Wir haben dies in unserem internationalen Online-Lesekreis im Januar 2023 gelesen.
In diesem Roman werden keine Namen oder Orte erwähnt. Die Geschichte könnte also in jedem korrupten Land, in jeder Diktatur spielen. Da der Autor Südafrikaner ist, nehme ich an, dass es dort spielt.
Die Beschreibung des Protagonisten, des Magistrats in einem kleinen Posten an der Grenze des "Imperiums", ist sehr gut. Wir sehen, wie er von der Annahme, er sei ein treuer Diener einer gerechten Regierung, zu der Entdeckung übergeht, dass die sogenannten Barbaren vom Regime und denjenigen, die glauben, sie seien aus irgendeinem Grund besser als andere, unterdrückt werden.
Wie bei so vielen Romanen, die uns von solchen Situationen erzählen, ist es ziemlich beängstigend, sich vorzustellen, wie es ist, in einer solchen Situation zu leben, in der bereits Gedanken eine Sünde sind und niemand davon wissen darf. Und man muss sich davor hüten, anderen zu helfen, besonders wenn sie auf irgendeiner der Listen der "Feinde", "Terroristen", "Barbaren", wie auch immer sie in den jeweiligen Ländern heißen, stehen.
Dieses Buch mag zwar über fünfzig Jahre alt sein, aber es ist immer noch so aktuell wie eh und je. Mir fallen ein paar Länder ein, die sich noch in einer ähnlichen Situation befinden, und ich wette, das geht anderen auch so.
Buchbeschreibung:
"Jahrzehntelang ist der Magistrat ein loyaler Diener des Staates gewesen und hat die Amtsgeschäfte der winzigen Garnisonsstadt in einem Grenzdistrikt des Reiches geführt, ohne sich von der vermeintlichen Bedrohung durch die 'Barbaren', einem benachbarten Nomadenstamm, beirren zu lassen. Als jedoch eine Spezialeinheit der Staatspolizei eintrifft, um den Nachweis für kriegerische Absichten der 'Barbaren' zu erbringen, wird er Zeuge der grausamen und ungesetzlichen Behandlung von Gefangenen. Vom Mitleid mit den Opfern aufgerüttelt, will der alte Mann ein Zeichen setzen. Gleichsam in einem Akt privater Wiedergutmachung nimmt er ein schwer misshandeltes 'Barbaren'-Mädchen bei sich auf, um es schließlich zu seinem Volk zurückzubringen. Diese Expedition brandmarkt ihn als Verräter, er wird nun seinerseits Opfer von öffentlicher Demütigung und Folter.
J. M. Coetzees früher Roman 'Warten auf die Barbaren' (1980) gilt als eines der zentralen Werke des Autors. Das mehrfach ausgezeichnete Werk stellt die Frage nach Würde und Mitverantwortung des Einzelnen unter einem Regime, das sich über Recht und Anstand hinwegsetzt."
Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.
J.M. Coetzee, "der in zahlreichen Gestaltungen das erstaunliche Wirken von Außenseitern darstellt", erhielt den Nobelpreisfür Literatur 2003.
Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier
finden.
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