Mittwoch, 25. Januar 2023

Ondaatje, Michael "Der englische Patient"

Ondaatje, Michael "Der englische Patient" (Englisch: The English Patient) - 1992

Ich habe "Anil's Ghost" (Anils Geist) und "Warlight" (Kriegslicht) von Michael Ondaatje gelesen, die mir beide sehr gut gefallen haben. Ich hatte mich schon seit Ewigkeiten darauf gefreut, dieses Buch zu lesen, und als ich kürzlich darauf stieß, beschloss ich, dass es endlich an der Zeit war, es zu lesen.

Es mag einen Grund gegeben haben, warum ich es nicht früher angegangen bin. Ich war damit nicht so zufrieden wie mit den anderen. Vielleicht hätte ich alleine deshalb davon Abstand halten sollen, weil es den Booker Prize bekommen hat, ich mag die selten und ich habe keine Ahnung warum.

Es war teilweise ziemlich verwirrend. Von wem spricht der Autor? Zu welcher Zeit spricht er? Vor dem Krieg? Während des Krieges? Nach dem Krieg? Spielt die Handlung gerade in Italien oder in Ägypten, in Kanada oder Indien? Und warum kommt dieses englische Paar in der Geschichte vor? Ich weiß, ich weiß, sie haben den englischen Patienten schon einmal getroffen, aber es ist trotzdem seltsam, es passt irgendwie nicht.

Ich habe eine Rezension gesehen, in der jemand sagte, die Leute in dem Buch würden nicht wie die Menschen in den 1940er Jahren sprechen. Das könnte auch einer der Gründe sein.

Was mich aber am meisten gestört hat, war, dass man die Leute nicht richtig kennengelernt hat, sie bleiben seicht, trivial, oberflächlich.

Diese Geschichte hätte mir vielleicht mehr Spaß gemacht, wenn ich seine anderen Bücher nicht gelesen und geliebt hätte und daher einen brillanten Roman erwartet hätte. Dies ist ein guter Roman, aber das ist alles. Also werde ich wohl noch eine Weile warten, bis ich das nächste Buch dieses Autors lesen werde.

Buchbeschreibung:

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Oberflächlich gesehen erzählt der Roman die Geschichte von vier Personen, die 1945 bei Kriegsende in einer zerbombten, toskanischen Villa gestrandet sind und versuchen, wieder ein normales Leben aufzunehmen. Da ist Hana, eine kanadische Krankenschwester, die sich um den verbrannten Mann kümmert, der mit seinem Flugzeug in der Wüste abgestürzt war. Täglich wäscht sie seinen Körper und unterhält sie beide mit dem Vorlesen von Rudyard Kipling und Stendhal.

Wenige Tage nach ihrem Einzug in die verfallene Villa taucht Caravaggio - der Dieb - auf, dem die Deutschen die Daumen abgehackt haben. Hana und Caravaggio kennen sich noch aus der Zeit vor dem Krieg. Der Vater Hanas war mit Caravaggio befreundet. Als Caravaggio hört, dass sie mit einem Verwundeten allein in der Villa lebt, beschließt er zu ihrem Schutz zu bleiben. Zu diesen Dreien gesellt sich Kip, ein junger Inder, der ein Meister im Bomben entschärfen ist - als in Hiroshima und Nagasaki Bomben fallen, mit denen auch er es nicht mehr aufnehmen kann, gibt er sich geschlagen und kehrt verzweifelt in seine Heimat zurück. Jede der Personen ist in ihrer Biographie gebrochen, wurde tief verletzt durch den Krieg. Sie treffen sich an diesem Ort der Welt, um auszuharren, zu verschnaufen, Luft zu holen und um letztlich wieder auseinander zu gehen.

Michael Ondaatje schildert in Rückblenden und Traumsequenzen die erlittenen Wunden und Demütigungen. Doch keine Angst, es handelt sich dabei nicht um einen jener modernen Romane, bei denen der Leser ein riesiges Puzzle in die Hand bekommt, das schon der Autor nicht zusammensetzten vermochte und aus dem der Leser nun einen verständlichen, tiefsinnigen Text kreieren soll.

Bruchstückhaft erzählt der '
englische Patient' Hana und Caravaggio, wie er in der libyschen Wüste mit seinem Flugzeug abstürzte, dabei seine große Liebe verlor und sich nun selbst nur durch Morphium an sein Leben erinnert. 'Manche der Geschichten, die der Mann ruhig in das Zimmer hinein erzählt, gleiten wie Falken von Schicht zu Schicht.'

Es ist schon etwas ganz Besonderes, wie Ondaatje über die Wüste schreibt, das Leben der Nomadenstämme, wie die Arzneifläschchen am Körper des Medizinmannes klirren, so dass seine Erscheinung an einen Erzengel erinnert. Oder die Wüstenwinde, wie sie sich ankündigen, den Tag verhüllen und mit gewaltigen Sandmassen vorbeirauschen, tänzeln oder sich auslöschen - sich auflösen, mit allem, was sie eingehüllt haben. Diese Szenen bleiben beim Leser wie auch beim Kinofreund unvergessen. Der Roman ist keine einfach gestrickte Unterhaltungslektüre, nichts geschieht zufällig, alles wurde von Ondaatje wohl komponiert. Er verlangt jedoch von seinem Leser, dass er genau hinhört, konzentriert liest. Nur so entfaltet das Buch seine unvergleichliche Poesie. In der Malerei wäre dieses Werk ein Bild aus weichen, hellen Pastelltönen mit fein verwischten Konturen, gerade noch erahnbar unter einer dichten Schicht aus Staub.
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Ich habe das englische Original gelesen.

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