intelligenz auch anderswo zu nutzen als in der Küche und im Kinderzimmer. Ihre Cousine, die einen Teil ihrer Kindheit in England verbracht hat, trägt weiter dazu bei, dass Tambu nach Bildung hungert.

Ein fantastisches Buch, das die Situation der Frauen in fast jeder Gesellschaft beschreibt. Ja, auch bei uns ist es leider immer noch ein Unterschied, ob man als Mann oder als Frau zur Welt kommt und in einem reichen oder armen Haushalt.

Ich möchte auf jeden Fall die beiden weiteren Bücher dieser Trilogie lesen: The Book of Not (Verleugnen) und This Mournable Body (Überleben).

Buchbeschreibung:

"Für Tambu, Mädchen vom Land und Kind sehr armer Eltern, scheint das Leben schon gelaufen zu sein, noch bevor es richtig begonnen hat. Durch den unerwarteten Tod ihres Bruders wendet sich das Blatt. Ihr vermögender, westlich gebildeter Onkel setzt gegen die Widerstände ihres Vaters durch, dass sie den Platz des Bruders in der Missionsschule einnimmt. Sie geht ihren eigenen Weg, wohlwissend, dass sie die Geborgenheit von Familie und Tradition verlieren wird. Ihre Befreiung gelingt nur um den Preis der Entfremdung von den eigenen Wurzeln. Das lernt sie am Beispiel ihrer Cousine Nyasha, die aus England nach Rhodesien zurückgekehrt ist. Sie wird zerrieben zwischen den Ansprüchen ihres traditionsbewussten Vaters und ihrem eigenen Bestreben, ein freies, westliches Leben zu führen."

"…die Geschichte, die ich hier erzählt habe, ist meine eigene Geschichte, die Geschichte von vier Frauen, die ich geliebt habe, und die Geschichte unserer Männer; es ist die Geschichte davon, wie alles begann." Tsitsi Dangarembga

"Dieser Roman ist ein ausgezeichnetes Porträt und Interpretation einer afrikanischen Gesellschaft, deren jüngere Generation von Frauen mit unterschiedlichem Erfolg (bis hin fast zu Niederlagen) darum kämpft, dass die Gesellschaft nicht mehr patriarchalisch dominiert und kolonial geprägt wird. In der afrikanischen Literatur hat es zuvor noch nie eine überzeugende Darstellung von Anorexie gegeben." Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V.

Die deutsche Übersetzung ist von Ilja Trojanow, ein wirklich guter Schriftsteller, sie dürfte also gut sein.

"Nervous Conditions" wurde 2021 von der BBC als eines der 100 besten Bücher ausgezeichnet, die die Welt geprägt haben.

Das Buch erhielt 1989 den Commonwealth Writers Prize als bestes Erstlingswerk für die Region Afrika.

Tsitsi Dangarembga hat 2021 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.
In der Begründung der Jury heißt es: "In ihrer Romantrilogie beschreibt Tsitsi Dangarembga am Beispiel einer heranwachsenden Frau den Kampf um das Recht auf ein menschenwürdiges Leben und weibliche Selbstbestimmung in Simbabwe. Dabei zeigt sie soziale und moralische Konflikte auf, die weit über den regionalen Bezug hinausgehen und Resonanzräume für globale Gerechtigkeitsfragen eröffnen. In ihren Filmen thematisiert sie Probleme, die durch das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne entstehen. Ihre Botschaften richten sich erfolgreich an ein breites Publikum sowohl in Simbabwe als auch in den Nachbarländern."

Eine andere afrikanische Schriftstellerin, von der ich schon Bücher gelesen habe und die ich gerne weiterempfehlen kann ist:

Chimamanda Ngozi Adichie
"Half of a Yellow Sun" - Die Hälfte der Sonne - 2006
"Americanah" - Americanah - 2013
"We Should All Be Feminists" (Mehr Feminismus! Ein Manifest und vier Stories) - 2014

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