Kurkow, Andrej "Graue Bienen" (Russisch: Серые пчелы/Seryye Pchely) - Grey Bees - 2019
Dieses ist kein Buch über den derzeitigen Krieg in der Ukraine, es geht um den in 2014. Paramilitärische russische Truppen hatten gewaltsam Kontrolle über einige Stadtverwaltungen erlangt, selbsternannte "Volksrepubliken" wurden ausgerufen.
Die Gegend um Donezk und Luhansk wurde zur Grauzone. Und genau dort lebt unser Protagonist, Sergej Sergeijitsch. In seinem Dorf wohnt außer ihm nur noch ein anderer Mann, Paschka Chmelenko, alle anderen sind geflohen. Sergej züchtet Bienen. Im ersten Teil lernen wir das Leben in der Grauzone kennen, man hört Schüsse und Detonationen, aber man selbst wird nicht angegriffen. Bis auf die Kirche stehen noch alle Häuser. Allerdings haben sie weder Strom noch werden sonst irgendwie mit Lebensmitteln versorgt, dafür müssen sie ins nächste bewohnte Dorf laufen.
Dann wird es Zeit, die Bienen ausfliegen zu lassen. Da Sergej Angst hat, sie könnten bei dem vielen Krach nicht ihrer üblichen Arbeit nachgehen, fährt er mit seinen Bienenstöcken in die Ukraine, wo wir das Leben in dem anderen Teil des Landes kennenlernen. Dort funktioniert das Netzwerk noch einigermaßen. Aber er ist nicht willkommen, also bricht er ein zweites Mal aus und geht auf die Krim, wo er einen anderen Bienenzüchter kennt. Dort lernen wir das Leben in dem von Russland besetzten Teil kennen.
Zusätzlich haben wir einen Einblick in das Leben und die Arbeit eines Bienenzüchters.
Alles sehr interessant. Ein ungewöhnlicher Roman, der viel über die derzeitigen Zustände aussagt. Es gibt ein gutes Gefühl darüber, wie es sein könnte.
Auf der englischen Wikipedia-Seite habe ich gelesen, dass seine Bücher voll schwarzem Humor, postsowjetischer Realität und Elementen des Surrealismus sind, und ich kann da nur zustimmen.
Buchbeschreibung:
"Der Bienenzüchter Sergej lebt im Donbass, wo ukrainische Kämpfer und prorussische Separatisten Tag für Tag aufeinander schießen. Er überlebt nach dem Motto: Nichts hören, nichts sehen - sich raushalten. Ihn interessiert nur das Wohlergehen seiner Bienen. Denn während der Mensch für Zerstörung sorgt, herrscht bei ihnen eine weise Ordnung und wunderbare Produktivität. Eines Frühlings bricht er auf: Er will die Bienen in eine Gegend bringen, wo sie wieder in Ruhe Nektar sammeln können."
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